Ab wann ist es schiefgegangen?

  • Was wenn unsere Kinder oder Enkel einmal fragen warum wir jetzt so leben und nicht wie früher vor dem Tag der alles veränderte. Was wenn sie wissen wollen was schiefgelaufen ist in den letzten 100 Jahren und was war der Auslöser für das ganze.
    Wüsten wir die richtige Antwort?
    -1 Weltkrieg, Revolutionen, Konterrevolutionen, Weltwirtschasftskriese, 3 Reich, .....


    Was würdet ihr euern Kindern und Enkeln sagen?


    Einzelgänger

    [HR][/HR] Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Nun, ich denke es ist keineswegs leicht diese Zusammenhänge zu erklären und zu sagen welches geschichtliche Ereignis welche Ursache hat. Jeder, der nach Antworten sucht, wird feststellen müssen, dass viele Zusammenhänge zu einem Ereignis geführt haben, diverse Interessen mit dazu beigetragen haben und die "Wahrheit" wohl auf der Strecke geblieben ist.
    Folglich kann man nur den Versuch unternehmen ein Modell aufzubauen, welches möglichst viele geschichtliche, wirtschaftliche und politische Faktoren berücksichtigt.


    Sollten wir mal Nachwuchs haben, wird Carroll Quigley mit Tragedy & Hope Pflichtlektüre :)
    Mir hat dieses Buch in geschichtlicher Hinsicht viel gebracht und so würde ich nicht mehr Worte als nötig bemühen sondern das Buch an die eigenen Kinder weitergeben. Es ist umfangreich, aber Geschichte lässt sich meiner Meinung nach schwer komprimieren...


    Gruss,


    Fairlane

  • 1738 wurde die erste Spinnmaschine von Lewis Paul und John Wyatt erbaut. Was folgte war die industrielle Revolution. Sicher ging es den Menschen vorher nciht besser, aber durch das Aufblühen der Technik entstanden doch die probleme die wir heute haben? Bequemlichkeit der Menschen, Blindes Vertrauen in die Technik, Mastanlagen, Verdrängen von Kleinbauern und Fischern,...


    Ist nicht vollständig ernst gemeint, sicher hat Technik auch ihr gutes, nur den Umgangdamit empfinde ich als leicht falsch. Habe vor einigen jahren in der E-Phase der Oberstufe mal mit der Klasse ein neue Hecke vor der Schule eingepflanzt, da der Biolehrer uns um Hilfe gebeten hatte. Ergebnis: 4 Verletzte, 8 Leute die nur dumm rum standen, Angst hatten ihre Schuhe könnten dreckig werden und von den restlichen 20 ncihtmal ein Dutzend, das in der Lage war einen Spaten zu benutzen und sich ncith zu beschweren, dass die Schaufel garkeinen richtigen Winkel zum Stiel hätte....(Wie gesagt, es waren Stechspaten...).
    Gleiches Jahr, fürs Schulfest im Chemieraum (dort waren die Öfen) Kuchen backen und Kürbissuppe ansetzen. "Haben wir denn garkeinen Kirschkernentferner?", "Aua ich hab mich geschnitten" usw...


    Bio Leistungskurs war auch eine Freude. Der Biolehrer zeigt auf eine Pflanze"Kommt shcon, die trinkt ihr sicher häufig, was sit das?"-"Pfefferminz?"(es handelte sich um Hopfen-,-).




    Dutzende weiterer Beispiele gabes auch, von einer Kursfahrt nach Italien und den Problemen Auschnitte von Stadtplänen zu verwenden um den Weg zur Gruppe zurück zu finden will ich hier gar nicht erst reden...



    Lange Rede, kurzer Sinn: Die meisten Leute kennen sich mit nichts mehr aus. Sicher denken sie nicht, dass Tomaten im Supermarkt wachsen, aber selbst ein Zelt aufbauen und einen Grill ohne elektrischen Grillanzünder zu entfachen war für einige Bekannte im letzten Sommer zuviel erwartet...
    Klar könnte man argumentieren, dass das halt der Generationenwechsel sei, dafür kennen sich die jungen leute ja jetzt mit Computern aus. Leider Fehlanzeige. Zwar ist die heutige Generation besser darin sich Dinge aus dem Netz herunterzuladen, zu chatten, Emails zu schreiben usw, aber wenn etwas nciht funktioniert wie es soll, ist sie maßlos überfordert.



