Einigeln im Luftschutzkeller

  • Als ich gelesen habe "in 1-2 Wochen stirbt man vor Langeweile" kam ich ins Stutzen. Entweder du bist Zen-Meister oder du rechnest den Faktor zu wenig mit ein. Ich arbeite in einer Insitution, in der sich Menschen nicht frei bewegen können. Das Thema Langeweile ist eines der grössten Probleme (und eine grosse Ursache für Aggression - auch unter Leuten die sich mögen!!!), und diese Leute haben immerhin noch ein eigenes Zimmer.
    Auch aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, wie schwierig es ist unter solchen extremen die eigene Psyche "intakt" zu halten, unterschätze diesen Punkt nicht.


    Es ist ein riesen unterschied, ob du die Türe schliesst mit dem Wissen, dass du sie wieder aufmachen könntest oder ob du die Türe wirklich schliessen musst! Bei Interesse, vergleiche die angedachten Marsmissionen - da ist mitunter ein Hauptproblem, die Psyche der Menschen, nach kurzer Zeit gehen sich alle an die Gurgel. Die Moral sinkt nach der ersten Minute und nicht nach 1-2 Wochen.


    Du musst dich am meisten Vorbereiten, du musst die anderen bei Laune halten (und das wird ein höllischer Job) - lagere "Überraschungen" ein, von denen nur du weisst und wenn wirklich die K...e am dampfen ist, kannst du diese hervorzaubern (Schokolade, Süsskram, Fotos von schönen Zeiten etc.).
    Beschäftige dich mit Meditation (bitte nicht falsch verstehen, hat nix mit Esoterik zu tun, sondern mit Neurologie) dein Gehirn kommt nachweislich auf ein ruhigeres Level .
    Organisiere Benzodiazepine (Beruhigungsmedikamente) und/ oder Schlafmedikamente (natürlich nur legal, ist kein Aufruf für komische Dinger).
    Viel!!!! Vitamin D (Cholecalciferol) gilt als gute Laune Vitamin und hilft gegen Depressionen. Von eigentlichen Antidepressiva (und anderen Neuroleptika) rate ich ab, wenn man nicht genau weis, wie sie einzunehmen sind.
    Elektrische Kurbelgeräte z.B. Lampen, so hast du Licht und Beschäftigung.
    Weiter würde ich etwas wie Magnetkugeln empfehlen. Die Beschäftigung muss "lange anhalten" & muss unbedingt auch Erfolgserlebnisse bieten. Hast du z.b. ein Rätsel das niemand lösen kann, kann dies nach 2 Tagen im Bunker zu einem Heulkrampf führen. Bedenke unser Gehirn funktioniert unter Stress ganz anders als ohne.
    Ein neues Bewegungssystem einführen - z.B. Pilates, Tai Chi, Spiraldynamik oder was sonst so gibt für den engen Raum.


    Soviel auf die schnelle

  • Platz im Schutzraum ist begrenzt, aber wenn möglich würde ich darauf achten, dass man irgendwo Liegestütze machen kann und (noch schwerer im engen Raum) möglichst auch einen Platz hat, an dem man die Arme auch über Kopf ausstrecken kann (auch auf Zehenspitzen).


    Und ich würde eine Klimmzugstange mit einbauen.


    Klimmzugstange
    + Platz für Bewegung
    + kleines Handbuch über Eigengewichtsübungen
    --------------------------------------------
    = Gesunderhaltung und Beschäftigung

  • Zitat von SLEX;239347

    Nö, aber Asche, Staub, Laub, evtl. Schnee,


    Neben einer zweiten oder dritten Ansaugöffnung würde ich dazu raten de Offnungen in einem geschützten Bereich anzubringen.
    Zum Beispiel ein Kaltluftdachboden (Garage?). Grosses Volumen, guter Austausch und optimal geschützt, nicht nur gegen "natürliche" Verstopfung sondern auch gegen bewusste Manipulation.
    Keine Luft ist genauso schlimm wie giftige Luft.:Schlecht:

  • Zitat von GelbesDreieck;239309

    Ein Erwachsener atmet bei normalem Atem etwa 8 Liter/min. Das macht 480L/h oder ~11500L/Tag
    Bei 8 Erwachsenen Personen müsstest du also täglich mindestens 92000Liter Luft ersetzen. Das sind 92m³ bzw bei einer Raumhöhe von 2.1m (viel höher wird der Bunker ja wohl nicht sein?) knapp 44m² leerer Raum. Mit der Luftkurbel müsstest du also knapp 4,5 Stunden pro Tag Kurbeln. wobei dadurch sicher die Menge der Luft zunimmt, die die Kurbeler verbrauchen....


    Das Problem ist nicht der Sauerstoff, sondern der CO2 Gehalt. Ausatemluft enthält 4% CO2, das wäre auf Dauer nur sehr schwer erträglich, selbst 2% CO2 sind bereits unangenehm. ("verbrauchte Luft"). Ohne CO2 Absorber in ausreichender Menge muss also die Luftwechselrate höher sein als der Luftverbrauch.


    Je nach Temperatur der Außenwände sehe ich außerdem ein erhebliches Problem mit Kondenswasser und bei enger Belegung und je nach Wärmeabfuhr könnte es so heiß werden, dass der Bunker unbewohnbar wird.


    "Kochen" halte ich für keine Option, Kerzen ebenfalls nicht und einen Holzofen schon dreimal nicht.


    Wahrscheinlich wäre man schon erheblich schlauer, wenn mans nur mal 2-3 Tage testen würde. Ohne einen solchen Test dürfte man mit hoher Wahrscheinlichkeit ein so wesentliches Problem übersehen haben, dass man trotzdem stirbt.


    Ich hab davon keine Ahnung, aber die Bilder von den "Luxusbunkern" haben mich schon auf den Gedanken gebracht, dass ein wohnlich eingerichteter Schutzraum vermutlich extrem viel besser zu ertragen sein wird als so ein betonierter Klotz mit Feldbetten. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Bildschirm mit Landschaftsbildern o.ä. sehr nützlich sein könnte, auch vernünftiges Vollspektrumlicht mit UV-A Anteil (kostet alles nicht die Welt) statt irgendeiner billigen Funzel an der Decke, usw, usf...
    Ich würde mich daran orientieren, wie das z.B. in Raumstationen gemacht wird oder zivilen Unterwasserlabors, wo Leute wochenlang auf sehr beengten Plätzen auskommen müssen (aber zumindest keine Langeweile haben)


    mfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Beim Militär herrscht ja aus gutem Grund die Devise: Train as you fight... Was nutzt uns der beste Rucksack und Ausrüstung, wenn wir uns im Notfall in den neuen Schuhen nach 1 Km Blasen laufen. Erst Recht gilt das beim Bewohnen eines Bunkers. Speziell bei den Amis wird man da viele Erfahrungsberichte aus den Foren finden, doch die eigene (wiederholte!) Erfahrung ist durch keine noch so schöne theoretische Planung zu ersetzen.


    Ich war auch etwas erschrocken, als ich von Kerzen und dann sogar Holzofen las... Ist meiner Meinung nach in einem Bunker nicht sinnvoll. UV-A Licht und einige Pflanzen mit in den Bunker nehmen, könnte dagegen das Wohlbefinden steigern. Sportliche Aktivitäten (Energieverbrauch, Geruchsbelästigung, zusätzlicher Wasserverbrauch, Störung der Mitbewohner) hätte für mich auch keine hohe Priorität.


