5 Jahre mittlere statistische Lebensdauer elektonischer Bauteile

  • Sorry, wenn ich mich als Neuling hier in so einem technikverliebten Forum oute:
    Aber ich vermisse eine Diskussion zum Thema.
    Es wird über die Haltbarkeit von Trinkwasser in allerlei Behältnissen diskutiert, und wie man irgendwelche Lebensmittel dauerhaft essbar macht, aber das bei dem heutigen Elektonikspielzeug nach 5 Jahren, oder schon eher, Schluß ist wissen wohl nur wenige.
    Siehe z.B. hier: http://technikwissen.rde.de/componentlifetime.html


    Textauszug daraus:
    "Weltweit sprechen so gut wie alle dieser Hersteller von der 5 jährigen "component life time". Die Bauteile- Hersteller garantieren eine mittlere "statistische Lebensdauer" eines Bauteiles von 5 Jahren.
    Irgend ein Teil stirbt garantiert!
    Also können Sie als Benutzer getrost davon ausgehen, daß (eigentlich erst) nach 5 Jahren irgend ein Teil "garantiert" stirbt, statistisch gesehen. Welches weiß keiner."


    Meine Quintessenz daraus: Sich auf einen Minicomputer, der sich nicht mal öffen läßt, und aus 2 Gehäusehäften untrennbar zusammengepappt ist zu verlassen halte ich für gefährlich, auch schon ohne Notsituation.
    Warum die Menschheit zu Millionen Geräte kauft, wo sich nicht mal die Akkus wechseln lassen, ist mir unbegreiflich.

  • Hallo Matteo,
    es kommt natürlich stark darauf an wie komplex das elektronische Gerät ist und für welchen Markt es gebaut wurde. Im Bereich moderner Unterhaltungselektronik sind Geräte nach 5 Jahren völlig veraltet. Daher wird bei der Bauteileauswahl auch kein besonderes Augenmerk auf Haltbarkeit gelegt. Bei Haushaltsgeräten sieht es in der Regel schon wieder anders aus. Markenhersteller entwickeln da für 10 Jahre plus. Dann gibt es noch Hardware für Industriegeräte oder noch extremer sicherheitsrelevante System (u.A. Flugzeuge). Da wird dann mit ganz anderen Bauteilen gearbeitet und Systeme/Funktionen gedoppelt. ISt halt wie immer: Geiz ist nicht Geil und solange sich gewisse Produkte nur über den Preis verkaufen lassen geht der Trend zu billigeren Bauteilen.
    Aber um ganz ehrlich zu sein lässt mich das Thema recht kalt. Mir sind so gut wie noch keine elektrischen Geräte kaputt gegangen. Einzig an einem 30 Jahre alten Verstärker waren ein paar Elkos kaputt. Da habe ich dann halt neue eingelötet.
    Aber für Prepperrelevante Technik (Taschenlampen, kleine Radios, ...) habe ich überhaupt keine Bedenken.
    Grüße
    wolpertinger (für den sich im Krisenfall die Welt auch ohne PC dreht)

  • Das entspricht nicht meiner Erfahrung. Ich besitze heute noch viele elektronische Geräte, die ich mir vor 20-25 Jahren gekauft habe und die funktionieren gut, das ist z.B. bei meinem radio oder der Stereoanlage der Fall.


    Ich hatte in meinem Leben bisher 4 Notebooks, so alle 4-5 Jahre kaufe ich ein neues. Die nutz(t)e ich jeweils intensiv und abgesehen vom Ausfall einzelner Komponenten wie Tastatur oder optisches Laufwerk oder Festplatte sind die alle prinzipiell noch heute funktionsfähig.


    Mein erstes Handy hatte ich so 2000 herum gebraucht geschenkt bekommen (war da also schon alt), das habe ich 8 Jahre lang benutzt und es liegt seitdem in der Schublade rum. Prinzipiell funktionsfähig ist es noch heute.


    Alterung kenne ich im wesentlichen vom Austrocknen von Elektrolytkondensatoren und da spielt die Temperatur eine große Rolle, als Faustregel halbiert sich pro 10°C mehr die Lebensdauer. Vor allem bei häufig genutzter Leistungelektronik kann das relevant sein.


    Kann, nicht muss.


