Terrorangriff Lehrfilm für Kinder?

  • Hi,


    ein Bild sagt mehr als 1000 Worte und ein Film nochmal mehr.
    Ich habe das Thema, mit meinen Kindern besprochen aber als kindgerechter Lehrfilm, der ansatzweise in diese Richtung geht, habe ich nur aus den 50ern die "Duck and Cover"-Filmchen gefunden.


    Ach ja, die kann ich übrigens empfehlen. Erwachsene lachen da drüber, aber auf Kinder macht das mehr Eindruck, als ich erwartet hätte.


    Was würdet Ihr als Terrorangriff Lehrfilm für Kinder empfehlen?



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Hallo Opa,


    musste bei deiner Überschrift schon an "Duck and Cover" denken. :grosses Lachen:


    Ich denke, man könnte und müsste einen Film relativ realitätsnah produzieren. Heute ist die Medienkompetenz von Kindern sehr ausgeprägt und auch Kinder kommen mit drastischeren Bildern und Themen besser zurecht als früher. Wenn ich daran denke, was im Internet in meiner Jugend vor 10-15 Jahren so alles zugänglich war, und wie leicht es Kinder heute haben, muss man nicht viel auf "Kinderverträglichkeit" achten.
    Auch, aber nicht nur, weil es für so einen Film ja um das Thema des Kindes allein geht. Wenn das Kind alt genug ist, um allein in der Stadt zu sein etc. (also wirklich Stadt wie Dortmund/Köln/Berlin etc.), dann ist es auch alt genug für einen großen Teil der Wahrheit. Man muss den Film nicht mit Gore und Splatter (wem das was sagt) ausschmücken, aber man muss meiner Meinung nach auch nichts beschönigen.
    Ist das Kind zu jung dafür, dann ist es idR noch immer "beaufsichtigt", in Schulen und Kindergärten oder eben von Eltern etc., und da hören Kinder eh auf die Erwachsenen (im Idealfall). Und ansonsten... dass Kinder vor bösen Menschen weglaufen sollen und sich bei Helfern und Rettern in Sicherheit bringen sollen, bringt man denen ja eh immer bei. Und ist leider auch keine 100% Sicherheit, siehe Oslo/Utoya, als Breivik in Polizeiuniform kam.


    Ich finde folgende drei Videos an sich recht gelungen, Achtung, eben wie oben gesagt wenig geschönt aber auch eben nicht zu reisserisch. Aber eben so, dass es der heutigen Generation und damit auch den Kindern Aufmerksamkeit entlockt:


    https://www.youtube.com/watch?v=DFQ-oxhdFjE


    https://www.youtube.com/watch?v=9Z9zkU--FLQ


    https://www.youtube.com/watch?v=5VcSwejU2D0


    So long, hoffe die Videos verstoßen nicht gegen irgendwelche Regeln - ich meine, sind immerhin offen auf YouTube zugänglich.


    Gruß


    Avesjünger

  • Verdammt, weit haben wir's gebracht, dass wir unseren Kindern das richtige Verhalten beibringen müssen, weil man auch sie töten will. Ich bin mir leider sicher, dass es in Folge dieser verdammten pc aber noch lang keine realistischen "Aufklärungs"- Filme geben wird. Muss mal einen israelischen Kumpel fragen, wie sie es in einem Land angehen, wo sie täglich mit arabischem Terror zu tun haben.

  • Also ehrlich...


    Ein Kinder-Anti-Terror-Lehrfilm?
    (Ich muss mich da auch gleich fragen, wie du die sexuelle Aufklärung lösen willst...?)


    Ich will mich nicht als den über-Pädagogen oder Vater-des-Jahres darstellen, aber meine Überzeugung ist, dass man besser einmal "per Zufall" die Nachrichten einschaltet, wenn etwas geschehen ist. Dann werden die Fragen von ganz alleine kommen und man kann mit den Kindern darüber sprechen. Jedenfalls lief das bei meinem Sohn (8 Jahre alt) beim Bataclan-Angriff so ab.


    Wenn man den Kindern einfach mal sagt "So, komm... Wir schauen jetzt einen (Aufklärungs-)Film zusammen an", dann werden die sich doch fragen, weshalb der Papa dies einem zeigt und weshalb er ihnen Angst machen will. Denn Angst werden die Kinder bekommen, egal wie geschönt so ein Film ist.


