Ich bin hier eben über Fefes Blog gestolpert.
Die Presse scheint das noch nicht aufgenommen zu haben.
Bin kein Experte, kann also weder beurteilen, wie schwerwiegend das Problem selbst oder die Auswirkungen davon einzuschätzen sind.
Dieser Text berichtet von einer einzigen, kleinen Insel und nur einer Vogelart. Aber gleiches spielt sich aktuell im gesamten Wattenmeer von den Niederlanden, bis hoch zu unbewohnten Inseln im Nordosten Schottlands ab.
Das größte Massensterben durch die Vogelgrippe, welches jemals beobachtet wurde. Und auch erstmals bricht die Vogelgrippe nicht in der kälteren Jahreszeit aus, sondern mitten und der Brut- und Aufzuchtzeit der Vögel, so dass auch die nachfolgende Generation stirbt und bei einigen Arten nahezu ausgelöscht wird.
Hier werden nun Basstölpel gezeigt. Basstölpel sind Koloniebrüter, und daher ist das Virus hier besonders verheerend. In dieser Kolonie, die bis vor wenigen Wochen noch ca. 1500 Tiere zählte, sind mindestens 2/3 der Tiere inzwischen verstorben.
Um die Insel herum treiben tote Tiere im Wasser, Alttiere fliegen zum Sterben zur Düne rüber und treiben dort im Wasser herum.
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Aus den Kommentaren:
Alles anzeigenDenjenigen, die die Basstölpelkolonie auf Helgo nie live gesehen haben, oder bei denen das schon eine Weile her ist, möchte ich ein paar Zahlen zur Einordnung geben.
Auf dem Bild, genauer gesagt auf dem Plateau, sind 58 Nester zu erkennen (Zweifelsfälle und die angeschnittenen am rechten Rand habe ich weggelassen, ebenso wie zwei offene Flächen, auf denen wahrscheinlich Nester waren, die vermutlich bereits abgetragen sind. Ich bemühe mich um eine konservative Schätzung).
Auf einem Bild mit 58 Nestern müssten eigentlich 116 (Jungtier und ein Elternteil anwesend) bis 174 Tiere (beide Altvögel anwesend) zu sehen sein. Nehmen wir an, dass nur in einem Viertel der Fälle beide Alttiere da sind (das kann ungefähr hinkommen), müssten ungefähr 130 Tiere auf dem Bild sein.
Ich zähle nur 17 lebende Tiere auf dem Bild (den angeschnittenen Vogel rechts, und die Tiere hinter der Kante habe ich, wie ihre Nester, nicht mitgezählt).
17 von 130. Das sind 13%. Vielleicht 2 gesunde Jungtiere (von 58 = 3,5%). Kein vollständiges Elternpaar.
Die Saison ist längst nicht vorbei. Alle Küken sind geschlüpft. Die endgültigen Zahlen können nur schlimmer werden.
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Auch unter den Brandseeschwalben in der Umgebung von Calais wird von starken Verlusten berichtet, ebenso wie auf der Brutkolonie auf Scolt Head Island in Großbritannien.
Auf Bass rock sieht es ebenfalls fürchterlich aus (benutzt mal den Slider über dem zweiten Bild).
In Schottland sind mindestens 28 Spezies an 139 Standorten betroffen, darunter auch die Skuas (über 50% der Tiere brüten in Schottland).
Und das ist nicht nur auf Nordeuropa beschränkt:
Da gibt es beispielsweise Berichte, dass geschätzte 64% der Raubseeschwalben in Wisconsin verstorben sind.
Und das ist nicht alles. Afrika, Asien. Nur Australien scheint frei von HPAI zu sein.
Die genannten Arten, über deren Verlustquoten etwas bekannt ist, werden alle gut beobachtet und dokumentiert. Zum jetzigen Zeitpunkt ist völlig unklar, was bei den anderen Arten passiert.
Das ist, schon jetzt, ein gewaltiges Problem. Die betroffenen Arten erfüllen in der Natur einen Zweck, und werden den in den betroffenen Ökosystemen in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten nicht erfüllen können. Das bedeutet, wir werden zusätzliche Folgeprobleme erleben (abseits der Vogelgrippe).
Und es können noch mehr Probleme kommen. Ich möchte mir nicht ausmalen, was in den Überwinterungsquartieren der Zugvögel passieren wird. Gänse am Niederrhein? Störche in Afrika (oder der Kuckuck).
Da im Norden (und Südeuropa, und ...) sterben nicht nur ein "paar Tiere". Ganz in unserer Nähe geraten riesige Ökosysteme durcheinander, und das wird Konsequenzen haben, die wir alle spüren werden. Konsequenzen, die wir nicht mal ansatzweise absehen können. Das brauchen wir Menschen gerade jetzt überhaupt nicht.
Das braucht sogar unsere Wirtschaft nicht, denn die liebt Gewissheiten. Apropos Wirtschaft:
Es wird Zeit, dass in unseren Köpfen ankommt, dass Naturschutz auch Wirtschaftsschutz ist.
- Die Tourismusindustrie liebt Touristen, und die kommen, insbesondere in den betroffenen Gebieten, auch wegen der Tiere.
- Die Fischindustrie möchte gesunde Fische, und für das Wegfangen der Kranken sind Raubvögel durchaus nützlich. Wir Verbraucher wollen das auch.
- Aas ist ein Keimzelle für Krankheiten, die auch Nutztiere befallen. Möwen sind auch Aasfresser. Sogar unsere Agrarwirtschaft profitiert von den Wildtieren.