Notfallmedizin für Prepper

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  • Also, wo und wie fange ich an? Ich wurde gefragt ob ich für dieses Forum einige Sachen zum Thema Notfallmedizin schreiben kann. Klar kann ich aber welchen Umfang soll das Alles haben um informativ zu sein und dennoch nicht den Rahmen zu sprengen. Um meinen Ansprüchen zu genügen müsste ich vermutlich ein Lehrbuch zu dem Thema schreiben, auch darüber habe ich schon nachgedacht aber dazu reicht mein Fachwissen noch nicht und mir fehlt auch die Zeit. Ich denke ich werde das Ganze mehr wie einen Blog aufziehen und immer mal wieder einige Absätze zu Themen schreiben, die mir gerade durch den Kopf gehen, die im Forum diskutiert werden oder die mich gerade in meinem Studium beschäftigen. Dabei werde ich mich immer auf prepperrelevantes beschränken und nicht die komplette Notfall-/Intensivmedizin dazu erläutern, es soll für interessierte Laien mit etwas Vorbildung lesbar, verständlich, erinner- und anwendbar sein.
    Ich werde die eigentlichen Artikel farblich unterlegen (blau für Notfallmedizin, grün für prepperrelevantes medizinisches Wissen, z.B. Infektionskrankheiten), zwischen den Artikeln darf und soll gerne diskutiert werden – los geht’s!


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    Das ABCDE oder C-ABCDE Schema ist eine einfache Denkhilfe die es ermöglicht JEDEN und ich meine wirklich jeden Notfall koordiniert und nach seinen Prioritäten zu bewältigen. Es folgt dem Grundsatz: „threat first what kills first“ als behandle zunächst was am ehesten tötet. Und sortiert Probleme des Notfallpatienten nach deren Priorität. Die Abkürzungen stehen für:



    C – catastrophal bleeding/c-spine immobilization
    A- Airway
    B- Breathing


    C-Circulation
    D- Disabillity
    E- Exposure



    Und beschreibt wie man im Trauma-Management schwer verletzte Patienten untersucht/behandelt, das ganze übersetze ich jetzt mal auf Deutsch und passe es direkt für unsere Zwecke an:



    C-catastrophale Blutung stoppen!


    A-Atemwege freimachen/freihalten
    B-Beatmung/Atmung sichern
    C-Cirkulation – Kreislauf prüfen/unterstützen
    D-Defizit neurologisch = Bewusstseinsstörung erkennen ggf. behandeln
    E-Externes = grobe körperliche Untersuchung durchführen, Verletzungen erkennen und vor externen Schädigungen (Kälte!) schützen.



    Für die Praxis heißt das, wenn wir es mit einem Patienten zu tun haben gehen wir dieses Schema wie folgt durch:



    C- sehe ich irgendwo große Mengen Blut? Spritzt es irgendwo raus? Wenn ja Blutung stoppen, jeder Tropfen Blut zählt! Druckverband oder ggf. Abbindung (dazu äußere ich mich in einem späteren Beitrag) ist das Problem gelöst geht’s weiter zu A.



    A-Atemwege frei? Atemkontrolle ggf. Kopf überstrecken, Schleim/Blut entfernen, stabile Seitenlage falls vorhanden Atemwegshilfe (Wendeltubus – auch dazu später mehr) einsetzen.


    B-Beatmung/Atmung atmet der Patient? Wenn ja weiter zu C wenn nein ggf. Herzdruckmassage (event. Beatmen)



    C-Cirkulation hat der Patient einen Puls? Wenn nein – ggf. Herzdruckmassage wenn ja wo? Puls am Hals/Puls am Handgelenk, bei einem schweren Schock wir über die Halsschlagadern event. Noch Blut gepumpt, die Arme werden aber vielleicht schon minderdurchblutet. C-Probleme soweit möglich behandeln (Verband, Schocklage)



    D-Defizit neurologisch also auf Deutsch: ist der Patient bei Bewusstsein? Wenn der Patient auf unsere bisherigen Maßnahmen nicht reagiert hat ist er vermutlich bewusstlos Dennoch überprüfen wir das mit einem Schmerzreiz, dazu kneifen wir den Patienten kräftig in die Nasenscheidewand, wer sich dabei nicht rührt ist i.d.R. tief bewusstlos – stabile Seitenlage! Bewegt sich der Patient in irgendeiner Weise, stöhnt etc. hat er noch einen Rest Bewusstsein und wir können ihn ggf. durch lautes, kräftiges Ansprechen erwecken.



