Leichen, sehr viele Leichen was nun ?

  • Zitat von Sam de Illian;96761

    Zum Thema Leichengifte könnte man ganze Bücher schreiben -ups, gibts ja schon. Im Mittelalter noch war es eine beliebte Strategie, Kadaver in eine belagerte Stadt/Festung zu schleudern, Brunnen oder Bäche damit zu vergiften.


    Mythen haben die Angewohnheit, sich lange zu halten...


    http://www.aspetos.at/news/new…en/32-sind-leichen-giftig
    http://www.zeit.de/2007/18/Stimmts-Leichen
    http://bestatterweblog.de/archives/Leichengift/80


    Man nehme einen lebenden Menschen mit Pestbakterien und eine frische Leiche mit noch aktiven Pestbakterien. Beides schleudere man in eine Stadt (den Lebenden in Watte gepackt). Nun können sich die Stadtbewohner bei beiden infizieren. Mit tot oder lebendig hat es nichts zu tun, sondern nur mit (noch) aktiven Erregern.


    Bei einer Epidemie muss man sich beim Kontakt mit Toten und Lebendigen gleichermassen schützen, denn beide können (noch) Träger von Erregern sein. Alles klar?


    Persönlich würde ich in einem solchen Fall den Kontakt zu anderen Menschen vermeiden (ob tot oder lebendig), da wir es mit einem Super-Erreger zu tun haben. 80% Sterblichkeitsrate, da wäre der Kollaps ziemlich sicher und jeder hätte Angst. "After Armaggedon" ist übrigens kein Kinofilm, sondern ein Film, in dem Experten Aspekte einer Epidemie beleuchten, die dann schauspielerisch eindrücklich nachgespielt werden. Z.B. dass es in den USA ca. 150 AKWs gibt und ca. 5'000 Personen, die sie bedienen können...


    Weiter unten wurde gesagt, dass man die Tuberkulose überwunden glaubte. Leider kommt sie zurück, multi-resistente Stämme. Interessante Doku des ZDF dazu (Rückkehr der Seuchen, Hinweis irgendwo im Forum). In Deutschland kann man bei Erkrankung zwangsbehandelt/-isoliert werden (was natürlich Sinn macht, aber für die Betroffenen unangenehm ist). In Russland sind die Gefängnisse Brutstätten der Tuberkulose. Nach der Entlassung kehren die Gefangenen mit Tuberkulose in ihre Dörfer heim...


    Was ich früher nicht wusste und bei Les Stroud lernte: Die Pest ist nicht ausgerottet und lebt z.B. im Süden der USA in Ratten weiter.


    Einige Experten meinen, dass mit der Fehleinschätzung von Penicilin als das ewige Wundermittel viel Forschungszeit verloren wurde. Wobei Penicilin ja mehr eine Zufallsentdeckung war wie so manches Bedeutende in der Menschheitsgeschichte. Auf jeden Fall ist die Menschheit aufgrund der enormen Mobilität und Verstädterung sehr verletzlich. Wobei es bisher so war, dass tödliche Epidemien wie z.B. Ebola ihre Träger so schnell dahin raffte, so dass die Epidemie auch schnell wieder sich selbst zerstörte. Gefährlich wäre ein leicht übertragbarer tödlicher Erreger mit langer Inkubationszeit. Also etwas wie HIV, etwas schneller tötend (mit den heutigen Medikamenten können die Infizierten oft sehr lange leben), aber übertragbar wie Grippe. Das wäre ein Horrorszenario, aber nicht auszuschliessen.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat

    Weiter unten wurde gesagt, dass man die Tuberkulose überwunden glaubte. Leider kommt sie zurück, multi-resistente Stämme. Interessante Doku des ZDF dazu (Rückkehr der Seuchen, Hinweis irgendwo im Forum). In Deutschland kann man bei Erkrankung zwangsbehandelt/-isoliert werden (was natürlich Sinn macht, aber für die Betroffenen unangenehm ist). In Russland sind die Gefängnisse Brutstätten der Tuberkulose. Nach der Entlassung kehren die Gefangenen mit Tuberkulose in ihre Dörfer heim...


