Erlebte Notfall-/Krisensituationen und die Lehren daraus

  • Hallo Fire,


    es ist schon ein Weilchen her das ich die Preise verglichen habe.
    Durch die häufige Verwendung sind die Nitrilhandschuhe wohl günstiger geworden.
    Die Preisunterschiede bei Nitrilhandschuhen liegen möglicherweise in der Herstellung des Materials
    aus dem die Handschuhe bestehen. Einige Nitrilhandschuhe können noch Katalysatorreste aus dem Herstellungsprozess enthalten.
    Diese Reste könnten sensibilisierend wirken, zumindest bei den billigen Handschuhen.
    Das ist mein Informationsstand.
    Danke auch für Deine Ergänzungen zur Latexallergie.
    Cosmo

    "Lächle, denn es könnte schlimmer kommen!" Ich lächelte und es kam schlimmer!

  • In der Regel sind in den Verbandkästen immer nur 4 (!) Handschuhe drin.


    Da ist jeder gut beraten sich einen Karton zu organisieren.


    Bei uns liegen die überall rum. Auto, Küche, in allen Jacken und Taschen mind. 2 Paar, zum Luft prüfen sind die auch gut :winking_face:
    Bekommt man keine schwarzen Finger vom Bremsstaub (angeblich ja ohne Asbest, aber wer weiss?).


    Und wie Du schon geschrieben hast linthler, sie sind da um den Helfer zu schützen.
    Beim Patient blutet die Wunde ja eh oft stark und wird dadurch sauber gehalten :-))


    In dem Sinne: Kauft Handschuhe! (Nein, ich handel da nicht mit).


    LG, jema

  • Eigentlich hiess der Thread zwar



    Vieleicht sollte man ihn in Gummi, Latex und Co umbenennen. :Cool:



    Jeder Rettungs-Assi oder Feuerwehrler dürfte hunderte solcher Story´s drauf haben.
    Die Lehren aus solchen Vorkommnissen sind sicher erwähnenswerter als das Geschehen selbst.


    Bei Grossereignissen ist der wichtigste Ausrüstungsgegenstand ein ordentlicher Spaten, und damit meine ich keinen Klappspaten. Diese Lehre habe ich nach dem "Hickser" auf die harte Tour in Indonesien gelernt, keine Ahnung wieviele 100m^3 ich da mit dem Klappspaten bewegt habe (kam etwa 48h später dort an... lange Geschichte die nicht vertieft werden muss). Nebenbei gab es noch die Erkenntnis das man sich niemals nie nicht auf den Nachschub durch andere Organisationen verlassen soll, auch wenn das so abgesprochen war.
    Im Kosovo war es (´99) die Erkenntnis das man auf das 2. Paar Stiefel verzichten kann, da diese nur Platz für Muni wegnehmen. Muss auch nicht vertieft werden.


    Ich hatte 2 mal aterielle Blutungen zu versorgen (Fahrrad meet´s Leitplanke und Spiel und Spass mit dem Fichtenmoped). Einmal mit dem Gürtel und einmal mit dem Unterhemd (das war das sauberste was ich an hatte) abgebunden (war nötig, Freiwillige vor die mir beweisen wie man eine grössere, ausgefranste Wunde mit aterieller Blutung mit nem Druckverband zu bekommt). EHK lag jeweils ca. 150m weit weg. Ich werde es trotzdem nicht andauernd mit mir rumschleifen (ca. 1,5l Volumen, 1,6kg schwer... ist das gleich das ich nehme wenn ich auf Tour gehe).


    Handschuhe waren beide Male Fehlanzeige. Solange der verunfallte nicht aussieht wie die wandelnde TBC, Hepatitis, Cholera, Pest und HIV ist das Risiko "relativ" gering sich etwas einzufangen.
    Im Ernst: So lange man nicht selbst eine offene (also eine frische, blutende) Wunde an den Händen hat ist die Ansteckungsgefahr relativ gering. Kleine Kratzer in der Hautoberfläche zählen nicht. Die Hände sollte man sich allerdings dann doch schleunigst waschen und desinfizieren.
    Handschuhe sind gut, müssen aber nicht unbedingt sein und sollten auch kein Hindernisgrund zur Hilfe sein.


    Gut wenn man sie hat, wenn man keine hat.... "wat mut dat mut" sagt der Friese.


    Für alles andere langen die 3 Pflaster im Geldbeutel.


    Gruss



    P.s. Bin seuchenfrei, stubenrein und kinderlieb.
    P.s.s. Entsprechende und diverse Kurse, teils mit, teils ohne Zertifikat sind absolviert.