    Meine Erklärung isteifnach die, dass der moderne "Full-HD-ensis" gewohnt ist, dass alles funktioniert und schön bequem ist. Improvisationsfähigkeit und technisches Verständnis ist weitestgehend verloren gegangen.


    Vielleicht denke ich aber auch nur altmodisch, wenn cih denke,d ass man das, was man benutzt auch reparieren können sollte(klar kann auch ich nicht die feine Mikroelektronik des Mainboards dieses Computers reparieren, aber zumindest durchgebrannte Kondensatoren oder einzelne bauteileaustauschen gelingt mir).



    Zusammengefasst für die, die diesen kleinen Textwall übersprungen haben: In dem Moment, in dem bequemlichkeit zu einem höheren Gut als Einfallsreichtum, Improvisation, Wissen und "Unabhängigkeit" wurden, fing es an, schiefzulaufen.



    Revedere

  • Hallo,


    'der Tag der alles veränderte' - was meinst Du damit? Ich kann mit dem "alles ist schief gelaufen und wir sind schuld" nix anfangen.
    Meine persönliche Begründung:
    -kalter Krieg ohne Atomkrieg beendet
    -Mauerfall (ich habe jedesmal wenn ich die ehemalige Grenze passiere, ein stilles Danke dafür)
    -Verringerung der weltweiten Armut (wieviel Menschen mussten 1960 mit 1 $ pro Tag auskommen - und wieviel heute)
    ... beliebig fortsetzbar.


    Natürlich sehe ich auch Risiken, z.B. Blackout durch Einspeiseschwankungen der Wind- und Solarenergie. http://www.focus.de/politik/de…-illusion_aid_768193.html
    Aber insgesamt sehe ich keinen akuten Grund für Endzeitstimmung. Das schöne am Kapitalismus ist doch, dass er ein lernendes System ist.
    Und wir müssen noch nicht mal jeden Morgen beim Fahnenappell das Loblied auf Keynes singen.


    Grüße
    Tom

  • Zitat von einzelgänger;106344

    Was wenn unsere Kinder oder Enkel einmal fragen warum wir jetzt so leben und nicht wie früher vor dem Tag der alles veränderte. Was wenn sie wissen wollen was schiefgelaufen ist in den letzten 100 Jahren und was war der Auslöser für das ganze.


    ...
    Was würdet ihr euern Kindern und Enkeln sagen?


    Einzelgänger


    Ein Wort: Überbevölkerung.



    Wir sind jetzt 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Wären wir 1 Milliarde, wie noch um 1800 hätten wir allen Platz der Welt, könnten mit den Ressourcen Schindluder treiben und würden uns fragen. "Umweltprobleme, was ist das?"


    Schau Dir Deutschland an. Ich kann diese Klagearie von den angeblich aussterbenden Deutschen nicht mehr hören! Wir sitzen uns unerträglich dicht auf der Pelle und haben eine Bevölkerungsdichte von 230 Einwohnern pro Quadratkilometer. Da 30% Deutschlands Waldflächen sind, ist die Lage in Wahrheit noch drastischer. Im Stadtteil "Stuttgart West" ballen sich 8.000 Leute auf einem Quadratkilometer!


    Wen wundert es, dass angeblich nach Verkehrsdelikten, "Familienrecht" (sprich Scheidungen und Sorgerechtsprozesse) die Nachbarschaftsstreitigkeiten die dritthäufigste Kategorie von Rechtsfällen sind, mit denen sich deutsche Gerichte befassen müssen.



    Da gibt es auch ein sehr "nettes" Rattenexperiment. Gurgele mal nach Crowdingeffekt und ziehe selbst Parallelen zu grossstädtischen Ballungszentren.


