Medizinische Versorgung ohne Krisenfall

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  • Hallo Prepper und Survivalisten,


    in diesem Forum wird ja immer wieder besprochen, wie man eine medizinische Versorgung sicherstellen kann, wenn eine Krise eintritt.
    Nun bin ich ja selber diplomierter Krankenpfleger und habe vorher einige andere Berufe im Gesundheitssystem in Deutschland und Österreich ausgeübt. Meine Frau ist Assistenzärztin auf der Lungenabteilung in einem Universitätsklinikum.


    Ich glaube, die wahrscheinlichste gesellschaftspolitische Krise, ist ein Zusammenbruch der medizinischen Versorgung - als eigenständige Krise, nicht als Folge einer anderen.


    In den letzten 15 Jahren tauchen in den Medien immer öfter Meldungen über Ärzte- und Pflegemängel auf - besonders in den letzten 5 Jahren besonders häufig. Selbst RTL sendet mit Wallraff einen fragwürdigen Bericht, der, wenn auch total überspitzt, schon jetzt reale Auswirkungen zeigt - die keine seltenen Ausnahmen darstellen.
    Im Alltag bemerken wir das schon eine Weile, aber gerade in den letzten paar Jahren spitzt es sich massiv zu - so werden Turnusarztstellen oft nicht mehr besetzt, weil es keine Bewerber mehr gibt. (Turnus = 3 Jahre auf versch. Stationen, dann erst Ius Practicandi - also Erlaubnis als Allgemeinmediziner zu agieren) Das ist insofern erschreckend, da gerade in großen zentralen Häusern die Personalsituation oft besser ist, als in kleinen Häusern in der Peripherie. Auch Assistenzstellen bleiben oft länger frei, als gedacht. Meine Frau arbeitet an vielen Wochen 60+ Stunden, Ausnahmen darunter sind selten.
    Letztens ist in einem österreichischen Klinikum aufgefallen, dass ein Chirurg in einer Woche 7 Tage hintereinander 12-Stunden-Schichten gearbeitet hat, was die erlaubte Maximalarbeitszeit von 72 Stunden "leicht" überstieg. Die Realität in "unserem" Haus ist ähnlich, wird aber durch Fälschungen der Anwesenheitszeiten kaschiert.


    Mein Thema in meiner Fachbereichsarbeit (ein Teil der Prüfungen zum Berufsabschluss als Pflegefacherson) war der jetzige Fachkräftemangel in der Pflege, wo ich bemerkt habe, dass in Österreich ca. 30% der Pflegefachpersonen (zumeist weiblich) über 50 sind, der Anteil der unter 30-jährigen aber nur etwa 10% ausmacht - bei derzeit gleichbleibenden Abschlusszahlen. Ergo also innerhalb von 10 Jahren im optimistischsten Fall 15% der aktuell vorhandenen Pflegekräfte einfach weg sind. Und das aber bei steigender Arbeitsbelastung, die schon jetzt so hoch ist, dass Patienten in Lebensgefahr sind (Bspw.: Hygienemängel). Schon jetzt fehlen im Alltag zusammengerechnet etwa 10% der Pflegefachkräfte und Pflegekräfte allgemein. In 10 Jahren dürften dann etwa 1 von 4 Pflegekräften fehlen.
    Das ist in Deutschland so ziemlich das selbe.
    Erschreckend wird es, wenn man Zahlen kennt. So gibt es in D etwa 1,4mio Pflegekräfte. In Ö, weil kleiner, etwa 150tausend. Ihr könnt euch ausrechnen, wieviel davon 15% sind. Um das später auszugleichen, müssten ab sofort in D zig Tausend junge Menschen eine Pflegeausbildung starten - soviele Schulen haben wir nicht, geschweige denn Lehrer.


    Doch nicht nur das, in einem anderen Thread wurde schon die Thematik erwähnt, dass bereits jetzt schon Medikamente nicht immer in ausreichenden Mengen lieferbar sind. Und das dies keine "exotischen" Medikamente sind, sondern welche, die im System standardmäßig verschrieben werden.


