Energieversorgung unter Beschuss: Wie die Ukraine damit umgeht

  • Es findet eine beeindruckende Anpassung an die Kriegsbedingungen statt, die es letztlich den Angreifern auch immer schwerer macht mit wenig Aufwand großen Schaden zu verursachen.


    "Angesichts der fortwährenden russischen Angriffe auf das Energienetz und die dadurch bedingten Stromausfälle braucht die Ukraine für diesen Winter noch rund 17.000 industrielle oder größere Stromgeneratoren. Diese Zahl nannte Ministerpräsident Denys Schmyhal am Freitag bei einer Regierungssitzung, wie die Staatsagentur Unian berichtete. »Bisher haben kleine und mittlere Unternehmen bereits rund 500.000 kleinere Generatoren importiert«, sagte er. »Aber um durch den Winter zu kommen, brauchen wir noch rund 17.000 größere oder industrielle Generatoranlagen.«"


    (Quelle: spiegel.de vom 17.12.2022)

  • Das zeigt uns doch, dass dezentrale Anlagen nicht das Nonplusultra ist. Anscheinen kann man von dem Krieg mehr lernen als einem lieb ist.

    Dass wir nochmal solch eine lange Phase von Frieden haben werden, bezweifle ich. Wir werden uns auf neue Konfrontationen einstellen müssen.

    Gestern hat ja mal wieder der EX Präsident Medwedew aus dem Nähkästchen geplaudert, dass man ja mit der NATO im Krieg liege, und deshalb auch Brücken und Kraftwerke in den NATO-Staaten durchaus zerstören könnte/würde, um der Infrastruktur zu schaden. Zumindest wäre es legitim, diese anzugreifen, da sie den Ukrainern helfen russisches Gebiet zu besetzen und anzugreifen. So in etwa hat er sich geäußert.

  • Das zeigt uns doch, dass dezentrale Anlagen nicht das Nonplusultra ist.

    Na eben doch. Dagegen sind wenige zentrale Knotenpunkte, von deren Funktion die Stromversorgung von Millionen Menschen abhängt, die Schwachstellen, die zudem noch leicht angreifbar sind. Sie stehen ungeschützt weithin sichtbar in der Landschaft. Natürlich könnte man an jedes Umspannwerk und jede größere Trafostation zwei drei Gepard-Panzer oder Mantis-Systeme stellen. Aber das ist nicht realistisch, weil man hunderte dieser Systeme bräuchte.


    Wenn sich die Ukraine nun mit hunderttausenden kleiner Stromerzeuger behilft, sind diese Stromquellen praktisch nicht mehr vom Angreifer auszuschalten.

    Die Schwachstellen verschieben sich dann natürlich auf den Nachschub an Kraftstoff für diese Stromerzeuger.

  • Sorry ich habe mich da verkehrt ausgedrückt, genau das Gegenteil meinte ich. also nicht Dezentral sondern Zentral.

  • Schwachpunkte sind dann auch (zumindest bei den kleinen Aggregaten) Dauerlast und Leistung und die notwendigen häufigen Ölwechsel etc.


    Geht einen Winter lang, ist aber keine Dauerlösung. Das Bottleneck ist dann wieder der Kraftstoff da der Verbrauch quasi in Konkurrenz zur Armee steht, Dieselmangel besteht ja in der Ukraine. Hilft jetzt, ist notwendig aber auf längere Sicht kein tragbares System. Das Problem bleiben auch weiterhin große Industrieanlagen die von Netzstrom abhängig sind.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Wobei ein zentrales Riesenkraftwerk den Vorteil hätte, man müsste nur einen Punkt schützen.

    Diesen Punkt könnte man mit Phalanx, Gepard, Patriot, Sky Ranger, Iron Dome und was es nicht alles gibt, zupflastern und da würde nichts mehr durchkommen.


    Die dezentralen Einrichtungen können nur sporadisch abgedeckt sein.


    Beides hat Vor und Nachteile. Ich tendiere aber auch zur dezentralen Versorgung, alleine schon wegen der Flexibilität beim Ausfall, man kann sich sehr einfach "aushelfen".

  • Dann bleiben aber weiterhin die Überlandleitungen das Problem. Wenn Russland die Ukraine versorgungstechnisch in das Mittelalter zurück bringen will und man keine Chance mehr hätte die Kraftwerke/Umspannkraftwerke anzugreifen, dann würden bei dieser Taktik vermutlich die Überlandleitungen durch Sabotagetrupps gesprengt werden. Dann hat man die gleiche Wirkung.


    Auf Grund der Flächenausdehnung der Ukraine dürften die Versorgungsstrukturen per se kaum verteidigungsfähig sein. Das ist ein enormes Problem für die Ukrainer, mit einem Feind der auf eine zielgerichtete Zerstörung einen feuchten Kehricht gibt und stattdessen die weichen Ziele wählt hat man generell schlechte Karten.

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