Waldbrand auf Rhodos außer Kontrolle: Tausende Touristen in Sicherheit gebracht

Normalerweis folgen nun Berichte von Leuten hier aus dem Forum, die verhaltenshinweise dazu beitragen oder Vergleichbares schon mal erlebt haben.

Ich war noch nie in der Gegend. ich kenn wohl lose ein paar Leute die sich mit Vegetationsbrandbekämpfung auskennen. Aber "nur" die Taktik und Logistik der Feuerwehren und an der "Front" arbeitenden Organisationen.

Das Ereignis hier das passiert ja im Hintergrund. Die Menschen sind ja nicht alle akut und plötzlich bedroht. Das ist ein kleiner positiver Effekt. Wenn man rechtzeitig erkennt, haben die noch "viel Zeit" abzuhauen. Trotzdem sind natürlich tragischerweise einige Menschen dort sehr wohl und plötzlich überraschend betroffen. Hängt natürlich von Faktoren ab wie Wind, Gelände, Vegetation, Bebauung usw. ab.

Allerding da hier so viele auf einmal wegmüssen und wollen, ergibt das andere Probleme. Fähren und Flugzeuge gibt es ja nur so viel um die Tagesanzahl Touristen und einheimischer zu transportieren. Wenn tausende auf einmal dann ist das anders...

Edit: Das mit dem "Viel Zeit" hat sich erledigt... habe Videos angeguckt da strömen Menschen auf Strand und Straßen in sichere Richtungen, Dazu viele Reisebusse und kleine Boote, die Rauchwolken im Hintergrund und es sieht aus wie Dämmerung, ist aber nicht. Vielleicht wurde zu lange gewartet zu evakuieren?

Mein Arbeitskollege macht dort im Moment Urlaub. Da es mir keine Ruhe ließ, habe ich ihn auch angeschrieben, ob alles gut is....

Sie sind im Nordosten direkt in der Stadt Rhodos. Ihnen wurde vom Reiseveranstalter gesagt sie sollen sich keine Sorgen machen, da dort kaum Wald-/Buschgebiet ist. Drum bleiben sie mal vor Ort.

Also ich kenn die Gegebenheiten bzgl. Vegetation dort nicht, und war auch noch nie vor Ort. Gutes Gefühl hätt ich trotzdem keines...

Die Vegetation im Mittelmeergebiet ist oft eine Art Gebüschwald mit vielen hartlaubigen Arten, die sehr gut brennen. Zudem ist in diesem Klima der Streuabbau wegen Trockenheit behindert. Es sammelt sich eine dicke Schicht aus hartlaubiger Streu und Totholz an.

Wenn dann die Zitaten grosse Hitze und Wind hinzukommen, breitet sich ein Brand rasend schnell aus. Zudem ist das brennende Land oft gebirgig und abseits der Touristenzentren und Verbindungsstrassen schwer zugänglich. Da nützen auch sehr breite Brandschneisen (die zudem regelmässig gepflegt werden müssen) nichts mehr.

Diese Situation, mit Horden von Menschen, die plötzlich weg müssen, ist genau das was du dir als Krisenmanager wünschest.

(In Kanada gibt es ein ausgeklügeltes System aus Beobachtungsposten, Eingreiftruppen, und Waldbrände können in ihrem Verlauf gut modelliert werden. Dennoch ist es eine Naturgewalt, die oft ausser Kontrolle gerät.)

Das Gute ist, dass sehr viele Arten an Feuer angepasst sind und sich nach Brand sehr rasch regenerieren, oder gar nur nach Brand erscheinen (was für Biologen ein Zeichen dafür ist, dass Brände im Ökosystem keine Ausnahme sind). Ich bin vor vielen Jahren mal durch einen im Vorjahr abgebrannten Korkeichenwald gefahren. Da gab es schwarzgebrannte Baumskelette mit frischgrünen Austrieben, und im Unterwuchs ein Blumenmeer. Sieht schön und gleichzeitig gespenstisch aus.

Zitat von jp10686

Die Vegetation im Mittelmeergebiet ist oft eine Art Gebüschwald mit vielen hartlaubigen Arten, die sehr gut brennen. Zudem ist in diesem Klima der Streuabbau wegen Trockenheit behindert. Es sammelt sich eine dicke Schicht aus hartlaubiger Streu und Totholz an.

Wenn dann die Zitaten grosse Hitze und Wind hinzukommen, breitet sich ein Brand rasend schnell aus. Zudem ist das brennende Land oft gebirgig und abseits der Touristenzentren und Verbindungsstrassen schwer zugänglich. Da nützen auch sehr breite Brandschneisen (die zudem regelmässig gepflegt werden müssen) nichts mehr.

Diese Situation, mit Horden von Menschen, die plötzlich weg müssen, ist genau das was du dir als Krisenmanager wünschest.

(In Kanada gibt es ein ausgeklügeltes System aus Beobachtungsposten, Eingreiftruppen, und Waldbrände können in ihrem Verlauf gut modelliert werden. Dennoch ist es eine Naturgewalt, die oft ausser Kontrolle gerät.)

Das Gute ist, dass sehr viele Arten an Feuer angepasst sind und sich nach Brand sehr rasch regenerieren, oder gar nur nach Brand erscheinen (was für Biologen ein Zeichen dafür ist, dass Brände im Ökosystem keine Ausnahme sind). Ich bin vor vielen Jahren mal durch einen im Vorjahr abgebrannten Korkeichenwald gefahren. Da gab es schwarzgebrannte Baumskelette mit frischgrünen Austrieben, und im Unterwuchs ein Blumenmeer. Sieht schön und gleichzeitig gespenstisch aus.

