Philosophie: living with less vs. prepping?

  • Das ist copy+paste vom Nachbarforum, aber da nicht alle in beiden Foren aktiv sind erlaube ich mir den Beitrag hier auch rein zu stellen. Es ist übrigens nicht leicht, das richtige Unterforum zu treffen, hier scheint es mir noch am ehesten zu passen?


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    Als ich Student war passte mein persönlicher Besitz in einen Kleinwagen. Das empfand ich seinerzeit nicht als limitierend, sondern eher als befreiend.
    Heute buche ich Umzugsunternehmen, wenn ich die Wohnung wechsle und ich verfüge über deutlich mehr Kram.


    Vor einiger Zeit bin ich auf die amerikanische(?) living with less Bewegung gestoßen, wo Leute (idR Studenten :) gefallen daran finden, den persönlichen Besitz auf möglichst wenig zusammen zu stauchen, im Extremfall passt dann das Hab und Gut in zwei große Reisetaschen.


    http://www.spiegel.de/unispieg…-festplatte-a-713390.html


    Ich finde das beeindruckend.


    Auf der anderen Seite nun die prepper community, die sich in meinen Augen schon sehr stark auch Richtung "kaufen und horten" orientiert.
    Es gibt allerdings auch Überschneidungen, wie man z.B. bei bug out bag () oder insbesondere dem I never come home () bag sieht, also die Idee, nur mit dem Kram auf dem eigenen Rücken auskommen zu können, bzw zumindest überleben.


    Wenn es aber um den Alltag geht, dann spielen Vorräte und Anschaffungen oft eine zentrale Rolle. Man bunkert Lebensmittel, Treibstoffe, Wasser und Wasserfilter, Kleidung, Feuerzeuge, Werkzeug, Waffen und Munition und was sonst noch alles. Nicht die kleine 1 Zimmer Wohnung ist das erklärte Ziel sondern am besten der Selbstversorgerhof oder wenigstens die Fluchtburg, am besten natürlich vollgestopft bis unters Dach mit Besitztümern.


    Ich bin diesen Weg teilweise auch gegangen, hab Vorräte eingekauft, Ausrüstung, zwischendurch sogar einen Schrebergarten gemietet, usw, usf...
    Am Ende hat man dann immer mehr. Ich neige sowieso zum horten und sammeln und bin vermutlich nahe am Verhalten eines Messi dran und krieg das nur in den Griff, weil ich mich 1x im Jahr dazu zwinge, konsequent ein paar Müllsäcke an Kram wegzuschmeissen.


    Diese ganzen Besitztümer belasten aber auch, finde ich zumindest. Ich hatte z.B. Jahrelang noch ein Zimmer im Haus meiner Eltern und da stand allerhand Kram drin herum. Irgendwann hab ich dann einfach mal alles weggeschmissen bis auf einen kleinen Karton mit Erinnerungsstücken und nützlichen Dingen, die ich noch haben wollte. Ein sehr befreiendes Erlebnis.


    Jetzt scheint sich preppen irgendwie nicht mit living with less zu vertragen, trotzdem frage ich mich zunehmend, ob das nicht doch möglich ist.
    Die Notfallausrüstung und der Fluchtrucksack können ja große Schnittmengen haben, dann hat man eben nur diesen Rucksack herum liegen (+ einen Schubladen voll extra kram).
    Wieviele Vorräte muss ich denn unbedingt haben? Reichen nicht die 2-3 Wochen aus, die an in der Küche eh unterbringen würde, evtl. ergänzt durch einen Karton Notrationen im Keller?
    Ist es denn so wahrscheinlich, dass ich monatelang nichts kaufen kann?


    Ist es nicht eher so, dass viel immobiler Besitz eine Flucht erschwert bis hin zu de Punkt, wo das in gefährliche Fehlentscheidungen mündet. Siehe ganz aktuell den Hurrikan Sandy in den USA. Viele sind den Evaluierungsempfehlungen nicht gefolgt, weil sie nicht von Hab und Gut fliehen wollten. Leute sind deswegen gestorben.
    Verhungert hingegen ist bisher vermutlich noch keiner.


    Viele Krisen unserer Zeit lassen sich prima mit Geld lösen, allerdings ist es extrem hilfreich, wenn man dieses Geld auch mit sich nehmen kann, was aber prinzipiell kein sonderlich großes Problem ist.
    Ein Bankkonto wiegt nichts, oder auch drei, wenn ich nicht alles in ein Nest legen will. Auch Bargeld ist transportabel, wenn ich den Banken nicht traue. 100.000€ in Gold wiegen weniger als 3kg und passen in eine Hand.


    Wenn die 100.000€ hingegen im Eigenheim stecken, dann hab ich ein Problem bei Katastrophen, Plünderungen, Krieg, etc...
    Wenn ich dann zusätzlich noch eine 100.000€ Hypothek drauf hab stecke ich in einem Dilemma und das ganze preppen war für den Arsch...


    Bin ich wirklich besser vorbereitet, wenn ich daheim im Keller 3t an Lebensmittel liegen habe oder ist das nicht eher in 99% aller Szenarien ein Klotz am Bein?


    Ja, wäre ich in Sarajevo gewesen, dann wären 3t Lebensmittel schon nützlich gewesen, andererseits hätte man auch 100.000€ in die Hand nehmen können und rechtzeitig mit leichtem Gepäck aus Sarajevo verschwinden können und die Kriegsjahre schlichtweg woanders leben können, statt in einer belagerten Stadt auszuharren und Dosenbrot futtern sowie Kaninchen auf dem Balkon züchten.


    Ich will das "sich vorbereiten" überhaupt nicht in Frage stellen, das zeigt Hurrikan Sandy ja aktuell sehr schön, wie dämlich es ist, wenn man bei den einfachsten Dingen auf just in time Lieferungen angewiesen ist. Garnichts zu haben ist saudämlich und macht Katastrophen nur viel schlimmer.


    Aber wieviel "Besitz" ist denn für eine Vorbereitung unbedingt nötig?


    Muss ich denn ein Haus / Bauernhof / sicheren Ort besitzen oder würde es nicht sogar besser, die Mittel zu haben, im Krisenfall eben ein beliebiges besser geeignetes Haus zu mieten / kaufen?


    Brauche ich wirklich Nahrung für mehr als 2 Wochen oder mehr als 2 Monate?


    Wieviel Ausrüstung brauche ich wirklich? Kann man sich nicht auch bei der Ausrüstung für zuhause an den oder Konzepten orientieren, wo die Leute mit nur eine Rucksack voll Kram auskommen wollen/können. Wenn ich auf der Flucht mit einem Rucksack auskommen kann, warum soll das für daheim nicht auch reichen?


    Ich bin ernsthaft am überlegen, mein Konzept nochmal zu überdenken. Fluchtrucksack ist klar, ebenso einen für die Freundin. Überschneidet sich ja auch eh in großen Bereichen mit der Trekkingausrüstung, die müsste sonst ja auch irgendwo hin. Dazu gewisse Notfallausrüstung, sagen wir mal einen Schubladen voll. Rund 50.000kcal stehen eh im Kühlschrank und in der Küche herum, die rund 100.000-150.000 kcal in einem Regal in der Abstellkammer stören mich jetzt auch nicht sonderlich, die lasse ich ggf. auch ohne mit der Wimper zu zucken zurück. Der eine Karton ist auch ok, sind nochmal 50.000kcal.


    Einen Kleinwagen besitzt meine Freundin. Gute Fahrräder haben wir auch.


    Soll ich wirklich noch in neue Ausrüstung investieren? Oder wäre es nicht klüger, ein paar Gänge zurück zu schalten und vor allem Geld anzuhäufen? Zumindest bietet Geldvermögen derzeit sehr viele und vielseitige Optionen im Falle von Krisen.


    Brauche ich mehr?


    Würde jetzt meiner Stadt eine Naturkatastrophe drohen wäre es da nicht schlichtweg das beste, den Kleinwagen voll zu machen und einfach davon zu fahren oder ggf. ohne PKW dann eben mit Rucksack oder Fahrrad aufbrechen? Und wenn dann alles in den Fluten versunken, verbrannt oder verseucht ist nimmt man eben das angesparte Geld und beginnt an anderer Stelle neu?


    Und in der Zwischenzeit muss man sich eben nicht mit Tonnen von Vorräten abplagen, Kaninchenställe ausmisten, Wassertonnen rotieren, Hypotheken für die große Wohnung (wegen Stauraum) abzahlen, usw, usf...?


    Einen Ansatz, den ich z.B. zur Zeit überlege ist es, künftig weitgehend auf Bücher zu verzichten und überwiegend nur noch e-books zu kaufen. Bei Musik hat das prima funktioniert, was früher ein halbes Regal an Kassetten bzw. CDs waren passt heute in den Geldbeutel auf 2-3 große Karten. Den Schritt hab ich nie bereut...


    Was meint ihr?


    Gibt es außer dem Sammlern in der Prepper Gemeinschaft auch Leute die das "living (happily) with less" Prinzip ausleben und sich trotzdem gut vorbereitet fühlen? Falls ja, bitte berichtet über Eure Methoden...


    Wer könnte seinen wertvollen Besitz noch selber tragen und den Rest ohne große Bauchschmerzen einfach zurück lassen?


    Wäre das nicht in vielen Szenarien eigentlich die bestmögliche Vorbereitung?


    mfg

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ein Problem aus meiner Sicht hast Du schon angesprochen: E-Books, Internet etc. => was machst Du ohne Strom.
    Es ist die alte Frage der Mönche, Einsiedler, Asketen: Was brauche ich wirklich? Da muss jeder seinen Weg finden und glücklich werden.

  • Hallo Cephalotus,
    Ich bin so ziemlich zu der selben Auffassung gelangt (vor einiger Zeit schon) und handhabe meine Vorbereitungen auch so. Mein BoB - oder besser INCH-Bag (gefällt mir sehr gut, dieser Begriff, ist das deine Kreation?) ist eh (fast)dazu geeignet, eine neue Raumfahrtzivilisation zu gründen, und ihn zu verbessern ist schon zu einem Hobby geworden. Die Vorratshaltung zu Hause beschränkt sich auf Lebensmittel für einige Monate und ein bißchen was anderes, aber nichts, was ich nicht ohne mit der Wimper zu zucken sofort zurücklassen würde/könnte (abgesehen von einigen Dutzend Büchern, um die täte es mir weh).
    Was ich so in Richtung Selbstversorgung betreibe, dient eigentlich nur dazu, die Fähigkeiten zu erwerben und/oder zu erhalten, also auch in dieser Hinsicht bindet mich nichts an einen bestimmten Standort und wird es auch niemals tun...

  • Auf Bücher verzichte ich nicht, ich beschränk mich aber auf gute Bücher, ohne Strom ist ein E-Book mit der Zeit tod, man kann es vileicht auch mit Sonnenstrom laden, hat das Teil aber ein technisches Problem ist das wissen darauf so gut wie weg. Das Buch kann ich auch ohne Strom wieder lesen, brauche ich es nicht mehr kann ich damit auch feuer machen falls nichts brennbares mehr vorhanden wäre.
    Du hast recht, Bücher brauchen viel Platz, hat man keine Bücher hat man Platz für vieleicht sinnvolleres, es ist immer ein abwägen, vieleicht kann man im Nachhinein sagen es war ein guter Entscheid, oder man berreut Ihn. Ich persönlich lege für den fall der Fälle so gut wie keine Elektrischen Geräte an Lager, falls es mal schlecht kommen wird rechne ich nicht damit das noch Strom aus der Steckdose kommt.

  • Hallo zusammen


    Tja ich nenne das Mut zum Minimalismus, oder die Ausrede nicht weiter zu machen.


    Das ist meine ganz persönliche Meinung und muss nicht repräsentativ sein.


    Viele Grüsse, Ernst

  • Ich auch schon über dieses Thema sinniert.


    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es nicht schaffen werde meinen Hausrat in 2 Alukisten unterzubringen.


    ABER:


    Ich versuche mich aber trotzdem hin und wieder von meiner Sammel- oder besser Aufbewahrungswut zu befreien. Es gibt hier viele Dinge, die eigentlich nicht brauche. Das fängt bei alten Schulheftern an und hört im Kleiderschrank auf. Ich habe begonnen viele Papiere (alte Rechnungen etc.) einzuscannen. Wahrscheinlich könnte man sie mittlerweile auch einfach wegwerfen, aber auf einer Festplatte fressen sie auch kein Brot. Meine Schulhefter habe ich mittlerweile zu 95% entsorgt. Gleiches glit auch für die Uni-Unterlagen. Die meisten Skripte sind mittlerweile eh veraltet oder für mich nicht mehr nachvollziehbar. Wenn ich mich noch einmal mit dem Thema beschäftige hole ich mir aktuelle Literatur.


    Ich habe einige Sachbücher, die mir wichtig sind-die bleiben. Darüberhinaus habe ich ein halbes Regal voll mit alten Taschenbuchromanen. Eigentlich kosten sie nur Platz, da ich sie absehbar nicht mehr lesen werden.


