Venezuela: Wo ein Käse soviel kostet wie eine Monatsmiete

  • Hallo zusammen,


    hier ein Artikel aus der zeit, der sich mit der momentanen lage in Venezuela befasst:


    http://www.zeit.de/wirtschaft/…ng-lebensmittel-knappheit


    Wer glaubt, dass das Griechenlandszenario übel ist sollte sich einmal diese Lebenssituation ansehen. Hier ist zu beobachten, was passiert, wen ein Staat wirklich kollabiert und die Versorgung seiner Bürger nicht mehr gewährleisten kann.


    Bestimmt haben einige hier so ein Szenario im Kopf, wenn sie über ihren Grund für das Prepen nachdenken. Für mich ist das was dort passiert die schlimmste Lage, in die ein Staat ohne Krieg und Naturkatastrophe kommen kann!

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Im ZEIT-Artikel habe ich Hintergründe zu den Ursachen dieser Krise vermisst.
    Zum Teil ist es wohl ein ungünstiges Zusammentreffen zweier von Regierung und Bürgern so nicht für möglich gehaltener Entwicklungen:


    1. Der Verfall des Ölpreises, der die Öleinnahmen des Staates abstürzen ließ,
    2. Eine lange Dürre, die den Wasserstand der Flüsse und Stauseen so stark sinken ließ, daß die Wasserkraftwerke nur noch mit einem Bruchteil ihrer Kraft laufen können,
    was sowohl den Strom-Mangel als auch zum Teil den Mangel an Lebensmitteln und deren Preissteigerungen erklären könnte.


    Das reicht aber nicht als Erklärung aus:
    Ein vorausschauendes Staatswesen mit zu Eigenverantwortung und Vorsorge befähigten Bürgern könnte eine solche Krise möglicherweise besser bewältigen.


    In diesem Interview erklärt der ehemalige Minister für Grundstoffindustrie und Bergbau, Victor Alvarez, was die gegenwärtige Regierung an der Krise nicht versteht,
    weshalb sie untaugliche Maßnahmen ergreift:


    https://amerika21.de/analyse/1…irtschaftskrise-venezuela

  • Ich finde am Zeit-Artikel gerade sehr gut, dass er ganz nüchtern die Situation beschreibt und die konfliktträchtige Frage nach den Gründen ausblendet.


    Hinterwäldler hat sicher Recht mit den erwähnten Ursachen. Allerdings kann man die vorherige Chavez-Regierung nicht ganz aus der Verantwortung lassen. Bei allen Errungenschaften, insbesondere, dass sie große Teile der Bevölkerung aus der Armut in einen bescheidenen Mittelstand geführt hat, sind ihr leider auch einige Fehler unterlaufen. So hat man es versäumt, der inländischen Wirtschaft (privaten wie staatlichen Unternehmen) dauerhafte Geschäftsperspektiven zu eröffnen. Das hätte erstens möglicherweise Teile derjenigen Schichten halbwegs mit dem Chavismus versöhnt, die derzeit eifrig an der Beseitigung sämtlicher seiner Errungenschaften arbeiten und zweitens ein größeres Wertschöpfungspotenzial im Land aufgebaut, das jetzt den wegbrechenden Ölsektor ersetzen könnte.

  • Venezuela ist ein Paradebeispiel wie Sozialismus in der Realität funktioniert. Das die linken Qualitätsmedien das Unterschlagen ist nur normal.


    Das Land hatte alle Voraussetzungen ein blühendes Land zu werden mit den grössten Ölreserven der Welt. Tja und dann kam Chavez der populistische Sozialist und hat das Land in den Ruin gewirtschaftet..
    Allen anderen Ländern drum herum geht es besser und das ohne eine Gelddruck Maschine zu haben wie mit den Öl Reserven.


    Sollte einem einem Mahnmal sein was in der Schweiz passieren würde, würden Levrats oder auch die grünen Kameraden an die Macht kommen.


    Wenn die Sozialisten sich in der Sahara niederlassen würden, würde in eine paar Jahren Sand Mangelware sein.

  • Dass das Land vor die Hunde geht war schon vor einem Jahr klar, als ich dort war. Unterm Strich ist es einfach ein vollkommen unfähige und korrupte Regierung mit diktatorischen Zügen, in diesem Beispiel halt auch mal außerhalb Afrikas. Das Problem ist, dass die systematische Zerstörung der eigenen Wirtschaft 15 Jahre gedauert hat. Das ist von der Perspektive her schlimmer als z.B. Deutschland, das 1945 in Trümmern lag. Selbst wenn heute eine gute Regierung käme muss man quasi alles wieder neu aufbauen. Es gibt Millionen Venezolaner die in vollkommen unproduktiven Tätigkeiten stecken und kompetente Leute in ehemals funktionierenden Unternehmen wurden beseitigt. Dazu kommt der massive Vertrauensverlust ausländischer Investoren.


    Man kann den Leuten nur wünschen, dass sie die Regierung ohne Bürgerkrieg los werden können und sich dann von ganz tief unten aus dem Tal wieder hocharbeiten können.


    Ob das gelingen kann mit Millionen von Leuten die in den Staatsbetrieben nun 15 Jahre lang das Arbeiten verlernt haben wird sich zeigen.


    Für mich war noch interessant, wohin "kostenlose" Ressourcen führen. Als ich dort war kosteten 100(!) Liter Benzin 0,04 US$, Wasser und Strom waren quasi kostenlos. Entsprechend wurde damit umgegangen und entsprechend waren dann auch die "Investitionen" in die Infrastruktur. Die Dürre mag das Problem verschärft haben, aber die Folgen waren so oder so unvermeidbar.


    Ich bin froh, im letzten Jahr noch dort gewesen zu sein obwohl es da auch schon reichlich Reisewarnungen gab. Von der Natur her ist es ein extrem vielseitiges und phantastisches Land und die meisten Leute mit denen wir zu tun hatten waren keineswegs "anti westlich", wie man sich das vielleicht vorstellen mag. Den meisten war vollkommen klar, dass ihr Land zugrunde geht.


    MfG

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.


  • Ich hoffe nicht das es eine noch mehr sozialistische Wendung gibt. Vielleicht war das früher mal der richtige Weg aber ich glaube wir müssen wieder zu alten Werten zurückfinden. Das denke ich oft wenn ich an die verkorkste Jugend von heute denk für die nur noch Iphones und schminken mit 12 und bauchfrei ist wichtig dabei aber nicht mal ein Satz korrekt schreiben können geschweige denn Allgemeinbildung. Oder ich bin mit 26 Jahren Lebenszeit einfach ein alter Sack geworden ...
    Aber ich schweife hier von Thema ab

    Hope for the best, prepare for the worst

  • @ Filter
    Das hab ich mit meinen ü 35 schon von deiner Generation gedacht :winking_face: nein quatsch. Ich bin im Prinzip deiner Meinung aber das schöne an der Jugend ist das man blauäugig sein darf und eben naiv. Sprich seine Fehler machen. Wer aber hier komplett falsch läuft ist unsere Generation. Wir stehen nicht mehr für Werte (ausser Materielle) ein. Wir sehen unsere Jugend nicht mehr als unser gut für die Zukunft und behandeln sie auch nicht mehr so. Zudem hat es in jeder Generation diese Verschiebung gegeben. Und die Heutige Jugend ist nicht besser oder schlechter als die Alte. Nur sind die Perspektiven viel schlechter als auch schon. Zudem haben die Jungen auch wenig Vorbilder. Was wird ihnen als Vorbild gegeben? Wer sind die grossen Stars die wir ihnen Präsentieren ( wir = Gesellschaft ) Ich sehe bei vielen Jugendlichen dass sie gerne übers Leben lernen und was wichtig ist etc.
    Aber wie gehen wir mit unseren Eltern und Grosseltern um? Ist das nicht ein Zeichen für die Jungen?
    Kurz ich finde es Falsch die Jungen in diesen Topf zu werfen wenn wir im Prinzip das Problem sind.

  • Zitat von Redair;275060

    @ Filter
    Das hab ich mit meinen ü 35 schon von deiner Generation gedacht :winking_face: nein quatsch. Ich bin im Prinzip deiner Meinung aber das schöne an der Jugend ist das man blauäugig sein darf und eben naiv. Sprich seine Fehler machen. Wer aber hier komplett falsch läuft ist unsere Generation. Wir stehen nicht mehr für Werte (ausser Materielle) ein. Wir sehen unsere Jugend nicht mehr als unser gut für die Zukunft und behandeln sie auch nicht mehr so. Zudem hat es in jeder Generation diese Verschiebung gegeben. Und die Heutige Jugend ist nicht besser oder schlechter als die Alte. Nur sind die Perspektiven viel schlechter als auch schon. Zudem haben die Jungen auch wenig Vorbilder. Was wird ihnen als Vorbild gegeben? Wer sind die grossen Stars die wir ihnen Präsentieren ( wir = Gesellschaft ) Ich sehe bei vielen Jugendlichen dass sie gerne übers Leben lernen und was wichtig ist etc.
    Aber wie gehen wir mit unseren Eltern und Grosseltern um? Ist das nicht ein Zeichen für die Jungen?
    Kurz ich finde es Falsch die Jungen in diesen Topf zu werfen wenn wir im Prinzip das Problem sind.


    Haha ja das glaube ich dir^^ Generation Porno, glaub so nennt man meine :grosses Lachen: (Oder wars schonwieder Generation Y? ^^)


    Ja bestimmt sind auch wir Schuld, schliesslich sind sie ein Produkt unserer Welt zu dem wir sie machen.


    Aber wir müssten dafür einen eigenen Thread aufmachen sonst reissen wir Venezuela hier noch ganz auseinander :lachen:

    Hope for the best, prepare for the worst

  • Zitat von Cephalotus;275047


    Für mich war noch interessant, wohin "kostenlose" Ressourcen führen. Als ich dort war kosteten 100(!) Liter Benzin 0,04 US$, Wasser und Strom waren quasi kostenlos. Entsprechend wurde damit umgegangen und entsprechend waren dann auch die "Investitionen" in die Infrastruktur. Die Dürre mag das Problem verschärft haben, aber die Folgen waren so oder so unvermeidbar.


    ... was mich zu dem alten ausgelutschten Drops "was nichts kostest, ist nichts wert" führt.


    Derartige Preise sind fernab jeder realistische Marktvernunft. Auch für einen sozialistischen Staat. Ich bin ja auch der Ansicht, dass niemand sich Gedanken darüber machen müssen sollte, wie er sein Obdach im Winter beheizen soll, wie er sein Essen kochen soll und dass jeder Mensch Zugang zu sauberem Trinkwasser haben sollte, ohne dafür ein Vermögen hinlegen zu müssen. Aber 4 Cent für 100 Liter Benzin und Wasser bzw. Strom auch quasi kostenlos... Das lädt tatsächlich dazu ein, Ressourcen unnötig zu verschwenden. Sprich: zum Beispiel "stundenlang" Duschen und dabei schon mal aus Prinzip das Wasser einfach laufen zu lassen. Oder Wasserrohre erst zu reparieren, wenn auf der anderen Seite gar kein Wasser mehr ankommt und nicht, wenn das Rohr bereits leckt...

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


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