    Wir könnten in D mit 1 Mio. Menschen ein sehr nettes Leben auf fussballfeldgrossen Grundstücken haben. Wäre ich die Frau Merkel, dann würde ich kostenlos Verhütungsmittel ausgeben, statt eine Herdprämie einzuführen. Unser so genanntes demographisches Problem besteht einzig und allein darin, dass unsere Rentenversicherung als Schneeballsystem organisiert ist. Da hätten unsere Politiker schon vor einigen Jahrzehnten mal in die Schweiz gucken und das dortige System kopieren sollen. Dann hätten wir dieses Problem nicht.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • @tomrc46
    Endzeitstimmuzng wollte ich nicht verbreiten aber das der Kapitalismus ein lernendes System ist wage ich zu bezweifeln. Sicher wird er sich hier und da etwas verändern, aber das ändert nichts an seiner Natur. Dummerweise ist er aber aktuell das beste was wir haben.
    Sicher gab es viele positive Tendenzen in unserer geschichtlichen Entwicklung aber aktuell sind diese minimal.
    Einzelgänger

    [HR][/HR] Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Zitat von einzelgänger;106356

    @tomrc46
    ... aber das der Kapitalismus ein lernendes System ist wage ich zu bezweifeln. Sicher wird er sich hier und da etwas verändern, aber das ändert nichts an seiner Natur. Dummerweise ist er aber aktuell das beste was wir haben.


    Hallo Einzelgänger,


    dummerweise haben wir keinen Kapitalismus. Der Kapitalismus funktioniert originär darwinistisch. Unternehmen, die die Wünsche des Marktes / der Verbraucher erfolgreich bedienen gedeihen, Dinosaurier, die sich verzockt haben, sterben. Natürliche Selektion.


    Leider wird in unserem System aber die Selektion durch den Markt ausgeschaltet. Erfolgreiche Unternehmen wie Bürger, die gut gewirtschaftet haben, werden vom Staat ausgeplündert und geschwächt, um damit Dinosaurier, die sich verzockt haben, am Leben zu erhalten.


    Der kleine Handwerksmeister geht unter, wenn er Fehler macht, die Bank, die Milliarden mit Pferdewetten verspielt hat, wird mit Milliarden von Steuergeldern gerettet.


    Wir sollten meiner bescheidenen Meinung mal wirklich den Mut zum Kapitalismus haben.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • @ Waldschrat:


    Überbevölkerung ist ein interessanter Punkt; es liegt meiner Meinung nach in der Natur des technologischen Fortschritts einerseits die Lebensbedingungen für die Menschen zu verbessern, aber andererseits uns langsam die Lebensgrundlage zu entziehen.
    Wir haben uns an die Sptze der Beute-Pyramide getrickst, - wir haben uns allen natürlichen Feinden und Umwelteinflüssen entziehen können.
    Die Errungenschaften der modernen Medizin haben ihren Beitrag zum Bevölkerungswachstum geleistet, und bedenkt man, dass mehr Menschen wirtschaftlich auch einen größeren Markt bedeuten, auf dem mehr Geld kreist, so ist das in den Augen mancher Mächtigen kein Fehler. Allerdings bedarf dieses Wachstum auch immer neuer Ideen für neue Konsumbedürfnisse, neue Jobs....ein Teufelskreis.


    Es gibt einige interessante Autoren wie Jacqes Ellul und Lewis Mumford, die sich mit dem Technologischen Fortschritt auseinandergesetzt haben; ihr Blick in die Zukunft ist nicht so rosig, wie manch einem der Vorteil all des Fortschritts erscheinen mag.


    Die großen technischen Errungenschaften unserer modernen Gesellschaft beruhen alle auf endlichen Ressourcen; selbst die Träume und Schäume von Wind und Sonnenenergie wären ohne Gas, Öl, Kohle oder Kernspaltung nicht in dieser Stückzahl entstanden.


    Ich denke nicht, dass es eine Möglichkeit gibt der Entropie ein Schnippchen zu schlagen; es gibt kein grenzenloses Wachstum - ein Faktor limitiert immer die Ausbreitung einer Lebensform. Jedes Tier nutzt die Ressourcen der Natur intelligenter, als der Mensch.


    Gruss, Fairlane

  • Zitat von Waldschrat;106357

    Hallo Einzelgänger,


    dummerweise haben wir keinen Kapitalismus.


    Wie müsste denn die "ofizielle" Bezeichnung für unser jetziges Wirtschaftssystem sein?
    Einzelgänger

    [HR][/HR] Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

  • Ich starte mal mit einem ziemlich treffenden, unbequemen Zitat aus einem sehr bekannten Kultfilm...