    Mir fällt es schwer von der Einstellung "Kann ich irgendwann bestimmt noch mal gebrauchen" wegzukommen, aber ich versuche mich zu zwingen. :)


    Konkret zum Preppen und Vorräten: Ich schaffe nur Dinge an, die ich für sinnvoll erachte. Ich erarbeite mir Risikoanalysen und Szenarien und entscheide anhand derer, was im Haushalt wirklich vorhanden sein muss, auch wenn es vielleicht nur eingelagert wird. Hin und wieder sollte man das bereits angeschaffte auch hinterfragen. Redundanz ist zwar wichtig, sollte aber aufs Notwendige beschränkt werden (z.B. bei Werkzeug). Soo viel kommt da gar nicht zusammen. Alles andere ist überflüssiger Krempel.


    Ich habe im Moment keinen Langfristvorrat und bin mir auch noch nicht sicher, ob er hier in der Stadt wirklich sinnvoll ist, aber ich denke, dass er aus wenigen Basislebensmitteln mit überschaubarem Volumen bestehen sollte und nicht aus "einer Garage voll mit Dingen für drei Jahre Rundumversorgung". Ziehe/flüchte ich nicht eher weg oder wird die Wohnung geplündert, bevor ich hier in der kleinen Mietwohnung so einen 3-Jahres-Vorrat jemals nutzen könnte? Auf einem Bauernhof sähe das sicher anders aus.


    Außerdem sollte man sich klar machen, was vom Eigentum nicht ersetzbar ist. Wenn es hart auf hart kommt passen die wirklich wichtigen Dinge (Erinnerungen und Dokumente) tatsächlich in eine Tasche.


    "Living with less" bedeutet für mich vor allem bewusst zu leben und überflüssigen Konsum zu vermeiden. Ich kaufe mir nicht alle halbe Jahr ein neues Funktelefon, für jeden Anlass ein neues Outfit, den neuesten Teleshopping-Gimmick und habe keine 20 Multitools, von denen 17 nur nebeneinander in der Schublade liegen. Dafür freue ich mich jeden Tag über mein Tool (und das Ersatztool im Notgepäck). Ich habe lange verglichen und es war auch etwas teuerer, aber dafür hält es auch das, was ich von ihm erwartet habe.


    Außerdem: regelmäßig ausmisten! :grinning_squinting_face:


    Grüße Solarwind

  • Passend dazu vielleicht dieser Link, der eine Zusammenstellung 3er Ansätze darstellt und auch auf die Blogs der jeweiligen "Versuchstiere" verlinkt.
    Alles in allem ist das Konzept recht interessant. Allerdings lässt sich das ganze aufs preping nciht unbedingt anwenden, abhängig vom Szenario. Imho sollte man das teilen. Ein Vorrat und das nötige Gerät ist schön und gut, aber vielleicht sollte man auch mal überlegen, wei weit man nur durch Improvisation mit beispielsweise 10 Dingen kommt. Dann wie weit man mit 5 Dingen kommt und schließlich wleche 3 Dinge essentiell wichtig sind. Um ein Beispiel zu nennen, käme man mit einem Messer, einem Poncho und einer Aluflasche schon sehr, sehr weit. orrausssetzend ist natürlich das Wissen.


    Vor kurzem habe ich auch das Interview mit einem deutschen Marketing oder Werbungswissenschaften Studenten gelesen, welcher diese 100 ingeregel probierte. Seine Bücher (mir täte es auch hauptsächlich um die Bücher, vor allem die älteren "Raritäten" leid), brachte er beispielsweise in die Büccherei, wo er sie mehr oder minder jederzeit ausleihen kann. Seine bemerkung dazu war, dass es nciht wichtig sei die Dinge zu besitzen, sondern zu wissen, wo man sie finden kann. Für viele Sachen gilt das heutzutage, beispielsweise kommen viele Studenten ohne Waschmaschine aus, dafür kennen sie alle Waschsalons/Waschräume der Umgebung/des Wohnheims.
    Mit Preppen verhält es sich ähnlich, im Endeffekt geht es doch darum Wissen aufzusaugen, damit man notfalls weiß, wie etwas zu tun ist. Wieso soonst ebschäftigt sich dieses Forum hier auch mit Brunnenbohren, alternativer Medizin,...Sicher ist Ausrüstung Marke Supergut und Teuer ganz ganz toll, aber mal ehrlich: Jeder hier macht sich auch Gedanken wie er "nackt" zurecht kommt, etwa nicht?


    Revedere


    -

  • Ich denke, daß es am Wichtigsten ist...eine Basisausrüstung zu haben,
    mit der man in allen Jahreszeiten überleben kann...
    also weitestgehend das Konzept eines Fluchtrucksackes,
    mit der zusätzlichen Option auch in den eigenen Wänden verharren zu können...
    allerdings mit der Alternative jederzeit weg zu können und woanders Fuß zu fassen.


    Die Kombination machts einfach aus.


    Nochmal:


    - Fluchtrucksack
    - Proviant und Mittel um ohne Versorgung von außen in den eigenen 4 Wänden überleben zu können
    - den Zeitpunkt abschätzen zu können wirklich Flucht zu ergreifen und eine Möglichkeit wo anders hin zu können


    Aber einfach das Allerwichtigste:
    es ist niemals Besitz/Eigentum wichtiger als das Leben selbst.
    Wenn also Haus, Auto, Eigentum brennt, vergeht oder aufgegeben werden muß, dann ist es halt weg.
    Punkt.
    Dies zu erkennen, so denke ich, sollte Priorität haben.


    Ich genieße meine Computerspielereien und ich liebe es Ausrüstungsgegenstände und Eigentum in unterschiedlichsten Variationen zu haben.
    Wenn ich irgendwann nur mal mit ner Regenjacke und nem Rucksack unterwegs bin, dann ists auch gut.
    (Wobei das ja auch schon Luxus ist. :face_with_rolling_eyes: )


    Man sollte sich einfach klar machen, daß die irrwitzigsten Umstände, die man heute noch nicht kennt,
    einen eventuell dazu nötigen sich von seinem ganzen Eigentum trennen zu müssen.
    Und auch dann wirds Wege geben weiter zu machen.


    Das ist im Kopf und nicht am Körper und nicht am Konto....was das ausmacht.


    Nen hellen Kopf allen wünschend,
    gute Nacht,
    Occam


    Edit: Versuch die Aktualisierung zu löschen.

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Nun, Romal, das sind sicherlich interessante Gedanken, aber ein einziger Punkt stört mich ein wenig:


    Zitat

    Jeder hier macht sich auch Gedanken wie er "nackt" zurecht kommt, etwa nicht?


    Für mich ist das wichtigste an der gesamten Previval-Geschichte, dass genau DAS eben nicht passiert! Wenn ich mich irgendwo und irgendwann mal in einer entsprechenden Situation wiederfinde, wo ich nichts in der Hand halte als meinen eigenen:zipper_mouth_face:...äh, wo ich keinerlei brauchbare Ausrüstung dabei habe, dann ist schon lange vorher mit mir und meiner Einstellung irgendetwas gewaltig schief gelaufen.

  • Interessantes und schwieriges Thema!


    Einerseits kann ich es mir durchaus befreiend vorstellen, so gut wie keinen materiellen Besitz zu haben. Was nicht vorhanden ist, kann auch keine Verlustängste wecken. Und klar, mit 'nem Notebook unterm Arm und einem ordentlichen Finanzpolster ausgestattet ist gut flüchten, vor einer absehbaren, lokalen oder regionalen Katastrophe. Man muss sich keine Sorgen machen, ob noch alles da ist, wenn man zurückkommt. Zudem tut man sich wahrscheinlich auch leichter mit der Entscheidung, ob man überhaupt zurückkommen möchte.


    Andererseits muss man z.B. Lebensmittel, die man nicht bevorratet oder selbst erzeugt, irgendwem abkaufen. Allen daher hat auch das klassische Preppen mit Selbstversorgergarten usw. eine absolute Daseinsberechtigung.Ich würde sogar wagen, zu behaupten, dass Prepper in allen Ausprägungen sowie die living-with-less-Anhänger in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft 2 Seiten derselben Medaille sind.


    Warum?


    Nun, wenn man im Notfall umsteigen muss auf eine 100%ige Selbstversorgung mit Lebensmitteln, hat man als z.B. energieautark lebender Bauernhofprepper wohl kaum noch die Zeit, seine PV- oder Windkraftanlage in Schuss zu halten. Dann ist die Landwirtschaft ein Vollzeitjob, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Ich würde es dann begrüßen, wenn jemand an meine Türe kloppt, der seine dementsprechenden Dienste anbietet, im Tausch für freie Kost und Logis.
    Und es wird wohl kein Bauer schaffen, ausschliesslich exakt die Menge Kartoffeln, Möhren und dergleichen anzubauen, die er selbst verbraucht. Es wird, bei guter Landwirtschaft, immer ein gewisser Überschuß anfallen, den man dann gegen Waren und Dienstleistungen eintauscht.


    Als living-with-lesser hingegen muss man ständig zusehen, wie man an Essen oder Kleidung kommt. In Normalzeiten sicher kein Problem. Man spart ja 'ne Menge Geld, da man eben nicht permanent konsumiert. Somit hat man immer genug auf der hohen Kante, um jederzeit im nächstbesten Einkaufscenter vorbei zu schauen. Wenn diese Strukturen aber mal zusammenbrechen, guckt man u.U. blöd aus der Wäsche.


    Deswegen macht es aus meiner Sicht auch mit dieser Lebensmaxime Sinn, einen wirklich gut gepackten (Flucht)Rucksack sein Eigen zu nennen. Und einen Wasser-/Lebensmittelvorrat, den man jederzeit mit dem eigenen Fahrzeug, egal ob Auto oder Fahrrad, fortschaffen kann.


    Soweit erstmal meine Gedanken hierzu.


    lg

  • Erzeugt "Living with less" nicht einen starken Druck keines der wenigen Besitztümer zu verlieren ? Muss man die Datenlöschung ebenfalls symbolisch verstehen als die tabula rasa, die uns am Tage X erwartet ?


    Geld soll diesen Verlust ausgleichen können ? Geld bedarf Garanten, die den Rückkauf/Eintausch des Gegenwertes ermöglichen. Eine Infrastruktur, wenn man so möchte.


    Gerade Inflation ist in der gegenwärtigen Phase der Euro-Krise eine sehr konkrete Bedrohung. Wozu sich Haus, Garten, Werkzeug, alternative Heiz- und Energieversorgung anschaffen, wenn man sein vieles Geld in der möblierten Miete zum "Leben" ausgeben kann ?


    Meine vielen Fragen zeigen mein Unverständnis für sehr extremes Berufsnomadentum, der Programmierer reduziert sich auf seinen Job, hat evtl. gar keine Zeit für ein "normales Leben", also stilisiert er diese für ihn unvermeidliche Lebensform zum Kult. Wie sieht es denn mit dem sozialen Leben dieser auf-alles-verzichtenden-ausser-Geld Nomaden aus ? Bestimmt erzeugt das in bestimmten Kreisen eine Form der Anerkennung, ich schätze mal ich könnte diese Kreise beschreiben, Gleiches zu Gleichem.


    Die Methode "Simplify your life" geht evtl. in eine andere Richtung, das Reduzieren alleine stösst einen Lernprozess aus, der uns zu den wesentlichen Dingen zurückführt, derer wir früher einmal gewahr waren. Aber aus dem Blick verloren haben. Dass uns Konsum und unüberschaubare Besitztümer den Blick verstellen, ist keine neue Erkenntnis.


    Einen Gegensatz zum Prepardness sehe ich in keinem der Ansätze, das gewohnte Leben in Frage zu stellen und Konsequenzen aus den eigenen Erkenntnissen zu ziehen. Sei es ein Reduzieren des Lagerumfanges oder Verkauf überflüssiger Dinge zum Vergrößern des Lagerumfanges. Böse gesagt, die Alltäglichkeiten des Lebens sollen mit bitte nicht von meinem Preppen ablenken. :grosses Lachen:


    Bei keiner noch so erfolgversprechenden Philosophie oder Lebensform sehe ich Anlaß, den Pfad des lebenslangen Lernens zu verlassen, mich nun auf´s Geldverdienen zu verlegen, um weitere "Vorratsjahre" zu finanzieren, oder mein Leben auf Chips zu speichern oder im Gefängnis einquartieren (zu lassen), weil das die ideale Versimplifizierung darstellen könnte. Ist man jung und unabhängig, will die Welt sehen, braucht man keine Verpflichtungen, weder Familie noch Besitz.


    Doch warum sollten alle Menschen diesem Ideal folgen ? Die Öko-Frage heute weist in die Richtung geringstmöglicher Ressourcenverbrauch, Effizienz und Kreislaufwirtschaft. Da erzählen mir die Keller in den Wohlstandshaushalten aber eine andere Story, es wird gehortet, aufgehoben, Erinnerungsstücke, Brauchbares, Haltbares, Sammlerstücke, funktionierende Haushaltsgegenstände bis zum Messie-Verhalten ist da alles dabei.