  • Vielleicht passt das ja hier gerade gut rein - ich habe mir vor kurzem in Sachen Absicherung Unfallort ein powerflare LED - Notlicht (Strobo etc.) fürs Auto gegönnt. Kann ich nur empfehlen, ich habs in der Farbe gelb erstanden. Hier ein kurzes youtube video, das die Dinger vorstellt: http://youtu.be/GPOmZ-muoqc

  • Zitat von supi;74094

    Solange der verunfallte nicht aussieht wie die wandelnde TBC, Hepatitis, Cholera, Pest und HIV ist das Risiko "relativ" gering sich etwas einzufangen.


    Das sieht man den Menschen leider nicht an der Nasenspitze an ob sie was haben.


    Zitat von supi;74094


    Im Ernst: So lange man nicht selbst eine offene (also eine frische, blutende) Wunde an den Händen hat ist die Ansteckungsgefahr relativ gering. Kleine Kratzer in der Hautoberfläche zählen nicht.


    Ohne Handschuhe ist das Infektionsrisiko hoch wenn jemand blutet. Schon ein kleiner Kratzer in der Haut kann dazu führen dass die Infektionskette geschlossen ist. D.h. dass Du hast was auch immer er hat.


    Zitat von supi;74094


    Die Hände sollte man sich allerdings dann doch schleunigst waschen und desinfizieren.


    Wieso? Wenn das Risiko gering ist Deiner Ansicht nach, warum soll man sich dann schleunigst die Hände waschen und sie dazu noch desinfizieren? Wenn Du Dir was eingefangen hast, dann bringt das auch nichts mehr.


    Zitat von supi;74094


    Handschuhe sind gut, müssen aber nicht unbedingt sein



    Das sagt niemand der in dem Bereich arbeitet.


    Und wenn Du das so verbreitest, ist das extrem gefährlich. Sonst hätte ich diesen Beitrag auch garnicht verfasst (sonst ist Dein Verhalten nämlich absolut mustergültig - Du hilfst den Menschen und bist mir da sehr sympathisch). Stell Dir jetzt mal vor Lisa Normalbürger liest diesen Beitrag von Dir und denkt sich bei der nächsten zu versorgenden Blutung "Ach ja, die Handschuhe müssen ja nicht unbedingt sein." und steckt sich dann mit ner leckeren Krankheit an, dann hast Du indirekt dazu beigetragen. Also bitte verbreite nicht solche Sachen...


    Zitat von supi;74094


    und sollten auch kein Hindernisgrund zur Hilfe sein.


    Die nicht vorhandenen Handschuhe sind aber durchaus ein Grund dafür, dass Ersthelfer nicht helfen. Allerdings geht es im Unfallgeschehen nicht nur um Blut, sondern auch um Speichel und Erbrochenes. Und leider ekeln sich die meisten Menschen vor diesen Flüssigkeiten.


    Handschuhe sind ein absolutes Muss bei Unfällen.



    Liebe Grüße


    Fire

  • Wenn der Herr supi im Kosovo auf ein zweites Paar Stiefel verzichtet um mehr Platz für Munition zu haben ist er aber höchstwahrscheinlich Soldat (oder einer von den Bösen...) und ist deswegen wohl gewohnt Kameraden zu versorgen, welche körperlich kerngesund sind. Da wird das bei uns auch so gehalten, dass man nicht unbedingt Handschuhe raussucht, sondern die Priorität für ein Tourniquet höher höher ansetzt.

  • Zitat von Mike;74256

    Wenn der Herr supi im Kosovo auf ein zweites Paar Stiefel verzichtet um mehr Platz für Munition zu haben ist er aber höchstwahrscheinlich Soldat (oder einer von den Bösen...) und ist deswegen wohl gewohnt Kameraden zu versorgen, welche körperlich kerngesund sind. Da wird das bei uns auch so gehalten, dass man nicht unbedingt Handschuhe raussucht, sondern die Priorität für ein Tourniquet höher höher ansetzt.



    Okay. Daran hatte ich noch nicht gedacht. Versorgung von Verletzten der eigenen Einheit ist eine andere Sache. Wobei mir egal ist ob derjenige zu den Bösen oder den Guten gehört wenn ich ihn versorge. Aber ich verstehe was Du meinst Mike. Da kann man natürlich die Prioritäten anders setzen.
    Aber sonst gilt - Eigenschutz geht vor.


    P.S.: supi gehört mit Sicherheit zu der guten Sorte Mensch. Sonst wär ihm das Leben der anderen Menschen piepegal.

