Notfallmedizin für Prepper

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  • Nur ganz kurz, da ich zZt recht eingebunden bin.
    Ich würde bei Symptomen noch Hämatome, Blutungen im betroffenen Bereich mit aufführen. Diese müssen nix mit ner WS Verletzung zu tun haben, können einen aber in die Richtung denken lassen.


    Im Großen und Ganzen fand ich die beiden Artikel als Erste Hilfe Anleitung gut geschrieben, ich finde es aber auch schwierig die Lücke zw. Normalität und S&P Situation ordentlich zu schließen ohne konkret Szenarien zu benennen. Da fehlt mir auch gerade die Zeit mich richtig einzudenken.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Papa Bär: Wäre u.a. Ausführung aus deiner Sicht hilfreich?

    Maßnahmen im Katastrophenfall:



    • Halswirbelsäule stabilisieren (Bild 1: Stifneck, Bild 2: Sam-Splint, Bild 3: Handtuch)



    • Betroffenen auf Rückenbrett lagern (nur für Transport) (Bild 1: Spineboard, Bild 2: Tür)



    • Betroffene mit vermuteter Fraktur der Wirbelsäule oder neurologischen Störungen gehören operiert! Bis diese Operation möglich wird, ist Schonung und Bewegungslosigkeit der Wirbelsäule notwendig. Es besteht die Gefahr von Rückenmarksverletzungen durch verschobene Knochenteile! Entzündungshemmende und Schmerzstillende, aber nicht Blutverdünnende Medikamente sind zu empfehlen.


    Die Gabe eines Kortisonpräparates (Methylprednisolon, Wirkdauer 12-36 Std) ist zu erwägen:
    30mg/kg Körpergewicht (hoch dosiert, frühzeitig, einmalig).
    5mg/kg Körpergewicht (mittel dosiert, 8-12 Stunden nach der Verletzung beginnend) dreimal im Abstand von 12 Stunden.
    1mg/kg Körpergewicht (normal dosiert, 48 Stunden nach der Verletzung beginnend) im Abstand von 12 Stunden.

    • Bei vermuteten Weichteilverletzungen oder Verstauchungen sollte die betroffene Person mehrere Tage geschont werden. Den Heilungsprozess kann man mit wechselnden lokalen Wärme- und Kälteanwendungen sowie Massagen unterstützen.



    • Bei der Pflege einer längeren Zeit ruhiggestellten Person ist besonders auf Hygiene und Druckstellen (Dekubitus bzw. Wundliegen) zu achten. Regelmäßiges und vorsichtiges Umlagern (Drehen) ist notwendig.
  • Hallo,
    vllt noch erwähnen das in dem Fall auch ein Atemstillstand ohne Herzkreislaufstillstand erfolgen kann, der (kurzfristig) recht gut mit einer (Mund zu Mund) Beatmung überbrückt werden kann.
    Ansonsten finde ich die Artikel sehr gut und denke dass es so besser ist, erst Beiträge über die normale EH zu machen, bevor man sich den Spezialfällen zuwendet.
    Wird die Methylprednisolon Gabe wirklich noch empfohlen?

  • Wolfshund: Danke für den Hinweis auf (recht) hohen Querschnitt! Wie es dann mit dem Betroffenen weitergeht, hat jeder für sich zu entscheiden.....


    Zu deiner Frage: Methylprednisolon wird in diesem Fall präklinisch nicht mehr empfohlen. In der Klinik, bei gesicherter Diagnose, kann es erwägt werden. Es gibt Studien die dies wegen der verbesserten Ergebnisse empfehlen.
    Die Maßnahmen im Katastrophenfall rechne ich nicht mehr zwingend zu den präklinischen Maßnahmen. Hier müssen unter Umständen Tätigkeiten und Maßnahmen durchgeführt werden, die unter normalen Umständen in einer Klinik durchzuführen wären.


