Organische Verschmutzungen im Wasser - Analytik für "Fussgänger"

ACHTUNG! Diese Themen und Beiträge behandeln Gesundheitsthemen. Sie dienen nicht der Selbstdiagnose und ersetzen keine Arztdiagnose! Die Themen und Beiträge werden nach bestem Wissen und Gewissen (vorwiegend von Laien) erstellt. Der Betreiber des Forums kann Fehler, veraltete oder unvollständige Informationen oder womöglich gesundheitsgefährdende Inhalte nicht ausschließen und übernimmt keine Haftung für Folgeschäden, Verletzungen, usw. jeder Art die durch Anwendung der abgebildeten Informationen bei Ihnen oder Dritten womöglich auftreten. Die Nutzung dieser Informationen erfolgt auf eigene Gefahr!
  • Hallo,


    das Thema Wasseraufbereitung ist bei uns im Forum aus verständlichen Gründen ein Dauerbrenner.


    Für anorganische Analytik - wie weise ich Blei, Arsen oder andere unangenehme Gesellen nach - gibt es viele einfach durchzuführende Nachweisreaktionen und auch käufliche Schnelltests.


    Die reale Gefahr ist aber meist die Organik in Gestalt von Bakterien, Viren oder fäulnisfähigen organischen Stoffe (z.B. Fäkalien).


    Ich habe mir daher mal ein paar sehr einfache und grobe Schnelltests überlegt. Bakterien und Fäkalien enthalten Proteine oder deren Abbauprodukte, also organische Stickstoff- und Schwefelverbindungen. Das liefert einige Ansätze zu einfachen Nachweisreaktionen.



    Nachweis auf Eiweiss (Biuretreaktion)


    Zur Probe (einige Milliliter) einen Milliliter 10%ige Natrium- oder Kaliumhydroxidlösung geben (Wo bekomme ich das her? Abflussfrei, Rohrfrei, oder wie immer das Zeugs im Drogeriemarkt heisst) und zwei Tropfen 10%ige Kupfersulfatlösung geben (Wo bekomme ich das her? eBucht, notfalls Kupferblech in Batteriesäure auflösen)


    Die Probe leicht erwärmen, so etwa 40-60 °C


    Violettfärbung zeigt Eiweiss an.



    Nachweis auf Schwefel aus Eiweiss


    Probe mit Natriumhydroxid (siehe oben) versetzen und bis zur Trockene und darüber hinaus erhitzen. Über das Reagenzglas einen angefeuchteten Streifen Bleiacetatpapier halten. Schwarzfärbung zeigt Schwefel an.


    Wer Bleiacetatpapier nicht im Laborbedarf kaufen will, kann es selber machen. Einen Streifen Bleiblech (Dachdecker) einige Tage bei Raumtemperatur in Essig legen. Papierstreifen mit der Lösung befeuchten und trocknen lassen.


    Nachweis auf Stickstoff


    Probe mit Natriumhydroxid (siehe oben) versetzen und bis zur Trockene und darüber hinaus erhitzen. Bei Anwesenheit von organischem Stickstoff entweicht Ammoniak, der sich oft schon durch den charakteristischen Geruch verrät. Ansonsten über das Reagenzglas einen mit Salzsäure angefeuchteten Glasstab halten, es entsteht ein weisser Nebel von Ammoniumchlorid. Ein angefeuchteter roter Lackmusstreifen wird blau verfärbt.


    Was mache ich, wenn ich kein Lackmus im Hause habe? Ich nehme die Brühe von gekochtem Rotkraut/Blaukraut und tränke Papierstreifen damit. Diese regional verschiedenen Namen für das selbe Gemüse zeigen ja schon die Farbempfindlichkeit auf saures bzw. basisches Milieu.


    Fäulnisstoffe allgemein


    Man füllt ein Gefäß bis zum Rand (wichtig, es darf keine Luft zurückbleiben!) mit der Probe und gibt je 100 ml Probe 0,6ml einer 0,05%igen Methylviolettlösung zu, verschliesst dann das Gefäss luftdicht und lässt es bei Raumtemperatur im Dunkeln(!) stehen, Entfärbt sich die Probe binnen 24h, ist Alarmstufe rot angesagt. Ist sie nach 5 Tagen noch violett, ist der Anteil der fäulnissbildenden Stoffe vernachlässigbar.


