Wertentwicklung EM im Falle einer weltweiten Finanzkrise, wird es wie 1932 ?

  • Hallo an die Finanzexperten hier. Eine dumme Frage:


    Die "Silbergläubigen" und "EM-Gläubigen" hier (und anderswo) gehen davon aus, dass im Falle eines Zusammenbruchs der Papierwährungen (Euro, Dollar, Yen,...) EM im Wert steigt.
    In den Jahren 1930 bis 1933 (Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise) hat Silber seinen historischen Tiefstpunkt erreicht. Unter 0,50 USD.
    Welche Indizien sprechen dafür, dass es bei einer kommenden Krise eine andere Entwicklung bei der Werthaltigkeit und -entwicklung von EM gibt?
    Den Fakt, dass Silber einfach rarer wird und industriell verbraucht wird bitte mal einfach außen vor lassen.


    Die Tatsache (ist es eine?), dass EM Werte über z.B. eine Inflation rettet, verstehe ich. Weshalb dann aber dieser historische Tiefststand von Silber in der Krise nach 1930?
    Wie lässt sich die Einschätzung Vieler begründen, dass EM bei einer neuerlichen Krise/ Inflation deutlich steigen wird?


    Beste Grüße,
    Norbert

    Gestern standen wir vor dem Abgrund. Heute sind wir einen Schritt weiter.

  • Hallo Norbert,


    ich versuche mich mal an einer kurzen Erklärung.
    Die Weltwirtschaftskrise hatte Deflation zur Folge, d.h. das Preisniveau für Güter ging zurück.
    Das heißt, simpel gesagt, das Auto, welches heute 20.000 "Euro" kostet, kostet morgen nur noch 15.000 "Euro". Also kauft man es morgen und hält das Geld -> Fehlende Investitionen.
    Entsprechend investiert man nicht unbedingt in Silber, der Preis könnte weiter fallen. 1933 allerdings gab es meines Wissens Gesetze (USA, in D gab es sowas ähnliches 1923), welche das Horten von EM verboten (man könnte sonst zum billigsten Zeitpunkt kaufen).


    Bei einer (starken) Inflation hingegen geht man eher aus dem Geld und investiert in Sachwerte, da das Geld weniger Wert wird (genauer: es gibt mehr Geld, entsprechend sinkt die Kaufkraft "pro Euro").
    Hierbei wird oft neben Gold auch Silber als Sachwert empfohlen, beide Edelmetalle teilen traditionell die Eigenschaft, Währungsfunktionen erfüllen zu können.


    Welche Indizien dafürsprechen? Nun, das geht ein bisschen Richtung Kaffeesatzleserei, jedoch geht man wohl im Allgemeinen von einem starken Anstieg der Inflation aus.
    Wie du bereits sagtest, die meisten hier spekulieren nicht unbedingt auf Gewinn durch Silberinvestition, sondern auf Kaufkrafterhalt durch die Krise hindurch.


    Vielleicht hilft Dir das ein wenig weiter.


    Beste Grüße,
    Tolot

  • Noch einige Gedanken:


    Während einer Krise wird EM nicht gekauft, da brauchst Du das Geld - so es noch einen Wert hat - für Anderes.


    Die industrielle Nachfrage sinkt.


    Wie schon erwähnt: EM sind primär für die Zeit nachher, wenn sich wieder ein neues Währungssystem etabliert hat.

  • Hallo,


    ich gebe folgendes zu bedenken. Die klassischen Edelmetalle Gold und Silber haben eine beschränkte technische Anwendung, die aber ihr Preisniveau nicht rechtfertigt. Auch Kaurischnecken haben keinen Wert, der sich in technischer Verwendbarkeit begründen liesse, die Südseeinsulaner vergangener Jahrhunderte schrieben ihnen diesen Wert aber zu, so wir buntbedruckten Zetteln (Geldscheinen), die an sich noch nicht mal besonders gut zum Feuer machen taugen, Wert zuschreiben.


    Ähnliches gilt jenseits des technischen Nutzwerts für Gold und Silber. Der Wert ist eine Wertzuschreibung des Marktes. Ähnliches gilt für Kunstwerke, Antiquitäten, Sammlerobjekte ...


    Wenn, dann würde ich in die wahren Edelmetalle investieren, deren Wert von der Nachfrage der Industrie für produktive Zwecke bestimmt wird. Das sind Metalle der Platingruppe oder Seltene Erden.



    Meint


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Die blöden Silbermünzen haben meinen Großeltern während des 2. WK die Versorgung mit Lebensmittel von örtlichen Bauern WESENTLICH erleichtert...