    E-Externes Wir schauen uns den Patienten von Kopf bis Fuß an um Verletzungen zu erkennen und sorgen für Wärmeerhalt.




    Dieses Schema schafft Struktur und hilft in einer derart stressigen Situation einen klaren Kopf zu behalten. Man geht erst weiter wenn man ein Problem ausgeschlossen oder adäquat behandelt hat. Verschlechtert sich der Patient im Verlauf fängt man wieder beim Anfang an und checkt kurz ob sich irgendwas verändert hat.



    So, klingt erst mal toll aber das Ganze hat einen Haken, Pulskontrolle – bei der Reanimation wird mittlerweile gelehrt, das Laien keine Pulskontrolle mehr machen sollen sondern direkt Herzdruckmassage durchführen sollen wenn jemand nicht atmet, das kann man so auch stehen lassen, für alle anderen Fälle und insbes. Für Traumapatienten hilft dieses Schema beim nachdenken.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Wenn du nicht als Bandwurm alles schreibst wie oben, sehr gerne. Finde ich gut.


    Gruss, Worber

  • Ich kann Dir nicht ganz folgen, findest Du das Layout/den Stil nicht ok? Zu unübersichtlich? Bitte beschreib mal etwas genauer was Du mit "als Bandwurm" meinst.
    Ich habe in dem Beitrag bewusst 3x wiederholt, damit sich das Schema beim Lesen etwas stärker einprägt.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Hallo Frequenzkatastrophe,


    Ich bin schon sehr gespannt auf deine Erkenntnisse. Ich habe erst vor zwei Monaten meinen Ersthelfer-im-Betrieb-Kurs aufgefrischt, Schade dass man da nicht auch das C-ABCDE-Schema angesprochen hat, so kann man sich das als Laie sehr gut merken.


    Bin schon gespannt was da an weiteren wertvollen Informationen auf mich zukommt! Die Struktur des Textes finde ich sehr einprägsam und gut lesbar!


    Schöne Grüße,
    Mike.

  • Wenn es gewünscht wird, kann ich morgen (habs auf einem anderen Rechner) eine selbst erstellte Taschenkarte (DIN A 6) zum Thema: "Beurteilung und Versorgung eines Traumapatienten" anfügen.
    Ist aber eher was für Fachleute....


    Tsrohinas

  • Hallo,
    ich finde das (C)ABC DE Schema ist allgemein nur dann sinnvoll, wenn man eine erweitere Ausrüstung und Ausbildung hat, sonst ist das ganze zu kompliziert und bringt keine Vorteile.


    Zitat

    Ich bin schon sehr gespannt auf deine Erkenntnisse. Ich habe erst vor zwei Monaten meinen Ersthelfer-im-Betrieb-Kurs aufgefrischt, Schade dass man da nicht auch das C-ABCDE-Schema angesprochen hat, so kann man sich das als Laie sehr gut merken.


    Das überrascht wenig, das (C) ABC DE Schema ist momentan hauptsächlich bekannt aus den amerikanischen Strategien zur Traumaversorgung. Genau wie Tourniquets, Hämostyptika und die Permissive Hypotension sind solche Ansätze in Deutschland seltsamerweise allerdings eher verpönt, insbesondere bei ehrenamtlichen Helfern und Ärzten.

  • Eine erweiterte Ausbildung sollte jeder haben! Zuviel kann man in der Beziehung nie wissen.
    Das ist ja wohl auch eine Art Vorsorge - und nicht die Unwichtigste.