    Ja, den Link hatte ich dazu hier im Forum gepostet gehabt :grinning_squinting_face:


    Tuberculose ist allerdings nicht mehr annähernd so ein Problem, wie es das mal war, zumindest in Deutschland.



    Zitat

    Einige Experten meinen, dass mit der Fehleinschätzung von Penicilin als das ewige Wundermittel viel Forschungszeit verloren wurde. Wobei Penicilin ja mehr eine Zufallsentdeckung war wie so manches Bedeutende in der Menschheitsgeschichte. Auf jeden Fall ist die Menschheit aufgrund der enormen Mobilität und Verstädterung sehr verletzlich. Wobei es bisher so war, dass tödliche Epidemien wie z.B. Ebola ihre Träger so schnell dahin raffte, so dass die Epidemie auch schnell wieder sich selbst zerstörte. Gefährlich wäre ein leicht übertragbarer tödlicher Erreger mit langer Inkubationszeit. Also etwas wie HIV, etwas schneller tötend (mit den heutigen Medikamenten können die Infizierten oft sehr lange leben), aber übertragbar wie Grippe. Das wäre ein Horrorszenario, aber nicht auszuschliessen.


    Genau so sieht es! Leicht übertragbar, früh ansteckend, aber die Symptome setzen erst spät ein, dann aber sehr massiv und mit einer hohen Mortalitätsrate!


    Das wäre unglaublich gefährlich.

  • Waldschrat (und alle die es interessiert):
    Verschiedene Pflanzen können antibakteriell und -viral wirken, dies ist gegenwärtiger Stand der Wissenschaft, und kein Mythos. Inwieweit altüberlieferte Berichte aus Pestzeiten stimmig sind, ist natürlich fraglich. Bin kein Fachmann, aber zb Salbei, Thymian, Minze, Rosmarin, Lavendel, Konblauch... sind wirksam.
    Extrakte diese Pflanzen können als Einreibung auf dem Körper, oder, in Watte als Atemluftfilter, unter Umständen sogar bei Pest Schutz bieten. Auch zur (natürlich wieder nicht 100%ig sichern) Ausräucherung von Räumen verwendbar. Dies ist natürlich, wenn überhaupt, ein sehr unsicherer Schutz, ich wollte es aber erwähnen. Wers wissen will, kann mal "Essig der 4 Diebe" checken.

  • Zitat von Luftikus;96774

    Stimmt, wenn 80% sterben, dann stehen so viele Autos rum, daß es für die nächsten 50 Jahre keine Produktion mehr brauchen wird.


    Jein. Für Infrastruktur und langlebige Gegenstände, die keine Spezialisten erfordert, trifft das zu. Aber nicht für die Produktion von Strom, Benzin, Essen, sauberem Wasser, Antibiotika, Sicherheit, usw. Kann da nur nochmals den Film "After Armaggedon" empfehlen. Er gibt einem eine Idee, mit was für Herausforderungen man als Überlebender dann zu kämpfen hätte (auch psychische), basierend auf der wissenschaftlichen Katastrophenforschung. Leichen gehören nicht dazu, nur die Herausforderung, selbst nicht eine zu werden. :face_with_rolling_eyes: Denn ohne Antibiotika reicht ein kleiner Kratzer oder Schnitt, der sich entzündet... Und bye, bye. So wie vor der Zeit des Penicilins.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Hallo


    Zitat von Luftikus;96774

    Es könnte sich für die Überlebenden als sehr vorteilhaft herausstellen, wenn alle weg sind, welche die Natur als zu schwach befunden hat oder die das Pech hatten keine ausreichenden Abwehrkräfte gegen eine Seuche zu haben.


    Obacht, das müssen nicht immer die schwächsten sein!
    Bei der spanischen Grippe hatten die 20 bis 40 Jährigen die höchste Sterberate!



    Zitat von linthler;96779

    Weiter unten wurde gesagt, dass man die Tuberkulose überwunden glaubte. Leider kommt sie zurück, multi-resistente Stämme.


