• Tach zusammen,


    Es kann sicher nicht schaden, wenn sich jeder Interessierte seine eigene kleine Samenbank (für Pflanzen) anlegt. Vorwiegend sollten samenfeste, also Samen in die Lagerung übernommen werden, die nicht durch Genmanipulation oder Hybrid-Züchtungen verdorben wurden.


    Meine Sammlung umfasst derzeit schon über 100 verschiedene Samen und ich habe erst letztes Jahr angefangen zu sammeln. Der eine sammelt halt Briefmarken oder Ü-Eier-Figuren, ich sammle Samen. :)


    Von Vorteil wäre dann ein entsprechender Tausch untereinander. Durch den Abgleich der einzelnen Samenlisten könnte man schauen, was der Gegenüber so feines am Lager hat. Das bringt mich zur Frage: Für jede Kleinigkeit hat es eine Software. Gibt es auch eine (erschwingliche) brauchbare, für die Verwaltung der eigenen Samenbank? Bisher mache ich das mit Excel. Dabei habe ich folgende horizontale Spaltenaufteilung:
    (Pflanzen)Familie, Deutsche Namen, Botanischer Name, Selbst- oder Fremdbefruchter, Vermehrung generativ oder vegetativ, Vermehrung einjährig oder zweijaährig, Verkreuzungsgefahr mit, Mindestanzahl der Samenträger (für einen Neuanbau und erneute Auslese), Lebensdauer der Samen, Keimdauer, mindest-Isolierabstand zwischen unterschiedlichen Pflanzen, weitere Vorschläge?


    Bei der Lagerung achte ich darauf, nur absolut trockenes Saatgut in Papier oder Plastikbeuteln zu versenken, entsprechend zu beschriften (Jahr der Ernte, Herkunft, Name) und diese in normale Schraubgläser einzulagern. Danach werden sie dunkel bei Raumtemperatur deponiert. Kühlschranktemperaturen oder eingefrorenen Samen wäre sicher eine bessere, weitere Aufbewahrungsmöglichkeit, aber ein Großteil der Samen ist auch ohne Kühlung über mehrere Jahre haltbar, sofern die Keimruhe nicht gestört wird.


    Ein Fachbuch gibt es dazu auch. Handbuch Samengärtnerei nennt sich das Teil. Es wurde von Andrea Heistinger, der Arche Noah und der Pro Specie Rara verfasst und gilt sozusagen als Standartwerk auf diesem Betätigungsfeld.

    Wer sich in die Natur begibt, der lernt beim allerbesten Meister! (Erwin Thoma)

  • Hallo Andi, hallo Handyman!


    Danke für eure Antworten. Tja wenn mein "Slogan" hier nicht rein passt, muß ich mir wohl einen neuen ausdenken. :peinlich: Ober es is hald echd so bai uns, fuichbaar, lauder Bessimistn.:grosses Lachen:
    Aber das nur nebenbei...


    Tja die Sache mit dem Einschweißen klingt wirklich gut, Andi - Danke für den Tip! Was mir persönlich aber sehr wichtig ist, ist, daß man die "Schatzkiste" mit den Samen anlegt und dann einfach "vergessen" kann. Hm, ich denke das hat was mit den Erwartungen des möglicherweise bevorstehenden Szenarios zu tun. Ich denke eben in Richtung "jetzt" und "Neuzeit". Weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll, vielleicht, daß es irgendwann mal "an drümmer Schlooch dud" und dann erst kram ich meine "Schatzkiste" wieder raus.
    Bei Deiner Methode muß, wie Du ja selbst bemerkt hast, quasi eine Rotation in bestimmten Intervallen erfolgen. Also weniger, was ich anstrebe...


    @Handyman
    Wenn Du von dieser Methode noch nix gehört hast wundert mich das eigentlich nicht. Ich nämlich auch nicht. :lachen: Aber egal, ich denke, man sollte es versuchen. Normales Kerzenwachs schmilzt früher, ja, aber es ist nicht antiseptisch. Dafür würdest Du dann eine "EM" Behandlung machen? Was ist damit gemeint?
    Falls Du diesen Artikel noch findest - der würde mich auch brennend interessieren. Auch, wie Du mit Deinen Experimenten vorankommst/abschneidest.