    Zitat

    Es fiel mir auf, als ich versuchte, eure Spezies zu klassifizieren. Ihr seid im eigentlichen Sinne keine richtigen Säugetiere! Jedwede Art von Säuger auf diesem Planeten entwickelt instinktiv ein natürliches Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Ihr Menschen aber tut dies nicht. Ihr zieht in ein bestimmtes Gebiet, und vermehrt Euch und vermehrt Euch, bis alle natürlichen Ressourcen erschöpft sind. Und der einzige Weg zu überleben ist die Ausbreitung auf ein anderes Gebiet.
    Es gibt noch einen Organismus auf diesem Planeten, der genauso verfährt. Wissen Sie, welcher? Das Virus! Der Mensch ist eine Krankheit! Das Geschwür dieses Planeten! Ihr seid wie die Pest... und wir sind die Heilung!"


    ... und beende mit einer Dokumentation die ich persönlich sehr schätze und die dir durchaus eine Antwort auf deine Frage gibt, man muss sie sich dazu nur anschauen. (die Frage wird sogar wortwörtlich im Film gestellt und beantwortet, sie lautet dort aber: wann hat es angefangen)


    http://www.youtube.com/user/ZMGermany


    Gruß
    Vincent

    Kein Plan überlebt die erste Feindberührung. (Helmuth von Moltke)

  • Zitat von Fairlane;106364

    @ Waldschrat:


    Wir haben uns an die Sptze der Beute-Pyramide getrickst,


    Hallo Fairlane,


    Du hast recht, wir haben uns jedem natürlichen Feind entzogen, das heisst aber im Umkehrschluss, dass wir unsere Populationskontrolle in die eigene Hand nehmen müssen - wenn wir nicht untergehen wollen. Für solche Untergänge gibt es historische Beispiele, etwa die Osterinseln.



    Zitat von Fairlane;106364


    Es gibt einige interessante Autoren wie Jacqes Ellul und Lewis Mumford,


    Sagt mir spontan nichts, aber danke für die Anregung. Ich werde gleich mal bei Amazon nachschauen.



    Zitat von Fairlane;106364


    Ich denke nicht, dass es eine Möglichkeit gibt der Entropie ein Schnippchen zu schlagen; es gibt kein grenzenloses Wachstum


    Natürlich hast Du auch hier recht. Das Universum wird den Entropietod sterben, Aber wir und tausende Generationen nach uns können zumindest Zugang zu unbegrenzter Energie haben. Die Zauberformel ist Einsteins E=m*c², die wir zum Beispiel mit Brutreaktoren realisieren könnten. Aber jetzt bewege ich mich schon wieder auf politisch unkorrektem Gebiet.



    Viele Grüsse


    Matthias

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    Benjamin Franklin (1775)

  • Wenn man bedenkt, dass sich die Weltbevölkerung seit 1950 verdreifacht hat, ist das durchaus ein Grund zur Sorge. In Europa selbst ist dieser Zustand am wenigsten zu beobachten, gerade jedoch in Asien und Afrika, den schwachen Regionen der Welt steigt die Bevölkerung umso rasanter. Ein derartiger Bevölkerungsboom ist beispiellos in der Weltgeschichte. Dabei sollte klar sein, dass bei nahezu exponentiellem Wachstum der Weltbevölkerung niemals eine "stationäre Phase", also ein Einpendeln der Zahl an Erdenbewohnern zu erwarten ist.
    Zwangsläufig werden wir auch in Zukunft dazu verdammt sein, uns immer schneller immer weniger Platz und Ressourcen mit anderen Menschen teilen müssen. dass dabei leicht große Regionen instabil werden können, kann ich mir gut vorstellen. Die Grenze eines gesunden Wachstums haben wir wie ich das sehe schon überschritten. Aber wer weiß wann der Punkt kommt, an dem der Mensch sich selbst nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in Hinsicht auf überlebenswichtige Rohstoffe wie Nahrung und Wasser, selbst der größte Feind im Überlebenskampf wird.

  • Zitat von einzelgänger;106370

    Wie müsste denn die "ofizielle" Bezeichnung für unser jetziges Wirtschaftssystem sein?
    Einzelgänger


    Obwohl ich ja nun wirklich kein Anhänger sozialistischer Ideen bin, würde ich in erster Näherung mal staatsmonopolistischer Kapitalismus sagen.


