Reisebericht / EDC im Wandertest

  • Grüße Foris,


    eine Woche Riesengebirge liegt hinter mir, vier schöne Wandertage und eine komische Wandernacht liegen hinter mir.
    Aber die Fakten zuerst:


    Basislager Pec pod Snezkou (Petzer unterhalb der Schneekoppe)
    kleiner Skiort in der Tschechischen Republik/Sudetenland (auf Wunsch von Josel) 769m ü.N.
    [ATTACH=CONFIG]13570[/ATTACH]


    Ausrüstung EDC (vgl. https://www.previval.org/forum…892&viewfull=1#post142892), Trinkrucksack 3l, diverse Müsliriegel, Regenponcho, Wetterfeste Kleidung (BW Stiefel mit Wollsocken & Lidl Trekking Socken) & Wanderkarten


    Wandertour 1: 9Km, 2,5 Std., Niedrig/Höchster Pkt. 150m (Eingewöhnung), nahe Umgebung Petzer (Aubatal)
    Wandertour 2: 16Km, 4 Std. Niedrig/Höchster Pkt. 150m, viel mehr Höhenmeter, nahe Umgebung Petzer (Richtung Schneekoppe)
    Wandertour 3: 14Km, 4,5-5 Std., Niedrig/Höchster Pkt. 375m, Höhenmeter en masse, Spitze Schneekoppe
    Wandertour 4: 17Km, ca. 3,5 Std., Niedrig/Höchster Pkt. 200m, Höhenmeter k.a. meist bergab, Höhenkamm Spindler Baute - Spindler Mühle
    Nachtwanderung: ?Km, 1,5 Std., Niedrig/Höchster Pkt. ?m, Höhenmeter k.a., nahe Umgebung Petzer


    Details (ich halte es so kurz wie es geht):


    Wandertour 1 war zur Eingewöhnung, eine leichte Route um herauszufinden, wie ein fränkischer Luxuskörper mit Steigungen zurecht kommt (nicht gut) und eine Technik zu entwickeln um Steigungen zu überwinden. Eigentlich recht ereignisloser Tag, Wetter gut, Aussicht grandios.


    Wandertour 2 war eine Waldwanderung auf gut ausgebauten Wegen, es ging eigentlich recht gut, wären nicht die teilweise krassen Steigungen mit anschließendem Abstieg gewesen. Alles auch noch recht gut, Wetter war am Anfang auch gut.
    Auf Hälfte des Weges, habe ich plötzlich Geräusche gehört, die mich an eine Düsenjägerstaffel erinnerte, die über mir ihre Kreise zog. Als plötzlich die Temperatur drastisch fiel zog ich schonmal präventiv meinen Poncho an und keine 15 Minuten später goß es in Strömen. Kurz darauf eine ältere Frau mit Kind getroffen, die unter einer Fichte/Tanne vor dem Regen geflüchtet sind, nach kurzer Diskussion (halb tschechisch, halb deutsch) darüber, dass Bäume bei Gewitter nicht gut wären, habe ich ihnen meinen EDC Poncho gegeben und ein Stück noch bis zu ihrem Hotel begleitet.


    Wandertour 3 war die Krönung der Reise, die Schneekoppe. Kurz gesagt, auf Grund meiner Erfahrungen der Tage zuvor, mit Taxi zu einem Hotel 400m Meter über Petzer knapp hinter der Grenze zum Nationalpark, den Rest (6Km) zu Fuß. Ich möchte die Anstrengungen nicht im Detail erläutern, aber ich habe bis ich auf der Schneekoppe stand jeden Schweinsbraten, jede Torte, die ich jemals gegessen hatte bereits verflucht und jede gerauchte Zigarette bereits zweimal.
    Mein Problem hierbei war nicht die Anstrengung, sondern schlichtweg die fehlende Luft und die teilweise hohe Pulsfrequenz, sodass ich ca. 3 kurze Pausen machen musste um Atmung und Puls wieder zu beruhigen. Ich bin die ganze Zeit stur nach Technik vorgegangen, ich habe teilweise an steilen Passagen nur winzige Schritte gemacht (halbe Schuhlänge!) und konstant geatmet (ein Mitwanderer meinte ich wäre ihm wie eine vorgekommen, als ich die letzten 2Km mit ca. 200 Höhenmeter vom Fuß der Schneekoppe bis zur Spitze gegangen bin). Der Ausblick und die Heidelbeer Kollatsche haben aber alles wieder wettgemacht.


