Bunker-Stadt im Untergrund von Helsinki

  • Sehr interessant. Helsinki existiert quasi ein zweites Mal unter der Erde. Mit Shoppingcenter, Hallenbad und Platz für 900.000 Menschen. Ein Drittel mehr als Helsinki Einwohner hat.


    In Helsinki ist die Sporthalle auch ein Bunker – und umgekehrt
    Zivilschutz ist in Finnland sehr wichtig, erst recht seit dem Krieg in der Ukraine. Eine Reise durch die unterirdischen Schutzanlagen der Hauptstadt.
    www.nzz.ch


    EUROBLICK: Bunker-Stadt im Untergrund von Helsinki | ARD Mediathek
    Bunker-Stadt im Untergrund von Helsinki | Video | Nach dem sowjetisch-finnischen Krieg, der vor 85 Jahren als Winterkrieg in die Geschichte einging, wurden in…
    www.ardmediathek.de

  • Bei den Finnen gibts für größere Gebäude nur eine Genehmigung, wenn ein Schutzraum mit eingeplant wird. Die wissen schon warum

  • Oh wusstet ihr das nicht, dachte das wäre bekannt. Hab da mal ne Doku drüber gesehen, das ist wirklich geil. Hallenbad und Turnhalle sind z.B. so ausgelegt, das sie dann als Aufenthaltsraum genutzt werden. Ist wirklich riesig. Da muss ich immer dran denken, wenn man hier hört, das wäre alles zu teuer und garnicht machbar...

  • Wenn man es schon vor 30, 40 Jahren so gemacht hätte, das jede Tiefgarage und ähnliches als Schutzraum ausgelegt sein muss, und man extra angelegte Bunker so Plant, das sie auch alltäglich genutzt werden können, wäre die ganze Sache nicht so wahnsinnig teuer.

    Jetzt in Panik zu versuchen, Schutzraumplätze zu generieren, das wird teuer

  • eigentlich könnte man z.B. die alten Bergwerke benutzen, oder sind die Schächte verfüllt oder abgesoffen?
    Das wäre doch schon mal ein Anfang.

    Liste der aktiven Bergwerke in Deutschland – Wikipedia

    Platz gibt es da schon, die notwendige Bewetterung dürfte aber eine Herausforderung sein (also der Umbau auf "nicht anfällig für eine einfache Drohne"). Zweiter Ausgang ohne die Notwedigkeit 200m Seil hochklettern wäre wünschenswert. Aber grundsätzlich sollte man das durchrechnen. In kleinerem Rahmen ist das auch bei mir im Hinterkopf, es gibt einige Stollen, uralt und 100m sind schon viel, aber wenn sonst gar nichts mehr geht könnte man da ein paar Tage ausharren.

    Recht viel Raum würden auch Straßentunnel bieten - wenn örtlich vorhanden. Vorne und hinten abdichten kann aber aufwendig werden, dafür halbwegs ebenerdig.

  • Jetzt in Panik zu versuchen, Schutzraumplätze zu generieren, das wird teuer

    Genau das Problem hatte man auch während des Kalten Krieges. Die Deutschen waren wohl immer schon nicht wirklich interessiert am eigenen Schutz.


  • eigentlich könnte man z.B. die alten Bergwerke benutzen, oder sind die Schächte verfüllt oder abgesoffen?


    Alte Schächte sind normalerwiese verfüllt.


    Ansonsten liegen Bergwerke nicht gerade in Stadtzentren und Du bekommst nicht schnell viele Leute runter (kleine Bergwerke vieleicht 30-50 Leute in 30 Minuten, großen, moderne vieleicht 300-400)

    Und wen der Strom für die Förderanlage ausfällt: Als Lehrling bin ich mal 650 einen Schacht hochgekletter, heute wäre ich körperlich dazu nicht mehr in der Lage.

  • Die geografischen Gegenebnheiten Helsinkis sind aber auch schlicht anders. Die Staht steht auf Granit, da lassen sich Anlagen in dieser Größe bestens ins Gestein hauen. Das ist nicht vergleichbar damit, einen Bunker komplett in dieser Größe mit Beton bauen zu müssen.


    Nichtdestotrotz wäre diese Frage heute nich so drängend, wenn wir die letzten 30 oder mehr Jahre Schutzbauen bei größeren oder öffentlichen Bauprojekten vorgeschrieben hätten.

