Was tun gegen die Perspektivlosigkeit in dieser Zeit?

  • Hallo Leute,


    so viele Antworten, dass ich kaum hinterherkomme mit Antworten.


    Als Onkelz Fan kenne ich natürlich dieses Lied :)


    Einige Anmerkungen zum Luxusproblem.
    Mein Großvater hätte in der heutigen Zeit sicher mehr Probleme als ich in seiner.
    Ich wette, dass alle unsere Ahnen mit dem psychischen Druck weitaus schlechter zurechtkämen als wir mit dem körperlichen Druck des Überlebens in Ihrer Zeit.
    Das Argument mit der 3.Welt finde ich auch überzogen. Klar haben die Großfamilien - aber seht wie die Leben müssen! Das alleinigseligmachende ist es sicher auch nicht.


    Unsere Ahnen wußten wozu sie leben, nämlich um sich um ihresgleichen zu kümmern. Nicht weil 15 Kinder deren Fortkwommen sicher sollten, wenn eh für 2 kaum genug zu Essen da ist.
    Anders als in der 3.Welt - ich persönlich halte von denen überhaupt nichts.

    Unser Problem heute ist eher, du schuftest bis zum Umfallen und hast trotzdem nichts.
    Oder du hattest mal was, und kannst es nicht mehr halten (Job verloren mit Ü50 und das wars).
    Und natürlich auch die Sinnfrage - wozu der ganze Scheiß?
    Dazu kommen zu wenige Antworten und zuviele Ungerechtigkeiten. Gut letzteres gab es immer, aber anders erteilt. Jeder Stand blieb unter sich, so durchmischte sich nichts was nicht zusammenpasste (Stíchwort: Gruppenzwang, Gesellschaftsdruck)


    Speziell in meiner Generation merke ich, viele sind Single.
    Wohl die wenigsten gewollt. Aber auch dieser Bereich hat sich nunmal verändert.
    Ist ja auch nicht mehr notwendig wie es früher mal war. Ich behaupte, die wenigsten Singles sind knallharte Karrieremenschen, die egoistisch über Leichen gehen.
    Aber will man sich heute noch zum Horst machen vor der Gesellschaft?
    Ich behaupte weiter, die meisten Menschen heute kannst du in der Pfeife rauchen und wenn du eben Pech hast, deinen Deckel nicht findest in dieser Masse an "Altmetall" bist eben alleine.
    Hat ja keine Nachteile mehr, man wird weder geächtet, noch bemitleidet,


    Um auf den Kern der Frage zurückzukommen, die "Kälte" dieser Zeit raubt wohl emotional die Kraft.
    Und wie hier schon geschrieben wurde, nur in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Und umgekehrt macht ein kranker Geist den Körper kaputt.


    Ich für mich persönlich weiß, ich habe große Probleme mit mir selber Perspektiven zu schaffen.
    Da für mich alles einen Sinn ergeben muß, und mal ehrlich kann man sich diesen Sinn wirklich selber geben? Ich finde das Zusammenspiel aller Komponenten darf nicht schwächeln.


    Und was für Lehren nimmt man für S & P mit?
    -aufs wesentliche Besinnen
    -sich in Bescheidenheit üben-
    -sich vorbereiten auf die Szenarien
    -ganz wichtig, sich seine psychische Gesundheit erhalten


    Was meint ihr?


    Grüße

  • Zitat von Cephalotus;125666

    Der, der sein Leben ausschließlich/im Wesentlichen über seine Arbeit definiert wird Dir zustimmen. Wer ein soziales Umfeld hat ist vielleicht lieber arbeitslos unter Freunden als arbeitend unter Fremden...


    Ich möchte nicht beurteilen wollen, wer von den beiden jetzt wirklich besser dran ist.


    Hallo Cephalotus,


    die Auslandsabordnungen waren für mich jeweils ein vor allem privat bereicherndes Erlebnis jenseits des beruflichen. Ich habe Freunde in USA, Südafrika und in Indien gewonnen und jeweils einen tiefen Einblick in das Leben in diesen Ländern erhalten. Das erlaubt mir auch mal, über Dinge zu grinsen, die in unserer Kultur als selbstverständlich und unhinterfragbar gesehen werden. Ich sehe manche Dinge wesentlich entspannter.


    Ich hatte in jedem dieser Länder mein soziales Umfeld und habe es heute aus der Ferne noch immer. Ich habe wirklich gute Freunde auf mehreren Kontinenten gewonnen. Die Auslandseinsätze waren für mich eine absolute Bereicherung meines Lebens. Wenn mein Unternehmen mir absehbar einen weiteren bietet, wird meine Antwort ein begeistertes "ja" sein.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Sorry, ich muss mal weiter ausholen:


    Zitat von Metaller;125706


    Um auf den Kern der Frage zurückzukommen, die "Kälte" dieser Zeit raubt wohl emotional die Kraft.
    Und wie hier schon geschrieben wurde, nur in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Und umgekehrt macht ein kranker Geist den Körper kaputt.


    Schauen wir doch mal auf historische Ursachen, auch unser westliches Vorbild, die USA (ich bin kein Amerikahasser und habe Familie dort, aber diese "Kultur" ist derzeit federführend im Vorleben dysfunktionaler Illusion)


    Der Calvinismus, von den Eliten in Europa, stärker noch in den USA über Jahrhunderte etabliert, lebte vor, das Gott die Starken und Erfolgreichen mag und fördert. Sie sollen es sich auch verdient haben, vom Tellerwäscher zum Millionär ist möglich, wem nicht, der hatte wohl gesündigt oder es einfach nicht drauf und auch keine Lobby von oben. Er unterteilt in Auserwählte und nicht Auserwählte. Das hat sich gedanklich verselbstständigt und ich wage den Vergleich mit mancher Fehlentwicklung z.B. bei den Hinduisten. Dort nicht monotheistisch geprägt, dafür aber weit früher.