    Tsrohinas

  • Pneumothorax - Punktions Kanüle von B.Braun


    Auch wenn es nicht 100%ig hier rein passt, ich habe in einem anderen Forum einen Artikel über die:


    Pneumothorax - Punktions Kanüle von B.Braun geschrieben und das auch in abgewandelter Form an einige Händler die das Teil im Sortiment haben als email geschickt.
    Ist vielleicht etwas speziell aber der ein oder andere kann damit vielleicht was anfangen, daher will ich es nicht vorenthalten:




    Pneumothorax - Punktions Kanüle von B.Braun - Kurz um, diese Nadel ist vollkommen ungeeignet einen Spannungspneumothorax zu entlasten, denn sie ist mit 50mm zu kurz. Des weiteren ist sie für den Einsatz im Feld nicht ausreichend verpackt.


    Ich verstehe nicht, warum B.Braun dieses Produkt überhaupt noch vertreibt bzw. nicht anpasst.


    Die Kanüle hat eine Länge von 50mm, einige Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass der "normale" menschliche Brustkorb zwischen Haut und Pleuraspalt schon bei normalen Bedingungen häufig dicker als 50mm ist.
    Diese Erkenntnis deckt sich auch mit meiner Erfahrung aus dem Präparierkurs des Medizinstudiums (ja ich habe nachgemessen, wenn auch nur bei 3 Menschen). Wenn jetzt durch ein Trauma noch Hämatom + Hautemphysem dazu kommt landet man irgendwo aber nicht im Pleuraspalt.


    Als Beispiel mal ein Link der eine Untersuchung der Unfallchirurgen der Uni Greifswald an 2574 Patienten zeigt:


    http://www.egms.de/static/en/meetings/dk...12dkou119.shtml


    Fazit: "Die durchschnittliche Dicke der Thoraxwand betrug rechts 5,11 cm..."
    Bei über 60% der Patienten wäre schon unter normalen Bedingungen ein Punktion mit einer derartigen Kanüle nicht möglich


    Daher wäre es dringend notwendig eine Kanüle in entsprechender Länge vor zu halten.


    Ich habe diese Punktion schon mal im Rahmen der innerklinischen Reanimation durchgeführt und habe sehr gute Erfahrungen mit der Braunüle MT von B.Braun gemacht (ist auch deutlich günstiger) 2,7x80mm


    Alternativ böte sich auch die VasoVet G14 an also eine orangene Braunüle die aber 10 statt der üblichen 5cm lang ist.


    Nachteil bei beiden Produkten ist in meinen Augen die recht fragile Verpackung, eine Seite Plastik, eine Seite Papier, für den Einsatz in Notfalltaschen/-rucksäcken nur bedingt geeignet.


    Das Ideale Produkt stellt in meinen Augen der MojoDart da, ein G14 Braunüle mit 8,25cm Länge in einer stabilen, wasserdichten Verpackung.
    Problem, so weit ich weiß gibt es dafür bisher keinen Generalimporteur in Deutschland...


    https://www.tacmedsolutions.com/store/Pr...p?ProductID=245



    So weit meine Gedanken zu diesem Thema, dass mich schon lange aufregt, mal wieder ein Paradebeispiel, wie langsam sich Verbesserungen in der Medizin in Deutschland umsetzten...



    Anbei noch ein Bild einer Braunüle MT

  • Tierbedarf beim Menschen einsetzen könnte aber rechtliche Probleme nach sich ziehen oder? Was wird denn von denen benutzt die öfters eine Nadeldekompression durchführen müssen (BW-Soldaten, NAs und RAs mit PHTLS Ausbildung)?

  • Die Braunüle MT ist ursprünglich für den Einsatz am Menschen gedacht gewesen und wurde bei uns in der Kardiologie als "Schleuse" benutzt als als großer intravenöser Zugangsweg für Herzkatheter/-schrittmacher...


    @Tsrohinas die von Dir gezeigte Nadel ist die selbe die ich auch als Link drin habe wenn ich mich nicht täusche. Benutzt Ihr die bzw. haltet die vor!? Ich hab so was noch nie auf einem deutschen Rettungsmittel gesehen - leider...

