Mentale Stärke, oder kennt Ihr eure Grenzen?

  • Werte Mitforisten
    Neben dem ganzen Gerede über Ausrüstung, Vorräte, Politik sollten wir uns vielleicht mal wieder ein paar Gedanken über das wichtigste Element beim Überleben machen: Der mentalen Ausrüstung.
    Eine kleine Erfahrung der letzten Woche:
    Ich arbeite, wie ich schon an anderer Stelle erwähnt habe, als Eisenleger im Akkord. 80 - 90 Prozent meines Pensums leiste ich draußen auf Baustellen, der Rest sind administrative Tätigkeiten wie Kalkulation, Rechnungswesen etc. Ich mag meinen Job. Er ist verdammt hart, aber nach 12 Jahren im Büro als Projektleiter von Grossbaustellen und einem heftigen Burnout tat mir dieser Schritt enorm gut, da ich wieder vorne an der Front mitbügle und weiss, warum ich abends müde bin. Ausserdem bin ich bedingt durch die sehr harte Arbeit heute mit 41 fitter als mit 30... Auch im Kopf.
    Wir hatten auf einer Grossbaustelle in Engelberg auf ca. 1100 müM. zu tun.
    Ich als Vorarbeiter nahm einen südwesteuropäischen Mitarbeiter mit, wir hatten diverse Kleinarbeiten unter Zeitdruck zu erledigen.
    So weit, so gut.
    Begonnen haben wir um 07.30 Uhr bei 14°C. so gegen 11.00 Uhr begann es leicht zu nieseln, ab 11.45 Uhr schüttete es. Flugs die Regenkleider angezogen und weitergemacht. Die Temperatur lag um 12.15 Uhr, als wir in die Pause gingen, bei +4°C, dazu begann ein heftiger wind aus NW zu wehen.
    Als wir um 13.00 Uhr wieder an die Arbeit gingen fluchte ich zwar innerlich, doch wusste ich, dass der Wetterbericht noch übleres vorhergesagt hatte. Und so kam es dann auch.
    Die Finger wurden steif, der Wind pfiff uns um die Ohren, mein Mitarbeiter begann zu jammern. Da ich solches von ihm gewöhnt bin (Ich zB. Fluche wie ein Eisenleger, wenn mir das Wetter nicht passt) gab ich nicht allzu viel auf sein Gejammer, fragte zwar, ob es geht, aber arbeitete weiter.
    Um 13.30 fiel die Temperatur innert Minuten auf 0° und es begann zu schneien. Horizontal. Innert 10 Minuten war alles weiss, und ich war froh, dass es nun ein bisschen trockener wurde. Mein “Kamerad” dagegen wurde immer langsamer, jammerte immer lauter… und verschwand dann plötzlich ohne Begründung. Nun, dachte ich mir, der muss mal austreten, und arbeitete weiter, innerlich zwar fluchend, aber doch frohen Mutes, dass wir unsere Arbeit bis 17.00 Uhr termingerecht beenden können.
    Als mein Kamerad nach 20 Minuten nicht wieder auftauchte begann ich mich zu fragen, wo er sich wohl versteckt haben könnte. Nun begann ich auch laut zu fluchen. Ich suchte ihn auf der ganzen Baustelle. Eine halbe Stunde lang, bis ich auch mal daran dachte, in unserem Container nachzuschauen.
    Und da fand ich ihn, zitternd und weinend .
    Er konnte einfach nicht mehr, und war auch nicht mit gutem Zureden, anschreien etc. dazu zu bewegen aus dem Container zu treten und weiter zu arbeiten.
    Na ja.
    Ich ging wieder an die Arbeit, jetzt aber richtig laut fluchend, und versuchte, die dringendsten Arbeiten noch fertig zu stellen, was mir auch noch gelang. Um 17.00 Uhr machte ich Feierabend.
    Abends machte ich mir dann so meine Gedanken über den Tag… Und darüber, wie wichtig es ist, auch im Kopf fit zu sein, einen starken Willen zu haben, auch unangenehme Situationen durchzustehen und nicht aufzugeben. Trotz Burnout und 15 Jahren mehr auf dem Buckel bin ich fitter als mein Kollege, der sonst immer den harten Mann, den Übermacho markiert.
    Wären wir in in solchem Wetter in der Wildnis unterwegs gewesen, hätte er den Tag nicht überstanden. Und ich wäre ohne ihn weitergegangen, das wurde mir auch bewusst.
    Fazit:
    - solche Situationen zeigen immer wieder schön auf, wie belastbar man in Wirklichkeit ist. Jeder sollte sich mal so richtig verausgaben und feststellen, wie gut man emotional gepackt hat.
    - Kameraden sollte man sich sehr bewusst und gut auswählen.
    - Verlasst Euch bei der Auswahl auf eure Intuition, sie ist meistens verlässlicher als ein rein rationales Auswahlverfahren.
    Viele Grüsse
    Obwaldner

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr

  • Danke für deinen Beitrag. Leider wird es immer schlimmer bei der Arbeit. Man krüppelt den ganzen Tag, hat künstlichen Stress (verursacht durch den viel zu engen Terminplan) und niemand sagt danke. Wenn ich an meine alten Mitarbeiter denke, werde ich neidisch. Sie schwärmen von früher, als es noch realistische Termine gab und man Zeit für Qualität hatte....