    Worauf ich hinaus möchte:
    Ist euch bewusst, dass wir auch ohne eine explizite gesellschaftliche Krise schon jetzt auf eine lebensbedrohliche Situation zusteuern? Vielen wird sicher klar sein, dass zu wenig Ärzte nicht gut sind. Aber viele wissen nicht, dass eine Pflegefachperson in vielen Fällen den Unterschied zwischen Leben und Tod macht.
    Dazu müsst ihr nicht erst alt werden. Eine Mandel- oder Blinddarm-OP erwischt auch ansonsten gesunde Menschen. Mal eine FSME bekommen oder angefahren werden reicht aus, kompetente medizinische und pflegerische Hilfe zu benötigen. Auf meiner Intensivstation habe ich öfters Herzinfarkte, die sind weit unter 50 (mein jüngster zuletzt 43 - "witzigerweise" ein Rettungssanitäter).


    Daher also meinerseits mal ein paar Fragen in die Runde:[INDENT]- Wie glaubt ihr, können wir uns auf eine Situation vorbereiten, in die adäquate medizinische Versorgung nicht mehr gewährleisten kann und mehr oder minder die einzige Krise darstellt?
    - Wie lange wird so eine Krise dauern, in der man nicht einfach mal "bildungsferne" Menschen einsetzen kann, da es sich um fachlich höchstwertige Berufe handelt?
    - Tut ihr schon jetzt etwas? Engagiert ihr euch zum Beispiel politisch? Oder schreibt Abgeordneten eure Wünsche als mündiger Bürger?
    - Glaubt ihr, dass unser preppen, was medizinische Güter angeht, ausreichend sein kann, um einer solchen Krise, auf die seit Jahren zugesteuert wird, gewachsen zu sein? Besonders unter dem Augenmerk, dass sich zur Zeit keiner aktiv und nachhaltig um die Verbesserung kümmert? Und das mehr Personal mindestens 3 (Pflege) bzw. 5-6 Jahre (Mediziner) dauern wird?
    - Oder habt ihr, weil dessen bewusst, gar selber eine Ausbildung in der Richtung absolviert?
    [/INDENT]



    Ich habe das Gefühl, dass Ihr sehr wohl um den Wert der Gesundheitsvor- und fürsorge wisst. Aber ich möchte darauf aufmerksam machen, dass dieser Bereich ganz alleine auf eine Krise zusteuert und nicht alleine als Folge einer anderen Krise auftauchen wird. Außerdem wird diese Krise in meinen Augen besonders langwierig, da die schiere Menge an benötigten Personal viel Zeit bzw. Geld kosten wird.


    Um euch die Situation noch etwas näher zu bringen: http://www.freitag.de/autoren/…g/katastrophe-krankenhaus mit einem zitierwürdigen Teil: "ständige Überlastung bewirkt bei Menschen, dass sie zwar immer besser funktionieren, dafür aber immer weniger wahr nehmen was sie tun. Menschliche Medizin braucht teilnehmendes Mitgefühl, Funktion distanziert. Je imperativer die ökonomische Fuchtel dominiert, desto inhumaner wird Medizin. Patienten sind keine Kunden, Gesundheit keine Ware, Ärzte und Schwestern kein Service-Personal, Kliniken keine Reparaturbetriebe. Soll ein Gesundheitssystem Gewinn erbringen, muss es funktionell sein. Medizin als zwischenmenschliche Beziehung wird dabei versachlicht. Profit für Wenige macht Alle zu Opfern. Interessanterweise wird die unerbittliche Kälte dieser Entwicklung allgemein ignoriert."



    Mich interessiert hier besonders die Meinung medizinischer Laien, denn Gesundheitspersonal weiß warscheinlich eh, was los ist...


    Grüße
    Basmyr

  • Ein bisschen seit ihr es mit euren Turnusärzten aber schon selber schuld. Ich kenne jede Menge Kollegen, die direkt nach dem Examen aus A nach D gekommen sind, da sie hier direkt in die Facharztweiterbildung einsteigen konnten (und nicht wie nach eigenen Aussagen - ich sehe das etwas anders - erst drei Jahre verschwenden müssen).


    Ich persönlich stecke ja im gleichen System/Problem, denn es sieht in Deutschland auch nicht viel besser aus. Ich würde das allerdings nicht unbedingt am Personalmangel festmachen, denn der ist hausgemacht. Personal fehlt nicht (nur) weil es wenig Fachkräfte/Ärzte gibt, sondern vor allem, weil die Personalschlüssel als enormer Kostenfaktor rigoros runter gekürzt werden. Selbst bei Minusstellen (laut Personalschlüssel) werden - wie hier z.Zt - Einstellungsstopps verhängt. Das ist das eigentliche Problem. Niemand der entscheiden kann/darf interessiert sich für den Patienten, niemand dafür, wie es in 10 Jahren aussieht. Nur die Bilanz am Jahresende (RENDITE!!) ist entscheidend. So lange sich das nicht ändert werden wir mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben und irgednwann gegen die Wand fahren.


    Ich persönlich gehe das so an, dass ich für mich eine möglichst breit aufgestellte Ausbildung und damit Fertigkeitenpalette anstrebe. Also nicht nur Fachidiot und dann Rente. Zusätzlich halte ich es für unabdingbar eigene Kontakte und damit Netze im System zu knüpfen. So wird der eigenen Person und Menschen für die man bürgt/Gefallen einfordert/vergibt auch an der Bürokratie vorbei geholfen. Zweites Standbein: Gesund leben/ernähren und Sport treiben. Um so geringer die Chancen zum Patienten zu werden, um so besser (dazu zählt für mich u.a. auch das Rückrat mich nicht bei 60h+/Woche ausbeuten zu lassen. Denn den Stress muss ich nicht haben und die Tage sind auch so schon viel zu kurz :winking_face: )


    Schönen Vater/Herrentag


    Um es zu komplettieren:
    - Ich habe das Medizinstudium (und die vorherige Ausbildung) völlig ohne Gedanken zur Preparedness gewählt
    - Medizinprodukte/Material/Ausrüstung sammel ich, allerdings weniger um damit das kollabierende System zu entlasten/ersetzen. Denn da komme ich als Insider so zum Glück noch recht gut und mit Persoektive auch sicher dran. Hier denke ich eher an den Fall X.

    Take care!

  • Ein weiteres Problem sehe ich darin, daß man sich gegen den Pflegenotstand in deutschen Krankenkassen nicht mal im Rahmen der privaten Krankenversicherung oder einer Zusatzversicherung versichern kann :
    Ich konnte das Dilemma am B eispiel meiner Mutter erleben. Gehübungen fanden im Krankenhaus alle paar Tage statt, weil die Halbtags-Krankengymnastin für etliche Stationen zuständig war. Hilfe beim Essen-Eingeben Fehlanzeige. 4 Wochen lang nur Flügelhemdchen. Die beste Versorgung war noch auf der Intensiv-Station. Pflegekräfte die Deutsch als Umgangssprache beherrschten waren eher die Ausnahmen. Nach 4 Wochen wurde sie erstmals geduscht und die Haare wurden gewaschen, mal will ja schließlich nur adrett gepflegtes Patientengut an die REHA-Einrichtung ausliefern .


    Wie gesagt, Einzelzimmer und Chefarztbehandlung sind möglich und über Versicheurngen absicherbar. Wer aber körperlich immobil ist , der hat trotzdem die Arschkarte.
    Es bleibt zu hoffen, daß mal Krankenhäuser aufmachen , die gegen ordentliche Zusatzzahlungen auch mehr als Proll-Kassenqualität mit deutschsprachigen Personal liefern.


    Da setzt die private Vorsorge leider aus.



    Frieder

  • Das ist ein interessantes Thema. :)