    Beste Grüße, Olaf

    ​- Vorbeugen ist besser als nach hinten fallen -

  • Tsrohinas - sehr gerne, die Taschenkarte würde mich auch sehr interessieren!


    Wolfshund - ich muss Dir leider teilweise zustimmen, für mich persönlich ist das Schema immer eine Super Denkhilfe gewesen und ich habe mir halt überlegt, dass es eventuell auch anderen helfen kann in einer derartig stressigen Situation ein wenig Ruhe und Kontrolle zu bewahren. Es ist halt vor allem für Profis mit viel Spielzeug gedacht aber ich denke das es auch besseren Laien ohne viel Equitment helfen kann strukturiert Probleme zu beseitigen.
    Was Du über die von Dir genannten Ansätze der Traumatherapie schreibst - da kann ich Dir nur zustimmen, viel sinnvolles wird hier in D einfach unter den Tisch fallen gelassen, warum bleibt auch mir ein Rätsel.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Zitat von Wolfshund;126443

    Hallo,
    ich finde das (C)ABC DE Schema ist allgemein nur dann sinnvoll, wenn man eine erweitere Ausrüstung und Ausbildung hat, sonst ist das ganze zu kompliziert und bringt keine Vorteile.



    Das überrascht wenig, das (C) ABC DE Schema ist momentan hauptsächlich bekannt aus den amerikanischen Strategien zur Traumaversorgung. Genau wie Tourniquets, Hämostyptika und die Permissive Hypotension sind solche Ansätze in Deutschland seltsamerweise allerdings eher verpönt, insbesondere bei ehrenamtlichen Helfern und Ärzten.


    Neeeeee!


    1. Durch die prioritätenorientierte (C)ABCDE Untersuchung kann ich sehr schnell lebensbedrohliche Probleme erkennen und nach meinen Möglichkeiten Maßnahmen und Entscheidungen treffen. Nebenbei versichern mir selbst sehr erfahrene Lehrgangsteilnehmer (z.B. RTH Besatzungen), dass diese Struktur hilft nichts zu vergessen = Vorteil!


    2. PHTLS und ATLS etablliert sich immer mehr und mit deutlich zunehmender Geschwindigkeit.
    guckst du hier: http://www.phtls-online.de/ und hier: http://www.atls.de/


    3. Tourniquet`s gibt es mittlerweile in vielen mStart Taschen (für ersteintreffende Rettungskräfte bei einem Massenanfall von Verletzten). Je nach Rettungsdienstbereich.


    4. Hämostyptika haben aus meiner Sicht in der zivilen präklinischen Medizin keine Berechtigung. Die wurden für militärische Szenarien entwickelt.


    Tsrohinas

  • Hallo,


    Ich musste das C-ABCDE-Schema zweimal durchlesen, bis ich verstanden habe, was es soll, aber persönlich finde ich es gut.
    Allerdings möchte ich was anderes zu diesen Schemata anmerken.


    Ich habe mit 16 meinen ersten Ersthelferkurs gemacht, und dann so alle paar Jahre mal wieder.
    Die Schemata ändern sich, zum Teil sogar gewaltig. Bei meinem zweiten Kurs war irgendwie alles anders, und ich bin zwischen dem bekannten und dem NEuen immer durcheinandergekommen.


    Irgendwann dann kriegt man mit, dass es eh immer ungefähr das Gleiche ist, ob mit tollem Schema oder nicht.


    Mein Fazit: Lerne ein beliebiges Schema, lerne es gut. Lass Dich vom zweiten Kurs nicht verwirren. Nimm regelmäßig, mindestens alle fünf Jahre oder so an einem Ersthelferkurs teil. (Jährlich an einem Auffrischungskurs ist auch ganz gut).