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Leute, ich will ja nicht unken, aber was soll das für ein Ziel haben? Hier werden Maßnahmen des ALS geschildert. Maßnahmen, die weit über die eines Erste Hilfe Kurses hinausgehen. Entweder mann beherrscht diese Maßnahmen schon vorher routiniert oder man wird sie in einer solchen Situation ganz sicher nicht beherrschen. Zumal man sie nicht durch Bücher oder Artikel lesen erlernen, geschweige denn beherrschen kann. Zu jeder Maßnahme gehört eine Indikationsstellung, die Durchführung, die Überprüfung udn vor allem die Beherrschung eventueller Komplikationen.
    Jeder der eine Maßnahme durchführt ohne all diese Punkte zu beherrschen wird im Zweifel mehr Schaden anrichten, als nützen.
    Lasst uns doch realistisch bleiben und uns auf die Basics konzentrieren. Dei Dinge, die man im EH Kurs (o. vgl.) lernen und üben kann. Die Maßnahmen, die man mit dem Partner, dem Kumpel oder dem Kollegen üben und wiederholen kann. Und vor allem die Dinge, die auch eine Zukunft nach sich ziehen. Bringt mir (und dem patienten nämlich nichts), wenn ich ihn nach seinem Unfall immobilisiert, intubiert udn mit sämmtlichen Gefäßzugänen die es gibt versorgt habe, wenn es kein Krankenhaus mehr gibt, in dem er versorgt/operiert werden kann, bzw. dieses zu weit weg ist...


    Lasst uns SICHER handeln!

    Take care!

  • Da ich einen freien Abend habe würd eich jetzt Stück für Stück die zur Diksussion gestellten Wiki-Artikel überarbeiten. Soll ich meine Version hier posten oder irgendwem das Word-Dokument mit Änderungen im Korrekturmodus zuschicken?

    Take care!

  • Zitat von Hunted;144380

    Leute, ich will ja nicht unken, aber was soll das für ein Ziel haben? Hier werden Maßnahmen des ALS geschildert. Maßnahmen, die weit über die eines Erste Hilfe Kurses hinausgehen.


    Hallo Hunted,


    ich mache alle paar Jahre den zweitägigen EH-Wochenendkurs. Das dürfte meine Kenntnisse bezeichnen und ich bin mir deren Grenzen durchaus bewusst. Sie zu überschreiten ist im Normalfall praktisch unmöglich, ehe ich nach Alarmierung mit EH-Massnahmen - einschliesslich CPR mit einfachen Mitteln - fertig bin, sind die Profis am Unfallort. Die Frage nach der Gabe von Medikamenten stellt sich schon deshalb nicht, weil ich keine dabei habe. Hätte ich sie, dann hätte ich im Zweifelsfall keine Ahnung über Kontraindikationen und Unverträglichkeiten und würde von einer Verabreichung an Unbekannte absehen.


    Allerdings experimentiere ich durchaus ein wenig über die klassische EH-Ausbildung hinaus, etwa Immobilisierung mit SAM-Splint-Schienen, die ich an meiner sehr geduldigen Frau geübt habe.:)


    Es gibt allerdings auch andere Situationen, auf die ich mich vorbereite. In unserem Hobby Segeln, wo der nächste Hafen und der nächste Arzt durchaus einige Tage entfernt sein kann. Da hatte ich nach einem Unfall an Bord mal eine richtig unschöne Platzwunde. Meine BEVA hat die perfekt und mit einer nur bei sehr genauem Hingucken sichtbaren Narbe geflickt - mit Massnahmen jenseits eines klassischen EH-Kurses, nämlich mit chirurgischem Nahtmaterial aus der Bordapotheke. (Chirurgen- und Anglerknoten sind übrigens extrem ähnlich, was schlicht und einfach am verwendeten Material liegt.)


    Hier wäre ich auch mit der Gabe von Medikamenten freizügiger, da jeder den anderen seit langem kennt und weiss, dass keine Risiken oder Unverträglichkeiten vorliegen. In möglicherweise kritischen Fällen würde ich allerdings auch hier eine medizinische Beratung via Seefunk einholen oder lieber zu früh als zu spät einen Notruf absetzen und SAR anfordern.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Mein Vorschlag:
    Die Mediziner hier im Forum tun sich zusammen, eröffnen eine geschlossene Gruppe und erarbeiten einen echten Notfallmedizin-Leitfaden für Prepper.
    Also alles auf einem Niveau, dass der interessierte Laie auch versteht und anwenden kann oder für das man das know how auch kurzfristig selbst erwerben kann.
    Ein bißchen mehr als 1. Hilfe, und ein bißchen weniger als ein Rettungsassistent...
    Geschlossen deshalb, damit die Diskussionen über den Inhalt den Leuten vorbehalten bleiben, die in der Materie stehen
    Wenn dann ein fertiger Artikel rausgekommen ist, bei dem alle Mediziner nichts mehr einzuwenden haben, der also quasi druckfertig ist, kann dieser hier im Forum gepostet werden und von mir aus auch ins wiki übernommen werden...
    Wass meint ihr dazu?