    - Wie man sich privat darauf vorbereiten kann, dass eine pflegerische Versorgung nicht mehr möglich sein wird?
    Vermutlich geht das nur durch eine kulturelle Wandlung, weg von alleinlebenden Individualisten, zurück zu größeren Familien oder anderen Lebensgemeinschaften, die sich gegenseitig versorgen können. Natürlich sind das dann auch eher keine Fachkräfte, aber eine Entlastung der professionellen, medizinischen Versorgung hilft da vermutlich schon.
    - Wie lange so eine Situation anhält, wage ich nicht zu raten. Man sollte meinen, dass ein akuter Personalmangel dazu führt, dass die jeweiligen Arbeitgeber sowohl ausgebildete Arbeitskräfte als auch Neueinsteiger mit entsprechenden Gehältern locken. Aber meiner Einschätzung nach wäre das dafür schon längst Zeit gewesen. Ich verstehe eben nicht, wieso Menschen, mit deren Arbeit die Grundversorgung unserer Gesellschaft steht und fällt (Krankenpfleger, Rettungsdienste, Polizisten, Feuerwehr, Ärzte usw.) so schlecht bezahlt werden, dass man schon fast nur noch aus persönlicher Überzeugung so einen Beruf wählen kann. Andererseits bekommen z.B. Leute, die den ganzen Tag mit fröhlochen Ballspielen verbringen und sich dabei meistens noch wie 'ne offene Hose benehmen, absurde Millionengehälter.
    "Kind, du kannst doch nicht Arzt werden wollen! Spiel lieber mehr Fußball und lass die Schule sausen!"
    - Tu' ich was? Nein, ich muss immer erst mit der Nase auf sowas gestoßen werden und hab' natürlich "genau jetzt jede Menge anderer Sachen um die Ohren"... :peinlich:
    - Glaube ich, dass irgendeine private Vorsorge gegen diese Entwicklung ausreichend ist?
    Nein, auf keinen Fall.
    - Hab' ich eine Ausbildung in dieser Richtung?
    Nicht wirklich, nur Rettungssanitäter.


    Man wird das Problem nicht lösen können, wenn man an den Symptomen herumschraubt, sondern muss die Ursache finden und beheben. Ich vermute, dass das zu einem großen Teil an den Krankenkassen liegt und daran, welchen Einfluss sie nehmen können. Vermutlich wäre da eine grundlegende Reform nötig.
    Eine andere Ursache sehe ich in der verdrehten Privatisierung. Grundsätzlich ist die Privatisierung kein Problem, aber wenn ein Krankenhaus, dass unterbesetzt ist und dessen Personal bereits hoffnungslos überfordert ist, noch weitere Kundschaft bekommt, einfach weil da Betten frei sind, kann ein Krankenhaus, dass mehr Personal hat da finanziell bei den Krankenkassen nicht mithalten. Da braucht man vielleicht klare Regelungen, wieviel Personal man (je nach Station) haben muss, um weitere Patienten aufnehmen zu dürfen. Keine Pfleger, keine Kundschaft. Oder die Krankenhäuser könnten ihre Personalsituation offenlegen, so dass die Kunden sich danach entscheiden können, in welches Krankenhaus sie gehen.


    Das ist aber nur meine Sichtweise als Außenstehender mit gelegentlichen Kontakten mit Krankenhäusern, Ärzten und Patienten.

  • Meiner Meinung als Laie liegt es daran das einfach zu hohe Anforderungen an eine Berufsausbildung gestellt werden. Beruf heißt auch Berufung. Warum soll jemand der nur Hauptschule hat mit guten Noten nicht als Kranken oder Altenpfleger arbeiten?


    Ist jemand ein besseres Pfleger nur weil er Abitur hat? Wenn man Menschen die wirklich die Liebe zum Beruf entdeckt haben, Chancen geben würde , wachsen diese über sich selber hinaus. Und das, ist in allen Bereichen so.


    Es gibt so viele die studieren, auf die Menschheit losgelassen werden und gar keine Liebe zum Beruf haben. Dann ist ein weiterer Aspekt das die meisten Kliniken ein Geschäftsmodell sind, sprich es soll verdient werden. Viele können sich deutsche Ärzte nicht mehr leisten und greifen auf ausländisches Personal zu. Und eine Krankenschwester ist nach Jahren fertig wenn sie ständig Überstunden leisten muss weil sie keine Unterstützung haben.


    Früher gab es bei uns, die Pflegehilfskräfte im Krankenhaus. Die teilten Fieberthermometer aus, brachten Frühstück, richteten die Betten her, wischten Staub und unterstützen die Schwestern in Ihren Aufgaben.


    Nach der Wende wurden die alle arbeitslos, bei uns in den Abwasch und in die Küche verbannt.


    Meine Freundin ist Krankenschwester umgeschulte. Sie arbeitet in einem Pflegeheim mit auch demenzkranken Menschen. Manche Tage müssen sie schnell sein, weil einfach zu viele krank sind und kein Personal da. Umsonst arbeitende sprich ehrenamtliche sind gern gesehen.