    Es gab in Indien in frühen Zeiten kein heutiges Kastenwesen, zumindest keine vermeintlich Kastenlosen, also unwürdige Menschen, die im Vorleben Scheiße gebaut haben und deshalb zu meiden sind/büßen müssen. Diese "Unberührbaren" haben in Indien eigentlich lebenslang wenig Chancen, irgendwie aus eigener Kraft aufzusteigen und sind rassistischer Demütigung ausgesetzt. Diese Auslegung wurde vermutlich von Menschen einzig zur Ausbeutung geschaffen. Wie aus meiner Überzeugung alle (Buch)religionen mit ihrem ursprünglich wahren Kern dahingehend nachträglich manipuliert wurden und werden. Ähnlich der Versklavung der Schwarzen durch die Weissen. Wer überlegen war, war clever und hatte den rechten Glauben, die anderen sind/waren dumm, unwissend, unwürdig und vor allem ungläubig. In diesem Glaubenssystem lässt es sich als Gewinner auch gut leben und töten. Die Islamisten heute sind eine weitere Ausprägung der gleichen Denke. Geschichte wiederholt sich.


    Ich will nicht zu sehr in all die Religionen und deren Entwicklungen absteigen, aber sie haben nunmal überwiegend die Grundlagen gelegt, die nun atheistisch-wissenschaftlich von nicht minder geprägtem Irrglauben fortgesetzt werden: Survival of the fittest - Nur die Starken überleben. Dabei sind auch die Athisten Gläubige. Denn wider unseren inneren Instinkt, das da irgendetwas sein muss, und wenn es auch nur eine wünschenswert höhere Gerechtigkeit ist, müssen sie glauben, dass da nichts ist. Es gibt aber keinen Gottesbeweis. Dies ist Grundlage all dessen. Alle Glaubenssysteme werden gegeneinander ausgespielt. Heute mehr denn je.


    Zitat

    "Der ganzen modernen Weltanschauung liegt die Täuschung zugrunde,
    daß die sogenannten Naturgesetze die Erklärung der Naturereignisse seien."


    Ludwig Wittgenstein, österreichischer Philosoph

    ELLENBOGENGESELLSCHAFT


    Mobbing gab es schon immer, wenn auch nicht als so geprägtes Wort, aber es wird immer schlimmer und schreitet, weil wir es so von unseren Schulen (ich habe die teuersten Klamotten, bin von Beruf Sohn, Du bist asozial), in den Universitäten, in Kneipen, auf der Straße, durch die Werbung vorgelebt bekommen, immer weiter voran. Die Neidgesellschaft, mein Auto, mein Haus, mein Boot, wird uns allüberall vorgelebt.


    Zitat

    "Man muß das Wahre immer wiederholen, weil auch der Irrtum um uns her immer wieder gepredigt wird und zwar nicht von einzelnen, sondern von der Masse, in Zeitungen und Enzyklopädien, auf Schulen und Universitäten. Überall ist der Irrtum obenauf, und es ist ihm wohl und behaglich im Gefühl der Majorität, die auf seiner Seite ist."

    Goethe zu Eckermann


    Du sprichst einen weiteren wichtigen Punkt an. Die extrem zunehmenden Singlehaushalte, auch alleinerziehende Väter/Mütter. Es gibt Belege (und auch VT), dass diese Entwicklung bewusst geschaffen wurde (wenn man Privatfernsehen ansieht, in denen reality-TV-mäßig fremdgehen hochgelobt wird und "Vögelportale" im Internet ständig beworben werden, kommt man auch selbst zu diesem Schluss), um einerseits die Familien zu spalten (Großfamilien wie sie auch bei uns Jahrtausende üblich waren, sterben hier aus) und andererseits, durch Singlehaushalte die Wirtschaft anzukurbeln.

    Die Emanzipation (nicht die positiv zu bewertende Frauenbewegung) wurde mit enormen Mitteln von Rockefeller und co. im letzten Jahrhundert gefördert. Nicht aus Gutmenschendenken, sondern weil 2 Singles im Vergleich zu einem Paar 2 Wohnungen brauchen, mit 2 Kühlschränken, 2 Fernsehern, 2 Komplettausstattungen etc.


    Die vorgelebte Neidgesellschaft wiederum gibt sich nicht mehr zufrieden mit dem Dach über dem Kopf oder genug zu essen, sie will auch Sex und Drugs und Rock´ an Roll. Und natürlich Urlaub, Markenklamotten und das neueste Smartphone. Da soll dann mit Null oder wenig Eigenkapital ein Haus gekauft, das Auto geleast und der Flat-TV mit 0% Zins über 48 Monate finanziert werden. Kannst Du das nicht bieten, aber ein Anderer, dann gehe ich halt dahin. Es sei denn die Liebe überwiegt.


    Wer aber erst mal in der Schuldenspirale steckt, ist in der Falle und macht weiter, obwohl er damit totungücklich wird und sich selbst und seinen Mitmenschen auch keinerlei echten Dienst mehr erweist (nur sehr wenige Ausnahmen können das dauerhaft verbinden)


    Zitat

    "Es ist schwierig jemand dazu zu bringen, etwas zu verstehen wenn sein Gehalt davon abhängig ist,
    es eben nicht zu verstehen."

