Wasserfilter selber bauen / wie es nicht geht

  • Vor einiger Zeit wollte ich den Nachbau eines Wasserfilters mit einem Blumentopf versuchen. Also ab ins Einkaufzentrum und Blumentopf beschafft. Das Loch im Topf wurde mit einer Kerze abgedichtet. Mein Aufbau war angelehnt an die unten stehende Beschreibung.
    Es zeigt sich aber, dass die Blumentöpfe für den beschriebenen Nachbau einfach zu gut sind. Ausser leichtes Schwitzwasser am Blumentopf war nicht sonderlich viel Wasser durchgesickert. Meine Lehren daraus: wenn Ihr den Nachbau unten versuchen wollt, beschafft Euch die schlechtesten Blumentöpfe die ihr erhalten könnt. Mit den Hochtechnologie-Blumentöpfen bei uns ist die unten stehende Anleitung nicht zu brauchen.


    http://en.hesperian.org/hhg/A_…:Make_Water_Safe_to_Drink


    Ich werde demnächst den gleichen Versuch mit den Keramikdingern machen die für das Bewässern von Kübelpflanzen gemacht worden sind. Wenn es klappt, sollte die Sache mit den kollodialen Silber auch kein Problem darstellen.

  • Hallo Sandra,


    danke für Deinen Beitrag. Er zeigt mal wieder eines: Man sollte Dinge nicht glauben. Man sollte sie ausprobieren, und zwar zu einem Zeitpunkt, wo man Zeit und Musse zum Ausprobieren hat und ein Fehlschlag nicht weh tut.


    Bei Wasseraufbereitung sollte man übrigens immer mit der Frage beginnen, was ist mein Feindbild? gegen welche Verunreinigungen will ich mich schützen?


    Bakterien kann ich abtöten, sei dies durch Kochen, durch Hemmung lebenswichtiger Enzyme (Ag+ Verbindungen wie z.B. Micropur, aber auch Cu++) oder durch oxidative Zerstörung (z.B. Halogene oder Peroxide)


    Organische Verbindungen (etwa Insektizide) kann ich recht anständig durch Aktivkohle rausfiltern.


    Im Wasser gelöste Ionen, etwa von Schwermetallen oder radioaktiven Metallnukliden wie 137Caesium oder 90Strontium lassen sich nicht ausfiltern. Da hilft nur chemisches Entfernen. Während das bei Schwermetallen meist einfach geht, etwa klassische Fällungsreaktionen als Hydroxid, Carbonat oder Sulfat (je nach Metall), ist das bei Alkalimetallen wie Caesium, von denen fast alle Verbindungen löslich sind, richtig tricky. Da fällt mir im Moment nur das Ausfällen als Perchlorat oder Molybdosilikat ein - wobei ich mal davon ausgehe, dass der Normalmensch weder Perchlorsäure noch Molybdokieselsäure zu Hause rumstehen hat. :face_with_rolling_eyes:


    Immer einen Liter sauberes Wasser in der Feldflasche!


    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Und wie weiss man genau welches "Gift" im Wasser ist?


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Denn wenn das Wasser verseucht ist, sind es die Pflanzen und Tiere danach auch.

  • Zitat von el presidente;151607

    Und wie weiss man genau welches "Gift" im Wasser ist?


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Denn wenn das Wasser verseucht ist, sind es die Pflanzen und Tiere danach auch.


    Hallo El Presidente,


    Deine Frage ist ebenso berechtigt wie schwer zu beantworten. Meine - zugegeben unzureichende Antwort - heisst Information. Auf einer Trekkingtour in einem Entwicklungsland heissen meine Feindbilder ganz klar Bakterien, Viren, Amöben, Plasmodien, ....


    Sollte es in meinem Wohnumfeld eine Chemiefabrik geben, dann würde ich mich schon mal fragen, was machen die und aus welchen Rohstoffen und ggf. danach meine Vorbereitung ausrichten.


    Was schlicht und ergreifend hilft ist ein gewisses Basiswissen Chemie. Welchen Stoff fälle ich mit welchem Mittel aus?