    Da kommen dann manche mal in den Genuss der frischen Luft mit dem Rollstuhl oder Rollator. Wenn man bedenkt was ein Platz kostet und dann nicht genügend Personal zur Pflege wird einem Angst und Bange.


    Vor Jahren habe ich meine Oma in einem solchen Heim besucht. Alle saßen mit dem Blick zur Wand. Es gab aber nichts zu sehen. Wartesaal des Todes fiel mir sofort ein.


    Die ganze Gesundheitspolitik muss sich ändern, es darf mit Gesundheit nicht mehr Profit erwirtschaftet werden. Arbeit gibt es genug nur keiner möchte sie bezahlen.


    Da ich aus der ehemaligen DDR komme, war es da anders. Da gab es mehr als genug Menschen auf einen Arbeitsplatz, da wurde man angelernt und einem etwas zugetraut. In den Heimen wurden die Alten geachtet. Im Krankenhaus gab es Hilfskräfte. Da gehörten die Krankenhäuser und Polikliniken und Altenheime ja auch dem Staat.


    Und solange es nur um Profit geht, steuern wir auf eine Katastrophe zu. Im Jahr 2030 ist jeder 3 Deutsche ein älterer Mensch. Und keine Jugend da, die sie pflegen könnten.


    Gruß Irlandia

  • irlandia grundsätzlich gebe ich Dir bei diesem Gedanken Recht.
    Ich bin auch kein Freund von unserem patriarchalischen Ausbildungssystem.
    Als Hauptschüler ist man für das meiste unter qualifiziert und als Abiturient ist man überqualifiziert.
    Ich wollte mit 19, nach dem Abitur, unbedingt Büchsenmacher werden. Das wäre heute noch mein Traumjob.
    Bei den zwei Betrieben in meiner Region wurde ich mit den Worten abgelehnt: "Du hast eh keinen Spaß bei uns" und "Der Beruf würde Dich unterfordern"
    Klasse! Noch nicht mal richtig in der Arbeitswelt und schon die Schnauze voll davon gehabt.


    Aber trotzdem braucht es bei manchen Berufen eine gewissen Grundbildung.
    Ein HS kann noch so interessiert sein, er würde sich als technischer Zeichner einfach extrem schwer tun. Ihm fehlt es an den mathematischen Grundlagen.
    So denke ich auch bei Krankenpfleger. Der Azubi kann noch so empathisch sein, was für den Beruf bestimmt wichtig ist, wenn ihm naturwissenschaftliches Grundwissen
    fehlt, kann er den Beruf einfach nicht anständig lernen. Das würde letztlich auch auf das Wohl der Patienten abfärben.
    Fühlt sich jemand zu einem Beruf wirklich berufen, kann er sich auf den Arsch setzen und dafür lernen.


    Grüße und Glück ab!


    ACD

  • Zitat von Oscar;173114

    Das ist ein interessantes Thema. :)


    - Wie man sich privat darauf vorbereiten kann, dass eine pflegerische Versorgung nicht mehr möglich sein wird?.


    Hallo Oscar,


    für mich ist ein lebenswertes Leben ein unabhängiges und selbstrbestimmtes Leben. Sollte mir das je nicht mehr möglich sein, würde ich die Therapie nach Gunter Sachs wählen



    Meint


    Matthias



    Der definitiv nicht als Pflegefall enden wird.


    Wie hat meine BEVA mal bei einem Gespräch über Demenz im Alter gemeint; "Ich würde Dir schon sagen, wann es Zeit für Dich wird, Dich zu erschiessen. Wenn Du es nicht mehr könntest, täte ich es für Dich. Ich hoffe, dass Du für mich das Gleiche tätest".


    So eine tolle Frau muss man erst mal finden! Ich hatte da riesiges Glück.



    Matthias

    They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
    Benjamin Franklin (1775)

  • Zitat von Basmyr;173110

    Besonders unter dem Augenmerk, dass sich zur Zeit keiner aktiv und nachhaltig um die Verbesserung kümmert? Und das mehr Personal mindestens 3 (Pflege) bzw. 5-6 Jahre (Mediziner) dauern wird?


    Ja und dann sind es noch absolute Youngster ohne Berufserfahrung...


