Überlebensstrategien in Auffang- und Flüchtlingslagern

  • Im mitteleuropäischen Raum könnte ich mir vorstellen, daß man bessere Karten hat, wenn man schon im Voraus Mitglied in internationalen Hilfsorganisationen ist und frühere Infos hat, wo gut organisierte F-Lager aufgebaut werden.
    Wir könnten auch an einem europaweiten Netz privater+kommunaler Lager stricken, die dann hoffentlich kleiner, überschaubarer und menschlicher sind.
    Ich staune bei Festivitäten in unseren Dörfern immer, wie schnell Feuerwehr u.a. Vereine Riesenbierzelte mitsamt Catering inclusive Kartoffeldämpfer aus dem Boden stampfen.
    Nichtsdestotrotz sammel ich mit meinen winzigen Mitteln Ressourcen für mein privates Mini-Flüchtlingslager und war ganz erstaunt, als ich mal überschlagen habe, wieviel Leute ich notfalls ganz primitiv auf meinem Grundstück unterbringen könnte.
    Wenn das europaweit viele machen, dürfte das die Situation deutlich entspannen.

  • Hier der Erfahrungsbericht meiner Mutter aus dem Jahre 1955.



    Wir sind aus der damaligen DDR nach Berlin (war damals noch offen ) geflohen. Ihr Geld reichte für ein Flugticket, also flog mein Vater erst einmal alleine in den Westen.



    Meine Mutter blieb mit zwei Kindern in einem Lager, eine kleine Ecke mit 3 Betten und 3 Mahlzeiten pro Tag. Arbeiten konnte meine Mutter in der Großküche für 1 DM



    am Tag. Der Küchenbulle bediente sich ( sexuelle Nötigung ) unverschämt am "Frischfleisch" wie er es nannte.



    Ich bekam Keuchhusten, und mußte ins krankenhaus, indem ich auch ( aufgrund der äußen Bedingungen ) länger als notwendig blieb.



    Es dauerte 9 Mon. bis mein Vater das Geld für die drei Flugtickets und eine Wohnung mit ein bisschen Mobiliar zusammen hatte. Es gab nämlich keine staatlichen



    Hilfen.



    Gruß


    Leola

  • Wie bereits angedeutet, sollte man sich die Lager unter "Gefängnisaspekten" betrachten. Hierzu gehört auch, eventuelle Hierarchien im Auge zu behalten.
    Schließ dich nicht einfach irgendeiner Gruppe an, wenn du nicht weißt, "wer mit wem" verbunden ist.
    Versuch, solange neutral zu sein wie möglich.
    Wenn irgendwelche Jungs zu dir sagen: "Hey, komm mit! Du gehörst jetzt zu uns!" - Bleib skeptisch. Es könnte schon die Gruppenzugehörigkeit für dich zu einem echten Problem werden.
    Doch wie es auch kommt: Es ist nicht auszuschließen, dass du manchmal als "Frischfleisch" auf die sexuelle Unversehrtheit deines Leibes verzichten musst, um eine gewisse "Sicherheit" zu erhalten...


    Strider

  • Hallo!


    Habe auch mal einige Wochen in einem Flüchtlingslager gearbeitet (Ex-Jugoslawien). Die folgenden Beobachtungen stellen nur Eindrücke dar, die ich als irgendwie außen stehender mit marginalen Sprachkenntnissen in der kurzen Zeit bekommen habe.


    Es gab es Rangordnungskämpfe und sporadische Gewaltausbrüche, übrigens auch gegen Helfer, obwohl alle halbwegs versorgt waren. Von Solidarität kaum eine Spur. Im Gegenteil, die Leute haben sich das Leben teilweise gegenseitig schwer gemacht. Die vorhandenen Toiletten starrten vor ...! Und niemand war bereit, sie zu säubern. Nur wenige Menschen waren bereit etwas für die große Gemeinschaft zu tun, obwohl ZEIT im langweiligen Lageralltag nun wirklich genug war.
    Richtung Survival: Ich habe mitbekommen, dass Leute, die sich mit Pflanzen auskannten schon mal eine extra Mahlzeit hatten. Handwerkliche Fähigkeiten, medizinisches Fachwissen und Sprachkenntnisse waren für einige Wenige (vor allem Frauen) ein echter Vorteil, weil sie dadurch auch ohne körperliche Dominanz in der Hierarchie aufsteigen konnten. Im Hinblick auf Schutz, Zugang zu Ressourcen etc. hatten große Familien recht gute Karten, auch gegenüber den körperlich eigentlich überlegenen Einzelgängertypen, die nichts zu verlieren hatten.
    An alle, die sagen, so schnell wie möglich raus aus dem Lager: Flüchtlinge sammeln sich ja eben, um in der Gemeinschaft Schutz zu suchen oder um Zugang zu Ressourcen zu bekommen: Hilfslieferungen, medizinische Versorgung, Wasser, Aufmerksamkeit etc.