    Kommunikation nach draußen, AußenkameraSSS, einen Tagesplan für alle, geplante Weiterbildung (EH-Kurs, Survival-Wissen, Karte/Kompass, Selbstverteidigung, Funken,...), Unterricht für die Kinder und die mentale Vorbereitung auf diese besondere Situation halte ich für essenziell. Motivationsschwankungen und den sicher kommenden Lagerkoller zu bewältigen, präzise Pläne für danach zu haben, die eigene Motivation und die der Familie hochzuhalten finde ich weitere wesentliche Punkte. Essen, Trinken, Wärme und Hygiene sind technische und lösbare Probleme. Die Auswirkung der Belastungen für die Psyche ist hier nicht vorhersehbar und auch nur zum Teil trainierbar. Dennoch sind aus diesem speziellen Grund mehrfache Übungen mit der Familie unerlässlich, um nicht einer Katastrophe zu entgehen und im tollen eigenen Bunker eine andere, unerwartete zu erleben.


    Andere, ohne Vorbereitung mit hinein nehmen, halte ich unter den genannten Aspekten für gefährlich...


    Wolfgang

  • Zitat von woli;239876

    Ich war auch etwas erschrocken, als ich von Kerzen und dann sogar Holzofen las...


    Es ging um einen Turmofen der mit Petroleum befeuert wird.

  • Ich dachte, ich hätte in einem Post was von Pellets gelesen. Einen Petroleumofen würde ich mir noch weniger hinein stellen. Hab meine Kindheit mit Petroleumöfen verbracht. Gibt sicher eine ordentliche technische Lösung für das alles, doch das verkompliziert das Leben und Mr. Murphy reibt sich schon die Hände... Sauerstoff verbraucht der auch... Eine externe autonome Heizung, evtl. mit kleinem Stirlingkraftwerk, die dann heißes Wasser in den Bunker bringt, wäre vielleicht auch eine Überlegung wert.


    Wolfgang

  • Moin @ll,


    ich muss bei Diskussionen um private Bunker immer an eine Doku denken, die zu Zeiten des kalten Krieges für das schweizer TV erstellt wurde. Da hat sich eine Familie 14 Tage in ihrem Schutzraum eingebunkert. Der war entsprechend den Empfehlungen des CH Zivilschutzes ausgestattet und angelegt.


    Neben den bereits angesprochenen psychologischen Problemen kamen noch einige Erkenntnisse hinzu:


    Obwohl der Bunker empfehlungsgemäß dimensioniert war, herrschte "drangvolle Enge" und der Verlust jeglicher Privatsphäre schuf auch innerhalb des Familienverbandes erhebliche Probleme.
    Die Bewohner gingen sehr diszipliniert vor und es gab einen festen Tagesplan. Dieser enthielt auch den "Kurbeldienst" an der Frischluftversorgung. Und hier stellte sich ein völlig unerwartetes Problem: Wärme und Luftfeuchtigkeit!


    Die körperliche Anstrengung führte zu einem deutlichen Anstieg der Lufttemperatur, so dass die Bewohner zum Schluss ausschließlich in Sportsachen herumsaßen. Die Ausatemluft führte zu einem deutlichen Anstieg der Luftfeuchtigkeit und zu Kondenswasserbildung an den Betonwänden.


    Das Fazit der Familie war - so weit ich erinnere - ein ganz klares: "Das hätten wir so nicht erwartet - bitte NIE wieder!"


    Diese Fakten sind mir noch in Erinnerung, leider konnte ich keine Quelle mehr herausfinden, ich würde den Beitrag gerne noch mal sehen!


    Ich glaube zu den bereits genannten Fakten kommt im Ernstfall noch die psychische Belastung aus der Frage "Was ist, wenn wir raus kommen?" hinzu. Perspektivlosigkeit in Kombination mit erzwungener Passivität stelle ich mir schon extrem vor.


    Meint der


    Christian


    p.s.: Den Turmofen kannst Du IMVHO getrost draußen lassen. Der bläst in 20 h rund drei Liter Petro durch. Wenn der nicht reichlich Sauerstoff bekommt, wird die Verbrennung unsauber und spätestens dann hast Du mit dem entstehenden CO ein tödliches Gas im Bunker ...

    Hier wird das Licht von Hand gemacht ... und der Motor gehört nach hinten!