Einige von euch haben bestimmt schon gemerkt, dass ich in einigen Beiträgen gerade bezüglich der Ukraine
und des allgemeinen Ost-West-(Asien)-Konfliktes immer mal wieder den Petrodollar ins Spiel bringe.
Ich möchte hier mal erklären warum ich dieses Konstrukt für so wichtig in der langfristigen Betrachtung
beim eigenen Prepper-Dasein halte und warum ich immer alle Augen und Ohren offen habe, wenn es um dieses
Thema in der Presse geht.
Ich denke der augenblickliche Ost-West-Konflikt basiert in erster Linie auf wirtschaftlichen und
energiepolitischen Interessen der Einzelstaaten. Der Dreh- und Angelpunkt ist der Petrodollar.
Das ist neben anderen Punkten ein bedeutendes Verknüpfungselement.
Der Petrodollar bedeutet Macht und Einfluß für die USA. Solange der Hauptteil des Öls in Dollar fakuriert wird
muß jedes Land das Öl im- oder exportiert auf seinen Wechselkurs gegenüber dem Dollar achten, denn dieser wird
ja als Transaktionsmittel benötigt. Der Preis für den Rohstoff Öl wird also sowohl für Öl-Importeure als auch für
Öl-Exporteure wird stark von dieser Wechselkursmaschinerie bestimmt.
Den Öl-Exporteuren fließen, da das meiste Öl in Dollar gehandelt wird, große Dollarbestände zu.Das ist aus Sicht
der USA ganz supidupi, denn die Öl exportierenden Staaten legen einen Großteil dieser zufließenden Dollar wieder
in den USA an. Das drückt einerseits die Zinsen für die USA was Staatsanleihen betrifft, andererseits fällt
der FED ein Seigniorage-Gewinn zu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Seigniorage
Im Mittelalter rührte der Münzgewinn oder Schlagschatz für den Fürsten daher, dass die Kosten für das Edelmetall und die
Münzprägung garantiert niedriger waren, als der Wert, der auf der Münze drauf stand. Auf die Neuzeit übertragen
bedeutet das, wer die Währung besitzt, mit der Erdöl bezahlt werden muss, hat den Münzgewinn für sich.
Denn Dollars zu drucken und in Umlauf zu bringen, kostet den Herausgeber nicht viel. Edles Metall wird dafür
nicht mehr gebraucht. Dass einem Dollar ein Gegenwert in Gold zugewiesen wäre, ist lange vorbei. 1971 mussten die
USA im Zuge des teuren Vietnamkrieges die Golddeckung ihrer Währung aufgeben.
Die zurückfließenden Dollar führen nicht nur zu geringen Zinsen bei den US-Staatsanleihen, sie führen auch zu Investitionen
in den USA und schaffen mit dort verbundenen Transaktionen (z.B. Immobilien, Firmen etc.) auch zu einem Steuergewinn und
schaffen oder erhalten Arbeitsplätze.Dieser Gesamtmechanismus bewirkt aber auch, dass sich die USA immerfort weiter
verschulden müssen.
Früher war das britische Pfund die Öl-Leitwährung.Bis in die 1950er Jahre hinein waren die Briten die Schutzmacht
im Nahen Osten. Der Sturz des letzten ägyptischen Königs Faruk 1952 änderte alles. Großbritannien hatte nach dem
zweiten Weltkrieg immense Kriegsschulden gegenüber den USA. Bereits vor Ausbruch der ägyptischen Revolution 1952
drohten deshalb die Notenbanken der USA und Frankreichs mit dem Verkauf von britischen Staatsanleihen und des britischen
Pfund. Die Amerikaner wollten die Briten als Schutzmacht im Nahen Osten ablösen und den Dollar als weltweite
Leitwährung etablieren. Die diplomatische Niederlage der Briten in der Suez-Krise 1956 war das endgültige Ende des Pfund
Sterling als Ölwährung.Die Folge war ein massiver Pfundüberhang an den Devisenmärkten. Dadurch hat sich in den Folgejahren
ein ständig wachsender Inflationsdruck aufgebaut auf der Insel. Ende der 1960er Jahre stieg die Inflation sprunghaft an.
Die britische Wirtschaft hat sich von ihrem damaligen Abstieg bis heute nicht erholt.
Und vor genau einer solchen Situation wie bei den Briten fürchten sich die USA heute ganz extrem. Das würde das Ende der Hegemonial-Witschaftsmacht-
USA bedeuten. Die Ablösung des Pfund als Ölwährung wurde 1945 beim Treffen des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt
mit dem saudischen König Abd al-Aziz ibn Saud auf der USS Quincy im Roten Meer eingeleitet.
1960 schlossen sich die wichtigsten erdölexportierenden Länder zu einer Organisation, die als OPEC bekannt ist, zusammen. 1975,
also vier Jahre nach Aufhebung der Golddeckung, erklärten sich alle OPEC-Staaten bereit, ihr Öl ausschließlich gegen US-Dollar
zu verkaufen. Und damit war der Petrodollar geboren. Die ständige Nachfrage nach der US-Währung war gesichert. Die USA garantierten den Saudis
militärischen Schutz, während die Saudis versprachen, von nun an Öl nur noch gegen Dollar zu verkaufen. Die steigende Nachfrage
nach Öl sorgte so für eine beständig steigende Nachfrage nach Dollar. Saudi-Arabien recycelte seine Petro-Dollar durch den Kauf
von Schuldpapieren der US-Regierung. Welthandel und internationale Finanzgeschäfte wurden immer mehr in Dollar abgewickelt.
Die Nachfrage nach Dollaranlagen, etwa nach US-Staatsanleihen, hielt das Zinsniveau in den USA tief und erleichterte der
US-Regierung die Schuldenaufnahme. Investitionen wurden angeschoben, aber auch der Konsum. Mit der Zeit wandelten sich die USA
von einer prosperierenden Industrienation zu einer hochverschuldeten Konsumnation. Neue Ausgaben wurden mit immer größeren Mengen
an geliehenen Dollar finanziert. Mit dem zunehmenden Dollarangebot verlor der Greenback immer mehr an Wert.
Sollte den USA der gleiche Weg wie den Britten drohen bedeutet dies:
- Machtverlust weltweit
- wirtschaftliche Niedergang für eine sehr lange Zeit
- wesentlich geringere Bedeutung des Dollars im weltwirtschaftlichen Gefüge
- rapide Abnahme des Lebensstandarts in den USA
etc.
Da bisher kein großes Imperium friedlich zu Grunde gegangen ist würde das auch in diesem Fall bedeuten, dass eine erhöhte
Kriegsgefahr herrscht. Dies muss nicht in Europa sein oder eine direkte Konfrontation zwischen den Großmächten, es können
auch Stellvertreterkriege in ganz anderen Weltregionen als Ventil genutzt werden. Um aus Prepper-Sicht hier vorbereitet
zu sein lohnt es sich die sehr langsamen Bewegungen weg vom Petrodollar zu betrachten. Je nach eigener Einschätzung kann dies
dann ein Punkt sein, der hilfreich bei der Analyse der eigenen Gefahrensituation ist.
Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist für alle Staaten existenziell. Unser Konsumdenken ist ohne Erdöl, Erdgas, Kohle
etc. nicht denkbar, ohne dieses Konsumdenken/-verhalten bricht unsere darauf basierende Wirtschaft zusammen.
Schauen wir uns doch mal an, was mit Staaten passiert ist die versucht haben vom Petrodollar-system wegzukommen:
1. Lybien kündigt 2011 an Öl nur noch gegen Gold-Dinar zu verkaufen - kurze Zeit später war Gaddafi weg vom Fenster
2. Irak kündigt unter Saddam Hussein im jahr 2000 an irakisches Öl nur noch in Euro zu verkaufen - wech isser, kurz nach
der Besetzung wurden die Ölexporte 2003 wieder in Petrodollar umgestellt
3. Iran: seit 2003 Versuche vom petrodollar wegzukommen, schwupps sind die Sanktionen da
...und einige andere Beispiele.
Dahinter steckt meiner Meinung nach die pure Angst der USA vor dem Statusverlust und dem Verlust der
wirtschaftlichen Vorzügen des Status Quo. Doch nun haben die USA das erste mal ein gewichtiges Problem. Sollten Russland und
China wie geplant ab Mai 2014 eigene Lieferverträge ohne Petrodollar in Yuan und Rubel abschließen ist dies meiner Meinung
nach der Anfang vom Ende des Petrodollar. Aus Sicht der USA können China und Russland militärisch nicht zurückgedrängt werden,
damit würde sich die USA selber vernichten. Millitärisch also eine Patt-Situation. Bleibt nur der Versuch mit Wirtschafts-
sanktionen zu probieren das Ruder noch mal rumzureißen. Das wird aber auf lange Sicht nicht helfen, da beide Staatennoch das
größte Potential für eigenen Konsum haben, zu Not (nach einer gewissen Leidensphase) stehen die dann wesentlich besser da,
da hier noch Wachstum wg. Konsum auf Grund der Bevölkerung möglich ist. Die USA wären dann ob der vorherigen Wirtschaftssanktionen
in Teilen von diesem Markt ausgeschlossen.
Deshalb auch das merkwürdig starke Interesse der USA am Nahen Osten. Verlieren die USA jetzt die Kontrolle über den Nahen Osten,
dann wird sich der Wertverfall des Dollar beschleunigen. Die zahlreichen Kooperationen und Arrangements zwischen den Golfstaaten
sowie mit China und Russland haben die Bedeutung der OPEC als Stütze bei der Durchsetzung des Petro-Dollar bereits stark reduziert.
China arbeitet schon seit Jahren auf die Ablösung des Dollar als Leitwährung hin, indem es bilaterale Handelsabkommen in Yuan
abschließt. Die hohe Verschuldung macht die USA zudem anfällig für Währungskrisen. Das Machtvakuum im Nahen Osten schafft Raum
für neue Allianzen und Machtpositionen, etwa für Russland. Durch die Unterstützung von Assad kontrolliert Russland die geplanten
Pipelines, die Öl und Gas aus den Golfstaaten über syrischen Boden nach Europa leiten sollen. Putin plant ferner Öl aus dem Iran
nicht mehr mit der US-Währung zu bezahlen. Stattdessen liefert Russland Lebensmittel und andere Waren im Umfang von 20 Milliarden
Dollar. Auf diese Weise kann der Iran trotz Sanktionen seine Öl-Ausfuhren erhöhen.
Überall wird die Vormachtsstellung der USA ausgehölt.
Aus diesen Gründen betrachte ich beim Preppen die Entwickung des petrodollars bzw. seiner Stellung sehr genau. Zum Glück
ist das ein Konstrukt was wie ein vollbeladener Tanker auf hoher See seinen Kurs nur langsam ändert, aber man sollte ihn
im Auge behalten.....