Ökologischer oder sozialer Zusammenbruch?

  • Unser aktuelles Geldsystem ist auf Dauerexpansion ausgelegt und funktioniert nur solange einigermassen, wie die Wirtschaft ständig wächst. Ausserhalb der etablierten Ökonomenzunft ist längst klar, dass unser Geldsystem mit einem grundlegenden Fehler behaftet ist, welcher auf Dauer nur zwei Möglichkeiten zulässt: Entweder den ökologischen Zusammenbruch oder den sozialen.

    Wächst die Wirtschaft, so wie sie heute funktioniert, immer weiter, ist früher oder später der ökologische Zusammenbruch, also die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, unvermeidlich. Wächst die Wirtschaft nicht, kommt es zwangsläufig zu einem sozialen Kollaps (Armut, Aufstände, Kriege etc.)


    Das Zyklenmodell des Kapitalismus


    Viele glauben, eine Wirtschaft ohne Konjunkturzyklen sei nicht möglich. Und tatsächlich gibt es, neben vielen kleineren Schwankungen (Monate und Jahre), einen zyklischen Verlauf kapitalistischer Systeme, nachfolgend am Verlauf des aktuellen Zyklus (Jahreszahlen sind zirka Angaben) kurz erläutert.


    Zuerst haben wir die Armutsgesellschaft (Weltkriegsende 1945 bis zirka 1955). Danach folgt das Wirtschaftswunder (1955-1970), die Wohlstandsgesellschaft (1970-1990), die vordeflationäre und deflationäre (zunehmend rezessive) Gesellschaft (1990-2015) und schliesslich der Zusammenbruch (2015-2030). Anschliessend erfolgt, sofern noch möglich und nicht grosse Teile des gesamten Planeten zerstört, ein neuer Zyklus.


    Ein vollständiger kapitalistischer Zyklus, der meist zwischen 50 und 100 Jahren dauert, enthält also Aufschwung, Boom (Hochkunjunktur), Abschwung und Depression.

    Unser Geldsystem basiert auf ständig positiven Zinssätzen. Negativzinsen sind im System - irrtümlicherweise und verhängnisvoll - nicht vorgesehen. Der Zins ist eine gigantische Umverteilungsmaschine, welche die Einkommen von der Arbeit (Realwirtschaft) zu den Vermögen (Finanzwirtschaft) verschiebt. Aufgrund dieser ständigen Umverteilung hat im Verlaufe der letzten Jahrzehnte der Einfluss von Geld und Finanzwirtschaft ständig zugenommen.


    Die Menschheit hat sich in den letzten vierzig Jahren verdoppelt, die Gütermenge vervierfacht, die Geldmenge jedoch vervierzigfacht. Realwerte und Wohlstand können und müssen aber nach wie vor von der Realwirtschaft erarbeitet werden. Geld kann nicht arbeiten, kann sich nicht von selbst vermehren und kann aus sich heraus keinerlei Werte schaffen. Der heutige gigantische Geld- und Schuldenballon, der zu 100 Prozent von der Realwirtschaft lebt, muss und wird irgendwann platzen und unter grossem Getöse und Leid der Menschen zusammenbrechen.


    Als Lösung für eine langfristig stabile Gesellschaft (langfristig = Jahrhunderte und Jahrtausende) sind auf der Geld- und Wirtschaftsebene folgende drei Hauptmassnahmen notwendig:


    Erstens: Die Einführung von Schwundgeld (Geld, das regelmässig an Wert verliert, z.B. jeden Monat ein halbes Prozent) sowie Negativzinsen.


    Zweitens: Die schuldenfreie Inumlaufsetzung neuen Geldes (etwa so wie aktuell von der Initiative "Monetative" gefordert).


    Drittens: Die Neuordnung des Eigentumsrechts. Das heisst: Teile unseres Planeten, Boden, Rohstoffe, Wasser und Luft, Patente auf Leben usw. können und sollen nicht einzelnen Menschen oder Firmen gehören, sondern sind Gemeinschaftsgut. Wir alle sind auf dieser Erde bloss "Mieter" mit der Verpflichtung die "Wohnung" (Erde) unseren Nachmietern in einem guten Zustand zu hinterlassen. Teile unseres Planeten "gehören" somit allen Bewohnern dieses Planeten zu gleichen Teilen. Erträge aus Boden und Rohstoffen – zumindest ein beträchtlicher Teil davon - sollten folglich allen zu Gute kommen, zum Beispiel in Form eines bedingungslosen Grundeinkommens.

  • Schöner kann man es beinahe nicht beschreiben.
    Aber zu schön um wahr zu sein...diese neuordnung des Eigentumsrechts. So funktioniert der Mensch nicht. Dazu ist der Mensch zu gierig und zu unvernünftig.

  • sehr schön geschrieben!
    im Moment läuft es in die Endphase hinein. Besser gesagt wir sind schon mittendrin, statt nur dabei:
    Der Zinseszins (bzw. das exponetielles Wachstum) ist halsbrecherisch. Egal welche Graphen man anschaut, überall diese exponentialfunktion. Schaut euch doch mal die Staatsverschuldung der USA, die Geldmenge des Dollars oder von mir aus auch den Gold- und Silberpreis auf mehrere Jahre an. die letzten 2-3 Jahre kannte die Tendenz nur eine Richtung. Genauso der Ölpreis bis 2008, der ja durch die Weltweite Rezession erst mal zerschossen wurde...


    Die Frage ist nicht wie sondern wann!


    Kleine Frage zum Mittag:
    Wieoft (Wiehoch) könnten wird den Globus mit 500€ Scheinen bedecken, wenn:
    Josef für den Jesus einen Cent bei der Sparkasse zu 5% Zinsen angelegt hätte und dieses Geld anfang 2012 von der Bank abheben will?
    Vorausgesetzt damals wäre das schon gegangen


    Edit:
    Einige werden diese Zahlen schon kennen, aber für andere dürften sie ganz interessant sein.