    Von den Photovoltaikanlagen aus dem 1000 Dächer Programm waren selbst nach 20 Jahren noch die Hälfte aller Wechselrichter funktionsfähig und die laufen mehrere tausend Stunden pro Jahr und werden oft auch recht heiß.


    Bei Lithium-Ionen Akkus hängt die kalendarische Alterung wesentlich von Zellchemie, Ladezustand und Temperatur ab. Mein erster Li-Ionen-Akku aus einen Sharp Mindisc Player ist über 18 Jahre alt und war bei letzten Kapazitätstest immer noch gut. Er lag aber die letzten 17 Jahre auch nur halbvoll in der Schublade herum (das Gerät dazu hatte einen Sturz nicht überlebt und den Akku hatte ich eben aus Neugierde aufgehoben)


    5-10 Jahre Nutzungsdauer halte ich daher bei Li-Ionen Akkus für gut möglich, Lagerung halte ich unter den richtigen Bedingungen für 15-20 Jahre möglich.


    Meine NiMh Eneloop AA Akkus aus 2007 sind auch noch gut, Energizer LiFES2 Einwegzellen haben eine MHD von 15 Jahren, können also kühl und trocken gelagert vermutlich auch 50 Jahre überstehen.

    mfG


    (PS: Dort wo möglich kaufe ich selbstverständlich Geräte mit leicht auswechselbaren Akkus, insbesodnere wenn sie häufig genutzt wreden. Das ist beim Smartphone für mich zumindest ein K.O. Kriterium, aber für die meisten Leute ist die Nutzungsdauer eines Smartphones nur ca. 2 Jahre, dann kauft man ein neues. Zumindest die letzten Jahre war die Entwicklung hier ja rasant. Kann sein, dass sich die Entwicklungsschritte nun zunehmend verlangsamen, die Displays sind heute eiegntlich gut genug und die Elektronik ist auch schnell genug, bei den Kameras begrenzt die Physik - Größe des Objektivs - wesentlich die Leistungsfähigkeit. Bei der akkukapazität sind die nächsten 10 Jahre keine großen Schritte zu erwarten.)

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo!

    Zitat von Matteo;261168

    Sorry, wenn ich mich als Neuling hier in so einem technikverliebten Forum oute:
    Aber ich vermisse eine Diskussion zum Thema.


    Jetzt kann ich endlich auch mal mit dem dämlichen Satz "Benutz die SuFu!" kommen... :)


    Ein Thread aus dem Jahr 2010:


    (moderne)-Techniken-durch-den-Crash-bringen


    Und einer begonnen 2014:


    Langzeitlagerung von empfindlicher Elektronik


    Das Thema ist vielen hier durchaus bewusst...


    Ansonsten kann ich die Erfahrungen von Cephalotus durchaus bestätigen. Als leidenschaftlicher IT-Krempel-Sammler habe ich eine Techniksammlung aus allen Epochen. Es funktioniert an sich alles noch.


    Erfahrungsgemäss gehen Lüfter mit der Zeit durch Lagerschäden kaputt (Gehäuselüfter, je kleiner desto anfälliger), trocknen Elkos aus und sorgen für Störungen (Mainboards, Netzteile) und es zerfallen Antriebsriemen (v.a. DVD-Laufwerksschubladen) und Andruckrollen (Drucker) aus elastischem Material, weil die Weichmacher weggammeln. Aushärtendes Elastikmaterial sowie Abrieb ist auch die Ausfallursache bei "Gummitastaturen" z.B. alter Handys und auch dann schuld, wenn bei LC-Displays mit Punktmatrix-Anzeige ganze Bereiche des Displays blass werden oder ganz ausfallen (Multifunktionsanzeige in VW-Armaturenbrettern oder Displays in Tischtelefonen) - dann verschlechtert sich nämlich durch Versprödung des Gummis der Kontakt zwischen LCD-Kontaktflächen und dem "Leitgummiblock" und den Kontaktflächen auf der Leiterplatte. Früher (1970er/80er Jahre) war auch Kontaktkorrosion an einfachen Steckverbindern oder in mechanischen Drehschaltern und Schalter-Aggregaten (diese gegenseitig verriegelten Druckschalter an Radios und Fernsehern z.B.) ein Problem. Dafür gabs dann das berühmte rote Kontaktspray "Kontakt 60".