    Wer in das Thema, gerade im Hinblick auf Trinkwasserchemie einsteigen will, dem empfehle ich zwei Bücher:


    Jander / Blasius; Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, S. Hirzel Verlag


    Eigentlich das Grundlagenwerk und die "Bibel"


    Wer es kurz, knapp, allgemeinverständlich und praxisorientiert haben will:


    Eberhard Gerdes; Qualitative Anorganische Analyse, Springer Verlag


    Letzteres Buch ist nicht nur für jeden verständlich, der Abitur-/Maturawissen in Sachen Chemie mitbringt, sondern auch für jeden, der bereit ist, sich in das Thema einzuarbeiten. Richtig gut und verständlich geschrieben.


    Chemie ist übrigens ganz einfach. Stellt Euch eine Spezies mit nicht zwei sondern etwa hundert Geschlechtern vor, das Periodensystem der Elemente. Ihr müsst nur einmal verstehen, wer mit wem warum und mit welchem Grad der Zuneigung eine Liebesbeziehung einzugehen bereit ist. Dann wisst ihr alles. Die Beziehung zwischen Wasserstoff und Fluor wird feurig verlaufen:devil:, Stickstoff und Argon werden lustlos nebeneinander im Bett liegen:traurig:


    Viele Grüsse


    Matthias

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  • Zitat von Waldschrat;151698


    Chemie ist übrigens ganz einfach. Stellt Euch eine Spezies mit nicht zwei sondern etwa hundert Geschlechtern vor, das Periodensystem der Elemente. Ihr müsst nur einmal verstehen, wer mit wem warum und mit welchem Grad der Zuneigung eine Liebesbeziehung einzugehen bereit ist. Dann wisst ihr alles. Die Beziehung zwischen Wasserstoff und Fluor wird feurig verlaufen:devil:, Stickstoff und Argon werden lustlos nebeneinander im Bett liegen:traurig:
    Matthias


    Eine schöne Metapher auch wenn ich nach 2x 90min Biochemievorlesung Deine Begeisterung nicht so ganz teile (unterstrichener Teil)... leider stellt sich für die meisten Menschen die Sache nicht ganz so einfach da oder ihnen fehlt schlicht die Zeit sich da rein zu arbeiten.


    Ich muss jetzt mal eine Frage an Matthias stellen, da ich ehrlich gesagt zu platt bin da nach zu suchen bzw. es vermutlich viel schneller geht, da er die Antwort mit Sicherheit parat hat. Eh ich mir Gedanken über die Ausfällung von Alkalimetallen mache stellt sich mir eine trivialerer Frage:


    Wie löst man Nitrat/Nitrit aus dem Trinkwasser - ist ja auf Grund landwirtschaftlicher Eintragungen deutlich häufiger als Caesium.


    Sorry wenn es OT ist aber das beschäftigt mich schon länger aber ich komm nicht zum recherchieren.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Nitrate bekommen selbst die Wasserwerke kaum noch aus dem Trinkwasser raus
    und wenn dann mit imensem Aufwand, ich fürchte in Heimerprobung wird das nix
    mit sinnvoller Ausfilterung von Nitraten - leider


    Eugen j.keusen

  • Zitat von Frequenzkatastrophe;151700


    Wie löst man Nitrat/Nitrit aus dem Trinkwasser - ist ja auf Grund landwirtschaftlicher Eintragungen deutlich häufiger als Caesium.



    Hallo Frequenzkatastrophe,


    Du hast zielgerichtet den wunden Punkt getroffen. Praktisch gar nicht, weil alle Nitrate gut wasserlöslich sind und keine einfache Fällungsreaktion zur Verfügung steht. Theoretisch - aber das ist sehr theoretisch, kannst Du Nitrat in stark alkalisch eingestellter Lösung mit Al zu NH3 reduzieren, allerdings ist nach der Prozedur das Wasser endgültig versaut und untrinkbar. Ideen, die ich mal so spontan entwickelt habe, wie etwa die Reduktion in wässriger Lösung mit einem guten Reduktionsmittel wie etwa Ascorbinsäure hielten einer näheren Prüfung auch nicht stand. Funktioniert nicht.


    Andererseits sind Nitrate zumindest für ältere Kinder und Erwachsene auch in ziemlich hohen Dosen unbedenklich. Das SDB für KNO3 gibt folgende toxikologische Informationen:


    LD/LC50 2000 mg/kg rat


    11.2. Primäre Reizwirkung:
    11.2.1. am Auge: Reizungen.
    11.2.2. nach Verschlucken: Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
    11.3. Zusätzliche toxikologische Hinweise:
    Nach Resorption größerer Mengen: Methämoglobinämie mit Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Atemnot und Krämpfen, Leitsymptom: Cyanose



    Auch Dekant / Vamvakas; Toxikologie für Chemiker und Biologen nennt als Leitsymptom einer massiven Aufnahme von Nitraten im Grammbereich die Methämoglobinämie.



    Zum Vergleich mit der LD50 von 2g/kg:


    Trinkwasserverordnung CH: < 25 mg/l
    Trinkwasserverordnung D: < 50 mg/l


    Kritisch sind Nitrate in höheren Dosen für Säuglinge und Kleinkinder wegen der Reduktion zu Nitrit und nachfolgender Methämoglobinbildung.


    Nitrite sind im Trinkwasser eher kein Problem, die werden eher als Stoffwechselprodukte durch Oxydasen aus NH4+ oder durch Reduktasen aus NO3- metabolisiert. Für Nitrite im Wasser fällt mir auch spontan eine Fällungsreaktion ein, nämlich als AgNO2. Das gute alte Micropur sollte den Job tun.



    Die einzige wirksame - aber nicht ganz billige - Entfernungsmethode von Nitraten, die mir gerade einfallen will, ist die Umkehrosmose.


    Viele Grüsse


    Matthias





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  • Und wie ist es mit der Dampfdestillation?
    Kommen diese fiesen Problemstoffe dann auch mit rüber ins destillierte Wasser?
    Wenn man letzteres mit einer Prise Multimineralien wieder anreichert, müßte es doch auch in größeren Mengen und Zeiträumen bekömmlich sein?

  • Zitat von hinterwäldler;151830

    Und wie ist es mit der Dampfdestillation?
    Kommen diese fiesen Problemstoffe dann auch mit rüber ins destillierte Wasser?
    Wenn man letzteres mit einer Prise Multimineralien wieder anreichert, müßte es doch auch in größeren Mengen und Zeiträumen bekömmlich sein?


    Hallo Hinterwäldler,


    auch das ist ein spannendes Thema. Was Du mit der Dampfdestillation garantiert los wirst, das sind alle metallischen Verbindungen, die Frequenzkatastrophe und ich gerade diskutiert haben, ziemlich egal ob Leicht- oder Schwermetalle.


    Dein Problem beginnt bei der Organik. Viele Kohlenwasserstoffe, Lösungsmittel, Planzenschutzmittel... verdampfen bei weniger als 100 °C, gehen also in das Destillat über.


    Du müsstest also das tun, was ein guter Whiskybrenner tut. Der hat ein Thermometer in der Brennblase stecken, er wird den Vorlauf wegwerfen, also alles, was unter 78 °C verdampft (z.B. Methanol) , und den Nachlauf, alles was über 78°C verdampft (z.B. Fuselöle wie Butanole)


    Dein Destillierverfahren für Wasser müsste also ähnlich ausgerichtet sein wie das für Alkohol. Alles, was unter 100°C überdampft wird weggeworfen. Wenn die Temperatur im Destillationsgefäss über 100°C ansteigt, ist ebenfalls Schluss.



    Hinweis für Schweizer, Österreicher und Süddeutsche: Korrigiert bitte die hier für Meereshöhe genannten Siedepunkte entsprechend Eurer geographischen Höhe.



    Viele Grüsse


    Matthias

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  • Super, vielen Dank für die Infos, genau so hab ich mir das gedacht, um mir das zusammen zu suchen hätte ich vermutlich 10Std gebraucht, Zeit die ich besser in Amminosäuren und Proteine so wie Natrium-/Kaliumkanäle investieren will/sollte/muss.


    Ich fasse mal für mich zusammen:
    -Nitrat "los werden" kann ich vergessen für Erwachsene kurzzeitig unbedenklich, Vorsicht bei Kindern, aus meinem Bedrohungsszenario gestrichen.
    -Destillation hab ich bisher unterschätzt, ich pack mal mein Flüssigkeitsthermometer (-10°C bis 110°C) aus der hintersten Ecke der Schreibtischschublade in die Kiste mit Gaskocher und Wasseraufbereitung und experimentiere bei Gelegenheit mal etwas damit rum.
    -Ich denke doch noch mal über Chlorchemie stärker nach und
    -packe das Natriumthiosulfat auch in die Wasserkiste, weitere Chemikalien folgen nach tieferer Einarbeitung in die Materie.


    Lass mich noch eine Frage anschließen:
    Benzin/Diesel... wie würdest Du da ran gehen? Mein Gedanke wäre abschöpfen (dekandieren) und das restliche Wasser durch Aktivkohle jagen und ggf. wie oben beschrieben destillieren.

    IN LIBRIS LIBERTAS

  • Angeregt durch diesen und anderen Threads zum Thema habe ich den Entschluss gefasst, meine technischen Möglichkeiten zur Wasseraufbereitung zu verbessern.


    Ausgangslage:
    Bisher habe ich Katadyn Camp und Katadyn Mini, ergänzt durch Micropur forte in meinem Bestand.
    Was der belesene Forist sofort feststellt: Es ist keine Reduktion von chemischen Belastungen durch diese Materialien möglich.


    Ziel:
    Ich möchte zuerst für den heimischen, stationären Einsatz eine zuverlässige und kostengünstige Möglichkeit schaffen, chemische Verunreinigen aus dem Wasser entfernen zu können.


    Ich bin in die Aquaristik Abteilung bei Dehner gegangen und habe mich dort umgesehen und eingekauft:
    - Eine Packung mit 2x Aktivkohlefilterschwamm (Zitat aus der Beschreibung: Bindung von Geruchsstoffen, Verfärbungen sowie toxischen Verbindungen im Wasser. Nach vier Wochen zu Wechseln). Kostenpunkt 7,99 Euro.
    - Eine Packung Filterkohle für Aquarien (Inhalt 300g). Soll nach maximal 3 Wochen ersetzt werden. Kostenpunkt 3,49 Euro.


    [ATTACH=CONFIG]15818[/ATTACH]


    Zusätzlich habe ich von meiner Frau noch Nylonsocken (neu) und Kaffeefilter bekommen. Kostenpunkt ca. 2 Euro
    Diese Produkte sollen die lose Aktivkohle in Form bringen bzw. als Vorfilter gegen vorzeitiger Verschmutzung dienen.


    Um das ganze in Form zu bringen werden PET Flaschen geopfert. Kostenpunkt ca. 1 Euro


    Gesamtkosten ca. 15 Euro


    Was hält die werte Forumgemeinde von diesem Vorhaben?


    Ich werde diese Woche einen Prototyp bauen und diesen Thread fortsetzen.


    Tsrohinas

  • Zitat von Tsrohinas;163171


    Ich bin in die Aquaristik Abteilung bei Dehner gegangen und habe mich dort umgesehen und eingekauft:
    - Eine Packung mit 2x Aktivkohlefilterschwamm (Zitat aus der Beschreibung: Bindung von Geruchsstoffen, Verfärbungen sowie toxischen Verbindungen im Wasser. Nach vier Wochen zu Wechseln). Kostenpunkt 7,99 Euro.
    - Eine Packung Filterkohle für Aquarien (Inhalt 300g). Soll nach maximal 3 Wochen ersetzt werden. Kostenpunkt 3,49 Euro.


    Was hält die werte Forumgemeinde von diesem Vorhaben?


    Tsrohinas



    Hallo Tsrohinas,


    ich halte recht viel davon. Du solltest nur die Grenzen kennen.


    Aktivkohle: Perfekt um viele organische Verunreinigungen, z.B. Pestizide, Lösungsmittel, Bakterien, Pilze und Viren zu entfernen. Übrigens auch chemische Kampfstoffe, obwohl ich das inzwischen nicht mehr für einen Praxisfall halte.


    Nur: Bei einem Aquarium funktioniert das, weil die Pumpe das Wasser mehrmals pro Stunde durch das Filtermaterial drückt.


    Aktivkohle in eine Socke gesteckt und das Wasser drübergegossen funktioniert nicht, weil viel Wasser ungefiltert zwischen den meist recht groben Aktivkohlekörnern durchläuft. Da würde ich zu einem Mörser greifen und die Aktivkohle möglichst fein zerstampfen.


    Dann eben nicht das Waser durch die Aktivkohle giessen, sondern eine Suspension aus fein verteilter Aktivkohle in Wasser erzeugen und über einige 10 Minuten umrühren. Dann abfiltern.


    Wogegen Aktivkohle oft nicht hilft, das sind viele anorganische Verunreinigungen, sprich also lösliche anorganische Salze.


    Eine recht simple und wirksame Methode, um beispielsweise Schwermetalle zu eliminieren, ist das Ausfällen im basischen Milieu.


    Hört sich erst mal schrecklich kompliziert an, ist aber einfach.


    Etwas Backpulver/Natron hinzugeben und mit einem roten Lackmusstreifen prüfen, ob das Wasser wirklich basisch eingestellt ist.


    Lackmus? Was ist das? Habe ich nicht im Haushalt!


    Kein Problem, wir nehmen einen Tropfen Rotkrautsaft - oft auch Blaukraut genannt, weil die Farbe nämlich vom pH-Wert abhängt, rot = sauer, blau = basisch.


    Das Wasser dann lange ( etwa eine Stunde) stehen lassen und vorsichtig durch einen Tee- oder Kaffeefilter abgiessen. Den Bodensatz, d.h. die untersten paar cm des Gefässes nicht abgiessen, sondern in jedem Fall wegwerfen.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Wasserfilter ist eines der Dinge, die ich nicht improvisiereen möchte, da unterscheide ich ganz klar zwischen "prepping" und "survival".


    Ich bereite mich ja eben deshalb vor, um eben nicht "irgendwie mit Glück und Geschick überleben zu müssen".


    Natürlich kann man einen Tontopf einlagern und Nylonstrümpfe, man kann aber genausogut einen richtigen Wasserfilter einlagern oder zwei oder drei. Ein Sawayer Mini aus den USA importiert kostet 20 Euro, um mal ein Beispeil zu geben. Auch die Katadyn Filterkerzen sind nicht unbezhalbar, insbesonder im Einsatz als Schwerkraftfilter. Einzig die Aktivkohle kaufe ich im Aquariumhandel, ich sehe nicht ein, hier bei Katadyn für dasselbe Produkt in Alu verpackt den 500-fachen Preis zu bezahlen.


    Ich käme auch nicht auf die Idee, mir eine Batterie selber bauen zu wollen oder ein Solarmodul oder ein Kugellager.


    Wasser ist so extrem wichtig, ein Versagen des Filters so schwer zu erkennen und die Risiken so dramatisch hoch (an kontaminiertem Wasser in der Krise zu sterben ist absolut realistisch, das passiert selbst heute millionenfach auf der Welt), dass ich hier Eigenbau für vollkommen unangebracht halte. Im Survivalbereich mag das anders sein, da lautet die Alternative zu 100% kontaminiertes Wasser umd mit dem Filter wird es vielleicht nicht gut, wahrscheinlich aber nicht schlimmer, so gesheen ist dann eben 10% Wahrscheinlichkeit zu sterben besser als 20% Wahrscheinlichkeit.
    Aber für zuhause, an den sicheren Ort, in den Fluchtrucksack und ggf das EDC gehört ein richtiger Wasserfilter, besser sogar mehrere verschiedene Systeme.


    Ich hab lieber drei verschiedene Methoden dabei, Wasser schnell, sicher und zuverlässig trinkbar zu bekommen als drei Messer oder drei Methoden Feuer zu machen.


    Zum Thema Nitrat: Wenn man im stationären Fall viel Zeit hat kann man es evtl. mit stickstoffzehrenden Wasserpflanzen versuchen und das Wasser dann quasi aus diesem "Teich" (kann auch eine große Wanne mit Blähton sein) entnehmen und dann weiter behandeln. Keine Garantie, obs funktioniert. Die Pflanzen brauchen natürlich auch reichlich Licht und Wärme

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Erstmal Danke für das Feedback!


    Insgeheim habe ich mir schon gedacht, dass das nicht so einfach wird. Darum habe ich das hier ja auch vorab gepostet.


    Nun bin ich aber von Natur aus Stur und werde trotzdem versuchen, einen funktionsfähigen Filter zu basteln...


    Was habe ich also von den bisherigen Meldungen gelernt?
    - Die Gefahr ist groß, dass kontaminiertes Wasser zwischen den Kohlestückchen "durchsickert"


    Wie kann ich das abstellen?
    - Man zerteilt die Kohle fein und verlängert deutlich den Filterweg. Gleichzeitig darf die Wassermenge nicht zu groß sein, sonst nimmt diese nicht mehr den optimalen Weg. Oder....
    - Man läßt das kontaminierte Wasser mehrfach durch den Filter zirkulieren (wie bei einem Aquarium)


    Die zweite Idee gefällt mir besser.
    Dadurch könnte man regelmäßig die Wassermenge X dekontaminieren.