    0,01€*(1,05^2012) = 42.940.760.203.208.300.000.000.000.000.000.000.000.000€
    oder in Worten: 42,94 Sextilliarden Euro!
    Damit könnte man die 500€-Scheine auf der Fläche der Erde (510 Millionen Quadrat-Kilometer) 220 Billionen Kilometer hoch stapeln. Bis zur Sonne sind es ca. 150 Millionen Kilometer.


    Selbst mit 4% Zinsen könnte man das Geld noch knapp eine Million Kilometer hoch stapeln. Zum Mond sind es ca. 400.000 Kilometer. (186.671.780.195.921.000.000.000.000.000.000€)
    Mit 3 Prozent kommen wir schon eher in vorstellbare Regionen. Da würde dann alle Welt im Geld schwimmen. 3,5 Meter hoch über den ganzen Globus mit 500€-Scheinen. (673.745.855.709.825.000.000.000€)
    Selbst mit 2 Prozent Verzinsung könnte man noch locker die Fläche von Bosnien und Herzegowina einmal bedecken. (2.011.618.333.200.700)
    Mit einem Prozent hätte man noch immer ein Guthaben von 4,9 Millionen Euro erhalten...

  • Zitat von Solaris;88913

    Unser aktuelles Geldsystem ist auf Dauerexpansion ausgelegt und funktioniert nur solange einigermassen, wie die Wirtschaft ständig wächst. Ausserhalb der etablierten Ökonomenzunft ist längst klar, dass unser Geldsystem mit einem grundlegenden Fehler behaftet ist, welcher auf Dauer nur zwei Möglichkeiten zulässt: Entweder den ökologischen Zusammenbruch oder den sozialen.

    Wächst die Wirtschaft, so wie sie heute funktioniert, immer weiter, ist früher oder später der ökologische Zusammenbruch, also die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, unvermeidlich. Wächst die Wirtschaft nicht, kommt es zwangsläufig zu einem sozialen Kollaps (Armut, Aufstände, Kriege etc.)



    Hallo Solaris,


    Oskar Spenglers "Untergang des Abendlandes" würde ich als einen Klassiker nicht eingetroffener Untergangsprophezeiungen werten. Er klingt bei Dir nicht nur ein wenig durch.


    Zitat von Solaris;88913


    Ein vollständiger kapitalistischer Zyklus, der meist zwischen 50 und 100 Jahren dauert, enthält also Aufschwung, Boom (Hochkunjunktur), Abschwung und Depression.


    Ich habe mir mal gerade im Internet die Wirtschaftsentwicklung der Schweiz angeschaut, einer von Weltkriegen weitgehend verschonten Volkswirtschaft. Der Zyklus passt nicht. Auf Staaten wie USA oder Deutschland passt er schon dreimal nicht.

    Zitat von Solaris;88913


    Die Menschheit hat sich in den letzten vierzig Jahren verdoppelt, die Gütermenge vervierfacht, die Geldmenge jedoch vervierzigfacht.


    Kennst Du "An Essay on the Principles of Population" von Robert Malthus, gegen Ende des 18. Jahrhunderts erschienen? Vierzig Jahre später erfand Justus von Liebig den Kunstdünger und löste das malthusianische Problem. Es gibt auch böse Zungen, die behaupten, die Sklaverei sei nicht von Abraham Lincoln und anderen abgeschafft worden, sondern von James Watt, Werner von Siemens, George Westinghouse und Thomas Edison. Der Mensch als billige Energiequelle wurde obsolet.


    Ich bin seit meiner Kindheit SF-Fan und ich musste eigentlich immer beobachten, dass SF-Autoren unter Fantasiemangel litten, sie wurden stets von der Realität überholt. Was ist Jules Vernes U-Boot Nautilus gegen das gleichnamige amerikanische U-Boot? Was ist ein "Speicherkristall", auf dem in den 1970ern ein Sternaltlas Platz fand, gegen einen Memorystick für einige Euro aus dem Mediamarkt? Caiptain Kirk hätte seinen "Communicator" beim Anblick eines heutigen Smartphones angewidert in das nächste schwarze Loch geworfen.


    Wer mir erzählen will, dass er "Zyklen" der Weltwirtschaft auch nur auf einige Jahre vorhersagen kann, dem begegne ich mit einem milden Grinsen. Der hegelsche Weltgeist, der die Geschichte im Sinne des dialektischen Materialismus gesetzmässig bestimmen sollte und den Marx vom Kopf auf die Füsse zu stellen meinte, ist ein Gespenst, ein Phantom.

    Zitat von Solaris;88913



    Als Lösung für eine langfristig stabile Gesellschaft (langfristig = Jahrhunderte und Jahrtausende) sind auf der Geld- und Wirtschaftsebene folgende drei Hauptmassnahmen notwendig:


    Erstens: Die Einführung von Schwundgeld (Geld, das regelmässig an Wert verliert, z.B. jeden Monat ein halbes Prozent) sowie Negativzinsen.


    Ich gehe jetzt mal ganz früh zurück in die Zeit der neolithischen Revolution, der Erfindung der Landwirtschaft. Ich habe anständig gewirtschaftet, meine Familie gut durch den Winter gebracht, die Saat ausgebracht, ich habe mehr als genug Vorräte, meine Familie bis zur Ernte durchzubringen. Ich könnte von meinem Gtreideüberschuss zum Beispiel Bier brauen, sicher eine Form neolithischer Luxuswirtschaft. Nun kommt aber mein Nachbar, dem es an Saatgut fehlt und fragt, ob ich ihm mit Saatgetreide aushelfen kann. Ich müsste dann allerdings auf mein Bier verzichten. Wenn mir mein Nachbar "Schwundgeld" (was immer das sein soll) vorschlägt, also 10 Säcke Getreide herleihen und 9 zurückbekommen, dann würde ich als neolithischer bauer sagen "Frau, heiz' den Kessel an, wir brauen Bier"


    Was sollte mich heute verleiten, mein Geld nicht für Konsum auszugeben, sondern es, etwa durch den Kauf von Aktien, der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen? Die Aussicht auf Profit natürlich, der Lohn für kurzfristigen Konsumverzicht!