    Liebe Grüße,
    Bluesax

  • Zitat von bluesax;65885


    @Handyman
    Wenn Du von dieser Methode noch nix gehört hast wundert mich das eigentlich nicht. Ich nämlich auch nicht. :lachen: Aber egal, ich denke, man sollte es versuchen. Normales Kerzenwachs schmilzt früher, ja, aber es ist nicht antiseptisch. Dafür würdest Du dann eine "EM" Behandlung machen? Was ist damit gemeint?
    Falls Du diesen Artikel noch findest - der würde mich auch brennend interessieren. Auch, wie Du mit Deinen Experimenten vorankommst/abschneidest.


    Liebe Grüße,
    Bluesax


    Servus Bluesax!


    Dann bin ich wohl schon selber einmal auf diese Idee gekommen, hatte früher eine Zeit, wo ich extrem viele Versuche gemacht habe.
    Besonders bioenergetische Versuche haben sich sehr positiv bemerkbar gemacht, weiß aber nicht recht, ob so "esoterische" Dinge hier erwünscht sind.
    Deshalb habe ich es hier auch nie erwähnt. Aber ich mache gerade Versuche mit ein paar Jahre altem Saatgut (bis 10 Jahre).


    Sollte ich damit Erfolg haben, werde ich es sicher posten.

    EM sind effektive Mikroorganismen
    , von deren Wirkungsweise ich absolut überzeugt bin.
    Ich habe schon 40 m3 Gülle damit behandelt, mit sehr gutem Erfolg. Der eklige Gestank war praktisch weg. Die Düngewirkung enorm.
    Und es gibt auch Professoren an der BOKU Wien, die sehr wohl der Ansicht sind, dass das kein Humbug ist. Habe selber mitgewirkt, Versuchsmöglichkeiten und Kontakte zu knüpfen. Und ich habe Seitenweise "wissenschaftliche" Versuchsanordnungen gelesen, deren Aufbau so dilettantisch war, dass nur ein negatives (erwünscht?) Ergebnis raus kommen konnte.


    Also: Egal, was ihr an Kritik lest: Die Sache funktioniert einwandfrei und kann nur durch unsachgemäße Anwendung scheitern. Alles andere ist Desinformation von bestimmten Lobbies. Man beachte immer das Sponsoring!


    Infos zu EM


    LG


    handyman


    PS: falls ich den Artikel nochmals entdecke über die spezielle Behandlungsmethode, lass ich es Dich wissen!

  • Hallo Buchkammer!


    Vieln Dank für den Buchtip!


    Zitat von Buchkammer;65884

    Ein Fachbuch gibt es dazu auch. Handbuch Samengärtnerei nennt sich das Teil. Es wurde von Andrea Heistinger, der Arche Noah und der Pro Specie Rara verfasst und gilt sozusagen als Standartwerk auf diesem Betätigungsfeld.



    Aber welches der beiden meinst Du? Das jüngere ist offensichtlich weniger umfangreich, dafür möglicherweise aktueller. Bin da etwas unschlüssig.


    http://%22http//www.amazon.de/…2%22&tag=httpswwwaustr-21


    oder


    http://%22http//www.amazon.de/…4%22&tag=httpswwwaustr-21


    Gruß, Bluesax

  • Hoi Bluesax,


    Ersteres habe ich gemeint, also das für 29,90 €. Am besten in dieser neuesten Auflage von 2010.


    Das andere Handbuch Bio-Gemüse für 39,90 € ist aber ebenfalls empfehlenswert und steht auf meiner to buy Liste.

    Wer sich in die Natur begibt, der lernt beim allerbesten Meister! (Erwin Thoma)



  • Hallo Bluesax!


    Nun hab ich den Hinweis endlich gefunden:


    Zitat

    Dafür lösen wir 25 Gramm Kalziumchlorid in 75 Gramm auf 160° C erhitztes Glycerin. Wir geben das Saatgut in diese Mischung und erwirken damit eine Art "Hyper-Schnell-Trocknung" der Samen.