    3,5Km vor Spitze:
    [ATTACH=CONFIG]13568[/ATTACH]


    Spitze Richtung Polen/Schlesien
    [ATTACH=CONFIG]13569[/ATTACH]


    Auf der Spitze dann ein kleiner Schock, die Temperatur fiel eigentlich minütlich bis sie sich bei 5°C einpendelte (im Tal waren es 22°C), es war aber noch zu ertragen mit Poncho. Und da es auf dem Rückweg eh das regnen anfing, hatte ich nicht viel zu tun. Andere waren da weniger glücklich, ich habe etliche sich den Arsch abfrieren sehn...
    Ich wollte eigentlich komplett zurück nach Petzer laufen (nicht den direkten Weg, sondern den Weg, den ich auch her gekommen war) aber unterwegs ein paar Kilometer nach dem Hotel an dem ich mich frühs absetzen ließ, hielt ein Taxi und heraus sprang die ältere Dame von vor zwei Tagen und zwang mich schon fast sie nach Petzer zu begleiten zum Kuchen essen. Naja, es war lustig und ich als Genußmensch kann eh nie Nein sagen...


    Wandertour 4 war als Ausklang gedacht, lief eigentlich gut, Wetter war super zum Wandern, Skilift auf Höhenkamm, diesen entlang bis Spindler Baute und nach Spindler Mühle runter, es verlief bis zur Baute ruhig und ereignislos. Auf halben Weg von der Baute runter kamen drei Radfahrer angeschossen, ich kann mich noch errinnern, dass ich mir gedacht habe, der Weg ist viel zu schmal für die Räder. Kurz darauf hör ich schon ein "Help!".
    Schnelleren Schrittes los, ein freundlicher Engländer namens Mark holte mich zu seinem Kumpel und dessen Freundin, der Radler war einem Baum mit dem Fahrad hängen geblieben und auf den Weg gestürzt (und nicht den bewaldeten Abhang runter), dabei hatte er sich eine blutende Wunde kurz oberhalb des Knies zugezogen sowie etliche Schürfungen (wenn jemand jemals einen Schutzengel hatte, dann dieser Typ). Ich hab das EHK ausgepackt, dass mir auch sogleich entrissen wurde (wie sich herausstellte war die Freundin des Bruchpiloten Krankenschwester).
    Ich hab dem Verletzten dann noch meine Jacke gegeben, der Freund war mittlerweile überfordert die tschechischen Sänitäter zu rufen, daher sprang ich ein und versuchte mit Hilfe meiner Wanderkarte unsere ungefähre Position durchzugeben, dann bin ich zur Straße hinauf und hab auf die Sanis gewartet, ich hab diese auch relativ schnell gehört, aber die waren nicht in Sichtweite, sondern irgendwo über uns. Schon kam der Rückruf aufs Mobiltelefon und dann mit Hilfe meiner Trillerpfeife und einigen Absprachen endlich zu uns gelotst.
    Abtransport kein Problem, wie sich herausstellte war er leicht verletzt und hatte einen Schock (im Nachhinein bin ich dankbar, dass ich meine Jacke wieder haben wollte), dann mit Mark zur Unfallstelle zurück kurz aufgeräumt und n bissl gelabert, ich hab dann auch noch geholfen eines der Fahrräder ins Tal zu schieben, wir haben noch E-mail und Mobilnummer ausgetauscht, versprochen uns in den nächsten Tagen nochmal zu treffen und seit dem nichts mehr von Ihnen gehört trotz SMS und E-mail, ob mit seinem Kumpel alles in Ordnung ist. Naja, was solls. EHK war ausreichend, jedoch bei Wanderungen werd ich demnächst noch etwas mehr einpacken, sicher ist sicher...


    Nachtwanderung, ich hab schon viel zu viel geschrieben, daher kurz, Taschenlampe (LED Lenser P5) im EDC ist für Wanderung viel zu hell, selbst mit der Weitwinkel Einstellung ist das absolut krass. An meiner Orientierung im Dunkeln muss ich noch arbeiten, ich stand nach gut 90 Minuten völlig überrascht wieder vor meinem Hotel, obwohl ich eigentlich locker 2Km entfernt davon hätte sein sollen. Sicherheitshalber habe ich mich dann, um weitere Navigationsschwierigkeiten zu vermeiden, dagegen entschieden weiter zu wandern...