    Die Ansteckungsgefahr für TB ist besonders für Leute mit einem geschwächten Immunsystem (Krankheit, Unterernährung etc.) sehr hoch. In einer Krise natürlich besonders aktuell!
    Die Impfung (sofern heutzutage überhaupt noch gemacht, bzw. aufgefrischt) bietet auch nur einen etwa 60% Schutz.


    Zitat von linthler;96779


    Was ich früher nicht wusste und bei Les Stroud lernte: Die Pest ist nicht ausgerottet und lebt z.B. im Süden der USA in Ratten weiter.


    Es kommt immer wieder zu lokalen Ausbrüchen von Beulenpest, z.B. in Indien.


    Die Pest (welche hauptsächlich durch den Rattenfloh übertragen wird) ist aber nicht zu verwechsel mit dem „schwarzen Tod“!
    Dieser war nach neueren Erkenntnissen ein hämorrhagisches Fieber (Virus), ähnlich Ebola, mit einer Inkubationszeit von fast 2 Wochen, während der man symptomfrei aber dennoch hoch infektiös war! So ziemlich der Worst Case!


    Gresli

  • Zuerst zum beginn, um dem Vorwurf ich erzähle nur Mythen zu unterbinden gehe ich kurz auf meine sehr spärlichen Erfahrungen mit Leichen ein.


    Ich hatte einmal für 3 Wochen Nachtwachedienst in einer Tierverwertungsstelle geleistet und der Gestank war trotzt modernster Luftfilter Anlangen wirklich grässlich. Ich musste mich extrem zusammen nehmen diese 3 Wochen durch zu stehen. Ja immerhin der Lohn war ganz gut.


    Zusätzlich habe ich als Jugendlicher eine Schnupperlehre im Spital in der Phatalogie absolviert.


    Der leitende Arzt testete seine neuen Schützlinge gerne auf Ihre härte mit der Aufgabe die Luftabzugsfilter Anlagen zu reinigen.
    2 Gestandene kräftige Jugendliche mussten sich sogleich übergeben, ein weiterer ist auf der Stelle Ohnmächtig geworden und ich und noch 2 weitere haben es zwar durchgezogen.


    Doch uns war noch tagelang übel. Wenn man bedenkt das in so Luftfiltern nur mikroskopisch kleine Leichenteile sind, sagt dies einiges darüber aus, wie bestialisch Menschliche Ueberreste stinken können.


    Ist leider so....


    Also ich wollte die Arbeit jedenfalls nach diesem Erlebniss nicht mehr.
    Doch fand ich diesen test zwar hart aber richtig.
    Und ich bin diesem Arzt für diese Erfahrung sogar Dankbar. Auch sonst habe ich in diesen 3 Tagen viel über das vergehen des Menschen gelernt.


    Ansonsten beschränken sich meine Erfahrungen darauf das man seine Verwandten am Sterbebett begleitet hat.


    Ein weiteres gutes Argument das Zersetzungs Prozesse ohne Mythen stinken, kennt jeder der einmal jemanden denn Verband gewechselt hat der ein offenes Bein hat, oder noch verbreiteter der Atem von jemandem der sehr faule Zähne hat.
    Dies sind Chemisch gesehen die genau gleichen Leichengifte die am Werk sind nur halt in einem lebenden Körper.
    Also man hat in so einem Fall nonstop diese Gifte direkt im Mund, dies ist auf Dauer zwar nicht besonders Gesund aber auch nicht tödlich.
    Das Leichengifte überschätzt in Ihrer Giftigkeit werden, sehe ich deshalb auch so.


    Doch sollte man die Viren bei einer Seuche in Leichen wirklich nicht unterschätzen.


    Daher finde ich diese Frage nicht uninteressant zu Diskutieren.

  • Zitat

    Doch uns war noch tagelang übel. Wenn man bedenkt das in so Luftfiltern nur mikroskopisch kleine Leichenteile sind, sagt dies einiges darüber aus, wie bestialisch Menschliche Ueberreste stinken können.