  • Zitat von Firepot;74264

    Okay. Daran hatte ich noch nicht gedacht. Versorgung von Verletzten der eigenen Einheit ist eine andere Sache. Wobei mir egal ist ob derjenige zu den Bösen oder den Guten gehört wenn ich ihn versorge.



    Hall Firepot

    Da habe ich aber einen Einwand!

    Auch bei der Versorgung von eingenen Leuten sind Hanschuhe Pflicht!

    Denn man weiss NIE die Krankheitsgeschichte seines Kumpels. Sorry ist aber so!

    Das hat nichts mit Vertrauen und so zu tun, auch Leute aus den eigenen Reihen könne was haben was man nicht unbedingt teilen muss.

    Grundsätzlich gilt.......: "OHNE Handschuhe geht mal gar nichts!

    Viele Grüsse, Ernst

  • Ja, sehe ich genauso. Aber das bezog sich darauf, dass die Soldaten untereinander ihr eigenes Vorgehen haben. Natürlich werden die nicht ständig auf Infektionskrankheiten untersucht. Und ohne Handschuhe versorge ich sowieso keine Wunden. Deshalb habe ich auch privat immer welche bei mir.

  • mea culpa


    Das sollte man vieleicht wirklich nicht in einem öffentlichen Forum so ausdrücken wie ich es (siehe oben) getan habe.
    Selbstverständlich sind Handschuhe Pflicht, und natürlich nutze ich diese auch.
    Als Gärtner habe ich eigentlich immer welche in der Tasche (die Hände werden durch den dauerhaften Kontakt mit den Huminstoffen der Substrate immer spröde und rissig).


    Was ich in meinem obigen Post sagen wollte war, das jeder für sich selbst, für die eigene Person, ausmachen muss wie weit der Selbstschutz und auch der Opferschutz geht.
    Ja, auch um den Opferschutz, da das Opfer sich ja schliesslich etwas vom Helfer einfangen kann.


    Ich wollte nur ausdrücken das wenn die sprichwörtliche Kacke am dampfen ist man in "Ausnahmefällen" das Risiko eingehen kann, aber natürlich nicht sollte. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen.


    Wenn z.B. der Nachbar, zu dem du 100m hingerannt bist weil da einer gebrüllt hat wie am Spiess und (wie du jetzt siehst) am bluten ist wie ein Schwein... Nimmst du dir die Zeit zurückzurennnen um die Handschuhe zu holen und dann nochmal hin?
    Stehst du da und glotzt blöd, weil du keine Handschuhe hast kannst du ihm nicht helfen?
    Hast du die Zeit, oder kommst du zu spät?


    Jeder soll in solchen Fällen tun was er für richtig hält. Ich, für mich allein, ist klar das ich mich nicht vor dessen Kinder hinstellen und sagen werde das ich nichts tun konnte, oder ich erst Handschuhe holen musste.


    @Firepot: :Gut: um ehrlich zu sein habe ich mich gewundert warum da nicht schon früher etwas in der Art kam. Gegen deinen Post ist absolut nichts einzuwenden.
    Ansonsten haben ältere Nachbarinnen in meiner Kindheit immer behauptet ich habe den bösen Blick :Cool:.
    Vieleicht ist ja was dran:lachen:


    @Mike: einer der Bösen.... :grosses Lachen: der war gut, hast mir den Abend gerettet. Danke
    Bevor hier Gerüchte aufkommen.... Ich war als FWDL (Freiwillig Wehrdienstleistender) mit Y-Tours drunten und habe Transporte (Klopapier-Gabelstapler) geschützt. Transportbegleitzug hiess das damals. Der Kosovo war ein Kinderausflug, nur wenn ein Depp sich eingebildet hat wir würden die Kronjuwelen der Queen spazieren fahren konnte es ungemütlicher werden. Standardmässig hatte man 5 Magazine a 30 schnelle Freunde. Die sind verdammt schnell weg, und dann steht man mit runtergelassener Hose in der Puszta und hofft das heute nichts mehr passiert. Nur Bruce und John können ballern ohne nachzuladen (denen beiden sollte eigentlich ein Lieferwagen hinterherfahren). Daher, raus mit den Stiefeln.


    Gruss



    P.s. Die Ärzte konnten das Bein wieder anflicken, allerdings geht er schlecht und das Bein ist verkürzt.

  • Großen Dank linthler für deine spannende Schilderung!
    Und für deine rasche Hilfsbereitschaft!


    Meine 0.02cent zum "Handschuhthread":
    Ein knappes Jahrzehnt als Sani hat mich gelehrt, dass man die richtigen Sachen im Privatleben nie dabeihat. Nie, nie, nie. Es kommt immer anders, als man denkt. Es geht folglich auch sehr gut ohne Handschuhe oder Beatmungsmaske. Ich lebe bis heute noch, und mein Blut ist zum Spenden auch noch gut genug (trinken würd ichs nicht).