  • Gute Idee. Wäre dabei (wenn das zeitlich nicht Überhand nimmt)

    Take care!

  • Zitat von Papa Bär;144384

    Mein Vorschlag:
    Die Mediziner hier im Forum tun sich zusammen, eröffnen eine geschlossene Gruppe und erarbeiten einen echten Notfallmedizin-Leitfaden für Prepper.
    Also alles auf einem Niveau, dass der interessierte Laie auch versteht und anwenden kann oder für das man das know how auch kurzfristig selbst erwerben kann.
    Ein bißchen mehr als 1. Hilfe, und ein bißchen weniger als ein Rettungsassistent...


    Gute Idee

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Blutung schwer


    Schwere Blutungen werden meist durch Verletzungen der Arterien z.B. durch Amputation, Schnitt-, Stich- oder Schussverletzung verursacht und können dann lebensbedrohlich sein. Eine schnelle Behandlung der Verletzung im Sinne davon, die Blutung zu stoppen muss daher höchstes Ziel sein.


    Zunächst müssen wir erkennen, dass es sich um eine lebensbedrohliche Blutung handelt. Bei arteriellen Verletzungen kann der Betroffene innerhalb von wenigen Minuten ausbluten (hämmorrhoagischer = blutungsbedingter Schock) und damit sofort oder später an Komplikationen wie dem multiplen Organversagen (MOV) sterben!
    Oberstes Ziel der Hilfe muss sein: Stoppen der Blutung. Jedes Erythrozyt (= Rotes Blutkörperchen, transportiert Sauerstoff) zählt!
    Es werden unterschieden:


    • kontrollierbare Blutungen


    Blutungen nach außen, die von uns behandelt, bzw. beeinflusst werden können


    • nicht kontrollierbare Blutungen


    Blutungen in eine Körperhöhle (Kopf, Thorax, Bauch, Becken) hinein, die nicht von uns behandelt, bzw. beeinflusst werden können und eine operative Versorgung bedürfen.


    Empfohlene Maßnahmen:


    Potentiell nicht kontrollierbare Blutung:
    Z.B. Stich-, Hieb- oder Schussverletzung im Bereich des Bauch-oder Brustbereichs mit Verletzung innerer Gefäße und/oder Organe. Auch Scher- oder Kompressionsverletzungen durch plötzliches Abbremsen, z.B. bei Stürzen oder Verkehrsunfällen können eine Ursache sein. Oft ist nur eine geringe Blutung nach außen erkennbar. Eine Verletzung innerer Organe und Gefäße kann aber extrem stark bluten und nur durch eine operative Intervention versorgt werden. Hier kann nur ein schneller Transport in eine Klinik mit sofortiger operativer Versorgung weiterhelfen!


    Kontrollierbare Blutung:
    Blut tritt spritzend, in Stößen (eher arteriell) oder gleichmäßig strömend (eher venös)aus einer Wunde aus. Entscheidend ist hierbei die Menge Blut pro Zeit. Eine Schnittwunde im Finger kann auch „stark“ bluten, ist üblicherweise aber nicht lebensbedrohlich.


    1. Sofort mit der Hand direkten Druck auf die Wunde ausüben.
    2. Um Hilfe rufen.
    3. Betroffenen wenn notwendig hinlegen. Ggf. Kleidung entfernen (notfalls aufschneiden oder aufreißen), Wunde freilegen. Druck hierbei nicht entfernen!