    Man sollte eigentlich den Staat mit allen Mitteln aus der Wirtschaft austreiben. Wir haben ja gesehen, wie sich in D Landesbanken geschlagen haben, sie liegen dem Steuerzahler bleischwer auf der Tasche, oder der enBW-Deal in Baden-Württemberg, der den Steuerzahler voraussichtlich Milliarden kosten wird.


    Der Staat sollte sich um seine Kerngebiete Verteidigung, Rechtsprechung, Polizei, Bildung kümmern und von der Wirtschaft die inkompetenten Finger seiner Politikerkaste lassen.



    Viele Grüsse


    Matthias

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    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Romal;106348


    Zusammengefasst für die, die diesen kleinen Textwall übersprungen haben: In dem Moment, in dem bequemlichkeit zu einem höheren Gut als Einfallsreichtum, Improvisation, Wissen und "Unabhängigkeit" wurden, fing es an, schiefzulaufen.


    Danke. Volltreffer.


    Was soll man da groß nach Einzelereignissen in der Geschichte suchen oder vom Club of Rome und dessen Denke und Pseudoerkenntnissen philosophieren. Denn sie machen genau diesen Fehler zu versuchen, in einer modernisierten Welt den Status Quo der menschlichen Entfremdung von seiner Natur, diesem Planeten und allem was ist, zu erhalten und zu forcieren.


    Das wird und muss böse enden.


    LG
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Ich sehe es ziemlich vereinfacht: es liegt in der Natur des Menschen begründet. Egoismus, Narzissmus, Gier und Machthunger, das Trachten nach dem "mehr", das eigentlich gar nicht gebraucht wird.


    Ein Tier frisst sich satt und vermehrt sich. Es gibt auch nur wenige Prepper unter den Tieren, und einige Vorräte vergessen sie :winking_face: Von manchen werden Reviere verteidigt, aber es geht nicht darum, das Revier in´s Unendliche zu vergrößern.


    Gibt es eine Überpopulation, bricht sie irgendwann zusammen, gewöhnlich durch Nahrungsmangel mit nachfolgenden Krankheiten/ Seuchen.


    In der zivilisierten Menschenwelt gibt es nur eine Verschiebung, wir nehmen die Nahrung (Rohstoffe aller Art) von den Armen und überlassen ihnen den Nahrungsmangel und die Krankheiten. "Früher" fand das auch in jetzt "zivilisierten" Ländern statt.
    Die Mächtigen haben allerdings gelernt: statt wie früher Sklaven und Leibeigene zu haben, sieht es ja jetzt oberflächlich betrachtet recht demokratisch aus; solange das Volk nicht verhungert und "Spiele" bekommt, in der modernen Welt ersetzt durch den Fernseher.


    M.E. war es nie besser als jetzt. Gut ist es immer nur für die, die die Mittel haben, ihr Streben nach "mehr" zu verwirklichen.
    Oder für die Wenigen, die fern der "Zivilisation" leben und mit dem glücklich sind, was sie haben. Wer in sich ruht und glücklich ist, strebt nicht nach "mehr".

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut

  • Nein. Das liegt nicht in der Natur des Menschen. Das sind erlernte, anerzogene Verhaltensweisen.Bei den wenigen noch existierenden Naturvölkern, die von der sogenannten Zivilisation einigermaßen unberührt geblieben sind, tritt dieses Verhalten nicht auf. Müsste es aber, wenn es in der menschlichen Natur begründet wäre.Alle widernatürlichen Verhaltensweisen lassen sich auf die Überbevölkerung zurückführen, dass ist meine Überzeugung. Weniger auf die Überbevölkerung des Planeten, mehr die einer Region. Sobald die Anzahl der Menschen auf einem Fleck so gross ist, dass man sich nicht mehr gegenseitig kennt, fängt es an schief zu laufen...