    Das Folgende wirkt jetzt vielleicht etwas wichtigtuerisch, soll aber nicht so sein, und ist vom Survival-Standpunkt aus vielleicht interessant:


    Was ich tue, wenn ich privat zu einem Notfall hinzukomme:


    1. Schauen was überhaupt los ist. Überblick kriegen.
    2. Ersthilfe (nur bei Großereignissen zuerst Notruf)
    3. Notruf absetzen
    4. Weiterhelfen


    ad 1 Lage einschätzen:
    Wenn nichts los ist oder schon Sanitöter oder Feuerwehrleute vor Ort sind, ziehe ich ab.


    ad 2 Ersthilfe:
    Wenn schon jemand hilft, frag ich kurz ob ich was tun kann. Reanimation zB hält man als Ersthelfer nicht lang durch, kommt aber zum Glück selten vor. Motor endlich abstellen, Straße absperren, kann Leben retten.


    ad 2 Ersthilfe (addendum):
    Auf der Autobahn (aus Selbstschutz) oder bei Großereignissen nicht sofort anpacken, auch wenns extrem schwer fällt. Bei einem umgestürzten Reisebus oder Fabriksbrand zb muss ich erstmal die Lage sondieren, dann Notruf absetzen, dann helfen. Es gibt Ereignisse, da hilft nur Teamarbeit.


    ad 3 Notruf:
    Ja, es gaffen fast alle. Das ist ein Riesenthema für sich. Die Neugierde hat den Urfisch wohl vor Urzeiten mal aus dem Wasser rausgetrieben, aber seitdem ist hirntechnisch nicht mehr arg viel passiert. Wenn zB auf der Autobahn ein großer Unfall passiert ist, wird bei uns auch auf die Gegenrichtung schonmal gerne ein Krankenwagen hingeschickt, weil die Leute rübergucken und sich garantiert verheddern. Neugierig sind sie ALLE, das heißt aber nicht, dass sie jemandem auch helfen. Also immer davon ausgehen, dass keiner der Umstehenden irgendwas getan hat - nichtmal Notruf absetzen. Daher rufe ich grundsätzlich immer an. Die checken das in der Leitstelle schon. Auch wenns schon der 5. Anruf zum selben Vorfall ist, das ist ok. Nichts ist blöder, als zufällig Leute am Straßenrand hektisch winken zu sehen - wenn man dann brav stehenbleibt (Einsatzfahrt, am Weg zum Herzinfarkt/Kindernotfall/Geburt) und fragt, was denn los sei, erfährt man, dass sie schon seit einer Stunde auf den Krankenwagen warten. Ob denn von ihnen niemand angerufen hat...? Brrr.


    ad 4 Weiterhelfen:
    u.a.: Pannenhilfe, Kinder beruhigen/betreuen, ggf. Angehörige/Abschleppfirma anrufen, Schaulustige zum Mithelfen abkommandieren (direkt ansprechen, ab und zu Durchführung kontrollieren, bedanken), meine eigenen Termine verschieben,... Sobald ich nicht mehr vonnöten bin, beim Einsatzleiter abmelden.


    Großen Dank an euch alle fürs Engagement,
    und falls ich Bockmist geschrieben habe, einfach korrigieren.


    nächtlichen Gruß,
    wam

  • Zitat von wam;74362



    Neugierig sind sie ALLE, das heißt aber nicht, dass sie jemandem auch helfen. Also immer davon ausgehen, dass keiner der Umstehenden irgendwas getan hat - nichtmal Notruf absetzen. ... Daher rufe ich grundsätzlich immer an. Die checken das in der Leitstelle schon. Auch wenns schon der 5. Anruf zum selben Vorfall ist, das ist ok



    (Un)Schönes Beispiel: Vor einigen Monaten in Solothurn (Schweiz): Am hellichten Tag steht in der Altstadt (!) ein Dachstock im Vollbrand. Die Strasse ist voller Leute die gaffen (und kritisieren das niemand etwas tut), nur die Feuerwehr erfährt eine geschlagene halbe Stunde nichts davon!

