Gründung eines REPAIR CAFEs

  • Da sind die Schweizer Stecker Typ 12 besser. Die Polarität ist gegeben, und man kann sicherstellen, dass der Polleiter geräteintern über den Schalter geführt und dann z.B. bei einer Lampe an den Mittelkontakt der Fassung gelegt wird.

    Es wird bei jeder Installationskontrolle genau überprüft, dass der Polleiter bei der Steckdose rechts liegt, wenn die Schutzleiterbuchse aus Sicht von vorne unten ist. Damit ist der spannungsführende Leiter des Kabels definiert.

    Klassiker: Du kriegst eins gebraten, wenn du bei einer nicht ausgestöpselten Schreibtischlampe das Leuchtmittel wechselst, dieses kaputt geht und du beim Herauspopeln des Restes aus der Lampe mit dem Finger an das Gewinde der Fassung gerätst, das zufällig unter Spannung liegt. Wer ist schon so dumm, nicht die Lampe vorher auszuziehen? Aber genau sowas kommt eben vor (die Steckdose ist hiter der Anrichte verborgen) und wenn sich das montageseitig verhindern lässt, ist es gut.


    Ich habe auch schon alte Metallampen gesehen, wo der Schutzleiter des Lampenkabels im Stecker mit der blauen Litze leitend verbunden war. Da hat jemand nachträglich am Typ-12-Stecker den Schutzleiterstift abgesägt, um eine zweipolige Verlängerung verwenden zu können, und wusste nicht was mit dem dritten Draht im Kabel anfangen. Meist passiert trotzdem nichts, weil die Böden und Haussschuhe in Innenräumen isolieren. Benutzt man so eine Lampe in der Küche mit geerdeter Edelstahlspüle und hat eine alte Hausinstallation ohne FI, oder hält sich am Metallheizkörper fest, während man die Lampe anfasst, kann es prickelnd werden.

  • Mein Punkt ist, wenn der Laie etwas repariert (was ich auch mache) und am nächsten Tag Oma Erna tot neben dem just reparierten Gerät liegt.


    Meine persönliche Meinung (bin keine Jurist):

    So lange das als Nachbarhilfe gilt, Reperatur technisch korrekt ausgefüht --> Pech für die Oma, Laie hat Null Ahnung und hat Mist gemacht = Grob fahrlässig, der Laie hat ein Problem.


    Bei Gewerbe regelt die Gewerbeordnung das da nicht Hinz und Kunz tätig werden.


    Zur DIN-Norm:


    "Die Anwendung von DIN-Normen ist grundsätzlich freiwillig. Erst wenn Normen zum Inhalt von Verträgen werden oder wenn der Gesetzgeber ihre Einhaltung zwingend vorschreibt, werden Normen bindend." (Quelle)

    Einmal editiert, zuletzt von Henning ()

  • Zum Thema Sicherheit und Haftung für Repaircafés gibt es bei reparatur-initiativen.de eine gute Übersicht. Dort gibt es auch Informationen zur Haftpflichtversicherung für Repaircafés beim Verbund Offener Werkstätten e.V.


    Bei Elektrogeräten, die direkt mit gefährlicher Spannnung, also z.B. 230V, betrieben werden, ist es eigentlich schon üblich, dass bei Anlieferung eine Eingangs- und vor Rückgabe eine Ausgangsprüfung am zu reparierenden Gerät gemacht wird, die auch die elektrische Sicherheit umfasst.

    Für bewegliche 230V-Elektrogeräte gibt es entsprechende Prüfgeräte, die auch von "EuPs", also elektrotechnisch unterwiesenen Personen/Laien, bedient werden dürfen, sofern eine Elektrofachkraft die EuPs instruiert hat und die Prüfung begleitet. In der Praxis hat man in Reparaturcafés entweder ohnehin eine oder mehrere Elektrofachkräfte dabei oder man macht das zusammen mit einem örtlichen Elektriker (bzw. dass der bei Bedarf vorbeikommt).


    Das Thema Haftung nach einer Reparatur passt ideal zur ängstlich-passiven Mentalität der Verantwortungsvermeidung, die Deutschland heute bis zur Erstarrung lähmt. Natürlich kann ein nicht richtig festgeschraubtes Mähmesser eines Rasenmähers beim Anwender für schrecklichste Unfälle sorgen und möglicherweise ganze Kindergeburtstagsgruppen, die im Garten nebenan feiern verstümmeln. Oder ein sich zum falschen Zeitpunkt wieder ablösender Flicken in einem Fahrradreifen den betagten E-Biker fatal stürzen lassen. Man kann auch auf dem Weg zum Repair-Café mit dem kaputten Plattenspieler im Arm die Treppe runterfallen und sich das Genick brechen.


