Ich finde es interessant wie man den Tod der South Stream Pipeline für russisches Gas doch recht unkritisch sieht. Als Beispiel soll mal der heutige Spiegel-Artikel dazu herhalten. Dort wird gesagt:
http://www.spiegel.de/politik/…line-stopp-a-1006162.html
"Das Aus des Prestige-Vorhabens bedeutet für den Kreml eine empfindliche Niederlage - politisch wie wirtschaftlich. Mit South Stream wollte Russland die Umgehung der Ukraine als wichtigstes Transitland für Erdgas-Lieferungen nach Europa abschließen. Ab 2015 sollte das erste Gas über die 2400 Kilometer lange Gasleitung fließen, ab 2018 waren insgesamt 63 Milliarden Kubikmeter im Jahr eingeplant. Die neue Pipeline sollte aber auch helfen, Länder in Süd- und Osteuropa enger an Moskau zu binden. Die Pläne sahen vor, South Stream von Russland aus über den Grund des Schwarzen Meeres bis nach Bulgarien zu führen. Von dort sollte ein Röhrenstrang nach Griechenland und Italien abzweigen. Ein zweiter geplanter Strang führte über Serbien und Ungarn bis nach Österreich, ein Anschluss von Bosnien-Herzegowina und Kroatien war im Gespräch. Jede Menge Einfluss für Russland-Gas also, doch nun hinfällig.
Oettinger zog spät die Reißleine bei South Stream
Dass es anders kommt, liegt vor allem an EU-Kommissar Günther Oettinger, bis vor kurzem zuständig für den Energiebereich. Angesichts der Ukraine-Krise verkündete Oettinger, es sei "das Gebot der Stunde, alles zu unternehmen, damit die Abhängigkeit vom russischen Gas keine gravierenden Folgen nach sich zieht.
Einen Profiteur hat der Pipeline-Streit: die Türkei. Gazprom-Chef Alexey Miller sagte dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zu, dass statt der Erdgasleitung South Stream nun eine Offshore-Pipeline in die Türkei gebaut werden solle, an der EU vorbei. Außerdem versprach der russische Präsident Putin der Türkei bei seinem Besuch in Ankara am Montag einen Rabatt von sechs Prozent für russische Gaslieferungen ab dem 1. Januar 2015.
Die 63 Milliarden Kubikmeter Gas, die pro Jahr für South Stream vorgesehen waren, sollen stattdessen an die Türkei geliefert und von dort aus auf die Märkte verteilt werden. Damit würde die Türkei zu einem wichtigen Umschlagplatz für russisches Erdgas werden. Ein entsprechendes Memorandum haben Russland und die Türkei unterzeichnet."
So weit die generelle Meinung im allgemeinen Blätterwald. Meiner Meinung nach sollte man sich aber mal anschauen, welche Nachteile diese Entscheidung für Europa hat und was das für uns bedeutet:
1. Der South-Stream Ersatz ist für Putin wesentlich günstiger von den Baukosten zu realisieren als South Stream selbst, da kürzerer Weg.
2. Türkei wird zu einem Gas-HUB vergleichbar mit Rotterdam aber halt für die Südschine des Club-Med. Gerade unter Erdogan mit seiner islamistischen Politik ist das kein so toller Pakt der sich dort entwickelt. Die Türkei mit ihrer rückwärts gewandten Politik erreicht eine wesentliche Stärkung ihres Einflussbereiches und erlangt eine Position wo Südeuropa und gerade Griechenland wunderbar erpressbar werden.
3. Die EU wird Probleme wegen Schadensersatzforderungen bekommen, wenn die South-Stream-Verträge mit den Transitländer geschlossen wurden, bevor das Energiepaket in Kraft trat.
4. Bulgarien verliert 400 Mio Tacken an Durchleitungsgebühren, die haben eh kaum Kohle und wir dürfen die dann über irgendwelche EU-Töpfe im Ausgleich unterstützen
5. Ukraine wird als Durchleitungsland immer unbedeutender und verarmt noch weiter - wer wird es wohl zahlen dürfen? In Weissrussland wird das Projekt Yamal 2 realisiert, dann ist die Ukraine gastechnisch komplett weg vom Fenster.
6. Die 200 Mio zur Ertüchtigung der ukrainischen Pipelines die die EU gegeben hat sind dann auch futsch, zu Lasten des Steuerzahlers im Westen.
7. Russland setzt trotzdem die gewünschte Menge Gas ab.
Ich denke Europa hat sich mit der Entscheidung auf lange Sicht voll selbst ins Knie geschossen........den im Spiegel veröffentlichen Satz "Das Aus des Prestigevorhabens bedeutet für den Kreml eine empfindliche Niederlage - politisch wie wirtschaftlich." halte ich für absolut schwachsinning und man kann ihn nur als typisches Propagandagewäsch ansehen.
[COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]
Deutsche Arbeiter sind hier eventuell nur Kollateralschäden. Wie der Focus vermeldet:
"
Auch nach der Absage Russlands an das Gaspipeline-Projekt South Stream läuft die Produktion von Stahlrohren für die Leitung im Mülheimer Werk von Europipe unvermindert weiter. Das Unternehmen habe bislang noch keinerlei offizielle Informationen über einen möglichen Abbruch des Projekts erhalten, sagte ein Sprecher am Dienstag auf Anfrage.
[h=2]450 000 Tonnen Rohre für Bau der Pipeline[/h]Europipe hatte nach eigenen Angaben zum Jahresanfang einen Großauftrag über rund 450 000 Tonnen Rohre für den Bau der Pipeline erhalten. Danach soll das Unternehmen Rohre für eine Strecke von über 600 Kilometern des ersten, 931 Kilometer langen Strangs von South Stream fertigen. Zum Wert des Auftrags machte Europipe keine Angaben.
Das Werk in Mülheim (Ruhr) sei derzeit zum ganz überwiegenden Teil mit der Fertigung der Rohre ausgelastet, so der Sprecher. Nach dem Produktionsstart im Frühjahr seien auch schon die ersten Rohre ausgeliefert worden. Nach Angaben von Europipe sind in Mülheim derzeit rund 700 Mitarbeiter durch den Auftrag beschäftigt. "