Stromausfall in Venezuela

  • Nachdem in Venezuela der Strom seit mehreren Tagen großflächig ausgefallen ist, spitzt sich die Lage zu. Wie in Studien erwartet, bricht nun auch die Abwasserentsorgung/ -behandlung zusammen. Aus einigen Hähnen kam nur noch Klärschlamm.


    https://mobile.twitter.com/con…tatus/1105794231505948672


    Außerdem leiden v.a. Patienten und ältere Personen in Pflegeeinrichtungen unter dem Ausfall. Viele KH in Venezuela verfügen nicht über eine Notstromversorgung. 😕


    In einem Beitrag für die DW fasst Herbert Saurugg die Auswirkungen zusammen und äußert sich auch eindeutig zum Risiko in Deutschland: in den nächsten 5 Jahren rechnet er mit einem flächendeckenden Ausfall. Spannend ...


    https://m.dw.com/de/wie-lebt-es-sich-ohne-strom/a-47861021

    Einmal editiert, zuletzt von Trontir () aus folgendem Grund: Link ergänzt

  • Zitat

    Nach über 100 Stunden Stromausfall hat sich die Situation in Venezuela zugespitzt. Als am Dienstag in weiten Teilen des Landes der Strom langsam zurückkehrte und die Menschen wieder über Internet und geladene Handys verfügten, machten Bilder des Chaos und der Gewalt die Runde: In der Ölmetropole Maracaibo wurden während des Stromausfalls, der auch zur Einstellung des Flugverkehrs geführt hatte, zahlreiche Geschäfte und Einkaufszentren geplündert, darunter der Makro-Supermarkt und das Sambil-Einkaufszentrum. Die Menschen, die seit mehr als zwei Jahren unter der sozialistischen Mangelwirtschaft leiden, nahmen offenbar alles mit, was ihnen in die Hände fiel. Auch heruntergelassene Rollläden hielten sie nicht davon ab. - derstandard.at/2000099482896/Chaos-nach-dem-grossen-Stromausfall-in-Venezuela

    https://derstandard.at/2000099…Stromausfall-in-Venezuela

  • http://www.spiegel.de/politik/…-steinzeit-a-1257676.html

    Venezuela sei quasi "in die Steinzeit" zurückgefallen, kommentierte Raúl Gallegos von der Sicherheitsfirma Control Risks. Das Land erlebe einen "Kollaps aller Dienstleistungen".


    https://www.bild.de/politik/au…aracas-60634970.bild.html

    Andere Menschen kaufen Brot mit 100-US-Dollar-Scheinen, nachdem wegen der Knappheit die Preise ins Astronomische gestiegen sind.


    Wir hatten hier ja schon häufiger Diskussionen, wie schlimm oder doch noch halbwegs geordnet es in so einem Szenarion zugeht. Die Berichte, die jetzt trotz der anderen Sorgen vor Ort schon bekannt sind, sind schon ziemlich beängstigend und die Liste ist lang: massenweise Todesfälle bei medizinischen Notfällen, Verwesungsgeruch, Plünderungen, extrem hohe Preise für Lebensmittel, Menschen trinken aus verdreckten Flüssen usw. Das ganze Ausmaß wird sich vermutlich in den nächsten Wochen zeigen.
    Natürlich macht es einen Unterschied, ob ein Stromfall in einem Land mit schon zuvor hungernden Menschen und hoher Kriminalitätsrate oder bei uns passiert. Aber dieser Fall zeigt schon deutlich, dass auch die schlimmeren Befürchtungen eintreten.


    (Ich muss dringend Vorräte aufstocken. :thinking_face:)

  • Ich finde es Wahnsinn, in welch eigentlich kurzer Zeit (wenige Tage) ein Stromausfall die gesamte Versorgungsstruktur vollständig zusammenbrechen lässt. Die zivile Ordnung folgt vermutlich auf dem Fuß, spätestens wenn man auch mit 100 Dollar nichts mehr zu Essen bekommt.

    ...Natürlich macht es einen Unterschied, ob ein Stromfall in einem Land mit schon zuvor hungernden Menschen und hoher Kriminalitätsrate oder bei uns passiert. Aber dieser Fall zeigt schon deutlich, dass auch die schlimmeren Befürchtungen eintreten....

    Meine Befürchtungen sind vielmehr, dass es in hochindustrialisierten Ländern wie DACH noch deutlich schneller schlimmer wird. Die Gründe dafür sehe ich in der quasi nicht vorhandenen Vorbereitung und Vorratshaltung der Menschen, da dies schlicht seit dem 2.WK nicht als notwendig erachtet wird. In Ländern auf Entwicklungsniveau oder knapp darüber kennen die Menschen Versorgungsengpässe, Stromausfälle, oftmals Hunger - wenn auch nicht in diesem Umfang und der Dauer. Und dass ein Blackout auch bei uns möglich ist, halte ich für unstrittig. Über Dauer und Größe kann man spekulieren. Aber ich stelle die Behauptung in den Raum, dass wir bei einem großflächigen Blackout bereits nach 2 Tagen in unseren Ballungszentren auf dem Zahnfleisch gehen, was Hygiene, Nahrungsmittelversorgung, medizinische Versorgung, Heizung etc. angeht.

    Die Hilfsdienste und das Militär werden seit Jahrzehnten kaputtgespart, öffentliche Einrichtungen aus Kostengründen ohne oder mit zu gering dimensionierten Backup-Systemen gebaut, davon sind viele nicht (kurzfristig) einsatzbereit, etc.