    Schöne Grüsse, Gresli

  • Als Ersthelfer in der Firma


    Hey,


    hier ein ganz kurzer Bericht zu "Krisensituationen":


    Es muss so im Jahre 96/97 gewesen sein. Ich hatte meine mehrtägige DRK-Ausbildung zum Ersthelfer im Unternehmen gerade erst beendet. Ich arbeitete in einem Großraumbüro direkt neben der Eingangstür -> Flur -> Treppenhaustür. Eine Kollegin stand nach der Mittagspause plötzlich aufgeregt hinter mir. "Du, der D... liegt im Treppenhaus und ist nicht mehr ansprechbar.". Ich rauf, rief noch kurz einem Kollegen im Büro etwas zu (der war ebenfalls Erstehelfer) und ab zum Treppenhaus.


    Das dauerte ca. 10 -15 Sekunden tatsächlicher Zeit bis ich bei D.... war. Gefühlt waren es deutlich mehr da mir alles zu langsam ging. Parallel rief der Kollege bereits einen Notarzt an (machten wir immer so - lieber 2x zu oft als 1x zu spät).


    Der Kollege D.... lag zuckend auf den Treppenstufen. Mir war nicht bekannt, dass er Epileptiker war.


    Er blutete nicht und die Arme / Beine sahen auf den ersten Blick auch nicht gebrochen aus.


    Problem: Er hätte sich etwas an der Wirbelsäule angebrochen haben können.


    Die Kollegin und ich haben dann versucht, ihn zu beruhigen. Der zweite Ersthelfer kam dann noch dazu.


    Nach gefühlten 15 Minuten (es sollen nur ca. 3-5 gewesen sein) war der Notarzt da. Es war der praktische Arzt von "um der Ecke" da wir in einer Kleinstadt waren. Dieser übernahm dann und D.... bekam im Krankenhaus eine CT erstellt.


    -----


    Was hatte der Kollege D.... denn? Nach einigen Tagen erfuhren wir von seiner Frau, dass D.... im Gehirn eine "Verstopfung" hatte. Seit dieser Zeit durfte er "Macromar" (Blutverdünner) nehmen. Er hatte dann eine anerkannte Schwerbehinderung, ist jedoch normal zur Arbeit gekommen.


    -----


    Lehre für mich: Es gibt genug bescheuerte Erkrankungen im menschlichen Körper, wo der Ersthelfer nur minimal der verletzten Person beistehen und gar nichts machen kann, da


    1. er es nicht sieht WAS los ist und
    2. er kein Arzt ist und nicht helfen kann (darf) da spezielle Medikamente vonnöten sind.


    Gut, dafür sind Ärzte ja auch da und haben ein paar "Monate" studiert und nur auswendig gelernt.



    Das ist dann ein sche.. Gefühl. Danach habe ich mir erst einmal eine große Tasse Kaffee gegönnt und eine kurze Pause genommen.



    Grüße
    zero

    Wetten Sie niemals gegen den menschlichen Erfindungsreichtum. Der größte Feind der Propheten der Apokalypse ist ein Ingenieur (Daniel Lacalle)

    "Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski, 1821-1881

  • Vorbildliches Verhalten. Sofern ihr zuerst den Rettungsdienst alarmiert habt und dann den Arzt an der Ecke angerufen. Denn der hat von Notfallmedizin keine Ahnung geschweige denn das richtige Equipment und die entsprechenden Medikamente.
    Notarzt ist ne geregelte Weiterqualifizierung. Nicht jeder Arzt ist gleich Notarzt nur weil er am Unfallort ist.


    Deine Lehren solltest Du allerdings nochmal überdenken. Ich geb aber jetzt nicht noch mehr meinen Senf dazu sondern genieße meinen Urlaub.:Cool:


    LG


    Fire

  • jema: Du wolltest mal wissen welche Handschuhe ich mit Vorliebe benutze - diese hier. Die sind von Meditrade und lassen sich genial schnell anziehen.


    LG

  • Bevor ich in meine jetztige Wohnung zog, wohnte ich in einer Wohnung über einer Holzsagerei.

    Geheizt wurde dieses, und die zwei benachbarten Gebäude, mittels einer Stückgutheizung bei mir im Keller. Je nach dem wie "gut" oder wie "schlecht" diese eingeheizt wurde und je nach Wetterlage, hatte ich manchmal weniger aber manchmal auch massiv Rauch in der Wohnung.

    Rauch war ich mir also gewohnt und reagierte meist nur mit Fenster öffnen. Ein Alarmsignal war das für mich nicht mehr, höchstens ein Ärgernis.

    Eines Samstagabends, so gegen 11 Uhr, im Winter, war ich die Wohnung am putzen, dazu lief Musik. Wieder einmal war die Wohnung voller Rauch und ich verfluchte leise meinen Vermieter und die Hochnebeldecke welche sich in den lezten Tagen hartnäckig gehalten hatte.