    Liebe Grüße, scholle

  • Egal was passiert:
    1. Lage checken
    2. Durchatmen
    3. Entscheidung treffen


    Ansonsten vertraue ich auf mein Bauchgefühl.


    Lg
    La gata

  • Zitat von scholle;121353

    Im Hinblick auf Schutz, Zugang zu Ressourcen etc. hatten große Familien recht gute Karten, auch gegenüber den körperlich eigentlich überlegenen Einzelgängertypen, die nichts zu verlieren hatten.


    :Gut::Gut::Gut:
    Vergleiche: Schirrmacher "Minimum"

  • Ich stell mir das furchtbar vor, mit meiner Familie in einem Lager zu landen und würde versuchen so schnell wie möglich raus zu kommen. Für meine Tochter wäre es entsetzlich von Zuhause weg zu müssen und auf ihre gewohnte Umgebung zu verzichten. Sie ist behindert und ich stelle mir schon lange die Frage, was wir machen sollen, wenn wir unser Haus wirklich verlassen müssten. Zudem ist sie auf den Rollstuhl angewiesen und braucht diverse Hilfsmittel. In so einem Fall wäre für mich vorrangig, meine Tochter zu schützen und zu sehen, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht.

  • Ich habe Beruflich mit dem Asylwesen zu tun, und habe dadurch auch schon meine Gedanken gemacht:
    - Informationen Sammeln
    - Ruhig und verdeckt bleiben
    - so schnell wie möglich weg von da


    Ich persönlich würde mich nicht an einer Gruppe oder Clan anschliessen, denn wenn der plötzlich von anderen Gruppierungen als "schlecht" dargestellt wird, ist auch der Gruppenvorteil schnell zunichte.

    Mein Motto: KISS (Keep it simple and stupid)

  • Rund um Militärgelände in ganz Mitteleuropa hat es meistens ein Zaun mit Stacheldraht oben. Der obere Teil des Zaunes mit dem Stacheldraht war dabei überall nach innen abgewinkelt. Ein sportlicher Mensch könnte also von aussen nach innen klettern, umgekehrt aber nicht. Warum muss Militärgelände so gesichert sein, dass niemand raus kann? Das gleiche Prinzip des nach innen abgewinkelten Stacheldrahtes funktionierte bei den Nazis in den Konzentrationslagern und auch heute noch rund um Kasernen, auch in der Schweiz.

  • Zitat von Eule;164736

    Warum muss Militärgelände so gesichert sein, dass niemand raus kann?


    http://www.kreiszeitung.de/lok…sehr-bedeckt-3358972.html


    Und um dem Ausbrechen von Soldaten vorzubeugen. Manche Kasernen sind aber auch noch mit einem einzeln verlaufenden Draht auf dem Zaun gesichert. Ist nicht immer abgewinkelt. Und auch nicht immer Nato Draht, sondern ganz normaler Stacheldraht.


    Ziemlich einfach zu überwinden. Ein bischen Hürde darf schon sein.

  • Komisch, in allen Kasernen in denen ich war, war der Zaun oben nach aussen gerichtet alles andere wäre auch unlogisch.


  • Ich kann mir schon vorstellen das es solche Vorbereitungen gibt, auf mich wirkt das in erster Linie paranoid, Lager um ggf. Amerika zu evakuieren und bei Ausbruch von Seuchen Leichen sicher entsorgen zu können... das Video läd zum spekulieren ein. auf der anderen Seite lässt es so viel kreativen Spielraum der erst mal gefüllt werden müsste um ein Szenario zu ergeben...


    Etwas konstruktives zum eigentlichen Thema hab ich nicht zu sagen, ich hab keine Ahnung wie ich mit so einer Situation umgehen würde, so fern ich da keine Familie habe würde ich wahrscheinlich viel riskieren um da raus zu kommen. Irgendeiner Gruppierung würde ich mich sicher anschließen. Ich glaube nicht das ich der psychischen Belastung einer solchen Situation standhalten könnte.