    Bitte nicht solche Märchen verbreiten. Leichen in freier Wildbahn stinken nur in schlechten Krimis. Ansonsten hat sich "die Natur" meist schon darüber hergemacht, bevor irgendwas stinken kann. Leichen im Sommer unter Luftabschluss sind natürlich ein Problem. Dem geht man "im größeren Maßstab" einfach aus dem Weg und das Problem ist auch keins mehr.


    Ansonsten gilt: Rasch unter die Erde damit und auch das war's. Wer versucht, Massengräber durch Verbrennen zu ersetzen, sollte sich schnell noch ein paar Baupläne aus den 1930ern beschaffen, denn sonst wird das nix. Wer jetzt anfängt von Indien zu erzählen, der sollte man die vollständigen Bilder sehen (http://bestatterweblog.de/downloads/indien_02.pdf) bevor er dazu was sagt...

  • A kein Märchen B nicht in der Natur.


    Darfst Dich aber gerne melden, in der Pathologie sind sie sicher froh wenn jemand die Rohre der Luftfilter Anlage wieder mal reinigt. Viel Spass dabei :devil:

  • Zitat von Luftikus;96766

    Das mit dem Verbrennen schlagt Euch mal aus dem Kopf.
    So einfach wie sich manche das vorstellen ist das nicht. Wer sich damit nicht auskennt, wird die Leichen höchstens äußerlich ankokeln. Bis zu einer vollständigen Leichenverbrennung braucht es verdammt viel Brennstoff.


    Zur Not müsste es so gehen wie man es früher in den KZs gemacht hat. Da wurden die Leichen ja in Öfen verbrannt die recht ähnlich aufgebaut waren wie Backöfen.


    Ansonsten bleibt noch die buddhistische Bestattungsmethode: Leichen zerhacken / zerwirken und abseits des Dorfes verstreuen das die Raben und Krähen ungestört rankommen. Sollte man aber abseits von Kindern und Weicheiern machen, da die Eingeweide kein Anblick für schwache Nerven sind. Wenn die Seuche über Parasiten verbreitet wird sollte man die Leichen vorher noch mit Zyklon oder einem anderen Entlausungsmittel behandeln (Gasschutz ist wichtig, da solche Mittel schnell töten, bsp. Zyklon B).


    Achso und bevor sich jemand an den Bezügen aufs Dritte Reich aufregt: Das sind nur die bekanntesten Beispiele, da ist keine politische Einstellung enthalten.


    Gruß Ulfhednar

  • Naja, es muss ja nicht ein KZ Ofen sein. Ein "normales" Krematorium funktioniert ja ebenfalls (es ist ja auch das selbe, nur nicht so "böse").


    Bei meinem Outdoor Training ist es schon vorgekommen, dass ich eine Wurst, die mir in den Dreck gefallen ist, ins Feuer geworfen habe und es hat wirklich erstaunlich lange gedauert, bis diese "zerwirkt" (ich liebe dieses Wort, danke liebes S&P Forum) ist und sich völlig "aufgelöst" hat.


    Es wäre von daher natürlich von Vorteil, wenn man über mehrere industrielle Hochöfen verfügen würde. In der Schmelze würde ein Körper bestimmt nicht lange bestehen, ehe er "verschwunden" wäre. Natürliche Hochöfen bieten uns Vulkane und ähnliche Geothermale Quellen. Bei der hier genannten Masse an Leichen dürfte dies jedoch eine praxisfremde Empfehlung sein. Je nach Ressourcen würden sich ebenfalls anbieten:


    - Massengräber mit Zement auffüllen


    - Säuren zur Zersetzung der Körper


    - Pressen / Walzen, stapeln und ins Krematorium


    - Chemikalien und Explosivstoffe



    Grundsätzlich wirklich ein sehr makaberes Thema und einmal mehr nicht sehr einfach zu beantworten. In solchen Zeiten werde ich mich (falls ich noch lebe) weit ab von der "Gesellschaft" aufhalten. Möglicherweise bleibt es mir da erspart, mich um das Zerwirken von Leichen zu kümmern. Stirbt jemand meiner Nächsten, so werde ich ihm/ihr natürlich die Ehre einer Bestattung zukommen lassen.




    Es wäre allerdings noch lohnenswert, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Wie haben die Leute im Mittelalter das Problem mit den enorm zahlreichen Pesttoten gelöst?

  • In diesem Thread geht's ja voll ab. :grosses Lachen: Da kommen Pietäten, moralische und ethnologische Aspekte. :staun: Seuchengefahr und "Giftigkeit" scheinen abgehakt zu sein. Dann noch der Härtetest, wer Fotos von vom Wasser aufgedunsenen Leichen aushält - wir wollen schliesslich wenigstens sehen, wovon wir schreiben, wenn wir schon nicht riechen und uns übergeben können.


    Ich sehe schon, "Sex and Crime" wie in den Medien. :grosses Lachen: Crime, Grusel, Grusel. Wir sind die harten Prepper. Für die neuen: Natürlich hat's auch die Sex-Threads, falls Ihr was Schöneres wollt. :face_with_rolling_eyes: Preparedness umfasst schliesslich fast alles. :lachen::grosses Lachen:


    Zitat von Ulfhednar;96815

    die buddhistische Bestattungsmethode: Leichen zerhacken / zerwirken und abseits des Dorfes verstreuen das die Raben und Krähen ungestört rankommen.


    Kleine Korrektur: Die Himmelsbestattung ist nicht speziell buddhistisch. Buddhisten in den unterschiedlichen Kulturen rund um die Welt kennen auch Feuer- und Erdbestattungen. Aber in Tibet ist es felsig, die Böden viele Monate im Jahr gefroren und Brennholz ist auch nicht üppig vorhanden. Der Mensch ist ein praktisches Wesen und hat sich ganz verschiedenen Lebensbedingungen angepasst. Auch die Schamanisten in Tibet oder der Mongolei kennen/kannten diese Bestattungsform.


    So spannend der Umgang der unterschiedlichen Kulturen mit dem Tod ist (z.B. Bali), es wird langsam off topic. :face_with_rolling_eyes:


    Fazit bisher: Wer in/nach einer Katastrophe sich mit Leichen beschäftigen möchte darf das mit den üblichen Hygienemassnahmen tun, aber nötig bezüglich Seuchen ist es nicht. Und wahrscheinlich hätten die meisten dann anderes zu tun, wenn 4 von 5 Leuten gestorben wären. Abgesehen davon, dass man sich in der Normalisierungsphase mit anderen Überlebenden wieder einen Bereich, ein Dorf mit geordneten Verhältnissen schafft, in dem keine Leichen einfach so herumliegen (ausser man hat sich einer Gruppe aus dem Gefängnis oder der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie Entflohener angeschlossen).


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von Stefan;96822

    Naja, es muss ja nicht ein KZ Ofen sein. Ein "normales" Krematorium funktioniert ja ebenfalls (es ist ja auch das selbe, nur nicht so "böse")...
    ...Es wäre allerdings noch lohnenswert, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Wie haben die Leute im Mittelalter das Problem mit den enorm zahlreichen Pesttoten gelöst?


    Zum Thema Krematorium: da kenne ich mich nicht so aus. Auf Basis mittelmäßiger Filme hatte ich gedacht, Krematorien würden mit Gasbrennern betrieben. Die KZ Öfen hingegen waren nur verlängerte Bäckereiöfen und konnten mit Holz betrieben werden. Außerdem weiß da wohl jeder wie die Teile aussehen und wie sie gebaut sind.