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Zitat

    1. Durch die prioritätenorientierte (C)ABCDE Untersuchung kann ich sehr schnell lebensbedrohliche Probleme erkennen und nach meinen Möglichkeiten Maßnahmen und Entscheidungen treffen. Nebenbei versichern mir selbst sehr erfahrene Lehrgangsteilnehmer (z.B. RTH Besatzungen), dass diese Struktur hilft nichts zu vergessen = Vorteil!

    Wir sprechen hier aber nicht mit RTH Besatzungen sondern von Laien, diesen hilft das Schema vermutlich weniger als ein kleines Flussdiagramm im Verbandkasten.



    Zitat

    2. PHTLS und ATLS etablliert sich immer mehr und mit deutlich zunehmender Geschwindigkeit.
    guckst du hier: http://www.phtls-online.de/ und hier: http://www.atls.de/
    3. Tourniquet`s gibt es mittlerweile in vielen mStart Taschen (für ersteintreffende Rettungskräfte bei einem Massenanfall von Verletzten). Je nach Rettungsdienstbereich.


    Du schreibst "immer mehr" & "mittlerweile" und genau dass ist das Problem, das Umdenken findet nur langsam statt, am langsamsten im Katastrophenschutz und bei den Ärzten.


    Zitat

    Hämostyptika haben aus meiner Sicht in der zivilen präklinischen Medizin keine Berechtigung. Die wurden für militärische Szenarien entwickelt.

    Das man sie so gut wie nie braucht und damit viel Unfug gemacht werden kann sehe ich auch so.
    Hämostyptika können aber dennoch in bestimmten Einzelfällen, auch im zivilen Bereich, Lebensrettend sein, weshalb ich eine Bevorratung in allen NEFs begrüßen würde.


    Zitat

    Irgendwann dann kriegt man mit, dass es eh immer ungefähr das Gleiche ist, ob mit tollem Schema oder nicht.
    Mein Fazit: Lerne ein beliebiges Schema, lerne es gut. Lass Dich vom zweiten Kurs nicht verwirren. Nimm regelmäßig, mindestens alle fünf Jahre oder so an einem Ersthelferkurs teil. (Jährlich an einem Auffrischungskurs ist auch ganz gut).


    In der normalen EH gibt es überhaupt keine richtigen Schemata, die Veränderungen die du feststellst, sind vermutlich z.B. die geänderten Leitlinien der Wiederbelebung an die man sich unbedingt halten sollte!

  • Hallo Frequenzkatastrophe


    Ich habe den schwarzen Text gemeinet. Der in Blau ist absolut gut lesbar.
    Dein Posting habe ich gelesen da war der blaue Text noch nicht drinnen.
    Texte die an einem Wurm geschrieben werden erschweren das Lesen manchmal sehr.
    Hat ja genug Platz hier zum schreiben.


    Aber sonst Klasse gemacht. Gerne mehr.


    Gruss, Worber

  • Zitat von Wolfshund;126492

    Wir sprechen hier aber nicht mit RTH Besatzungen sondern von Laien, diesen hilft das Schema vermutlich weniger als ein kleines Flussdiagramm im Verbandkasten.


    Stimmt! Deshalb habe ich auch gefragt, ob Interesse daran besteht. Zusätzlich hatte ich den Hinweis gegeben, dass das ganze eher für Fachleute ist.


    Ich möchte dich bitten, bei Zitaten den Nicknamen nicht zu entfernen. Da kommt man ja ganz durcheinander und man weiß nicht von wem was zitiert wurde.


    Tsrohinas


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    Zitat von Tsrohinas;126435

    Wenn es gewünscht wird, kann ich morgen (habs auf einem anderen Rechner) eine selbst erstellte Taschenkarte (DIN A 6) zum Thema: "Beurteilung und Versorgung eines Traumapatienten" anfügen.
    Ist aber eher was für Fachleute....


    Wie angekündigt!


    previval.org/f/index.php?attachment/11377/


    Tsrohinas

  • Hi Frequenzkata,


    ich war letzte Woche bei einem Ersthelferkurs "Notfall Kleinkind" und habe so mal wieder meine Kenntnisse aufgefrischt, mache ich übrigens einmal im Jahr. Vor 30 Jahren habe ich zwar in meinem Zivildienst den Rettungsassistenten gemacht und war fast zwei Jahre als zweiter Mann auf einem RTW, natürlich mit allem Equipment wie Beatmungsmasken und -beuteln, Intubationsbesteck, Infusionsnadeln, Defibrillator etc. ...


    Im Not-Normalfall ist man aber meist auf das angewiesen, was man "am Mann hat": Auge, Ohr, Hände.


    Also:


    Erster Augen-Ohren-Check mit lautem Ansprechen des Patienten und Berühren bzw. Kneifen an der Schulter oder Wange. Bei Nichtantwort ist Bewusstlosigkeit anzunehmen.


    Check der Atemfunktion durch Auflegen der Hand auf den Bauch, den man dazu entblößen muss und Annähern der Wange und des Ohres an den Mund des Patienten.


    Bei nicht spürbarem Atem oder Atembewegungen oder nicht hörbaren Atemgeräuschen ist von einem Atemstillstand auszugehen. Patient auf den Rücken legen (falls er noch nicht so liegt), Mundraum checken und notfalls ausräumen, Kopf vorsichtig, aber doch so weit in den Nacken überstrecken, bis "es in die Nasenlöcher rein regnen könnte" (so unser Ausbilder).


    Sofortiger Beginn der Beatmung (5 mal), gefolgt von 30 mal kräftigem Drücken auf das Herz auf den Punkt in der Mitte zwischen den Brustwarzen und zwar möglichst tief. (Das Herz eines Patienten hat immer in etwa die Größe und den Durchmesser seiner Faust und diese Drucktiefe muss man errreichen, damit der Hohlmuskel das Blut pumpen kann.) Dann wieder zweimal beatmen und wieder 30 mal drücken. Maßnahme fortsetzen, bis im Idealfall ein Arzt mit Ausrüstung eintrifft.


    Unser - übrigens sehr guter - Ausbilder sagte uns eindringlich, dass wir nicht damit rechnen könnten, einen Patienten damit zu "reanimieren", also tatsächlich wiederzubeleben, das geht in der Regel nur mit Elektroschocks, Intubation und Medikamenten. Aber man hält den Körper, vor allem Herz und Hirn "frisch", indem man beides mit Sauerstoff versorgt, weil sonst innerhalb von zwei, drei Minuten irreparable Schäden daran auftreten.


    Pulsfühlen: Kann man tatsächlich vergessen und zwar, weil man den richtigen Punkt als Laie in der Aufregung eh vermutlich nicht findet, der Puls des Patienten bereits sehr schwach ist und man selbst bis in die Fingerspitzen nur seinen eigenen adrenalinbefeuerten Puls pochen spürt.


    Bei einem pulsierenden Spritzen von Blut aus einer Ader ist die erste Maßnahme natürlich Abdrücken der Wunde, notfalls mit dem Daumen rein bzw. schnelles Anlegen eines Druckverbands, falls Material dabei oder aus einem Auto-Erste-Hilfe-Kasten verfügbar.


    Ist beim ersten Check klar, dass der Patient nicht ansprechbar, also bewusstlos ist, jedoch atmet, dann hat er auch Puls und wird in die stabile Seitenlage gebracht, dabei Kopf wieder so überstrecken, dass die Zunge nicht die Atemwege blockiert und laufend Atmung kontrollieren (an Mund und Bauch). Patient mit Rettungsdecke oder Jacke etc. Abdecken und auf jeden Fall vor Auskühlen schützen.


    Der Körperkontakt ist psychologisch wichtig ebenso wie auch beruhigendes Zureden und zwar nicht nur für den Patienten, sondern auch den Helfer, der sich ja meist nicht in einer Routinesituation befindet und sich so auch selbst motivieren kann.