    Das war es dann grob mit meinem Reisebericht / EDC Testbericht


    Fazit:
    Größeres EHK bei Wanderungen
    Vielleicht noch einen zweiten Pulli bei Bergbesteigungen
    Und vorallem mehr Panzertape (5m waren nach der Hälfte der Reise aufgebraucht)


    Wort zum Abschluss:
    Es gibt net so wos wie genuch Panzatape, ihr Grotz!

  • Beim Wandern erlebt man oft Leute, die völlig hirnlos unterwegs sind.


    Aber was mich interessiert: wozu hast Du die 5m Panzertape gebraucht?

    I feel a disturbance in the force...

  • Zitat von lord_helmchen;144122


    Aber was mich interessiert: wozu hast Du die 5m Panzertape gebraucht?


    Des däd mich jetzt auch interessieren :)

  • Zitat von lord_helmchen;144122


    Aber was mich interessiert: wozu hast Du die 5m Panzertape gebraucht?


    Aaalso, wenn es euch so brennend interessiert...


    Man muss dazu sagen, dass ich mit dem Reisebus unterwegs war, also nicht allein mit dem Auto.
    Das Tape wurde unteranderem dazu verwendet um eine klappernde Abdeckung im Bus zu befestigen, die mir den Nerv raubte
    Zwei Regenhosen wurden damit abgedichtet nachdem sie eingerissen waren (eine davon war meine)
    Bei einem Stiefel diente das Tape als Ersatz für einen gerissenen Schnürsenkel
    Flyer wurden damit an Laternen befestigt, da Tesafilm dafür unzureichend war
    Auf der Schneekoppe habe ich damit meinen Poncho an mir befestigt nachdem er im Wind an mir rumflatterte und mir mehrfach ins Gesicht klatschte


    Das sind jetzt nur die Dinge, die mir im Gedächtnis blieben....

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • :Gut:


    Genau deswegen wird Panzertape auch bei mir im Rucksack in Zukunft einen Platz haben. Gebraucht hätte ich es bisher noch nicht. Aber man kann ja nie wissen...

    I feel a disturbance in the force...

  • Die meisten von euch kennen sicher den Ausspruch aus Faust:
    "Das ich erkenne, was die Welt, im Innersten zusammenhält."


    Ich bin mir ziemlich sicher, es ist Panzertape...


    Es ist eine absolute Allzweckwaffe, ich hab sogar schon Seile aus dem Tape gesehen, wenn man genug Kreativität hat kann man damit viel machen.
    Kleiner Tip, da eine normale Rolle mir zu groß war, hab ich das Tape abgelängt und auf ein etwas dickeres Stück Kabel umgewickelt...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Zitat von Kesselbrut;144136

    Kleiner Tip, da eine normale Rolle mir zu groß war, hab ich das Tape abgelängt und auf ein etwas dickeres Stück Kabel umgewickelt...


    Oder man nimmt eine leere Filmdose, und wickelt es da drauf. Dann kann man in der Dose z.B. noch Streichhölzer wasserdicht verstauen.


    Gruss trainman

    Als Noah mit dem Preppen begann, hat es nicht geregnet.

  • Hallo Kesselbrut,

    Zitat

    Mein Problem hierbei war nicht die Anstrengung, sondern schlichtweg die fehlende Luft und die teilweise hohe Pulsfrequenz, sodass ich ca. 3 kurze Pausen machen musste um Atmung und Puls wieder zu beruhigen.


    Wie hoch ist denn dein Heimatort wenn du in dieser Höhe(1150m?) bereits Probleme bekommen hast? Oder hast du dich einfach überanstrengt? Normalerweise sollte es in dieser Höhe nämlich noch nicht zu Problemen kommen.
    Was mich auch interessieren würde: Was hattest du im EH-Set und was hast du vermisst/willst du ergänzen?

  • Zitat von Wolfshund;144308

    Hallo Kesselbrut,

    Wie hoch ist denn dein Heimatort wenn du in dieser Höhe(1150m?) bereits Probleme bekommen hast? Oder hast du dich einfach überanstrengt? Normalerweise sollte es in dieser Höhe nämlich noch nicht zu Problemen kommen.
    Was mich auch interessieren würde: Was hattest du im EH-Set und was hast du vermisst/willst du ergänzen?


    Ich hab mich mal wieder etwas ungenau ausgedrückt, mit fehlender Luft meinte ich fehlende Ausdauer durch ungewohnte Anstrengung (in diesem Fall eben nicht unerhebliche Steigungen) und, um ehrlich zu sein, zu hohes Körpergewicht + Rauchen. Überanstrengt hab ich mich eher nicht, nach ein bis zwei Minuten Pause war alles wieder ok, und am Abend hab ich auch noch n bissl getanzt, war also noch fit...
    Mein Heimatort liegt auf ca. 270m, falls es trotzdem interessiert.