    4. Druckverband (idealerweise sterile Kompresse oder Verbandpäckchen) von zweitem Helfer (wenn möglich) anlegen lassen. Dabei kontinuierlich Druck auf die Wunde ausüben.
    5. Notruf absetzen.6. Falls der Druckverband mit Blut durchnässt (durchblutet), die alte Binde entfernen! Einen neuen Druckverband anlegen und verstärken. Ggf. ein zusätzliches Druckpolster auflegen und mit einer weiteren Binde umwickeln. Den Druckverband nur einmal erneuern.
    7. Falls die Blutung trotzdem nicht stoppt, Abbindung der betroffenen Extremität durchführen. Hierbei sind kommerzielle Tourniquets zu bevorzugen. Im Notfall geht aber auch ein breiterer Gürtel, ein Küchentuch, o.ä.. Die Extremität möglichst weit distal (vom Körperstamm entfernt), aber mit ausreichendem Abstand zur Verletzung abbinden. Der Abbinder muss immer zwischen Körperstamm und Verletzung liegen. Er wird soweit angezogen, bis keine Blutung mehr feststellbar ist. Der Zeitpunkt des Abbindens sollte notiert werden.
    8. Eine arterielle Blutung (typ. spritzend, pulsierend) muss lange mit Druck versorgt und überwacht werden! Sie gehört definitiv chirurgisch versorgtDie roten Markierungen zeigen die günstigsten Abbindepunkte.
    Sollte man sinnvollerweise nach dem ABCDE-Schema vorgehen, so modifiziert dieses sich bei Vorliegen einer akuten lebensbedrohlichen (!) Blutung zum C-ABCDE-Schema. Das Erste „C“ steht hierbei für „Contoll the Bleeding“ im Sinne der o.g. Maßnahmen.


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Verletzungen der Wirbelsäule


    Wirbelsäulenverletzungen können z.B. durch Sturz aus großer Höhe oder durch einen Verkehrsunfall entstehen. Normalerweise sind große Kräfte für eine Beschädigung der Wirbelsäule nötig. Neben den Beschwerden des Patienten und der klinischen Untersuchung ist daher der Unfallmechanismus (Kinematik) ein wichtiger Hinweis auf eine eventuelle Wirbelsäulenverletzung.


    Zeichen einer möglichen Wirbelsäulenverletzung:


    • Schmerzen im Rücken- bzw. Halsbereich nach adäquatem Trauma


    • Tastbare Stufenbildung der Wirbelsäule


    • Kribbeln, Taubheitsgefühl, Bewegungseinschränkungen in Fingern, Zehen oder ganzen Armen und Beinen (hier kann eine Verletzung des Rückenmarks vermutet werden).


    • Unkontrollierter Stuhl- oder Urinabgang.
    • Hartspann der Muskulatur um die betroffene Stelle herum.


    Indikation zur Bewegungseinschränkung der Wirbelsäule


    • Adäquates Trauma (= Kinematik des Traumas lässt eine Verletzung realistisch erscheinen)


    und:


    • Vermindertes Bewusstsein
    • Beweise für eine Intoxikation liegen vor
    • Eine ablenkende, schmerzhafte Verletzung liegt vor (z.B. Fraktur eine Extremität)
    • Neurologische Ausfallserscheinungen liegen vor
    • Schmerz oder Durckempfindlichkeit der Wirbelsäule


    Nach: Positionspapier National Association of EMS Physicians


    Empfohlene Maßnahmen:


    • Bewegungen des Betroffenen vermeiden. Sollte der Betroffene jedoch Bewusstlos sein oder werden, ist er in die stabile Seitenlagerung zu bringen! Hier gilt dann der Grundsatz: Überleben vor Behinderung!


    • Kopf halten, damit die Halswirbelsäule stabilisiert wird. (Bild)


    • Notruf absetzen bzw. um Hilfe rufen.


    • Betroffenen beruhigen und Bewusstsein,Atmung und Kreislauf überwachen.


    • Wärmeerhalt sicherstellen.


    Maßnahmen im Katastrophenfall:
    Grundsatz: Niemals mit Gewalt vorgehen. Lässt sich z.B. die Halswirbelsäule nicht sanft in Neutralposition bringen, in der vorgefundenen Position stabilisieren. Wehrt sich der Patient gegen eine Stabilisierung der Wirbelsäule, keinen Zwang ausüben. Verletzungen würden sich durch die Gegenwehr des Patienten eher verschlimmern. Kosten und Nutzen stehen hier in keinem Verhältnis.