    An meine Grenzen bin ich im Militär gekommen. Das allerwichtigste bei schmerzen ist, dass man nicht daran denkt. Ich denke dabei immer an etwas schönes und dann ist es nur halb so schlimm oder manchmal ganz weg.


    Als wir einen langen Marsch hatten, fingen wir spontan zu singen an. Das lenkte völlig von der Tortur ab.


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    Und das schlimmste bei einer Tortur ist, wenn jemand zu jammern anfängt. Das zieht einfach jeden runter.

  • Obwaldner, das was du beschreibst habe ich gerade bei mir schon über die Jahre oft gesehen, gerade weil ich nicht der körperlich fitteste bin.
    Es gab mehr als eine Situation, wo andere die durchtrainierter waren als ich aufgegeben haben, wo ich weitergegangen bin oder weiter gearbeitet habe. Es ist schlichtweg eine Frage der Einstellung, man kann viel durch mentale Stärke ausgleichen. Das ist nicht nur eine Frage der Erziehung sondern einfach auch des eigenen Willens auch mal die Komfortzone zu verlassen.


    Ich habe oft festgestellt, dass immer mehr den Weg des geringsten Widerstands wählen und hoffen, dass es sich so erledigt. Man kann fast glauben, dass manche gar das Arbeiten verlernt haben. Anders kann ich es mir nicht vorstellen.


    Ein Beispiel aus letzter Zeit, einer guten Bekannten bei der Wohnungsauflösung geholfen (sie musste ins Altersheim), Haus ausräumen. Die Kesselbrut hat stoisch mit seinen 130Kg Gewicht den ganzen Tag Kartons geschleppt, Möbel zerlegt, etc. Die Töchter der Dame waren gar nicht erst angetreten und die Söhne/Schwiegersöhne & Enkel haben nach sage und schreibe 4 Stunden schlapp gemacht, und da waren Sportler dabei, Fussballer, Läufer, etc., ich habe erst nach 9 Stunden aufgehört nachdem das letzte Zimmer besenrein war. Das war ich der Dame einfach schuldig.


    Das Beste kam aber am nächsten Tag, mir wurde vorgeworfen, ich würde das nur tun um mich an das Erbe ran zu machen. Ich habe nur drauf geantwortet, sie sollen doch an dem Geld ersticken und in der Hölle schmoren. Sei es drum, als Kaufmann weiß ich eins, am Ende muss die Bilanz immer ausgeglichen sein...


    Es wir eben immer gerne geredet und diskutiert, aber selten viel getan.
    Dabei finde ich es eben auch wichtig mal die Komfortzone zu verlassen und zu testen wie weit man gehen kann, wenn man genug Herz hat, dann wird man auch überrascht sein, wie viel man leisten kann. Ich war es zumindest nach meinem Selbsttest (vorallem wie gut ich ihn überstanden hab): https://www.previval.org/forum…u-t-International-comfort


    Was man auf keinen Fall vernachlässigen darf ist es seine Stimmung/Einstellung zu unterstützen, bei mir klappt das immer gut durch Singen. Das richtige Lied zum richtigen Zeitpunkt wirkt Wunder...

    Du heil'ger Veit von Staffelstein,verzeih mir Durst und Sünde.

  • Guten Tag miteinander



    Was ich feststellen konnte (Beruf / Militär), waren häufig zwei Dinge die mich oder auch Andere, der mentalen Durchhaltefähigkeit, spricht dem Antrieb, beraubten.



    1. Mit Situationen konfrontiert werden, mit denen man sich mental nie auseinandergesetzt hat.


    - Ich finde, man sollte probieren dem vorzubeugen, indem man, im geschützten Rahmen, sich mental mit möglichst vielen Situationen auseinandersetzt.



    2. Dinge verrichten über längere Zeit, die einem absolut sinnlos und kontraproduktiv erscheinen oder von denen man weiss, dass es nicht gut gehen wird.


    - Versuchen mit einer positiven Grundeinstellung an die Verrichtung zu gehen und nicht über die Dauer nachdenken (zwei Aktendossiers archiviert, ich muss noch 25000 abarbeiten). Man sollte auch versuchen, im Rahmen seines Möglichen, nicht nur die Probleme zu sehen, sondern lösungsorientiert zu arbeiten (erreichbares Ziel / Lösung = Sinn), sofern dies möglich ist.



    Liebe Grüsse stanley

  • Zitat von Kesselbrut;150049

    Das Beste kam aber am nächsten Tag, mir wurde vorgeworfen, ich würde das nur tun um mich an das Erbe ran zu machen. Ich habe nur drauf geantwortet, sie sollen doch an dem Geld ersticken und in der Hölle schmoren. Sei es drum, als Kaufmann weiß ich eins, am Ende muss die Bilanz immer ausgeglichen sein...


    ...Kopfschüttel...



    Die Frage ist für mich, was denn die sogenannte "mentale" Stärke überhaupt ist. Ich denke, dass das von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ist. Oft ist eine eine Frage der Motivation. Oder des gerade vorherrschenden Adrenalinpegels. Aber es auch des "Könnens" wie z. B. el presidente geschreiben hat (Schmerz ignorieren können).


