Sozialverhalten - welches "Tier" ist der Mensch

  • Wir haben derzeit unseren dritten Hund. Ein schwieriger Fall aus dem Tierheim.
    Das Zusammenleben gestalten wir nach den Regeln wie im Wolfsrudel.
    Unser Hund ist ein rangniedriges Rudeltier, und seine Position muss ich ihm durch mein Verhalten klar machen.


    Dazu gehört zum Beispiel, dass ich ihn nicht begrüßen (noch nicht mal anschaun) darf, wenn ich heimkomme und er mich schwanzwedelnd erwartet.
    Denn damit würde ich ihn zum "Chef" erklären.
    Natürlich tut dieses Verhalten mir als Mensch von Herzen weh, weil ich meinen Hund ja eigentlich total gern habe.
    Jedenfalls haben wir mit dieser Art der "Erziehung" bessere Erfahrungen gemacht, als mit jahrelangem Hundeplatz.


    Ein Landwirt hat mir mal erklärt, was er bei seinen Kühen beobachtet hat.
    Da gibt es ein Leittier, und dann Kuh Nr. 2 , Nr. 3, Nr. 4, Nr. 5 - aber, die Rangordnung ist da nicht absteigend starr geregelt, es kann also die Nr. 5 unter Nr.4, aber trotzdem über der Nr. 3 stehen.
    (hoffentlich hab ich mich da jetzt halbwegs verständlich ausgedrückt).


    Der Unterschied zwischen Wolf (Rudeltier) und Kuh (Herdentier) besteht wohl schon mal darin, dass die einen Jäger und die anderen die Gejagten sind.
    Und dementsprechend sind sie untereinander "organisiert".


    In der Natur würde ich den Menschen jetzt sowohl als Jäger, wie auch als Beute sehen.


    Wenn wir jetzt also Gemeinschaften bilden wollen, wo es mehrere Chefs gibt - wurde ja schon öfters diskutiert - eben jeder auf seinem Spezialgebiet, dann wird das nur funktionieren, wenn der Mensch für so eine Gemeinschaftsform auch ausgelegt ist.
    Andernfalls geht das genauso in die Hose, wie wenn ich versuchen würde, meinen Hund als gleichberechtigten Kumpel anzusehen.
    Entweder ist er der Chef, oder ich, da gibt es keine "Zwischenlösung".


    Also beim Thema Hund ist mir das sonnenklar, wie es sich allerdings beim Menschen nun genau verhält, da habe ich absoult null Ahnung.
    Und dazu kommt noch, dass wir durch unsere derzeitige Lebensweise, die Unterhaltungsmedien, durch Alkohl und Drogen etc. verdammt weit weg von unserem "natürlichen Verhalten" sind.


    Wer von Euch weiß, wie eine Gruppe von Menschen organisiert sein muss, damit ein Zusammenleben halbwegs reibungslos verläuft?


    Lina

    Jeder Fortschritt ist ein Schritt fort von der Natur.

  • Beim Mensch gibt es vom einsamen Wolf über das zerbrechliche Rehlein bis hin zu Rindviech alles...das macht den Mensch so uneinschätzbar.
    In die Enge getrieben wird aus der zierlichen Mutter eine Bästie oder aus den coole Streetfighter eine Heulsuse.....gebrechliche wachsen körperlich über sich hinaus und hilflose Kinder kommen plötzlich alleine zurecht.


    Ein vergleichbares Tier gibt es nicht, das gleichzeitig so inteligent ist und doch so irrational handeln kann.


    Gruß Klappspaten

  • Hallo zusammen


    Die Interpretation von Klappspaten ist nicht ganz unrichtig ......, einfach auf ein Leben in der Stadt bezogen.


    Aber ich denke die Frage war ein wenig anders!


    In der Natur mit den ursprünglichen Fressfeinden ist der Mensch einfach ein Teil in der Nahrungskette. Aber die Fressfeinde hat der Mensch sich in unseren Regionen wirksam entledigt. :staun:


    Ohne unsere Knarren oder anderen Geräten sind wir nichts ......, wir können ohne Waffen nicht jagen, unsere gefangene Nahrung ohne Feuer nicht verdauen.


    Das können aber unsere Tiere .....


    Ernst

  • Das ist eine relativ einfache Fragestellung...


    Wir Menschen sind dynamisch und anpassungsfähig. Das bedeutet das wir in den verschiedensten Systemen leben und zusammenarbeiten können.