    Von: http://www.tropica.de/content-78-keimfaehigkeit.html


    LG


    handyman

  • 160°C ?


    sorry hört sich nach frittieren an, dass dem genetischen Material des Samens nicht unbedingt gut tut....

  • Zitat von Techniker;66153

    160°C ?


    sorry hört sich nach frittieren an, dass dem genetischen Material des Samens nicht unbedingt gut tut....


    Servus Techniker!


    Scharf beobachtet und danke für den indirekten Tipp mit der Fritteuse :face_with_rolling_eyes:


    Ich habe die Firma angeschrieben, mal schauen, ob sie bereit sind, mir genauere Infos zu geben. Die Hitzeeinwirkung finde ich auch extrem, aber möglich, ist eine Frage der Zeit und sicher auch der Beschaffenheit der Samen. Das Saatgut von der Firma ist in Topqualität, könnte nicht meckern.


    Und das Haltbarkeitsdatum mit 2013 ist doch großzügig berechnet, letztes Jahr gekauft, Abfülljahr leider nicht angegeben. Natürlich weiss ich, dass man keine Garantieansprüche stellen kann, wenn die Keimfähigkeit während dieses Zeitraums nicht mehr gegeben ist. Papier ist ja geduldig.


    Wenn ich was interessantes darüber erfahre, melde ich mich wieder.


    LG


    Handyman

  • "Hyper-Schnell-Trocknung" von Saatgut



    Servus Foris!


    Ich habe gestern noch mit besagter Firma wegen der "Hyper-Schnell-Trocknung" Kontakt aufgenommen und erhielt heute folgende Antwort:


    Zitat

    Sehr geehrter Herr xxxxxx,


    wir haben Ihre Anfrage an unseren Botaniker weitergeleitet und bitten
    um einige Tage Geduld bezüglich der Antwort.


    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr xxxxxx Team


    Sobald ich neue Infos bekomme, werde ich es Euch wissen lassen und falls es machbar ist, werde ich eigene Versuche mit diesem Verfahren machen.



    LG


    Handyman

  • Servus!


    Nun, was sagt er, der Botaniker? Haben sie noch nicht geantwortet, Handyman? 160°C find ich auch weng heftig, aber vielleicht kommts ja wirklich auch auf die Zeitspanne an...


    Mir ist in diesem Zusammenhang noch ein anderer Gedanke gekommen:
    Wenn man Saatgut in ein Gefäß gibt, welches über eine gewisse Zeit mit Ozongas geflutet wird, hat man garantiert alle Bakterien, Viren und Pilze vernichtet. Aber das ist nicht die Frage, die lautet nämlich: Ist dann mein Saatgut noch zu gebrauchen??!! Trotzdem denke ich, das der Ansatz nicht zu unterschätzen ist. Wenn das Saatgut erst mal (annährend) steril ist...


    Ich denke ich werde mich zusätzlich mal mit der erzeugung von Ozon befassen.:)


    Gruß Bluesax

  • Zitat von Buchkammer;65884

    Tach zusammen,


    Es kann sicher nicht schaden, wenn sich jeder Interessierte seine eigene kleine Samenbank (für Pflanzen) anlegt. Vorwiegend sollten samenfeste, also Samen in die Lagerung übernommen werden, die nicht durch Genmanipulation oder Hybrid-Züchtungen verdorben wurden.


    Meine Sammlung umfasst derzeit schon über 100 verschiedene Samen und ich habe erst letztes Jahr angefangen zu sammeln. Der eine sammelt halt Briefmarken oder Ü-Eier-Figuren, ich sammle Samen. :)



    Du erwähnst genau das Problem. Das meiste kommerziell erwerbbare Saatgut sind sogenannte F1-Hybriden (F1 steht für die "Filialgeneration1", also die erste Nachfolgegeneration).


