Getreiderotation durch thermische Nutzung

  • Ich bin da auf einen etwas skurilen Gedanken gekommen. Wenn man Getreide zum Heizen benutzt, dann könnte man erheblich größere Mengen rotieren als normalerweise möglich.
    Gekommen bin ich auf die Idee, weil ich in der ersten Stufe das alte Getreide zum Feuern in diesem https://www.previval.org/forum…nsatz?p=175814#post175814 nehmen würde. Dabei würde ich meine ca15kg Kochgas für 30 Euro durch geschätzt 100kg überlagertes Getreide für ca 25 Euro gemischt mit Häckselgut ersetzen. Dabei steigt die Kochenergie von 200 auf 400kWh an, weil der Kocher nicht so gut wie eine Gasflamme regelbar ist. Und natülich ist das nicht ganz so gesund wie eine saubere Gasflamme, aber draußen würde ich es machen. Das ganze würde die Rotationsmenge schon mal um 600kg erhöhen.
    Man muß ja nicht gleich davon ausgehen mit Getreide zu heizen, aber wenn ich mir klar mache, daß ich meinen Vorrat begrenze, weil ich zwar Brot backe, aber Kuchen, Nudeln und Cerealien lieber kaufe, dann komme ich nur auf ca 100kg pro Jahr für 2 Personen. 6 Jahre gelagert sind 600kg wenn ich es nicht wegwerfe. Und ganz ehrlich, ich lagere in der Menge billiges Getreide und werfe es eher weg solange frisches Biogetreide verfügbar ist. Was spricht gegen die thermische Verwertung des überlagerten Getreides?
    Wenn ich die Idee weiter treibe und meinen gesamten Wärmeenergiebedarf umstelle ist das rein vom Preis betrachtet durchaus sinnvoll. Eine tonne Pellets kosten um die 280€ und bringen knapp 5000kWh Heizenergie. Eine tonne Weizen kostet um die 240€ und bringt ca 4700kWh. Von den Rohstoffkosten würde sich da also nichts tun. Allerdings gibt es wohl nicht wirklich ausgereifte Technik dazu und wenn, dann dürfte sie etwas kosten. Ein Silo für 10to Getreide statt Pellets kostet praktisch dasselbe, wenn es draußen stehen soll. Für die Innenaufstellung sind Pelletsilos sogar teurer.
    Mein Heizenergiebedarf ist mit 6000kWh recht gering und würde 4 Rm Holz entsprechen. Als Pellets wären das noch 2 Kubikmeter und als Getreide 1,6 Kubikmeter.
    Allein die Verbrennung mit einer Temperatur von 1000Grad und einer Erweichungstemperatur der Asche von 700 Grad wird enorme Probleme machen und nur durch Mischen zu beheben sein. Staubemission ist ein Problem und zu hohe Stickstoff und (durch Dünger) hohe Chlorgehalte.
    Läßt man die mal als zu lösende Probleme stehen, dann könnte ich ohne zusätzliche Rohstoffkosten durchaus 10to rotieren. Das wären bei einem Bedarf von 250kg pro Person und Jahr 40 Personenjahre oder 500 Personenmonate bei Vollversorgung. Damit kann man mal eine Nachbarschaft versorgen. Bei größerem Wärmeenergiebedarf auch noch das mehrfache davon.
    Ich weiß, daß die Idee nicht in das Lebenskonzept vieler hier passt, das ist nicht die Frage. Es wäre also schön, wenn man das unter der Prämisse, daß es passt diskutieren könnte, vielleicht springt dann auch noch eine ganz andere Idee dabeim heraus?
    bioke

  • Ich halte nichts davon, Lebensmittel "thermisch" zu nutzen.


    Was hältst du davon, das Getreide als Tierfutter zu nutzen?
    Wenn man es selbst nicht verfüttern kann, so kann man es doch sicher noch an andere verkaufen oder tauschen?


    Tsrohinas

  • Wenn man es als rein technisches Problem sieht ist es natürlich lösbar.


    Wenn man die ethische Komponente aber mitbetrachtet ist es eine mittlere Katastrophe!
    Getreide hält unter vernünftigen Lagerbedingungen (trocken und kühl) ca. 10 Jahre.


    Mehr als einen Jahresvorrat zu rotieren macht mMn keinen Sinn, denn nach einem Jahr des Hungers ist das Verhältnis Ackerland:Menschen ein ganz anderes als heute.
    Bei zwei Personen sind das 500kg. D.h., du hast jährlich 50 kg Getreide zu rotieren. Das geht locker ohne was zu verbrennen...


    Jährlich 1,25t Getreide zu verheizen, nur um ggf. mal eine Nachbarschaft versorgen zu können (was man vermutlich nicht nur aus rein altruistischen Gründen macht) halte ich persönlich nicht für vertretbar :nono:.


    So long,



    Maresi

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Hallo,


    als wir 2005 unsere Pelletheizung in Betrieb genommen haben, hatten wir gleich einen heftigen XXL-Winter (Schnee von Oktober bis April) und die Pellets auf dem (noch jungen) dt. Markt wurden Anfang 2006 knapp, bzw. gab es regional einfach keine mehr. Damals wurde auch als Notbehelf empfohlen, Getreide in Pelletheizungen zu verfeuern. Das geht auch grundsätzlich. Allerdings haben die meisten Pelletkessel damit Probleme, weil die Getreideasche zu sehr starker Schlackenbildung neigt und die Brennkammer verkokt. Es gab wissenschaftliche Versuche hierzu und man fand heraus, dass die Zugabe von Kalkpulver zu den Pellets die Schlackenbildung reduziert, dennoch muss der Brennraum mehrmals wöchentlich manuell gereinigt werden. In einem Notfallszenario mit Überbeständen an Getreide und dringendem Heizbedarf sehe ich kein Problem - Ethik hin oder her. Als Standard-Brennstoff halte ich Getreide für ungeeignet, auch wenn die Vorstellung reizvoll ist, dass man essbaren Brennstoff tonnenweise eingelagert hat.