    Grundsätzlich: sind wir Menschen nur so erfolgreich, da wir uns spezialisieren.


    Arbeiter, Handwerker, Jäger, Landwirte, Ig. Und Wissenschaftler sowie Rechtsgelehrte und Wirtschaftler usw. usw. usw... (um nur einige zu nennen)


    So können Handwerker Ing. usw. auch arbeiten übernehmen die ein Arbeiter macht.. und mit Qualifikation können Arbeiter auch Handwerker Ing. usw. werden.


    Das ist besonders in der heutigen Zeit zu sehen. Finde ich sehr gut da dynamisch und im höchsten Grad anpassungsfähig.


    Ich möchte jetzt nicht auf die verschiedensten politischen Systeme eingehen.


    Jedes System hat stärken und schwächen. Das eine System mehr als das andere. Das optimale System gibt es leider noch nicht.


    Nur soviel:


    im Fall eines Crachs würde ich das Césarische System bevorzugen.


    Ein Chef (oder Chefin) die sich von ihren Spezialisten beraten lässt. Denn viele sind immer schlauer als einer...


    So können schnell Entscheidungen getroffen werden. Dieses System hatte eine lange Zeit bestand und hat den Weg in die moderne Lebensweise geebnet.

  • So gesehen ist der Mensch ein Instinktkrüppel, wurde schon öfters in der Philosophie thematisiert.
    Der Mensch steht auf einer sehr niedrigen Stufe, wird von Landmann als infantilen Affen, bei dem das höhere Wachstum
    nicht eintritt und der auf kindlicher oder sogar embryonaler Stufe fixiert bleibt."


    Und Arnold Gehlen schreibt:



    Der Philosoph Ulrich Horstmann hingegen zieht den Schluss, dass der Mensch an sich perfekt ausgerüstet ist, für seine evolutionäre Bestimmung.
    (Siehe Signatur, ab pdf-Seite 81ff.)

  • Wenn man den Mensch rein auf seine körperlichen Fähigkeiten begrenzt betrachtet, ist er sicherlich denkbar schlecht ausgerüstet zum Überleben in der Natur ausgerüstet. Dann wäre der mensch allerdings kein Mensch mehr.
    Alle natürlichen Angriffs-/Verteidigungswaffen sind von der Evolution wegrationalisiert worden und durch Intelligenz und damit der Fähigkeit, seine Umgebung in umfassenden Ausmaßen manipulieren zu können, ersetzt worden.


    Die unglaubliche und überlegene Anpassungsfähigkeit des Menschen an Situationen und Umweltbedingungen setzen ihn nun mal an die Spitze der Nahrungskette (als Spezies, nicht unbedingt als Individium).


    Das macht die Organisation einer Gruppe von Menschen gleichzeitig schwierig und einfach. Aus Überzeugung und Notwendigkeit können Menschen Unglaubliches vollbringen, dann ist es einfach jeden nach seinen Fähigkeiten einzusetzen. Schwierig könnte es dagegen sein, die Menschen von der Notwendigkeit ihres Tuns zu überzeugen, da sind dann die Fähigkeiten eines guten Menschenführers gefragt. Dieser muß nicht unbedingt Fertigkeiten auf einem bestimmten Spezialgebiet besitzen, im Gegenteil, das kann manchmal sogar hinderlich sein.
    Techniker zum Beispiel verlieren sich oft in technischen Problemen und vergessen dann auf die Menschen selbst einzugehen usw.


    Generell würde ich sagen, ein ChefIn mit Führungsfähigkeiten und Organisationstalent und für die einzelnen Bereiche Berater/Abteilungsleiter die dann wiederum die Spezialisten führen und organisieren

  • Nehmt mir das nicht übel, aber den heutigen, zentraleuropäischen Normbürger und Konsumenten würde ich (gebrandmarkt von der Arbeit im Einzelhandel) zu den Parasiten zählen, genauer genommen Spinnentiere, noch genauer: Zecke.