    • Halswirbelsäule stabilisieren (Bild 1: Stifneck, Bild 2: Sam-Splint, Bild 3: Handtuch)


    • Betroffenen – auch zum Transport - flach auf eine ebene und stabile Unterlage (o.ä.) lagern. Im professionellen Setting: Vakuummatratze oder Spineboard) (Bild 1: Spineboard, Bild 2: Tür)


    • Betroffene mit vermuteter Fraktur der Wirbelsäule oder neurologischen Störungen gehören in eine Klinik und radiologisch Untersucht! Bis eine abschließende Diagnose und Festlegung der therapeutischen Ziele erfolgte , ist Schonung und eine Stabilisierung der der Wirbelsäule notwendig. Es besteht die Gefahr von (weiteren) Rückenmarksverletzungen durch verschobene Knochenteile, Einblutungen und Schwellungen. Entzündungshemmende und schmerzstillende, nicht aber blutverdünnende, Medikamente können indiziert sein..


    Die Gabe eines Kortikosteroids bei Wirbelsäulentrauma (Methylprednisolon, Wirkdauer 12-36 Std) wird kontrovers diskutiert. „Aufgrund des derzeitigen Erkenntnisstandes sollten
    keine Therapieempfehlungen für die Anwendung von Glukokortikoiden nach akuter Rückenmarksschädigung gegeben werden.“ [01] In Einzelfällen kann es sinnvoll sein innerhalb der ersten acht Stunden nach stumpfem Trauma Methylprednisolon zu verabreichen um das Outcome zu verbessern. In diesen Fällen hat es sich etabliert zunächst einen Bolus von 30mg/kgKG, gefolgt von einer Infusion mit 5,4mg/kg/h über 48h zu verabreichen. Für ein penetrierendes Trauma liegen keine Studien vor, die eine positive Wirkung der Kortikosteroidgabe vermuten lassen. Es handelt sich in jedem Fall um eine Einzelfallentscheidung, die von einem Spezialisten getroffen werden muss.




    • Bei vermuteten Weichteilverletzungen oder Verstauchungen sollte die betroffene Person mehrere Tage geschont werden. Den Heilungsprozess kann man mit wechselnden lokalen Wärme- und Kälteanwendungen sowie Massagen unterstützen.


    • Bei der Pflege einer längeren Zeit ruhiggestellten Person ist besonders auf Hygiene und Druckstellen (Dekubitus bzw. Wundliegen) zu achten. Regelmäßiges und vorsichtiges Umlagern (Drehen) ist notwendig.


    [01] Opderbecke, HW et al. Zur Gabe von Kortikosteroiden nach akuter spinaler Traumatisierung. Wissenschaftlicher Arbeitskreis Neuroanästhesie der DGAI_03-2001

    Take care!

  • @ Hunted:Wäre schön, wenn du deine Änderungen kenntlich machen würdest. Das würde das mühsame vergleichen der Texte erleichtern. Die Quelle bezüglich der Kortikoide stammt aus dem Jahr 2001?


    @ Frequenzkatastrophe: Die ARS ist mir im zivilen Sektor noch nicht untergekommen. Man findet sie aber bei militärischen und polizeilichen Spezialeinheiten. Im zivilen liegt eine Braunüle G14 x 80mm im Koffer. Die tuts auch, weil die Verpackung hierfür ausreichend ist.


    @All: Wenn die Texte sinnvoll und ausgereift wären, könnte ich sie über "Techniker" in das Wiki einstellen.


    Tsrohinas

  • Ich wollte eigentlich keine Diskussion über Pneu Entlasten durch Prepper lostreten :winking_face: hatte auch erst überlegt, ob ich dazu was schreibe aber diesen Plan hatte ich dann aus schon von anderen ausgeführten Gründen verworfen. Dennoch wollte ich dem "interessierten Fachpublikum" meinen Text nicht vorenthalten.


    @Tsrohinas kannst Du mir bitte das Produkt nennen oder genauer beschreiben was für eine Braunüle das bei Euch ist? Ich tippe auf die Braunüle MT.


    Bezüglich des "Fachkreises Mediziner" muss ich mich leider zurück halten, dazu weiß ich zu wenig sicher spontan und müsste zu viel recherchieren, das gibt mein Studium zZt nicht her. Wenn ich in den Klinischen Semestern bin können wir gerne noch mal darüber reden - sorry

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Zitat von Tsrohinas;144430

    @ Hunted:Wäre schön, wenn du deine Änderungen kenntlich machen würdest. Das würde das mühsame vergleichen der Texte erleichtern. Die Quelle bezüglich der Kortikoide stammt aus dem Jahr 2001?