  • Ich denke, es ist schon lange schief gegangen. Schon Jahrhunderte lang.
    Ich bin der Meinung, dass das Geld die Moral aufweicht, um nicht zu sagen, dass die Gier nach Geld (und damit Macht, Besitz und Luxus) das Gehirn komplett ausschaltet.
    Ein Musterbeispiel ist die Besiedlung Amerikas. Da wurde für Gold, Wohlstand, Ressourcen und Macht fast ein kompletter Kontinent mit Ureinwohnern abgeschlachtet. Damals haben die Europäer noch durch Waffen die Leute umgebracht, auf dessen Besitz sie aus waren. Heute regelt es der Westen eben dadurch, dass sehr viele Menschen auf diesem Planeten für den Appel und ein Ei (wenn überhaupt!) den ganzen Tag malochen, um dann irgendwann jämmerlich am Hunger oder einer einfachen Krankheit zu krepieren.
    Der Reichtum im Westen bedeutet Jammer, Elend und Hoffnungslosigkeit in der Dritten Welt. Und genau da läuft es schief. Am Geldvolumen kann es ja nicht liegen, JP Morgan kann Milliarden verzocken und woanders arbeiten sie für 2 Dollar am Tag. Dazu gibt es ein gutes Zitat von den Rothschilds aus dem Jahr 1863:

    Zitat

    "Die wenigen, die das System verstehen, werden so sehr an seinen Profiten interessiert oder so abhängig sein von der Gunst des Systems, daß aus deren Reihen nie eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, mental unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne zu mutmaßen, daß das System ihren Interessen feindlich ist."


    Ich sehe das Thema Überbevölkerung auch ein wenig anders. Uns wird immer erzählt, dass wir viel zu viele Menschen auf dieser Erde sind. Dann wird immer liebend gern auf irgendeine Region der Welt verwiesen, in der die Menschen massenhaft wegen dem Hunger wie Fliegen dahinsterben. Ich behaupte, dass wir eine Überbevölkerung haben, ja. Doch nur in diesem System, welches wir aktuell haben. Wenn man Pflanzen in den Tank kippen kann, Massenhaft Lebensmittel wegwirft, da das fiktive MHD abgelaufen ist oder die Bauern die Milch wegkippen können, weil der Preis durch das große Angebot im Keller ist, kann es mit der Ernährungssituation dieser Erde gar nicht so schlimm sein. Im Moment wird aufgrund der Kapitalströme eine künstliche Verknappung erzeugt.
    Das geht durch alle Schichten. Vom Goldgräber in Afrika, der mit nackten Händen nach Gold gräbt, über den Fabrikarbeiter in Südostasien, über den Ziegenhirten in der Türkei bis hin zum Büroangestellten in Mitteleuropa. All diese Rennen ein Leben lang dem Geld hinterher. Der Goldgräber um was zu beißen zu haben, der Fabrikarbeiter in Südostasien um die Famlie satt zu bekommen, der Ziegenhirte um sich ein wenig Luxus zu gönnen und der Mitteleuropäische Büroangestellte, um sich ein Haus zu bauen, das er dann in 25 Jahren abbezahlt hat. Die Geldmenge wird immer mehr, doch die landet dann über Umwege wieder bei den Banken. Die Geldschöpfung/Kreditvergabe gehört in Staatliche Hände. Dann wären eben diese Zinsgewinne eine Art Zusatzsteuer, die auch wieder in den Umlauf kommt. Dann müsste es doch auch möglich sein, die Geldmenge auf einem Niveau zu halten, um aus diesem Wachstumszwang-Teufelskreis herauszukommen. Sollte mich vielleicht mal damit beschäftigen.


    Im Prinzip braucht jeder Mensch von der Materiellen Sicht aus betrachtet: Nahrung, Wasser, eine Unterkunft, die ihn vor den Elementen schützt und ihm Erholung von körperlicher Anstrengung bietet, medizinische Versorgung, Kleidung. Viel mehr braucht man nicht. Der Rest lauft unter Konsum. Es kann doch nicht sein, dass diesese "einfachen" Dinge durch die künstlich erzeugte Verknappung nur einem Teil der Weltbevölkerung zur Verfügung stehen. Dazu braucht man auch nicht zwingend globale Vernetzung. Ich finde das Prinzip der Bienenwaben faszinierend. Kann man sich da nicht was aus der Natur abgucken?
    Thema Nachhaltigkeit ist auch ein Thema. Doch auch da sind massive Kapazitäten vorhanden. Für was müssen alle paar Monate neue, größere, bessere Flachbildfernseher auf den Markt kommen? Für was muss ein Auto jeden Tag weiterentwickelt werden? Was bringt es mir, wenn mein Laptop eine 2 TB Festplatte hat? Entwicklungsarbeit wird leider nur dort geleistet, wo man Geld verdienen kann. Wo wir wieder beim Wachstumszwang wären...