    Man kann es aber auch ewas gelassener angehen und positiv denken und voraussetzen, dass die Leute im Repaircafé sich mit Interesse und Sachverstand an eine Reparatur machen. Fehler passieren überall, auch in Meisterbetrieben. Ich bin auch schon mit nicht richtig festgezogenen Radschrauben vom Hof einer Autowerkstatt gerollt, in der der Inhaber und Kfz-Meister persönlich für einen Stundensatz von 85 € zuvor das defekte Radlager getauscht hat. Habs zum Glück gemerkt und die Radschrauben selber mit Drehmomentschlüssel nachgezogen.


    Rechtlich betrachtet fällt die unentgeltliche Reparatur durch Laien in einem Repaircafé unter die sog. Nachbarschaftshilfe. Da ist die Justiz um einiges gnädiger, wenn mal was schief gehen sollte. Aber ich habe bisher noch nichts von rasant steigenden Opferzahlen aufgrund von Repaircafé-Reparaturen gehört. :winking_face:

  • Vielen Dank, der Link ist doch mal fundiert. Offensichtlich hat man sich dazu tiefgehende Gedanken gemacht und es ist auch sehr klar empfohlen, wer reparieren darf und wie. Aus Jux und Tollerei wird der Zusatzaufwand sicher nicht getrieben bzw. empfohlen, wenn alles so einfach sei :winking_face:


    Netztspannung ist vermutlich doch eine andere Hausnummer, als einen Fahrradschlauch flicken.

    3 Mal editiert, zuletzt von Waschbär ()

  • Zunächst einmal vielen Dank für das viele und gute Feedback! :gut:

    ...was ich mich da immer frage ist, wie es mit der Haftung aussieht...


    Wir haben eine "Hausordnung" von repaircafe.org, die im Zweifel (und zukünftig auch wohl grundsätzlich) von den Kunden unterschrieben werden muss. Darin steht u.a.:

    • "Das Repair Café ist kein kostenloser Reparaturdienstleister. Es geht im Repair Café um Hilfe zur Selbsthilfe. Die Organisatoren und Reparaturexperten können darum nur im Falle des Vorliegens von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit für Schäden an Eigentum, Körper, Gesundheit oder Leben, Haftung übernehmen."
    • "Die Reparaturfachleute geben keine Garantie auf die mit ihrer Hilfe durchgeführten Reparaturen und sind nicht dafür haftbar, wenn Gegenstände, die im Repair Café repariert wurden, zuhause nicht funktionieren."

    Insofern schließen wir eine Haftung an den Reparaturen aus. Darüber hinaus sind ja aber auch Schadensfälle denkbar, die nicht direkt mit der Reparatur zusammenhängen. Dafür sind innerhalb von Kolping-Veranstaltungen alle ehrenamtlich Tätigen haftpflicht- und unfallversichert, unabhängig davon, ob sie tatsächlich Mitglied des Verbandes sind oder nicht. Aber auch wenn es keinen richtigen Trägerverein gäbe, es also eine Privatinitiative wäre, wären Ehrenamtliche - zumindest in NRW - über das Land versichert: https://www.engagiert-in-nrw.de/sicherheit#faq_question_8604


    Ich bin sehr froh, dass wir einige Reparateure haben, die elektrisch und/oder elektronisch vom Fach sind und gut einschätzen können, was sie können und was nicht. Von grober Fahrlässigkeit sind wir daher erstmal sehr weit weg.

  • :thinking_face: wäre natürlich ein "nettes" Betätigungsfeld für einen Serienmörder der Haushaltsgegenstände in tötliche Fallen verwandelt :winking_face:


    Ne, im Ernst... wir haben das hier auch und ich finde Repair-Cafe's eine vernünftige, klasse Einrichtung :smiling_face_with_sunglasses: :gut:um Geld zu sparen & vor allem, wenn auch zumeist im Kleinen, das bekanntlich ja auch Mist - hier halt Müll macht/machen würde, damit die Umwelt ein wenig zu entlasten :exclamation_mark:


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    "Normatilät tsi legidilch enie statsiticshe Häunufg mögilhcer Wahcsrheinlicheikten!"

    Meine wichtigsten Ressourcen sind Zuversicht, mein Wissen, Ideen, handwerkliches Geschick und die verknüpfte Improvisation davon!

    Sicherheit ist relativ und erfordert der alltäglichen Anwendung meiner intelligenten Beurteilung selbiger!

    Gruß derSchü

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