    Methylviolett müsst ihr nun wirklich im Laborbedarf kaufen, es ist aber beliebig preiswert, weil 5g eine "Anschaffung für's Leben" sind.



    Warnung


    Die oben genannten Verfahren sind Grobtests, mit denen ihr sicher zwar optisch klares und unauffälliges aber dennoch stark verschmutztes Wasser erkennt. Negativer Ausfall der Nachweise bedeutet aber keine Sicherheit. Es könnten z.B. "nur" einige wenige Noroviren drin sein, die diesen Verfahren mit Sicherheit entgehen, Euch aber für zwei Tage auf das stille Örtchen verbannen.


    Ein positiver Test sagt definitiv: Das Wasser ist unsicher. Ein negativer Test sagt nicht unbedingt. Das Wasser ist sicher.


    Was Ihr aber sagen könnt: Sind obige Tests negativ ausgefallen, dann tut eine Micropurtablette garantiert den Rest. Ihr könnt sicher sein, dass die Wirkstoffe des (Silberionen) nicht von Fäulnisstoffen inhibiert werden. (Klassische Reaktion, Schwefel aus Eiweissabbauprodukten fällt Silberionen als unwirksames Silbersulfid aus)



    Viele Grüsse


    Matthias


    Nachtrag:


    Jetzt habe ich da doch glatt noch ein einfaches Verfahren unterschlagen:



    Kaliumpermanganatprobe


    Man gibt auf 100 ml Wasserprobe, die Raumtemperatur haben sollte, 1 ml einer 0,1%igen Kaliumpermanganatlösung und lässt die Probe 1-2 Stunden bei Raumtemperatur stehen. Sie sollte rosa gefärbt bleiben. Entfärbt sie sich, sind reichlich organische Verschmutzungen vorhanden.


    Auch hier wieder: Kaliumpermanganat müsst ihr euch im Laborbedarf besorgen.

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Welche konkreten Verschmutzungen lassen sich in diese vier Kategorien einteilen?
    Je nach Szenario hat man schon eine bestimme Gefährdung vorliegen, auf welche man testen möchte.



    PS:
    Was hälst du von Testsets wie sie im Aquaristikbereich verwendet werden (für Cl, NO2, NO3, etc)?

  • Zitat von kappa3;109636

    Welche konkreten Verschmutzungen lassen sich in diese vier Kategorien einteilen?



    Hallo Kappa3,


    zum Beispiel, was nach einer Überschwemmung passiert. Kläranlagen (Fäkalien) werden überflutet, im Wasser schwimmen Kuhkadaver und diese üble Brühe schwappt in Trinkwasserreservoirs über.


    Oderhochwasser, Hurrican Kathrina...


    Zitat von kappa3;109636

    Was hälst du von Testsets wie sie im Aquaristikbereich verwendet werden (für Cl, NO2, NO3, etc)?


    Sehr viel. Anwenderfreundlich, zuverlässig und preiswert. Aber das ist, wie gesagt, Anorganik. Auf verquirlte Sch&%sse wird noch am ehesten der NO3 ansprechen, aber auch nicht sehr selektiv.


    Diese Tests würde ich eher nehmen, um die Wasserqualität z.B. eines Hausbrunnens zu beurteilen.


    Viele Grüsse


    Matthias


    Nachtrag: Bei den Schnelltests aus dem Aquaristikbereich unbedingt das MHD beachten. Darüber hinaus werden die Tests schnell unzuverlässig, da die vorgefertigten Lösungen nur eine begrenzte Lagerstabilität haben. Wenn Du die Lagerstabilität erhöhen willst, so etwa zwei Jahre über MHD: Kühlschrank

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Moin Waldschrat!
    Sind Kaliumpermanganat und Methylviolett denn so ohne weiteres erhältlich?
    KMnO4 ist ein starkes Oxidatonsmittel und etwas verdächtig wg. Bumm.
    Methylviolett ist auch ein Gefahrstoff, laut SDB: ätzend, umweltgefährlich und das Beste zu Schluss, kann vermutlich Krebs erregen.


    Bei unachtsamer Handhabung können die Chemikalien gefährlicher sein, als das zu testende Wasser.


    Grüsse Cosmo

    "Lächle, denn es könnte schlimmer kommen!" Ich lächelte und es kam schlimmer!