    Übrigens ist Negativverzinsung schlicht unmöglich. Eine Regierung kann festlegen, was ein an sich wertloses Stück Papier mit dem Aufdruck "10 Euro" oder "10 Franken" in einem Jahr wert ist. Ein Kilogramm Gold, Palladium oder Neodym ist in einem Jahr den Wert eines Kilogramms Gold, Palladium oder Neodym wert. Wir hätten dann statt der Geldwirtschaft mit stabilen Zeichen für Austauschwerte die Rückkehr zur Realwaren- und Tauschwirtschaft, wie wir sie im Neolithikum mit Töpfen, Pfeilspitzen und Schweinehälften hatten.

    Zitat von Solaris;88913



    Drittens: Die Neuordnung des Eigentumsrechts. Das heisst: Teile unseres Planeten, Boden, Rohstoffe, Wasser und Luft, Patente auf Leben usw. können und sollen nicht einzelnen Menschen oder Firmen gehören, sondern sind Gemeinschaftsgut.


    Die Aneignung des Bodens als Individualeigentum fand etwa 12.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung statt, in der mehrfach erwähnten neolithischen Revolution. Ein "Patent auf Leben" beanspruchte zum Beispiel schon Sir Alexander Fleming, als er das Penicillin entdeckte. Nicht von ihm hergestellt, sondern von penicillium expansum. Er hat damit Millionen Menschen Leben und Gesundheit gerettet. Soll das weniger wert sein, als das Singen dünngeistiger Schlager, die von einem heftigen Copyright geschützt sind?


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Solaris;88913

    Ausserhalb der etablierten Ökonomenzunft ist längst klar,


    Ich würde mal die Ökonomen nicht unterschätzen. :face_with_rolling_eyes: So blöd sind sie nun auch wieder nicht (das Zinseszins-Problem ist bekannt, prominent ist z.B. Prof. Binswanger). Die Marktversagen wurden vor vielen Jahrzehnten erkannt und Lösungen vorgeschlagen. Aber es gibt auch noch einen Markt der politischen Ideen. Und welcher Bürger inkl. uns Foris hier möchte schon gern die tatsächlichen Kosten bezahlen für Energie und Mobilität? Kostenwahrheit im Verkehr und schon würden die Produktions-/Transport- und Handelsmuster gaaaaanz anders aussehen. Kräuter aus Südafrika im Winter zu uns geflogen und vieles andere würden wohl der Vergangenheit angehören. Aber eben, wer will schon auf die billigen Flüge ins Ferienparadies in der Südsee verzichten? Gilt das nicht schon als Menschenrecht (während immigrierten Frauen aus gewissen Kreisen kaum geholfen wird, ihre Rechte kennenzulernen und auch wahrzunehmen, aber das ist ein anderes Thema...)?


    Zitat von Solaris;88913

    sind Gemeinschaftsgut.


    Gab's früher auch schon. Die Allmende. Und daraus die "Tragedy of the commons". Aber es gibt auch Beispiele, bei denen die Nutzergruppen durch Selbstregulation/Koordination eine Übernutzung verhinderten.


    Eigentumsrechte mal anders betrachtet: Kühe gehören jemanden. Das dürfte sie davor bewahren, auszusterben. Java-Nashörner hingegen gehören niemanden. Wären sie auch vom Aussterben bedroht, wenn sie jemandem gehören würden? Würde die Luft so verschmutzt wie heute, wenn sie jemandem gehören würde? Für wieviel Geld würdest du welchen Anteil deiner zugeteilten Luft von wem wie sehr verschmutzen lassen? Meiner Meinung nach sind fehlende Eigentumsrechte das grössere Problem als individuelle Eigentumsrechte. Es mag einige wenige genügsame Völker geben oder gegeben haben, aber die meisten lebten am Maximum ihrer technischen und organisatorischen/soziokulturellen Fähigkeiten. Da wird mir zuviel verherrlicht und romantisiert. Die heute sogenannten extensiven Kulturlandschaften waren zur Zeit ihrer Entstehung die intensivst mögliche Nutzung, würde ich sagen.


    Das bedingungslose Grundeinkommen, eine faszinierende Idee. Obwohl ich das Thema immer wieder mal streife kann ich nicht genau sagen, ob ich dafür oder dagegen bin. Für's ausprobieren bin ich sofort, mit der Option der Rückkehr. Wobei nur schon der Versuch einen Riesenumstellungsaufwand bedeuten würde. Ich beobachte seit Jahren, wie Enno Schmidt und Daniel Häni mit einer beharrlichen Ausdauer das Thema breit lancieren und 2012 nun vor der Volksinitiative stehen. Wie es sowohl auf Befürworter- wie auch Gegnerseite kluge Köpfe gibt. Wie die Liberalen gespalten sind (inkl. mir :grosses Lachen:), usw. Spannende Zeiten!