  • Sehr lesenswert. Leider hinter der Bezahlschranke:


    Finnlands Angst vor Russland: „Das nationale Trauma wird von Generation zu Generation weitergegeben“
    Sie teilen 1300 Kilometer gemeinsame Grenze – und Finnland misstraut Russland seit Jahrhunderten. Vor allem nach dem Winterkrieg von 1939 ist die Angst der…
    www.tagesspiegel.de


    Deshalb wieder die wichtigsten Infos zusammengefasst:


    Zivilschutzanlagen in Helsinki:


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    Die Schutzräume werden in Friedenszeiten großteils privat genutzt und müssen binnen 72h geräumt werden können.

    In Friedenszeiten wird der Schutzraum als Freizeitzentrum genutzt, neben einem Indoor-Spielplatz gibt es mehrere Unihockeyfelder, eine Cafeteria, Büros. Die eigentliche Aufgabe des Bunkers gerät da beinahe in Vergessenheit – der rasche Schutz der Bevölkerung. Die Sicherheit ist zwar kommunal organisiert, wird im „System der doppelten Nutzung“ aber privat unterhalten.


    Bei einem Angriff, erzählt Tuula Luoma, haben die Mieter:innen 72 Stunden Zeit, um den Bunker zu räumen. Dann werden in den Gängen Betten aufgestellt, Räume zu Krankenstationen umfunktioniert, Toiletten installiert. Pro Tag rechnet die Stadt allein in diesem Bunker mit 12.000 Kilogramm menschlicher Ausscheidungen.


    Interessant auch, dass die Schutzsuchenden in den Bunkern sich selbst versorgen können müssen und einen "Tagesablauf" bekommen der nach Gruppen eingeteilt wird.

    Die Schutzsuchenden müssen vorbereitet sein – und sich im Bunker weitgehend selbst versorgen können. Medikamente, einfaches Essen, Bettzeug müssen sie selbst mitbringen, im Alltag mit anpacken. Ein Drittel soll arbeiten, ein Drittel schlafen, ein Drittel anders aktiv sein. So sieht es der Plan vor. Eigenverantwortung, staatlich organisiert. Auch das gehört zum finnischen System.


    Häuser und Gebäude mit mehr als 1200 Quadratmetern Grundfläche müssen laut Rettungsgesetz über einen eigenen Schutzraum verfügen – sonst erhalten sie keine Baugenehmigung.


    Pistorius hat sich beeindruckt gezeigt von den finnischen Bunkern bei seinem Besuch im März:

    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) war nach einem Besuch im März vom Bunker in Merihaka so beeindruckt, dass er prompt für ein ähnliches System in Deutschland plädierte. Das müsse schnell angegangen werden, weil „der Zivilschutz immer die Kehrseite einer militärischen Bedrohung und Verteidigungsfähigkeit ist“.


    Weiteres interessantes Detail. Der Aufenthalt in den Bunkern ist nur für 3 Tage vorgesehen:

    Darauf will das Land vorbereitet sein. Zumindest für drei Tage. Ein längerer Aufenthalt im Bunker ist im Notfallplan der Stadt nicht vorgesehen.

  • In städtischen Ballungsgebieten müsste man eigentlich genügend Bestand an doppelt nutzbaren Bauwerken haben: Tiefgarage, U-Bahn-Stationen, Unterführungen und Straßentunnels.

    Die Stadt Reutlingen hatte bis 2007 einen ihrer innerstädtischen Tunnel als Schutzraum für 2.750 Personen vorgehalten, 30cm dicke Stahltore hätten den vierspurigen 300m langen Tunnel dann beidseits bombenischer verschlossen.

    https://www.gea.de/reutlingen_artikel,-reutlinger-tunnel-ist-nurnoch-theoretischein-bunker-_arid,6770114.html


    Aktuell sehe ich eine große Bedrohung durch Drohnen auf uns zukommen. Hierfür braucht es schnell erreichbare Splitterschutz-Unterstände, in die Drohnen nicht einfach hineinfliegen können. Dazu würden die israelischen Bushaltestellen-Häuschen ausreichen, wenn man sie mit einem zweimal 90° abgewinkelten Eingangsbereich versieht, der am Eingang mit einem dichten Kettenvorhang das Einfliegen kleiner Drohnen verhindert. Das wäre lowtech und die Drohnenvorhänge könnte man ja vormontiert einlagern und im Bedarfsfall (V-Fall) hängt man sie vor den Eingangsbereich. Bei FPV-Drohnen hat man bis auf weiteres den für die Bedrohten glücklichen Umstand, dass die Akkukapazität begrenzt ist, die Drohne also nicht stundenlang vor dem Eingang lauern kann, je nach Fluggewicht ist da nach 15-30min Schluß mit der Flugvorstellung.