Ich bin ja in der glücklichen Lage, im Hochgebirge zu wohnen. Da läuft bestes Trinkwasser überall. Jedes Dorf hat mehrere Brunnen, wo immer Wasser läuft.
Das schätzt man erst, wenn man mal an einem Ort gelebt hat, wo es anders war.
Problematisch sind in einigen Regionen die sehr hohen Sulfatgehalte, aus geologischen Gründen. Gesundheitlich problemlos, aber schmeckt eben nicht so gut wie Wasser aus Urgestein.
Was ich machen würde, wenn ich eine Nitratphobie hätte und im Flachland mit Intensiv-Landwirtschaft wohnen würde: Eine Regenwassersammelanlage, die ersten paar Millimeter Niederschlag nach Beginn verwerfen (weil da der Dreck aus der Luft drin ist), nacher das, was zum Trinken und Kochen bestimmt ist, durch einen Aktivkohlefilter laufen lassen und in den Vorratsbehälter einige Brocken Hartkalk geben, um den pH-Wert etwas anzuheben.
Noch eine Bemerkung zur öffentlichen Wasserversorgung. Die Aufrechterhaltung der Qualität des Wassers ist wie der Unterhalt des Leitungsnetzes eine recht kostenintensive Sache.
Folglich ist es nur konsequent, dass man Quellen, die man nicht benötigt, auch nicht kontrolliert. Täte man das, würde sofort Geldverschwendung vorgeworfen.
Das passt aber nicht zu einer Anspruchshaltung, die erwartet, dass sich die öffentliche Hand um alles kümmern soll, und es darf auch nichts kosten.
Andersrum ist es natürlich auch unsinnig, bestes Trinkwasser für Dinge wie Autowaschen oder Kacke wegspülen zu verwenden.
Ich habe auch eine private Wasserversorgung an meiner Sommerfrische. Die ist problemlos, oberhalb der Quelle sind 500 Höhenmeter geschlossener Wald, darüber noch etwa 700 Höhenmeter Alpweide und vegetationsloses Gebiet. Das ist ein Privileg, aber ich fühle mich nicht verpflichtet, für Wanderer die Qualität durch regelmässige Laboranalysen sicherstellen zu lassen.
Sowas erzeugt erfahrungsgemäss nur Anspruchshaltung. "Warum ist das Wasser nicht als Trinkwasser bezeichnet?" "Warum ist hier kein Wanderwegweiser?" "Wo ist hier ein Abfallbehälter?" "Warum steht nicht, dass der Weg eine Sackgasse ist?"
Wohlgemerkt, auf Privatland. Alles erlebt, nicht erfunden. Sagt man auf die Frage nach dem Abfall, wer eine volle Bierflasche in den Wald trägt, kann auch die leere wieder raustragen, wird dumm geguckt. "Nehmen Sie meinen Abfall mit nach Hause?" "Nee- warum?" " Warum soll ich dann Ihren raustragen?"
Zu den weiter oben andiskutierten Nitratschüben im Quellwasser unter Waldgebieten: Normale Wälder haben einen sehr ausgeglichenen Nährstoffkreislauf und sind meist nährstofflimitiert. Was aus dem Streuabbau kommt, wird sofort von Mykorrhizapilzen oder Feinwurzeln abgeholt. Deshalb sind ja die meisten Feinwurzeln unmittelbar unter der Streuschicht im Oberboden.
Wenn da viel rauskommt, ist es wegen Schlägerung (die Biomasse der Feinwurzeln wird abgebaut, weil der Baum weg ist, zu dem sie gehören, und es ist nichts da, was die freiwerdenden Nährstoffe aufnehmen könnte) oder wegen chronisch hoher Stickstoffeinträge aus der Luft.