Goldbindung des Rubel und die Auswirkungen

  • In der Tat ein interessanter Artikel.


    Vielleicht bin ich volkswirtschaftlich zu ungebildet oder einfach nur naiv. Aber wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, dann werden vor allem die dramatischen Folgen für die US-Währung, die Vorteile für den russischen Markt etc. angepriesen.


    Was meiner Meinung nach in diesem Artikel unterschlagen wird, ist die unglaublich große Kraft des US-Binnenmarktes und der Umstand, dass verschiedene US-Produkte auf dem Weltmarkt gefragt sind wegen ihrer Qualität oder auch nur wegen ihrer weltweiten Verfügbarkeit und Kompabilität aufgrund der Marktdurchseuchung. Bei russischen Produkten fällt mir außer Kaspersky nichts spontan ein. Und die sind mit ihrer Antivirensoftware im Moment politisch in Europa ein No-Go bei Politik, Wirtschaft und Privatkunden.


    Das Problem, dass ich mit goldgedeckten Währungen habe, ist, dass sich damit schlecht Kriege führen lassen. Oder zumindest das Schuldenaufnehmen komplizierter wird. Die USA haben es in den 1970ern vorgemacht, als sie aus eben genau diesem Grund sich von der Goldpreisbindung verabschiedeten.


    Vielleicht werden durch die Rubel-Goldbindung die Sanktionen zu einem Bumerang. Aber ich fürchte eher, dass sich Putin wieder verspekuliert hat. Währungspolitik ist immer auch eine Frage des Vertrauens. Heute kostet das Gramm Gold 5000 Rubel. Wer sagt, dass es in x Jahren nicht deutlich mehr oder weniger sein werden, so, wie es der russische Staat gerade für sich gebrauchen kann? Am Ende leidtragend wird die einfache Bevölkerung in Russland sein.


    Ich gebe zu, ich blicke einigermaßen sorgenvoll in die Zukunft.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Zitat

    Der Autor H. Joseph Fleming ist ein profunder Kenner Russlands, seines Militärs sowie der russischen Verteidigungspolitik und bietet gern Perspektiven an, die so im Westen nicht gern veröffentlicht werden.

    Komisch, dass der Autor dann nur in einem drittklassigen Internetportal veröffentlich. Ich kann jedenfalls sonst keine Artikel von ihm finden. Auch keine Auftritte in Social Media oder sonstiges.


    Zitat

    [...] Bis zum 30. Juni werden die Kosten für Edelmetalle bei solchen Transaktionen 5.000 Rubel pro Gramm Gold betragen. Das ist 17 % niedriger als der Buchpreis für raffiniertes Gold am 25. März 2022.


    Um die Wirkung mal deutlich zu machen Folgendes: Der Einkaufspreis von 5.000 Rubel pro Gramm entspricht bei den aktuellen Kursen etwa 50 Dollar pro Gramm beziehungsweise rund 1.600 Dollar pro Feinunze. Damit ist der Preis deutlich unter dem aktuellen Weltmarktpreis in Höhe von 1.960 Dollar pro Unze angesiedelt.

    Wenn aber 5.000 Rubel pro Gramm dem Marktpreis entsprechen, lohnt sich der Verkauf für die russischen Banken und würde eine weitere Aufwertung des Rubels gegenüber dem Dollar oder dem Euro zur Folge haben.


    Wenn eine russische Bank also bis Ende Juni 2022 Gold verkaufen möchte, MUSS sie dies weit unter dem Weltmarktpreis tun da sie keine andere Möglichkeit hat. Warum sollte eine Geschäftsbank dies tun, außer sie benötigt dringend Liquidität?

  • Komisch, dass der Autor dann nur in einem drittklassigen Internetportal veröffentlich. Ich kann jedenfalls sonst keine Artikel von ihm finden. Auch keine Auftritte in Social Media oder sonstiges.



    Wenn eine russische Bank also bis Ende Juni 2022 Gold verkaufen möchte, MUSS sie dies weit unter dem Weltmarktpreis tun da sie keine andere Möglichkeit hat. Warum sollte eine Geschäftsbank dies tun, außer sie benötigt dringend Liquidität?