    Wärmen oder warmhalten muss man auf jeden Fall alle Patienten, die noch bei Bewusstsein sind, oder bewusstlos, aber atmend (stabile Seitenlage!), denn durch die Lage auf dem kühlen Boden werden sie schnell auskühlen und können dann rasch bewusstlos werden.


    Kühlen bzw. nicht wärmen soll man dagegen nach neuester Lehrmeinung Patienten, die einen Stillstand haben, das heißt, Kleidung öffnen bzw. entfernen, beatmen und Herzdruckmassage, im Idealfall kaltes Wasser oder Eis (Inhalt der Kühltruhe, Crushed Ice aus der Tankstelle etc.) über den Körper geben. Patienten auf jeden Fall nicht wärmen oder warmhalten. Grund: Die Unterkühlung bringt den Körper in einen Sauerstoffsparmodus, wie Fälle von im Eis eingebrochenen Patienten, die bis zu 40 Minuten ohne Atem oder Beatmung waren, beweisen.


    Soviel auf die Schnelle von meinem Kurs, ich denke wir sollten uns wirklich zu diesem lebenswichtigen Thema "Erste Hilfe ohne Ausrüstung"weiter austauschen. ... und auf jeden Fall regelmäßig einen Ersthelferkurs machen :)


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Im Notfall zählt nicht die geilste App, sondern das, was man ohne Elektronik drauf hat ...

  • Zitat von Annidivini;126554

    ......... Vor 30 Jahren habe ich zwar in meinem Zivildienst den Rettungsassistenten gemacht und war fast zwei Jahre als zweiter Mann auf einem RTW........


    Wirklich sehr interessant! Das RettAss Gesetz wurde 1989 in Kraft gesetzt. Das sind, hmmmm, 24 Jahre?


    Für die Ausbildung zum RettAss benötigt man 2 Jahre. Läßt sich wohl kaum während des Zivildienstes absolvieren.


    Wer sich unerlaubt RettAss nennt, macht sich strafbar. Vielleicht solltest du noch mal in dich gehen und überlegen. War es nicht doch der Rettungssanitäter, den du damals gemacht hast?


    Tsrohinas

  • Hi Tsrohinas,


    ich will hier weder guttenbergen noch schavanen, habe ich auch nicht nötig, aber es ist schlicht so, dass ich beginnend im Zivildienst in Bayern sowie im Anschluss an meinen Zivildienst noch den Rettungsassistenten gemacht habe in Wochenendkursen über gut 2 Jahre mit Prüfung, jawohl, kann ich belegen. Sonst noch Fragen?


    War fachlich in meinem Beitrag was falsch oder was treibt dich sonst so an mir gute Ratschläge zu geben?


    Zivildienst war damals übrigens noch wirklich lang, man musste vorher mehrere Verhandlungen vor einem Ausschuss des KWA durchstehen und in meinem Fall auf dem RTW war der Dienst auch recht anstrengend, aber hat mir viel gebracht...


    LG
    Gerhard


    PS: habe gerade noch mal in meinen Akten gewühlt: Abschlussdiplom zum Rettungsassistenten 1983 bei den Maltesern in Würzburg mit Note 2 ... weitere Fragen gerne per PN

    Im Notfall zählt nicht die geilste App, sondern das, was man ohne Elektronik drauf hat ...

  • Zitat von Annidivini;126570

    ....... dass ich beginnend im Zivildienst in Bayern sowie im Anschluss an meinen Zivildienst noch den Rettungsassistetenen gemacht habe in Wochenendkursen über gut 2 Jahre mit Prüfung, jawohl, kann ich belegen. Sonst noch Fragen?


    War fachlich in meinem Beitrag was falsch oder was treibt dich sonst so an mir gute Ratschläge zu geben?


    Zivildienst war damals übrigens noch wirklich lang, man musste mehrere Verhandlungen durchstehen und in meinem Fall auf dem RTW auch anstrengend ...


    Nö, hab mich nur über deine Aussagen gewundert. Ist ja so schlichtweg nicht möglich. Zitat von Annidivini
    ......... Vor 30 Jahren habe ich zwar in meinem Zivildienst den Rettungsassistenten gemacht.......