    Sinclair Lewis 1935


    Doch all diese Entwicklungen erschweren den Menschen echte Liebe überhaupt zu empfinden, sie zu fördern und zu erhalten. In der Beziehung wie auch in der Liebe zu ihrem Beruf. Die immer seltener ihrer Berufung entspricht. So wird der Geist zerstört, zumindest soweit unsinnig mit Sorgen beschäftigt, dass er nicht mehr in sich ruhen kann. Sucht und Selbstzerstörung sind immer öfter die Folge, was wiederum dem aufgeblähten "Gesundheitswesen" zugute kommt. Welches uns nur länger leben lässt, um länger arbeiten und dem System dienen zu können.


    Ich höre hier auf, es müsste noch einiges ergänzt werden (zur Entwicklung des Gesundheitssystems, Kitas, Renten, Pflegeheime (die Großfamilie ersetzte das früher alles) und neoliberalen multinationalen Konzernen, die keine Menschen mehr kennen, sondern nur noch Personalnummern. Deshalb muss auch aus dieser Denke heraus der Mittelstand zerstört werden. Er hält das Gesellschaftsgefüge noch ein klein wenig zusammen.


    Diese Entwicklung ist nicht mehr zu stoppen, sie ist gewollt. Nur ein vollständiger Crash, ein wirklicher Sturz auf den Hosenboden des Kollektivs der Menschheit, wird die Uhr zurückdrehen.


    Je früher desto besser.




    Liebe Grüße
    Peace

    Das Paradies liegt nicht jenseits, sondern abseits.

  • Wer in der Sackgasse der Perspektvlosigkeit gelandet ist, hats selber verkackt.
    Wer überall nur das Schlechte und Negative sieht hats selber verkackt.
    Den meisten Argumenten kann ich zustimmen und nachvollzeihen. Das ist immer eine Frage der Perspektive.


    Ich versuche aus jeder Situation das Beste zu machen und betrachte auch wiedrige Umstände als Chance für etwas neues.
    Was nützt es wenn ich zum Beispiel den Job verliere dass ich mich hintersinne? Ändert das etwas an einer Situation?
    Ich versuche eine Lösung zu finden und nicht zu hinterfragen warum das jetzt so ist.
    Ändere was du ändern kannst und willst. Auf den Rest hast du keinen Einfluss.


    Viele hier lassen sich zu sehr runterziehen von schlechten Gedanken, Meldungen, Szenarien die sie sich breitlegen usw.
    Schaut das Leben ein bisschen positiver an. Ihr habt nur eines....und dass wollt ihr euch selber schwer machen?


    Perspektivlosigkeit beginnt im eigenen Kopf und nicht durch das Umfeld!


    "Jeder ist seines Glückes Schmied" stimmt zu 100%!


    Gruss, Worber der auch im Hamsterrad steckt aber sich nicht runterziehen lässt / lassen will.

  • Mentale Preparedness ist mindestens ebenso wichtig, wie materielle Preparedness!


    Ich hatte es an anderer Stelle bereits geschrieben: Wenn ich nur die Wahl hätte zwischen einer perfekten materiellen Vorbereitung auf alles was kommt und die Garantie, richtig zu entscheiden und den Lebensmut nicht zu verlieren würde ich immer letzteres wählen.


    Ich glaube viele verlieren den Lebensmut, weil die Anforderungen immer mehr steigen und sie das Gefühl haben nicht mehr mitzukommen. Das sind aber nicht nur die Anforderungen im beruflichen Umfeld, sondern auch der gesellschaftliche Druck zur Konformität, dem wir ausgesetzt sind. Als Vater weiß ich, wie viel Getuschel es gibt, wenn mann in seiner Erziehung die ein oder andere Entscheidung trifft, welche von denen der anderen abweicht.


    Heutzutage muss mann nicht nur der hochqualifizierte softskillbeladene Highpotential sein, sondern eben auch der marathonlaufende Supervater, der eine romantische Ader hat und trotzdem Alpamännchen ist, 1000 enge Freunde, alle hippen Gadgets und Klamotten, sowie die perfekte Beziehung hat.
    An diesem Ideal scheitern viele und einige versuchen es deswegen erst gar nicht.


    Jeder muss sehen, wo die persönlichen Wünsche und Möglichkeiten übereinzubringen sind. Und dann sollte jeder versuchen, wie viel von den Wünschen, die man hat, durch falsche Medien-Vorbilder impliziert werden.


    Wenn jeder also seine Ziele relativiert/realistischer wählt,
    die zu Zielerreichung notwendigen Dinge konsequent angeht,
    dann gibt es für den einzelnen durchaus eine Perspektive, die das Leben angenehmer macht.


    Was leider überhaupt nicht funktioniert, ist den Leuten zu sagen, sie sollen sich zusammenreißen! Und es wäre echt toll hier! Zwar kann man eine positiere Einstellung zum Leben erreichen, aber nicht dadurch, wie jemdand, dem es gerade besser geht erzählt, wie toll alles ist. Die positivere Einstellung erreicht mann in dem positive Dinge erlebt werden, oder in dem Dinge die erlebt werden positiv bewertet werden.


    Grundsätzlich ist eine positive Lebenseinstellung eine der wichtigsten Dinge, die ich meiner Tochter mitgeben möchte und an dessem Gelingen werde ich hauptsächlich bewerten, ob ich meine Aufgabe als Vater gut gemacht habe.