    Ich persönlich lebe danach, dass ich das tue was getan werden muss. Eigentlich ganz einfach. Und in logischer Konsequenz führt das dazu, jedes Problem mit dem Ziel "Lösung" zu überdenken und nicht etwa darüber nachzudenken wie ich in der "Vergangenheit" hätte agieren müssen, damit ich das Problem jetzt nicht hätte. Meine Frau hasst mich manchmal dafür. :lachen:


    Aber seien wir ehrlich: Jeder noch so willensstarke Mensch hat auch mal schwache Momente oder gar Situationen in denen er schlichtweg scheitert. Und da ist es gut wenn jemand zu Seite steht.


    Es gibt aber auch Fälle, wo in der Krise einfach gar nichts mehr geht. Siehe Obwaldners Mitarbeiter. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die Mehrheit genau so reagieren würde. Klagen statt machen, dass trifft es wohl.

    I feel a disturbance in the force...

  • Ich bin in meinem Leben einmal gescheitert, das aber gründlich, und kam nur dank der sofortigen und selbstlosen Hilfe sehr guter Freunde wieder auf die Beine. Doch von kleinster Kindheit an lernte ich, dass aufgeben keine Option ist, was mich in meinem Leben schon öfter an die Grenze des machbaren gebracht hat. Gerade dieser unbändige Wille macht mich selber so stark, dass ich manchmal meine Umgebung an den Rand des Wahnsinns bringe, was in Krisen nicht gerade förderlich sein kann.

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr

  • nun das ist ne ernste begebenheit. aus erfahrung beim schrauben weiss ich wie schlimm das ist,
    wenn das werkzeug an der hand angefroren erscheint, im winter ist das echt die härte.die finger werden unbeweglich und es ist einfach kalt.
    wenns dann noch regnet......ungemütlicher....im kalten kanns ned werden....
    andererseits bin ich auch schon bei zuviel hitze ausgeflippt.....oder wüstensand.....oberätz.


    zum glück hat jeder andere stärken, denn wenn alle dieselben hätten, wäre fast alle stellen unbesetzt.
    mir fällt es auch sauschwer oft meine kaffeetasse zu halten oder den kuli oder den löffel.
    da ist auch nicht viel mit metaler stärke,die hebt die tasse nicht leichter.


    aber sie hebt sie immer wieder aufs neue.ich habe dafür andere talente....bei gefahrenmomenten hab ich hervorragend gefunxt...
    trotz allem habe ich ne sehr gute reaktion, und ich kann gut zuhören. bekomme oft anrufe, wo menschen
    hilfe brauchen..das ist mein "job"..


    und ich kann blitzschnell sachen erkennen, wo andere lange dran raten...so hat jeder seine qualitäten. aber nach einem burnout
    so nen job zu machen, alle achtung. arkord als eisenleger....aber evtl was es das, was du brauchtest.....
    ich sag immer krise(persönliche) als chance.. du bist jetzt leistungsfähiger als früher, kannste stolz auf deine arbeit sein, siehst
    was du mit deiner hände arbeit geschafft hast.....na das hat doch was.
    wünsche dir noch lang kraft dafür und die dazugehörige gesundheit und zufriedenheit.


    was auch sehr wichtig ist, die tagesform, an einem anderen tag hätte das ganze richtig anders ausgehen können....


    lg urban-rolli

    Auch eine Reise von tausend Meilen fängt mit dem ersten Schritt an. (sprichwort,china)


    Anmerkung der Administration: Aufgrund besonderer Umstände darf diese Fori die allgemein gültige Rechtschreibung ausser Kraft setzen!!!

  • Guten Morgen,


    Für mich ist das schlimmste die Überwindung der Angst. Ich war mit den Kindern alleine im Urlaub. Sie wollten unbedingt ein Bergwerk besichtigen. Eine kleine Bahn fuhr kilometerweit in den Berg hinein.


    Als ich die kleine Bahn sah, ausgestattet wie ein Bergarbeiter mit Helm auf dem Kopf wurde mir ganz anders. Als ich in der Bahn saß und der Führer des Zuges die Schiebetüren schloss, dachte ich ich bin eingemauert und komme nie wieder raus. Dann ratterte der kleine Zug in den Berg hinein, mit jeder Strecke wurde mir heißer und schlechter. Raus konnte ich nicht und die Kinder waren auch dabei. Ich fing auch an zu singen, vor Angst.


    Im nachhinein war ich froh, als ich das Bergwerk verlassen hatte meine Angst zu überwinden. Denn wir haben im inneren des Berges viel über die Arbeit der Bergleute erfahren und konnten die riesigen Maschinen sehen mit denen sie Erz abbauten.


    Nochmal, würde ich es aber nicht machen.

  • Weiss nicht, ob das jetzt hierher gehört. Aber letzten Dienstag lief ich zuhause barfuss herum und hatte irgendwie keine Lust, für den Ausflug ins Thermalbad und für den Einkauf danach Schuhe anzuziehen. Also ging ich mal barfuss. War sehr angenehm. Und spannend. Entweder haben viele sich nichts anmerken lassen oder nur 5-10% der Leute haben es überhaupt bemerkt. Gesagt hatte niemand etwas. Ausser am Ende im Dorf, als eine Bekannte meinte, ob mir nicht kalt sei...


