Am Wochenende konnte ich meinen neuen 3D-Drucker Bambu Lab P1S in Betrieb nehmen. Zuvor musste ich erst einen soliden Tisch dafür bauen, die schnellen Core-XY-Drucker sind ja ziemlich wild beim Drucken, was abbremsen und beschleunigen angeht.
Also die Tischplatte des alten Couchtischs recycelt und ihr zwei geschweißte Werkbank-Füße drunter geschraubt, die ich bei Amazon gefunden hatte. Der Tisch ist zusätzlich noch mit der Wand verschraubt. Das Ganze steht in unserem PV-Technikraum in unserm Nebengebäude. Da drin steht auch der Stromspeicher unserer PV-Inselanlage - jetzt unterm Druckertisch. Der 3D-Drucker wird auch komplett autark von der PV-Insel versorgt.
Im Vergleich zu unseren bisherigen Druckern - Monoprice Mini V2 [Anzeige] und Monoprice MP10 Mini [Anzeige] - ist der P1S von Bambu Lab ein gewaltiger Sprung in Sachen Druckqualität, Geschwindigkeit und Funktionsumfang. Im Grunde steht er den Profigeräten von Ultimaker in nichts nach, kostet aber nur ein Zehntel. Durch das automatische Materialsystem (der Box auf dem Drucker), können bis zu vier Rollen Filament oder Supportmaterial automatisch ein- und ausgefädelt werden. So kann man z.B. mehrfarbig drucken oder besonders leicht abtrennbares Supportmaterial als dünne Zwischenlage drucken. Der Druckkopf mit Direktextruder hat eine "Müllecke" hinten im Druckergehäuse, in das er vor Druckbeginn ein paar Zentimeter Filament ausdruckt und auhc beim automatischen Filament- bzw. Farbwechsel druckt er ein längeres Stück Filament in den Müllschacht, das dann als Gekräusel hinten aus dem Drucker fällt. An dem Müllschacht gibt es zudem eine Messerklinge, an der der Druckkopf danach raushängendes Filament abschneidet.
Das Druckbett hat eine abnehmbare magnetische Bauplatte, die mitgelieferte Bauplatte hat eine fein genarbte Textur, die sich dann in der Unterseite des Druckobjekts abbildet, was recht hochwertig wirkt, will man eine glatte Unterseite, muss man eine andere Bauplatte verwenden und braucht dann z.B. Klebestift als Haftgrund. Den Klebestift trägt man am besten nur als großes "X" auf und sprüht dann etwas Isopropanol auf die Buaplatte und verwischt den Kleber damit gleichmäßig zu einer hachdünnen Haftschicht, die man dann auch mehrfach bedrucken kann.
Der Druckkopf macht vor dem Druck eine automatische Vermessung der Bauplatte und auch einen Beschleunigungstest, um die Vibrationen der Bauplatte und der Antriebe auszumessen. Das wird dann beim Druck in den Beschleunigungs- und Bremsmanövern berücksichtigt. Andernfalls würde der Drucker bei hohem Drucktempo wohl herumwandern wie eine Waschmaschine mit defekten Dämpfern.
A propos Tempo. Den Referenz-Benchy druckt der P1S in 18 Minuten in einer nahezu perfekten Qualität. Mein zweites Druckobjekt war dann ein 12fach-Batteriehalter für Mono-Zellen. Auf die 25x25cm Bauplatte passen zwei Stück nebeneinander. Die hat der Drucker in 6h gedruckt. Zum Vergleich: auf unserem MP10 Mini, bei dem nur ein 12fach-Batteriehalter auf die 20x20cm-Bauplatte passt, hat der Druck in relativ grober Qualiät (damit es schneller geht) über 13h gedauert. Der Batteriekasten ist an der Oberfläche schwarz, weil mir natürlich auf den letzten Metern die Musterrolle Filament, die mit dem Drucker geliefert wurde, ausging. Der Rollenwechsel on-the-fly war aber kein Problem: ich ließ den Drucker die Rolle leerdrucken, dann fuhr der Druckkopf in Warteposition. Dann in der AMS-Box auf dem Drucker eine Restrolle schwarzes Filament eingesetzt, den Anfang des Filamentfadens eingesteckt und den Rest machen AMS und Drucker automatisch: das Filament wird durchgefädelt bis zum Druckkopf und währenddessen hat der Druckkopf schon wieder aufgeheizt und hat dann sofort den Druck mit der neuen Rolle fertiggestellt. Ich bin begeistert.
Man kann den Drucker wahlweise per SD-Karte mit Druckdaten füttern, per Handy-App (dann gehen die Druckdateien allerdings über den Server des chinesischen Anbieters!) oder vom PC aus übers hauseigene WLAN. Was ich als Nächstes probieren werde, ist der automatische Weiterdruck, wenn eine Filamentrolle leer ist und er dann mit der nächsten Rolle im AMS weiterdrucken soll. So kann ich mal die diversen Restrollen aufbrauchen.
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Kleiner Nachtrag: die Drucker von Bambu Lab werden von der kostenlosen Slicer-Software Cura (aus dem Hause Ultimaker) nicht unterstützt. Man kann sich zwar ein Custom-Profil für die BL -Drucker selber definieren, aber da gibt es wohl Probleme mit der korrekten Interpretation der Z-Achsen-Steuerung (und dann wird das komplett Objekt auf der allerersten Druckebene gedruckt...). Könnte mir vorstellen, dass die Drucker von Ultimaker zu sehr als Konkurrenz zu ihren eigenen Produkten betrachtet werden. Bambu Lab bietet mit "Bambu Studio" eine eigene Slice-Software an, die .stl und andere CAD-Formate problemlos importiert.