    Diese genannten Ausfälle lassen sich grösstenteils aber mit halbwegs bastlerischer Begabung selbst wieder reparieren. Lüfter und Elkos (mit niedrigem ESR-Wert) gibt es in allen Grössen günstig im Elektronikhandel, Antriebsriemen für CD-Schubladen sind Cent-Artikel, selbst für die Kontaktgummis alter Handytastaturen gibt es Hilfe: meist genügt sorgfältige Reinigung der Kontaktflächen vom Abrieb. Manchmal muss man mit "Graphit-Farbe" die Kontakte am Gummi restaurieren, was aber auch kein Hexenwerk ist.


    Bleiben am Ende vor allem die Akkus als grosses Alterungsproblem. Wie lange ein Akku lebt, hängt von der Nutzung ab, von den Umgebungsbedingungen bei Betrieb und Lagerung und von den angewendeten Ladeverfahren.


    Grüsse


    Tom

  • Das deckt sich weitestgehend mit meinen Erfahrungen.


    Da ich gerne versuche, Geräte zu reparieren und elektrotechnisch/elektronisch nicht völlig unterbelichtet bin (Hobby und Ausbildung in diesem Bereich), würde ich für die defekten Geräte, die über meine Werkbank gegangen sind, folgende "Hitliste" an Ursachen aufstellen:


    1.) mechanische Defekte aller Art (incl. kalter Lötstellen und sonstigen unsauberen Kontaktstellen)
    2.) ausgetrocknete (Elektrolyt-)Kondensatoren
    3.) Fehl-dimensionierte (Leistungs-)Halbleiter - incl. schlechter/unzureichender Kühlung.


    Ein wenig außer der Reihe ordne ich defekte Akkus ein. In fast allen Fällen waren diese (wenn zum Teil auch mit etwas Aufwand) tauschbar und haben üblicherweise etliche Jahre gehalten.
    Bisheriger Rekord: Die NiCd-Akkus aus einer Pfeffermühle der Marke "a touch of pepper". Laut Aufdruck wurden dessen Akkus im Jahre 1992 produziert - und haben letzten Herbst das zeitliche gesegnet, bei mehrfacher Nutzung pro Woche. Find' ich ne prima Standzeit.

  • Hallo,


    ein Aspekt der zwar nicht direkt die Lebensdauer oder Haltbarkeit betrifft, ist die Verfügbarkeit von bestimmten Techniken/Technologien. Die kommen und gehen manchmal schneller, als die Bauteile in den Geräten altern können. Ein paar Beispiele:


    Bei mir haben sich mit der Zeit diverse Digicams angesammelt. Darunter auch zwei Sony-Geräte mit 3,2-Megapixel-Sensor und optischem Zoom. Ich staune immer wieder, wie gut die Bilder, die Farbtreue und die Lichtempfindlichkeit der Optik dieser Kameras nach wie vor sind. Da kann so manche aktuelle Kompaktkamera mit 18, 20 oder mehr Megapixeln bei weitem nicht mithalten. Und was nützt mir ein super hochauflösender Bildsensor, wenn ich nur mit Blitz oder bei hellem Sonnenlicht wirklich tiefenscharfe Bilder hinbekomme? Dummerweise hat Sony schon immer eine, sagen wir standard-feindliche, Schnittstellenpolitik betrieben: als Speichermedium wurde der "MemoryStick" erfunden, während der Rest der Welt schon SD-Karten verwendet hat. Zweites Ärgernis ist die Sony-Lesart, wie eine USB-Schnittstelle zu funktionieren hat. D.h. die Kameras werden vom Rechner nicht erkannt, wenn man sei per Kabel anstöpselt. Man muss erst ein Sony-Programm installieren, das den Zugriff auf die Kamera erlaubt. Und natürlich gibt es für Betriebssysteme nach Windows XP keine Unterstützung mehr. Die Kartenleser-Adapter mit MemoryStick-Steckplatz werden auch schon weniger am Markt, abgesehen davon hat heute fast jedes Notebook serienmässig schon einen Steckplatz für SD-Karten, man kommt also ohne einen USB-Speicherkarten-Adapter aus.
    Fazit: diese Kameras sind an sich nicht mehr nutzbar, weil man kaum noch an die Bilddaten rankommt.


    Disketten sind auch so ein Klassiker. Es werden seit Jahren keine 5 1/4" Diskettenlaufwerke mehr produziert, hat man irgendwo noch Altbestände dieser Floppies, muss man sich nach nem Schrott-PC umsehen, der noch funktioniert und ein solches Laufwerk enthält. Externe 5,25"-Diskettenlaufwerke mit USB-Anschluss (wie es sie für 3,5"-Floppies nach wie vor gibt) wurden m.W. nie produziert.
    Die Produktion von 3,5"-Diskettenlaufwerken wurde mittlerweile auch grösstenteils eingestellt.


    Magnetbänder zur Datenspeicherung halten auch länger, als die Hard&Software, die man zum Schreiben und Lesen der Bänder benötigt. "Kleine" Tape-Standards wie DAT/DDS oder TRAVAN sind mit heutigen Betriebssystemen fast nicht mehr zum Laufen zubringen. Weder aktuelle Linux-Kernel noch Windows-Versionen nach XP unterstützen sie noch. Da nützen 30 Jahre Haltbarkeit der Magnetbänder nichts, wenn die Technik dazu nach 10-15 Jahren nicht mehr unterstützt wird.


    Weltempfänger, also Radios mit Lang- Mittel- und Kurzwelle kann man inzwischen auch bestenfalls nur noch als Staubfänger im Bücherregal verwenden, der Äther ist, was LMK-Rundfunksender betrifft, mittlerweile so ziemlich tot, in wenigen Jahren wird auch der letzte Sender (weltweit!) abgeschaltet sein.


    Grüsse


    Tom

  • Zitat von tomduly;261309


    Magnetbänder zur Datenspeicherung halten auch länger, als die Hard&Software, die man zum Schreiben und Lesen der Bänder benötigt. "Kleine" Tape-Standards wie DAT/DDS oder TRAVAN sind mit heutigen Betriebssystemen fast nicht mehr zum Laufen zubringen. Weder aktuelle Linux-Kernel noch Windows-Versionen nach XP unterstützen sie noch. Da nützen 30 Jahre Haltbarkeit der Magnetbänder nichts, wenn die Technik dazu nach 10-15 Jahren nicht mehr unterstützt wird.


    Zugegeben, ich habe seit über 10 Jahren kein DDS-Laufwerk mehr an einem Linux-Server gehabt, aber es würde mich schon sehr wundern, wenn diese mit aktuellen Kernel-Releases nicht mehr funktionieren sollten. Schließlich werden diese Laufwerke ja über standardisierte SCSI-Commands angesprochen und sind über /dev/st0 bzw. /dev/nst0 erreichbar. Ich habe zumindest noch nie einen Treiber für SCSI-Streamer unter Linux installieren müssen. Ob DDS1 oder LTO5 - völlig wurscht, das Device meines Vertrauens war immer /dev/st0. Das die ollen Floppy-Streamer evtl. nicht mehr funktionieren kann ich mir gut vorstellen. Denen weine ich aber auch keine Träne nach.

  • Zitat von tomduly;261309

    Hallo,


    ein Aspekt der zwar nicht direkt die Lebensdauer oder Haltbarkeit betrifft, ist die Verfügbarkeit von bestimmten Techniken/Technologien. ...Datenspeicherung ....


    Ich denke, dass Daten auf CD/DVD und USB noch sehr, sehr lange lesbar sein werden, die leben schon sehr lange, die Nachfolger sind 100% sabwärtskompatibel und damit ist der ursprüngliche Standard noch aktuell und zig Milliardenfach verbreitet.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • So nach dem ich vor ein paar Tagen noch meine wenigen Ausfälle an Elektrogeräten gelobt habe ist heute nach 12 Jahren der Elektroherd kaputt gegangen.
    Der Thermoschalter des Gehäuselüfters ist durchgebrannt. Ersatzteil für knapp über 20€ ist bereits bestellt. Zwar ärgerlich aber bestätigt das meine Theorie der Haltbarkeit von
    Haushaltsgeräten > 10 Jahre.

  • Bin selber auch von elektronischen Geräten angetan.
    Nun muss ich aber sagen, dass diese in meinem Prepperkonzept keine Rolle spielen. Stromversorgung, Reparatur, Widerstandsfähigkeit. All das wird über kurz oder lang mehr Probleme als nutzen bereiten.
    Ich bereite mich primär darauf vor, eben genau ohne solche erste Welt Gimmicks zu leben/überleben. Eine nach wie vor sehr gute Alternative ist die Mechanik. Damit lässt sehr vieles ebenso gut erledigen und zudem ist sie gut zu reparieren und funktioniert mit Feder- oder Mannes/Fraues-kraft.
    Ist aber nur (m)eine Möglichkeit!
    Grüsse FS6069

    IN ARMIS LIBERTAS ET PAX

  • You get what you pay for, sag ich da nur.


    Die Hersteller verkaufen, was gekauft wird. Das heisst, jeder einzelne Kunde ist mit verantwortlich für die Qualität die wir heute im Consumermarkt sehen.


    Gehen wir 30 Jahre zurück. Ein Fernseher, Radio oder Waschmaschine wurden nicht auf Lebensdauer gerechnet sondern es wurden die Bauteile verwendet die damals verfügbar waren.
    Dann fing irgendjemand an seine Geräte etwas günstiger zu verkaufen. Er verdiente etwas weniger pro Gerät aber dafür rannte jeder Kunde zu ihm und seinen reduzierte Marge kompensierte er über die erhöhten Verlkaufsstückzahlen.
    Sein Konkurrent konnte diesen Preis nun nicht mehr einfach unterbieten sondern er musste sehen, dass er in der Herstellung kosten sparte um billiger sein zu können. Also beauftragte er seine Lieferanten ab nächstem Jahr um 5% billiger zu werden.
    Die Ingenieure der Teilehersteller gaben zu bedenken, "Ja das können wir machen aber dann werden unsere Teile nicht mehr unbegrenzt halten. Wir können nicht sagen, wie lange sie halten werden weil wir damit keine Erfahrung haben. Also lasst uns vorsichtig sein." Gesagt, getan die Teile wurden um knapp 5% günstiger. Die Ersparnis wurde durch reduzieren von Materialstärken und Verwendung von günstigeren Rohmaterialien erreicht.


    Damit war Hersteller Nummer zwei wieder günstiger und machte nun das Rennen. Jetzt war es an der Zeit für HErsteller Nummer Eins an dieser Schraube zu drehen.


    Mittlerweile sind wir ziemlich gut darin, vorauszuberechnen und das durch "high accelerated lifetime tests" udgl. zu prüfen (ich arbeite in diesem Bereich) wie viele BEtriebsstunden unter welchen Bedingungen ein bestimmtes Bauteil hält.
    Das aktuelle Spielchen lautet, "lasst uns herausfinden, wie schlecht die Qualität und wie kurz die Lebensdauer sein darf, sodass die Masse der Kunden es noch akzeptiert"


    Da kam der Nächste schlaue Kopf und meinte dazu, "Lasst uns die Produktlebenszyklen auf ein zwei Jahre reduzieren, dann brauchen wir auch keine längere Lebensdauer".


    Genau das erleben wir. Jedes Jahr kommen vermeintlich neue Features raus, die schon seit 3 Jahren in der Schublade liegen aber jeweils für das nächste Modell aufgespart werden um das Spielchen am Laufen zu halten.


    In Summe ist das eine WIN-WIN-LOSE-LOOOOOOSE!! Situation, wobei der Verlierer nicht primär der Endverbraucher sondern unsere Umwelt ist.


    Also meckert nicht, sondern kauft den Mist schlicht und einfachnicht und unterstützt HErsteller die aus dem Spielchen ausgestiegen sind wo es nur geht. Kostet langfristig betrachet sogar weniger Geld (und Nerven).


    LG. Nudnik


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Achja, hier noch mein Lieblingszitat zu dem Thema: Das Gesetz der Wirtschaft (war schon im 19. Jahrhundert bekannt)


    [INDENT]Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Menschen.



    Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.



    Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas besseres zu bezahlen.


    John Ruskin (1819-1900)


    [/INDENT]

  • Zitat von Nudnik;261478

    Genau das erleben wir. Jedes Jahr kommen vermeintlich neue Features raus, die schon seit 3 Jahren in der Schublade liegen aber jeweils für das nächste Modell aufgespart werden um das Spielchen am Laufen zu halten.


    In einem von Wettbewerb geprägten Marktumfeld mit hohem Innovationscharakter und geringen Margen ist das sehr unwahrscheinlich.


    Dort wo es möglich wäre, eigene Innovationen für drei Jahre zurück zu halten betragen die Erneuerungszyklen beim Konsumenten auch nicht zwei Jahre.