    Jedenfalls war es speziell, jenseits einer Konvention unterwegs zu sein. Mental stark nicht wirklich, über meiner Grenze auch nicht. Aber jenseits der Gewohnheit.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Hi,


    es ist sehr schwierig mit schwächeren Menschen zusammenzuarbeiten, aber es ist auch eine sehr wichtige Fähigkeit, weil nun mal immer einer der Schwächste ist.
    Vielleicht sei dem OP das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg Matthäus 20, 1-16 nahegelegt.



    Nick

    Quidquid agis prudenter agas et respice finem

  • Nun, ich habe in meinem Leben in diversen Jobs und auch der Armee Menschen ausgebildet und angeführt. Mein Motto war dabei immer, dass ich als Anführer und nicht als Befehlsgeber angesehen werden will. Dies bedeutet auch, vor allem während der Ausbildung, die nie beendet ist, die Stärken und Schwächen der Kameraden zu erkennen und diese gezielt zu fördern resp. zu eliminieren, soweit das möglich ist. Ich nahm mir ebenfalls Pattons Zitat zu Herzen, den Menschen Ziele und weniger das vorgehen zu definieren. Ich war die letzte Woche nur erstaunt, wie gering der Durchhaltewillen meines Mitarbeiters war. Heute führten wir ein längeres und sehr konstruktives Gespräch miteinander darüber, welche Erwartungen wir in Zukunft aneinander stellen dürfen. Und auch müssen, wenn wir unsere gemeinsamen Ziele erreichen wollen. Ich bin gespannt, wie es sich entwickelt...

    Man darf in der Demokratie eine Meinung haben, man muss nicht. Es wäre ganz wichtig, dass sich das mal rumspricht: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    Dieter Nuhr

  • Hallo,


    ich lese diese Diskussion mit großem Interesse. Der Themenstarter hat eine klare Frage gestellt und daher will ich auch erstmal eine klare Antwort geben: Nein.


    Es gab Zeiten an meinem Leben an denen bin ich an das gekommen was ich meinen persönlichen Zerrreispunkt nennen würde. Vielleicht bin ich sogar darüber hinaus gekommen. Aber - was ist eigentlich eine Grenze? Hat diese Kollege mit dem in dem Moment nichts mehr ging seine Grenzen kennen gelernt, oder haben sie sich dadurch verschoben?


    Ich denke letzteres. Ich arbeite viel mit Menschen im Freien und vielfach geht es darum, dass ich letztlich Geld dafür bekomme anderen dabei zu helfen ihre Grenzen zu verschieben. Um seine eigenen Grenzen zu verschieben muss man seinen Komfortbereich verlassen. Immer wieder.


    Zurück zu dem Beispiel von der Baustelle: Letztlich ist es nur so, dass dort bei gleichen Bedingungen - Arbeit + Wetter - 2 Individuen aufeinander trafen deren Lebenserfahrungen sie unterschiedlich haben reifen lassen was die aktuelle Situation anbelangte. Das kann in einer anderen Situation auch genau umgekehrt aussehen. Aus diesem Grund macht es nicht viel Sinn im Ramen solcher Erlebnisse über andere zu urteilen. (Nicht das das hier jemand getan hätte - doch Menschen neigen generell schnell dazu)


    Was heißt das nun für den ambitionierten Prepper?


    Meiner Meinung nach, reichen Vorräte nicht aus sondern müssen durch regelmäßiges artgerechtes Leben ergänzt werden. Was nützen mir alle Ravioli dieser Welt wenn ich zu viel Angst habe mich könnte beim öffnen der Dose jemand hören? Art gerechtes Leben ist ein Leben - wiederum in meinen Augen - in dem ich immer mal wieder Dinge probiere. Ich sage damit nicht, dass nun jeder jede Nacht in einer Schlammgrube schlafen soll, aber - um bei dem Beispiel zu bleiben - jeder sollte es mal gemacht haben um zu wissen, das das eine scheiß Nacht ist die man da verbringt, man am nächsten Tag gerädert ist, aber die Welt davon nicht unter geht.


    Seht die Schlammgrube als mathematischen Term, setzt dafür ein was euch verrücktes in den Kopf kommt.


    Und trotzdem, selbst wenn ihr das lebt, werdet ihr eure Grenzen nicht kennen lernen, sondern nur verschieben. Immer wenn ich meine eine Grenze zu kennen, lerne ich früher oder später, dass es danach noch, sehr, sehr viel weiter geht.


    Grüße,


    Frank

  • Ich kenne meine (Belastungs-/Schmerz-)Grenze nicht, zumindest war ich dort noch nie. Ganz gewiss auch nicht beim Militär.


    Ich muss die aber auch nicht kennenlernen...


    Wie die meisten Menschen habe ich meine Phobien, also bestimmte irrational überhöhte Ängste, aber zählen Dinge, die man sich deswegen nicht traut, denn schon als Grenzen?

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Dann will ich auch mal etwas tiefer graben. Leider habe ich schon mehr Grenzen von mir erfahren als mir lieb ist.