    Meiner Meinung durchläuft jeder Mensch unserer Gesellschaft diese Phasen, über den "Besitz" legt sich unser Verhalten, wie wir damit umgehen wollen. Wo wir Schwerpunkte setzen wollen. Entscheidet man alleine, ist es einfacher. Plant man andere Lebensformen in der Zukunft (anderer Job, andere Wohnung, Garten und Selbstanbau, Ausland usw.) dann behält man vielleicht die Dinge, die zu diesen Plänen passen. Irgendwann ist man gezwungen umzudenken, die Pläne sind nicht mehr umsetzbar, die Partnerschaft auseinander, Schulden, Berufswechsel, Kinder, Haustiere ... also positive wie negative Entwicklungen ... wie kann dann eine Formel wie "Living with less" die Generallösung sein ?


    Wir nehmen mit Sicherheit den Besitz zu wichtig. Das können wir aus anderen Kulturkreisen lernen. Sterben müssen wir alle, mit ins Grab nehmen war eine Sache für historische Fürsten, selbst bei denen war das Begräbnis ein Akt der Machtsicherung für die hinterlassenen Angehörigen. Glück im Leben lässt sich nicht direkt erstreben, aber Besitz und Eigentum hindert uns eher am Glücklichwerden als das es hilft.

  • Hallo,


    "living with less" erinnert mich stark an das "Tiny House Movement" (KLICK und KLICK)- auch so ein Trend der dem Überfluss und Konsumismus überdrüssigen USA-Mittelschicht. Vom Prinzip her ist die Erkenntnis "Weniger ist Mehr" ja nichts neues.


    Ich hab bei den modernen "Less-isten" allerdings meine Zweifel, ob sie nicht häufig einer Illusion erliegen:


    - Elektronische Bücher statt eine zentnerschwere Papierbibliothek.
    - Daten, Fotos und Dokumente auf Festplatte oder in der Cloud, statt in Schukartons und Aktenordnern
    - Gut gefüllte Bankkonten statt Sachwerte
    - Leben aus dem Rucksack statt eine vollgestopfte möblierte Wohnung


    ->Erst kürzlich hat z.B. Amazon den Account einer Kundin gesperrt und ihr, als sie mit ihrem eBook-Reader Kindle online war, gleich mal die von ihr erworbenen eBooks gelöscht. Ein anderes mal hatte Amazon allen Kunden einzelne eBook-Titel von ihren Kindles gelöscht, die diese von einem bestimmten Marketplace-Händler in gutem Glauben erworben hatten. Microsoft hat vor einiger Zeit einen DRM-Server abgeschaltet - blöd für diejenigen, die digitale Inhalte darüber lizenziert hatten - die sind nun nutzlos.


    ->Speichert man persönliche Dokumente, Erinnerungen, Fotos nur auf Speichermedien wie der Festplatte des Notebooks, ist die Gefahr sehr gross, dass man irgendwann einen Totalverlust erleidet, weil man schlicht die Datensicherung vergessen hat, nie geprüft hat, ob die Sicherungskopien überhaupt (noch) lesbar sind. Gleiches gilt für Daten, die man einem Dienstleister anvertraut, der sie in einem Rechnezentrum speichert. Die Firmenprospekte versprechen einem Sicherung der Daten fast für die Ewigkeit - den Solarstrom-Einspeisern haben die PV-Modulhersteller auch vollmundig 20-30 Jahre Garantie versprochen, dumm nur, dass die wenigsten Modulhersteller insolvenzbedingt überhaupt in die Pflicht genommen werden können. "Cloud Computing" suggeriert vielen, ihre Daten wären quasi überall verteilt in der digitalen Datenwolke des Internets und unzerstörbar. In Wahrheit lagern sie mehr oder weniger gut geschützt auf irgendeinem Server, auf low-cost Hardware, gewartet von schlecht bezahltem Personal und einer Unternehmensführung, die vor allem ihren eigenen Profit vor Augen hat und nicht die ewige Datensicherheit und -verfügbarkeit.


    ->Bei Bankkonten ist es auch so eine Sache, sicher kann man diversifizieren, auf verschiedene Geldhäuser verteilen. Aber letzten Endes gibt es IMO momentan sehr wenig Gründe, die dafür sprechen, einer Bank grössere Summen anzuvertrauen: konservative Anlagen verzinsen schlechter, als die Inflation, spekulative Anlagen können den Wert erhalten oder sogar steigern - haben aber das Risiko - mehr denn je - eines Totalausfalls und wenn es "nur" eine Schliessung eines Fonds ist und man sein Geld nicht rausbekommt, wenn man es braucht. Aus meiner Sicht beschränkt sich der Nutzen eines Bankkontos - zumindest derzeit - auf rein praktische/bequeme Gründe: das Gehalt kommt drauf rein, die Ausgaben können von dort aus bequem gehandhabt werden.


    ->Schliesslich das Leben aus dem Rucksack. Für einen Studenten (wie dem aus dem Spiegel-Artikel), der ohnehin noch in einer "volatilen" Lebensphase steckt, ist das die naheliegendste, weil in den meisten Fällen ohnehin praktizierte Lebensweise. Und man hat in der überwiegenden Zahl der Fälle noch einen sicheren Hafen: das Elternhaus. Dort lagert die Kletterausrüstung, das Surfboard, die Winterreifen usw. Und wenn alle Stricke reissen, kann man wieder daheim bei Muttern Unterschlupf finden.
    "Living with less" mit Netz und doppeltem Boden sozusagen. Hat man z.B. eine Familie gegründet, oder betreut seine alten Eltern mit, dann ändern sich die Randbedingungen, die ein minimalistisches Leben aus der Tasche erschweren - oder man ist gezwungen, externe Systeme (aus-)zu nutzen, um seinem Minimalismus frönen zu können (Waschsalon statt eigene Waschmaschine, Kinderkrippe statt Kinderzimmer, Altersheim statt Einliegerwohnung etc.).



    Meiner Meinung nach ist konsequentes "living with less" eine Überreaktion, ein Gegenpol zu extremem Konsumismus/Materialismus.
    Irgendwo in der Mitte dürfte die "Wahrheit" liegen. Es gibt einige Phasen im Leben, da funktioniert LwL und einige Phasen, da ist man selbst auf eine stationäre, eher materialistische Lebensweise angewiesen oder muss sie für andere (Kinder, Alte) führen.


    Dass man dennoch nicht einen fixen Standort und die Anhäufung materieller Güter zum Mittelpunkt seines Lebens machen sollte, ist eigentlich klar. Das Leben ist vor allem Veränderung. Sich wegen eines Hauses oder anderer Sachwerte unglücklich zu machen (und z.B. eine Evakuierung zu verweigern), käme mir nie in den Sinn.