    Man hat schließlich auch Berufsstolz!
    BTT


    Tsrohinas

  • ist doch möglich gewesen, nichts gegen deinen Berufsstolz, aber mir geht es auch an die Ehre, wenn Du behauptest, das habe es nicht gegeben, also engagierte Zivis, die nebenher an den Wochenenden auch noch die weitere Qualifikation machten. Ich kann dir gerne die Stellen nennen, wo Du das überprüfen kannst.
    Aber lassen wir das, ich führe den RA ja nicht als Titel, bin beruflich völlig anders unterwegs :) ich habe das Diplom aber in der Schublade und gut ist, schließlich geht es uns ja um die Sache, also Hilfe am Mitmenschen und nicht um irgendwelche Formalia oder?


    Und fachlich war mein Beitrag soweit in Ordnung für dich als Experten, nehme ich jetzt mal an?


    LG
    Gerhard

    Im Notfall zählt nicht die geilste App, sondern das, was man ohne Elektronik drauf hat ...

  • Hallo,

    Zitat

    Sofortiger Beginn der Beatmung (5 mal), gefolgt von 30 mal kräftigem Drücken auf das Herz auf den Punkt in der Mitte zwischen den Brustwarzen und zwar möglichst tief. (Das Herz eines Patienten hat immer in etwa die Größe und den Durchmesser seiner Faust und diese Drucktiefe muss man errreichen, damit der Hohlmuskel das Blut pumpen kann.) Dann wieder zweimal beatmen und wieder 30 mal drücken. Maßnahme fortsetzen, bis im Idealfall ein Arzt mit Ausrüstung eintrifft.


    5x initial beatmen soll man nur bei Kindern oder bei einem durch Asphyxie verursachten Herzstillstand. Unter normalen Umständen gilt: 30 Kompressionen dann 2 Beatmungen

    Zitat

    Wärmen oder warmhalten muss man auf jeden Fall alle Patienten, die noch bei Bewusstsein sind, oder bewusstlos, aber atmend (stabile Seitenlage!), denn durch die Lage auf dem kühlen Boden werden sie schnell auskühlen und können dann rasch bewusstlos werden.


    Die Wahrscheinlichkeit das ein Patient durch die "normale" Auskühlung bewusstlos wird ist eher gering, viel Problematischer ist aber das die Unterkühlung die Blutgerinnung massiv herabsetzt.



    MfG
    Wolfshund

  • Feedback


    So, nachdem wir uns alle jetzt über erweiterte Traumaversorgung, Reanimation bei Kindern ausgetauscht haben und eine kurze Abhandlung über das RettAssGesetz bzw. die Sonderwege in Bayern gelesen haben, möchte ich mich erst mal bei allen für die Beiträge bedanken, auch wenn es teilweise ziemlich off-topic daher ging ist einiges gutes zusammengekommen wie ich finde.


    Ob man das von mir wiedergegebene CABCD Schema gut findet oder nicht überlasse ich dem Betrachter, mir hat es sehr häufig geholfen und es hat schon einige meiner Patienten vor Schaden bewahrt, wenn nicht sogar das Leben gerettet.


    Blutstillung, Abbindungen etc. werde ich in einem späteren Beitrag berücksichtigen, dazu muss ich erst noch einige Informationen einsehen, da ich das nicht nur aus meinem objektiven Blickwinkel schreiben möchte, sondern mich dazu die Stellungnahmen der Fachgesellschaften und die aktuelle Studienlage interessieren.


    Reanimation ist auch ein Thema dem ich mich aus Preppersicht nähern werde, die allgemeinen Herangehensweisen unter normalen Bedingungen sollten meiner Meinung nach halbwegs bekannt sein.


    Ich schreibe aber nun erst mal einen anderen Beitrag zu einem Thema mit dem ich mich in letzter Zeit häufiger auseinander gesetzt habe – bis später…

    IN LIBRIS LIBERTAS