    Betrachten wir die Lebensweise der Zecke. Sie macht sich nicht viel aus Überlegungen und Philosophie, bildet sich nicht und lässt sich gern bedienen, weil sie es selbst nicht auf die Reihe kriegt aktiv Beute zu machen, wie ihre überlegenen Verwandten die "echten" Spinnen. Um ihre Umwelt kümmert sie sich ebenfalls nicht. Sie denkt und handelt ausschliesslich in ihrem eigenen, persönlichen Interesse. In ihrem "sozialen" Umfeld unterscheidet sie nur Feind, Beute oder Geschlechtspartner. Und sie liebt den Überfluss, komme was wolle. Saufen bis zum Kotzen ist ihr Motto. Zudem ist sie hinterhältig und kennt Mitgefühl noch nicht einmal im Ansatz. In ihrer Welt hat sie kaum Feinde, ist robust und ist trotz ihres widerlichen Charakters ein sensorisches Highlight. Sie verfügt über Sinneszellen und Rezeptoren, von denen manch ein "niederes" Tier nur träumen kann. Und sie setzt ihre "technischen" Vorteile ausnahmslos für sich selbst ein und schadet damit den Wirten, manchmal mit schweren Folgen.


    Ich möchte damit nicht sagen, dass jeder Mensch der "zivilisierten " Welt ein selbstsüchtiger, mediengesteuerter Zombie ist. In Tat und Wahrheit hat wohl jeder Mensch enorm viel auf dem Kasten - was er jedoch aus Bequemlichkeit selten bis gar nie zeigt. Dies zeigt sich meist in Extremsituationen. Man wächst also über sich hinaus. Wenn die Zecke mit dem lauern nicht mehr weiter kommt, muss sie auf die Pirsch gehen (was einige Zecken auch tun), um erfolgreich zu sein.


    Es gibt ein interessantes Zitat, dessen Urheber ich jedoch nicht mehr nennen kann:


    "Man kann einen Menschen in einen Raum mit sechs unverschlossenen Türen sperren. Er wird dennoch nur gegen die Wände laufen und hat dann auch noch die Dreistigkeit, sich darüber zu beschweren."



    Grob über den Kamm geschert ist der Mensch jedoch am ehesten als ein Primat zu sehen, der über eine enorme technologische Evolution zu enormer und verstörender Gewalt und Macht gelangt ist. Blicken wir einige tausende Jahre zurück: Unser Körperbau war robust und wir waren wenig Schmerzempfindlich. Ausserdem waren wir zäher, aber wir lebten weniger lang. Heute sind viele von uns schmächtig, arg übergewichtig, träge und "verweichlicht". Dennoch kann ein schmächtiger Mann der heutigen Zeit z.b. einen Kampfjet fliegen, den übergewichtige Physiker und Maschinenbauer konstruiert haben. Ich sehe das insofern als eine verlagerte Evolution unserer Art an. Wir bleiben als Lebewesen in der Entwicklung stehen, während wir in der Technologie enorme Fortschritte erzielen. Möchte man also wissen, was ein Mensch wirklich ist, muss man wohl auf den Tag warten, an dem all diese Technologie global in ihrer Funktion versagt.



    Wie gesagt, kriegt das nicht in den falschen Hals, denn ich habe die Menschen sehr gern. Was mich nachdenklich und etwas bedrückt gemacht hat ist allein das parasitäre und selbstherrliche Verhalten der Konsumgesellschaft (Zu der ich ebenfalls zähle, ich habe meine Ausrüstung ja nicht selbst geschmiedet).




    Stets gutes Gelingen


    Stefan

  • Ich denke, daß der Mensch an sich sehr egoistisch veranlagt ist, was nicht unbedingt in jeder Situation schlecht ist, sich aber an vielen Stellen zeigt, wo es einfach unangebracht ist, beispielsweise wenn in Großstädten der öffentliche Nahverkehr nur unzureichend verkehrt und die angestauten Massen versuchen, ins eingetroffene Verkehrsmittel zugelangen. Dies ganz bewußt zu beobachten, war für mich persönlich schon sehr lehrreich, aber es gibt natürlich noch weitere Beispiele.
    In wirklich harten Zeiten sollte es dehalb eine starke "Hand" geben, die das Leben regelt, weil sonst zu viele einfach auf der Strecke bleiben.
    Um zurück auf den Hund zu kommen: Einen Hund als lange domestiziertes und eindeutig auf Menschen geprägtes Wesen wie in einem Wolfrudel sozialisieren zu wollen, halte ich für falsch. Warum sollte freudige Begrüßung nicht erwidert werden?? Fehlverhalten sollte stattdessen umso deutlicher und konsequenter bestraft werden, womit ich aber weder Schläge noch Futterentzug meine :-)) Ein ganz so schwieriger Fall scheint es ja nicht zu sein, Tierheime geben schwierige Hunde (zB Angstbeißer) nciht mal eben ab. Es sei denn, Du bist Hundetrainer oder ähnliches.