    Ein Beispiel aus der Jugend: Als Jugendlicher hatte ich die ca. (keine Lust nachzuzählen) siebte Operation wegen eines Geburtsfehlers. Eine Gelenkoperation. Nach der OP hatte ich bisher nicht gekannte Schmerzen. Die schlechte Nachricht kam von den Ärzten, dass ich bereits das stärkste Schmerzmittel erhalten hatte (Morphin oder morphinähnlich, wenn ich mich richtig erinnere). Und trotzdem weinte ich vor Schmerz. Irgendwie überstand ich es. Während mehreren Monaten (vielleicht 6, weiss es nicht mehr genau) ging ich an Krücken und durfte das Gelenk kaum belasten (und die Muskeln atrophierten...). Irgendwann durfte ich dann wieder belasten. Es tat höllisch weh. Wie gewohnt biss ich auf die Zàhne und experimentierte selbst im Umgang mit Schmerzen (Tipps gab es von den Ärzten keine, glaube ich, Bücher las ich auch keine darüber). Eine Technik war zu schauen, wo der Schmerz ist. Ob im Gelenk oder auch im Kopf. War er auch im Kopf, so sagte ich mir, dass der Schmerz nur im Gelenk sei, um so wieder Raum im Denken zu bekommen, Aufmerksamkeit für anderes übrig zu haben. War das schwierig, so hatte ich mich jeweils hart woanders gekniffen, um mich mit einem geringeren Schmerz vom grossen Gelenkschmerz abzulenken. Sehr viele Jahre später habe ich irgendwo gehört, dass die britische Armee dies den Soldaten beibringe. Sich eine kleine Wunde zuzufügen, um die Aufmerksamkeit von einer grösseren/lebensbedrohlichen wegzubekommen, was die Überlebenschancen erhöhen soll (vielleicht weniger Aufregung/Puls, als wenn der Fokus auf der grossen Verletzung bleibt).


    Schwierig zu sagen, wo ich heute stehe. Einerseits bin ich durch die Operationen höchst wahrscheinlich an gewissen Körperstellen schmerzempfindlicher. Andererseits verfüge ich über Erfahrungen, wie ich mit grossen Schmerzen umgehen kann. So bin ich z.B. wandern gegangen, obwohl ich danach 2-3 Tage lang Gelenkschmerzen hatte. Und vor kurzem konnte ich sogar einen 25kg-Rucksack über ca. 1km tragen und anderweitig belastende Arbeiten erledigen ohne dass ich die früheren Schmerzen hatte. Weil ich seit 3-4 Monaten nach "Fit ohne Geräte" trainiere und die aufgebauten Muskeln anscheinend das Gelenk bereits derart gut stützen können (zusätzlich zum neuen, etwas höheren Wanderschuh als bisher). Das hätte ich früher nicht für möglich gehalten, dass es sogar nochmal besser wird in meinem Leben (damals hoffte ich einfach auf keine Verschlechterung, Arthrose, etc.).


    Herzliche Grüsse
    linthler


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    Zitat von Opa;150245

    weil nun mal immer einer der Schwächste ist.


    Situationen können sich vielleicht sehr schnell so verändern, dass jemand anderes der schwächste ist. Je nachdem, welche Fähigkeiten gefragt sind. Jeder hat Schwächen und Stärken. Gut, je nach Situation kann eine Schwäche zum "Killerkriterium" werden, dass z.B. jemand zurückgelassen werden muss. Aber vielfach dürften Schwächen erst dann zum Problem für eine Gruppe werden, wenn der Schwächere "komplett" aufgibt, sich nur noch schwach sieht (und nicht mehr das, was er auch noch an Stärken/Gutes in die Gruppe einbringen könnte) oder aufgegeben hat (sich abhängt oder sich tragen lassen will, nicht mehr bereit ist, zur Gruppe beizutragen).


    Herzliche Grüsse
    linthler


    [COLOR="silver"]- - - AKTUALISIERT - - -[/COLOR]


    Zitat von Cephalotus;150277

    aber zählen Dinge, die man sich deswegen nicht traut, denn schon als Grenzen?


    Sehr gute Frage. Obwaldner hat ja nach mentalen Grenzen gefragt. Da würde ich die mit dazu zählen. Und wie Frank bereits erwähnt hat gibt es viele "Grenzen", die keine absoluten sind, sondern sich verschieben lassen, z.B. mit Willenskraft (z.B. Angstüberwindung) und dem Aufbau von Gewohnheit oder Änderung im Umgang (z.B. Angstabbau), Anpassung (z.B. an chronische Krankheiten/Schmerzen).


    Manche Grenzen dürften eher Bequemlichkeitsgrenzen sein (die Nacht in der Schlammgrube), andere gehen ans Eingemachte. Die allerletzten mentalen Grenzen, die letzten Kräfte mentaler Stärke dürften wir wahrscheinlich erst unter Folter erfahren. Der Wille jedes Menschen kann gebrochen werden. Aber je nach Resilienz gelingt es dem Menschen mit gebrochenem Willen, seine Würde zu behalten.


    Was Folter so anrichten kann, davon erhält man als Eltern einen kitzekleinen Geschmack, wenn man wochen- bis jahrelang Schlafentzug und Schlafstörungen ausgesetzt ist. Allerdings verursacht von kleinen Menschen, die einen bedingungslos lieben, was schon mal ein grundsätzlicher Unterschied ist.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von FrankD;150261

    das das eine scheiß Nacht ist die man da verbringt, man am nächsten Tag gerädert ist, aber die Welt davon nicht unter geht.