    Ist aber nur meine persönliche Meinung...

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Danke, Chuck. Als ich neulich das Bild des Mädchens sah, das auf der Toilettenbrille stand und sich still an der Wand fest hielt, weil die das im Kindergarten üben, um bei Amokläufen zu überleben, dachte ich mir: Innocence Lost. Das tue ich meinem Kind nicht an, nicht in dem Alter. Deswegen bin ich auf's Land gezogen, da ist es etwas ruhiger.


    Lehrfilme würden mich auch nicht der Verantwortung entheben, selbst zu erklären und vor allem zu trösten.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Obwohl wir auch auf dem Land wohnen und es "etwas ruhiger" haben, sollten wir die Kinder jedoch nicht vor der Welt verschliessen.
    Ich persönlich finde es wichtig, dass meine Kinder wissen, dass nicht alle Menschen auf diesem Planeten das Glück haben, in welchem wir leben.
    Wir haben genügend zu essen, Kleidung, ein Dach über dem Kopf und (für mich der grösste Luxus) wir können es uns leisten, dass meine Frau nicht arbeiten muss und sich vollumfänglich für die Kinder da sein kann.


    Aber ihnen muss klar sein, dass dies alles nicht selbstverständlich ist und da gehört das Bewusstsein, dass der Terrorismus in manchen Gegenden stark vertreten ist, auch dazu.


    Edit: Mist! Das habe ich komplett falsch formuliert.


    1. Wollte ich dir, StefanS, nicht unterstellen, dass du deine Kinder vor der Welt verschliesst.
    2. Wollte ich den Terrorismus nicht als etwas alltägliches und unvermeidbares abtun.
    3. Wollte ich nicht den Anschein erwecken, dass ich meinen Kindern die ganze Brutalität des Terrors ungefiltert zeige und sie so in einen dauerhaften Angstzustand versetzen will.

    Heute ein guter Plan ist besser als morgen ein perfekter Plan.

    -George S. Patton-

  • Neulich kam in einer TV-Talkrunde (ich glaube Maischberger) im Zusammenhang mit dem Müncher Amoklauf der Vorschlag sowas Terrorlagen-Kurse aufzumachen. Also: wie verhalte ich mich in einer Terror-Großlage. ...um die Bevölkerung vorzubereiten...


    Das würde sicher Themen ansprechen, wie Flucht oder Hilfe oder wie komme ich bei blockierten Verkehr nach Hause. Was mache ich wenn ich nicht nach Hause komme. Ein anders schönes Thema wäre auch: Sind quasi-live-Handyfilme wertvolle Zeitdokumente für die privaten Fernsehsender oder Gafferei.


    Ich stehe dem etwas zwiegespalten gegenüber. Mehr Pfadfinder/freiwillige Feuerwehr/Erste Hilfe/Kastrophenschutz im Bewusstsein der Allgemeinheit wäre sicher ein großer Fortschritt, aber ich habdie Befürchtung dass solche Kurse eher die positiven Vorbreitungen für Notfälle zugunsten einer negativen Grundterrorstimmung verarbeiten. Ich denke dass die vorgenannten positiv besetzten Organisationen deutlich mehr erreichen, als angstbesetzte Terrorkurse.


  • Das mit dem Hinweis auf die Fernseh-Nachrichten als "Lehrfilm" ist eine coole Idee.


    Da kann man dann auch noch gleich zeigen, wie der gleiche Vorfall bei verschiedenen Sendern kaum wiedererkennbar unterschiedlich berichtet wird. (z.B. Ali S. = David S.)




    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Ich denke Kinder sollte man damit noch nicht belasten, vielelicht aber schon andere Lebensrisiken ansprechen. Ich kann mich heute noch an das Bild einer Raucherlunge erinnern, das mir in der Grundschule gezeigt wurde. Ich bin daher nie Raucher geworden.
    Auch vernünftige Ernährung, Freude am Sport, Verhalten im Straßenverkehr, Umgang mit Mobbing, etc sind Themen die man Kindern als Überlebenshilfe durchaus auf den Weg geben kann.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ich hab zwar keine Kinder und möglicherweise wird mir der eine oder andere darum die Kompetenz absprechen, mich zu dem Thema zu äußern. Ich hatte aber viel und engen Kontakt zu meinen Neffen und Nichten, solange sie noch bei meinen Geschwistern mit im Haus lebten. Vollkommen ahnungslos bin ich daher nicht, denn ich hab meine Neffen und Nichten von der Wiege bis zum Studium aufwachsen sehen und war auch in der Erziehung mit involviert. Von meinem Pädagogik-Studium ist auch noch ein klitzeklein wenig hängen geblieben.