    Dabei wird der sogenannte "Heterosiseffekt" ausgenutzt: Wenn man zwei durch gezielte Inzucht praktisch reinerbige (homozygote) und durchweg schwächliche und ertragsarme Inzuchtlinien kreuzt, erhält man in der ersten Filialgeneration kräftige und ertragsstarke Pflanzen. Nur: Wenn ich von dieser ertragsstarken F1-Generation Samen gewinne, entwickeln diese (die F2-Generation) durchweg wieder die nachteiligen Eigenschaften der ursprünglichen Inzuchtlinien. Also keine nachhaltige Samenbank.


    Samen von alten Sorten, die nicht durch derartige Züchtertricks gewonnen werden, kann man evtl. bei Biobauern und -gärtnern erwerben. Fragen "Ist das eine Hybridsorte?" lohnt.


    Die in anderen Beiträgen genannten Maßnahmen, das Saatgut für längere Zeit haltbar zu machen (Hochtemperaturbehandlung, Ozon, ..) , sehe ich mit etwas Skepsis. Ich kann nicht sagen, dass das nicht effektiv ist, weil mir hier schlicht die Erfahrung fehlt, aber es könnte zumindest die Keimfähigkeit vermindern.


    Mein Favorit gegen Verpilzung und Verkeimung ist Dunkelheit, Trockenheit und Kälte. Eine Idee könnten evtl. auch Cu++ Salze (z.B. Kupfersulfat, Kupfer(II)chlorid) sein, die sind für Mikroorganismen bereits in extrem geringen Dosen hochgradig toxisch, die von Zwei- und Vierfüsslern problemlos toleriert werden, sogar als Spurenelement willkommen sind. Aber das ist jetzt wirklich erfahrungsfreie Spekulation, da ich keine Erfahrung mit Saatgut habe. Im Weinbau funktioniert Kupferspritzbrühe (sogar bei Bioweinen zugelassen) gegen die Fäule der Trauben allerdings sehr gut.


    Bis vor gar nicht so langer Zeit hat man zur Haltbarmachung von Saatgut Quecksilbersalze (Hg+) genommen. Aber das würde ich beim besten Willen nicht empfehlen.:Schlecht:


    Viele Grüße


    Matthias (saatguttechnischer Laie)

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)


  • Hallo bluesax!


    Leider habe ich noch keine Antwort erhalten, obwohl mir das versichert wurde.
    Und im Web habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, ob das nun funktioniert oder nicht.


    Ich werde die nochmals anschreiben. Ich habe noch Saatgut von dieser Firma und auch die 2. Aussaat von der Lieferung ist problemlos gekeimt.
    Wenn es nächstes Jahr nochmals gut klappt, haben die zumindest eine Methode die recht gut funktioniert. Was auch immer sie machen, es könnte klappen. Was es allerdings ist, da kann ich nichts konkretes darüber sagen.


    LG


    handyman

  • Wegen den 160 Celsius Methode. Es hängt ab von der DNS-Struktur (gibt verschiedene Konfigurationen je nach Wassergehalt/Salzgehalt/Basenzusammensetzung), also ob der Stoffwechsel des Gewebes aktiv ist oder nicht.


    Es gibt Extremmikroorganismen, die noch bei 110C mitotisch aktiv sind. Darueber wird die DNS instabil, dh. Die chemische Energie der Wasserstoffbrücken der Basenpaare ist geringer, als die thermische Energie. Sporen beinhalten weniger Wasser, so dass die DNS eine andere Konfiguration annimmt, die resistenter ist gegen UV-Strahlung und Hitze.
    Beim Autoklavieren herrscht hoher Druck und hohe feuchte! Hitze.


    Wenn die 160C nur kurzfristig wirken und die Hitze nicht feucht ist, dann könnte es klappen. Aber ob das möglich ist, wenn die Samen im Glycerol sind? Ausprobieren.
    Ich würde es einfacher halten und die Samen nachtrocknen bei geringer Hitze 40-50C und dann luftdicht und kuehl einlagern. Vielleicht gibt es noch eine einfache chemische Methode, um Krankheitserreger zu killen (an die Sonne legen?).


