Organspenderausweis

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  • Also ich habe mich jetzt entschieden.


    Seit heute habe ich den Organspendeausweis ausgefüllt in der Tasche.


    Bei der Entscheidungsfindung war dieser Faden entscheident.


    meint
    de Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Guter Aufruf hier :Gut:


    Ich bin schon allein aus beruflicher Überzeugung seit langer Zeit Besitzer eines Organspendeausweises. Mir tut es im Fall der Fälle nicht mehr weh, wenn jemand ein Organ von mir bekommt und jemand anderes (oder auch mehrere) hat vielleicht noch eine zweite Chance.


    Von dieser Einstellung kann mich auch kein Skandal oder irgendwelche Gerüchte abbringen. Ich sags nochmal: Wenns bei mir vorbei ist störts mich eh nicht mehr.



    - Vorsicht Schwarzer Humor -


    Wird Preppern nicht sowiso immer empfohlen alte Geräte für Ersatzteile auszuschlachten? :grosses Lachen:


    lg

  • Ich finde die Regelung anderer Länder besser. Grundsätzlich ist jeder Organspender, es sei denn er hat dem widersprochen.
    Dann würden genug Organe zur Verfügung stehen und die Menschen, die das nicht möchten, haben auf der anderen Seite rechtswirksam einen Schutz.


    Wen es interessiert, der kann auf Plattformen wie Flightradar mal schauen, wo das Einzugsgebiet der Organspende Teams, beispielsweise der MHH, ist, die hingeflogen werden um Organe zu entnehmen.
    Um neo-populistischen wie auch gutmenschlichen Tendenzen vorzubeugen, sage ich mal, das das Einzugsgebiet großflächig in Europa liegt und nicht "gleich" verteilt ist.
    Aber sind sowohl neo-populistische als auch gutmenschliche Moralvorstellungen ad absurdum, benötigt man selber ein Organ um zu überleben?

  • Hi,


    mal zum Nachdenken:
    https://www.contra-magazin.com…efellers-gekauftes-leben/


    Warum darf man nicht wissen, wo seine Organe hinkommen? Ist doch logisch, dass man den Leuten, die damit Geld scheffeln vollstens vertrauen kann, oder?


    Stell Dir mal vor, Dein Herz wird das Achte von Rockefeller,.... Da hast Du wirklich Gutes getan und einen lieben Opa glücklich gemacht.


    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem


  • Moin,


    mal was zum Mitdenken:


    - Wo die Organe hinkommen, ist vorher ein bissl schwer zu sagen. Man weiß halt nicht, wann jemand stirbt, dessen Organ für Herrn Rockefeller oder sonst wen gebraucht würde und auch noch „passt“...


    - Erfahrungsgemäß ist manchmal bis zur Organentnahme gar nicht sicher, ob ein Orgen transplantabel ist (öfter bei der Leber ein Problem, aber manchmal müssen auch andere Organe unter der Entnahme „verworfen“ werden, da sie zu sehr geschädigt sind)


    - Teilweise werden Organe während des Transportes in die Zielklinik abgelehnt, zum Beispiel weil der Empfänger gerade nicht operiert werden kann (z.B. wegen eines akuten Infektes) oder ein Parameter doch nicht passt. Es wurden auch schon Transplantationspatienten nicht erreicht... (auf diese Weise ist ein Klassenkamerad von mir spontan an eine Niere gekommen, obwohl er noch sehr weit unten auf der Liste stand. Aber die beiden anderen mit passenden Parametern waren entweder nicht operabel oder sind nicht ans Telefon gegangen!)


    - Wir sind nicht in den USA! Es läuft in Europa anders!


    Organtransporte sind ein abwechslungsreiches Geschäft. Mein persönlicher Rekord aus der Dispo in einer Nacht:


    Organ auf dem Weg mit Alarm aus NRW süd nach Heidelberg, 50km vor Zielklinik abgelehnt - Umleitung nach Aachen. Abgegeben wurde das Organ am nächsten Morgen in München. Der Fahrer hat sich dann erst mal zum Schlafen hingelegt, denn ne Kreuzfahrt unter Blaulicht ist nachts halt ein bissl anstrengend.
    Übrigens machen die Jungs das bei uns ehrenamtlich!
    ... soweit zum Thema Geld scheffeln...


    Eine besinnliche Weihnachtszeit und einen herzlichen Dank an alle, die einen Organspenderausweis tragen!
    Ihr rettet Leben!


    Christian

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!

  • Genau das war der Punkt an dem ich mich entschieden habe den Ausweis einzustecken.


    Er rettet Leben!!!