    Zurück zu den Ökonomen und Wachstum. Es gibt auch qualitatives Wachstum. Die berühmte Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch. Ist sie wirklich unmöglich? Muss es materialistisch weitergehen? Status an Material geknüpft bleiben? Jeder kann z.B. entscheiden, ob er in seinen Ferien im eigenen Land einen Survival- oder Meditationskurs besucht oder auf die Malediven zu einem Luxushotel fliegt. Ganz nach dem Motto we make the world. Das Grundeinkommen geht für mich auch etwas in diese Richtung. Loslösung von materiellen Zwängen. Pigou-Steuern z.B. auf Energie, um die externen Kosten zu internalisieren (= Kostenwahrheit herzustellen), wäre ein anderes sehr wirkungsvolles Instrument, das auch wieder in aller Munde ist ("ökologische Steuerreform"). Warum leben wir in einer Wegwerfgesellschaft? Weil das Material soviel billiger ist als der Personalaufwand für die Reparatur. Würde das Material verteuert (besteuert) und die menschliche Arbeitskraft verbilligt (z.B. steuerfrei, Sozialabgaben sind letztlich auch Steuern), so würden die Anreize anders aussehen.


    Diese Ideen sind alt, viele sind von Ökonomen (mit-)entwickelt worden. Aber für grössere Systemumstellungen braucht eine Gesellschaft Mut und "Spirit". Oder den Druck einer ernsten Lage. Denn natürlich wollen die Profiteure der aktuellen Situation keine Veränderungen, bei denen sie Abstriche machen müssen. Damit meine ich nicht nur irgendwelche "bösen" Wirtschaftsverbände oder Parteien. Sondern auch einfache Bürger wie du und ich, die billig um die gekarrte Produkte kaufen, billig über's Wochenende nach London fliegen wollen, usw. Der Neomerkantilismus.


    Solaris: Das ist eine kritische Weiterführung. Dein Text gefällt mir sehr gut (sonst würde ich nicht in dieser Weise darauf eingehen) und finde deine Auseinandersetzung inspirierend (auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was ich dank Meinungsfreiheit ja auch nicht muss. :face_with_rolling_eyes:). :Gut: Danke!


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Hallo,


    ich kann mich den Ausführungen von Waldschrat nur anschließen, was auch immer im Argen ist und irgendwann mal zusammenbricht, irgendwer hat sicher die ein oder andere spinnerte Idee, Ideologie oder was auch immer, dann gehts weiter wie gehabt. - Nur mit einem neuen Label, Zeitgeist, etc., aber das Grundprinzip wird sich immer wieder auf die gleichen Probleme einpendeln.


    Insbesondere zum dritten Punkt der "Lösung" möchte ich bemerken, dass es nicht nur der Mensch ist, der terretoriale Grundbesitzansprüche an die Mutter Erde "anmeldet", es ist die ureigenste Sache allen Lebens. Fressen oder Gefressen werden. Bei der Spezies Mensch kommt noch Gier, Neid, etc. dazu, aber fast alles natürliche Leben ist zur Erhaltung und Fortpflanzung der Art u.a. auch auf "Besitz" im weitsten Sinne aus: Tiere haben ihr Revier und verteidigen es gegen Artgenossen - der stärkere überlebt. Selbst Pflanzen stehen immer im Verdrämgungswettbewerb und den besten Platz mit den meisten Nährstoffen.


    Nur der Mensch hat, bzw. versucht dieses Lebensprinzip mit Regeln zu zivilisieren und probiert seit tausenden von Jahren immer neue Spielarten aus. Ab und zu tut´s einen Schlag und ein neues Spiel beginnt. Ob man sich jedoch auch auf derartige "Schläge" vorbereiten kann? Da weder Zeitpunkt, noch Richtung für die neuen Spielregeln danach vorhersehbar sind, tapt man mit daruf abgezielten "Vorbereitungen" ziemlich im Dunkeln. So hat jeder seine eigene Strategie: Autarkie, Gold, Wissen, etc. Doch weder für die "Vorbereitungen", noch für das eigentliche Problem - DIE Lösung gibt es nicht. Es wird weiter empirisch ausprobiert. Trotzdem, bis dahin:


    Gute Zeit !


    Dirk

  • Machts doch nicht so kompliziert.


    Das System kann nicht crashen, solange das System es nicht will!


    Das ist keine Verschwörungstheorie sondern schlichte Beobachtung. Selbst wenn Euro und Dollar, die sich wechselseitig abwerten, mehr und mehr als Baumwollschnipsel angesehen und weniger akzeptiert würden, so bestimmt doch wieder das System ob und gegen welche Güter/Währungen selbst "Hartgeld" wie Gold, Silber und Platin überhaupt gehandelt werden können.


    Ökologischer Zusammenbruch ist relativ, der soziale sehr real. Ich muss immer lachen wenn ich die Arbeitsmarktzahlen und Statistiken sehe.


    In Deutschland haben wir derzeit Jobs wie nie zuvor. Angeblich über 40 Millionen. Nur hat teilweise 1 fleißiger Mensch 3 Jobs davon. Das Nettolohnniveau sinkt stramm.


    Zudem werden die Menschen gegeneinander ausgespielt. Die "Hartzer" gegen die Lohnempfänger (ggfls. mit Aufstockung durch Hatz IV, aber man arbeitet ja) und die Plutokraten lachen sich eins und machen weiter im Plan.


    Ich gehöre auch zu den Gewinnern, ich komme auch ohne Unterstützung immer irgendwie klar und rum, aber das reicht mir nicht. Weil ich weiß, das es allen so gehen könnte.


    Der Planet wird weiter durch Wachstumszwang vernichtet, die Menschen ausgebeutet und subtil versklavt. Und diese Form der kapitalistischen Demokratie = Plutokratie tragen wir mit Bomben und Weltbank/IWF nach Asien und Afrika.


    Es wird böse enden.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Vielen Dank für die zahlreichen und engagierten Rückmeldungen.


    Ziel meines Eingangstextes war es, auf mögliche Probleme im Finanz- und Gesellschaftsbereich hinzuweisen und mögliche Lösungen aufzuzeigen.


    Mein persönliches Interesse geht dahin, die Rahmenbedingungen zu finden, unter welcher eine Gesellschaft Jahrhunderte und Jahrtausende überleben kann bzw. könnte. Ich gehe davon aus, dass es solche übergeordneten Regeln bzw. Bedingungen gibt, mit welchem das Spiel "Zivilisation Erde" gespielt werden kann, ohne sich selbst zu zerstören oder massiv zu schädigen.


    Ich bin überzeugt, dass es unser aller Aufgabe ist, eine nachhaltige Zivilisation auf dem Planeten Erde zu erschaffen, eine Zivilisation, welche "unbegrenzt" (Zehntausende von Jahre und länger) im Einklang mit der Natur und uns selbst existieren kann, eine Menschheit, die ihre Wohlfühlform gefunden hat und eine Zivilisation, in welcher neu ankommende Wesen freudig begrüsst werden und unsere Kinder und Kindeskinder voller Zuversicht und Glück leben können.


    Ich glaube, dass das möglich ist. Und ich bin überzeugt, dass dieser (aus heutiger Sicht enorm grosse) Schritt nur ein ein erster Schritt von vielen weiteren auf dem Weg von uns allen ist, will heissen: Nachdem wir die Erdenzivilisation zu einer nachhaltigen, friedvollen und zukunftsfähigen Zivilisation gemacht habe, warten weitere und grössere Aufgaben auf uns, welche dann natürlich über unseren Planeten hinausgehen.


    Ich denke unser aller Existenz (und Vergangenheit) geht weit über das heutige Leben in unserem heutigen Körper hinaus, und deshalb ist unsere Aufgabe mit dem Tod des jetzigen Körpers oder dem Erreichen einer friedvollen und lebenswerten Zivilisation noch längst nicht erfüllt oder beendet.


    Ich glaube, dass der spirituelle Aspekt zur Erreichung einer nachhaltigen Gesellschaft der wahrscheinlich wichtigste überhaupt ist. Und wer glaubt, dass der Mensch "nur" ein weiteres "Tier" ist und mit dem körperlichen Tod alles vorbei, der unterschätzt möglicherweise seine eigene Existenz und die der Schöpfung innewohnende Dynamik, Logik und Ordnung.

  • Ich denke als erstes wird der Ökonomische crash kommen.
    Den Dollar dürfte es bereits faktisch gesehen nicht mehr geben, der Euro wird noch so lange hinausgezögert bis sie annähernd wissen wie sie die Situation danach lösen und den Übergang einleiten.
    Eines oder beide Ereignisse dürften jedoch das Dominosystem starten... Dabei dürften vermutlich Staats- oder Firmenpleiten eine Kettenreaktion auslösen.


    mit der Einführung einer neuen/alten Währung sowie bei der Preis- und Lohngestaltung wird der Normalbürger wie schon zu Euro-Einführung abermals kräftig über den Tisch gezogen und noch mehr ausgenommen (tiefere Löhne und als freundliche Gegenleistung höhere Lebenshaltungskosten).


    Dazwischen und/oder danach könnte es vorübergehend zu sozialen Unruhen, im extremfall sogar teilweise zu Anarchie führen.
    Man mag sich nicht ausmalen was passiert wenn Grosskonzerne vorübergehend keine Rohstoffe kaufen können weil kein Dollar oder Euro mehr existiert und das Ganze erst neu konzipiert werden muss, Vorräte und Zwischenlager gibt es infolge der ach so schönen Globalisierung sowieso kaum mehr, also könnten die Regale schnell leergefegt sein.


    Das mag sich vielleicht düster lesen, aber aus meiner Sicht ist so etwas schon sehr bald möglich.
    Die Frage stellt sich dann vielmehr WIESO?
    Klar nach dem Wieso fragt in dem Moment sowieso keiner, weil man ja schliesslich so schnell wie möglich wieder Ruhe, Ordnung und vor allem eine neue Währung braucht.


    Dabei schafft man nach meiner Ansicht genau das, was zu dem Ganzen Elend geführt hat:
    GELD


    Geld erzeugt Gewalt
    Geld erzeugt Gier / Habgier
    Geld erzeugt Unterdrückung
    Geld erzeugt Missgunst
    Es gäbe noch tausend Gründe negative Auswirkungen von Geld aufzuzählen.
    Die gute Eigenschaft von Geld: man kann sich Essen kaufen (wow!)
    Als banales Beispiel kann man sogar sagen das Geld Leute in einer Notlage soweit drängt das sie Arbeiten unter ihrem Ausbildungsniveau/Anforderungsprofil oder unterhalb der Menschlichen Würde zu lächerlich billiger Entlöhnung zwingt nur damit man mit Nahrung sich und die Familie am Leben erhalten kann.


    Solange es Geld gibt, werden die Leute dafür Morden, Betrügen, Belügen und versuchen mit aller Macht sich Vorteile zu verschaffen.
    Wobei Macht eigentlich in das selbe Kapitel wie Geld gehört... siehe nur die Marionette in übersee darf sich wohl Präsident nennen, seine Prioritätenliste wird jedoch von den Geldgebern aus dem Wahlkampf geprägt.
    (Anbei bemerkt zählt die Schweiz vermutlich zu den Korruptesten Ländern der Welt, hier läuft das Ganze halt viel eleganter und verdeckter ab).


    Nachhaltigkeit - das brauchen und wollen wir alle, aber sie erliegt (meistens) dem Druck des Geldes.



    Ich behaupte der Weg liegt darin eine Lösung zu suchen die nicht auf Geld basiert, weltweit.
    So weit hergeholt das klingen mag, aber es würde uns von einigen Zwängen, Gelüsten und Habgierereien befreien.


    Wie man das Ganze löst, da bin ich jedoch noch nicht wirklich weiter, das gebe ich zu, aber ich bin überzeugt das dies der Schlüssel zu Nachhaltigkeit, Gleichbereichtigung, gleiche Chance und Stelleung jedes einzelnen sein wird.