    Für mich persönlich ist "Preppen" kein Lebensinhalt, ich empfinde keine Euphorie oder ein Überlegenheitgefühl, wenn ich Vorräte anlege oder an den Brandfluchthauben vor unserem Schlafzimmer vorbei gehe. Das ist Teil einer konsequenten, nüchternen Vorsorgeplanung. Als ich mit Begeisterung "Überlebensboxen" zusammengestellt habe, mit Feuerstahl, Angelhaken und Traubenzucker, war ich 12 Jahre alt, das ist 30 Jahre her, das Handbuch des Überlebens aus dem Yps-Heft war meine Bibel.


    Heute sehe ich das mit dem Preppen eher als einen positiven Nebeneffekt, der sich aus einer kritischen Konsumhaltung und einer, ich nenn es mal "eigenständigen" Lebensweise fast automatisch ergibt:


    Lebensmittelvorräte hatten schon unsere Eltern für zwei bis drei Wochen in der Küche bzw. im Vorratsraum. Diese Gewohnheit übernimmt man irgendwann mal, weil sie sich bewährt hat. Meine Variante dieser Vorratshaltung ist eben auf zwei Monate erweitert und sie ist portabel: gepackt in vier identische, noch gut tragbare Eurokisten mit Deckel - jede Kiste enthält das wichtigste, um zu dritt zwei Wochen überstehen zu können. Das Packmass und die inhaltliche Zusammenstellung hat sich bei vorangegangenen Sahara-Touren bewährt. Diese vier Kisten wären dann auch unser "Fluchtvorrat" im Falle einer Evakuierung. Auf die ebenfalls eingelagerten 100kg Getreide verzichte ich dann, der finanzielle Schaden hielte sich da auch in Grenzen.


    Werkstattausstättung/Werkzeuge, Haushaltsgeräte und ähnliches sehe ich als "standortbezogen" - wenn ein Standort aufgegeben werden müsste, dann wären auch diese Sachwerte verloren, aber damit könnte ich leben. Wir legen zwar Wert auf Qualität bei Anschaffungen, vermeiden aber fast immer den Kauf von Neuware - es sei denn das Preis/Leistungsverhältnis ist perfekt oder die Anschaffung finanziert sich z.B. über eingesparte Energie (A+++ Kühlgeräte z.B.) innerhalb der Nutzungsdauer.
    Mit der Zeit ergeben sich bei vielen Dingen auch Redundanzen. Gute Werkzeugkoffer (Heyco Expert-Reihe z.B.) bekommt man immer wieder gebraucht recht günstig angeboten. Irgendwann hat man in jedem Fahrzeug und in der Hauswerkstatt so ein Teil stehen. Oder man kauft sich ein Notebook und lagert das alte ein (pflegt es aber dennoch regelmässig, packt verschlüsselt Sicherungskopien seiner Daten drauf), dito beim Handy. Oder man folgt der Devise "Good enough wins" - es muss nicht immer Spitzenqualität zum Höchstpreis sein.
    Beispiel ALDI-LED-Taschenlampe: da kauf ich mir ein halbes Dutzend von und streu' die in meinem Haushalt, Fahrzeugen, Rucksäcken, Fahrradtaschen. Wenn dann eine verloren geht, oder drei davon bei der Flucht zurückgelassen werden müssen: egal, der Verlust von drei High-End-LED-Lampen täte mehr weh - oder ich könnte mir nur eine leisten, statt sechs. Dito bei Messern: ich bin mit Opinel-Klappmessern bisher gut über die Runden gekommen und weigere mich dreistellige Beträge in (ein) Messer zu investieren.


    Der Verlust meiner Büchersammlung mit echten Büchern wäre schmerzhaft, aber so eine Sammlung könnte man wieder aufbauen. Bücher in elektronischer Form habe ich auch - dann aber nur in DRM-freiem PDF. Meistens selbst gescannte Fachliteratur (Ordnerwerke wie Werkstatthandbücher, Reparaturanleitungen u.ä.).
    Private Erinnerungen, Familienfotos, Dokumente wie Zeugnisse etc. lagern ohnehin schon als Scans an mehreren Standorten auf unterschiedlichen Datenträgern - nicht jedoch bei Internet-Dienstleistern.


    Was ich bei einer Evakuierung/Flucht versuchen würde an Sachwerten zu retten, wäre meine Messgeräte-Ausstattung (Elektronik, Elektrotechnik) - zumindest ein Teil davon lagert ohnehin griffbereit in Pelicases, weil sie mobil eingesetzt werden. Damit und mit etwas mitgeführtem Elektriker-Werkzeug wäre ich dann auch jederzeit in der Lage, entsprechende Tätigkeiten (Reparatur, Prüfung oder Instandsetzung von Elektroanlagen - vgl. New York nach "Sandy") durchzuführen und quasi überall beruflich wieder Fuss zu fassen. Notfalls würde das natürlich auch ganz ohne das Zeugs gehen - nur ist man dann eben "kleiner Angestellter" bei einem anderen Elektrobetrieb und nicht selber "Chef".


    Letztendlich ist "Preparedness" eine mentale Sache. Wenn man den Willen hat, wieder aufzustehen, dann braucht man für einen Neuanfang nicht viel Materielles. Nur - deswegen gleich andauernd extrem asketisch zu Leben, möchte ich nicht. Was mach ich dann, wenn nie eine Krise kommt, ich nie innerhalb weniger Minuten flüchten muss? :face_with_rolling_eyes: Man kann auch sesshaft geworden und mit Sachwerten umgeben durchaus nachhaltig, sparsam und "prepared" durchs Leben gehen.


    Grüsse


    Tom

  • Hallo zusammen,


    ähnlich wie einige der Vorredner sehe ich es so, dass ein ernsthaftes "living with less" nur möglich oder sinnvoll ist solange man nicht für andere Personen (mit)verantwortlich ist (seien es z.B. die eigenen Kinder oder auch die alt gewordenen Eltern ), und dann steht es m.E. auch nicht unbedingt im Gegensatz zu prepping.


    Aber unabhängig von der Lebenssituation muss man sich fragen will ich das überhaupt - immer mobil sein, ein Nomadenleben führen, nichts (gegenständliches) haben an dem ich mich im wahrsten Sinne des Wortes festhalten kann?
    Die Antwort für mich persönlich lautet (und lautete auch schon als ich noch keine eigene Familie gegründet hatte): NEIN - ich will einen Ort haben an dem ich mich tatsächlich zu Hause fühle, eine Heimat wo ich zu Hause BIN, und mich mir wichtige Dinge umgeben. Dies ist mir so wichig, dass ich dafür eben auf eine möglicherweise besser bezahlte Arbeit irgendwo anders, oder eine mögliche Karriere verzichte - auf diese Weise auch eine Art von "living with less" - hier halt nicht weniger Dinge sondern weniger Einkommen und Reputation.


