Werkzeug zur Rettung und Befreiung

  • Hallo,


    gibt es eigentlich Erfahrungswerte, wie häufig Gurtschneider überhaupt benötigt werden? Also wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man einen Gurt nicht mehr durch das Öffnen des Gurtschlosses aufbekommt? Dazu muss ja der Zugang zum Gurtschloss versperrt sein oder das Gurtschloss beschädigt sein. Ersteres setzt z.B. voraus, dass z.B. nach einem Seitenaufprall die Vordersitze zueinander verschoben sind. Wenn solche Kräfte gewirkt haben, wird die Wahrscheinlichkeit niedrig sein, dass sich einer der Insassen noch dazu aufraffen kann, ein Gurtmesser zu greifen und anzuwenden.


    Ein überall und jederzeit griffbereites Gurtmesser halte ich eher für einen Marketinggag - es ist ja auch ein beliebter Werbeartikel mit Werbeaufdruck und dem Hinweis "Gut sichtbar im Fahrzeug anbringen" (ein Schelm, wer arges dabei denkt).


    Was den Nothammer betrifft: den hatte ich im Türfach der Beifahrertür liegen, bis unser Junior den mal entdeckte und anfing fröhlich damit auf die Seitenscheibe einzudreschen, während ich am Tanken war... Die Scheibe blieb zum Glück heil, aber viel fehlte nicht.


    Deshalb ist der Nothammer mit Gurtmesser nun im Handschuhfach. Und im abgedeckten Fach der Mittelkonsole befindet sich ein Rettungsmesser.


    Wichtiger finde ich - schon vor dem Aussteigen griffbereit - sollte für jeden Passagier die Rettungsweste sein. Die steckt bei uns in jedem Türfach vorne und für die Hintermänner im Fach der Mittelarmlehne.


    Grüsse


    Tom


    P.S. Ein wirksames Mittel, um Seitenscheiben einzuschlagen ist ein 2kg-Feuerlöscher, den man mit Schwung mit seiner Unterseite gegen die Scheibe rammt (mitunter der beste Verwendungszweck eines 2kg-Löschers - aber ein 6kg-Löscher ist mir fürs Auto zu wuchtig)

  • Der einzige Erfahrungswert, mit dem ich dienen kann, ist der, dass die Leute, die ich aus dem Rettungsdienst kenne, wohl alle einen Gurtschneider dabei haben und mir das auch wärmstens ans Herz legten.


    Wann man ihn konkret braucht und noch benutzen kann...?
    In erster Linie gehen die Schlösser wohl dann nicht mehr auf, wenn sie belastet sind. Also wenn das Auto auf dem Dach oder auf der Seite liegt. Solche Überschläge müssen auch noch gar nicht gefährlich sein. Zwei Kollegen erzählten mir, dass sie mal zur Dienststelle fuhren und gleich an der nächstgelegenen Kreuzung, in der 30er Zone, ein Auto in einem Scherbenhaufen auf dem Dach lag. Ein anderes, weniger beschädigtes Auto stand daneben und die beiden Fahrer saßen beineschaukelnd auf einer Mauer in der Sonne und telefonierten mit Versicherungen oder ähnlichem. Auch auf gezieltes Nachfragen der Beiden (Sanitäter) hin, war anscheinend alles in Ordnung. Die "Opfer versprachen, zum Arzt zu gehen, aber sonst war keinerlei Verletzung erkennbar.
    Trotzdem braucht man etwas Orientierung und Geschick oder einen Gurtschneider, um sich aus dem Auto zu befreien. Sonst vierliert man irgendwann das Bewusstsein und das ist eben eher schlecht.
    Wie das mit Beschädigungen am Schloss aussieht, weiß ich nicht. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass das eine Rolle spielt. Aber es kann ja auch ganz einfach mal was im Weg liegen. Zum Beispiel wenn die Ikea-Einkäufe auf das Gurtschloss gefallen sind oder der Sitznachbar bewusstlos draufliegt.
    Wenn man andere aus Autos retten muss, kommt es noch eher vor, dass man das Gurtschloss nicht erreicht, denn man muss ja um den Menschen herumgreifen. Und das ggf. auch noch, ohne sich durch den ungeöffneten Airbag selbst zu gefährden.
    Ich kenne Leute, bei denen reicht mein Arm nicht einmal um den Bauch herum. Wenn am Auto etwas verschoben ist oder ich unter Stress stehe, schneide ich da lieber zweimal an meiner Seite durch den Gurt, wo alles zugänglich ist, und sehe dann weiter, wie ich den "massereichen Autofahrer" rausbekomme.


    Aber wirkliche Erfahrungswerte würden mich auch sehr interessieren! :)

  • Nachdem in unserem Auto kein Gurtschneider vorhanden ist, habe ich vor einigen Tage den Kommandanten unserer örtlichen Feuerwehr gefragt wie sie bei Unfällen die Verletzten aus den Gurten befreien. Er meinte in den letzten 30 Jahren immer mittels öffnen des Verschlusses. Und falls dieser mal klemmen sollte hätten die meisten Taschenmesser in der Uniform.
    Das heist, das ich mir den Gurtschneider ersparen werde.