    Beste Grüße

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Ich denke auch das vieles Mental ist, ich sehe es oft bei Freunden/Verwandten.
    Ich habe nun schon den 8. Beruf gelernt. Mit 42 hab ich nochmal angefangen zu
    studieren. Das war nicht einfach, aber es ging.
    Geschadet hats auf keinen Fall. Heutzutage kann wohl keiner mehr erwarten, den
    erlernten Beruf 50 Jahre lang auszuüben. Etwas Beweglichkeit muss wohl sein.


    Beste Grüße, Olaf

    ​- Vorbeugen ist besser als nach hinten fallen -

  • Zitat von olafwausr;125725

    Etwas Beweglichkeit muss wohl sein.


    Ja, aber nicht zu viel. In unserer Gesellschaft, wird aufgrund der technischen Entwicklung (Kommunikation, Transport, Convenience-Haushalt etc.) ZUVIEL Flexibilität erwartet.
    Das beginnt nur schon beim Selbstmanagement und endet darin, dass man als Arbeits-Nomade kein festes soziales Umfeld, geschweige den eine eigene Familie hat und in seinem Single-Appartment vor dem Bildschirm sitzt oder sein Geld für Restaurantbesuche und Urlaube in den letzten Winkel der Erde ausgibt. Währendessen schmilzt einem die Altersvorsorge weg, die Kaufkraft wird weniger, die Luft schlechter, das Essen ungesünder und viele Mitmenschen sehen aus, als kämen sie direkt von einer Beerdigung - und das tagtäglich.


    Mal schauen, wie lange sich dieses von der Wirtschaft vorgegebene Ideallebens-Modell aufrecht erhalten lässt...

  • Zitat von Metaller;125547

    Hallo Forum,
    kennt ihr auch dieses Gefühl nicht mehr vorausplanen zu können?
    ....
    Was kann man dagegen tun?


    Ich empfehle zuerst auf die Körpergesundheit zu achten, also sich vollwertig zu ernähren mit Frischkost und Vollkornprodukten, und regelmässig Bewegung zu betreiben (Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit). Wenn du nämlich plötzlich noch (chronisch) krank wirst oder gar einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder dergleichen erleidest, wird's dann wirklich arg.

    Ist die körperliche Gesundheit "gesichert" bzw. auf stabilen Grundlagen, solltest du an deiner psychischen Gesundheit arbeiten, sei es durch entsprechende Bücher, Lebensberatung oder was auch immer.

    Je optimistischer und zuversichtlicher ein Mensch ist, desto gesünder ist er (psychisch und mental). Je pessimistischer und depressiver, desto kränker der Mensch. Du allein trägst die Verantwortung in welchem Zustand du bist, unabhängig von Umfeld, Wirtschaftslage usw.


  • Ein temporär begrenzter (freiwilliger) Auslandseinsatz ist was völlig anderers, als seinen gewohnten Lebensmitelpunkt und sein soziales Umfeld aus einem wirtschaftlichen Zwang heraus aufgeben zu müssen!


    Ich war als Soldat im Ausland, habe mal ein paar Monate freiwillig im Ausland gearbeitet, habe fern der Heimat studiert und lebe nun in einem anderen Bundesland als in dem, wo ich aufgewachsen bin. Ich hab das aber alles freiwillig gemacht und nehme dafür auch gewisse Einschränkungen in Kauf, wie z.B. dass ich meine alten Freunde nur noch 1-2x im Jahr sehe und dass meine Eltern uns bei der Betreung von Kinder nie helfen werden können, da sie zu weit weg sind...


    Würde mich der Arbeitgeber jetzt aber zwingen, 200km weiter weg zu arbeiten würde ich ihm den Stinkefinger zeigen. Den Teufel würde ich tun, um wegen einem Arbeitsplatz umzuziehen oder stundenlang zu pendeln. Dann bin ich lieber ein Jahr arbeitslos...

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat

    Du allein trägst die Verantwortung in welchem Zustand du bist, unabhängig von Umfeld, Wirtschaftslage usw.


    Prinzipiell hast du natürlich recht, aber genau solche Aussagen erhöhen den Druck auf den einzelnen. Zu wissen, dass mann auch noch selber Schuld ist an der Perspektivlosigkeit macht es nicht einfacher, sich in eine bessere Situation zu bringen.


    Ich glaube, dass es zielführender ist, Anregungen zu geben positive Veränderungen anzugehen. Die einfachste ist Ziele zu relativieren, die nicht realistisch sind. Dann hilft es in sich zu horchen, wann und wobei das letzte Mal das Glück und die Zuversicht verspürt wurde, nach der wir suchen. Was hat dieses Situation so besonders gemacht und wie kommen wir wieder dahin? Manche Leute haben nicht einmal Ziele und Wünsche, sondern wundern sich nur, das etwas fehlt.


    Ich glaube, dass Glück nicht in den großen, sondern in den kleinen Dingen steckt. Klar rockt es einen schnellen Wagen zu fahren, aber vielleicht macht das Bier im Sonnenuntergang manchmal genauso glücklich. Muss ich also 80 Stunden die Woche mallochen für den Wagen, oder leihe ich mir einmal im Jahr die Karre und arbeite dafür nur 35 Stunden?