    Zur Frage mit den Pesttoten: da gab es keine echte Lösung. In Paris wurden soweit ich weiß Stollen aufgefüllt (Die Katakomben). meistens wurden Massengräber genutzt, die kaum tief genug waren und oft die nächste Welle auslösten. Irgendwann waren dann genug Menschen abgehärtet dass sich die Seuche nicht weiter verbreiten konnte. (Zumindest hab ich das so in der Schule gelernt. k.a. ob dass 100% stimmt)


    Gruß Ulfhednar

  • Zitat von Stefan;96822

    Je nach Ressourcen würden sich ebenfalls anbieten:


    In solch einem Szenario, auch einem mit einer etwas tieferen Sterblichkeitsrate, wird es die Ressourcen dafür nicht mehr geben. Die Schweinegrippe hat zwei Kehrseiten gehabt: Die breite Bevölkerung hat sich einmal mehr darüber aufgeregt, dass die "da oben" und die Medien einen auf Alarm/Panik gemacht haben und werden eine wirklich gefährliche Epidemie vermutlich zu spät ernst genug nehmen. Das Positive: Vielen Verantwortlichen wurde (wieder) bewusst, was es für ihren Betrieb, unsere Gesellschaft bedeuten würde, wenn genügend Leute zeitgleich ins Bett gezwungen würden, ganz zu schweigen, wenn sie zum Gang ins Jenseits gezwungen würden. Immerhin gibt es nun (teilweise wiederentdeckte) Pläne dafür. Wir sind alle verwöhnt. Das ist schön, aber gleichzeitig gefährlich.


    Stell Dir vor, Du leitest ein Altersheim. Plötzlich erscheint nur noch die Hälfte der Angestellten zur Arbeit. Die Arbeit wurde aber nicht weniger, sondern mehr, weil viele BewohnerInnen erkrankten und intensivere Betreuung brauchen. Oder du leitest die Bahn und hast plötzlich nur noch die Hälfte Lokomotivführer zur Verfügung. Ausdünnung des Fahrplans, usw. Down to the Basics. Und wenn das nicht mehr reicht folgt die Überforderung, der Kollaps. AKW-Betreiber, die eigentlich nicht mehr schlafen dürften, weil keine Ablösung mehr kommt, usw. Im Idealfall werden die Systeme noch ordnungsgemäss heruntergefahren und es wird "nur" dunkel und gibt nur noch Autofahrer bis zum letzten Tropfen im Tank.


    Zitat von Stefan;96822

    Stirbt jemand meiner Nächsten, so werde ich ihm/ihr natürlich die Ehre einer Bestattung zukommen lassen.


    Vielleicht. Einer deiner Nächsten bedeutet aber eben auch "nahe". D.h. du warst in nahem Kontakt mit jemandem, der sich infiziert hat. Ich hätte dann die Befürchtung, dass ich auch betroffen sein könnte. Denn 80%-Sterblichkeit muss bedeuten, dass die Inkubationszeit etwas dauert und sich in der Zeit leicht übertragen kann (Kinosäle, Zug, usw.), also vermutlich Tröpfchen-Übertragung. Ist die Inkubationszeit kurz kann man die Träger relativ rasch ausfindig machen und bei einem tödlichen Verlauf werden die Träger automatisch an der Weiterverbreitung gehindert (der "Vorteil" an Ebola, so tragisch die Krankheit ist) und die Epidemie bricht bald zusammen. Auch eine erschwerte Übertragung führt bei tödlichen Krankheiten nie zu 80%-Sterblichkeitsrate, jedenfalls nicht in einer modernen aufgeklärten Gesellschaft mit heutiger Diagnostik und Kommunikationsmittel. Hier ist das Beispiel HIV, das man nicht einfach so bekommt (abgesehen von den früheren Blutspende-Empfängern). Natürlich gibt es die hohen HIV-Sterblichkeitsraten z.B. in Afrika. Aber wenn man z.B. glaubt, mit Vodoo & Co. HIV bekämpfen zu können, obwohl einem die gutmeinenden Westler anderes erzählen, dass halt nicht in ihr Weltbild passt... Der Gang der Evolution.