  • Ratten, die besten Freunde des Menschen!?!


    Im Guten wie im Schlechten würde ich Menschen am ehesten mit der Ratte, speziell der Wanderratte vergleichen.


    Sie sind uns Menschen in sehr vielem sehr ähnlich. Durch Hinterlist vermögen wir es zwar mit immer neuen Giftködern und Fallen sie zu stellen und zu töten, doch immer wieder tricksen sie uns auch evolutionär aus. Kaum ein Lebewesen (außer vielleicht der Schabe) kann in nur wenigen Generationen Resistenzen gegen Gifte entwickeln.


    Ratten denken strategisch und sozial, vermeiden aber die Eigengefahr. Bei unbekanntem Futter (Giftköder) wird ein Vorkoster geschickt. Deshalb werden ja nur noch Gifte verwendet, die erst nach Anreicherung und 3-5 Tagen wirken. Ratten riechen Krankheiten und halten vor kranken Artgenossen Abstand. Da mag der Mensch, solange es ihm gut geht, moralisch gelegentlich höherstehend sein, andererseits ist die Ratte dadurch im Zweifelsfalle erfolgreicher in der Arterhaltung. Ähnlich wie wir vermag sie mit den verschiedensten Nahrungsquellen zu überleben und sich anzupassen.


    Ich mag Ratten, obwohl ich sie gelegentlich, weil sie sonst in meinem Stall überhand nehmen (wo Nutztiere sind und Getreide ist die Wanderratte nicht weit) vergiften muss. Ich habe leider noch kein funktionierendes Vertreibungsmittel gefunden, dass ihnen und mir das erspart.


    Die Angst der Menschen vor der Ratte ist eigentlich surreal und nicht wirklich zu begründen. Sie ist unser Fressfeind und wird als vermeintlicher Überträger allerlei Krankheiten seit Jahrhunderten bekämpft und obsiegt letztlich doch. Der Geruchssinn von Ratten schlägt den von Hunden um längen und erst langsam, seit den letzten Jahrzehnten, wird sie wieder ein wenig mehr geschätzt.


    Meiner Meinung nach haben wir mit Ratten noch am meisten gemein. Sie sind uns sogar in vielem weit voraus und sie begleiten den Menschen seit es Siedlungen gibt. Je größer die Siedlungen werden (Städte) desto größer die Probleme. Im Grunde zeigen sie uns nur, dass es so nicht geht.


    Kürzlich gab es im Auslandsjournal einen interessanten Beitrag zur Rattenjagd in Paris, noch einige Wochen abrufbar in der Mediathek.


    Albert Camus Buch "Die Pest" (Pflichtlektüre in den Schulen) ist wohl Mitursache eines regelrechten Hasses auf die Ratten vor allem in Frankreich. Die Klebefalle, die die Pariser präferieren, ist im übrigen die tierquälerischste Methode überhaupt, egal bei welchen Tieren, und müsste eigentlich verboten werden. Der kurze Beitrag ist allerdings sehr sehenswert: http://www.zdf.de/ZDFmediathek…ienst-Rattenjagd-in-Paris


    Noch besser aber ist dieser Beitrag auf der gleichen Webseite


    [URL="http://auslandsjournal.zdf.de/ZDFde/inhalt/20/0,1872,8402676,00.html"]Ratten, die besten Freunde des Menschen[/URL]


    Einen Auszug daraus möchte ich hier sichern:



    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Anscheinend sind wir uns zumindest schon mal soweit einig, dass mit den Menschen "irgendwas nicht so recht stimmt".


    Und ich möchte mich schon mal vorab dafür entschuldigen, dass ich hier auf dem Thema Hund herumreite, obwohl wir hier kein Hundeerziehungsforum sind.
    Aber anders kann ich es nicht erklären.


    Wir haben gelernt, und wir praktizieren das seit 7 Jahren mit Erfolg, dass WIR uns hundemäßig richtig verhalten müssen, dann versteht es auch der Hund und verhät sich ebenfalls richtig.
    Das hat mit Training gar nichts zu tun. Der Hund muss da nichts lernen. Der Hund kann das schon von sich aus.


    Und irgendwie muss sich das doch auch auf den Menschen übertragen lassen.


    Ich gehe von einer Zeit aus, in der die öffentliche Ordnung der heutigen Zeit nicht mehr existiert.
    Die Menschen werden sich zu Gruppen zusammenschließen müssen, um zu überleben.
    Und innerhalb dieser Gruppe wird es auch eine Ordnung geben müssen.