  • Organische Verschmutzungen:
    Grob reinigen, abziehen, filtrieren. Aktivkohle benutzen, abschlemmen, feinfiltern. Und ausgiebig abkochen. Ready. Was vergessen?

  • Zitat von Cosmo;109667

    Moin Waldschrat!
    Sind Kaliumpermanganat und Methylviolett denn so ohne weiteres erhältlich?


    Hallo Cosmo,


    Methylviolett ist problemlos erhältlich, zu Kaliumpermanganat hatte ich hier was geschrieben


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Hey Waldschrat,
    Ich finde zwar die möglichkeiten so aufzuweisen echt cool, aber für "Fußgänger" ist das doch nicht geeignet, wer schleppt mit sich soviel Chemie rum und Thermostat für flüssigkeiten etc. ?


    Für zuhause ist das schon geeignet, jedoch finde ich es nicht besonders toll soviele "unnötige" Chemikalien im Hause zu haben. Dann doch lieber für Trinkwasser (darum gehts ja) vorsichtshalber einfach ne Micropur oder ähnliches ( selbstgebauter Wasserfilter aus 1,5L Flasche mit Sand Stoff und Kohle ) verwenden.


    Ich stelle mir gerade meinen Neffen vor wie er im keller ( er ist 4 und auf Entdeckertour ständig unterwegs ) irgendwelche Chemikalien im Regal findet ( ein verschlossenes Regal ist bekanntlich interessanter und daher für Kinder auch nicht sicher genug ) und damit Unsinn anstellt, z.b. einfach mal in die Blumen gießt, oder gar Trinkt oder eben den Haustieren gibt!!!


    Und die chemikalien kosten auch Geld, klar ist es vielleicht weniger als die Tabletten und besser als immer neue Tabletten zu kaufen, jedoch geht von denen einfach ein weitaus geringeres Risiko aus.


    Lieben Gruß!

  • Micropur schön und gut, aber erst die Schwebstoffe raus. Ich gehe einfach mal von aus, dass zumindest mein KFZ als Tragtier noch herhalten kann. Bzw. in der Homebase kann man ja schnell improvisieren. Zu Fuß mit Gepäck wirds zach werden.

  • Naja, von einer kurzen Filterung gegen schwebstoffe (wie von mir beschrieben sand kohle z.b.) würde ich nach möglichkeit ohnehin machen, kohle bekommst ja quasi überall, und sand, wer den nicht findet, na ich weiß auch nicht :grinning_squinting_face:


    Nachtrag:


    Fäulnisstoffe allgemein


    ...Entfärbt sich die Probe binnen 24h, ist Alarmstufe rot angesagt. Ist sie nach 5 Tagen noch violett, ist der Anteil der fäulnissbildenden Stoffe vernachlässigbar.



    Gerade die prüfart halte ich für unnötig, da ich als Privatverbraucher eh erstmal 5 Tage überbrücken muss und am besten jeden Tag einen solchen Test durchführen muss, sonst hab ich ja 5Tage alte ergebnisse, und dann ist die frage ob das Wasser gut war! Also benötigt man ( wenn man mit 15L/Woche auskommt.. sich waschen kann man auch mit Schmutzwasser.. ) für zuverlässiges Wasser das nur Fäulnissstoffarm ist 5*10L Kanister mit Wasser... Ich persönlich finde das alles was sehr aufwändig... und daher nicht wirklich durchführbar,
    dann lieber eine Art Wasserfilter bauen/kaufen (katadyn oder ähnliches)

  • Dann hole ich mal diesen Thread hoch vom Boden der Regentonne :winking_face:


    Über den aktuellen Wasserfiltervergleich von FrankD bin ich auf den MSR Miox (Händlerseite) gestoßen. Einen tragbaren Natriumhypochlorit-Generator zur chemischen Wasserdesinfektion.
    Im Lieferumfang enthalten sind Teststreifen, mit denen man nach Durchführung des Vorganges die Wasserqualität testen soll.


    Auf der oben verlinkten Händlerseite heißt es

    Zitat

    Sie können für den Purifier ein Salz- und Ersatzteststreifenpäckchen vom Hersteller erwerben, aber die Teststreifen auch in der Apotheke kaufen und handelsübliches Koch- oder Steinsalz, am besten als Granulat, verwenden.