    Erster Absatz: halte ich auch für überaus suspekt diese Streitschrift und diesen Autor. Dem Namen nach aus dem anglo-amerikanischen Raum. Soweit so glaubwürdig. Nur: Es findet sich weder auf Wikipedia etwas über diese Person noch sonst irgendwo im Internet. Nicht einmal andeutungsweise so etwas wie eine Alma Mater oder sonst irgendeinen Hinweis, welchen Bildungshintergrund diese Person haben soll. Es macht für mich in diesem Zusammenhang schon einen Unterschied, ob jemand Volkswirtschaftslehre an der Uni in Emden studiert hat oder "Häkeln und Stricken" an der Harvard University, wenn diese Person über volkswirtschaftliche Zusammenhänge spricht. Und erst recht, wenn in verschiedenen Internetportalen stets derselbe Wortlaut zu lesen ist im Sinne von "...profunde Russland-Kenner". Warum tritt diese Person dann nicht bereits früher auf? Oder wird das von interessierter Seite direkt lanciert?


    Zweiter Absatz: Es kann nicht im Interesse einer Geschäftsbank sein, freiwillig Gold unter Weltmarktpreisen zu verkaufen. Russland wird mit so einer Ansage auch nicht mehr künftig Gold aufkaufen können, wenn sie "nur" 5000 Rubel dafür im Tausch anbieten. Kaufen sie es doch Weltmarktpreisen, zerschießen sie ihre eigen Gold-Agenda. Und wenn russische Banken oder Privatleute dazu von staatlicher Seite gezwungen werden, ihr Gold zu diesen 5000 Rubeln in staatliche Obhut zu geben, dann wird das auch nicht gerade vertrauensfördernde Maßnahme gewertet werden.

    Ich würde mal spontan vermuten, eine solche staatliche Zwangsmaßnahme würde primär die Oligarchen treffen, so diese nennenswerte Goldbestände bei russischen Banken deponiert haben. Bei ausländischen Banken deponiertes Gold könnten sie ja theoretisch jederzeit zu Weltmarktpreisen umsetzen. Und wenn Oligarchen von Putin auf diese Weise ans Bein gepinkelt bekommen, würden sie darüber nicht sehr erfreut sein.

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


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  • Eine Währung an Gold zu binden beraubt der Zentralbank aller Möglichkeiten der Intervention. In einer Wirtscahftskrise kann das direkt in die Katastrophe führen und auch davor hemmt es idR das Wachstum.


    So hat sich selbst die USA in durch den Goldstandard in die große Depression hinein manövriert.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Die Goldbindung verhindert überbordende Verschuldung der Staaten. Quasi Zwang zum Wirtschaften auf einer Basis die auch dem tatsächlichen Handelsniveau entspricht. Verschuldung ist dann nur begrenzt möglich. Hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil (für Politiker) ist das dann die ganzen Sozialgeschenke nicht mehr so einfach verteilt werden können und man sich somit schlechter Wählerstimmen zu seinen Gunsten holen kann. Der Nachteil im Gesamtsystem wäre, dass man eine ausgeglichene Handelsbillanz unter den Einzelstaaten weltweit bräuchte, sonst würde sich das Gold immer weiter in immer weniger Händen ansammeln. Plötzlich würden dann auch ärmere Länder mit größeren Goldvorräten massiv aufsteigen, solche mit einem riesigen Handelsbilanzdefizit die nur auf Pump leben wie die USA würden sehr schnell abkacken, wenn sie nicht ihre Ausgaben massiv beschränken würden.


    Der dicke Vorteil wäre, dass endlich mal ehrlich gewirtschaftet werden müsste und keine Potemkinschen Dörfer aufgebaut werden könnten die ein höheres Wirtschaftsniveau vorgaukeln als das Land eigentlich hat.


    Ich denke ein Mischsystem wäre das Beste. Verschuldung und Abwertung in Maßen zulassen, aber durch einen gewissen Deckungsgrad an Rohstoffen (muss ja nicht nur Gold sein) einen disziplinierenden Effekt mit einbauen. Um einen solchen Wandel aber durchsetzen zu können müssten erst einmal mindestens 50% der Schulden aus dem jetzigen System raus, was dann aber bedingt das gleichzeitig 50% der Vermögen weg wären.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd