Hallo,
Ich überlege schon seit einigen Monaten, mir ein E-Bike zuzulegen. Bisher hat mich jedoch der recht heftige Preis daran gehindert. Ausserdem hatte ich ja einen Drahtesel, zwar keinen elektrischen aber sollte ich ihn deshalb einfach entsorgen? Wer würde mir schon ein 20 Jahre altes Fahrrad abkaufen? Wirklich Platz für ein zusätzliches Fahrrad hatte ich auch nicht so richtig, nachdem hier schon 5 Fahrräder und 3 Mopeds rumstehen.
Dann brachte mich Milty auf die Idee, meinen alten Drahtesel auf Elektro umzurüsten. Das Umbaukit, das er erwähnte ist von Yose Power und kostet aktuell €469,- Euro. Hier der Link zum Shop: E-Bike Conversion Kit 36V 350W Rear Motor Kit for Cassette with 36V13A (yosepower.com)
Es besteht aus einem 350 Watt Nabenmotor, einem 470Wh Akku, sowie einem Tretlagersensor, einem Display, einem Daumengashebel und zwei Bremshebelsensoren.
Als ich mir das Kit genauer ansah, stellte ich fest, dass es vor dem Kauf einige Dinge zu klären gibt, damit das Geraffel dann auch aufs Bike passt.
1. Steckkassette (Cassette) oder Schraubkassette (Freewheel)
Der Unterschied besteht darin, dass bei der Schraubkassette der Freilaufmechanismus Teil der Kassette und bei der Steckkassette Teil der Nabe ist. Man muss also vorher genau schauen welches System am eigenen Rad verbaut ist, da die Kassette sonst nicht auf das Hinterrad des Sets passt. Habe ich schon erwähnt, dass sich mein Fahrradtechnik-Wissen auf dem Stand von 1980 befindet?
Nach einiger Recherche war ich sicher, bei meinem Rad ist eine Shimano Steckkassette mit 9 Zahnrädern verbaut, also sollte das "Rear Motor Kit for Cassette" passen.
So sieht die Kassettenaufnahme des Kits aus Man erkennt den integrierten Freilaufmechanismus:
So sieht die demontierte und gereinigte Steck-Kassette von meinem Rad aus. Man erkennt dieses System daran, dass der Schlüssel innen eingreift. Bei der Schraubkassette greift er aussen ein.
Die passenden Werkzeuge (Spezialnuss und Kettenpeitsche liegen dem Umbaukit bei:
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Fertig montiert. Drehmoment soll 40Nm sein. Da sich das Gewerkel beim Treten aber sowieso festzieht, ist das Anzugsmoment nicht so kritisch.
Als nächstes war die Bremsscheibe von der alten Felge auf die neue zu montieren. Laut Umbauanleitung, sind hierfür einfach 6 Schrauben zu lösen. Ich werfe also, mit Imbusschlüssel bewaffnet, einen Blick auf meine Felge:
Joah.....
Der Versuch die Scheibe Mittels "Nietköpfe abflexen" runter zu bekommen schlug ebenfalls fehl. Die Nieten sind eins mit der Scheibe.
"Ich brauche eine Bremsscheibe 160mm, 1,8mm dick.", sage ich zum Verkäufer des Fahrradshops, der mit seiner Gegenfrage, "Quicklock oder 6-Loch?" mir klarmacht was auf meinem Rad verbaut ist und warum das so nicht auf die Nabe des Umbaukits passt.
Wenn man genau auf das Foto blickt, erkennt man auch die Zahnung des "Quicklock"-Systems mit dem die Bremsscheibe samt aufgenieteter Halterung montiert ist. Passt halt so leider nicht zum Umbaukit.
Um 30 Euro ärmer aber mit einer Shimano Anti Quitsch 6-Loch Bremsscheibe mache ich mich auf den Heimweg.
Gesamtkosten des Umbaus damit nun €500,- Zumindest hat die neue Scheibe perfekt gepasst und auch den Bremssattel musste ich nicht anpassen.
So siehts von der anderen Seite aus:
Die Montage des Akkus war wirklich einfach. Drop In Montage mittels der zwei Schraublöcher für die Trinkflasche. Ok, das Kettenschutzblech musste ich etwas abflexen um Platz für den breiten Akku zu schaffen aber das war in einer Minute erledigt.
Nächster Schritt, Tretkurbel mittels beiliegendem Abzieher abmontieren, Tretlagersensor aufstecken und Tretkurbel wieder draufschrauben. Klingt doch easy.
Der mitgelieferte Abzieher wollte aber so gar nicht zu meiner Tretlagerachse passen. Nach genauerer Betrachtunge, erkannte ich, dass sich die Tretkurbel mit einem Inbusschlüssel entfernen lässt. Was soll ich sagen, seht selbst:
Durchmesser 22mm. Der mitgelieferte Tretlagersensor hat 15mm Durchmesser, passt also nicht, denn wie sich nach genauerer Recherche herausstellt, handelt es sich hier um ein sogenanntes Shimano Octalink System, welches lt. Hersteller des Umbaukits explizit NICHT komaptibel ist, mit dem mitgelieferten Tretlagersensor. Juhuu....
Also, musste ich nun auch noch einen passenden Tretlagersensor bestellen, was die Kosten um weitere €25 in die Höhe trieb. Zwischenstand €525,-
Was solls, montiere ich halt den Gasgriff...
Auch das war ein ziemliches Gefrickel, da ja schon Bremse, Raufschalt-, Runterschalthebel und Klingel um den Platz an der Lenkstange buhlten. Nach etwas Rumgeflexe und Repositionierung der ganzen Hebelage fand ich eine ergonomische Lösung:
ZUletzt noch das Display:
Die erste Probefahrt war vielversprechend und mittels Gashebel ohne zu treten mit 35kmh rumzudüsen zauberte mir ein fettes Grinsen ins Gesicht. Ja ich weis, das ist pfuibah und furchtbar verboten. Was solls ich lebe auf dem Land, da interessiert das niemanden.
Achja, eines habe ich noch vergessen. Dem Kit liegen Bremshebel mit Sensoren bei, die nur für Seilbremsanlagen passen. Das schreibt der Hersteller auch so auf seiner Seite und empfiehlt, passende Sensoren für Hydrauliksysteme dazuzubestellen. Das habe ich auch gemacht, jedoch kommen die Sensoren, im Gegensatz zum Bausatz nicht vom Lager in Deutschland, sondern aus China. Soll heissen, sie sind noch nicht da.
Da ich aber auch noch keinen Tretlagersensor verbaut habe, ist das nicht tragisch. Die Bremssensoren verhindern ja nur, dass der Motor weiter schub gibt während man bremst. Das kann theoretisch passieren, wenn man während dem Bremsen die Pedale nicht ruhig hält.
Also kurzer Kassensturz:
Umbaukit €469,-
Hydrauliksensoren: €24,-
Versandkosten: €14,-
Passende 6-Loch Bremsscheibe: €30,-
Passender Tretlagersensor mit Versand: €25,-
Macht summa summarum: €562,- und 3 Teile aus dem Kit für die ich keine Verwendung habe.
Ich würde mir wünschen, dass Yose im Webshop einen Konfigurator anbietet, wo genau diese Punkte abgefragt werden.
1. Felgengröße
2. Kassettensystem
3. Bremssystem
4. Tretachsensystem
Sobald das restliche Zeug kommt werde ich ein Update posten.
LG. Nudnik