    Schaue ich um mich glaube ich eine Menge Eltern zu erleben, die ihre Kinder so sehen: "Der/Die ist doch noch viel zu klein für...", "Das ist doch viel zu hart...", "Lass mich das für Dich...", usw. Eingepackt in Watte, Steine aus dem Weg geräumt. "Können" diese Kinder nicht mehr laufen werden sie sofort getragen (auch noch mit 4...) oder es wird umgekehrt. Ich weiss, jedem das Seine und jedes Kind ist anders, trotzdem bin ich immer wieder mal entsetzt, was ich so an Haltungen gegenüber Kindern mitbekomme. Wären Kinder so, wie leider anscheinend nicht zu wenige Eltern sie sehen, die Menschen wären längst ausgestorben.


    Natürlich war es nicht toll, als die 6-jährige Tochter im verschneiten und bereits dunklen Wald Angst bekam wegen den rauschenden Blättern und wieder heim wollte wegen den Geistern. Ich hielt sie umarmt, erklärte ihr, dass es keine Geister gäbe und dass dies nur der Wind sei. Dass wir weiter zurücklaufen müssten als wenn wir noch bis zur Biwakstelle gingen. Dort angekommen eine Brennpaste entzündet, was sie zusätzlich beruhigte. Dann klammerte sie sich noch an mich, weil sie das erste Mal einen Waldkauz singen hörte. Auch da sie ernst genommen und beruhigend erklärt. Am Morgen danach ein strahlendes Lächeln in ihrem Gesicht, Stolz. Und ein gemeinsames Lachen über nicht gesehene und daher nicht vorhandene Geister im Wald. Zuhause dann auf der Vogelwarte-Website nochmals den Waldkauz angehört und mit einem Bild verpasst, seither ist der bekannt und vertraut. Für viele andere Eltern bin ich wohl ein Rabenvater. :face_with_rolling_eyes: Ist mir aber egal, wenn ich dafür krisenerfahrenere (z.B. Geisterängste), selbstbewusste und frustrationstolerantere Kinder habe. :) Wenn man so Kindergärtnerinnen und Lehrmeister hört, soll es ein Problem sein, dass etlichen Kindern/Jugendlichen die Erfahrung fehlt, mal einfach weitermachen zu müssen, wenn man keine Lust mehr hat oder nicht mehr zu "können" glaubt.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von linthler;150287

    Schaue ich um mich glaube ich eine Menge Eltern zu erleben, die ihre Kinder so sehen: "Der/Die ist doch noch viel zu klein für...", "Das ist doch viel zu hart...", "Lass mich das für Dich...", usw. Eingepackt in Watte,...


    Die kleine Tochter einer guten Bekannten meiner Freundin ist vor ein paar Monaten beim Klettern blöd gefallen und gestorben. Das ist halt die andere Seite der Medaille.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Zitat von Cephalotus;150290

    Die kleine Tochter einer guten Bekannten meiner Freundin ist vor ein paar Monaten beim Klettern blöd gefallen und gestorben. Das ist halt die andere Seite der Medaille.


    Und???


    - Die Tochter einer Bekannte ist überfahren worden.
    - Die Tochter eine Bekannten ist an Meningitis gestorben
    - Die Tochter einer Bekannten ist an einer Heroin Überdosis gestorben.


    Was soll man sagen, das Leben ist hart und am Schluss stirbt man.


    Sicher ist, wenn man versucht seine Kinder von allen Gefahren fern zu halten, erreicht man das man denen eine schreckliche Kindheit gegeben hat und man kann sicher sein wenn die mal (als Kinder, Jugendliche oder Erwachsene) einer gefahr ausgesetzt sind, dass sie genau in diese rein laufen.


    Mehrmals erlebt bei uns mit behüteten Stadt Kindern die zu Besuch waren. Die verstauchten sich schon die Füsse auf dem Pflasterstein. Das waren die einzigen die an der aufgehängten Sense fummeln mussten um sie anschliessend auf den Kopf zu kriegen. Man musste denen auch verbieten in der Scheune aufs Stroh zu springen (was die eigenen taten) weil die sich unweigerlich dabei verletzen. Heute werden Kinder zu mentalen und physischen Krüppeln von ihren Eltern erzogen weil die Eltern so eine Angst um ihre Brut haben, das diese in eine Sicherheits Zwangsjacke gesteckt werden.


    Wenn ich mich an meine Kindheit errinere: Um 07:00 aus dem Haus, um 12:00 schnell was essen und dann wieder raus bis 19:00. Zwischendurch irgendwo, im Wald, auf dem Feld, auf einem Traktor, in einer Scheune oder einem Baum. Und natürlich haben wir als Kinder Scheissen gebaut, genauso wie meine Kinder es mir als Erwachsenen erzählt haben. Aber das Glücksgefühl alleine, ohne überwachende Erwachsenen sich seine Welt zu bauen, kann man mit keinem Computerspiel oder rechteckigen Verblödungskasten erkaufen.