    Jetzt frage ich mich, da interessant für für Das "Hauslabor":
    Was testen diese Teststreifen? Laut Bedienungsanleitung liefern sie ein reines positiv/negativ Ergebnis.
    Was für Ersatzteststreifen aus dem freien Handel kann man dazu nehmen?


    EDIT: Meine Vermutung ist, dass es sich bei den Miox-Streifen lediglich um einen Chlortest handelt. Liegt der Chlorgehalt des behandelten Trinkwassers überhalb des, zur sicheren Desinfektion erforderlichen, Schwellwertes so färbst sich der Streifen positiv.

  • nabend,


    nu aber was soll dann der test?? wenn ich angenommen mein wasservorrat chlorieren würde, wäre der test immer
    possitiv???? das kann ja ned angehen??!?!?!?!?!


    also bevor ich ellenlang teste, wird das wasser gefiltert.......wenn ich in meinem notgepäck auch nen halbes
    labor schleppen müsste oder mein caprioporsche, da kommen aber eher nahrungsmittel rein....


    nun denn, aber wichtig ist, das wir uns das immer vor augen führen, das wasser nu mal das wichtigste ist,
    neben luft........son freiluft tarp geht schnell, es schutzt zur not, kann man den nächsten tag aufbessern..
    aber nen stinkenden wasserbehälter..irgent ne brühe drinn??!?!?!


    da kann ich euch einen film empfehlen: plastik planet.......
    wie filtern wir die nanopartikel von plastik aus dem wasser raus??


    gesund ist das auch nicht. dann lieber morgens tautropfen sammeln an den blättern..
    nur was war in der luft?? auf dem blatt worauf sich der tau gebildet hat?????


    nun dann schlage ich vor auf jeden fall jede menge kohletabletten mitzuführen
    um die folgen vom verunreinigtem wasser zu mindern....


    und was bringt da noch abkochen??????
    was tötet das ab????


    fragen über fragen, und viele die darauf ne antwort haben??!!?


    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!

  • Zitat von urbanrolli;137229


    fragen über fragen, und viele die darauf ne antwort haben??!!?


    Jupp, der Frank auf jeden Fall: https://www.previval.org/forum…/26557-Wasseraufbereitung


    Das mit dem Tau ist ein netter Gag, der oft kolportiert wird. Aber ganz ehrlich, das bisschen Tau ersetzt nicht einmal ansatzweise die Flüssigkeit, die man bei verloren hat. Vom Energieverbrauch beim Sammeln mal angesehen.

  • Mal konkret, und nicht nur auf organische Verschmutzungen bezogen...


    Wenn man Wasser trinkt, das eine durchschnittliche deutsche "Bachqualität" hat (gibt es das überhaupt ansatzweise?), also einem Bach aus dem der typische Wanderer trinken würde, was kann da passieren außer das man sich die Sch§$"erei holt?
    Und was kann durch die restlichen Schwebstoffe NACH dem abkochen noch verursacht werden?
    Und, um es mal in ganz blöd auszudrücken: Worüber müsste man sich mehr Sorgen machen, um die die gesundheitlichen Folgen einer Zigarette oder dem oben beschriebenen Wasser?


    Ich weiß, es gibt dieses "Durchschnittswasser" nicht, aber wenn man sich durch das Forum ließt, sind die Kriterien der verschiedenen Forenuser, ob man aus einem Bach trinken sollte oder nicht, in etwa gleich.


    Viele Grüße,


    Mark Wilkins

  • Zitat von Mark Wilkins;137379

    Mal konkret, und nicht nur auf organische Verschmutzungen bezogen...


    Wenn man Wasser trinkt, das eine durchschnittliche deutsche "Bachqualität" hat (gibt es das überhaupt ansatzweise?), also einem Bach aus dem der typische Wanderer trinken würde, was kann da passieren außer das man sich die Sch§$"erei holt?
    Und was kann durch die restlichen Schwebstoffe NACH dem abkochen noch verursacht werden?


    Wenn da Schwebstoffe drin waren, wird wahrscheinlich der Geschmack nicht der beste sein.


    Ansonsten: Nitrate, Rückstände von Planzenschutzmittel, Schwermetalle usw.
    Wahrscheinlich wirst du nicht gleich tot umfallen (wenn die Konzentration so hoch ist, fällt mit Glück durch tote Fische auf),
    aber langfristig nicht unbedingt gesund.