    Eine Ausnahme mag die Modebranche sind, dort veralten ja Konsumgüter keineswegs technisch, sondern si "kommen aus der Mode". Das ist aber ein anderes Thema.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Nudnik;261478


    Also meckert nicht, sondern kauft den Mist schlicht und einfachnicht und unterstützt HErsteller die aus dem Spielchen ausgestiegen sind wo es nur geht. Kostet langfristig betrachet sogar weniger Geld (und Nerven)


    Genau das ist auch meine Meinung.
    Der heutige Normalkonsument schafft doch ein Arbeitsleben lang, nur um den erreichten Level einigermaßen zu halten, und begreift vor allem nicht, wie ihm geschieht.
    Der Kauf des x-ten Autos, Waschmaschine, Handy, etc. steht ins Haus, dazu Abzahlung des Eigenheims, Konsumentendarlehens und vieles andere mehr. Dazu kommt ein von der Werbung zusätzlich angschürtes Problem mit dem eigenen Ego:
    Der Nachbar hat ein größeres Haus, Auto mit mehr Spoiler, neueres Handy, eine blondere Frau, usw..
    Solche Konsumenten, wie Du und ich, werden doch von der Industrie als statistisch unbedeutende und unbelehrbare Querulanten geführt, die unbeachtlich sind.
    Kurzum, die "Marktmacht" unsereiner schätze ich als recht gering ein. Den Verkäufer anzumosern, was er für einen Müll vertickt ist der falsche Weg, schon weil er erstens meist eine arme Sau ist und zweitens auch nix dafür kann für das Schrottprodukt, das er verkaufen soll.
    Um auf den Topic zurückzukommen: Früher gabs in Darmstadt das "Fernmeldetechnische Zentralamt", die das Anforderungsprofil im Bereich Telekommunikation vorgaben: Z.B. 30 Jahre Nutzungsdauer und noch einiges andere mehr. Die hätten 99 % der heutigen Produktion gar nicht erst anschließen lassen, sondern hätten das Zeug gleich in die Tonne gekloppt.

  • Zitat von Matteo;261491

    Der heutige Normalkonsument schafft doch ein Arbeitsleben lang, nur um den erreichten Level einigermaßen zu halten, und begreift vor allem nicht, wie ihm geschieht.
    Der Kauf des x-ten Autos, Waschmaschine, Handy, etc. steht ins Haus, dazu Abzahlung des Eigenheims, Konsumentendarlehens und vieles andere mehr. Dazu kommt ein von der Werbung zusätzlich angschürtes Problem mit dem eigenen Ego:
    Der Nachbar hat ein größeres Haus, Auto mit mehr Spoiler, neueres Handy, eine blondere Frau, usw..
    Solche Konsumenten, wie Du und ich, werden doch von der Industrie als statistisch unbedeutende und unbelehrbare Querulanten geführt, die unbeachtlich sind.


    Viele machen sich das Leben selber unnötig schwer. Dieses "Ich hab den grösseren, bessern, längeren als du!" ignoriere ich nahezu komplett.
    Ist mir doch egal, wenn jemand den neuesten Audi least. Ich bin mit meinem Toyota auch zufrieden. Ich muss damit nur von A nach B kommen. Auch habe ich als Smartphone nur ein S3 mini, welches beim Kauf schon icht mehr das neuste Modell war. Mein aktueller Laptop, ein "Vaio" ist von 2006. Mein aktueller Desktop-Computer, ein iMac ist von 2009. Der Laptop funktioniert zwar noch, hat inzwischen aber einen recht lauten Lüfter. Aber solange er noch funktioniert und ich ihn nicht grad für wichtige Arbeiten benötige, werde ich mir auch keinen neuen kaufen. Der iMac macht bis jetzt auch noch einen guten Eindruck. Der ist noch fast so leise wie am Anfang.
    Die Mode-Branche und wohl auch manch andere Lifestyle-Branche wäre schon längst tot, wenn alle so wenig Trend-Produkte kaufen würden wie ich.


    Ich setze lieber auf Qualität als auf Aussehen. Auch bei Gebrauchswaren wie elektrotechnischen Sachen.
    Wie oft nervte ich mich schon, wenn eine Küche oder Bad zwar toll aussah, aber völlig benutzerunfreundlich gebaut war.


    Den nächsten Laptop werde ich vielleicht beim Computer-Shop "Why!" kaufen.


