Hallo,
das Thema Wasseraufbereitung ist bei uns im Forum aus verständlichen Gründen ein Dauerbrenner.
Für anorganische Analytik - wie weise ich Blei, Arsen oder andere unangenehme Gesellen nach - gibt es viele einfach durchzuführende Nachweisreaktionen und auch käufliche Schnelltests.
Die reale Gefahr ist aber meist die Organik in Gestalt von Bakterien, Viren oder fäulnisfähigen organischen Stoffe (z.B. Fäkalien).
Ich habe mir daher mal ein paar sehr einfache und grobe Schnelltests überlegt. Bakterien und Fäkalien enthalten Proteine oder deren Abbauprodukte, also organische Stickstoff- und Schwefelverbindungen. Das liefert einige Ansätze zu einfachen Nachweisreaktionen.
Nachweis auf Eiweiss (Biuretreaktion)
Zur Probe (einige Milliliter) einen Milliliter 10%ige Natrium- oder Kaliumhydroxidlösung geben (Wo bekomme ich das her? Abflussfrei, Rohrfrei, oder wie immer das Zeugs im Drogeriemarkt heisst) und zwei Tropfen 10%ige Kupfersulfatlösung geben (Wo bekomme ich das her? eBucht, notfalls Kupferblech in Batteriesäure auflösen)
Die Probe leicht erwärmen, so etwa 40-60 °C
Violettfärbung zeigt Eiweiss an.
Nachweis auf Schwefel aus Eiweiss
Probe mit Natriumhydroxid (siehe oben) versetzen und bis zur Trockene und darüber hinaus erhitzen. Über das Reagenzglas einen angefeuchteten Streifen Bleiacetatpapier halten. Schwarzfärbung zeigt Schwefel an.
Wer Bleiacetatpapier nicht im Laborbedarf kaufen will, kann es selber machen. Einen Streifen Bleiblech (Dachdecker) einige Tage bei Raumtemperatur in Essig legen. Papierstreifen mit der Lösung befeuchten und trocknen lassen.
Nachweis auf Stickstoff
Probe mit Natriumhydroxid (siehe oben) versetzen und bis zur Trockene und darüber hinaus erhitzen. Bei Anwesenheit von organischem Stickstoff entweicht Ammoniak, der sich oft schon durch den charakteristischen Geruch verrät. Ansonsten über das Reagenzglas einen mit Salzsäure angefeuchteten Glasstab halten, es entsteht ein weisser Nebel von Ammoniumchlorid. Ein angefeuchteter roter Lackmusstreifen wird blau verfärbt.
Was mache ich, wenn ich kein Lackmus im Hause habe? Ich nehme die Brühe von gekochtem Rotkraut/Blaukraut und tränke Papierstreifen damit. Diese regional verschiedenen Namen für das selbe Gemüse zeigen ja schon die Farbempfindlichkeit auf saures bzw. basisches Milieu.
Fäulnisstoffe allgemein
Man füllt ein Gefäß bis zum Rand (wichtig, es darf keine Luft zurückbleiben!) mit der Probe und gibt je 100 ml Probe 0,6ml einer 0,05%igen Methylviolettlösung zu, verschliesst dann das Gefäss luftdicht und lässt es bei Raumtemperatur im Dunkeln(!) stehen, Entfärbt sich die Probe binnen 24h, ist Alarmstufe rot angesagt. Ist sie nach 5 Tagen noch violett, ist der Anteil der fäulnissbildenden Stoffe vernachlässigbar.
Methylviolett müsst ihr nun wirklich im Laborbedarf kaufen, es ist aber beliebig preiswert, weil 5g eine "Anschaffung für's Leben" sind.
Warnung
Die oben genannten Verfahren sind Grobtests, mit denen ihr sicher zwar optisch klares und unauffälliges aber dennoch stark verschmutztes Wasser erkennt. Negativer Ausfall der Nachweise bedeutet aber keine Sicherheit. Es könnten z.B. "nur" einige wenige Noroviren drin sein, die diesen Verfahren mit Sicherheit entgehen, Euch aber für zwei Tage auf das stille Örtchen verbannen.
Ein positiver Test sagt definitiv: Das Wasser ist unsicher. Ein negativer Test sagt nicht unbedingt. Das Wasser ist sicher.
Was Ihr aber sagen könnt: Sind obige Tests negativ ausgefallen, dann tut eine Micropurtablette garantiert den Rest. Ihr könnt sicher sein, dass die Wirkstoffe des (Silberionen) nicht von Fäulnisstoffen inhibiert werden. (Klassische Reaktion, Schwefel aus Eiweissabbauprodukten fällt Silberionen als unwirksames Silbersulfid aus)
Viele Grüsse
Matthias
Nachtrag:
Jetzt habe ich da doch glatt noch ein einfaches Verfahren unterschlagen:
Kaliumpermanganatprobe
Man gibt auf 100 ml Wasserprobe, die Raumtemperatur haben sollte, 1 ml einer 0,1%igen Kaliumpermanganatlösung und lässt die Probe 1-2 Stunden bei Raumtemperatur stehen. Sie sollte rosa gefärbt bleiben. Entfärbt sie sich, sind reichlich organische Verschmutzungen vorhanden.
Auch hier wieder: Kaliumpermanganat müsst ihr euch im Laborbedarf besorgen.