    Und zur gesunden Ernährung und Sport: Ich liebe Sport, aber meine Frau hasst ihn. Dafür ernährt sie sich gesund, während für mich eine vegatarische Mahlzeit unvollständig ist. Also sind diese Dinge keine Universalrezepte, sondern können mitunter noch zusätzlichen Druck ausüben, der dann dem Glück noch weiter im Wege steht. Jeder soll für sich entscheiden, was ihm am meisten bringt.


    Was mich aber wirklich traurig macht, sind Menschen, die unzufrieden sind, aber nichts verbessern, sondern sehenden Auges immer tiefer in die persönliche Krise rutschen. Es ist fast egal, was der einzelne gegen seine Probleme tut und es mag auch das falsche sein, aber ich erkenne wenigstens, dass er etwas tut.


    Beste Grüße

    Brot ist nicht hart. Kein Brot ist hart!

  • Zitat von Cephalotus;125730

    Den Teufel würde ich tun, um wegen einem Arbeitsplatz umzuziehen oder stundenlang zu pendeln. Dann bin ich lieber ein Jahr arbeitslos...


    Gute Einstellung!


    Doch die Wirtschaftleader wollen natürlich lieber, dass ein globaler Wettbewerb um die paar verbliebenen Arbeitsplätze herrscht. Die würden sogar einen chinesischen Klempner holen, wenn das Flugticket günstig wäre, damit sie einen besseren EBIT erzielen. Ist hier in Zürich aber auch an anderen Orten auf der Welt zu spüren.
    Die Sprachgrenzen und verschiedenen Kulturen sind den EU-Machern ein Dorn im Auge. Sie wollen lieber Zustände wie in Amerika - ein Land, eine Sprache. Daraus entstehen dann moderne, sozial isolierte Arbeitsnomaden (beispielsweise mit dem Campingcar). Das erhöht den Wettbewerb und den Gewinn.
    Und duch die moderne Kommunikationsmittel sind sie überall, nur nicht bei sich...



    Wird Zeit, dass die Energieressourcen knapp werden und man sich wieder auf die lokale Wirtschaft konzentriert!

  • Wir hatte in diesem Forum mal einen Thread, der sich um Zukunftsperspektiven drehte...
    Dort habe viele ihre "Utopien" mal nieder geschrieben, viele Ideen, die teilweise sehr radikal waren, aber nichts mit Rassismus, Faschismus oder irgendwelchen anderen menschenverachtenden Gedankengut zu tun hatte.


    Leider scheint die dazu gehörige Abteilung komplett gelöscht worden zu sein, warum auch immer...

  • Also, ich bin, nach einigen Jahren Bundeswehr und anschließenden Ausbildungen sowie vielen Schicksalsschlägen in der Familie, mittlerweile zu einigen Einsichten gekommen, die mir mein Leben und auch die Suche nach dem "Sinn des Lebens" sehr vereinfacht haben. Zuallererst bin ich froh, glücklich verheiratet zu sein und zwei gesunde Kinder zu haben. Dann kommt die Gewissheit, dass ich mich auf den Staat und die Großkonzerne niemals verlassen darf, ich also mein Leben so gestalte, dass ich aus dieser Richtung keine Hilfe o.ä. erwarten kann.
    Und es mag sich egoistisch oder so anhören, aber:
    Wenn ich einmal kurz vor dem Ende des Lebens stehe, habe ich die Gewissheit, nicht in Vergessenheit zu geraten. Wenn ich all diese kinderlosen Frauen/Paare sehe, die geld- und komsumgeil sich nur über ihren finanziellen Status definieren, frage ich mich, welchen Sinn das alles haben soll. Ich vererbe meinen Kindern all mein Wissen und eventuell unser Haus mit großem Garten (1000m², davon ca. die Hälfte Gemüsegarten). Ich erziehe sie zum achtsamen Umgang mit Natur und Mitmenschen. Sie sollen sich stets so gegenüber anderen Personen verhalten, wie auch sie selbst behandelt werden wollen. Und wenn sie erwachsen sind und ich meine Enkelkinder auf dem Schoß habe, weiß ich, dass ein Teil von mir weiter bestehen wird. Tief in mir besteht halt der Wunsch, "etwas" der Nachwelt zu hinterlassen - dies ist mein innerer Antrieb.
    Auch wenn es natürlich Momente gibt, wo ich meinen Kindern einen Flug zum Mars (ohne Rückflugticket) spendieren könnte, liebe ich sie über alles und könnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Ihnen und meiner Frau verdanke ich die Kraft, vieles durchzustehen und langfristig für die Zukunft zu planen.


    Soviel zu meiner Einstellung.


    der Björn

    Der Sinn des Lebens ist es, Leben weiterzugeben!

  • Hmmm Super Frage leider für mich nicht relevant.


    Ich habe für mich einfach eine eigene wahrheit. Anstatt rauszufinden was ich werden will oder kann versuche ich herauszufinden was ich bereits bin.


    Mehr kann ich irgendwie nicht dazu sagen

  • Zitat von Homosubdivo;125736

    Hmmm Super Frage leider für mich nicht relevant.


    [COLOR="#FF0000"]Warum schreibst Du hier dann was?[/COLOR] :confused:


    Hallo,


    ich lese jetzt hier schon eine Weile mit und habe mich bisher nicht so richtig getraut was dazu zu schreiben, da dies ein sehr schwieriges Thema ist wobei die Lösung (in der Theorie) ziemlich einfach ist. Es ist letztlich der typische psychische Survival Fall, der sowohl im Alltag als auch in nennen wir sie besonderen Situationen schnell da ist.


