Taschenkettensäge, Selbstbau

  • Wie auf dem Wintertreffen 2010 versprochen habe ich mich mal mit meinem guten Kumpel Manfred, der mir im Holz hilft / dem ich im Holz helfe zusammengesetzt und seine Werkstatt durcheinander gebracht.

    Ziel war die billige Herstellung einer leistungsfähigen Zugsäge aus global verfügbaren Bauteilen. Hier ist das Rezept, das Ergebnis ist sehr schnittfähig und extrem klein und handlich. Ich bin ganz zufrieden. Einziges Manko: Serienfertigung wird es nicht geben, das Nieten nimmt zu viel Zeit in Anspruch, um ökonomisch zu sein. Aber Einzelstücke wird es geben... :)

    Man nehme (Bild 1):

    -eine Kettensägenkette von Oregon, 91VG046E, 46 Treibglieder, 3/8 Zoll, für 1,3 mm Schiene (ich hatte eine mit herausgebrochenem Zahn, daher: Kosten Null). Natürlich geht auch jede andere Kette, aber dieser Typ ist genau lang genug, hat die richtigen Zähne und ist günstig.

    - zwei Schlüsselringe aus Stahl, möglichst massiv (Kellerfund, Kosten Null)

    - eine alte Bandschlinge, abgelegt wegen Säureschaden (Kosten Null)

    Im schlimmsten Fall kostet die Sägekette 14 Euro, den Rest kann man frickeln.

    Man teile (Bild 2):

    Die Sägekette in Abschnitte von je zwei Schneidgliedern, indem man die Nieten an den gelb gekennzeichneten Stellen herausdrückt. Das geht nur mit Spezialwerkzeug, hier ist Netzwerken gefragt! :) Dann wird jeweils jeder zweite Abschnitt herumgedreht, so dass die Zähne 1 und 2 nach rechts, die Zähne 3 und 4 nach links, die Zähne 5 und 6 nach rechts und so weiter zeigen. Das bedingt, dass die Kette in beide Richtungen hobelt. Die Kettenteile nietet man mit Verbindergliedern wieder zusammen (ebenfalls Spezialwerkzeug!)

    Unten im Bild sieht man die Originalkette, oben die Kette in der neu vernieteten Fassung. Deutlich zu erkennen die Treibglieder, die an den Verbindungsstellen gegenläufig sind.

    Man ziehe (Bild 3):

    die zwei Schlüsselringe durch die letzten Treibglieder der Kette. Diese ist jetzt etwa 95 cm lang.

    Man trenne (Bild 4):

    mit Hilfe einer Lötpistole zwei etwa 35 cm lange Stücke aus der Bandschlinge. Alternativ tut's auch Gurtband, Hauptsache, Kunststoff und weich genug.

    Man vernähe (Bild 5):

    das Gurtband oder die Bandschlingenstücke um die Schlüsselringe, überlappend wir dargestellt. Dabei 2 mm Breitnaht mit gutem Kunststoffgarn (Drachengarn) nutzen, zweimal quer, zweimal diagonal (wie das Haus vom Nikolaus).

    Das sieht dann so aus (Bild 6).

    Man greife zum sägen(Bild 7):

    die fertige Säge so wie dargestellt. Die Finger müssen keine Kraft ausüben, die Belastung liegt direkt auf den Handgelenken.

    Das Ergebnis (Bild 8).

    Erklärter FDGO-Fan

  • Test (Bild 9): 20 Züge. Die Tiefenbegrenzer sind nicht verändert worden, insofern ist die Spandicke um die 0,6 mm. Damit ist der Zug gleichmäßig und hakt nicht. Mehr Spanabtrag würde höhere Kraft benötigen, also Finger von den Tiefenbegrenzern lassen! Die Kette ist mit einer handelsüblichen Rundfeile 3,8 mm im 30-Grad-Winkel nachschärfbar.

    Die fertige Säge (Bild 9) passt in eine Hand und wiegt 175 Gramm.

    Erklärter FDGO-Fan

  • Gerne! Nachdem wir heute einen Baum in 4 statt 8 Stunden abgetragen haben, war mir einfach langweilig... :face_with_rolling_eyes:

    Ich sehe mal, dass ich noch ein paar zurechtgemacht kriege bis zum Sommertreffen - aber das muss ich bei Manfred immer dazwischen schieben, wir haben beide sehr unterschiedliche Dienstpläne.

    PS: Danke für die Stichworte! Hatte ich total vergessen! :)

    Erklärter FDGO-Fan

  • Sau Geil. Ihr kommt echt auf die tollsten Ideen. Danke.
    Gruß
    derherzog:winke:

  • Zitat von StefanS;25891

    'n atomgetriebener HSP-Muli! :grosses Lachen:


    Nö, wir arbeiten mit Flux-Kompensatoren. :grosses Lachen: Aber die Säge ist wirklich saubere Arbeit, Hut ab!

  • Wow
    diese Taschenkettensäge hat eine 1mit Sternchen verdient. Super Teil ich verbeuge mich vor Dir. (Schleimmodus aus):face_with_rolling_eyes:

    Ne im ernst, Super Sache mit den Bildern das alles so Darzustellen das es leicht verständlich ist.
    Interesse hätte ich schon.

    LG hammer:winke:

  • Techniker, danke für den Artikel!

    @ all: ich versuche, über die Monate verteilt ein paar fertig zu machen. Spätestens September gibt´s dann Tauschware. :winke:

    Erklärter FDGO-Fan

  • Zitat von StefanS;25863

    Die Finger müssen keine Kraft ausüben, die Belastung liegt direkt auf den Handgelenken.


    Der für mich entscheidende Part kommt zum Schluß. Hört sich nach ergonomischem Muskeltraining für Schultern und Rücken an :lachen:, insgesamt ein tolle Idee der Resteverwertung.

  • Ich hab mir mal eine Drahtsäge gekauft,allerdings geht das mit den Ringen nicht,da dir nach 30 Sekunden die Finger wehtun.
    Hab dann einfach Bänder an beide Seiten geknotet und fertig :)

  • Wow, respekt!
    Ich hab ja schon von diesen Drahtsägen und "Taschenkettensägen" gehört aber das man die selber machen kann ..., danke für die Anleitung! ... Das es auch noch funktioniert und sicherlich X-Mal stabiler ist als gekauft...


    Wir haben zu unserer Kettensäge zu Hause 5 Ketten, 2 werden demnächst eigentlich weggeworfen... und ich weiß auch wo ich Werkzeug zum Nieten herbekäme, kostenlos. :grosses Lachen:

    Gruß David

  • Diese kette habe ich schon in diversen Geschäften gesehen kostet über 30 euro


    Aber dieses How to werde ich mal durch setzen ketten habe ich genug um das zu bewerkstelligen

  • Nicht schlecht nicht schlecht


    Wollte schon immer mal eine "Taschen-Stihl", werde es demnächst mal selber probieren..............


    Um die Nieten rein und raus zu drücken müsste doch auch ein Kettennietdrücker für die Velokette gehen oder? Splintentreiber ist zwar auch eine Möglichkeit aber einmal falsch geschlagen und das Kettenglied ist verbogen, weiss ich aus eigener Ungeschicktheit beim Velo, musste dann zwei Nieten ersetzen bääh. Wobei beim handbetrieb eine Ungenauiogkeit von eins zwei zehntel mm keine Rolle spielt.


    Wünsche aber allen trotzdem happy sawing...........


    TTFN aus dem Toggenburg


    Jürgen

  • Ich wollte mir diese Säge auch nachbauen ,


    alles soweit kein Problem, aber ich bekomme
    nirgends so ein Nietgerät zum lösen und wieder
    vernieten der Kette, ebenso wenig wie ich solche
    Verbindungsglieder bekomme


    Hat dazu jemand ne Bezugsadresse, selbst mein
    Kettensägenhändler hat mich angesehen, als hätte
    ich seinen Hund gefressen ?


    Grüße


    Eugen j.keusen


    P.S: Alternativ: wo gibts die Säge denn fertig zu kaufen ?