    Das gemeinsame Ansehen der Nachrichten, das kindgerechte Erklären der Zusammenhänge und wie man sich in bestimmten Situationen verhalten sollte, halte ich für unbedingt notwendig - zumal in diesen unruhigen und unsicheren Zeiten.


    Was aber gerade zur Vorbereitung auf mögliche gefährliche Situationen in meinen Augen ganz besonders wichtig ist, ist, den Kindern deutlich zu machen, dass es Gefahrenmomente gibt, in denen Kinder sofort, ohne Zögern, auch bei absolut null Bock oder null Einsicht, null Verständnis dafür, was gerade eigentlich passiert, ihren Eltern oder sonstigen Authoritätspersonen / Erwachsenen gehorchen müssen. Es gibt einfach Situationen, in denen keine Zeit ist, oder sonstige Umstände verhindern, dass man erst mal alles "im Stuhlkreis ausdiskutiert", oder dass man lange um Einsicht werben muss. Das gilt es, den Kids zu erklären und das gilt es auch, mit ihnen zu trainieren, damit sie beispielsweise an der Stimmlage oder an der Wortwahl der Eltern sofort erkennen, wann so ein Moment gekommen ist, der sofortigen, diskussionlosen Gehorsam gegenüber den Eltern oder bestimmten anderen Personen zwingend notwendig macht.

  • Hallo Cephalotus, hallo zusammen,


    Zitat von Cephalotus;281932

    Ich denke Kinder sollte man damit noch nicht belasten...


    da bin ich anderer Ansicht, es lässt sich (meiner aktuellen Erfahrung nach) gar nicht vermeiden das Kinder was mitbekommen bzw. damit konfrontiert werden: am Freitag hat unser ältester (7 1/2 Jahre) auf dem Heimweg im Autoradio von dem Münchner Amoklauf gehört (zu dem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass es ein einzelner Täter und wohl ein Amoklauf und kein Terroranschlag war), daraufhin war "etwas" verunsichert, als er am nächsten Morgen gehört hat, dass der Täter sich erschossen hat hat er sich wirklich gefreut - dies bedurfte schon einer Aufarbeitung.
    Bei dem 4 Jährigen sieht es etwas anders aus, der kriegt das zum Glück noch nicht richtig mit, und den halten wir auch raus.


    Ich habe mit dem Großen schon nach den Anschlägen von Paris (als Anlass in Vorbereitung auf den Besuch eines Länderspiels) besprochen wie er sich zu verhalten hat wenn ich ihm bestimmte Schlüsselwörter zurufe bzw. bestimmte Dinge in der Umgebung passieren, und dies teilweis auch durchgespielt.


    Bei den anderen Ausagen:

    Zitat

    Auch vernünftige Ernährung, Freude am Sport, Verhalten im Straßenverkehr, Umgang mit Mobbing, etc sind Themen die man Kindern als Überlebenshilfe durchaus auf den Weg geben kann.


    stimme ich Dir absolut zu, die Gefahren z.B. im Straßenverkehr sind ja doch um Klassen höher als Opfer eines Anschlags/Amoklaufs zu werden, natürlich wird dies auch thematisiert.


    Gruß,
    Paddy

  • Zitat von Cephalotus;281932

    Ich denke Kinder sollte man damit noch nicht belasten, vielelicht aber schon andere Lebensrisiken ansprechen.
    ...


    Bitte sprich für Deine Kinder, und womit Du sie belasten oder nicht belasten willst. Deine Gene, Deine Entscheidung.


    Aber ich gebe Dir zum Teil recht, es gibt selbstverständlich viele andere Lebensrisiken.
    Eine Der wichtigsten fehlt in Der Aufzählung: Falsche Propheten.
    Und da sind Erwachsene oft anfälliger als Kinder.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem