Schweiz: Mindestens fünf Menschen sterben auf Skitour nahe Zermatt

  • Am Samstag und Sonntag gab es in den Schweizer Alpen einen starken, vom Wetterbericht vorhergesagten Föhnsturm. Trotzdem sind 6 Personen auf eine Hochtour von Zermatt aus aufgebrochen. Die Gruppe konnte noch einen Notruf absetzen, jedoch mussten die Rettungsmannschaften wegen dem Wetter mehrmals umkehren, Helikoptereinsätze waren unmöglich. Fünf Personen der Gruppe wurden auf einem Hochplateau auf über 3500 Metern Höhe tot aufgefunden, eine Person ist noch vermisst.

    Die Bedingungen müssen grauenhaft gewesen sein: Whiteout, Sturm mit Windgeschwindigkeiten über 100 km/h bei -15 Grad. Bei so starkem Wind kann man im deckungslosen Gelände nicht miteinander sprechen und kaum mehr aufrecht gehen. Irgend etwas aus dem Rucksack holen und anziehen ist praktisch unmöglich.

    Vor einigen Jahren ist im gleichen Gebiet schon einmal eine Tourengängergruppe unter ähnlichen Umständen verunglückt.

  • Wie vor sechs Jahren...

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  • Letzten Herbst hatten wir hier im Gebirge eine ähnliche - wenn auch mit viel Glück gut ausgegangene - Situation. Es mussten auch mehrere Rettungsteams umdrehen, den Blockierten blieb nur ein Notbiwak ohne passende Ausrüstung, durchnässt, im Schneesturm. Hätten auch leicht vier Tote sein können. Ein Einsatzleiter schläft da schlecht, aber manchmal ist ein Abbruch die einzige vernünftige Entscheidung.

  • Am Samstag und Sonntag gab es in den Schweizer Alpen einen starken, vom Wetterbericht vorhergesagten Föhnsturm. Trotzdem sind 6 Personen auf eine Hochtour von Zermatt aus aufgebrochen. Die Gruppe konnte noch einen Notruf absetzen, jedoch mussten die Rettungsmannschaften wegen dem Wetter mehrmals umkehren, Helikoptereinsätze waren unmöglich. Fünf Personen der Gruppe wurden auf einem Hochplateau auf über 3500 Metern Höhe tot aufgefunden, eine Person ist noch vermisst.

    Die Bedingungen müssen grauenhaft gewesen sein: Whiteout, Sturm mit Windgeschwindigkeiten über 100 km/h bei -15 Grad. Bei so starkem Wind kann man im deckungslosen Gelände nicht miteinander sprechen und kaum mehr aufrecht gehen. Irgend etwas aus dem Rucksack holen und anziehen ist praktisch unmöglich.

    Vor einigen Jahren ist im gleichen Gebiet schon einmal eine Tourengängergruppe unter ähnlichen Umständen verunglückt.

    Wetterbedingungen falsch eingeschätzt oder ignoriert?

    Es wurde wohl auch noch versucht, eine Schneehöhle zu graben um zu überleben.

    Aus meiner Sicht hat die Gruppe diesen Entschluss zu spät getroffen und war deshalb nicht mehr in der Lage sich diesen shelter zu graben.

    Lehre;

    Wetter beachten bei der Tourenauswahl. Risikoeinschätzung....lieber zu früh als zu spät abbrechen und ggf. einen Platz zum überleben schaffen.


    Tsrohinas

  • Ben: Danke fürs Verschieben


    Für mich ist sehr schwer nachvollziehbar, wie man bei solchem Wetterbericht überhaupt auf die Idee kommen kann, so eine Hochtour zu machen.

    Der Wetterbericht war eindeutig. Zwischen Zürich und Lugano gab es über 20 hPa Luftdruckdifferenz, was aussergewöhnlich viel ist.

    Der Föhn hat sogar in Sitten drunten im Haupttal Bäume umgeworfen. Viele Bergbahnen haben den Betrieb eingestellt.

    Ich war an diesem Abend auf der A9 (die Autobahn durchs Wallis) vom Genfer See her unterwegs und am Rhoneknie bei Martigny musste man das Steuer ziemlich festhalten, um auf der Strasse zu bleiben.

    Mir ist unklar, wie die Leute überhaupt so weit hinauf kommen konnten. Wenn der Sturm aber sehr plötzlich einsetzt, was bei Föhn typisch ist, hast du auf einer Gletscherhochfläche im Whiteout nicht mehr die Zeit, einen geschützten Ort aufzusuchen. Zudem ist am Alpenhauptkamm und südlich davon sehr viel Schnee gefallen - auch typisch für eine Südföhnlage. Vom schweizerischen Lawinenwarndienst wurde für diese Gebiete eine Warung Stufe 4 (von 5) ausgegeben.

    Möglicherweise wurde die Gruppe erst in grosser Höhe vom Sturm überrascht und hat die verhängnisvolle Entscheidung getroffen, über die andere Seite abzusteigen, wo sie sowieso hin wollten, statt umzukehren.

    Das alles wird derzeit von den Behörden untersucht. Es gibt aber keine rechtliche Möglichkeit, Touren bei solchen Wetterbedingungen zu verbieten (was auch gut so ist).

    Das liest sich dann so: "Für Touren abseits gesicherter Pisten ist äusserste Zurückhaltung geboten"

  • Ben

    Hat den Titel des Themas von „vermutlich 6 Menschen auf Tour im Hochgebirge im Unwetter ungekommen“ zu „Schweiz: Mindestens fünf Menschen sterben auf Skitour nahe Zermatt“ geändert.
  • Für mich völlig unverständlich wie man solche Touren macht ohne entsprechend für den Worst Case ausgerüstet zu sein.


    Ist ja nicht so als wäre das etwas was nur einmal alle 10 Jahre vorkommt.


    Bergführer zu Walliser Skitour-Drama: «Waren schlecht ausgerüstet»
    Fünf der sechs vermissten Skitourengänger im Wallis sind tot aufgefunden worden. Nach der Tragödie sitzt der Schock tief. Eine Person wird noch immer vermisst.
    www.nau.ch

  • Ja, ein dummer, tödlicher Fehler die Tour bei dieser Wettervorhersage trotzdem zu machen. 😞


    Anbei die Aussage / Tipps eines Experten in der Zeitung 20 Minuten :


    BERGFÜHRER:«Die Dinge, die man im Rucksack dabeihat, sind entscheidend»


    Im Wallis wurden am Montag fünf Skitourengänger tot aufgefunden, nachdem sie die Orientierung verloren haben. Gibt es Notfallszenarien, wenn man sich im Berg verirrt? Laut dem Geschäftsführer des Bergführerverbands Pierre Mathey gibt es dafür keine klaren Abläufe.


    Im Wallis wurden am Montag fünf Skitourengänger tot aufgefunden, eine sechste Person wird noch gesucht. Sie sind laut dem Air-Zermatt-Rettungschef Anjan Truffer orientierungslos in der Höhe erfroren. Zum spezifischen Fall will sich Pierre Mathey, der Geschäftsführer des Schweizer Bergführerverbands, nicht äussern. «Dafür habe ich nicht genug Informationen. Es ist aber natürlich eine Tragödie.» Gegenüber 20 Minuten erklärt er, wie man sich auf eine solche Skitour vorbereite und wie man ausgestattet sein sollte.


    Zur Standard-Notfallausrüstung für Skitourengänger gehören demnach ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), eine Schaufel und eine Sonde. «Ohne diese Grundausrüstung bleibt man auf den offenen und gesicherten Pisten», sagt Mathey. Zusätzlich sollten sich im Rucksack laut Mathey warme Kleidung, Essen, Trinken, ein geladenes Mobiltelefon und eine Erste-Hilfe-Apotheke befinden. Auch ein Biwaksack könne je nach Beurteilung der Tour und Lage von Vorteil sein.


    Entscheidungen müssen möglichst früh getroffen werden


    «All diese Dinge helfen aber nicht, wenn man nicht weiss, wie sie eingesetzt werden», sagt Mathey. Das heisst, dass alle Tour-Teilnehmenden einen Lawinenkurs absolviert haben sollten. «Bei schweren Touren lässt man sich am besten von einem Bergführer leiten oder hat selber eine solche Ausbildung gemacht.»


    Für die Situation wie im Wallis, wenn sich Skitourengänger verirren, gibt es gemäss Mathey keine etablierten Abläufe. «Jede Situation ist anders, am Schluss entscheidet die Natur.» Als Skitourengänger müsse man sich überlegen, ob man überhaupt zur Tour aufbreche. Wenn ja, dann soll auf das Wetter geachtet und wenn nötig entschieden werden, als Gruppe umzukehren oder in einer Hütte Schutz zu suchen.


    «Es ist extrem wichtig, frühzeitig richtige Entscheidungen zu treffen. Der Faktor Mensch ist im Berg entscheidend», sagt Mathey. Ist es dafür zu spät, wird es schwierig. Dann kämen unter anderem die Dinge aus dem Rucksack zum Tragen. Am besten aber gräbt man laut Mathey ein Loch, um sich darin vor Kälte und Wind zu schützen. Wie Air-Zermatt-Rettungschef Anjan Truffer erklärt, habe das die Gruppe auch versucht. Er gehe davon aus, dass vor Ort Panik ausbrach, weil die Personen verstreut gewesen seien.

  • "Am Samstag hätte ich persönlich auch eine Tour in Zermatt gestartet, denn das Wetter war nicht so schlecht"

    Das ist ein Problem. Du hältst dir den Tag frei und es ist - noch - schön, obwohl der Wetterbericht Sturm voraussagt. Es kann reichen, die Tour vorher über die kritischen Strecke zu führen, oder eben nicht.

    Es braucht Mut, beizeiten umzukehren oder nicht zu gehen.


    Zum Graben einer Schneehöhle: Lawinenschaufeln sind leicht und taugen wenig, wenn man sich bei Sturm und Kälte und betonharter windgefegter Schneeoberfläche eingraben muss. Einen Armeeklappspaten schleppt keiner mit - zu schwer - wäre aber für diese Situation besser gewesen.


    Um eines klarzustellen: Ich bin nicht befugt, über das Fehlverhalten der Leute zu richten, dies hat die Wirklichkeit getan und die Leute haben einen schrecklichen Preis für ihre Fehleinschätzung bezahlt. Ihr Tod ist vielleicht nicht ganz unnütz, wenn sich solche Fehleinschätzungen in Zukunft weniger oft wiederholen.

    Hier noch ein Link zur Karte vom Unfallgebiet

    3 Mal editiert, zuletzt von jp10686 ()

  • Hier noch ein video mit einer Zusammenfassung

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    Nachtrag

    Die im Video erwähnte vermutete Panik der Opfer kurz vor dem Erfrierungstod könnte darauf zurückzuführen sein, dass die eine noch vermisste Person, für die keine Hoffnung mehr besteht, in eine Spalte gefallen ist. Diese waren ja wegen dem vielen Neuschnee nicht sichtbar. Die anderen haben vermutlich dann erst gemerkt, auf was für einem Untergrund sie sich befinden.


    In den Kommentaren zum Video schreibt jemand, er sei auch einmal in einen heftigen Höhensturm auf 3000 Meter geraten und sie hätten wegen dem Wind auf dem Bauch kriechend die Passhöhe überqueren müssen ...

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  • Auf Arte läuft gerade die Drama-Doku "Todesfalle Haute Route"

    über das "Unglück" vor sechs Jahren mit sieben Toten. Ist gut

    gemacht und Überlebende sind sehr gut in die Doku eingebunden.


    Todesfalle Haute Route - Rekonstruktion eines Dramas - Die ganze Doku | ARTE
    Auf der legendären Haute Route, der Skitour zwischen Chamonix und Zermatt, erfrieren sieben Menschen vor Erschöpfung in Schnee und Eis, nur 550 Meter von der…
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