    Die Ursprungsfrage: "Was tun gegen die Perspektivlosigkeit in dieser Zeit?" - nehmen wir den Sazu mal aus einander:
    1. Perspektivlosigkeit
    2. in dieser Zeit


    An 2. kann ich nichts ändern. Ich bin nunmal jetzt da wo ich gerade bin. Gestranet auf einer einsammen Insel, Reifenpanne bei Eisregen, Schlange beim Arbeitsamt, ... wo auch immer.
    An 1. kann ich jedoch alles ändern, das liegt vollkommen in meiner Macht. Die Frage ist nur - und das fällt mir leider immer wieder auf - wie weit grenze ich den Begriff Perspektive ein? Wenn die einzige denkbare Perspektive für mich und mein Leben eine Villa mit Pool, ein Sportwagen, 3 Pferde und 4x im Jahr Urlaub sind, um es überspitzt aus zu drücken, dann bin ich in der Tat Perspektivlos wenn ich in der Schlange vorm Arbeitsamt stehe.
    Perspektiven wollen entwickelt werden, dazu ist es vor allem Notwendig zu begreifen was mein eigentlich braucht um glücklich zu sein. Spaß, Party, satt und warm zu sein und einen anderen Menschen im Arm halten zu können sind letztlich Dinge in unserer Gesellschaft die nicht vom Kontostand abhängig sind.


    Ihr kennt mich hier als jemanden der manchmal was zu Survival schreibt, der eine oder andere ist vieleicht mal den Links in meiner Signatur gefolgt und denkt nun, jaja der hat gut reden. Ja hab ich auch - heute. Aber mein Leben war nicht immer geradlinig und auf meinem Personalausweis hat auch schon mal der Wohnsitzaufkleber OFW (ohne festen Wohnsitz) geklebt.


    Meine Antwort auf die Themenfrage ist also: Sich neue Perspektiven schaffen. Wenn eines nicht funktioniert sich das nächste aus zu denken und es aus zu probieren.


    Grüße,


    Frank

  • Zitat von FrankD;125737


    Perspektiven wollen entwickelt werden, dazu ist es vor allem Notwendig zu begreifen was mein eigentlich braucht um glücklich zu sein. Spaß, Party, satt und warm zu sein und einen anderen Menschen im Arm halten zu können sind letztlich Dinge in unserer Gesellschaft die nicht vom Kontostand abhängig sind.


    Frank


    Setzen denn nicht genau diese Dinge, ein gefülltes Bankkonto voraus?


    - - - AKTUALISIERT - - -



    Hallo Worber,


    Danke für deinen Beitrag, aber ich kann ihm nur teilweise zustimmen.
    Es gibt Dinge, die hast du nicht in der Hand.
    Und wer nur oft genug Scheiße fressen musste (und glaub mir, das habe ich), verliert irgendwann seine positive Einstellung. Ich denke das ist auch ein normaler Prozess.
    Man lacht ja auch nicht, wenn man keinen Grund dazu hat.
    Der Spruch mit dem Schmied ist nur die halbe Wahrheit. Es kommt nämlich auch immer darauf an, von wo man starten muß.
    Papas Söhnchen, der die Kohle der Eltern verprasst tut sich einfach leichter, weil er einen Vorsprung hat. Außerdem hat dieser anderen Rückhalt, i.R. Beziehungen zu einflußreichen Menschen.
    Mir als normaler Sohn einer einfachen und armen Familie, bleibt nichts anderes übrig als immer wieder alles und noch mehr zu geben, um im Vergleich mit obigen Menschen, kaum was zu erreichen.
    Gruß


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Zitat von Solaris;125727

    Ich empfehle zuerst auf die Körpergesundheit zu achten, also sich vollwertig zu ernähren mit Frischkost und Vollkornprodukten, und regelmässig Bewegung zu betreiben (Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit). Wenn du nämlich plötzlich noch (chronisch) krank wirst oder gar einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder dergleichen erleidest, wird's dann wirklich arg.

    Ist die körperliche Gesundheit "gesichert" bzw. auf stabilen Grundlagen, solltest du an deiner psychischen Gesundheit arbeiten, sei es durch entsprechende Bücher, Lebensberatung oder was auch immer.

    Je optimistischer und zuversichtlicher ein Mensch ist, desto gesünder ist er (psychisch und mental). Je pessimistischer und depressiver, desto kränker der Mensch. Du allein trägst die Verantwortung in welchem Zustand du bist, unabhängig von Umfeld, Wirtschaftslage usw.


    Denkst du, jeder ist gleich stark Mental gesehen? Ich glaube manche sind einfach anfälliger als andere.
    Oder es kommt soviel zusammen, dass man einfach nicht mehr optimistisch sein kann.
    Und genau deshalb glaube ich, man hat es nur zu 50% in der Hand. Die äußeren Einflüsse würde ich nicht negieren.


    Was mir jetzt so beim schreiben einfällt, wenn viele heute in einer noch sehr guten Zeit an ihren Problemen zerbrechen (Depressionen, Burnout, Suizid usw.)
    was passiert dann wohl in einer wirklichen Krise? Wachsen sie dann über sich hinaus? Gelangen zu nie gekannten Kräften - gesunden vielleicht sogar?
    Ballern sie sich gleich die 9er Para durch den Kopf? Oder sind sie handlungsunfähig und auf fremde Hilfe angewiesen bzw. krepieren ohne diese jämmerlich.
    Wenn ich mir den 2.WK vor Augen führe, wo Menschen körperlich wie geistig vollkommen am Ende waren und trotzdem wie Maschinen bis zur letzten Patrone Widerstand geleistet haben. Sogar Kinder.
    Die hatten eben ein Ziel vor Augen, für das es sich aus ihrer Sicht lohnte!?!?!?


