Restaurierung Dachbodenfund: altes Carl Helsper Klauenbeil

  • Als ich letztes Wochenende beim Räumen eines Dachbodens geholfen habe, fand ich diesen Beilkopf.



    Dies wird mein neues Projekt über den Winter! Obwohl oder gerade weil das gute Stück ziemlich mitgenommen aussieht, werde ich es wieder herrichten, also entrosten, neu schäften und eine neue Schneide anbringen. Anschließend wird es mir als "neues" Campingbeil dienen.
    Soviel erstmal zur Theorie – ich bin gespannt, ob und wie sich dieses Projekt realisieren läßt. Weitere Fotos und detailliertere Informationen findet Ihr übrigens auf meinem Blog, wo ich auch über den Projektfortschritt berichten werde.
    Lasst Euch überraschen!

  • Nabend!
    Ich hab mal kurz deine Seite angesehen und finde Elektrolyse etwas übertrieben und wirkungslos da schlicht keine Oxidschicht da ist.
    Das kann man bei einer "dicken" Oxidschicht machen , aber selbst bei alten Bodenfunden gibt es kaum welche bei denen Elektrolyse das Mittel der Wahl wäre.


    Willst du denn die fehlende Klaue ersetzten, so lassen oder die andere auch entfernen?
    Dann solltest du schauen ob das Stück überhaupt noch hart ist, soll bedeuten , du solltest mal nen Drahtstift damit durchtrennen .
    Sollte das nicht ohne Verformung der Schneide gehen muss das Ding eh neu gehärtet und angelassen werden.
    UND DANN hätte sich das Problem eh schon gelöst da bei der Wärmebehandlung eh wieder eine edle! Oxidschicht entsteht die dem Stück ein schönes und zugleich altes Aussehen gibt.


    Servus

  • Moin Buddelbär!


    Das mit der Elektrolyse ist bislang nur ein Gedankenspiel - ich sammle gerade die Vorschläge zur Rostentfernung die hereinkommen. Angefangen von Backsoda & Zitronensäure bis hin zum Dremeleinsatz mit der Drahtbürste.


    Was die fehlende Klaue angeht: Bis auf die Rostentfernung, eine neue Schäftung und dem Anbringen einer neuen Schneide bleibt das Beil eigentlich so, wie es ist. Man soll ihm die Benutzungsspuren schon ansehen, schließlich verleihen diese ihm Charakter :face_with_rolling_eyes:


    Viele Grüße

  • Hast Du mal einen Holzstiel bebestigt um zu sehen wie sich das Beil anfühlt?
    Ich hab festgestellt, dass schöne moderne Beile manchmal nichts taugen.
    Dann wiederum ein schweres, gammeliges Flohi Beil super effektiv ist.


    Dann kann man natürlich auch noch überlegen ob man eine Waffe oder ein Werkzeug daraus baut:ohhh:

  • Hi flywheel!


    Das Beil wird erst neu bestielt, wenn die Entrostung abgeschlossen ist. Da auch das Innere des Auges ziemlich viel Rost angesetzt hat, macht es vorher imho wenig Sinn.


    Zitat von flywheel;115314

    Dann kann man natürlich auch noch überlegen ob man eine Waffe oder ein Werkzeug daraus baut


    Da brauch ich nicht lange überlegen: Das Beil soll mir nach der Restaurierung als Campingbeil dienen; also Holz spalten, kleinere Entastungen durchführen, o.ä.. Definitiv also Werkzeug und keine Waffe!

  • Entrosten: Beil ca. einen Monat in Molke einlegen....Blitz Blank.
    (Molke gibts evtl. beim Käser gratis.)
    Selber habe ich es noch nicht gemacht, aber Waffenrestaurateure schwören zum Teil darauf.
    Die wohl umweltfreundlichste Art ein Metallteil zu entrosten.


    Wenn ich alte Äxte restauriere muss was gehen. Da bin ich eher der ungeduldige.....

  • @ Worber: Danke für den Vorschlag, das hört sich aber nach einer ziemlichen Sauerei an. Ich müßte mit meiner besseren Hälfte zuerst einmal klären, wo der Molkebehälter ca. einen Monat vor sich hinstinken dürfte...
    Ich glaub, da such ich auch eine etwas "ungeduldigere" Methode :face_with_rolling_eyes:

  • Schrubbbürste auf die Bohrmaschine und los gehts.
    Schleifpapieraufsatz für Runde zwei.
    Rest von Hand und Schleifpapier.
    Ein Sprutz Balistol drauf und der "neuen" Axt steht nichts mehr im Wege.