    Stirbt einer der nächsten ist wohl die sofortige, bestmögliche Quarantäne all derjenigen, die mit ihm Kontakt hatten, angesagt. Und man schaut, wer nach einer gewissen Zeit danach noch lebt, so dass man davon ausgehen kann, entweder nicht infiziert oder immun geworden zu sein. Sowieso rottet man sich bei einer Epidemie nicht zusammen, sondern schottet sich bestmöglich ab, bleibt im engsten Kreis ohne physischen Kontakte zu anderen Kreisen (am Anfang bestmöglich, wenn das System noch auf Halbmast läuft, und in einer späteren Phase komplett).


    Meine letzten Hygiene-Mittel wie z.B. Handschuhe würde ich nicht für einen Toten opfern. Und das Arbeiten mit Toten wäre ja gefährlich, da sie den Super-Erreger in sich tragen. Und Arbeiten mit Toten, die doch einiges wiegen, ist anstrengend, Fehler und Verletzungen können passieren. Da spare ich mir die Handschuhe lieber für den Fall auf, dass sich jemand Nicht-Infiziertes verletzt und sauber gearbeitet werden muss (Stichwort Infektionen und kein Zugang mehr zu Antibiotika).


    Wer meint, dass dann z.B. im Spital schon noch für die nächsten 50 Jahre Handschuhe herumliegen... Da möchte ich zuletzt hin, auch wenn es noch wertvolle Ressourcen wie Antibiotika haben könnte. Aber dort sind die Leute mit grossen Hoffnungen und vielleicht auch grosser Verzweiflung.


    Zitat von Stefan;96822

    Es wäre allerdings noch lohnenswert, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Wie haben die Leute im Mittelalter das Problem mit den enorm zahlreichen Pesttoten gelöst?


    Pestlöcher vor den Städten. Die Ausgrenzung/Diskriminierung von kranken Menschen geschah vermutlich in den wenigsten Fällen aus Böswilligkeit. Sondern aus Angst. Man verstand vielleicht nicht genau, wie der Körper funktioniert, aber die Bedrohung durch Krankheiten war offensichtlich, wenn auch ihre Ursache nicht greifbar (Strafe Gottes, unmoralisches Verhalten oder was auch immer). So gesehen war die Behandlung der "Aussätzigen" auch ein Selbstschutz.


    Kann nur allen, die Englisch verstehen, den Film "After Armaggedon" ans Herz legen (auf YouTube). Da wird das alles durchgespielt. Kommentiert von Professoren, die sich mit menschlichem Verhalten/Organisation in Katastrophen beschäftigen, von Leitern von Katastrophen-/Seuchenbehörden, deren tägliches Brot es ist, die Situation rund um die Welt zu beobachten. Um früh genug handeln zu können, eine Epidemie abzuwenden versuchen, im Wissen, dass das Katastrophenmanagement bei weiterer Ausbreitung der Seuche irgendwann überfordert sein würde. Zum Glück gibt es diese Überwachungsbüros weltweit, wo derzeit die Lampe "grün" leuchtet und an deren Existenz die meisten Leute zum Glück nicht denken müssen. Und die schwierige Entscheide fällen müssen, wenn die Lampe auf orange oder rot geht. Weil es dann um viel Gesundheit, Leben, aber auch Geld und verhängnisvolle Lerneffekte bei Fehlentscheiden oder Übervorsicht geht.


    Eine der eindrücklichsten Aussagen im ZDF-Bericht zur Rückkehr der Seuchen fand ich diejenige des deutschen Forschers in Afrika (der Flughunde fängt), der sagte (sinngemäss), dass man schon sehr wenig über die Tiere und Pflanzen in den Tropen weiss, aber fast nichts über die Mikrowelt der Viren und Bakterien. Und in den Tropen ist der biologische Umsatz ja deutlich schneller, d.h. auch Mutationen gehen schneller durch die "Biomasse". Z.B. von den Flughunden zu den Beeren zu den Affen zum "Bush Meat" auf den Märkten.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Hallo zusammen


    Ich glaube die Leichen haben wir jetzt TOD geredet.


    Sollten noch konstruktive Beiträge nötig sein so nehme ich gerne die konstruktiven Beiträge per PN entgegen und wir entscheiden ob wir die Leichen nochmals aufleben lassen.


    Viele Grüsse, Ernst