    - - - AKTUALISIERT - - -


    Zitat von Harmlos;125731

    Was mich aber wirklich traurig macht, sind Menschen, die unzufrieden sind, aber nichts verbessern, sondern sehenden Auges immer tiefer in die persönliche Krise rutschen. Es ist fast egal, was der einzelne gegen seine Probleme tut und es mag auch das falsche sein, aber ich erkenne wenigstens, dass er etwas tut.


    Beste Grüße


    Warum denkst du ist das so?
    Diese Menschen sind wohl schon erkrankt und nicht mehr vollständig Herr über sich. Meine Meinung.


    - - - AKTUALISIERT - - -



    Das unterschreibe ich sofort.
    Ich bin übrigens nichts von alledem.
    Finde aber, ich kann trotzdem mehr als diese "supertollen" Lifestylemenschen.
    Aber ich kann mich zumindest auf mich verlassen. Die auf ihresgleichen nicht.


    Mit einer bodenständigen und konservativen Lebenseinstellung bist du heute sofort am Abstellgleis.
    Ob Freundschaften oder Partnerschaften. Du mußt von Anfang an so sein, wie der andere dich haben will, sonst bist du abgemeldet.
    Da bleibt kein Platz mehr für Annäherung und Kennenlernen. Weil die anderen warten ja schon.
    Wenn du nicht mehr nützlich bist, bist du draußen. Das geht heute schon soweit, dass sich manche Menschen nichtmal mehr die Mühe machen einen Anruf anzunehmen oder ein SMS zurückzuschreiben. Nein, man stellt sich tot und hofft das der lästige Anrufer aufgibt.
    Bereits auch selber erlebt. Sowas gabs früher nicht.


    Grüße

  • Hallo zusammen


    Ups da kommt einiges zusammen!


    @ Schreiberlein


    Das ist ja ein wenig ......, äh eine komische Einstellung! Ich und meine BEVA sind auch kinderlos .........., und das sogar bewusst!
    Hat in keinster Weise was mit Geldgeil zu tun!
    Und in Sachen GIG werden wir sicher nochmals die Gelegenheit haben zusammen zu quatschen :staun:


    Ansonsten sehe ich es wie viele hier schon in einigegen Beiträgen geschrieben haben.


    Die Fragen die man sich stellen muss ist: "Warum bin ich in einer perspektivlosen Situation"?


    Manchmal gerät man ohne eigenes Verschulden irgendwo rein. Manchmal ist man selber für sein Leben verantwortlich!


    Viele Grüsse, Ernst

  • Habe eben zwei Stunden in der Pförtnerstube gesessen und bis eben nicht gewußt, ob ich abgelöst werden kann oder 14 Stunden Nachtwache machen muß. Habe dabei über Flexibilität nachgedacht.


    Bis jetzt (d.h. in den bisherigen 11 Jahren) habe ich die geforderte Flexibilität ganz gut verkraftet, wenn es auch manchmal schlaucht.
    Sie fällt mir leicht, weil ich auf keine Familie Rücksicht nehmen muß.
    Ich bin gerne flexibel, weil ich dafür Dankbarkeit und Anerkennung von meinen Kollegen ernte, die dafür bei der Stundenplanung meinen Nebenjob berücksichtigen.
    Wir haben ein super familiäres Arbeitsklima.


    Der Job ist überwiegend anspruchslos und läßt nachts Freiraum für eigene Interessen (Lesen, Musikhören), da nehme ich die sehr stressigen Phasen, wo ich Tagschicht mache, gern in Kauf.
    Natürlich war er bis vor kurzem unterirdisch bezahlt (5 Euro, jetzt 7,50 Euro/h).
    Aber was würde mir ein besser bezahlter Job nützen, wo ich jeden Morgen Bauchweh hätte vor Versagensangst?


    Der Preis ist eine ziemliche soziale Isolierung.
    Nun war ich nie ein sonderlich geselliger Typ, aber daß ich über Wochen außer Kollegen und LKW-Fahrern, meinem Mitbewohner und gelegentlichen Telefonaten mit meiner Mutter nur die Foren habe, um mich mit anderen auszutauschen, ist schon ziemlich bescheiden.
    Wegen meiner Abend- und Wochenend-Dienste habe ich selten Zeit, wenn die meisten anderen Zeit haben.
    Ich würde mich gern häufiger an sozialen und politischen Aktivitäten beteiligen.(Tauschkreis, Bürgerini, Märkte, Vorträge, Konzerte...)


    Gehöre ich deshalb zu denen, die in der Blüte ihres Lebens (bin 48) dahinsiechen?
    Der äußere Augenschein könnte so manchen zu diesem Schluß kommen lassen:
    So mancher wäre schockiert, daß jemand, der mehr als Vollzeit arbeitet, heutzutage in Deutschland in so einem verkommenen Bruchhaus leben muß (wenn er mich nicht gleich als asozial einsortiert).


    Aber die äußeren Umstände sind eben die Konsequenz nicht nur aus gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten (je Billiglöhner, desto weniger kann man sich die eigene Arbeitszeit leisten, geschweige denn fremde),
    sondern auch aus persönlichen Entscheidungen, nicht genutzten Chancen (Berufsbildung) und eigensinniger Prioritätensetzung.
    Mir war eben wichtiger, z.B. einer obdachlosen Frau mit 60 Ziegen zu helfen als mein Haus aufzuräumen und zu streichen.
    Oder hier im Forum zu schreiben statt den Abwasch zu machen...