    Als die CD fertig gespielt hatte und es still war im Gebäude, Strassenlärm hatte es da auch nicht und meine war die einzige Wohnung, hörte ich plötzlich leises Knallen und Knacken aus der Sagerei.
    Eher neugierig als beunruhigt stieg ich die Treppe hinunter zur Haustüre, welche direkt in die Sagerei führte. Öffnete, trat hinaus...

    ... und stand vor einer etwa 3m breiten und 2m hohen Flammenwand!

    Mein erster Gedanke war seltsamerweise:"Was stimmt hier nicht?" Es dauerte einige Sekunden bis ich wirklich begriff was los war.

    Von da an handelte ich ziemlich automatisch, wie ich es bei verschiedenen Gelegenheiten glelernt und gelesen hatte. Ich rannte zurück in die Wohnung, schnappte mein Handy und alarmierte als erstes die Feuerwehr ("... hier in der Sagerei brennts..!"). Danach wieder runter, zu evakuieren gabs ja niemanden, und versuchen den Brand zu bekämpfen.

    Zur Verfügung standen mir ein Wasserlöschposten (fest installierter Löschschlauch) und ein grosser Staublöscher (15kg) sowie mein kleinerer 6kg Löscher aus der Wohnung.

    Da mitten im Feuer eine Kreissäge stand von der ich nicht wusste ob sie unter Strom stand und die Distanz doch relativ kurz war, entschied ich mich für den grossen Staublöscher. Den kleinen behielt ich vorerst in Reserve.

    Diese Löscher sind unheimlich effizient und ich brauchte nicht einmal den ganzen Inhalt und der Brandherd schwelte nur noch.
    Leider ist der Löschstaub in Mund und Nase wirklich zum :brech:!

    Bereits ein, zwei Minuten später fuhr eine Polizeistreife mit Blaulicht vor, welche zufällig in der Nähe war und den Funkspruch mitgehöhrt hatte. (Zitat Polizist: "... sagte zum Kollegen, Brand in einer Sagerei, da müssen wir uns beeilen wenn wir noch etwas sehen wollen!")

    Dann gemeinsames warten auf die (freiwillige) Feuerwehr. Einige Zeit später fuhr ein ziviler PW vor und ein Bauer mit Stallkleidung stieg, seelenruhig, aus: Er habe den Auftrag zu schauen "...ob es überhaupt Rauch habe"! :banghead:
    Nach einem Gespräch über Funk mit einem mittlerweile ziemlich lauten Polizisten, kam nach geraumer Zeit dann doch noch das TWL mit dem Rest der Truppe.

    Dann die grosse Diskussion: Wer muss ins Späne-Lager um zu sehen ob da alles in Ordnung sei! Schlussendlich fasste sich einer ein Herz und meldete sich freiwillig.

    Die Glut wurde nun mit Wasser ganz gelöscht und der Brandschutt hinaus in den Schnee gebracht.

    Anschliessend wurde ein Spezialist der Berufsfeuerwehr der nahen Stadt angefordert der mit einer Wärmebildkamera nach versteckten Glutnestern suchte. Dieser entschied auch eine Brandwache aufzustellen, da ich mit dem Druck des Feuerlöschers möglicherweise Glut in Ecken oder Ritzen geblasen hatte. (Wasser wäre besser gewesen)

    Laut diesem, hätte es nur noch 10-15 Minuten gedauert bis das ganze Holzgebäude ein unlöschbarer Vollbrand gewesen wäre. (Ab dem Zeitpunkt wenn Flammen da sind gehe es sehr schnell)

    Am nächsten Tag kam die Brandfahndung, da die Sagerei veraltet und ein Abriss und Neubau wegen neuem Baurecht unmöglich war, was im Dorf auch bekannt war. Ein Schelm wer böses denkt!

    Offiziell war es vermutlich ein Spitzwinkliger Schnitt von Holz auf der Kreissäge, welcher einen Funken erzeugte, was zu einem Schwelbrand im Sägemehl führte. Weil der Brandschutt bereits herausgeräumt war, konnte der genaue Verlauf nicht mehr ermittelt werden.

    Zwei Monate später, versagte die Umwälzpumpe der Heizung und der Heizkessel (ein sehr grosser, glaube 1500 Liter) begann zu kochen und das Überdruckventil blies unerklärlicherweise nicht ab.

    Nachdem wir (ich und ein anderer Mieter, welcher da ein kleines Lager hatte) das Ventil mit einer langen Dachlatte manuell geöffnet hatten, verliesen wir das Gebäude und telefonierten wieder der Feuerwehr.