    Mir tun diese Kinder mit Kluckenden Eltern unendlich Leid, denn die verpassen die schönste Momente einer Kindheit.




    Moléson

  • Mir hat es im Leben immer geholfen das ich schon seit meiner Kindheit ein positives Denken habe. Das heißt, auch wenn man selber auf die Fresse fliegt dem noch etwas Gutes abzugewinnen. Jedes Scheitern ist ja auch ein Lernen und manchmal auch ein Neuanfang. Das ist ja das Spannende am Leben, man kann letztendlich nix voraussehen.


    Eine Enttäuschung wie sie jeder von uns ja schon erlebt hat auch immer eine gute Seite, alleine schon wenn man sich das Wort ent-täuscht anschaut zeigt es ja, das eine vorhergehende Täuschung von einem abfällt, man hat also dazugelernt und wird in zukünftigen Situationen vielleicht "besser" reagieren.


    Diese positive Grundeinstellung zum Leben selbst ist für mich die Basis für mentale Stärke, denn dann ist die Chance sich selber aufzugeben geringer. Man muß lernen das Leben zu lieben. Mit allen Aufs und Abs, in seiner Ganzheit, sozusagen das Gesamtbild.


    Eine weitere Sache die für mich mentale Stärke ausmacht ist die Fähigkeit zwischen "Nachdenken und Abwägen" und einfach mal "Machen" eine Grenze zu ziehen. Mann kann sich über unendlich viele Sachen Gedanken machen und das von allen Blickwinkeln her geistig durchspielen, aber irgendwann muß man es auch tun. Man muß auch erkennen, dass man nicht ewiglich nur im geistigen Raum aufhalten kann, man muß wirklich Dinge "machen" um selber dazuzulernen, sonst fehlt die wirkliche Erfahrung. Und man muß akzeptieren, dass man nicht perfekt ist, lieber mal nach der 80-20-Regel verfahren und an einigen Dingen scheitern, so lernt man. Aber das ist 1000 mal besser als im reinen Nachdenkstadium hängen zu bleiben und am Ende nichts umzusetzen.


    Und Ehrlichkeit ist für mich ein Weg mentale Stärke zu erreichen. Wenn man ehrlich zu sich selbst und zu seiner Umgebung ist, fällt vieles leichter, obwohl der Weg zur Ehrlichkeit manchmal recht schwer sein kann. Aber ohne diese Authentizität der eigenen Ehrlichkeit wird man auch von Anderen viel weniger akzeptiert. Für mich war die größte Herausforderung diese Ehrlichkeit in meiner ganzen Abteilung durchzusetzen, das hat nahezu 3 Jahre gedauert, dafür erreichen wir jetzt Ziele die vorher undenkbar gewesen sind. Teilweise fällt wirkliche Ehrlichkeit mir auch noch heute schwer (die kleinen Notlügen die manchmal so praktisch sind) aber ich zwinge mich das konsequent durchzuziehen. In Konfliktsituationen zwar manchmal in freundlichere Worte gepackt als ich es lieber sagen würde, aber immer von der Message her eindeutig.


    Für mich ist mentale Stärke auch offen Gefühle zeigen zu können und Nichts aufzustauen, was sich sonst in ganz anderen Bereichen durch verquere Reaktionen zeigt. Das zeigen von Gefühlen hängt bei mir auch ganz eng mit dem Handhaben der Ehrlichkeit zusammen.


    Wichtig für eine gute Basis für die mentale Stärke ist auch sich selber nicht zu wichtig zu nehmen, es gibt Millionen Leute die in anderen Bereichen viel mehr Wissen und Fähigkeiten haben als man selbst, aber was man selber macht sollte man immer mit vollem Einsatz tun, nicht enttäuscht sein wenn es fähigere Personen gibt (die sind immer da), hautsache machen und dabei lernen. Und natürlich über sich selber lachen können, auch mit anderen Menschen zusammen. Keiner von uns ist der Nabel der Welt.


    Bei allen Punkten (und zur mentalen Stärke gehört auch noch viel mehr) bin ich weiss Gott nicht perfekt, habe aber das Gefühl auf einem ganz guten Weg zu sein. Und ich denke gerade bei uns Preppern ist ja häufig der Weg das Ziel.....

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Zitat von Cephalotus;150290

    Das ist halt die andere Seite der Medaille.


    Das ist tragisch. Ich wollte keineswegs sagen, dass man unnötig hohe Risiken eingehen oder seine Aufsichtspflichten nicht erfüllen soll (will damit überhaupt nicht sagen, dies treffe auf Deine Bekannte zu). Aber ist es nötig und langfristig sinnvoll, ein Kind, das gerade müde vom Laufen und quengelig ist, einfach zu tragen? Oder auch beliebt: es davon abzulenken (schau mal da vorne, die Blumen, die Kühe, gehen wir bis dahin...)? Mein Ansatz war und ist immer, die Kinder diese Gefühle erleben und aushalten zu lassen. Sie dürfen immer sagen, wann und wie lange sie Pause machen möchten. Aber getragen habe ich sie nicht mehr ab dem Zeitpunkt, als sie genügend Kraft in den Beinen hatten. Und so lief unser Sohn mit 3 Jahren rund 4h und um die 8km weit. Ohne zu murren, aber in seinem Tempo und mit seinen Pausen. Ich bin 100% überzeugt, dass ich das auch mit all den Kindern hinbekommen hätte, die gemäss ihren Eltern kaum laufen wollen. Langeweile aushalten lassen wäre ein weiteres ähnliches Thema.