    Mental geht es mir jetzt besser als vor 12 Jahren, als ich in einem romantischem, aber hochverschuldeten Anwesen saß, dessen Erträge als Seminarhaus kaum ausreichten, um die Zinsen zu bezahlen, geschweige die bröckelnde Bausubstanz zu retten.
    Objektiv hatte ich damals viel mehr Freiheit in einer traumhaften Umgebung, kämpfte aber mit Depressionen, die aus einer Mischung von Unter- und Überforderung und mangelnder Anerkennung/Selbstachtung herrührten.


    Nun hoffe ich, daß ich meine jetzigen Jobs noch solange wie möglich machen kann und daß es mir gelingt, die Nachteile zu kompensieren.
    Man lebt auch während der Arbeit!
    Ein freundlicher Umgangston, aber auch Toleranz, wenn der im Stress mal auf der Strecke bleibt.
    Ein heißer Tee, schöne Musik: Ich habe die Musik meiner Kindheit im Internet wiedergefunden, die mein Vater an meinem Kinderbett spielte (Renaissance-Lautenmusik von John Dowland) und plötzlich ein Gefühl von Geborgenheit wiedergefunden.


    Das Gegenstück zu der Weigerung, dem Erwartungsdruck anderer zu entsprechen, besteht darin, selbst damit aufzuhören, unerfüllbare Erwartungen an andere zu stellen und sie zu nehmen, wie sie sind:
    So habe ich mich mit einem Freund wieder vertragen, mit dem ich wegen Differenzen 4 Jahre den Kontakt abgebrochen hatte: Jetzt reden wir wieder miteinander, gehen zusammen ins Kino oder wandern mit seinem Hund.
    Ich kann es mir nicht leisten, von den paar Freundschaften eine wegen Nichtigkeiten aufzugeben.


    Bei dem Satz: "die in der Blüte ihres Lebens dahinsiechen" fiel mir eine Freundin ein, die in den letzten Jahren wie eine Berserkerin rangeklotzt hat, um neben ihren Jobs als Melkerin und Altenbetreuerin ein eigenes Haus zu bauen:
    Das Haus ist jetzt so gut wie fertig und sie hat den harten Melkjob an den Nagel gehängt, doch sagte sie neulich zu mir:
    "In meinem Leben fehlt die Freude."
    Wie kann ich ihr helfen, die Freude wiederzufinden?


    Das Leben an sich ist sinnlos - hurra! Also haben wir die Freiheit, ihm unseren Sinn zu geben!
    Dieser kann sich nicht darin erschöpfen, eine aufgeräumte Wohnung zu hinterlassen -
    Vielleicht ist das ein lohnender Sinn, den wir unserem Leben geben können:
    Leid zu verringern und Freude zu finden, für uns und unsere Mitmenschen!

  • Zitat von schreiberlein;125735


    ....


    die Suche nach dem "Sinn des Lebens"


    Hallo Björn,


    man kann durchaus "sinnlos glücklich" werden. Wer einen Sinn seines Lebens braucht, der sollte sich bewusst sein, dass es den trotz überbordender Fertigproduktregale im Supermarkt der Sinnangebote (von religiös über politisch bis esoterisch) nicht wirklich als "Convenience Product" gibt. Da ist Selbermachen und gute alte Handarbeit (gern auch Kopfarbeit) angesagt.

    Zitat von schreiberlein;125735

    ...
    Dann kommt die Gewissheit, dass ich mich auf den Staat und die Großkonzerne niemals verlassen darf, ich also mein Leben so gestalte, dass ich aus dieser Richtung keine Hilfe o.ä. erwarten kann.


    Das ist meiner Ansicht nach geradezu der Fluch unserer Zeit. Eine zunehmende Infantilisierung der Gesellschaft. Wir benehmen uns wie unmündige Kinder. Für mein Glück sind andere zuständig. Die Partnerin, der Arbeitgeber, der Staat .... Auch deshalb scheitern nach meiner unmassgeblichen Meinung so viele Ehen. Weil Menschen ihre Partner zu "Glückslieferanten" degradieren. Wer nicht liefert, wird als Zulieferer ausgemustert.


    Wer wirklich und ernsthaft wissen will, wer für sein Glück und den Sinn seines Lebens verantwortlich ist, der schaue in den Spiegel.


    Zitat von schreiberlein;125735


    Wenn ich all diese kinderlosen Frauen/Paare sehe, die geld- und komsumgeil sich nur über ihren finanziellen Status definieren, frage ich mich, welchen Sinn das alles haben soll.


    Meine Frau und ich sind bewusst und gewollt kinderlos - siehe auch den ähnlichen Kommentar von Ernst. Eine Sinnkrise nehme ich bei uns nicht wahr, wir definieren uns auch definitiv nicht über den Konsum, auch wenn wir nicht gerade zu den ganz armen im Lande gehören. "Sinn" ist ohnehin etwas höchst individuelles. Wer Standards und Rangordnungen für ein mehr oder weniger sinnvolles Leben definieren will, der begibt sich meiner - hier gar nicht bescheidenen Meinung nach - auf das schlüpfrige Feld der Metaphysik, über deren Aussagen man nur eines sagen kann, sie sind sinnlos, weil nicht intersubjektiv überprüfbar.



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)