    Nicht nur, weil sie Laptops mit vorinstalliertem Linux verkaufen, sondern weil die Computer anscheinend leicht zu reparieren sind, und sie alle Ersatzteile dafür 10 Jahre lang anbieten wollen.
    http://whyopencomputing.ch/de/durabilite/


    Ob das der Industrie wirklich so egal ist? "Why!" ist da ja nur ein Beispiel.
    Die Schweiz und auch Deutschland profitieren ja auch von dem Ruf, dass viele Waren die von dort kommen, gute Qualität hat. Weniger dass sie günstig wäre.


    Auch den Leuten wird immer mehr wieder bewusst, dass es sich lohnen kann, gute statt billige Ware zu kaufen.
    Und dass es eine absolute Umweltsünde ist, sich jedes Jahr das neuste Gerät zu kaufen.


    Heute gibt es Projekte wie die "ReparierBar" ( https://www.ostsinn.ch/node/812 ) wo versucht wird kaputtes zu reparieren. Im etwas weiteren Sinne gehören da auch Ideen dazu wie eine öffentliche Werkstatt ( https://de.wikipedia.org/wiki/FabLab ) wo man sich Arbeitsmaschinen teilt. Oder auch Hackerspaces, wo einem gerne auch mal geholfen wird auf seinem alten Windows XP-Rechner ein Linux zu installieren, um dem Laptop so einige weitere Lebensjahre zu schenken.

  • In meiner Elektronikbastelkiste finden sich noch Transistoren (AC und AF Germaniumtypen) und Germ.dioden, sowie Elkos mit geschätztem Alter von 40 Jahren und das Zeug funktioniert noch (teilks durchgemessen). Da frage ich mich , warum neue elektonische Geräte eine so geringe Laufzeit haben, Hat das event. was mit der Obsoleszenz, oder wie das auch immer genannt wird, zu tun.

  • Nein das hat nichts mit geplanter Obsoleszenz zu tun. Es ist ein Unterschied ob die Teile bei dir in der Bastelkiste liegen oder ob sie in Betrieb sind. Soll heissen, es geht nicht nur ums alter sondern auch um die Betriebsstunden.


    Da wiederum gibt es verschiedene Klassen. Die Bauteilhersteller bieten billige Teile mit wenigen Betriebsstunden und eingeschränktem Temperaturbereich an, genauso wie sie teurere Teile anbieten die weit mehr Betriebsstunden schaffen und/oder für größere Temperaturbereiche spezifiziert sind.


    Beispiel:Elko 47µF/160V


    Typ 1: 1.000 Betriebsstunden: €0,285/Stk
    Typ 2: 12.500 Betriebsstunden: €2,58/Stk



    Warum soll ich als Hersteller von Fernsehern teurere Bauteile einkaufen, die 15 Jahre Betrieb gewährleisten, wenn 90% meiner Kunden ihre Fernseher nach spätestens 4 Jahren gegen ein neueres Modell ersetzt haben?


    Warum soll ich als Smartphone Hersteller teuere Bauteile einsetzen, wenn 90% der Smartphoneuser nach 1 Jahr ein neues Handy kaufen?


    Genau das ist der Knackpunkt. Das hat mit geplanter Obsoleszenz nichts zu tun. Das ist eine einfache Kostenrechnung.
    Wenn der Endverbaucher bei dem Spielchen mitmacht.... super für die Hersteller....scheisse für die Umwelt.


    Anderes Beispiel. Ein teures Rohde & Schwarz Messgerät wird im Durchschnitt 10-15 Jahre im Einsatz sein, bevor es ersetzt wird. Entsprechend sind auch die Bauteile ausgesucht und entsprechend teuer sind die Dinger halt auch.


    Und nur um die Preisverhältnisse zu kalibrieren. in den 50ern kostete ein Fernseher in etwa soviel wie ein Auto. Heute kostet er soviel wie ein besseres Fahrrad.



    LG. Nudnik

  • Ok! Und aus den genannten Gründen ziehe ich beim Selbstbau und Reparaturen die alten, bedrahteten Bauteile den modernen Microschnippseln vor. Solche Eigenbaugeäte (Elektr.Ladegeräte, Sender, Empfänger, Verstärker) laufen bei mir seit mehr oder weniger als 30 Jahre- sind somit in Betrieb!