    Da ich in dem Fall sowieso nix mehr von meinen Organen habe, dann soll sie jemand anderes bekommen.
    Und ja, mir wäre dass dann auch Wurscht wenn der Herr Rockefeller sein X tes bekommt.
    Es rettet jemanden.


    in diesem Sinne
    der Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Ich erinnern nochmal daran, daß nicht wenige Firmen ihr Geld damit verdienen, mehrere Flugzeuge 24/7/365 vorzuhalten, die innerhalb Europas Organe und Ärzte Teams durch die Welt zu fliegen. Die machen das nicht ehrenamtlich, sondern werden entsprechend vergütet. Transparent kann man das auch im Netz nachvollziehen.

  • Ich bin froh, dass die österreichische Lösung so ist wie sie ist. Denn mMn ist das Grundproblem (oder, wenn man so will: Die Wurzel allen Übels) ja der Mangel an Spenderorganen. Gäbe es mehr Spender als notwendig, wäre das Problem mit illegalen Organentnahmen und deren Begleiterscheinungen schlicht und ergreifend obsolet.


    Und mit dem Opt-Out-System stehen garantiert um ein Vielfaches mehr potentielle Spender zur Verfügung als mit Opt-In.


    Zugegeben glaube ich, dass ich mir nie die Mühe gemacht hätte, mich als Organspender zu registrieren. Oder vll. den Nerv dazu gehabt hätte.
    Und die vage Gefahr, mein Leben unter dem Messer eines pösen Organspenders zu sterben ist für mich gaaanz weit hinten auf der Ichfürchtmichliste :)

    Arbeite, als wenn du ewig leben würdest. Liebe, als wenn du heute sterben müßtest.

  • Zitat von whswhs;315053

    Ich erinnern nochmal daran, daß nicht wenige Firmen ihr Geld damit verdienen, mehrere Flugzeuge 24/7/365 vorzuhalten, die innerhalb Europas Organe und Ärzte Teams durch die Welt zu fliegen. Die machen das nicht ehrenamtlich, sondern werden entsprechend vergütet. Transparent kann man das auch im Netz nachvollziehen.


    Moin whswhs,
    was willst Du uns damit nahebringen?
    Sicherlich währe es schön, wenn dies pro bono möglich gemacht würde.


    Aber leider ist es so, daß so ein Flieger nicht mal eben für dreieurofuffzig im Kiosk an der Ecke zu bekommen ist. Auch die Halle, in der der Vogel geparkt wird, ist nicht umsonst. Selbst die Piloten, welche den Flieger nicht nur in die Luft, sondern auch nach Möglichkeit sicher wieder auf den Boden bringen, möchten am Monatsersten ein bischen Geld bekommen, um ihren Kühlschrank zu füllen...
    Ich hätte beinahe die Spritkosten und die Start-/Landegebühren vergessen. Im übrigen verlangen die Airports sogar für jeden Sicherheitsausweis, der für einen Abholfahrer ausgestellt wird und für den Vorfeldlotsen richtig Kohle!


    Dann brauchts am Zielort auch noch ein Auto, daß das Entnahmeteam (allesamt erfahrene Ärzte, nicht wenige im Status eines Oberarztes) nebst Equipment vom Airport zum Flughafen transferiert. Übrigens auch zurück. Vorher muß noch der Koordinator von zu Hause abgeholt werden und in die Entnahmeklinik gefahren (übrigens auch der möchte gerne hinterher wieder nach Hause) und auch der Neurologe, der die Hirntoddiagnostik durchführt muß nebst dem portablen EEG von A nach B kommen. So weit mir bekannt, werden die Kollegen äußerst selten gebeamt...
    Bei Multiorganspenden ist es im übrigen nicht nur ein Entnahmeteam, was da anreist. Da kommt das Lungenteam gerne mal von der MHH, das Herzteam von der KUK und Leber sowie Niere wollen ebenfalls fachgerecht entnommen werden.
    Ach ja, das Krankenhaus, in dem die Entnahme stattfindet, bekommt auch Geld für die Gestellung des OPs und die anschließende Schlußdesinfektion. Die Verwaltungsdirektoren drücken die EntnahmeOPs gerne ganz tief in die Nacht, wenn mit dem OP-Saal kein Geld verdient werden kann. Da warten dann ein ganzer Schwung von Ärzten, bis sie endlich die Organentnahme durchführen können, bis wirklich keine andere OP mehr kommen kann. Ist nicht selten, daß die Schittzeit von geplant 22:00 auf 01:00 Uhr verschoben wird. Übrigens steht der Flieger, der das Entnahmeteam hingebracht hat, dann die ganze Zeit standby und wartet darauf, das Team zurück zu fliegen. Ja, auch der Pilot und der Copilot!
    In der Klinik, in der dann die Transplantation stattfinden soll, wird auch schon mal alles vorbereitet, denn die Organe können nicht ad infinitum in ihrer Nährlösung rumliegen.