    Ich schicke dir gerne die Word-Dokumente. Geht das via PN? Sonst schick mir einfach deine Emailadresse.
    Hier im Forum die Änderungen nachvollziehbar zu machen halte ich für sehr unpraktisch/unübersichtlich. (Oder gibt es da eine entsprechende Funktion, die ich nicht kenne?)


    Zum Positionspapier: Ja, die ist von 2001. Ich habe sie genutzt, da wir sie diesbezüglich in der Klinik als Referenz nutzen. Daher war sie mir ohne großes Nachdenken präsent. Ändert abe rnichts an der Aussage. Hier die aktuelle Empfehlung aus dem Guidelines for the management of acute cervical spine and spinal cord injuries: 2013 update.


    Level I Empfehlungen:
    • Administration of methylprednisolone (MP)
    for the treatment of acute spinal cord injury (SCI) is not recommended. Clinicians considering MP therapy should bear in mind that the drug is not Food and Drug Administration (FDA) approved for this application. There is no Class I or Class II medical evidence supporting the clinical benefit of MP in the treatment of acute SCI. Scattered reports of Class III evidence claim inconsistent effects likely related to random chance or selection bias. However, Class I, II, and III evidence exists that high-dose steroids are associated with harmful side effects including death.
    • Administration of GM-1 ganglioside (Sygen) for the treatment of acute SCI is not recommended.


    Walters BC, Hadley MN et al. Guidelines for the management of acute cervical spine and spinal cord injuries: 2013 update. Neurosurgery. 2013 Aug;60 Suppl 1:82-91.


    Wenn man sich diese Zusammenfassung und die dezidierte Erläuterung in der weiteren Guideline durchliest, dann wird schnell klar, dass diese "soll nicht" Empfehlung deutlich härter ist, als die "kann erwogen werden" in der deutschen Empfehlung von 2001.


    Frequenzkatastrophe
    Ich bin mir sicher, dass du dich durch deine berufliche Ausbildung und Erfahrung auch als "medizinischer Fachkreis" qualifizierst. Deine bisherigen Beiträge sprechen da ja schon für sich. Und was die Zeit angeht, da kann jeder von uns nur so viel investieren, wie er hat, bzw. sich zumuten kann.

    Take care!

  • Zitat von Frequenzkatastrophe;144437

    Ich wollte eigentlich keine Diskussion über Pneu Entlasten durch Prepper lostreten :winking_face:


    Da brauchst Du keine Angst haben, Ich würde meine ungeübten Finger davon lassen.


    Ich habe kein Problem damit, dass sich hier auch Fachkundige mit Fachkundigen austauschen. Ich kenne meine Kompetenzen und deren Grenzen, Medizin gehört nicht dazu. Ich würde nur dazwischen fahren, wenn jemand für mich erkennbar Unfug erzählt. Recht spannend ist übrigens, dass unser Moderatorenteam einen ziemlich breiten Kompetenzbereich abdeckt.:)


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • nun, wichtig ist es doch auf dinge hinzuweisen. und wenn ich merke, mir fehlt das wissen...ist es an mir das nachzuholen.


    nehme mir auch vor, mal wieder einen kurs zu belegen. ich hab die medizin aus den anfangs 70gern gelernt, als krankenschwester......leider nicht ganz die ausbildung beendet,
    nun aber wissen hab ich reingeschaufelt, und mich soweit als möglich aufgebaut.....habe eine sehr gute beobachtungsgabe....wenn ich so im sitzen hinter den leuten herfahre....
    merke ich z.b sofort wenn einer othopädische probleme hat......


    aber wer hat auf der flucht im wald nen rückenbrett, nen tubus oder medikamente dabei, die ausserhalb der erwähnten schmerzmittel hinausgehen......?!?!


    mir würde helfen, mehr darüber zu erfahren, im outdoorbereich, survivalmässig ad hoc zu helfen.....oder andere anzuleiten...meine begleiter....mit mitteln die zur verfügung stehen...




    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!