    Gruess

  • "Hyper-Schnell-Trocknung"


    Hallo!


    Heute bekam ich von der Firma Tropica folgende mail:


    Falls es jemanden interessiert, es darf gegoogelt werden:lachen:


    LG


    handyman

  • Spontan musste ich mal den Thread wiederbeleben...
    Ich schaue gerade "Zukunft ohne Menschen" und in der einen Folge wurde der "Global Seed Vault" erwähnt... Also das Svalbard Projekt.


    Was mir so ein bisschen Bauchschmerzen bereitet -wurde hier auch schonmal angesprochen- ist die Liste der Sponsoren und Betreiber...


    Zitat

    Um den Betrieb der Samenbank wird sich der GCDT kümmern, geschäftsführender Direktor ist Cary Fowler. Die Gesamtkosten belaufen sich auf umgerechnet rund 30 Millionen Euro; davon kommen 25 Mio Euro (37,5 Mio Dollar) von der Bill & Melinda Gates Foundation.[6] Weitere Geldgeber sind die Rockefeller-Stiftung, Monsanto, Syngenta, DuPont Pioneer Hi-Breed, Consultative Group on International Agricultural Research (CGIAR)[7] und die norwegische Regierung.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Svalbard_Global_Seed_Vault


    Jetzt mal eine ernstgemeinte Frage:
    Kennt ihr Möglichkeiten, Saatgut abgesehen von Tiefgefrieren länger als 2 oder 3 Jahre haltbar zu machen?
    Was ich mir überlegt habe:
    -Filmdöschen mit Silica Gel-Tütchen, danach einschweißen
    -Döschen für Blutzucker-Teststreifen (die haben Feuchtigkeit absorbierende Einlagen) und die einschweißen
    -Samen in dunkles Tütchen und in Acryl eingießen
    -unter Schutzatmosphäre einschweißen


    Das sind natürlich nur praktikable Maßnahmen bei kleinen und kleinsten Mengen an Samen. Was fällt euch denn noch an Möglichkeiten ein, bzw. was fällt euch zu meinen Ideen ein?
    Macht es überhaupt Sinn, sich seine eigene "Arche Noah" für Pflanzen anzulegen?
    Mein Gedanke ist da halt, dass wir doch etwas weiter von Spitzbergen weg sind...


    So long,
    Sam

  • uf jeden Fall macht es Sinn, in einem breiten Netzwerk Saatgut dezentral zu lagern und durch regelmäßigen Anbau umzuwälzen!
    Hab mal ein Praktikum bei einem Getreidezüchter gemacht und würde mich gerne daran beteiligen.

  • Ja, die Frage ist nur: wie? Braucht man unbedingt Tiefsttemperaturen? Oder kann man die auch anders keimfähig halten?
    Ich denke die wichtigsten Faktoren sind
    -gleichmäßige Temperatur
    -Schutz vor Licht
    -Schutz vor Sauerstoff


    Und dann wären die Eckpunkte für die Aufbewahrungskriterien... Nur leicht reproduzierbare Sorten? Oder doch lieber gerade die schwierig zu vermehrenden? Samen für Grundnahrungsmittel wie Reis und Getreide? oder auch exotischere Nahrungsmittel wie Chili? Muss man für jede Sorte ein Datenblatt mit Anbauhinweisen etc. anlegen und ebenfalls dauerhaft vorhalten?


    So long,
    Sam

  • Die Erhaltung von Sorten durch ständige Wiederaussaat ist die beste Methode, weil sich die Sorten dann laufend an veränderte Umweltbedingungen und Parasiten anpassen können.
    Außerdem gewinnt man durch Beobachtung und Erfahrung Erkenntnisse über die besten Anbaumethoden, Ertragsdaten in Jahren mit unterschiedlichem Wetter und kann durch Kreuzen die Variabilität erhöhen und dann durch Selektion gewünschte Eigenschaften fördern.


