Wie ernährt ihr euch?

Hm. Sehr philosophisch, das Thema. Und sehr komplex.

Ich mache mal weiter:

Mo-Fr
Morgens: 1 Tasse Moka mit 5 Löffeln unraffiniertem Rohrzucker (ja, ich kann die Finger nicht davon lassen)
Tagsüber: Obst und Gemüse (Bio, aber ob das wirklich einen Unterschied in den Nährwerten macht, weiß ich nicht. Geschmacklich zumindest ist es ein Unterschied)
Abends 1: 4 (Vollkorn)Brote mit Käse, dazu Gemüse, sehr selten Wurst (schmeckt mir nicht). Genau 4.
Abends 2: Schokolade, vorwiegend "Edle Tropfen in Nuss" :lachen: 1 bis 2 Stück, selten mal die ganze Packung auf einmal. :grosses Lachen:

Sa+So
Frühstück (2 Brötchen mit Käse) + 1 Tasse Moka mit 5 Löffeln unraffiniertem Rohrzucker
Am Wochenende koche ich (zwar nicht gut, aber gerne). Selten mit Fleisch (schmeckt mir nicht), mehr mit Fisch und Meeresfrüchten oder auch einfach nur Gemüse. Ich find's gut, meine Frau so lala, die Kinder hassen es, die Hunde bekommen die Reste. Die zumindest lieben meine Kochkunst.

Ansonsten
Wasser 1- 2L pro Tag.

1 mal im Jahr
Die totale Völlerei. Weihnachten bis Neujahr bin ich meistens in Österreich. Und die Österreicher haben mich mit ihrer Küche noch nie enttäuscht. Bier und Schnapps sind dort auch gut.

Für mich sind 2 Dinge interessant daran:

1. Mein Körper spricht mit mir
Ich ernähre mich schon recht lange auf diese Art und Weise. Ich weiß nicht woran es liegt (ich vermute, die künstlich erzeugte dauernde Nahrungsknappheit) aber: Komischerweise weiß ich immer ganz genau (zumindest bilde ich mir das ein), was ich gerade brauche. Und ich fahre sehr gut damit. Gelüste oder Gier kenne ich komischerweise nicht.

2. Ich nehme nicht ab
Das ist das Erstaunlichste daran. Ok, ich sitze (da ITler) im Büro. Allerdings sehe ich zu, dass ich jeden Tag mindestens 500-1000 kcal zusätzlich durch Bewegung (10 Km minimum laufen pro Tag) verbrenne. Aber das Gewicht wird nicht weniger. Muss es auch nicht, es ist ok. Aber ich würde das bei der Ernährungslage erwarten.

Zur Philosophie
Unsere Art der Ernährung hier in Europa ist weltweit mit Sicherheit die luxoriöseste. Anders als z.B. in dem reichsten Land der Welt, den USA, wo die Leute allerbilligste Massenware zu sich nehmen müssen. Einfach, weil sich die Menschen im reichsten Land der Welt, den USA, sich nichts anderes leisten können. Man denke nur an die Fleischproduktion für die Burgerketten, wo Rinder mit Maissilage nicht unbedingt artgerecht gemästet werden. Erst werden die Menschen fett gemacht. Wenn sie dann krank sind, werden sie nochmals zur KAsse gebeten. Aber man muss sich nichts vormachen: Auch bei uns ist bewusste Ernährung auf dem Rückzug. Auch hier

Aber warum? Auch ich bin auf einem Bauernhof groß geworden. Ich kenne den Geruch und Geschmack frischen Blutes, habe Getreide gesät und geerntet und bin heute trotzdem nicht mehr an der Produktion meiner Nahrungsmittel beteiligt.

Durch die Industriealisierung wurde die Abkoppelung eines Großteils der Menschen von der Natur erzwungen. Die Herstellung von Nahrungsmitteln wurde ebenfalls industriealisiert. Nahrungsmittel werden optimiert hinsichtlich Ertrag und Kosten. Stellt sich die Frage, wodurch diese Entwicklung eingeleitet wurde. Einen Weg zurück gibt es für die allermeisten unter uns jedenfalls nicht mehr.

Ein paar wenige mögen in der Lage sein, wie auch immer, dieser Entwicklung für sich selbst entgegen zu treten. Entweder weil sie das Geld haben, oder weil sie den Boden und das Wissen haben. Auf jeden Fall ist es ein für sehr, sehr wenige erreichbarer Luxus. Der Rest muss mit dem Vorlieb nehmen, was die Industrie produziert.

Ich denke, dass man sehr gespannt sein kann wo es mit der Welternähung hingehen wird. Ob Firmen wie Monsanto und Nestle noch mächtiger werden oder ob ein Umdenken stattfinden wird.

Eine 4000 kcal "Diät". Wow.

Da Du das so genau weißt, frage ich mich gerade, wieviele kcal ich wohl am Tag so zu mir nehme...

Dazu müsste ich aber das was ich esse auch abwiegen.

Das mach ich heute Abend mal. Bin sehr gespannt.

Ja, so banal gesagt ist es, wir und die Welt und was daraus folgt, also unser Umgang damit ...

Auch ich bin noch auf einem Bauernhof aufgewachsen, habe mit vier, fünf Jahren bei winterlichen Hausschlachtungen das noch warme Schweineblut im Eimer gerührt, damit es nicht gerinnt und Hühner sehr interessiert dabei beobachtet, wie sie nach Abtrennung des Kopfes mittels eines Beiles noch fliegen konnten, das vielleicht erste und auch letzte mal in ihrem Leben ... Ich saß im Sommer auf schwer beladenen Wagen mit Heu oder Getreide, die vor der schwarzen Gewitterwand von den Ochsen nach Hause gezogen wurden.

Ich habe den Geruch von alledem noch in der Nase, die Geräusche im Ohr, die Bilder im Kopf ... und ich bin froh darum. Frischgepflügte Erde riechen, Kartoffeln in die feuchte Erde stecken, Regen auf schweißnasser Haut spüren, duftendes Heu zusammenrechen, Weizen unter der heißen Sonne mit der Sichel ernten, fast vergorene, atemberauben duftende Zwetschgen von Wespen umsummt unter dem Baum naschen, gemeinsam nach der Ernte am Kartoffelfeuer sitzen ...

Sehr sinnlich und in Ansätzen auch für Stadtkinder auch heute noch erfahrbar, zum Beispiel bei Urlaub auf dem Bauernhof und überhaupt Ausflügen aufs Land.

Was wir unseren Kindern unbedingt - und zwar um unser aller Überleben willen - vermitteln müssen ist das Gefühl und die Fähigkeit für "awareness", wie es der indianisch geprägte Tom Brown (Danke für den Tip FrankD) in seinen sehr spirituellen Survival-Büchern nennt, also Bewusstsein, Wahrnehmung, Achtsamkeit, Gewahrsein, Erkenntnis und Verständnis für sich und ihre Umwelt und die Zusammenhänge.

Denn letztendlich werden nicht die neuesten Apps auf dem neuesten iPhone zählen, sondern die Fähigkeiten, die man im Notfall auch ohne Elektronik drauf hat ...
(PS: Vielleicht wäre das ja sogar ein guter Schlusssatz für meine Beiträge )

Liebe Grüße

Gerhard

Ich ess was mir über den Weg kommt.
So könnte man meine Ernährung beschreiben.
Einfach alles bis auf ganz wenige Ausnahmen.
Hier in Rumänien ist Maisbrei eines der traditionellen
Grundnahrungsmittel. Das hat mich noch nie angemacht.
Fastfood ist mir verpöhnt, allerdings heute in Bukarest,
mal schnell mit Riesenhunger zum Mäcky, ich hätts bleiben
lassen sollen,:shit:.
Im Sommer esse ich viel frisches Grünfutter, im Winter
auch gerne sehr deftiges, wie Speck mit Brot, Zwiebeln
und viel Knobi.
Und dann aber ganz vorn, wie Michel schreibt, asiatische
Küche. Am liebsten Indisch oder Thai, selbstgekocht, schleck.

Mahlzeit und Grüße

Ein sehr spannendes und komplexes Thema, das ich auch wieder genauer anschaue, angeregt durch mein begonnenes Fitnesstraining.

"Esse morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettler." ist meine Linie. Morgens Spiegelei, Speck, Brot (aktuell selbst gemachtes Roggensauerteigbrot), bald werde ich auch Linsen morgens ausprobieren. Mittags muss ich noch genauer anschauen. Abends dann nur noch Kohlenhydrate und gekochtes Gemüse/Früchte, vielleicht ein selbst geflocktes gekochtes Müesli mit Apfel.

Bei meinen Zwischenmahlzeiten (meistens Frucht wie Banane oder Apfel) esse ich jeweils neu vor der Frucht ein paar Nüsse, weil das dafür sorgen soll, dass der Blutzuckerspiegel langsamer ansteigt als wenn man nur die Frucht isst.

Ansonsten bin ich daran, meine Ernährung wieder mal auf raffinierten Zucker und raffiniertes Mehl zu durchleuchten und diesen weiter zu eliminieren:
http://www.zentrum-der-gesundheit.de/zucker.html

Es ist ja schon unglaublich, wo der überall drin steckt. Z.B. Salami und Aufschnitt mit Zucker. Von den "gesunden" Fertigmüesli mit um die 30% Zucker wollen wir gar nicht reden (auch Bio ist oft nicht besser). Auch die Kelloggs-Produkte, die gesund daher kommen wollen, sind ähnlich gelagert.

Für mich ist wichtig zu schauen, wie sich die Menschen die meiste Zeit ihrer Geschichte ernährt haben, darauf ist unser System ausgelegt, sonst hätten wir nicht überlebt. Auch Wildkräuter möchte ich irgendwann nicht mehr als "exotische" Bereicherung, sondern im Ernährungsalltag dabei haben (ja, ja, bin weit und breit der einzige, der auf der Terrasse in Blumenkisten Brennessel, Vogelmiere und Giersch anbaut...). Das Wildpflanzen-Buch von Markus Strauss, v.a. die Vergleichstabelle mit den Mineralstoffen von Wild- und Kulturpflanzen, hat mir da die Augen geöffnet.

Ich weiss noch nicht, wohin es gehen wird. Aber es ist spannend, sich (noch mehr) mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen. Ist der eigene Körper doch (auch), was man isst.

Dies nicht als Fundi-Vertreter irgendeines Ernährungsstils, mehr als Anregung, sich evtl. auch auf den Weg zu machen, die eigene Ernährung (wieder) mal zu hinterfragen, neue Wege auszuprobieren.

Herzliche Grüsse
linthler

Vogelmiere und Giersch kann ich im Garten in rauen Mengen ernten - den Platz in den Pflanztrögen hebe ich mir da für andere Gemüsesorten auf...

Bzgl. Inhaltsstoffe: Wildkräuter haben zumeist wesentlich mehr Inhaltsstoffe als in Kultur gezogene. Vermutet wird u.a., dass sie sich dort durch z.B ätherische Öle gegen Fraßfeinde schützen, was in Kultur nicht so notwendig ist...

LG,

Maresi

Zitat von Maresi;128204

Bzgl. Inhaltsstoffe: Wildkräuter haben zumeist wesentlich mehr Inhaltsstoffe als in Kultur gezogene. Vermutet wird u.a., dass sie sich dort durch z.B ätherische Öle gegen Fraßfeinde schützen, was in Kultur nicht so notwendig ist...

Bzw. bewußt weggezüchtet wurde.
Mit Bitterstoffen schützt sich die Planze dagegen, im Übermaß gefressen zu werden. Auch vom Menschen.
Auch sind viele Inhaltstoffe pharmazeutisch wirksam. Das will man auch nicht unbedingt im Massen in der täglichen Nahrung haben.
Aber viele Glauben ja, ich kaufen mir mal ein Buch über Wildpflanzen, und im Notfall gehe ich eben in den Wald und leben dann in saus und braus.

Außerdem hängt der Gehalt von Inhaltstoffen auch sehr vom Standort und Wuchsbedingung ab.

- - - AKTUALISIERT - - -

Zitat von linthler;128202

Auch Wildkräuter möchte ich irgendwann nicht mehr als "exotische" Bereicherung, sondern im Ernährungsalltag dabei haben (ja, ja, bin weit und breit der einzige, der auf der Terrasse in Blumenkisten Brennessel, Vogelmiere und Giersch anbaut...)

Sicherlich nicht die schlechteste Idee, um Pflanzen mal aus der Nähe über ein ganzes Jahr kennenzulernen.
Aber zum sammeln gehört auch dazu, die typischen Standorte zu kennen (und die Plätze in der Umgebung, wo sie in sammelwürdigen Mengen vorkommen).

Wobei die 3 geannten eigenlich sehr leicht von jeden erkannt werden können, der sie mal gesehen, daran gerochen und probiert hat.
Daher wär mir für die 3 o.g. der Platz zu schade,

Ich bin kein Experte, aber vielleicht liegt der tiefere Mineralstoff- und Vitamingehalt auch daran, dass Kulturpflanzen möglichst schnell und gross wachsen sollen. Und einen hohen Zuckeranteil haben sollen. Dabei wären Bitterstoffe gesund:

http://www.zentrum-der-gesundh…arum-bitterstoffe-ia.html

Warum sollten gesundheitsfördernde Wirkungen ein Problem sein? Unsere Vorfahren haben sie auch überlebt. Es geht ja in erster Linie um Wildgemüse, nicht um Arzneipflanzen wie Arnika (nicht empfehlenswert zu essen, sonst kann die Pumpe arg beschleunigt werden bis hin zum Tod). Auch Gänseblümchen und Löwenzahn wurden früher als Heilpflanzen verwendet. Soll ich jetzt deshalb darauf verzichten? Und ist Vitamin C, das bei Erkältungen hilft, nun Nahrung oder Medizin?

Natürlich sind vorschnelle Nahrungsumstellungen nicht sehr sinnvoll, sollte das "viele glauben ja" auch auf mich bezogen sein. Zumindest Markus Strauss weist in seinem Buch darauf hin, dass man langsam auf Wildpflanzen umsteigen/diese mehr integrieren soll, damit sich der Körper daran gewöhnt. So werden wir auch vorgehen.

Und der Anbau schliesst nicht aus, dass wir deshalb die natürlichen Standorte nicht kennen oder die Pflanzen nicht erkennen können. Nur liegen die näheren davon in Gebieten, die von Hundehaltern stark frequentiert werden. Und da es nicht zu meinem Lebensstil gehört, dafür weitere Strecken mit einem lärmverbreitenden, Luft und Boden vergiftenden Auto zurückzulegen habe ich mich mal für den Anbau entschieden. Braucht deshalb niemand so zu machen.

Herzliche Grüsse
linthler

Ich habe so einige Kräuterführungen hinter mir und staune immer wieder.

Es dauert aber sehr lange, bis man bei essbaren Wildpflanzen und Heilkräutern wirklich die Erfahrung hat, zielsicher die Pflanzen zu identifizieren. Ähnlich wie beim Pilzesammeln braucht man die Praxis. Wenn man eine Gattung aber wirklich drauf hat, wird man sie nie mehr vergessen.

Durch den Kunstdüngereinsatz sind bereits viele Pflanzen und Wildkräuter weitgehend verschwunden. Ich erkenne mittlerweile im Sommer ungedüngte Wiesen schon an der Farbe des Blattgrüns und der Wuchshöhe.

Im Frühjahr organisiere ich wieder eine Führung mit einer Kräuterpädagogin. Wer aus Rhein-Main Lust hat, gerne PN.

LG
Peace

Zitat von linthler;128208

Warum sollten gesundheitsfördernde Wirkungen ein Problem sein?

Die Dosis macht es.

Wenn man von Wildpflanzen eine ernsthafte Beitrag zu notwendigen Kalorienmenge erwartet, wird man große Mengen essen müssen (von Samen und Speicherwurzeln mal abgesehen).
Es wächst in DACH recht wenig, wo eine halbvoll ausreicht, um sich unter die Erde zu bringen, aber mit Leber- und Nierenschäden ist auch nicht zu spaßen.

Zitat von Henning;128242

ernsthafte Beitrag zu notwendigen Kalorienmenge

Ach so, da liegt vielleicht ein Missverständnis vor. Ich möchte mehr Kulturgemüse durch Wildgemüse ersetzen. Es ist nicht die Idee, nur noch von Wildgemüse zu leben, falls das fälschlicherweise so rüberkam. Das mit den Kalorien ist mir schon klar (u.a. Joe Vogel beschreibt das auch sehr gut), auch das Kulturgemüse liefert vor allem Ballaststoffe.

Udo Pollmer ist auch immer interessant zu lesen:
http://www.weltwoche.ch/ausgab…at-koennen-sie-essen.html

Er liefert da u.a. Argumente für diejenigen, die möglichst dreimal am Tag Gekochtes essen. Aber strikt ist er ja nicht, was ihn sympathisch macht.

Herzliche Grüsse
linthler

Zitat von linthler;128243

Udo Pollmer ist auch immer interessant zu lesen:
http://www.weltwoche.ch/ausgab…at-koennen-sie-essen.html

Er liefert da u.a. Argumente für diejenigen, die möglichst dreimal am Tag Gekochtes essen. Aber strikt ist er ja nicht, was ihn sympathisch macht.

Herzliche Grüsse
linthler

Udo Pollmer liebe ich. Der ist so herrlich ehrlich und hat zudem noch Humor. Auszug aus dem Interview:

Zitat

Auch Ärzte empfehlen rohes Gemüse und viel Früchte. Das sind doch, nimmt man an, eigenständig denkende Menschen.

Wenn einer aus dem Körpergewicht und der Grösse den BMI, den Body-Mass-Index berechnet, um festzustellen, ob ein Mensch zu dick sei, muss er völlig plemplem sein. Da kann ich genauso gut aus dem Schädelumfang und der Körbchengrösse einer Ernährungsberaterin deren IQ berechnen. Haben Sie als Mann breite Schultern, sind Sie übergewichtig. Haben Sie als Frau Busen und Po, sind Sie zu fett. Praktisch alle Frauen mit kurzen Oberschenkeln sind definitionsgemäss «zu dick». Wenn das Ergebnis, ob ein Mensch normal oder zu dick ist, vom Schultergürtel und von den Oberschenkeln abhängt, dann ist irgendwas faul. Wie kommt ein Mediziner auf die Idee, für Frauen und Männer, für Junge und Alte den gleichen Massstab anzulegen?

:grosses Lachen:

Udo Pollmer ist immer interessant:

http://www.youtube.com/watch?v=t8WaRq8kekw

Herzliche Grüsse
linthler