    (Auch ich muss dringend Vorräte aufstocken! :thinking_face:)

    - Wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage -

    Bertold Brecht

    Einmal editiert, zuletzt von PapaHotel ()

  • Die Gründe dafür sehe ich in der quasi nicht vorhandenen Vorbereitung und Vorratshaltung der Menschen, da dies schlicht seit dem 2.WK nicht als notwendig erachtet wird. In Ländern auf Entwicklungsniveau oder knapp darüber kennen die Menschen Versorgungsengpässe, Stromausfälle, oftmals Hunger - wenn auch nicht in diesem Umfang und der Dauer.


    Kleine Beobachtung in einen meiner Urlaube:

    An einen kleinen Kiosk bei meiner Unterkunft kaufte eine junge Frau fast täglich mal eine halbes, mal 1-2 kg Reis.

    Darauf angesprochen, warum sie hier den Reis doppelt so teuer beim Händler 2 km weiter kauft, sagte sie mir, für einen 25kg Sack hätte sie kein Geld.


    Vieleicht ein Einzelfall, aber ich denke, gerade die Armen haben Null Vorräte.

  • Nicht nur die armen haben 0 Vorräte, auch viele andere haben keine Vorräte, ist heute nicht mehr In, da man ja auch am Sonntag am Tankstellenshop was kaufen kann. Falls hier mal so was wie in Venezuela abgeht wird es schlimmere Auswirkungen haben, da bin ich mir sicher.

  • Ich bin auch der Meinung, dass ein mehrtägiger Stromausfall in Deutschlands schlimmer wäre als z. B. in Venezuela. Wie ihr schon geschrieben habt, sind die Menschen in Venezuela und anderswo an Versorgungsunterbrechungen gewöhnt. Natürlich auch nicht über mehrere Tage.

    Ich erinnere mich an die Erzählungen meines Vaters, der als Ingenieur in den 80ern u.a. in Teheran unterwegs war. Er sagte, dass die Stadtteile nach einem festgelegten Schema mal Strom hatten, mal nicht. So wurde halt verteilt und die Menschen hatten sich darauf eingestellt.


    In Deutschland kommt aus meiner Sicht verschärfend hinzu, dass viele Menschen ein ungeheures Anspruchsdenken entwickelt haben und kaum bereit sind, selbst etwas für ihr Wohlergehen zu unternehmen oder Verantwortung zu übernehmen! Das wurde auch wieder in Berlin beim Stromausfall deutlich. Die Stimmen waren auch dort zu hören, die forderten, es sei ja geradezu undenkbar, dass der Strom in Deutschland für länger als ein paar Minuten ausfalle. Und nach 24 Stunden müsse aber jetzt doch mal langsam wirklich schluss mit dem Spuk sein!


    Kein Gedanke daran, dass man ja auch eine Eigenverantwortung trägt und hätte Vorsorgen können oder in der Krise eigenständig nach Lösungen suchen könnte (sollte!).


    Noch eine Anekdote, die die Mentalität gut beschreibt, die ich in einer ausgeprägten Krise fürchte: in unserem Ort gab‘s vor Jahren mal Hochwasser. Die freiwillige Feuerwehr verteilte Sandsäcke an die Bewohner am Flussufer. Auf die Frage, wer die jetzt bitteschön füllen würde, kam dann die richtige Antwort: wir stellen gerne Schaufeln bereit, Sand gibt‘ s vor deiner Haustür an einem großen Kinderspielplatz genügend!

    Das Verständnis war gering ... und wir reden nicht von alten oder eingeschränkten Personen. Kein Gedanke daran, dass die freiwillige Feuerwehr sich aus ehrenamtlichen Mitgliedern, also Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde zusammensetzt.


    Der Anspruch, dass mir mein Nachbar in Feuerwehrkleidung die Sandsäcke füllt, weil ich ja Steuern bezahle und die Stadt oder der Staat zuständig seien und überhaupt weil ich ja Anspruch darauf habe, wird unser Verderben sein ...


    Nachfolgend noch ein Video aus Venezuela, in dem die drastischsten Einschränkungen zu erkennen sind, mit denen wir in ähnlicher Lage rechnen müssten. Wir haben aber den Vorteil, dass wir heute entsprechende Vorkehrungen treffen können, um die größten Härten abzumildern.


    1. keine Kühlung für Lebensmittel - Vorräte verderben

    2. kein Licht - Gefahr von Unfällen (zu Hause und im Straßenverkehr)

    3. eingeschränkte medizinische Versorgung in Krankenhäusern(und Pflegeheimen)

    4. keine Kühlung von z. B. Insulin (oder anderen Medikamenten)

    5. keine Käufe von Lebensmitteln oder Wasser, da die Geschäfte entweder aus Angst vor Plünderungen oder dem Ausfall von elektronischen Kassen / bargeldlosen Zahlungssystemen (oder beidem) nicht mehr öffnen

    6. keine Wasser- oder Abwasserversorgung

    7. Spekulationen, Vermutungen und ein Fehlen an verlässlichen Informationen, die als Basis für eigene Entscheidungen notwendig sind


    Und wie gesagt, dass sind keine hypothetischen Studienergebnisse, sondern real gemachte Erfahrungen in Venezuela. Gerade deshalb finde ich die Situation dort so lehrreich. Wir sollten daraus lernen, um nicht unvorbereitet die gleichen Schwierigkeiten durchmachen zu müssen.


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