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Danke für die Erklärung bezüglich der Vegetation. Ich hatte mir gestern schon mal auf Maps die Insel angesehen und so naiv gedacht, dass da ja nicht so viel Pflanzen dicht an dicht stehen.

Jetzt gerade hab ich noch mal einen Blick auf die Karte geworfen und ich bekam sofort die vielen gesperrten Straßen und das Wetter angezeigt. Krasser Anblick, dazu 36Grad und windig.

Am Radio war vorhin ein Urlauber, der bereits zurück in Deutschland ist. Er beschreib die Situation am Flughafen als sehr voll. Feldbetten etc. seien bereitgestellt worden und die Menschenmenge hätte sich im Laufe des Tages gelichtet. Teilweise wären Leute da wirklich ohne alles angekommen, vor allem ohne Papiere. Notiz für mich: auch im Urlaub seinen Kram zusammen und griffbereit haben.

Von 40.000 Urlaubern sind laut Medien knappe 8000 vom Feuer betroffen. Irgendwie fliegen ja noch Leute auf die Insel, sofern der Flug geht. Was würdet ihr jetzt tun? Hinfliegen oder Storno schlimmstenfalls auf eigene Kosten?

Gruß

Witness

Zitat von Witness

Irgendwie fliegen ja noch Leute auf die Insel, sofern der Flug geht. Was würdet ihr jetzt tun? Hinfliegen oder Storno schlimmstenfalls auf eigene Kosten?

Meine Entscheidung wäre: Storno auf eigene Kosten. Wieso sich so einer Gefahr aussetzen und vor allem die Nerven, die man da lässt?

Aber die meisten Reiseanbieter haben kostenfreie Stornos angeboten. Also viele werden nicht unbedingt drauf legen müssen.

Zitat von Witness

Von 40.000 Urlaubern sind laut Medien knappe 8000 vom Feuer betroffen. Irgendwie fliegen ja noch Leute auf die Insel, sofern der Flug geht. Was würdet ihr jetzt tun? Hinfliegen oder Storno schlimmstenfalls auf eigene Kosten?

Wenn man auf Katastrophentourismus steht: Ne gute Gelegenheit. Passenden bug out bag mitnehmen.

Wobei man das ja mittlerweile auch bei uns haben kann, ich hatte ja letztes Jahr 2-3 Wochen Waldbrand bei mir ums Eck in der böhmischen und sächsischen Schweiz. Und es wird künftig noch viele weitere große Waldbrände in Deutschland geben, da würd ich drauf wetten wollen.

Wenn man da hin fliegt, weil man 'nen entspannend all incl. Urlaub am Strand haben will würde ich mir ein anderes Ziel suchen oder daheim an den Baggersee fahren.

Zitat von jp10686

Das Gute ist, dass sehr viele Arten an Feuer angepasst sind und sich nach Brand sehr rasch regenerieren, oder gar nur nach Brand erscheinen (was für Biologen ein Zeichen dafür ist, dass Brände im Ökosystem keine Ausnahme sind). Ich bin vor vielen Jahren mal durch einen im Vorjahr abgebrannten Korkeichenwald gefahren. Da gab es schwarzgebrannte Baumskelette mit frischgrünen Austrieben, und im Unterwuchs ein Blumenmeer. Sieht schön und gleichzeitig gespenstisch aus.

In Südafrika mit ähnlichem Klima hast Du z.B. die Fynbos. Dort brennt es regelmäßig und wenn es das nicht tut, sterben viele Arten aus. Viele sind Feuerkeimer.

Das ist insofern von Bedeutung, weil die kleine Capensis eines von nur insgesamt sechs (+1) Florenreichen dieses Planeten ist.

Bei uns hingegen sind großer mehrwöchige Waldbrände bisher nicht üblich und die werden uns auch nicht gut tun.

Da sind doch diese Proteaceen, die nur nach Feuer überhaupt erst keimen.

In manchen Gegenden von Kalifornien hat man gelernt, dass Feuer verhindern kontraproduktiv ist - je länger man einen Brand hinauszögert, desto grösser wird die Brandlast durch die grossen Mengen an Totmaterial und desto zerstörerischer wird das Feuer.

Die Capensis ist eins der ganz grossen Wunder, weil die vielen endemischen Arten auf so kleinem Gebiet nicht nur selten, sondern auch noch bizarr schön sind. Hier bekannte Zierblumen aus diesem Gebiet sind etwa die Osteospermum- und Gerbera-Arten, die farbigen grossblütigen Kapmargeriten, dann die Pelagonien, besser bekannt als Balkon- und Duftgeranien.

Wir sind wegen unserem dauerhumiden Klima Waldbrände überhaupt nicht gewohnt ud sehen diese als Katastrophe, was sie für unsere üblichen Baumarten auch sind. Man sollte auch nicht vergessen, dass unsere Kultur durch jahrhundertelange Holznot geprägt war - Holz war einziger Energieträger, Baumaterial und diente der Herstellung unzähliger Alltagsgegenstände, vom Essteller bis zum Zaunpfahl. Es gab früher langwierige Streitereien um abgelegene Gebirgswaldstücke, wo heute jeder Förster froh ist, wenn er sich nicht darum kümmern muss. Wenn Wiesland nach Lawinenabgängen geräumt werden musste, was meist in Gemeinschaftsarbeit geschah, war das herabgeführte Holz ein begehrtes Gut. Ein Waldbrand nimmt uns deshalb gefühlsmässig immer noch unsere Lebensgrundlage weg, auch in Wäldern die sich heute nicht mehr rentabel nutzen lassen.