  • Waldschrat


    Sachlich bin ich mehr oder weniger einverstanden.
    Allerdings funktioniert das bei Gold und Silber seit rund 5'000 Jahren in den meisten Kulturgesellschaften.
    Interessant auch, dass besonders China, Indien und sog. "Entwicklungsländer" aktuell recht stark Gold aufkaufen, dies sowohl durch die Zentralbanken wie auch durch Private.


    Klar, EM sind nicht DAS Allheilmittel, als Teil einer Vorsorge aber sicher durchaus sinnvoll.


    Und .... allenfalls etwas "bösartig" und nicht ganz zu 100% ernst gemeint:
    Es konnten sich in den letzten paar hundert Jahren allenfalls mehr Menschen ein angenehmes Leben leisten, die in Kunstwerke investierten als solche, die Lebensmittel bunkerten. :peinlich:



    Bernie

  • Zitat von hspler;134849

    Silber hat eine beschränkte technische Anwendung? Interessant...


    Hallo hspler,


    gemeint war: Würde die Nachfrage nach Silber als Schmuckmetall oder Wertreserve (Wertzuschreibung!) ausfallen und es blieben nur die technisch-industriellen Anwendungen, die zwingend auf Silber angewiesen sind, die sind übrigens in der Tat überschaubar, dann würde der Silberpreis ziemlich abstürzen. Und selbst da finden sich Alternativen. Ein Beispiel aus der Halbleiterindustrie: Bisher hat man von den Siliziumchips auf das lead frame (also die Metallspinne zu den Pins) mit Golddraht gebondet. Es geht nur ebenso gut und langlebiger mit Kupfer. Nur das ist in der Herstellung wesentlich teurer, weil der Bondprozess (im Prinzip Hochfrequenzschweissen) unter Inertgas stattfinden muss. Wegen des aktuell hohen Goldpreises, obwohl der schon wieder am Sinken ist, findet in der Halbleiterindustrie gerade eine grossflächige Umstellung von Gold- auf Kupferbonds statt. Nur wenn die Investition in die Inertgasanlage einmal getätigt ist, dann bleibt selbst bei drastisch sinkendem Goldpreis Kupferbonding immer noch billiger.


    Die Anwendungen als Schmuckmetall werden in einer Krise als erste wegbrechen. Niemand muss sich Silber- oder Goldschmuck umhängen, um zu überleben.


    Bei Elementen der Platingruppe (z.B. Rhodium, Ruthenium, Palladium, Iridium) gibt es nach dem heutigen Stand der Technik keine Ausweichstoffe, ähnliches gilt für viele Seltenerdmetalle. Man darf also davon ausgehen, dass die ziemlich preisstarr nachgefragt werden.


    Viele Grüsse


    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Waldschrat


    Ich würde die technische Verwendbarkeit von Silber nicht unterschätzen. Der Schmuckanteil ist mengenmässig wohl weit weniger wichtig, als Du meinst.


    Silber wird neben der Elektronik in der Solartechnik, Medizin, Bekleidungsindustrie, als Reflektor auf Glasscheiben etc. eingesetzt.
    Dabei sind es zwar teilweise nur recht kleine Menge. Da lohnt sich dann aber (bisher) das Recycling nicht, so dass diese verbauten Mengen verloren sind.

  • Die PV Industrie hat im Jahr 2012 ca. 7% des industriellen Silberbedarfs ausgemacht, aber praktsich alle großen Hersteller beginnen nun auf Kupfer umzusteigen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Hallo Legend



    Kurz googeln mit bspw. "PV Silver copper" oder dann halt auf Deutsch.
    Ich musste mich auch belehren lassen, ändert meine Meinung zu EM aber nicht :winking_face:


    Gruss, Bernie

  • Zitat von Legend;134900

    Darf ich fragen woher Du diese Infos hast?


    Die 7% sind aus dem Gedächtnis (daher ohne Gewähr, ich glaube im Faktenblatt PV des Fraunhofer ISE war das mal erwähnt), den Rest weiß ich, weil ich idR guten Zugriff habe auf das, was im Energiebereich so passiert, ich verdiene damit immerhin mein Geld. Teilweise ist das aber auch schon öffentlich verfügbar, z.B:


    "...Die Module der X-Serie bestehen aus Maxeon-Solarzellen von SunPower, die auf Kupfer-Basis gefertigt werden...."


    http://www.solarserver.de/sola…gsgrad-auf-den-markt.html

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ich hoffe nicht zu stark OT, gehört eigentlich eher in "allgemeine Nachrichten". Sonst bitte ungeniert verschieben (*)


    Interessanter Artikel aus dem Handelsblatt, also nicht gerade die grössten Laien: http://www.handelsblatt.com/fi…-goldpolitik/8078608.html