    ...alles nicht so einfach :frowning_face:

  • Die Populationsdynamik mit exponentiellem Wachstum und katastrophischem Zusammenbruch existiert m.M. seit sich die ersten Lebensformen in der Ursuppe entwickelt haben.
    Die Ausschläge werden geglättet durch den permanenten evolutionären Wettlauf zwischen Beute und Jäger/Parasiten in den Nahrungsnetzen/kreisläufen.
    Die Art Homo Sapiens durchschritt einen "genetischen Flaschenhals" mit vermutlich wenigen zehntausend Individuen und war somit vom Aussterben bedroht.
    Die Nachkommen der Überlebenden breiteten sich in einem beispiellosen Siegeszug über alle Kontinente außer der Antarktis aus, verdrängten in Europa den Neandertaler und den Höhlenbären und trugen in den Amerikas vermutlich zum Aussterben vieler nacheiszeitlicher Großsäuger bei - die ersten ökologischen Sündenfälle, wenn man so will.


    Als entscheidenden Schritt, um sich der Beschränkung durch wechselndes Jagd- und Sammelglück zu entziehen, sehe ich die "neolithische Revolution", also die Entwicklung der Landwirtschaft:
    - Erst die Investition von viel Arbeit und Samen in ein bestimmtes Stück Land erzwang die Notwendigkeit, dieses um beinahe jeden Preis zu verteidigen.
    Das Roden und Bewirtschaften von Land erforderte immense und permanente Anstrengung, daher war dieses eine attraktive Beute.
    Während Jägerclans auf großen Abstand zwischen Geschwistern achteten, weil Kleinkinder beim Umherziehen eine Belastung waren, wurde eine möglichst rasch wachsende Kinderschar bei Bauernsippen plötzlich zum Wettbewerbsvorteil, weil schon kleine Hände mehr helfen konnten, als sie an Unterhalt zunächst kosteten.
    - In diesen Territorialkämpfen waren jene Sippen erfolgreicher, denen es gelang, die Männer zu harter Arbeit und kriegerischer Opferbereitschaft zu motivieren und zwar durch das Versprechen, ihr Schweiß und Blut komme ihren unmittelbaren Nachkommen zugute.
    Dazu mußte überhaupt erst mal der Zusammenhang zwischen Zeugung und Geburt und somit die leibliche Vaterschaft begriffen werden.
    - Dies wurde insbesondere durch die Entwicklung der Viehzucht ermöglicht.
    Ich glaube, es ist kein Zufall, daß gerade die Hirtenvölker extrem patriarchalisch, polygam und kriegerisch sind.
    Die Erfahrung, daß wenige auserwählte Männchen einer Art genügen, um eine Herde aus vielen Weibchen zu befruchten, und der große Rest "Schlachtvieh" ist, hat sicher zur Bildung äußerst wettkampfbasierter Kriegerhierarchien beigetragen.
    - Hirtenvölker sind sehr viel mehr als Ackerbauernvölker der Dynamik von exponentiellem Populationswachstum mit anschließendem Zusammenbruch ausgesetzt.
    Der Grund liegt darin, daß Ackerbauern nach einer Mißernte jedes Jahr wieder eine neue Chance auf den vollen Ertrag haben, wenn sie ihr Saatgut retten konnten.
    Wenn aber eine riesige Viehherde aufgrund von Dürre, strengem Winter oder Seuchen kollabiert, dauert es etliche Jahre, sie wieder bis zur Ausgangsgröße heranzuziehen.
    Dann stand ein kopfstarkes Hirtenvolk innerhalb weniger Wochen völlig ohne Nahrungsgrundlage da!
    Daraus erklärt sich, warum in unschöner Regelmäßigkeit Heerscharen von Hirtenvölkern über friedliche, ursprünglich mutterrechtliche Bauernvölker hergefallen sind, die Männer niedermetzelten und die Frauen versklavten.
    Die Sieger bildeten dann oft eine dünne Adelsschicht über den unterworfenen Völkern.
    Das Kastensystem in Indien wurzelt in solchen Vorgängen.
    Die Bibel ist voll mit Mythen, in denen solche Erkenntnisse und Geschehnisse in Legendenform überliefert sind ( Adam+Eva, Kain+Abel, Arche Noah, Eroberung Kanaans...)
    Wiederholte Einfälle asiatischer Reitervölker stießen einen Domino-Effekt an, der während der Völkerwanderung unter vielen anderen Stämmen z.B. die Goten und Wandalen vom Baltikum bis an den Bosporus und nach Nordafrika schwemmte...