    Gruß Bergler

  • Als ich mal mit nem Auto auf der Seite lag, ging mein Gurtschloss auch noch...



    Aber da die Kombination "Gurtmesser/Nothammer" bei 5€ beginnen, liegt trotzdem eins im Auto. Im Oldtimer nicht direkt griffbereit, also eigentlich nur zum Hilfe leisten. Der T4 in der Tasche hinterm Beifahrersitz, hat es griffbereit.

    sagt der Sven

  • Hallo zusammen,


    ob es immer ein spezieller Gurtschneider sein muss, oder das wirklich ein Marketinggag ist, überlasse ich jetzt einfach mal der Fantasie der hier versammelten Gemeinde... :)


    Aber etwas zum Schneiden griffbereit zu haben (Messer, stabile Schere, Multitool or whatever) ist auch ab und an mal nützlich, selbst wenn die Gurtschlösser nicht verklemmt sind. Ich habe schon einige Situationen erlebt, wo die Sicherheitsgurte einfach nur blöd im Weg waren oder ich einfach nicht so leicht mit der Hand an das Gurtschloss dran kam... Sicherheitsgurt oben und auch mal unten aufgetrennt, der Rest "verschwindet" in der Rolle und was jetzt noch rumliegt wird zur Seite geworfen. Schon kommt der Retter mit seiner Arbeit weiter. Ohne Zeitverzögerung durch langes "rumfummeln"...


    Und für eine Beweissicherung, ob der Betroffene angeschnallt war, ist das völlig wurscht, der Nachweis gelingt über den Aufrollmechanismus später immer noch.


    Sicher hat der zitierte Feuerwehrkommandant aus seiner Perspektive eine andere Erkenntnis, jedoch ist er ja auch (meistens) mit einer kompletten Gruppe am Start, da kann der eine Kamerad sich bereits um den Betroffenen kümmern während der zweite Material vorbereitet und der dritte den Gurt entfernt. Und jetzt sind immer noch zwei bis drei Kameraden frei, das heisst vier bis sechs Hände sind bereit zum Zugreifen. Das ist eine gute und komfortable Arbeitssituation... :Gut:


    Wenn mensch jedoch als Ersthelfer schlimmsten Falls alleine oder als Retter zu zweit agiert, dann ist jede Vereinfachung wertvoll! Und wenn ich das Schneidwerkzeug erst holen muss, wenn ich feststelle, dass ich an das Gurtschloss nicht recht dran komme oder es klemmt (wirklich schon erlebt, Gott sei Dank hatte ein weiterer Ersthelfer sein gutes BW-Taschenmesser direkt zur Hand...) , dann geht wertvolle Zeit verloren.


    In diesem Sinne:


    Ein gutes Schneidwerkzeug sollte immer zur Hand sein! :Gut:


    Beste Grüße


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • TOMDULLY....Um Gottes Willen Bloss nicht,Niemals einen Feuerlöscher nehmen um eine Autoscheibe einzuschlagen!!!


    Wieso: Ein Laie würde den mit Sicherheit nehmen und ihn gegen die Autoscheibe schmeissen,dabei ihn loslassen und wahrscheinlich werden zwei Sachen dann Passieren...1.) Den Insassen treffen der dabei am Kopf getroffen wird....und 2.) wenn das Ventil am Holmen hängen bleibt dann hast dazu das du den Insassen getötet hast noch ne Riesen Sauerei im/am Auto!!!


    Und wenn du ihn nicht loslässt,dann hast die Finger Übelst mit Scherbensplitter markiert,weil des Ding(2Kg Löscher) zu klein ist.


    Also Lieber gute Arbeitshandschuhe anziehen,den Feldklappspaten(oder was auch immer ihr dabei habt)nehmen und so ans Auto hingehen das der Fahrer/beifahrer nicht den Kopfdrehen muss-Stichwort Halswirbel!!!


    Also immer von Vorne,wie gesagt wegem Kopfdrehen,ABER als ALLERERSTES Absichern der Unfallstelle,nicht das noch einer von euch über den Haufen gefahren wird,den dann ist keinem Geholfen!!!


    Zusammenfassung: ZUERST,Warnweste an,Warndreieck im Ausreichenden Abstand aufstellen,eigenes Auto so abstellen das es niemanden Gefährdet,auch drauf Schauen das es nicht behindert(Rettungswagen,Feuerwehr) An und Abfahrt beachten,DANN von Vorne an das verunfallte Auto gehen,Lage feststellung,Notruf.


    Bin für weitere Anregungen gerne da


    Gruss Kraftwerk


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    Entschuldigt @ll,


    Mir ist noch was dazu in den Sinn gekommen...


    Zwecks Rettungsmesser,Gurtschneider...usw. Es Schadet sicherlich nicht ein Geeignetes Messer im Auto zu haben,wo ihr Schlussentlich das Teil habt ist insofern Wichtig das ihr auch selbst da ran kommt,und zwar gerade wenn EUER Gurtschloss nicht aufgehen möchte,seiss wegen Elektroausfall oder Aufprall,oder der Gurtstraffer macht nicht das was er soll.