    Wir können darauf vertrauen, dass jeder einsieht, dass ein perfektes Zusammenspiel unbedingt erforderlich ist und jeder von sich aus sein Bestes geben wird.
    (Da hab ich aber so meine Zweifel, ob das von Stefan erwähnte "Parasitentum" dann einfach so von uns abfällt).


    Dann können wir Pläne erstellen, wer wie was wann zu tun hat, und dabei sogar noch die persönlichen Fähigkeiten berücksichtigen.
    Das erfordert Planung, Übung, Konsequenz ...., jedenfalls viel Aufwand.


    Wir, die wir uns jetzt schon gedanklich und materiell auf einen Zusammenbruch und Neuanfang vorbereiten, müssten doch am ehesten in der Lage sein, funktionierende Gemeinschaften aufzubauen.
    Und ich fände es toll, wenn es da einen Weg geben würde, wo ich nicht irgendwelche Regeln aufstellen muss oder Zwang ausüben ("wenn du heute nicht Wasser holst, dann kriegst du heute auch kein Essen), sondern dass ich allein durch MEIN richtiges Verhalten jeden in der Gruppe dazu bringe zu "funktionieren".
    Aber nicht im Sinne einer "Vorbildfunktion", sondern da muss schon wesentlich mehr dahinter stecken.


    Lina

    Jeder Fortschritt ist ein Schritt fort von der Natur.

  • Ein spannendes Thema![QUOTE=Lina;87018]Wir haben derzeit unseren dritten Hund. Ein schwieriger Fall aus dem Tierheim.Das Zusammenleben gestalten wir nach den Regeln wie im Wolfsrudel.Unser Hund ist ein rangniedriges Rudeltier, und seine Position muss ich ihm durch mein Verhalten klar machen.Dazu gehört zum Beispiel, dass ich ihn nicht begrüßen (noch nicht mal anschaun) darf, wenn ich heimkomme und er mich schwanzwedelnd erwartet.Denn damit würde ich ihn zum "Chef" erklären.Natürlich tut dieses Verhalten mir als Mensch von Herzen weh, weil ich meinen Hund ja eigentlich total gern habe.[QUOTE]M.E. solltest Du Dich damit nicht quälen, ein Hund kann nur glücklich/ entspannt/ vertrauensvoll und damit auch ein echter Partner sein, wenn er genau weiß, wo sein Platz ist. Wenn Du möchtest, dass er im Rang unter Dir ist, verhältst Du Dich entsprechend- was Du ja tust- und er wird damit gut zurecht kommen. Es ist auch anstrengend, zu führen;-) Der Führende ist aber auch liebevoll und souverän- der Situation angepasst- so dass es nichts macht, wenn Du ihn anschaust- Du darfst immer alles tun, was Dir beliebt. [QUOTE]In der Natur würde ich den Menschen jetzt sowohl als Jäger, wie auch als Beute sehen.[QUOTE]Ich glaube, dass wir im normalen Gesundheitszustand nur sehr selten Beute sind, sonst gäbe es uns gar nicht (mehr). Angriffe von Tieren auf Menschen finden fast immer aus Verzweiflung statt.[QUOTE]Wenn wir jetzt also Gemeinschaften bilden wollen, wo es mehrere Chefs gibt - wurde ja schon öfters diskutiert - eben jeder auf seinem Spezialgebiet, dann wird das nur funktionieren, wenn der Mensch für so eine Gemeinschaftsform auch ausgelegt ist.Andernfalls geht das genauso in die Hose, wie wenn ich versuchen würde, meinen Hund als gleichberechtigten Kumpel anzusehen.Entweder ist er der Chef, oder ich, da gibt es keine "Zwischenlösung".Also beim Thema Hund ist mir das sonnenklar, wie es sich allerdings beim Menschen nun genau verhält, da habe ich absoult null Ahnung.[QUOTE]Ich fürchte, dass es sich bei uns- wie auch bei anderen sozialen Herdentieren ( die wenigen Einsiedler mal ausgenommen) genauso verhält. Egal ob Hund, Ratte oder Pferd- die Führungsperson wird führen. Und die anderen benötigen die Führung, weil sie sich sonst nicht sicher fühlen. Jedes Gruppenmitglied hat seinen anerkannten Platz und ist wichtig für die Gruppe. Damit die Gruppe erfolgreich funktionieren kann, muss die Führungspersönlichkeit souverän, intelligent und von einem gewissen Charisma gesegnet sein.Ist die Führungsperson - ich nenne es mal "unedler Gesinnung"- sind alle Gruppenmitglieder unzufrieden, der Führende eine Zeitlang zufrieden/reich/ vollgesogen, danach gestürzt und umgebracht... und alles geht von vorn los...Ich denke, der Mensch hat die Möglichkeit, Zecke, Schaf, Ratte, Elefant oder Tiger zu sein, jedes menschliche Individuum kann dies selbst entscheiden.Ich hoffe, dass es mit der Zitatfunktion einigermassen geklappt hat- bin eine PC- Niete :face_with_rolling_eyes:

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Peacefool hat es richtig beschrieben. Die Ratte ist dem Menschen wohl am nähesten im Verhalten.
    Der Mensch ist das anpaasungsfähigste Tier auf diesem Planeten. Kein Tier kann in allen Klimazonen bestehen und leben, vom Eis bis in die Wüste, vom höchsten Berg bis zur Meeresebene. Nur der Mensch kann das.
    Eine interessante Frage aber.

  • Arthropoden bestehen ebenfalls in allen Klimazonen - und das ohne jegliche Technologie. Der Mensch als Lebewesen kann ausserhalb der gemässigten Zonen ohne Technologie (dazu zählen auch Feuermachen und Kleidung) nicht existieren. Von daher müsste man auch Tiere in Betracht ziehen, die sich einer Technologie bedienen, um zu überleben. Spinnen zum Beispiel. Ihre Urahnen waren Bodenläufer und Jäger. Heute bauen sie ausgeklügelte Fallen, Radnetze, Fangnetze (die sie wirklich wie Fischer einsetzen), Trichternetze oder gar Springfallen, die aus herabhängenden Fäden bestehen, welche die Beute bei Kontakt in die Höhe reissen.


    Was für Tierarten gibt es noch, die sich ausgeklügelter "Technikergänzungen" bedienen um erfolgreicher zu sein?

  • Zitat von Stefan;87549

    Was für Tierarten gibt es noch, die sich ausgeklügelter "Technikergänzungen" bedienen um erfolgreicher zu sein?


    Gesucht hatte ich den Seeotter, den ich selbst schon beim Muscheln knacken gesehen habe. Er legt sich dabei auf den Rücken, mit einem Stein auf dem Bauch und hämmert die Schale solange gegen den Stein bis er ans Muschelfleisch kommt. Sieht putzig aus und ist sehr effektiv.


    Gefunden habe ich noch jede Menge andere Tiere die Werkzeuge gebrauchen hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Werkzeuggebrauch_bei_Tieren

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Ist es nicht etwas negativ immer davon aus zu gehen, das "wir" uns im Zweifelsfall immer gleich selbst zerfleischen?


    Sicherlich gibt es genügend Beispiele, wo Menschen übereinander her fallen, aber es gibt doch auch genügend Sachen, die sie füreinander tun.
    Ich persönlich sehe da immer so ein ganz klein wenig die Konditionierung durch die Medien, sprich durch die Nachrichten. Dort bekommt man immer nur die schlimmsten Dinge zu sehen/hören und nie die guten Seiten im Miteinander der Menschen.
    2 Beispiele fallen mir dabei spontan ein...
    Einerseits die Unruhen in Los Angeles, wo sich quasi jeder gegen jeden stellte und alle aufeinander geschossen haben.(war 1992)
    Andererseits die Nachbarschaftshilfe in den Hurrican-Gebieten der USA, wo sich die Nachbarn gegenseitig ausgebuddelt haben, notfallmäßig Erstehilfe geleistet haben und auch die Verbliebenen Wertgegenstände der Geschädigten in einer gemeinsamen Aktion geborgen wurden.
    Ich habe absichtlich Beispiele nur aus den USA gewählt, damit es nicht heisst, das ist wieder typisch Amis...


    Ich denke das es eine große Rolle spielt, wie Menschen leben und was für eine Zukunftsausicht sie haben. Wenn ich jetzt mal ganz platt die von mir gebrachten Beispiele benennen sollte, würde ich sagen, die Leute in den Hurrican-Gebieten hatten eine "artgerechte" Haltung und fühlten sich wohl und die in LA halt nicht.


    Einfach zu behaupten, alle Menschen sind die schlimmsten Tiere und werden sich wie die blutrünstigsten Barbaren benehmen ist viel zu simpel gedacht.



    Was die Sichtweise "Mensch als Tier" angeht...


    Klar, wir gehören zu den Hominiden, sind omivore Opportunisten. Wir bevölkern diesen Planeten schon mehrere Millionen Jahre (als Spezies). Wir sind nicht besonders groß, nicht besonders stark, haben keine Panzerhaut, besitzen keine natürlichen Waffen, sind nicht sehr schnell oder können toll hoch springen...
    Aber, was man nicht vergessen darf: wir sind immer noch nicht ausgestorben!
    Also müssen wir irgend etwas an uns haben, was uns bisher noch nicht auf die Roteliste gesetzt hat... :lachen:
    Was genau das ist, sollte jeder mal für sich alleine aus tüfteln...:)

  • @Kartoffelknilch,


    Zitat

    Klar, wir gehören zu den Hominiden, sind omivore Opportunisten. Wir bevölkern diesen Planeten schon mehrere Millionen Jahre (als Spezies). Wir sind nicht besonders groß, nicht besonders stark, haben keine Panzerhaut, besitzen keine natürlichen Waffen, sind nicht sehr schnell oder können toll hoch springen...
    Aber, was man nicht vergessen darf: wir sind immer noch nicht ausgestorben!
    Also müssen wir irgend etwas an uns haben, was uns bisher noch nicht auf die Roteliste gesetzt hat...


    Die Menschen haben aber eine natürliche Waffe, die das Überleben der Spezies bisher sichergestellt hat. Dazu ist diese natürliche Waffe auch noch einzigartig auf der Erde und jeder anderen überlegen. Vielleicht nicht in Einzelsituationen, aber mit Sicherheit auf die Dauer gesehen.

  • Aus dem Knüppel von einst wurden Interkontinentalraketen, während aus dem athletischen, zähen und starken Urmenschen ein schmächtiger Kaufmann wurde. Eine Devolution des Menschen. Es wird mehr Entwicklung in die Technologie gesteckt, als in den Menschen selbst.


    Das überlegene und natürliche System im Menschen, welches ihn von allen anderen Arten auf der Welt unterscheidet, ist sein Gehirn. Es ist gigantisch, ein wahres Universum an Möglichkeiten und verfügt über grenzenlose Kapazität. Nur was nützt dieses Gehirn, wenn es einem egoistischen Zombie mit übertriebenem Herdenverhalten geschenkt wird?

  • Zitat von Papa Bär;87965

    @Kartoffelknilch,




    Die Menschen haben aber eine natürliche Waffe, die das Überleben der Spezies bisher sichergestellt hat. Dazu ist diese natürliche Waffe auch noch einzigartig auf der Erde und jeder anderen überlegen. Vielleicht nicht in Einzelsituationen, aber mit Sicherheit auf die Dauer gesehen.


    also ich sage ja schon:

    Zitat von Kartoffelknilch;87958


    Also müssen wir irgend etwas an uns haben, was uns bisher noch nicht auf die Roteliste gesetzt hat...
    Was genau das ist, sollte jeder mal für sich alleine aus tüfteln...


    Nun muss jeder mal für sich alleine ausknobeln, was uns denn so erfolgreich gemacht hat... und Papa Bär... nicht verraten! Der Lerneffekt ist wesentlich größer wenn man von alleine drauf kommt... :)

  • Zitat von Stefan;87970

    Aus dem Knüppel von einst wurden Interkontinentalraketen, während aus dem athletischen, zähen und starken Urmenschen ein schmächtiger Kaufmann wurde. Eine Devolution des Menschen. Es wird mehr Entwicklung in die Technologie gesteckt, als in den Menschen selbst.


    Das überlegene und natürliche System im Menschen, welches ihn von allen anderen Arten auf der Welt unterscheidet, ist sein Gehirn. Es ist gigantisch, ein wahres Universum an Möglichkeiten und verfügt über grenzenlose Kapazität. Nur was nützt dieses Gehirn, wenn es einem egoistischen Zombie mit übertriebenem Herdenverhalten geschenkt wird?


    Also mit Zombies kenne ich mich aus! Will heissen, ich bin noch so ein richtig alter klassischer Rollenspiel-Freak, der mit Würfel und Bleistift bewaffnet ganze Königreiche eroberte!
    Eines haben Zombies alle gemeinsam: sie werden kontrolliert! Wenn man die Kontrollinstanz eines Zombies, beim Rollenspiel wäre das z.B. ein Nekromant / schwarzer Magier, killt, dann sind die gebunden Seelen wieder frei und die Untoten erlöst...


    Bei uns hier steht an sehr gut sichtbarer Stelle folgender Spruch an der Wand:
    "Glüchliche Skalven sind die größten Feinde der Freiheit!"


    Und das schönste daran ist: es steht direkt über einer großen Werbefläche wo z.B. M-Markt Werbung macht, von wegen unter irgendwelchen Bäumen würde sich was entscheiden...

  • Zitat von Lina;87084

    Anscheinend sind wir uns zumindest schon mal soweit einig, dass mit den Menschen "irgendwas nicht so recht stimmt".


    Und ich möchte mich schon mal vorab dafür entschuldigen, dass ich hier auf dem Thema Hund herumreite, obwohl wir hier kein Hundeerziehungsforum sind.
    Aber anders kann ich es nicht erklären.


    Wir haben gelernt, und wir praktizieren das seit 7 Jahren mit Erfolg, dass WIR uns hundemäßig richtig verhalten müssen, dann versteht es auch der Hund und verhät sich ebenfalls richtig.
    Das hat mit Training gar nichts zu tun. Der Hund muss da nichts lernen. Der Hund kann das schon von sich aus.


    Hallo Lina,


    Du schneidest hier ein spannendes Thema an, über das schon regalkilometerweise Bücher geschrieben wurden, und zwar von schlaueren Menschen als mir, deshalb will ich mir hier Amateurpsychologisches verkneifen. Hunde sind berechenbar, ich bin mit Hunden groß geworden und sehe das wie Du. Der Mensch muss sich hundemässig verhalten, was wir dank unserer überlegenen Intelligenz auch können, dann beherrscht er seine Hunde. Wer sie vermenschlicht, hat verloren.


    Hunde sind genau deswegen berechenbar, weil sie stark instinktgesteuert sind. Menschen sind instinktreduzierte Lebewesen, bei denen neben genetisch determinierten Faktoren viel von Erziehung, Umwelt und Erfahrungen abhängt.


    Zitat von Lina;87084


    Und irgendwie muss sich das doch auch auf den Menschen übertragen lassen.


    Es gibt eine ganze Reihe von guten Büchern zum Thema Humanethologie (Verhaltensforschung des menschlichen Verhaltens). Die Forschung zeigt zwar, dass es eine ganze Reihe genetisch vorgeprägter Verhaltensmuster gibt, die über Milieu- und Kulturgrenzen hinweg konstant sind, aber auch ein breites Spektrum überraschender und erschreckender Handlungsweisen. Im Gegensatz zum nicht menschlichen Tier kann sich homo "sapiens" aber über genetische Prädispositionen hinweg setzen, die hier eben nur noch Neigungen, aber keine Instinkte mehr sind.


    Kommen wir zum Hund zurück: In einem Rangordnungskampf zwischen zwei Wölfen löst die Unterwerfungsgeste des Unterlegenen eine verlässliche Beisshemmung des Siegers aus. Der Mensch hat auch eine gewisse Tötungshemmung gegenüber seinesgleichen, die aber deutlich schwächer ausgeprägt ist und spätestens dann versagt, wenn dem Feind, dem Aussenseiter das Menschsein abgesprochen wird.


    Ich fürchte, Du wirst Menschen, die Du genau zu kennen glaubst, erst mitten in so einer Situation wirklich kennen lernen und Dein "blaues Wunder" erleben, im Guten wie im Schlechten.


    Ich habe da so meine eher negativen persönlichen Erfahrungen aus Segeltörns und Fahrten durch die Sahara mit Menschen, die ich zu kennen glaubte, als Freunde oder zumindest gute Bekannte. Das waren Situationen, die weder kritisch noch gefährlich waren, sondern nur schlicht und einfach nur über Stunden bis Tage lästig und unangenehm. Zum Beispiel einen Sturm abwettern, oder bei 40 °C im nicht vorhandenen Schatten zum zehnten mal am Tag das Auto ausgraben und Sandbleche schleppen. Da lernt man Menschen kennen, leider wenige von ihrer guten Seite.


    Ich will allerdings nicht verschweigen, dass ich mal bei einem "Survivalkurs zur See", nämlich einem Kurs für Schwerwettersegeln, eine Frau kennengelernt habe, die Kompetenz und Ruhe ohne Ende ausstrahlte und die ganzen nervösen Kerle in die Jackentasche steckte. Wir sind seit einer ganzen Reihe von Jahren verheiratet. :smiling_face_with_hearts:


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)