    Einige schreiben sie könnten einfach so alles (Materielle) zurücklassen - ich gebe offen zu, ich fürchte ich könnte das nicht, möglicherweise könnte mir dies auch irgendwann zum Verhängnis werden - dass ich den Zeitpunkt verpasse an dem eine Flucht die "richtige" Entscheidung wäre, dies ist mir allerdings absolut bewusst.
    Wenn ich nun an meine Großeltern denke - die mussten fliehen bzw. wurden vertrieben - sicher haben sie woanders neu angefangen, sich wahrscheinlich sogar wohl gefühlt (leider kann ich sie nicht mehr fragen, wie so vieles anderes das einen erst mit einer gewissen Lebenserfahrung interessiert), aber wenn sie von Heimat gesprochen haben, war immer der Ort Ihrer Kindheit und Jugend gemeint, und nicht der Ort an dem sie (erflogreich) neu angefangen haben.


    Für mich wiederspricht ein "living with less" nicht einem möglichen vorbereitet sein, sondern einfach meiner Persönlichkeit - ich will Dinge anfassen können (ob es Bücher, Schallplaten/CDs, Fotos oder andere Erinnungsstücke sind) - sich nur auf digitale Daten (auch ich habe natürlich wichtige Dokumente und auch einige Fotos etc. digitalisiert auf usb-sticks - aber nicht in der "cloud") zu verlassen ist nicht meins.
    Und nur weil sich im Lauf der Zeit viele Dinge ansammeln muss man noch lange kein Konsumjunkie sein.


    Gruß
    Paddy

  • Hallo Cephalotus,


    danke für das anregende Thema!


    Das Leben mit wenig Gütern hat für mich einen hohen Stellenwert.


    Dazu muss ich sagen, dass ich zwischen 1980 und 1989 mit super wenig Besitz gelebt habe. Alles, was ich hatte, ging in einen Koffer und eine Reisetasche. Ich habe in Indien, den USA und dann wieder in Deutschland gelebt. Mit hat wirklich gar nichts gefehlt, mein Musikinstrument hatte ich dabei, das war das Wichtigste.


    Ich kann mich noch gut erinnern, wie mich ungefähr 1987 mal eine Freundin besuchte, da arbeitete ich gerade auf einer nordfriesischen Insel. Sie sah meinen Kleiderschrank, in dem exakt 3 Kombinationen für die Arbeit hingen. Es war also noch jede Menge Platz drin. Sie war entsetzt, ihr kamen buchstäblich die Tränen und sie wollte mich sofort zum shoppen schleppen. Ich meinte nur: "Wieso, ich kann doch eh nur eine zur Zeit tragen, die andere wenn die erste gewaschen wird, und die dritte ist eigentlich schon zuviel".:devil:


    Ich fühle mich sicherer und ruhiger, wenn ich wenig habe. Dann muss ich auch nicht so viel in Stand halten, pflegen, putzen.....Außerdem hasse ich es einzukaufen.


    Jetzt wohne ich mit meiner Freundin in einer 60 qm - Wohnung, was einen Freund regelmäßig zu der Aussage hinreißt: "Wie haltet ihr das nur in dieser engen Wohnung aus".


    Ich habe eine Sommer- und eine Winterhose für die Arbeit, dazu max. 5 Tops, 2 Blazer. Die Patienten kommentieren, wie gut ich immer angezogen bin :kichern:.


    Preppen
    Für mich ist es schon wichtig, für die wichtigsten Szenarien vorbereitet zu sein.


    Nun muss das Preppen aber auch dem Standard des "freien Lebens" genügen, dass heißt, es soll keine unnötigen Komplikationen machen.


    Ich habe lange gebraucht, bis ich ein Lebensmittelsystem fand, das diesen Vorgaben entspricht, es sind die Monatstonnen von survival4you. Simpel, kleiner Stauraum, durchdacht, mobil.


    Beim Beleuchtungssystem habe ich gedacht: was habe ich denn in Indien gemacht, in einer Hütte ohne Strom und Wasser? Und nein - es war nicht länger hell als hier. Schlag 18 Uhr brach die Dunkelheit ein bis knapp vor 8 am nächsten Tag, immer. Und diese simple Lösung dann auf heute übertragen. Damals: Kerosin und Kerzen, heute Kerzen und Gas/Brennpaste. Gut, auf den ausdrücklichen Wunsch meiner Freundin wird es demnächst noch eine Gaslampe geben.


    Wasser ist eh einfach, Mikropur kannte ich noch aus meiner Indienzeit, Wasserkanister und -Flaschen, dazu noch einen guten Filter - Fertig. Vielleicht in unserem Wohnwagen demnächst noch ein Salzwasserfilter (wenn er nur nicht so teuer wäre :crying_face:).


    Schwierig ist das Heizen. In Indien wars ja auch im Winter warm. Dafür habe ich noch keine Lösung außer warm anziehen und Daunendecke. Darunter schlafen wir im Wohnwagen auch bei Minusgraden ohne Heizung und uns ist mollig warm.


    Vorläufige Heizlösung: großer Topf mit den Henkeln auf zwei Konservendosen, Öffnung nach unten. Darunter Brennpaste nach Bedarf (das ist eine Variation der Notfallheizung nach Anton Lennartz).


    EDC ist eine Bonbondose und für die Jackentasche seit Neuestem ein Etui für Visitenkarten, das ich noch über hatte.


    Mein BOB enthält den Standard, ich war früher viel als Globetrotterin mit Rucksach unterwegs, auch Trecking, nur die schicken Notfallkekse gabs damals noch nicht :Cool:.


    Die ist meine Version von "Prepping-with-less" :lachen::victory: .

  • Moin im Thema,


    ich lese eure Beiträge mit viel Interesse, eine Weisheit kommt mir in den Sinn, sie lautet in etwa so: "Wer mit leichtem Gepäck unterwegs ist, reist leichter!" :)


    Vor jedem meiner Umzüge in den Jahren habe ich versucht, meinen Bestand an Dingen immer wieder auszumisten, was mir auch gelungen ist. Aber dennoch schleppe ich sehr viele Dinge durch mein Leben, an denen mein Herz hängt, ich kann wohl leider nicht anders.


    Hunderte antiquarische Bücher aus dem Familiennachlass, tausende Fotos in dutzenden Alben, ebenfalls aus dem Nachlass meiner Vorfahren, das sind nur zwei Bereiche der Dinge, von denen ich kaum loslassen kann. Im Gegenteil, ich habe den Bestand immer weiter ergänzt, durch meine jahrzehntelange Sammeltätigkeit als ein leidenschaftlicher Sammler.