    Das ist natürlich aufwändig und für Gärtner und Kleinbauern nicht immer praktikabel.
    Eine Lagerung in einer normalen Tiefkühltruhe sollte auf Familienebene erstmal reichen.
    Man kann z.B. von einem Saatgutvorrat jedes Jahr ein Zehntel aussäen, dann bekommt man auch Daten über eine evtl. Abnahme der Keimfähigkeit.
    Diese könnte auch bei verschiedenen Sorten unterschiedlich sein.


    Die Lagerung bei Tiefst-Temperatur dürfte sich erst auf der Ebene von regionalen Genossenschaften, Vereinen, Forschungsinstituten und Zuchtbetrieben lohnen.
    Man könnte mal zusammentragen, wo es schon Samenbanken in den Regionen gibt, oder wo es genug Interessenten gibt, die bereit sind, den Aufbau einer weiteren zu finanzieren und zu organisierten.


    Welche Pflanzensorten sind vorrangig zu erhalten?
    Mein Alptraum wäre eine Getreideseuche, die unsere wichtigsten Kalorienlieferanten dahinrafft.
    Weizen, Roggen und Gerste sind nah verwandt und könnten demselben Erreger zum Opfer fallen.
    Eine globale Reis-Seuche würde Milliarden Menschen um die gewohnte Nahrung bringen.
    Mais wird wegen des Bioenergie-Booms z.Zt. exzessiv angebaut, deshalb ist auch hier die Zunahme des Krankheitsdrucks zu erwarten.


    Es gilt, rechtzeitig leistungsfähige alternative Kalorienlieferanten aufzubauen, die einer solchen Seuche entgehen, weil sie:
    zu ganz anderen Gräsern gehören (Hirse, Teff,...) oder
    keine Gräser sind (Buchweizen,Sonnenblumen, Quinoa, Amaranth,...)
    Leguminosen sind (Erbsen, Linsen, Bohnen,...)
    Wurzel-oder Knollenfrüchte sind, (Steckrübe, Topinambur,...) oder
    Baumfrüchte sind (Esskastanien, Nüsse,...)


    Als Selbstversorger-Familie würde ich jene Samen einlagern, die den Hauptnahrungsbedarf von 2-3 Jahren + Saatguterzeugung abdecken.
    Wenn dann noch Kapazitäten frei sind, Samen von Feingemüsen, Gewürz- und Heilpflanzen, die auch hohen Tauschwert besitzen.
    Als Bauernfamilie mit Getreidebau-Equipment würde ich von allen gängigen Getreidearten mehrere Sorten einlagern.
    Auch z.B. Triticale, der ein natürlicher (nicht gentechnischer) Roggen-Weizen-Bastard ist und als solcher ziemlich gesund ist und ein besseres Wurzelwerk hat als Weizen.
    Dazu oben genannte Getreide-Alternativen.


    Ein Problem sind die Kartoffeln, die normalerweise als Knollen jährlich ausgepflanzt werden müssen.
    Diese lassen sich nicht so einfach einfrieren und über mehrere Jahre lagern.
    In Zuchtinstituten lagert man winzige Ableger aus Kallusgewebe bei kontrollierter Temperatur, das ist ziemlich knifflig.


    Natürlich kann man aus den grünen Früchten die Samen auswaschen und trocknen wie bei Tomaten, aber die Sämlinge bringen im ersten Jahr nicht annähernd den Ertrag wie Pflanzkartoffeln.
    Auch hier besteht die Gefahr einer verheerenden Seuche wie damals in Irland, deshalb sollte man außer sehr unterschiedlichen Sorten auch noch andersartige Alternativen im Portfolio haben.

  • Heute war ein aktueller und etwas detaillierter Artikel im DLF über den "Svalbard Global Seed Vault",
    mit ein paar Bildern und Hinweisen auf kritische Fragen:


    http://www.deutschlandfunk.de/…ml?dram:article_id=332899


    Erwähnt wird, daß der Saatgut-Tresor seine Funktion als Genbanken-Backup im Syrienkrieg bereits unter Beweis gestellt hat:
    Das ICARDA-Saatzucht-Institut, dessen Standort in Aleppo mittlerweile zerstört ist,
    hatte rechtzeitig Muster fast aller Saatproben nach Spitzbergen geschickt.
    Nun konnten sie sie für die Bewirtschaftung ihrer neuen Flächen in Libanon, Marokko und Mexico wieder anfordern.


    Bei regional begrenzten Krisen funktioniert das Projekt also.
    Davon kann jeder profitieren, der dort Proben einlagert und als Eigentümer alleinigen Zugriff auf sein Saatgut behält.


    Aber für den Fall globaler Katastrophen ist noch nicht geregelt, wie Überlebende, im Falle der "Herrenloswerdung" des Saatgutes,
    - von dem Projekt erfahren,
    - Zugang zu dem Projekt bekommen,
    - etwas sinnvolles mit den eingelagerten Proben anfangen können?


    Es fehlt also an einer Art unzerstörbarer, dezentral verteilter "Rosetta-Steine", die auch nach Jahrhunderten zweckdienliche Infos für Überlebende bereithalten.

  • Zitat von hinterwäldler;244879

    Aber für den Fall globaler Katastrophen ist noch nicht geregelt, wie Überlebende, im Falle der "Herrenloswerdung" des Saatgutes,
    - von dem Projekt erfahren,
    - Zugang zu dem Projekt bekommen,
    - etwas sinnvolles mit den eingelagerten Proben anfangen können?


    Es fehlt also an einer Art unzerstörbarer, dezentral verteilter "Rosetta-Steine", die auch nach Jahrhunderten zweckdienliche Infos für Überlebende bereithalten.


    Korrekt!
    Aber "unzerstörbar" ist leider etwas, an das ich nicht wirklich glaube. Was ich mir allerdings durchaus vorstellen könnte, wäre eine Art Radio Beacon auf dem Mond.
    Also ein Richtfunk-Emitter, der phasenweise oder dauerhaft eine bzw. mehrere vorher festgelegte Datenmenge schickt.
    Das könnte z.B. Informationen über den Svalbard Seed Vault (wollte erst SSV schreiben... ^^), oder die komplette Enzyclopaedia Brittanica als Paket sein...
    Grundlegende Informationen, die den Menschen helfen, nach einer großflächigen, oder globalen Katastrophe wieder aufzubauen und von vorne anzufangen.


    Sehe ich mehrere Schwierigkeiten drin.
    1. Wer baut das Teil zusammen und fliegt es auf den Mond?
    2. Wer entscheidet, was da drauf kommt und was wann gesendet wird? (Start über ausbleibendes wöchentliches Signal von der Erde z.B.?)
    3. Wer wartet das Ding?
    4. Wie kann man die Informationsdichte möglichst groß halten? (Komprimierungsverfahren, Modulationsverfahren...)
    5. Wie wird das Signal dann auf der Erde wieder dekompiliert?


    Eine weitere Möglichkeit wären z.B. Kristallspeicher, die sind aber noch ziemlich proprietär und würden dann ebenfalls die entsprechenden Lesegeräte erfordern.


    Die einzige bis dato unauslöschliche Struktur ist die dezentrale Speicherung im Netz. Allerdings eher weniger im Clear Web, sondern eher auf Servern im Deep Web.
    Bei einem globalen EMP Impact (z.B. durch einen Röntgenblitz) hätte sich das aber wahrscheinlich auch ziemlich schnell erledigt.


    Wie wurden bis heute Informationen unauslöschlich festgehalten?
    De facto nicht durch eine Universallösung. Jede Kultur hat da ihre eigene Methodik entwickelt. Von Quipus über Steintafeln bis hin zu Höhlenmalerei und Büchern/Schriften ist da alles dabei. Und da wiederum kommt eben der Rosetta-Gedanke zum Tragen.
    Nur wie wollen wir dezentral (In jedem Land einen? Auf jedem Kontinent?) solche Rosetta-Steine platzieren? Vor allem wenn sie möglichst schwer zu zerstören sind?


    Für mich bleibt der Gedanke leider bis auf weiteres Science Fiction. Das muss aber nicht für immer so bleiben :winking_face:


    So long,
    Sam