    UND,wann war euer letzter Erste-Hilfe Kurs?????


    Viele haben Angst an ein Unfall hinzugehen,ich Denke aus Angst etwas Falsch zu machen,was völliger Blödsinn ist,meistens Spricht der Patient und sagt euch dann schon was er will,aber wenn der Helfer mehr Ahnung hätte,dann wäre auch die Angst nicht so Gross,will damit sagen,je mehr ihr wisst,je mehr könnt ihr machen ohne Angst zu haben.


    Entschuldigt das es bisschen OT ist,gehört eben auch dazu


    Gruss Kraftwerk

  • Hallo Kraftwerk,


    Du hast schon eine blühende Fantasie, wie ich (oder ein anderer Laie) das mit dem Feuerlöscher anstellen würde.


    1. Man schlägt niemals die Scheibe ein, hinter der sich eine Person befindet (auch nicht mit Klappspaten und Arbeitshandschuhen). Sitzt z.B. ein Fahrer regungslos hinterm Lenkrad und das Auto ist verriegelt, schlägt man natürlich hintere Seitenscheibe ein. Dito, wenn, wie es Sommers leider immer wieder vorkommt, Leute ihr Baby oder ihren Hund in der sommerlichen Hitze "kurz" mal im Auto lassen und vergessen.
    2. Man hält den Feuerlöscher an Griff und Korpus und rammt ihn einmal kurz und herzhaft aus wenigen Zentimetern Distanz gegen eine Seitenscheibe. Dass einem dabei der Löscher entgleitet, die Insassen tötet und nebenbei noch seinen Inhalt versprüht ist vollkommen ausgeschlossen.
    3. Niemand ausser dir hat davon gesprochen, den Feuerlöscher auf das Auto zu werfen.
    4. Du hast eindeutig noch nie eine Seitenscheibe einschlagen müssen. Es entstehen dabei keine scharfen Scherben, sondern kandiszuckerkleine stumpfe Bruchstücke, die man problemlos mit blossen Fingern einsammeln kann, ohne sich zu verletzen. Anders ist es bei Verbundglasscheiben (Frontscheiben, Scheiben bei Bus&Bahn). Die bestehen aus zwei Scheiben und einer durchsichtigen Mittellage aus einer Folie, die beidseitig mit Kleber beschichtet ist. Eine Verbundglasscheibe einzuschlagen ist Blödsinn. Solche Scheiben werden aufgesägt. Das geht im Prinzip mit einem Rettungsmesser (sofern man vorher ein Loch in die Scheibe gekriegt hat), ist aber mühsam und verletzungsgefährlich (wenn die Klingensperre versagt, während man gerade schwungvoll reinsägt), sicher geht es mit dem gezeigten Glasmaster.
    5. Die Methode mit dem Feuerlöscher ist belegt, sie wurde von einer RTH-Besatzung angewandt, die gerade auf dem Rückweg von einer Patientenverlegung war, als sie unter sich einen schweren VU sahen, bei dem noch keine Retter vor Ort waren. Mangels VU-Rettungmitteln an Bord nahmen sie den Feuerlöscher des RTHs, um sich einen Zugang zu den Insassen zu verschaffen. Frei nach Murphys Gesetz: im Notfall wird jeder erreichbare Gegenstand zum Hammer.


    Locker bleiben. :face_with_rolling_eyes:


    Grüsse


    Tom

  • Taschenmesser in der Hosentasche = Gurtschneider immer dabei.


    Im Auto und in der Erste-Hilfe-Ausrüstung habe ich auch noch so "Rettungshämmer" und ein gewöhnliches Brecheisen.

  • Lieber Tom,


    Teilweise geb ich dir Recht...Werd als erstes Versuchen Locker zu bleiben...nach über 30 Jahren Einsatzerfahrung bin ich überzeugt das es mir gelingen wird:-)


    Darum darfst du mir Glauben,ich hab schon einige Scheiben,und nicht nur die Frontscheibe,"Bearbeitet",und zwar mit einigen Unterschiedlichen Geräten.Sicherlich haben einige dann Schwierigkeiten mit einer Verbundglasscheibe,aber mit einem Rettungsmesser wie z.B. Victorinox kommst ins Schwitzen,da der Weg,oder die Länge der Säge zu Kurz ist,da holst dir ja nen Wolf;-)


    Stimmt,ich hab nicht geschrieben welche Scheibe man zerdeppern sollte...Ging vom normalen Menschenverstand aus...KLAR nicht die beim Insassen...immer die Abgewante.


    Und wie ich Geschrieben habe...Laien(!),also Leute die nie an einen Unfall kommen,um dann mit dem 2 Kg Feuerlöscher versuchen die Scheibe zu zerdeppern,die werden ihn sicherlich loslassen,alles schon dagewesen.Auch die kleinen Splitterchen können deine Finger oder die Hand aufschlitzen!


    Schade das du nichts zur Absicherung geschrieben hast,ein Lob von dir wäre sicherlich Runtergegangen wie Öl;-)


    Gruss Kraftwerk