    In meinem Mini-EHK war ein Verbandpäckchen, eine Kompresse, eine elastische Binde & diverse Pflaster. Das was eben in meinem EDC ist. Fürs Wandern werde ich noch aufstocken müssen, was genau, weiß ich noch nicht. Ehrlich gesagt vermisst hab ich nichts, doch ich finde das ist vielleicht etwas wenig...
    Ich habe etliche erfahrene Wanderer kennengelernt und bin mit einem in Kontakt geblieben, ich werde mich mal daran orientieren was er so dabei hat...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Zitat von Kesselbrut;144106

    ... der Radler war einem Baum mit dem Fahrad hängen geblieben und auf den Weg gestürzt (und nicht den bewaldeten Abhang runter), dabei hatte er sich eine blutende Wunde kurz oberhalb des Knies zugezogen sowie etliche Schürfungen (wenn jemand jemals einen Schutzengel hatte, dann dieser Typ). Ich hab das EHK ausgepackt, dass mir auch sogleich entrissen wurde (wie sich herausstellte war die Freundin des Bruchpiloten Krankenschwester) ...



    Da hättest Du mal meine BEVA erleben sollen. :) Die hätte als Herrin über das EH-Kit Nadel und Faden gechwungen und von der Wunde wäre bestenfalls eine hauchdünne Narbe übrig geblieben


    Meint


    Matthias


    der auch schon mal von seiner Frau ziemlich erfolgreich geflickt wurde

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Wunden sollen im Outdoorbereich nur genäht werden um stärkere Blutungen (z.B. der Kopfhaut) zu stoppen, der Grund dafür ist vermutlich die starke Infektionsgefahr.
    Wenn man aber doch nähen möchte sollte vorher mindestens eine kräftige(Druck) Wundspülung erfolgen.
    Es ist auch möglich die Wunde feucht zu halten, dann kann sie nämlich bis zu 3 Stunden später noch genäht werden.
    Wunden nähen zu können bringt einem eine weitere Option der Wundversorgung die einem einige Vorteile bringen kann.
    Gerade in der Medizin ist es aber selten hilfreich jede Option gleich zu nutzen.

  • Zitat von Wolfshund;144541

    Wunden sollen im Outdoorbereich nur genäht werden um stärkere Blutungen (z.B. der Kopfhaut) zu stoppen, der Grund dafür ist vermutlich die starke Infektionsgefahr.
    Wenn man aber doch nähen möchte sollte vorher mindestens eine kräftige(Druck) Wundspülung erfolgen.
    Es ist auch möglich die Wunde feucht zu halten, dann kann sie nämlich bis zu 3 Stunden später noch genäht werden.
    Wunden nähen zu können bringt einem eine weitere Option der Wundversorgung die einem einige Vorteile bringen kann.
    Gerade in der Medizin ist es aber selten hilfreich jede Option gleich zu nutzen.


    Hallo Wolfshund,


    ich weiss sehr genau, dass ich mich hier in einem Grenzbereich der Laienmedizin bewege und es würde mich interessieren, was unsere Fachmediziner dazu sagen.


    Natürlich ist ärztliche Hilfe - wenn verfügbar - das Mittel der Wahl.


    Mein laienhaftes Wissen sagt mir, Du musst eine Wunde entweder innerhalb weniger Stunden nähen, oder sie offen lassen, was halt unschöne Narben gibt. In Meinem Fall: Unfall auf See, zum nächsten Hafen wären es anderthalb Tage gewesen. Meine Frau hat dann schlicht und einfach die Wunde desinfiziert (Povidon-Iod) und genäht. Der Arzt, bei dem wir dann vorsprachen, hat sie sogar gelobt.


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Auf See ist die Sache anders als im Wald, denn dort ist die Keimbelastung viel geringer und ein sauberes Arbeiten möglich. Der Zeitfaktor spricht auf See natürlich auch dafür die Wunde zu nähen.

  • Eine relativ oberflächliche Wunde wie in der Kopfschwarte ist recht einfach zu nähen, obwohl dabei Wundnahtpflaster vielleicht die bessere Wahl gewesen wären (soweit vorhanden).
    Nähen ist kein Geheimnis und keine hohe Kunst - das kann wirklich jeder in relativ kurzer Zeit lernen. Geht ja hier nicht um Gefäßchirurgie...