    Ich sagte, sie sollen jemanden schicken, der eine Ahnung von Heizungen habe. Natürlich kamen sie diesmal, vermutlich aufgrund des Zusammenschiss, mit der ganzen Truppe, inklusive TWL und Drehleiter.

    Danach bin ich da ausgezogen.

    Grüsse, Gresli

  • Heute, Sonntagabend, 19 Uhr: Ich laufe beim ländlichen Bahnhof zur Bushaltestelle. Am Boden liegt ein Mann, blutüberströmtes Gesicht, daneben viel Blut. Ein Busfahrer telefoniert und ruft die Ambulanz und Polizei. Eine Frau ist beim Mann. Erste Gaffer. Schock. Ich packe sofort das Erste-Hilfe-Set aus und gehe zum Mann. Er ist bei Bewusstsein, sein Gesicht ist voller Blut und er scheint auch weiter zu bluten, aber es spritzt nirgends. Der Busfahrer bringt eine Decke für unter den Kopf. Eine weitere Decke wird gebracht und der Mann zugedeckt. Ich höre, dass es eine Schlägerei gab. Der Verletzte ist der Busfahrer der anderen Linie. Zwischen 40 bis 50 Jahre alt. Ich sage der Frau, dass ich ein Erste-Hilfe-Set dabei habe. Sie sagt, sie sei nicht vom Fach. Ich sehe gerade keine sinnvolle Verwendung. Druckverband scheint nicht nötig zu sein. Ein Mann bringt ein Becken mit Wasser, eine Frau Servietten. Sie tupft das Blut ab (psychologisch sicher gut). Mehr möchte sie nicht tun, sagt sie. Falls er innere Verletzungen hat. Er wurde am Boden liegend getreten (scheint heute üblich zu sein). Ich frage den Mann, ob er Schmerzen hat. Er antwortet nicht. Vielleicht ist er unter Schock. Die Frau kennt ihn anscheinend. Der andere Busfahrer sagt, dass alles schnell gegangen sei. Ich frage ihn, ob ich noch etwas helfen kann. Er verneint. Mit mulmigen Gefühlen steige ich in den Bus und fahre heim, während die Leute der anderen Linie auf einen Ersatzbus warten müssen (und viele gaffen).


    Der Anblick des Blutes hatte mir keine Probleme bereitet (aber natürlich hatte ich Adrenalin im Blut). Mit der "Stimmung" hatte ich Mühe. Vermutlich waren die meisten schockiert. Nur zögerlich bekam ich die Infos. Ich war auch verunsichert, was ich tun soll. Es halfen bereits einige, aber es war mir nicht klar, was bereits gecheckt wurde, was sie miterlebt hatten. Und so schwankte ich etwas zwischen "Führung übernehmen"/alles abchecken und "nur" den bereits Hilfeleistenden meine Hilfe anzubieten. Ich tat dann vor allem letzteres, bin mir aber nicht wirklich sicher, ob es optimal war. Ich habe überprüft, ob alarmiert wurde und mir ein Bild vom Verletzten und die Massnahmen der anderen gemacht. Aber kommunikativ fand ich die Situation eher schwierig. Ob es am Schock der Leute lag oder daran, dass sich etliche der anderen kannten (und ich sie nicht), weiss ich mangels solcher Erfahrungen nicht. Vielleicht bin ich auch nicht optimal rangegangen. Weiter war mir auch bewusst, dass erste Hilfe in so einem Fall rasch an die Grenzen kommt.


    Was würde ich rückblickend vielleicht anders machen? Evtl. mich anders in die Situation "integrieren". Mich vorstellen, vielleicht noch einen Hinweis, dass ich im Zivilschutz war und dann gezielt Fragen stellen. Was ich vielleicht nicht tat, weil die Antworten eher zögerlich kamen und es mich auch nicht kalt liess. Sonntagabend, 19 Uhr, bei einem Bahnhof auf dem Land. Solche Brutalität. Und gleich die Gaffer, die schlaff wie vor dem Fernseher herumhängen. Null Einfühlungsvermögen, wie es für jemanden, der verletzt am Boden liegt, wohl sein muss, zusätzlich noch beglotzt zu werden (falls er es noch mitbekommen hat).


    Auf jeden Fall überzeugte mich das Erlebnis, weiterhin mein Erste-Hilfe-Set im Rucksack dabei zu haben. Und auch den Pfefferspray. Wobei man als Angegriffener in so einer Situation den kaum mehr zücken können wird und sofort alles daran setzen muss, nicht zu Boden zu gehen. Aber wenn man an eine laufende Schlägerei gerät könnte er evtl. nützlich werden.


    Vielleicht können die Profis hier etwas zum Einfluss von Schock von den Umstehenden in einer solchen Situation sagen und wie man am besten damit umgeht/sich in die Situation integriert?