    - Der Kurssturz an den Goldmärkten wurde durch ca. 400 "virtuelle" Tonnen Goldverkäufe ausgelöst.
    - dazu waren lediglich 750 Mio USD als Sicherheit notwendig, also ein Klacks für Investmentbanken
    - am Freitag wurden Futures-Kontrakte für 1'140 Tonnen Gold umgesetzt, also sehr viel


    im zweiten Teil des Artikels Hinweise auf "Manipulationen" und ein Vermerk Richtung deflationären Schub



    Gemäss http://www.proaurum.ch/home/ak…tig/ad-hoc/game-over.html (ein auch sonst lesenswerter Artikel, auch wenn er von proAurum, einem der grossen EM-Händler stammt)
    - 2/3 der in der Schweiz produzierten Goldbarren gehen aktuell in den asiatischen Markt (CH hat einige der weltweit wichtigsten Barrenproduzenten)
    - Asiaten scheinen "Papiergold" ver- und physische Ware gekauft zu haben (und tun es wohl noch immer)
    - ABN Amro liefert kein physisches EM mehr ab EM-Konten aus, sondern macht einen monetären "Wertausgleich"
    - Spotpreise sind höher als Kurse in der Zukunft (was auf eine aktuelle Verknappung der Ware hinweist)



    Bernie


    (*) Falls das hier fehl am Platz ist: Ich werde den Artikel selbst nicht mehr verschieben / bearbeiten können. Am Freitag gehe ich für 2.5h unters Messer mit einer Rückenop, 10 Tage Spital

  • Zitat von Sampada;134821

    Die Tatsache (ist es eine?), dass EM Werte über z.B. eine Inflation rettet, verstehe ich. Weshalb dann aber dieser historische Tiefststand von Silber in der Krise nach 1930?
    Wie lässt sich die Einschätzung Vieler begründen, dass EM bei einer neuerlichen Krise/ Inflation deutlich steigen wird?


    In einem Krisenszenario erlebt man radikale Umverteilungs- und Enteignungsprozesse. Diese können die Immobilie (SO), das als "sicher" betrachtete Ackerland oder die angelegten Vorräte mit einschließen, aber ganz sicher sind Anleihen, Bankguthaben, Papiergeld und Aktien betroffen.


    Man landet also bei der Asset-Klasse EM (Gold, eingeschränkt Silber), weil diese eines der wenigen Güter ist die sich anonym erwerben, leicht transportieren und gut verstecken lassen. Mit dieser "Versicherung" glaubt man die negativen Umverteilungseffekte begrenzen zu können.


    Wenn man einen regelmäßigen Sparer in D über die letzten 100 Jahre betrachtet, der gleichmäßig in die Asset-Klassen Immobilie, Anleihen, Aktien, EM und Bargeld bzw. Bankguthaben sparte, schneidet EM nicht allzu schlecht ab. Mit etwas Voraussicht erfüllte es seinen Zweck, während die anderen Asset-Klassen zum Teil einen Totalverlust erlitten.


    Den extremen Spitzen nach oben und unten schenke ich nicht viel Aufmerksamkeit, da diese meist durch niedriges Handelsvolumen verzerrt werden. Mag sein, dass irgendjemand in der Krise mal 50 Cent für die Unze Silber ausgerufen hat. Die Frage ist, wer für diesen Preis wieviel Unzen verkauft hat.


    Gegen Seltene Erden als EM-Substitut sprechen die großen Gebinde, z.T. schwierige Lagerung und die fehlende Anonymität. Man kann diese zwar registriert als Rohstoffe physisch erwerben, hat aber nach anonymer Besitznahme kaum einen Abnehmermarkt und mehr Aufwand in Transport und Lagerung als bei EM.


    Falls Dir irgend etwas anderes einfällt, was anonym erworben und Dir nicht so leicht weggenommen werden kann, und weltweit über Jahrhunderte als "wertvoll" akzeptiert wurde, kannst Du das anstatt EM verwenden.


    Wobei ich als "Krise" nicht wirtschaftliche Anpassungsprozesse wie in Griechenland oder Zypern verstehe!


    1938 in Berlin als Jude oder 1945 in Prag als Sudentendeutscher zu leben, DAS war eine Krise. Wie hättest Du in den 10 Jahren zuvor Dein Vermögen strukturieren müssen, um diesen Zustand zu vermeiden bzw. noch möglichst unbeschadet weiter zu leben?


    Das ist Deine Ausgangslage zur Bewertung der Alternativen.


    100% des Vermögens in den "geheimen" SO zu investieren, half in sehr wenig Krisen der letzten 100 Jahre. Etwas EM in der Schweiz gebunkert zu haben, bedeutete "Startkapital" egal vor wem oder was man sein Land verlassen musste.

  • Mit Abstand der beste Text zu diesem Thema,jetzt sollte es eigentlich jeder verstanden haben.