    Das Thema Hauptschüler in der Pflege kann man nicht pauschal sehen. Wie von ACD angemerkt wurde fehlt dem Hauptsschüler einfach teilweise das Grundlagenwissen. Und JA es gibt immer Ausnahmen aber man muss die große Masse sehen wenn man die Zulassungen für einen Beruf erlässt. Und meine Oma soll nich von nem Hauptschüler betreut werden der die Umrechnungsraten von nem Medikament erst mal ergoogeln muss... Sry für das Klischee aber ich sehe es immer wieder wenn wir Praktikanten haben.
    Und wenn ein HS Krankenpflege lernen will muss er eben vorher den RS-Abschluss machen. Wer das will macht es auch.


    Es kann nicht die Lösung sein das wir unqualifizierteres Personal aus dem Ausland oder bildungsfernen Schichten ranziehen (und ja das wird gemacht) und wir gleichzeitig erfahrene qualifizierte Kräfte verlieren weil der Beruf schlecht bezahlt, schlecht angesehen und lebensverkürzend ist. Aber das geht hier in ne andere Richtung und berufspolitische Diskussionen gehören hier nicht hin.


    Thematisch muss man sagen da dies eine Krise ist in der wir bereits mitten drin hängen und auch so schnell nicht mehr raus kommen. Auf Intensiv sehe ich es immer wieder wenn ich als Notfallteam auf Normalstationen komme was da los ist...

  • Zitat

    - Wie glaubt ihr, können wir uns auf eine Situation vorbereiten, in die adäquate medizinische Versorgung nicht mehr gewährleisten kann und mehr oder minder die einzige Krise darstellt?


    Man kann versuchen, in einer Familie/ Wahlfamilie zu leben, in der Mitglieder mit zumindest einem Basiswissen an Versorgung/Pflege vorhanden sind, und die finanzkräftig genug sind, um Nötiges bezahlen zu können.


    Zitat

    - Wie lange wird so eine Krise dauern, in der man nicht einfach mal "bildungsferne" Menschen einsetzen kann, da es sich um fachlich höchstwertige Berufe handelt?

    Das kann unendlich lange dauern, in fernen Landen überall zu sehen. Und was dort eingesetzt wird, wissen wir auch.



    Zitat

    - Tut ihr schon jetzt etwas? Engagiert ihr euch zum Beispiel politisch? Oder schreibt Abgeordneten eure Wünsche als mündiger Bürger?


    Ich muss zugeben, dass ich das für mich als Zeitverschwendung empfände. Gewöhnlich werden Bürgerwünsche nur erfüllt, wenn es gar nicht mehr anders geht.


    Zitat

    - Glaubt ihr, dass unser preppen, was medizinische Güter angeht, ausreichend sein kann, um einer solchen Krise, auf die seit Jahren zugesteuert wird, gewachsen zu sein? Besonders unter dem Augenmerk, dass sich zur Zeit keiner aktiv und nachhaltig um die Verbesserung kümmert? Und das mehr Personal mindestens 3 (Pflege) bzw. 5-6 Jahre (Mediziner) dauern wird?


    Nein, glaube ich nicht. Die einzige Möglichkeit für "Normalbürger" sind m.E. "persönliche Beziehungen" zu fähigen Ärzten.


    Zitat

    - Oder habt ihr, weil dessen bewusst, gar selber eine Ausbildung in der Richtung absolviert?

    Ich habe zwar zwei Ausbildungen in der Richtung absolviert, aber ohne Prepper- Hintergrund; Medizin hat mich interessiert, und ich wollte ein bisschen was Hilfreiches können.


    Um das Dilemma zu verbessern, müsste das Ärzte/Pflegepersonal geschlossen (bis auf absolute Notfälle) streiken, bis die Besetzung in der medizinischen Versorgung ausreichend ist. Um die mangelnde Empathie von Menschen in Berufen am Menschen auszumerzen, könnte man die Tests beim Studien- oder Einstelltest in diesen Bereich ausdehnen, bzw. das Personal, das sich durch "Kälte und Funktionaliät" auszeichnet, in die Pathologie versetzen.
    Was die Bürger sich wünschen, ist ja hinlänglich bekannt.
    Eine Änderung ist m.E. nur durch politische Maßnahmen (aussichtslos, da die Herrschaften nicht betroffen sind) oder durch die vereinigte Stärke der Mediziner selbst erreicht werden.

    [SIGPIC][/SIGPIC]Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit ist der Mut