    Jeder Tag in unserem Leben wird nur noch durch Geld bestimmt, durch diesen Zwang vernachlässigen und verpassen wir die relevanten Dinge des Lebens.



    nur wie löst man das System ohne Geld? :)

  • Ich denke nicht, daß Geld an sich ein Problem ist, letztlich ist Geld ein von allen gezwungenermaßen anerkanntes Tauschmittel mit einem mehr oder weniger festgelegten Wert.
    Problem ist, wie Solaris richtig ausführt, der Zins. Richtig ist auch seine Folgerung, daß die Lösung dazu "Schwundgeld" heißt. Der Schwund ist nicht dazu da, die Wirtschaft erlahmen zu lassen, wie Waldschrat in seinem Saatgutbeispiel vermutet, sondern als Umlaufsicherung, d.h. daß den Menschen Anreize gegeben werden, ihr Geld auch ohne daß sie dafür Zinsen erhalten, zu verleihen, statt es zu horten, um damit noch mehr Geld (Zinsen) zu erhalten, das auf diesem Wege dem Wirtschaftskreislauf zu Lasten der Mehrheit der Menschen entzogen wird.
    Demzufolge bräuchte Waldschrat keine Angst haben, weniger zurückzubekommen, als er verliehen hat, sondern genausoviel. Die Kosten hierbei trägt, wie sonst auch, der Leihende.
    Behielte Waldschrat sein Getreide, hätte er immernoch genausoviel, nur daß eben heutzutage kaum Tauschhandel betrieben wird, sondern daß das Geld als Tauschmittel "dazwischengeschaltet" ist, die Forderung nach Schwund als Umlaufsicherung für die Mehrheit der Menschen (außer jene, die den Hals nicht voll kriegen) sehr wohl Berechtigung hat. Eben weil Geld nicht wirklich wachsen kann, so wie etwa Getreide.
    Ich bin ebenso der Ansicht, daß auch Gemeinschaftseigentum (wie auch immer man es nennen mag) geschützt werden kann und zwar durch Gesetze, die durch eben jene Gemeinschaft zum Schutze ihres Eigentums erlassen werden. Und wer auch immer sich an dem Gemeineigentum - vor allem auch dem zukünftiger Generationen - vergeht oder zu bereichern sucht, wird eben bestraft, ganz einfach.
    Das soll nicht heißen, daß einer nicht das Recht hätte, das Land, das er bewohnt und bewirtschaftet und für das er sich somit (hoffentlich!) verantwortlich fühlt, nicht auch verteidigen darf, sondern, daß nicht einer - zum Nachteil vieler anderer - mehr für sich beansprucht, als er wirklich braucht.
    Auch Penicillin sowie andere wichtige Medikamente (oder andere wichtige Erfindungen) hätten viel mehr Gesundheit und Leben schützen können, wenn nicht Patente die Verwendung der Entdeckung/Erfindung durch andere verhindert hätten. Warum soll eine gute Erfindung nicht allen, sondern nur jenen nützen, die finanziell in der Lage sind, Patente aufzukaufen?

  • Dann erklärt mir bitte folgendes:


    Wie wollt Ihr dann spekulative Eingriffe in das System, insbesondere Spekulationen von Rohstoffen und Nahrungsmitteln unterbinden?
    Nur weil ein paar Reiche Leute meinen sie müssten damit spekulieren verhungern am anderen Ende des Globus Leute weil sie die überteuerten Artikel nicht mehr kaufen können?


    Wie wollt Ihr unterbinden das Entwicklungsländer aufgrund der tiefen Gehaltsniveaus nicht ausgebeutet werden, auf Kosten derer Leben und Gesundheit, damit die "reichen" oder eher gesagt "Wohlhabenden" sich günstige Artikel "gönnen" können?


    Wie wollt Ihr vermeiden das der Raubbau an Mensch, Tier und Erde zugunsten von Profiten nicht weitergeführt werden.


    Korruption...


    es gäbe noch viele Gründe, wohl anbei bemerkt ich zähle mich weder zu der Grünen noch zur Sozialistischen Seite der Politik, aber das scheinen mir Dauerhafte Probleme zu sein die die Welt auf Raten auffressen.
    Der Anfang und das Ende aller übels ist und bleibt Geld.
    Die Zeiten sind vorbei als pfund Sterling noch mit jeweils einem Pfund Silver hinterlegt waren. Von daher ist Geld schlichtweg ein Stück Papier das weder gegessen werden kann noch brennt es sonderlich gut :)


    Im übrigen führte die Habgier nach Geld dazu das 1% der Weltbevölkerung 99% der Vermögenswerte besitzen. Das Problem hierbei ist, das diese Werte nicht oder nur in geringstem Ausmass in den Umlauf kommen. Der grösste Teil wird nur für Spekulationen (Investment) verwendet. Derartige Tätigkeiten nützen weder der Realwirtschaft noch dem einzelnen irgendetwas. Es werden Werte künstlich produziert die auf Annahmen und Launen basieren...



    Wenn das die Vorstellung einer gesunden Gesellschaft sind, dann wirds schwierig mit der Zukunft.


  • An wen richtet sich die Frage, facehugger?