    O.k. es währe bestimmt billiger, wenn die Entnahmeteams mit der Bahn anreisen würden, Du darfst mir aber glauben, daß die meisten Ärzte diesen Vorschlag nicht unbedingt gutieren werden!


    Nein, das Verfahren der Organspende und Entnahme wird nicht ex amore Jesu et Mariae durchgeführt. Das ist wahr. Aber es steht ein großer organisatorischer, materieller und personeller Aufwand dahinter, es möglich zu machen. Und eine Reihe Menschen werden dafür bezahlt, daß sie ihre Arbeits- und auch Freizeit dafür hergeben. Aber es handelt sich um eine Aufgabe, die am Ende des Tages auf höchst professionellem Niveau ausgeführt sein muß, damit das ganze Manöver ein erfolgreiches wird.


    Wer jetzt der Meinung ist, daß müsse alles ehrenamtlich laufen, darf mich gerne ansprechen. Ich vermittle dann Kontakte, damit er oder sie sich einbringen können - unbezahlt, selbstverständlich!


    Aber auch wer Fragen hat, darf diese gerne hier stellen - so weit ich irgend kann werde ich sie beantworten oder versuchen, diese Antwort anderweitig zu erhalten.
    Versprochen!


    Be prepared!


    Christian


    p.s.: Ich muß meinen Post #45 in einem Punkt korrigieren: Ein Kollege in meinem Verband bekommt für seine Tätigkeit im Fahrdienst für die Organspenden ein Gehalt. Der ist allerdings auch 24/7 erreichbar, organisiert den Ablauf und ist praktisch bei jeder Spende selbst mit als Fahrer dabei. Außer er ist mal im Urlaub ...

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!


  • Wow, ist denn schon Sylvester, oder warum zündest Du hier ein ganzes Bouquet Nebelkerzen?


    Selbstverständlich wird mir vorher keiner sagen können, wo mein Herz hingeht, das so offensichtlich, dass es nicht extra ausgesprochen werden müsste.
    Aber es wird ja auch den Angehörigen meines Wissens hinterhier trotzdem nicht mitgeteilt, wo die Niere des verunglückten Sohnes oder das Herz der verunglückten Tante eingesetzt wird, etwas das sehr wohl möglich wäre.


    Falls Du unkritische gefühlsduselige Menschen ködern willst, dann machst Du es richtig. Kritische Menschen werden durch solche Nebelkerzen eher abgeschreckt und misstrauisch.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Und das ist auch gut so das niemand erfährt wo das "Spenderorgan" verbaut wird. Sonst stehen irgendwann 5 Tanten, 10 Onkels und 35 Enkel vor der Tür und wollen das Herz vom ollen Hugo besuchen.
    Und zum zweiten Geburtstag erzählen sie die traurige Geschichte vom klein Lisa und bitten um ne Spende.


    Und bitte mäßige dich in deinem Ton anderen gegenüber. Bisher hat das Forum ausgezeichnet das fair mit einander umgegangen wird. In letzter Zeit kippt das meiner Meinung nach leider.

  • Einer meiner Freunde hat durch ein Spenderherz ein neues Leben geschenkt bekommen.


    Er wurde mit einem Herzfehler (Fallot'sche Tetralogie) geboren und war der erste in Deutschland operierte Patient, der das überlebte. Jahrelang war er das Versuchskaninchen der Uniklinik Eppendorf. Das ging eine Zeit lang mit medikamentöser Unterstützung, dann - nach einer Reanimation in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit - mit einem eingebauten Defibrillator. In seinen fünfzigern verschlechterte sich das weiter, er stand mittlerweile auf der Transplantationsliste, und die letzten Monate vor der OP verbrachte er im Krankenhaus. Dann wurde ihm das Spenderorgan eingesetzt, eine junge Frau, Verkehrsunfall. Als er aufwachte, hat er die ganze Nacht geschrien. Nicht wegen der Schmerzen, das war den Umständen entsprechend OK, sondern wegen dieses ungewohnten Gefühls eines starken gesunden Herzens (was er nie zuvor erlebt hatte), wegen des überwundenen Stresses und der Angst. Er sagte, er habe nicht anders gekonnt, er musste sich das von der Seele schreien.
    Diese Organspende hat seine Familie (Frau und 2 Töchter) sehr glücklich und dankbar gemacht. Er hat was aus seinem neuen Leben gemacht, kann wieder eine Aikido-Gruppe im Sportverein leiten, hat sich einen Teilzeitjob gesucht, um das Studium der Töchter mit zu unterstützen.


    Daher finde ich eine Organspende sinnvoll. Ich könnte selber in einer solchen Situation mit meinem Organ nichts sinnvolles mehr tun, und selbst wenn es einer bekommt, den ich nicht leiden kann, so kann ich mich auch nicht mehr darüber ärgern.