    Cephalotus
    Ich kann deine Einwände verstehen. Die große Frage für mich ist: Wie kann ich die Qualität der Filterleistung überprüfen?


    Tsrohinas

  • "Alles, was unter 100°C überdampft wird weggeworfen. Wenn die Temperatur im Destillationsgefäss über 100°C ansteigt, ist ebenfalls Schluss."


    Kleiner Tipp von dem ich hoffe das er auch hier stimmt:
    Erhitzen des zu destillierenden Wassers im Wasserbad(natürlich mit Rekombination des Wasserbadwassers)stellt sicher das die Temperatur nicht über 100° C geht. Und wenn Du für die Range von 0 bis 99 kein Thermometer hast einfach alles was sich sammelt bevor das zu reinigende Wasser kocht wegkippen.


    LG Wolfgang

  • Mal meine Gedanken dazu:
    Stickstoffverbindungen sind schwer zu eliminieren. In der Abwassertechnik nutzt man dazu biologische Verfahren, Stichwort Nitrifikation und Denitrifikation. Das ist hobbymäßig kaum zu simulieren.


    Um Wasser erst einmal grob zu reinigen würde ich immer eine Kombination aus einem groben Vorfilter, Belüftung (oxidiert Metallionen), Kalksteinen (stellt Kalk Kohlensäure Gleichgewicht her) und einem lansam durchströmten Sandfilter (Vielleicht ein Schachtring) aufbauen. Dann hat man wahrscheinlich die Schwebstoffe und den größeren Anteil an unerwünschten Bestandteilen heraus. Danach erst desinfizieren (wenn nötig), vorher bringt es nichts weil die Schwebstoffe stören.
    So etwas kann man sich bauen wenn man Platz (und Ahnung) hat.
    Für unterwegs würde ich immer zu einem Trinkwasserfilter aus dem Militärbedarf (die können einige 100 Liter Wasser trinkbar machen) und / oder Micropur greifen.


    Das was einen am wahrscheinlichsten umbringt oder schwächt sind mikrobielle Verunreinigungen, Erwachsene können auch NItrat / Nitit vertragen, das ist halt bei Babys gefährlich (Blausucht)
    Was in Afrika mit Erfolg praktiziert wird: Wasser in klare PET Flaschen füllen und in der Sonne liegen lassen. Das funktioniert wie das Bestrahlen mit einer UV Lampe.
    Damit hat man Erkrankungen die auf verschmutztes Trinkwasser zurückzuführen sind deutlich reduziert.


    Was man ja mal im Rahmen dieses Forums machen könnte: Bauanleitungen für Wasserfilter oder Pflanzenkläranlagen entwickeln/veröffentlichen. I.d.R ist das eine sehr "primitive" Technik, der Trick liegt in der Anordnung. Vielleicht gründet man ja mal eine "Wasser" Gruppe...

  • Zitat von Tsrohinas;163247

    - Man zerteilt die Kohle fein und verlängert deutlich den Filterweg.


    Wenn die Behälterwand glatt ist läuft das Wasser bevorzugt seitlich an der Behälterwand entlang, da hilft Dir auch das feine Zerstoßen nur bedingt, das kann u.U. sogar nachteilig sein.


    Zitat


    Ich kann deine Einwände verstehen. Die große Frage für mich ist: Wie kann ich die Qualität der Filterleistung überprüfen?


    Ohne entsprechendes Labor garnicht. Du kannst mal versuchen, Rotwein mit Deinem Aktivkohlefilter zu entfärben, aber auch das wäre bestenfalls ein ganz grober Indikator.


    Auch bei kommerziellen Filtern kannst Du die Funktionsfähigkeit nicht testen, da gibt es aber (hoffentlich) regelmäßig Profis, die das bei diesen Filtern tun, so dass Du davon ausgehen kannst, dass sie funktionieren, wenn richtig eingesetzt.


    Generell ist das ein Drama. Ein Hohlfaserfilter ist z.B. eine feine Sache. Er darf nur niemals gefrieren, manche dürfen niemals austrocknen. Wenn das doch passiert ist der Filter nicht mehr sicher.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • @all:
    So, jetzt habt ihrs geschafft. Ich baue mir keinen Aktivkohlefilter!