  • Gut, dann bin wohl auch ich gemeint .
    Die Dinge, die Du ansprichst, hab ich auch bereits angesprochen. Spekulative Eingriffe, Ausbeutung, Raubbau und Korruption sind Dinge, die der Gemeinschaft schaden und wären damit unter Strafe zu stellen. Es bedarf hierzu natürlich auch eines anderen Bewußtseins. Jemand, der sich zB. als Kleinanleger jedes Jahr auf die Auszahlung seiner Zinsen freut, hat sicherlich kein Interesse an der Abschaffung der Zinswirtschaft, weil er hierbei nur an sich denkt und wohl auch das System nicht verstanden hat. So kommt es auch, daß der Abschaffung der Zinsknechtschaft insgesamt mit Argwohn begegnet wird.
    Die von Dir angesprochene Habgier nach Geld kann auch nur immer wieder durch den Zins "befriedigt" oder besser gesagt bedient werden. Eine derart krasse ungerechte Umverteilung wäre ohne die Zinswirtschaft unmöglich gewesen.
    Insgesamt bin ich trotz der guten Ansätze mehr als pessimistisch, daß es sich zum Guten wenden könnte, weder vor noch nach dem Crash, es sei denn die große Masse der Menschen auf der Erde(!) ist aufgeklärt und läßt sich nicht einschüchtern bzw aufhetzen. Die Beendigung des Wunders von Wörgl durch die Österreichische Nationalbank läßt erahnen, daß bei derartigen Unternehmungen beispielsweise auf Landesebene die Kriegsgefahr für eben jenes Land steigt.
    Man kann im Übrigen völlig unabhängig von seiner sonstigen politischen Ausrichtung die Auswirkungen der Zinsknechtschaft verstehen. (Viel mehr wird man wohl nicht machen können)

  • Ich glaube, die Lösung des Problems gab es schon: 1. Im Mittelalter gab es ein Zinsverbot, das aus der Bibel heraus begründet wurde. Leider wurde es nicht konsequent eingehalten und ging schließlich ganz unter. 2. In der Zeit von 1871 bis zum ersten Weltkrieg gab es den Goldstandard, sodass das heute übliche Gelderzeugen und Spekulieren per Knopfdruck unmöglich war. Es gab eben nur so viel Geld, wie Gold da war. Der Goldstandard wurde abgeschafft, um den Krieg per Notenpresse zu finanzieren. 3. Laut Grundgesetzt verpflichtet Eigentum. Daraus ergibt sich fast zwingend, dass eine Vermögenssteuer für die Zukunftssicherung unseres Landes eingeführt werden muss (z.B. Schuldenabbau, Erhaltung der Infrastruktur und der Sozialsysteme und massive Förderung von Nachwuchs und Bildung). Die Gesamtlösung des Problems müsste lauten: Einführung eines Zinsverbotes, des Goldstandards und einer kräftigen Vermögenssteuer.

  • Hallo Altenpfleger,


    Deiner Schilderung stimme ich zu, sie gefällt mir, nur mit einer Sache gehe ich nicht konform: Die Golddeckung benötigt es nicht um ein funktionierendes Geldsystem ohne Wachstumszwang zu erzielen. Sie würde nur für noch mehr Kampf um diese Ressourcen auslösen, nämlich wiederum ums Gold wie heute ums schwarze Gold, das Öl.


    Der Dollar als einzige Rohstoffwährung muss zunächst abgeschafft werden (erledigt sich eh bald von selbst) und Geld dürfte nur in Arbeitsleistung aus der realen Wirtschaft gemessen werden. Nur was aktuell produziert wird ist handelbar und somit auch Geld wert. Es muss wieder zum reinen Tauschhilfsmittel werden. Gold braucht es dazu nicht, aber der Zins muss natürlich weg. Islamic Banking ist da gar kein schlechter Ansatz.


    Übrigens wurden im Mittelalter durch das Zinsverbot der Christen die Juden erst flächendeckend in ihre Geldverleiherrolle gedrängt. Sie durften lange Zeit kein Handwerk ausüben, aber ihnen war per Religion der Geldhandel und Zins nicht verboten.


    Wir brauchen etwas völlig neues, nicht alten Wein in neuen Schläuchen. Es gibt bereits vielversprechende Ansätze dazu.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Hallo Peace, Zustimmung: Der Goldstandard hat unbestritten auch seine Nachteile. "Gold" benutze ich natürlich nur als Stellvertreterbegriff. Genauso würde jedes andere Material gehen, dass Politik, Banken oder Spekulanten nicht beliebig vermehren können, z.B. Silber, Platin oder Kaurimuscheln. Ich weiß, das Problem der Geld- bzw. Goldgier wäre damit nicht gelöst. Dafür wäre eine grundlegende Umbesinnung der Menschen Voraussetzung, z.B. Rückbesinnung auf die christlichen Werte. Aber ganz ohne eine verlässliche Währung geht es wohl nicht. Für Dinge des täglichen Bedarfs kann ich mir eine Tauschwirtschaft gut vorstellen. Gelegentlich liest man von Dörfern oder Regionen, die das probieren. Ich finde das sympathisch. Beim einem Versuch in meiner Umgebung würde ich mitmachen. Ich persönlich investiere einen Teil meines Geldes in Werkzeug (und handwerkliches Können), weil das nützlich ist und nach einem Zusammenbruch meine Existenz sichern könnte. Aber die eigene Altersvorsorge oder die Ausbildungsrücklagen für meine Kinder ohne verlässliche Währung aufzubauen - dafür fehlt mir die Vorstellungskraft. Dem offiziellen Geld vertraue kaum noch, Aktien oder den Produkten von Banken und Versicherungen noch weniger, den politischen Versprechungen noch weniger, Immobilien kann ich mir kaum leisten, Fässer mit Erdöl will ich mir nicht ins Wohnzimmer stellen, also was bleibt dann? Viele Grüße

  • Hallo zusammen! Sehr interessanter Thread, wie ich finde, nur leider schon seit bald 2 1/2 inaktiv. Hab mich durchgelesen und würde aber gerne den ersten Post von Solaris nochmal aufrollen.


    Zitat

    Viele glauben, eine Wirtschaft ohne Konjunkturzyklen sei nicht möglich. Und tatsächlich gibt es, neben vielen kleineren Schwankungen (Monate und Jahre), einen zyklischen Verlauf kapitalistischer Systeme, nachfolgend am Verlauf des aktuellen Zyklus (Jahreszahlen sind zirka Angaben) kurz erläutert.


