Der pers. Umgang mit dem Thema Tod

  • Moin Forum,
    es ist ein schweres, aber sehr wichtiges Thema, das uns alle betrifft...


    Wie jeder Mensch, habe ich dieses Thema lange verdrängt, meine Zeit als Sani in der Bundeswehr führte mich an dieses Thema heran, sehr unvorbereitet.


    Ich möchte gar nicht weit ausholen, ein von einem Panzer überrollter Kamerad war zu bergen, und unsere damaligen Vorgesetzten befohlen uns, diesen toten Soldaten zu bergen. Das war im Jahr 1978, und ich träume noch heute über diese Situation, eine sog. "Mediation" gab es damals nicht, 3 Tage Sonderurlaub.


    2003 habe ich meine geliebte Oma im Sterben begleitet, Oma war 89 Jahre alt, über zwei Tage hinweg war ich bei ihr. Es war die härteste, und auch eine der schönsten Erfahrungen in meinem Leben. Dieser Übergang zwischen dem Leben und dem Tod ist eine sehr eigene Erfahrung, die ich leider schlecht beschreiben kann.


    Eine Hand halten, und loslassen können, und dann auch Trauer, und auch ein glückliches Gefühl, so war das. Der Schmerz war später, und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung, das bedeutet mir sehr viel.


    Herzlichen Gruss Michel

  • Hallo Michel, ich sehe das wie du, dieses Thema ist sehr sehr wichtig.


    Ich durfte meine Großtante im Sterben begleiten ... mir wurde dabei klar, dass man nicht um denjenigen weint, sondern um sich selber. Selbst ist man der der zurückbleibt, der jetzt schauen muss, wie er mit der Lücke in seinem Leben zurecht kommt... Meine Großtante durfte ganz friedlich einschlafen, die ganze Familie hat sie dabei begleitet. Das Schönste war als meine damals 4 jährige Tochter ihr noch einen Kuss gegeben hat und sie in ihren Schlaf gesungen hat.
    WEnn man weiss, dass bei den menschlichen Sinnen das Ohr, sprich das Hören der erste Sinn ist, der erwacht (im Mutterleib hört ein Ungeborenes als erstes) und dass es auch der Sinn ist, der als letzter stirbt, so freut mich, dass dieses Liedlein sicherlich ein schöner Übergang (wohin auch immer) war.


    Viele Frauen müssen sich mit dem Thema Tod auseinander setzen, denn ein früher Schwangerschaftsabgang(Abort) oder eine Fehlgeburt (in der späteren Schwangerschaft) ist keine Seltenheit. Leider wird dieses Thema in der heutigen Zeit "totgeschwiegen". Man wird zum Psychologen geschickt, damit man wieder funktioniert und hat sich gefälligst alleine damit auseinander zu setzen, aber bitte immer so, dass man dem Umfeld nicht "komisch" vorkommt.


    Lest euch mal diesen Artikel duch: ich finde er beschreibt sehr gut den, mir als sehr unnatürlich vorkommenden, Umgang mit dem Tod:
    http://www.spiegel.de/panorama…aft/0,1518,817341,00.html


    ich würde mir wünschen, dass wir modernen Menschen, wieder zurück zu unserem eigenen Ich finden würden. Dass es uns möglich wäre ein vernünftiges Mitteinander zu leben und nicht diese Egoistentour, die gerade in ist. Rücksicht und Aufmerkamkeit und Achtsamkeit auf die Mitmenschen, die Natur, einfach alles.... das wäre mein größtes Geschenk an unsere Nachkommen.

  • Moin Irene,
    du hast sehr schön geschrieben, danke für deine Erinnerungen. Das mit dem Ohr und dem letzten Hören, das ist mir völlig neu, aber in meiner Erinnerung ein kleiner Teil, ich habe es bei Oma ähnlich erlebt.


    Ich danke dir für deine Antwort, und sende dir einen herzlichen Gruss


    Michel

  • 2003 ist mein Vater an Prostatakrebs gestorben. Die letzten 2 1/2 Monate war er zu Hause. Ich konnte weder trauern noch weinen. Versteht mich nicht falsch, ich hatte ein wunderbares Verhältnis zu Ihm.
    Meine Einstellung zum Tod ist für mich keine Trauer, nur ein Übergang.
    Tod ist was normales und mein Vater hat sich gewünscht, das ich ein Feuer entzünde und feiere das er den Übergang geschafft hat.
    Natürlich stand ich ganz alleine da, der Rest der Familie hat sich die Augen aus dem Kopf geheult und mir Vorwürfe gemacht, das ich nicht normal wäre und ihn nicht geliebt habe. BLÖDSINN!


    Bei Haustieren isses bei mir anders. Da kommt bei mir die Sintflut. Keine Ahnung warum...


    LG
    DC

  • Hallo Dreamcatcher,
    genau das ist das was ich meinte, wenn man nicht weint, dann ist man angeblich nicht traurig, dass man sich aber für jemanden freuen kann, weil er eben es "geschafft" hat, das versteht selten jemand.
    Ich finde es sehr gut, dass du den letzen Willen deines Vaters respektiert hast und das auch im Bewusstsein anders zu sein und nicht konform gleichgeschalten loszuheulen, nur weil man es macht und dann von den anderen um seine Trauer bemittleidet zu werden....


    Wie ich schon gesagt habe, man weint nicht um den Verstorbenen, man weint wegen der Lücke die er in einem hinterlässt, man bemitleidet sich somit selber und fügt sich auch selber Schmerz und Leid zu. Es liegt an jedem selber, wie man mit solch einer Situation umgeht /umgehen möchte. Ich werde nie wieder jemanden verurteilen, der weint oder auch lacht an einem Grab. Man weiss nie welche "Absprachen" mit dem Verstorbenen getroffen wurden :winking_face:


    Ich bin froh, hier in diesem Forum auf Leute zu treffen, bei denen ich endlich mal das Gefühl habe, dass sie ähnlich wie ich ticken. Bis jetzt dachte ich ich bin irre ;-), merke aber, dass ich zwar oft verquer denke, aber deswegen sicherlich nicht schlechter als andere.


    DANKE und viele Grüsse
    Irene

  • Ich erlaube mir, für mich den Bezug zu S & P zu suchen. Ich denke, in Survivalsituationen kann der Verlust eines Mitkämpfers vieles auslösen. Einerseits, dass man weiter funktioniert und die Trauerarbeit später kommt, da sie im Moment keinen Platz hat. Andererseits kann vielleicht auch jemand daran zerbrechen und seinen Lebenswillen aufgeben. Sowas kann man nicht "planen" oder voraussehen. Preparedness für den eigenen Tod? Ein Testament? Gelassenheit dem Tod und Sterben gegenüber? Akzeptanz der eigenen Vergänglichkeit als etwas Normales/Natürliches, was alle betrifft?


    Ein anderer Aspekt sind die Todes-/Sterbensumstände, die durchaus traumatisierend sein können (falls ein Körper z.B. in alle Gliedmassen zerteilt wird oder so) und zu posttraumatischen Belastungsstörungen führen können (z.B. bei Zeugen, Rettungskräften, etc.). Gewisse Reaktionen sind da normale Verarbeitung. Wichtig ist zu erkennen, wann die normale Verarbeitung verlassen und professionelle Hilfe benötigt wird (auch nach Jahren). Sehr interessant ist, dass sich die Psychologie seit wenigen Jahren nun auch damit beschäftigt, warum gewisse Menschen solche Situationen unbeschadet(er) überstehen als andere (Stichwort Resilienz).


    Die Leitbilder unserer Gesellschaft lauten "Leistung, Erfolg, Jugend, Schönheit und Gesundheit". Da haben Vergänglichkeit, Krankheit, Behinderungen, Alter und Tod keinen Platz, sondern werden verdrängt. Bis jemand im nahen Umfeld betroffen ist und einen daran erinnert, dass man es auch sein könnte und irgendwann auch wird (zumindest was Alter und Tod angeht). Andere Kulturen singen fröhlich bei den Totenfeiern. Oder graben die Toten wieder aus, um wieder mit ihnen zu feiern. Usw. Alles abhängig von den Einstellungen der Menschen zum Tod und ihren Vorstellungen davon und vom Danach. Was mich interessieren würde ist, wieviele Leute bei uns in der Trauerzeit inzwischen Psychopharmaka verschrieben bekommen (ohne das jetzt werten zu wollen).


    Ich persönlich bin traurig über den Verlust von geliebten Menschen und erlebe diese Trauer und das Loslassen als etwas zwar nicht Erfreuliches, aber Natürliches. Auch die Dankbarkeit, sich gekannt und schöne Momente geteilt zu haben. Aber schockieren tut es mich nicht, wenn jemand stirbt oder krank wird. Es gehört zum Leben. Natürlich freue ich mich nicht darüber und wünsche allen Gesundheit und ein gutes langes Leben, das ist klar. Aber wir sind nun mal nicht allmächtig und haben die grössere Freiheit darin, wie wir mit etwas umgehen als was wir genau erleben (was wir natürlich auch beeinflussen, aber nicht wissen können, was morgen ist).


    Meinem Grossvater war ich so nahe wie nie zuvor, als ich ihn im Spital besuchte, um mich zu verabschieden. Er war bereit zu sterben, was sehr eindrücklich war. Weil ich seinen Wunsch zu gehen (Dialyse nach dem Tod seiner Frau auf seinen Wunsch beendet, was eine Vergiftung und irgendwann ein Organversagen zur Folge hat) akzeptierte und nicht an ihm "zerrte" entstand eine ganz spezielle, tief berührende Begegnung. Szenenwechsel: Als unser Sohn geboren wurde war ich dabei. Gleichzeitig lag viele Kilometer in einem anderen Spital mein Grossvater im Sterben. Ich stand da im Geburtssaal, zwischen neuem Leben und Tod, zwischen Freude und Trauer. Ein sehr, sehr intensiver Moment. Meine Grossmutter sah im Tod sehr friedlich aus, was mich sehr freute. Sie schien den Frieden mit sich noch gefunden zu haben. Als wir den Grossvater beerdigten kam ich an einem Kindergrab vorbei. Mit vielen Blumen und eine Menge Spielzeugkrankenwagen und -feuerwehrautos darum herum. Aus der Welt eines kranken Kindes. Das vielleicht oft mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden musste. Um dessen Leben Ärzte kämpften. Traurige Eltern, die ihr Kind vor sich gehen lassen mussten. Das hatte mich sehr berührt und traurig gemacht. Fast mehr als der Tod meines Grossvaters, der doch ein anständig langes und gutes Leben hatte. Dies noch ein paar persönliche Anekdoten aus meinem Leben zum Thema Tod.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Das schlimmste am Tod (außer körperliche Schmerzen) wird wohl sein, wenn man noch draufkommt, was man alles hätte tun wollen, aber aus verschiedensten Gründen nie getan hat.
    Möglichst gut leben und manchmal etwas wagen, was man unbedingt tun will (auch wenn "man es nicht soll")
    kann einem später den Tod leichter annehmen helfen.

  • 5 Dinge die Sterbende am meisten bedauern:


    http://www.gmx.net/themen/gesu…-wir-vor-dem-tod-bedauern



    Es gibt nach meiner Überzeugung übrigens keinen Tod. Das sagen mir meine eigenen Erfahrungen, auf die ich nicht eingehe denn dann wird mir wieder das Etikett "Esoteriker" aufgeklebt. Die ganze Sterbeforschung und die als Sauerstoffmangel abgekanzelten Nahtoderfahrungen unzähliger anderer mal außen vor gelassen. Die Hülle stirbt. Ja. Aber wir wechseln nur die Daseinsform. Wie die Raupe die zum Schmetterling wird.



    LG


    Fire

  • Also ich verstehe nicht wieso so viele Leute Probleme mit dem sterben haben. Bis jetzt hat es noch jeder geschafft. :devil:

  • Zitat von Firepot;95148

    Es gibt nach meiner Überzeugung übrigens keinen Tod. Das sagen mir meine eigenen Erfahrungen, auf die ich nicht eingehe denn dann wird mir wieder das Etikett "Esoteriker" aufgeklebt. Die ganze Sterbeforschung und die als Sauerstoffmangel abgekanzelten Nahtoderfahrungen unzähliger anderer mal außen vor gelassen


    Kenne auch jemand mit solchen Erfahrungen.


    Interessant ist, dass die Amerikaner schon seit den 60er-Jahren zum Thema Erinnerungen an frühere Leben forschen. Keine selbsternannte Uni, sondern Psychiater an einer staatlichen Uni. Sehr wissenschaftlich, so sprach z.B. Ian Stevenson nie von Beweisen, sondern nur von Fällen, die Reinkarnation nahelegen. Stevensons Nachfolger ist Jim Tucker.


    http://www.youtube.com/watch?v=VZTtU7akrfQ
    http://www.youtube.com/watch?v=88s6HHkbh84


    Auch interessant und jenseits des Mainstreams war die Forschung von Dr. Pearsall zu Herztransplantationen (Buch "The Heart's Code").


    Wie ich mal gehört habe sollen auch Hirntote ähnliche Nahtoderfahrungen gehabt haben wie Nicht-Hirntote. Aber dazu habe ich leider keine wissenschaftlichen Quellen.


    Auch interessant sind die Forschungen in Neurologie und Atom- und Quantenphysik. Natürlich wird sich vieles nie beweisen lassen, aber der aktuelle Wissensstand in einigen Wissenschaften ist doch höchst spannend.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von Dreamcatcher;95093

    2003 ist mein Vater an Prostatakrebs gestorben. Die letzten 2 1/2 Monate war er zu Hause. Ich konnte weder trauern noch weinen. Versteht mich nicht falsch, ich hatte ein wunderbares Verhältnis zu Ihm.
    Meine Einstellung zum Tod ist für mich keine Trauer, nur ein Übergang.
    Tod ist was normales und mein Vater hat sich gewünscht, das ich ein Feuer entzünde und feiere das er den Übergang geschafft hat.
    Natürlich stand ich ganz alleine da, der Rest der Familie hat sich die Augen aus dem Kopf geheult und mir Vorwürfe gemacht, das ich nicht normal wäre und ihn nicht geliebt habe. BLÖDSINN!


    Hallo Dreamcatcher,


    ich halte Deine Reaktion eigentlich für ziemlich normal, besonders wenn ich sie mit anderen Kulturkreisen vergleiche, bei denen Todes-, Begräbnis- und Trauerkult traditionell kaum eine Rolle spielt und die Asche des Verblichenen in den nächsten Fluss geschüttet wird. Dies scheint eher ein Phänomen unseres Kulturkreises zu sein. Als nicht religiöser Mensch wundere ich mich ohnehin, dass Menschen, die (vorgeblich?) an eine paradiesische Auferstehung glauben, derartig ausgeprägte und tränenreiche Trauerrituale pflegen.


    Selbst für mich, der ich den Tod nicht als als "Übergang", sondern als Ende der Individualität sehe, hat der Tod eigentlich gerade deswegen wenig Bedeutung, weil Tote unter dem Zustand ihres "nicht mehr seins" ebenso wenig leiden können, wie wir alle als Ungeborene unter dem Zustand unseres "noch nicht seins" leiden konnten. Trauern tun eigentlich die Lebenden um sich selbst.


    Ich zitiere da mal den guten alten Epikur zum Thema Tod:


    "Ferner gewöhne Dich an den Gedanken, dass der Tod für uns ein Nichts ist. Beruht doch alles Gute und alles Üble nur auf Empfindung, der Tod aber ist Aufhebung der Empfindung. Darum macht die Erkenntnis, dass der Tod ein Nichts ist, uns das vergängliche Leben erst köstlich. Dieses Wissen hebt natürlich die zeitliche Grenze unseres Daseins nicht auf, aber es nimmt uns das Verlangen, unsterblich zu sein, denn wer eingesehen hat, dass am Nicht*leben gar nichts Schreckliches ist, den kann auch am Leben nichts schrecken. …


    So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da.


    Freilich, die große Masse meidet den Tod als das größte der Übel, sehnt ihn aber andererseits herbei als ein Ausruhen von den Mühsalen des Lebens. Der Weise dagegen lehnt weder das Leben ab, noch fürchtet er sich vor dem Nichtmehrleben, denn ihn widert das Leben nicht an, und er betrachtet das Nichtmehrleben nicht als ein Übel. Und wie er beim Essen nicht unbedingt möglichst viel haben will, sondern mehr Wert auf die gute Zubereitung legt, so ist er auch beim Leben nicht auf dessen Dauer bedacht, sondern auf die Köst*lichkeit der Ernte, die es ihm einträgt.


    Epikur (341 – 270 v.u.Z.), Brief an Menoikeus"



    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Ich bin nur eine Verbindung von Wasser, Aminosäuren, Eiweissen und ein bisschen Kalk (vorallem in der Schulter) und sonstigen mineralischen Verbindungen. Wenn es micht dann mal trifft, zerfalle ich wieder in die selben Bestandteile aus denen ich zusammengestzt bin.
    Mich nehme ich nicht so wichtig dass ich glaube dass ich wiedergeboren werde. Es gibt keine Geister bei den Toten die reinkarniert werden. Die Geister sind bei den Lebenden mit ihren Ideen die sie hatten, ihrem (damaligen) sein usw. in unseren Herzen und Erinnerungen.


    Aber für viel Leute scheint dass eine Hoffnung darzustellen dass sie wiedergeboren werden. Meines Erachtens nur ein Ausdruck von panischer Angst vor dem Tod und der eigenen Vergänglichkeit.
    Mir reicht es wenn meine Hinterbliebenen mich dann in mehr oder weniger guter Erinnerung behalten. In den Himmel oder die Hölle komme ich auch nicht, noch lasse ich mir von irgend einer Religion sowas einreden.


    Jedoch soll jeder das glauben was seiner Seele gut tut.
    Es gibt noch viele Dinge zwischen Himmel und Erde die sich nicht erklären lassen. Jedoch nur unter den Lebenden.


    Tot ist Tot.

  • Ich sehe das persönlich eigentlich sehr entspannt.


    "Aus der Suppe in die Suppe."


    Ob es etwas "danach" gibt oder nicht .... reine Spekulation auf die ich/wir früher oder später die Antwort bekommen werde/n.


    Mein Vater und ich haben meine Grosseltern 4 Jahre lang gepflegt, mir sind bei einem Praktikum im Altersheim Menschen unter der Hand weggestorben, im Beruf bin ich Wochenlang auf Friedhöfen unterwegs (tut den Floristinen einen Gefallen und verzichtet auf Innensarg-Bouquets, manche, oft junge AzuBi´s, haben da echt dran zu knabbern), Massengräber sah ich auch schon genug...


    Wie und ob es weiter geht... manche betrachten das Leben nach dem Tod als Beruhigung/Gnade/Trost, für andere endet die Existenz ganz einfach.
    Selbst wenn ich es wüsste, ich würde es nicht verraten. Weshalb sollte ich den Menschen ihren Glauben oder ihre Illusionen rauben.


    "Lebe und Nutze den Tag", zieh dein Kind auf, mach deinen Job, nimm was kommt und mach das beste draus.
    Ich bin neugierig.


    Gruss

  • Im Sommer des Jahres 2014 hat sich unser alkohlkranker Freund Tom zu Tode getrunken, ich war in der Suchthilfe, unterlag der sog. Kontaktsperre, und habe das erst Monate später erfahren.


    Kontaktsperre heisst, kein Telefon, keine Briefe, keine Kontakte, keine Besuche, gar nichts.
    Diese Kontaktpause ist für die eigene Nüchternheit wichtig, du sollst dich auf dich konzentrieren, zurückziehen, alles von außen nicht mitbekommen.


    Nach seinem Suizid wurde unser Freund auf See beigesetzt, auf eigenen Wunsch.
    Wir waren ehemals gute Freunde, aber knapp zwanzig Jahre voher war unser letztes Treffen geprägt von Hass und Gewalt, wegen einer dummen Kleinigkeit.


    Ich habe viele Jahre für eine Vergebung gebraucht, Tom ganz sicher auch.
    Vergebung ist ein großes Geschenk, du machst deinen Frieden, endlich, ohne diesen Frieden kannst du nicht leben.


    Jahrzehnte später ist mir schmerzlich bewusst, wie sehr wichtig ein Gespräch doch gewesen wäre, aber es ist zu spät.


    Haltet eure guten Freunde fest, schenkt ihnen eine Umarmung, bevor es zu spät ist...


    Micha

  • Hallo,


    bin auch der Ansicht ,man sollte gute Freunde festhalten und sich dafuer bedanken dass es Sie gibt, bevor es zu spaet ist.


    An alle ein nachdenklicher ,aber auch sehr freundlicher Gruss

  • In einem Jenseits werden alle fernen Freunde mit uns sein, das ist keine Frage.


    Wir reden, wo auch immer, niemals werden wir alleine sein.


    Micha

  • Vor etwa einem Jahr starb ein mosambikanischer Arbeitskollege von mir, der auch mein Freund war an Darmkrebs.
    Ich besuchte ihn in der Palliativabteilung so oft ich konnte und wir sprachen über unsere gemeinsamen Erlebnisse, was uns beiden sehr gut tat. Als ich den Toten noch einmal besuchte um Abschied zu nehmen (Zum Todeszeitpunkt konnte ich nicht anwesend sein) machte er einen sehr entspannten, gelassenen, friedlichen Eindruck, was mich bei aller Trauer doch auch mit Freude erfüllte.



    "Besitz stirbt,
    Sippen sterben,
    du selbst stirbst wie sie;
    doch Nachruhm
    stirbt nimmermehr,
    den der Wackre gewinnt"


    Die Edda - Havamal - Übersetzung Felix Genzmer



    Gruß vom Nasenbären

  • Meiner persönlichen Meinung nach wird zuviel herumphilosophiert über den Tod.


    Je älter man wird, desto mehr kommt man selbst in die Nähe der ersten Reihe, die es erwischen wird.


    Das ist naturbedingt und unvermeidlich.


    Der Tod kommt ganz von selber, man sollte ihn weder fürchten, noch suchen.