Die Warum-nicht-Sager ...

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  • Den ersten Teil seines Vortrags finde ich sehr gut, aber im weiteren Verlauf nimmt mein Unbehagen immer weiter zu und steigert sich zu leichtem Grusel.
    Woher kommt das?


    Er hat recht damit, dass das "Ja, aber-" Sagen seuchenhaft dazu missbraucht wird, um die eigene Standpunktlosigkeit und Bequemlichkeit zu rechtfertigen.


    Daraus jetzt aber den Schluss zu ziehen, jede Selbstkritik aufzugeben und sich pauschal zum "Sieger" zu erklären
    (verbrämt mit ein paar sarrazinhaften primitivdarwinistischen "Erklärungen"),
    übertreibt masslos ins andere Extrem:


    Woran bitte soll man festmachen, was als Erfolg zu gelten hat und was demzufolge ein "Siegertyp" sein soll?
    Seine Fixierung auf Äusserlichkeiten finde ich da überhaupt nicht weiterführend.
    Nach seinen Kriterien bin ich ein Totalversager.


    Er zielt auf die berüchtigten "Sekundärtugenden, mit denen man auch ein KZ leiten kann".
    Exakt dieselbe Motivationsrede (angereichert mit ein paar Koranfloskeln)
    könnte auch ein Salafist halten, der Selbstmord-Attentäter motivieren möchte.
    Auch ein Anders Breivik hält sich "zweifellos" für einen Siegertypen.


    Schramm hat nicht begriffen, dass der Zweifel keine Schwäche, sondern die größte zivilisatorische Errungenschaft der abendländischen Aufklärung ist.
    Die Bereitschaft, geistig aus sich herauszutreten und zu versuchen, sich selbst objektiv zu sehen und die eigene Prioritätensetzung zu hinterfragen.


    Richtig verstanden, sind "Ja, aber..." und "Warum nicht?" nämlich keine Gegensätze: Genau, WARUM nicht? Was spricht dagegen?

  • Die "Ja, aber" Sager sind die selben die ihre ganze Gedanken- und Schaffenskraft darauf verwenden Probleme zu suchen und darauf hinzuweisen statt sich Gedanken über Lösungen zu machen. Kennt man aus jeder Sitzung in der Firma. Sie sind weit in der Überzahl.
    Ganz unrecht hat Schramm nicht. Zu vielen fehlt der Arsch in der Hose. Frustrierte, geknickte und sich selbst aufgebende Mittmenschen bevölkern die Welt und vor allem Mitteleuropa.


    Gruss, Worber

  • Ja...aber ist ja auch eine angewandte Taktik in der rhetorischen Gesprächsführung. Ja ..aber...dann das eigene Argument..ist einfach oft erfolgreicher als "NEIN..das machen wir anders".
    Ich finde den Vorschlag von XYZ toll, ABER man sollte auch bedenken ...dass...bla bla bla...daher...bla bla bla.
    Die Leute sind kernige kurze Vollsätze und klares NEIN nicht mehr gewohnt.
    Niemand mag das Risiko eingehen eine zu starre und einseitige Haltung zu einem Thema einzunehmen, denn niemand weiss wie es hinterher wirklich ausgeht.
    Zudem ...ich bin beruflich durchaus engagiert...und auch wenn ich Variante A persönlich toll finde, so kann ich privat auch gut mit Variante B und C leben.
    Davon geht meine Welt nicht unter.
    Meist gibt es kein Schwarz oder Weiss mehr, sondern nur noch Kompromisse in Graustufen..daher wird sie so grau ..unsere Welt....immer grauer.

  • Leider sind die Möglicherweise-eventuell-Entscheider weiter verbreitet als auch schon....


    Ich denke als gute Schule wie es gehen soll ist ein Schiff geeignet:
    Der Skipper hat das letzte Wort, auch nach Absprache mit der Crew. Und nach der Entscheidung wird umgesetzt. Punkt.
    Ein unentschlossener Skipper wird nass weil er den Pott versenkt bzw die Mannschaft ihn über Bord schmeisst - oder baldmöglichst einen anderen Skipper suchen.


    Zum Glück habe ich normalerweise nur mit Personen zu tun, welche ganz klar Ja oder Nein sagen können und auch akzeptieren.

  • Ich muss mich da witchcraft anschließen.
    Die Ja...aber Formulierung ist einfachste NLP und bekommt man heute bei jedem Verkaufstraining beigebracht, wahlweise noch mit einem ...da hast du recht...dazu.
    Ich denke das Problem ist auch das viele einfach nicht mehr Kritikfähig sind und vieles zu persönlich genommen wird, und genau so viele nicht konstruktiv kritisieren können.
    Ansonsten schließe ich mich Hinterwäldler an.

  • Puhh,


    ja-aber Sager sind für mich die Pest!!! Ich ecke kontinuierlich bei vielen Gesprächen an, weil ich mich größtenteils dieser Sprachunkultur verweigere.


    Es müssen nicht Nietzsche's berüchtigte Hauptsätze Hauptsätze Hauptsätze sein, um klare Botschaften an den Empfänger zu übermitteln. Aber diese Art der oft trainierten Kommunikation ist für mich grauslig; sie ist nur über Umwege zielführend und dient einzig und allein der Gesprächsdominanz einer der Gesprächspartner.


    Ja-aber ist quasi der Velvet-Hammer der sprachlichen Interaktion.

    Geht los!!!



  • Servus,


    ich sehe den Grund darin, dass man sich in Zeiten der allgegenwärtigen Medien und des Internets, das jede klare Entscheidung und Aussage gnadenlos aufzeichnet, nicht festlegen traut.


    Um nicht später für eine Fehlaussage oder Fehlentscheidung medienwirksam ans Kreuz genagelt zu werden.


    Dieses Verhalten geht quer durch alle Bevölkerungsschichten, von der Privatperson bis zum Bankdirektor oder Bundeskanzler.

  • Ja aber ist auch ein Einfluss aus dem englisch sprachigen Raum.
    Als ich in UK gearbeitet habe, hat mein Chef immer ueber meine Briefe gelacht, weil ich immer gleich zur Sache kam, und ein netter blabla Satz am Ende kam. (see, I put a nice sentence at the end.)


    Vertragsverhandlung:


    Der Deutsche:


    Das geht nicht, das akzeptieren wir, da koennen wir mit leben, der Rest ist ok.



    Der Brite:


    Ein wirklich guter Vertrag, die Leistungsbeschreibung ist vortrefflich(man sonnt sich schon in seinem Erfolg) und dann however.........


    Ist witzig die Briten und Deutschen in Verhandlungen zu erleben. Da faellt dem Briten die Kinnlade runter, weil nur negatives kommt, und ploetzlich ist die Besprechung zuende, denn das wars dann auch, nichts wird unnoetig in die Laenge gezogen. Das Schwafeln am Anfang faellt weg und der Brite freut sich, dass er so glimpflich davon kam.


    Der Deutsche: Hoert das Lob am Anfang, denkt: cool, da sind wir ja gleich fertig, und schwups kommen die Probleme.