    Zuerst haben wir die Armutsgesellschaft (Weltkriegsende 1945 bis zirka 1955). Danach folgt das Wirtschaftswunder (1955-1970), die Wohlstandsgesellschaft (1970-1990), die vordeflationäre und deflationäre (zunehmend rezessive) Gesellschaft (1990-2015) und schliesslich der Zusammenbruch (2015-2030). Anschliessend erfolgt, sofern noch möglich und nicht grosse Teile des gesamten Planeten zerstört, ein neuer Zyklus.


    Ein vollständiger kapitalistischer Zyklus, der meist zwischen 50 und 100 Jahren dauert, enthält also Aufschwung, Boom (Hochkunjunktur), Abschwung und Depression.


    Ich stimme dir voll und ganz zu, was die inhärente Krisenanfälligkeit im Kapitalismus betrifft. Der Zins, der ja auf der Annahme beruht, dass die Wirtschaft weiter wachsen wird und durch die zukünftig erarbeiteten Werte, mehr zurück in die Kassen fließt, als in mit dem Kredit ausgegeben wurde. Unsere Wohlstandsgesellschaft, lebt dadurch einen Lebensstandard, der eigentlich auf Werten beruht, die erst in der Zukunft erbracht werden. Durch rückfällige Ölfördermengen (-->Peak Oil) werden diese Werte aber nie erbracht werden können und die Finanzblase MUSS implodieren.


    Jetzt zu deiner These der kapitalistischen Zyklen. Sehr interessant und auch die Lösungsansätze finde ich spannend. Woher kommst du aber auf die Idee der kap. Zyklen. Kapitalismus existiert ja nun schon seit lange vor Adam Smith. Die Kolonialherrschaften Europas sind ja ein gutes Beispiel dafür, wie Investoren in Europa Expeditionen finanziert haben, um bei der Rückkehr der Eroberer satten Gewinn einzufahren (Pelze, Gold, Stoffe,...). Seit dem ist der Kapitalismus noch nie total gegen die Wand gefahren worden (wir leben ja schließlich im Turbokapitalismus). Auch Realsozialismus war dem nicht gewachsen. Einen Zyklus sehe ich da nicht.


    Besonders wird es durch Peak Oil keinen neuen Zyklus des Kapitalismus geben. Nicht zu dem Maße, wie wir ihn kennen. Arbeitsteilung, und Besitzverhältnisse werden wohl bleiben, aber der Kapitalismus wird sich, ohne neue Rohstoffe, wohl nicht wieder zu so einer Blase entwickeln können. Das ist meine Meinung dazu.


    Ich glaube nicht, dass es zu einem ökologischen Kollaps kommen wird. Sobald der Mensch aufhört CO2 in die Luft zu pumpen, und den Regenwald abzuolzen (was beides mit steigenden Ölpreisen kommen wird, glaube ich, wird sich da vieles schnell wieder richten. Keine Fragen, wenn es so weitergeht wie heute, ist in einigen duzent Jahren nicht mehr viel Grundlage, auf der sich der Mensch ernähren kann.


    Sozialen Kollaps halte ich für wahrscheinlicher, aber auch nicht für total. Ich kann mir nicht vorstellen (vllt liegst auch einfach daran), dass eine großteils unbewaffnete Bevölkerung (D), die im Normalfall eine sehr hohe Gewaltschwelle hat, da die meisten nie in (Bürger)kriegsartige Zustände erlebt haben, mit einer (am Land) hohen Tendenz zur Solidarität und Nachbarschaftshilfe, hier der soziale Zusammenbruch kommen wird. Außerdem leben wir auf sehr ertragreichem Boden mit sehr viel Niederschlag mit vielen Wäldern. Ich denke eher, dass ein wirtschaftlicher und politischer Zusammenbruch erfolgt, das strukturalistische Grunddenken der Bevölkerung aber auf dem Modus jetzt bleibt. Das heißt demokratische Grundprinzipien und arbeitsteilige Wirtschaftsweise. Beides wird wohl nicht mehr so werden wie momentan, denke aber, dass wir auch nach einem Wirtschaftcrash, nach wie vor die traurigen Gewinner sein werden, wenn man uns im Kontext der restlichen Welt betrachtet. - Meine Meinung -


    Beste Grüße,
    Mattanca

  • Hi Mattanca,


    gurgel mal nach Kondratjeff und lies dich in seine Theorien ein, da bekommst du im Internet einen guten Einstieg in die Long-Wave-Theories, der gute Knabe war für seine Zeit recht weit und wenn ich mir so die jetzige Entwicklung anschaue sind wir wirklich im Winter. Schaubillder zu seinen Theorien findest du unter Gurgel mit Begriffen wie Kodratieff-Zyklus als Bildersuche. Interessant seine Ausgangslagendefinition bezüglich Basis-Innovationen. Da hast du lesetechnisch viel vor dir......

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Aber moment, Kodratieff redet doch nur von Zyklen innerhalb des Kapitalismus, also ganz normalen, länger, sich wiederholenden konjunkturellen Schwankungen. Ein kompletter Crash des Systems, das ohne neuen Rohstoff wohl kaum wieder auf die Beine kommt, davon geht er doch nicht aus. Dass es innerhalb des Systems zT starke Schwankungen, wie 1929 usw gibt, ist offensichtlich. Aber ich würde das, was bevor steht, eher als ein System Reboot verstehen, bei dem fraglich ist, ob Kapitalismus überhaupt so bestehen bleibt.


    Tiefgründiger, hab ich mich mit Kodratieff aber bisher noch nicht beschäftigt. Werd ich nachholen. Danke!:face_with_rolling_eyes: Hat auf jeden Fall meine Frage nach der Quelle beantwortet. Hatte den Titel dieses Threads aber eher so verstanden, dass der Zusammenbruch (sozial oder ökologisch) so gravierend ist, das auch Kapitalismus als solcher auch scheitert, weil ihm die soziale Reproduktion oder die ökologische Basis fehlt.