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Wow, linthler, das hast du gut gemacht. Zum Thema "Schock" und "integrieren" kann ich aus beiden Sichtweisen sprechen. Ich wurde einmal überfallen und lief dann hilferufend auf Leute zu. Die waren zu schockiert (!), um mir zu helfen. Ich musste förmlich flehen (das war sehr demütigend).


    Ein (betrunkener? verwirrter?) alter Mann lag am Boden. Die Leute standen drum herum und guckten - eigentlich keine Gaffer, sie wussten nichts mit sich und der Situation anzufangen.


    Letzter Satz ist die Parallele zu beiden Situationen. Geistesgegenwart ist eine schöne Fähigkeit, man muss nur auch in der Lage sein, diese anzuknipsen, wenn sie nötig ist. Praktikabel veranlagte Leute sind diesbzg. vermutlich schneller. Den Grund für diesen Gefrierzustand der meisten vermute ich darin, dass wir zwar im Fernsehen eine Menge sehen und einige dadurch auch abstumpfen (vielleicht sind das die Gaffer im real life), mit einer real eingetretenen Situation jedoch konfrontiert, sofort überfordert sind und zumachen. Die meisten leben doch mit einer rosaroten Brille und nach dem Motto "na, hier wird schon nix passieren". Einige wollen auch nicht damit konfrontiert werden, weil die Einmischung gewissermaßen Verantwortung übernehmen bedeutet. Den Großteil würde ich indessen als überfordert einordnen.


    Sich zu "integrieren"... tja, was heißt das? Integrieren im weitesten Sinne aus meiner Sicht. Eher aktiv einmischen, die Leute laut angehen, sie auch mal an der Schulter packen und deutlich auffordern zu helfen. Das verstehe ich in solchen Situationen unter integrieren. Es ist nicht die Zeit für große Erklärungen, da müssen Stichworte langen und ganz klare Ansagen wie etwa (laut!): Los, helft! Ruft mal einer den Krankenwagen! Wer hat ein Handy? usw.


    VG qittatun

  • linthler


    Einfach nur den gefällt mir/danke button zu drücken reicht mir in diesem Fall bei weitem nicht. Respekt für die Bereitschaft und den Willen zu helfen!!!
    Alltäglich ist das nicht. Ich spreche da aus Erfahrung da 1.Hilfe unter anderem zu meiner Arbeit gehört.


    Viele Grüsse
    Papa Bär

  • Wien. Gestern Abend, A4 Ausfahrt Simmeringer Haide. Am ersten Kreisverkehr nach der Ausfahrt "parkt" ein völlig zerbeulter PKW unfreiwillig mitten in der völlig verschobenen Betonumzäunung, ein Mann sitzt noch im Wrack, telefonierend. Die beste Ehefrau von allen sagt zu mir, fahr weiter, der telefoniert ja eh, und ich fuhr tatsächlich erstmal ein Stück weiter, weil ich nicht mitten im Kreisverkehr selbst zur Zielscheibe werden wollte. Bin dann aber umgedreht, zurück und fand kurz hinter dem Wagen einen engen Platz. Da stand schon ein Geländewagen, ein Pärchen in Schutzjacken war beim Wrack, der Verunfallte stand daneben, sichtlich frustriert und geschockt. Ich lief hin mit den Worten, "Ich bin Sanitäter, was ist passiert, kann ich helfen?", die Antwort: "Wir sind auch Sanitäter. Danke, wir rufen gerade die Rettung." Neben den beiden lag ein toller großer roter San-Rucksack am Boden, und die Beifahrerin war gut hörbar am Telefonieren mit dem Notruf. Ich sprach ein paar Worte mit dem Mann, um mir selbst ein rasches Bild zu machen, sah mir kurz das Wrack an (ob vielleicht noch ein Kind drin ist oder wasweißich), dann bedankte ich mich bei den beiden und zog ab. Fragt mich nicht, wieviele OHNE jegliche Hilfe dastehen, aber sowas hab ich auch noch nie erlebt...


    **Danke** an die beiden hilfsbereiten Schwechater RK-Kollegen, falls es jemand liest oder weitergibt!


    nota bene:
    Hab mir nun überlegt, ob ein gutes CB-Funkgerät in solchen Fällen Sinn macht, denn ein Handy kann unter Panik fummelig oder außer Griffweite sein, und Brummi-Fahrer reagieren im Allgemeinen sehr zuverlässig und hilfsbereit, sofern sie denn gerade Kanal 9 hören. Ist zwar OT, aber es kam mir grad so.


    lg wam