    Das andere ist das, was ein Kinderarzt mal sagte. Es gibt Kinder, die überleben Stürze aus dem zweiten Stock. Andere fallen aus dem Bett und sind tot. Tja, nun die Kinder auf dem Sofa klettern lassen oder nicht?


    Man kann sich auch mal selbst überprüfen, ob man die grössten Gefahren für Kinder kennt und ob das eigene Verhalten mit den Einschätzungen überein stimmt:
    http://www.gdv.de/wp-content/u…runfaelle-Schmidt_GfK.pdf
    Weiteres: http://www.kindersicherheit.de/html/daten.html


    Dann gibt es die grundsätzlichen unterschiedlichen Einstellungen, ob man Kindern die Einschätzung und den Umgang mit Gefahren beibringt oder Gefahren einfach vermeidet (bis die Kinder mal ohne Erwachsene darauf stossen oder das reizvolle Geheimnisvolle erkunden wollen). Ich versuche bei gefährlichen Dingen nach Möglichkeit, den Kindern Fehler vorzudemonstrieren (natürlich ohne mich dabei richtig zu verletzen). So dass sie sehen können, warum man das Messer so hält, aber auch warum nicht anders.


    Und die erwähnte Tatsache von Moléson, dass Kinder in ihrer Kindheit noch nie so wenig Zeit ohne Überwachung durch Erwachsene hatten, finde ich auch hochproblematisch. Wobei z.B. gute Kitas dieses Thema angehen und älteren Kindern auch Freiräume ohne Erwachsene schaffen. Aber allein herumstreifende Kinder im Wald habe ich bisher nie erlebt, abgesehen von den organisierten Formen Pfadi, CEVI, usw. Und dies an Stellen, wo früher Kindergruppen "ihren" Wald abgesteckt hatten. Und heute leben mehr Leute im gleichen Gebiet (wobei vielleicht nicht unbedingt so viel mehr Kinder als früher).


    Vielleicht etwas OT, andererseits denke ich, zeigt es auch gut auf, dass mentale Stärke auch stark davon abhängt, was wir als Kinder mit auf den Weg bekommen haben.


    Herzliche Grüsse
    linthler

  • Zitat von Obwaldner;150036


    Die Finger wurden steif, der Wind pfiff uns um die Ohren, mein Mitarbeiter begann zu jammern. Da ich solches von ihm gewöhnt bin (Ich zB. Fluche wie ein Eisenleger, wenn mir das Wetter nicht passt) gab ich nicht allzu viel auf sein Gejammer, fragte zwar, ob es geht, aber arbeitete weiter.


    Und da fand ich ihn, zitternd und weinend .
    Er konnte einfach nicht mehr, und war auch nicht mit gutem Zureden, anschreien etc. dazu zu bewegen aus dem Container zu treten und weiter zu arbeiten.


    So wie Du ihn beschrieben hast, würde ich sagen, daß er sich geschämt hat (vor Dir und sich selbst), daher das Weinen.
    Er musste sich vielleicht widerstrebend eingestehen, daß Du der härtere Kerl von Euch zwei bist.
    Möglicherweise hattest Du die höhere Motivation den Auftrag trotz widrigem Wetters termingerecht zu erfüllen. Für ihn hingegen war das nicht sein höchster Wert. Deshalb ist es wichtig, daß allgemein gesehen, alle Mitglieder einer Truppe möglichst dieselbe Zielsetzung und Information haben müssen, damit sie wissen, wofür sie sich gegebenenfalls den A.... aufreissen, wenn es anstrengend wird. Vielleicht sollte man als Boss einer Truppe lieber mehr Personen für eine Aufgabe einsetzen, wenn absehbar ist, daß es wettertechnisch schwierig wird. So wird man sicher und schneller fertig, ev. kann fallweise der schwächste mal eine Pause einlegen und nachher weitermachen.


    Mentale Stärken sind je nach Anforderung verschieden.
    Da wo Dein Kollege bei Kälte nicht mehr kann, bist Du eben leistungsfähiger und hältst länger durch.
    Vielleicht aber hält der Kollege nach einem Schiffsuntergang länger schwimmend im Wasser aus als Du?


    In Situationen wo man an seine Grenzen kommt, ergibt sich ganz von selber: Fluchen, Schimpfen, Jammern, Weinen, Selbstzweifel. Das alles garniert mit Frieren, Schwitzen, Schmerz und Leiden und Gefahr.
    Ist auch ein Unterschied ob man allein ist und wie man damit fertig wird, oder in einer Gruppe, wo man sich gegenseitig aufbauen kann oder umgekehrt durch Streiten zusätzlich Energie raubt.


    Beim unfreiwilligen An-die-Grenzen gehen stellt sich noch eine Frage: ist das konkrete Leiden alternativlos?
    Deshalb wenn möglich, mal kurz hinsetzen und überlegen: wie kann ich es mir leichter machen? Wo gibt es einen anderen (Aus)weg als den jetzigen?