    Nur schärfen sollte man nicht mit der Flex....da ist Handarbeit angesagt.

  • Hast du denn schon geprüft ob das Stück noch hart ist?
    So wie die Schneide ausschaut wurde sie schon das ein oder andere Mal mit Bandschleifer oder Schleifbock umgearbeitet...
    Dann kannst du dir nämlich wie bereits oben beschrieben alle anderen Arten sparen.


    Sollte es noch ausreichend hart sein, würde ich bei dieser , wirklich minimalen, Rostschicht mit feiner OOO Stahlwolle und Balistol arbeiten.

  • Ähnlich der Methode mit Molke könntest du noch Cola und Alufolie probieren. Dass das funktioniert, muss im Cola allerdings Phosphorsäure (E338) enthalten sein. Selbstverständlich kannst du auch (sofern vorhanden) reine H3PO4 (rein im Sinne von 'nur mit Wasser verdünnt') verwenden. Das Prinzip dahinter ist, dass das Aluminium mit dem Sauerstoff, der im Rost gebunden ist, oxidiert wird, die Phosphorsäure übernimmt die eigentliche Redox- Reaktion. Wenn du den Axtkopf also lose in Alufolie einschlägst, und das dann für einige Zeit (je nach Lösung Stunden bis Tage) einlegst, sollten sich da recht zügig Resultate zeigen. Wunder darf man sich davon (speziell mit Cola) aber keine erwarten.

  • Hi,


    Diesel ist ein guter Entroster, allerdings ein recht agresiver. Zwei Tage eintauchen und gut. Die "Nachversorgung" nicht vergessen! Diesel auswaschen (Waschbebzin) und Faerben (oder einen anderen Rostschutz verwenden z.B. Bruenieren, Phosphatieren etz)


    LG jorjan



    EDIT
    Guenstig, Verfuegbar, Schnell... was will man mehr?

  • Ich will dir auf keinen Fall dreinreden ... aber das Auge eintrosten?
    Dratbürstenaufsatz für die Bohrmaschine und mal kurz durch das wars.
    Da drin kanns ruhig etwas rauer zugehen , dann hält das Holz auch besser.


    ICH hab Kandidaten aus fast zwei Jahrtausenden die etwas mehr Pflege brauchen , aber ganz im Ernst, bei dir reicht Stahlwolle und Öl...


    Servus

  • Zwischenzeitlich gibts bei dem Projekt auch Neuigkeiten!
    Die Entrostung per Elektrolyse hat tadellos funktioniert.


    Vorher:


    Nachher:



    Außerdem wurde das Beil nun mit einem neuen Stiel aus Eschenholz versehen :Gut:
    Jetzt sieht man schon richtig, wie es fertig aussehen wird:




    Als Abschluß wird das Beil noch mit einer neue ballige Schneide versehen und eine passende Lederhülle zum Transport und Aufbewahrung bekommen.


    Ich hoffe, Ihr seid ebenso gespannt darauf, wie es weitergeht, wie ich...

  • Sehr nett.
    Ich will Dir auch nicht reinreden, aber für mich sieht das andere Ende so aus, als ob das mal ein Dorn (vergleichbar einer Sappie) war, der durch unsachgemäße Handhabung verformt wurde.
    Ausserdem könnte ich mir vorstellen, dass da eher ein langer Axtstil reingehört...



    Ping

    [SIZE=2]Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei und Unwissenheit ist Stärke.[/SIZE]

  • Hallo Ping


    Nein denke ich nicht, der "Sporn" war mal zum Nägelziehen gedacht.


    Unsachgemässe Behandlung ......, richtig!!!


    Schön fand ich in dem Sinne nur schon die Erwähnung des "Zappi" wie er bei uns in der CH genannt wird. Auf jeden Fall zu Zeiten meiner Erstausbildung. Dass das Ding überhaupt noch jemand kennt? Erstaunlich :staun:


    Viele Grüsse, Ernst

  • @ Pinguin: Wie Ernst schon richtig erkannte, konnte man mit dem Beil mal Nägel ziehen. Durch Missbrauch ist dann eine Klaue abgebrochen. Kann man auf den Bildern auch erkennen, dass es mal zwei Klauen waren.
    Auch der Stiel orientiert sich in Form und Länge am historischen Vorbild. Auf meinem Blog kann man das reaturierte Beil direkt mit einem original C.Helsper Klauenbeil vergleichen (dortige Bilder mit Genehmigung eines Antiquitätenhändlers).


    Ich freu mich schon drauf, wenn das Beil jetzt fertig geschärft ist und es raus in die Natur geht :Cool:


    Viele Grüße


    Chris