    Aufgrund der vorgebrachten Hinweise und Einwände habe ich x-Internet Seiten und Bedienungsleitungen durchgewühlt und festgestellt:
    Die vorgebrachten Einwände sind richtig und sinnvoll. Danke dafür!


    Trotzdem werde ich das Projekt "chemiefreies Trinkwasser" für meine "Homebase" weiter verfolgen.


    Ich greife den Hinweis "Emulsion" auf und werde diesen umsetzen.
    Und da kommt auch schon meine Frage an die (den) Experten:


    Welche Menge Aktivkohle sollte man für 200 ltr Wasser, bei einer Einwirkzeit von ca. 24 Std, verwenden? Mein Vorschlag wären 300g.
    Übrigens, mir ist klar das die Emulsion ständig in Bewegung gehalten werden muss, damit sich die Aktivkohle nicht am Boden absetzen kann.


    Tsrohinas

  • Zitat von Tsrohinas;163498


    Ich greife den Hinweis "Emulsion" auf und werde diesen umsetzen.


    Welche Menge Aktivkohle sollte man für 200 ltr Wasser, bei einer Einwirkzeit von ca. 24 Std, verwenden? Mein Vorschlag wären 300g.
    Übrigens, mir ist klar das die Emulsion ständig in Bewegung gehalten werden muss, damit sich die Aktivkohle nicht am Boden absetzen kann.


    Tsrohinas


    Hallo Tsrohinas,


    wie viele Pflaster und Verbandpäckchen braucht man, um einen Verletzten zu versorgen? Kommt auf die Verletzungen an.


    Wieviel Aktivkohle braucht man zur Aufbereitung von 200l Wasser ... ?


    Wenn das Wasser viele Schweb- und Trübstoffe enthält, dann wirst Du mit 300 g nicht auslangen, weil die Aktivkohle nun halt mal vorhandenen aber deswegen nicht unbedingt gesundheitsschädlichen Kram wie etwa Grünalgen bindet und dadurch ihre aktive Oberfläche aufbraucht.


    Wenn das Wasser gefiltert und klar ist, dann sollten 300g den Job tun.

    Zitat von Tsrohinas;163498


    Übrigens, mir ist klar das die Emulsion ständig in Bewegung gehalten werden muss, damit sich die Aktivkohle nicht am Boden absetzen kann.


    In der Chemie gibt es dafür sowas: Magnetrührer


    Und wie gesagt: Aktivkohle hat ihre Grenzen. Was die perfekt ausfiltert, das sind die meisten organischen Chemikalien, Bakterien (auch Sporen), Pilze und Viren.


    Was die absolut nicht ausfiltert, das sind die meisten schädlichen wasserlöslichen Anionen und Kationen, etwa z.B. CN- (Zyanid) oder lösliche Schwermetalle


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Danke Matthias, ich wusste das du antworten würdest.....:)


    Magnetrührer kenn ich aus dem Labor.


    Ich (und hoffentlich auch andere) nehme aus deinen Ausführungen mit:
    - Wasser sollte vor der Behandlung mit Aktivkohle nicht trüb, sondern vorgefiltert sein. Dies erhöht die Leistungsfähigkeit der Aktivkohle.
    - nicht alle Giftstoffe (wasserlösliche Anionen und Kationen, etwa z.B. CN- (Zyanid) oder lösliche Schwermetalle) werden durch Aktivkohle entfernt. Gelesen habe ich Hinweise zum "Ausfällen" dieser Stoffe, mit Hilfe von Backpulver?


    Zusammenfassend sollte ich also für "mein" Szenario (im Haus, evtl. ist das Wasser aus Leitung und/oder Oberflächengewässerns mit chemischen und/oder biologischen Stoffen belastet) eine mehrstufige Filtermethode anwenden.


    1. Wasser so klar als möglich filtern
    2. Mit Aktivkohle die möglichen chemischen Stoffe entfernen
    3. Mit **** z.B. Schwermetalle usw. entfernen
    4. Zu guter letzt lass ich das ganze noch durch meinen Katadyn Camp


    Damit sollte alles (ausser Radioaktive Bestandteile?) weg sein, oder?


    Tsrohinas