    Einen Preisvorteil sehe ich auch nicht. Wir haben letzte Woche unseren Pelletvorrat um 4,5t aufgestockt. Tonnenpreis 219 Euro brutto für "Firestixx Premium Pellets". Die 280 Euro sind nicht mehr aktuell, es sei denn, man kauft Sackware 15kg-weise.


    Wenn schon "dual use" bei Getreide, dann die Nutzung von überlagerten Getreide als Tierfutter (Hühner, Schweine)...


    Der Ehtik-Diskussion bezüglich Brennstoff sollten sich IMO vor allem die immer noch zahlreichen BHKWs in kommunaler Hand stellen, die mit Palmöl arbeiten, das aus indonesischen Raubbau-/Monokulturen stammt. Das ist richtig übel und wird frecherweise als "NaWaRo" (nachwachsender Rohstoff) als 100% Öko verkauft.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von tomduly;175971

    Der Ehtik-Diskussion bezüglich Brennstoff sollten sich IMO vor allem die immer noch zahlreichen BHKWs in kommunaler Hand stellen, die mit Palmöl arbeiten, das aus indonesischen Raubbau-/Monokulturen stammt. Das ist richtig übel und wird frecherweise als "NaWaRo" (nachwachsender Rohstoff) als 100% Öko verkauft.


    Das wird schon seit Jahren nicht mehr übers EEG vergütet und bei den heutigen Preisen für Palmöl ist damit auch die Renatbilität nicht mehr gegeben.


    Was die Ethik betrifft: Weizen ist leider kein idealer Brennstoff (die Probleme wurden genannt), hat aber den Vorteil, recht viel Biomasse pro ha zu liefern und vor allem gibt es dafür ausgereifte Maschinen, man kennt das Produkt und beherrscht die Logistik. Ich sehe es also nicht als größeres Problem, wenn ich auf 1ha Weizen zum Heizen anbaue als wenn ich auf 1ha Miscanthus oder KUP anbaue. Das eine kann man halt nur verbrennen, das andere könnte man verbrennen oder auch essen.


    Im Grunde zeigt es nur, wie pervers billig Nahrungsmittel bei uns heute sind.


    Das generelle Problem ist, Biomasse als Energieträger zu benutzen für sowas (energetisch betrachtet) erbärmliches, um ein Gebäude auf 22°C zu heizen. Da die Photosynthese im Gegensatz zur Photovoltaik einen katastrophal schlechten Wirkunsggrad hat, der Nahrungs- aber vor allem der Energievebrauch der menscheit extrem hoch ist und Anbaufläche begrenzt ist, ist Biomasse als Energieträger generell keine ethisch nachhaltige Lösung außer in Nischen.


    Praktisch betrachtet gibt es keine gut brauchbaren Brennkessel für Weizen. Im Grunde genommen erachte ich das Vorhalten von großen aber rotationsfähigen Weizenvorräten für eine Aufgabe der Regierung, die das ja (noch) macht, mit bisher unbekanntem Erfolg.


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;17600

    Da die Photosynthese im Gegensatz zur Photovoltaik einen katastrophal schlechten Wirkunsggrad hat, der Nahrungs- aber vor allem der Energievebrauch der Menscheit extrem hoch ist und Anbaufläche begrenzt ist, ist Biomasse als Energieträger generell keine ethisch nachhaltige Lösung außer in Nischen.


    darf ich dem widersprechen?
    Photosynthese hat, wenn man die Erzeugung von Energie pro Fläche betrachtet, einen schlechteren Wirkungsgrad als technische Verfahren wie Photovoltaik.
    Betrachtet man aber die Ausnutzung vorhandener Flächen und die Robustheit des Prozesses, dann steht sie unvergleichlich viel besser da als jedes technische Verfahren:
    - Jede irgendwie nutzbare Fläche wird ausgenutzt (alles ist grün, wo immer pflanzliches Leben möglich ist)
    - Das Verfahren ist sehr robust
    - Die Rohstoffe zur Produktion kosten praktisch nichts und sind überall vor Ort vorhanden
    - Es braucht keine anfällige High-Tech-Industrie und es entsteht kein Sondermüll, weder bei der Produktion noch bei der Abfallbeseitigung


    Das Verfahren hat immerhin seit vielen hundert Millionen Jahren den gesamten Primärenergiebedarf der belebten Welt erzeugt.


    Wenn du mit dem ethischen Argument kommst, ist der hohe Energieverbrauch des privilegierten Teils der Menschheit das Problem (hier ist "katastrophal" das richtige Wort, nicht bei dem Wirkungsgrad der Photosynthese!) und nicht die scheinbar geringe Effizienz der Bereitstellung durch die biologische Primärproduktion.


    Ich würde trotzdem prinzipiell nicht Nahrungsmittel zu Heizzwecken verwenden.
    Wenn Pellets preislich gleichauf mit Getreide liegen, dann sollte man bei der Heizbequemlichkeit Abstriche machen und mit Hackschnitzeln oder Stückholz heizen. Für den Menschen nicht verwertbare Nahrungsmittel können durch Schweine oder Hühner besser genutzt werden.