    Oft empfinde ich diese Bestände aber auch als eine "Belastung", auch das kann ich nicht leugnen, es ist eine Zwickmühle... :)


    Vielen von euch wird es ganz sicher sehr ähnlich ergehen, die Entscheidung, all diese Dinge hinter sich zu lassen, diese Entscheidung kann man nur einmal treffen und dann auch durchziehen.


    Danach mag man vielleicht von der Menge her "leichter" sein, beweglicher in einem Sinne von Mobilität ganz sicher, aber auch zufriedener, das wäre eine andere Frage, die eigentlich nur jeder für sich selbst entscheiden kann.


    Was ich wirklich benötige, das würde in einen großen Rucksack, oder auch in einen Koffer passen, und wenn es wirklich hart auf hart käme, dann wäre selbst der Rucksack und der Koffer zuviel...


    Ich wünsche euch Gelassenheit bei der Entscheidung und der Auswahl, die wichtigsten Dinge im Leben sind für mich die Erfahrungen und die Erinnerungen, und für diese braucht es keinen Rucksack, keinen Koffer, keinen USB-Stick, der Transport ist leicht, wenn man sich denn darauf einlassen mag.


    Einen möglichst leichten und guten Weg wünscht euch allen


    Michel

  • Alles was ich besitze, besitzt mich auch! Es bindet meine Resourcen in Form von Platz, Zeit und Aufmerksamkeit. Aber heißt dass, dass nichts oder minimal wenig besser ist? Besitz ist nunmal keine Einbahnstraße. Wenn ich das nicht will, so darf ich mich weder materiel, noch emotional binden. Denn auch emotionaler Besitz kostet meine Resourcen.


    Jeder muss für sich entscheiden, für was er wieveil Resourcen im Leben bereitstellt.


    Mit Bezug auf das Preppen: Minimalismus ist hier eine sehr bedenkliche Lösung. Zu wenig lässt sich nun einmal weit schlechter kompensieren, als zuviel. Preppen ist für mich eine Versicherung. Wer meint, dass er ohne sie auskommt, steht damit durchaus auf der Seite der Bevölkerungs-Mehrheit. Wessen Szenarios nur kurze Zeiträume beinhalten wird auch mit Minimallösungen klarkommen.


    Aber wer sich auf größere SHTF Szenarien vorbereitet, der wird eher in Probleme kommen, als ihm lieb ist. Und die Idee, dass ein gefülltes Konto über weitreichende Krisen hilft... Ohne Worte


    Beste Grüße

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Ganz ehrlich.... ihr habt alle recht alle wie ihr schreibt....


    Ich glaube aber das der Spruch der richtigste war, wo gesagt wurde, das dieses Leben in dem ICH wenig habe
    nur durch das "Benutzen" anderer überhaupt möglich ist!


    Ich für meinen Teil sehe es auch nicht als Problem an meine ganzen Sachen zu hüten und pflegen,
    natürlich ist das Zeitaufwändig,
    aber ich flicke lieber meine Therm-A-Rest, oder pflege meine Kettensäge als mir zB. in der Zeit das ganze
    "Hartz4 TV" anzutun, was von vielen Sendern täglich zur Volksverdummung ausgestrahlt wird und eifrig konsumiert wird....


    Wenn ich nicht jedes mal wenn ich in diesem Forum bin so viel lernen würde, dann müsste ich auch die Zeit die ich im Internet bin als sinnlos verschwendet deklarieren!


    Aber jeder hat halt seine persönlichen Süchte - wie auch immer die Aussehen!


    Für mich ist Preppen halt ein großes Hobbie, und es tut das für mich was Hobbies tun sollen - mich glücklicher machen!


    und Living with Less kann ich dann immer noch ausprobieren wenn ich wirklich alles verloren habe,
    und mit runtergezogener Hose dumm da stehe...


    Da ich aber ungerne einen kalten Hintern habe versuche ich halt alles, damit das nicht passiert!


    In diesem Sinne!


    Endzeitstimmung

  • "Ich glaube aber das der Spruch der richtigste war, wo gesagt wurde, das dieses Leben in dem ICH wenig habe nur durch das "Benutzen" anderer überhaupt möglich ist!"
    Dem schliesse ich mich mal an ...
    grad das Programmierer Beispiel klingt für mich ein bisschen wie outsourcing auf die spitze getrieben. Ich würde das auch eher outsourcing nennen als living with less - denn im prinzip leben die meisten dann ja nur scheinbar mit weniger - es wird halt jemand anders in anspruch genommen der den entsprechenden Krempel besitzen muss. Ob es der Bistrobesitzer ist bei dem man essen geht, der Handwerker der die Wohnung in Schuss hält, der Serverbereiber für die Daten oder der öffentliche Nahverkehr ..
    die effektive Nutzung von Gegenständen die für dieses Leben nötig sind dürfte die gleiche sein - nur das man jemand anders mit dem besitzen und benutzen betraut .
    Und da finde ich -verliert man sehr viel autarkie und gerät in eine unkalkuliuerbarere abhängig als mit der arbeit selber die grungelegenden Gegenstände zu besitzen und warten...


    Das Thema ist aber generell wichtig und übderdenkenswert... ich glaub viele häufen schnell vieles an was eher unnötig ist, ob ich jetzt x- Messer und LED Lampen brauche kann man schonmal überdenken ... und wenn man anfängt behälter zum eaufbewahren und baumaterial zu sammeln muss man schon irgendwann anfangen das zu überdenken und im Rahmen zu halten ....

  • Ich denke auch, dass viel die so Leben, oder vorgeben so zu Leben, schlussendlich nur den Kollegen, der Familie, den Freunden auf der Tasche liegen.
    Aber ich mag keine Schnorrer!
    Kommt mir vor wie die "Nichtraucher" die bei allen "nur mal Eine" Zigarette, Marke "van den Andern" schnorren und sich brüsten keine Zigis zu kaufen.
    Das sind genau die, die als erstes an deiner Türe klopfen wenn es mal nicht rund läufft und sie keinen gefunden haben der für sie arbeitet. Und darauf läufft es oft hinaus.


    Wer das richtig leben möchte, orientiert sich wohl besser an geistigem Feng Shui. Es geht um loslassen können. Loslassen von materiellen Dingen, Erinnerungen. Sich von altem Balast lösen. Leben im Einklang mit sich selbst usw.
    Es ist eine geistige Einstellung "mit wenig Gepäck reisen" und nicht eine Frage von materiellen Anhäufungen oder eben wenig.