    Die Dynamiken von Überweidung, Bodendegradation und Erosion wären nochmal ein eigenes Thema...


    So gesehen, ist seit der Erfindung der Landwirtschaft das zyklische Schieflaufen im Grunde der Normalfall...


    Literatur:
    Josef H. Reichholf: Warum die Menschen seßhaft wurden


    Jared Diamond: Arm und Reich
    Kollaps

  • Es leben nicht zuviele Menschen auf der Erde. Es leben nicht mal zuviele Menschen in Deutschland. Es leben nur zuviele auf einem Haufen. Selbst in Deutschland wäre es ohne Probleme machbar, jeder Familie ein 1000m² Grundstück zu geben, da bleibt immer noch genug Natur und Ackerland übrig.
    Rein von der Fläche her gerechnet, stehen pro Einwohner 4300m² zur Verfügung, also gesetzt der Regelfall einer vierköpfigen Familie knapp 17500m² pro Haushalt...


    Das ist wie mit allem anderen auch: Es ist von allem genug für alle da - es ist nur nicht gleichmäßig auf alle aufgeteilt...

  • Rein rechnerisch hast Du recht, papabär.
    Es ist nur äußerst unwahrscheinlich, daß es jemals gelingt, eine gerechte Landverteilung erstens durchzusetzen (gegen die Interessen der derzeit Mächtigen), und zweitens auf Dauer aufrecht zu erhalten.


    Man könnte davon ausgehen, daß im frühen Mittelalter die Bevölkerung so dünn war, daß einer egalitären Landverteilung eigentlich nicht viel im Wege stand: es gab reichlich freies "Niemandsland", welches nur pro forma einem Herrschaftsbereich zugeordnet war.


    Dennoch haben sich aus anfangs winzigen Unterschieden zwischen freien und gleichberechtigten Bauernfamilien immer aufs neue im Lauf weniger Generationen krasse Unterschiede und tiefgestaffelte Hierarchien zwischen den einzelnen Sippen herausgebildet.
    Da reichen schon mehr oder weniger Glück und Geschick der Anfangsfamilien in punkto Bodengüte, Wettergunst, Ernte, Viehgesundheit, strategische Heiratspolitik, Anzahl und Geschlecht der Nachkommen usw....
    Ein entscheidender Faktor zur Entstehung von Adel und Lehnswesen waren die Verteidigungskosten.
    Ein egalitärer Haufen freier Bauern mit Axt und geradegestellter Sense war einem Trupp gepanzerter und geschulter Ritter militärisch unterlegen.
    Es bedurfte aber der Wirtschaftskraft mehrer Familien, um einen Krieger zeitgemäß auszurüsten und freizustellen.
    Ergo wurde die Verteidigung des Dorfes an einen kampfstarken und wohlhabenden Clan "outgesourct", dem dafür Abgaben zustanden und der sich zu einer Herrscherdynastie auswuchs.


    Aber auch der brutalste Tyrann war damals auf ein Heer von Landarbeits-Sklaven existentiell angewiesen.
    In der heutigen hochmechanisierten Agrarindustrie besteht für Großgrundbesitzer nicht die geringste Notwendigkeit mehr, seine Mitmenschen in irgendeiner Form an Bewirtschaftung und Ertrag seiner Ländereien teilhaben zu lassen (ein paar Techniker und Security-Söldner ausgenommen).


    Im Gegenteil ist ein Agrarkonzern umso konkurrenzstärker, je geringer seine Personalkosten sind.
    Mit der modernen Technik ist eine Refeudalisierung und Monopolisierung der Landwirtschaft möglich, wie es sie selbst zu den bisher schlimmsten Zeiten nie gegeben hat.


    Wie müßte eine Gesellschaft und ihre Institutionen beschaffen sein, um dieser mächtigen Eigendynamik ausreichend entgegenzuwirken?