Hallo Leute!
Heute möchte ich euch meine neueste Errungenschaft vorstellen: Meinen selbstgebastelten Solarkoffer
Was versteht man unter einem Solarkoffer?
Nun, es gibt viele Definitionen. Im Internet werden z.B. unter dem Begriff "Solarkoffer" hauptsächlich zwei oder mehr mit Scharnieren zusammengefaltete und mit einem Solarladeregler versehene, starre PV-Module vertrieben.
Dann gibt es noch Kombigeräte, meistens eine Art Box, welche einen Speicherakku, Regelelektronik und oft auch einen Wechselrichter enthält. Die bekanntesten Geräte sind die von "GoalZero".
Mein Anliegen war es, etwas ähnliches selbst zu bauen und damit einen "Notstromkoffer" für alle Eventualitäten zu haben. Viele hier denken über solche Geräte nach, kein Wunder, ist man doch durch die Sonne unabhängig.
Letztendlich handelt es sich um den Aufbau einer Photovoltaik-Inselanlage. Im Grunde kann man die Technik in alle erdenklichen Behälter unterbringen oder halt lose zusammenwürfeln. So ist z.B. auch ein Solar-Rucksack, eine Solar-Box oder auch ein Solar-Kofferraum-Zwischenboden usw. denkbar. Wie ihr weiter unten sehen werdet, habe ich mich für einen Koffer entschieden.
Für diejenigen unter euch, die sich darunter nicht so wirklich was vorstellen können aber an der Materie interessiert sind, hier mal ein paar Links zu ähnlichen Themen im Forum:
https://www.previval.org/forum/showthread.php/6937-Inselanlage-Inselsystem-Sammelthread
https://www.previval.org/forum/showthread.php/29824-Notstromgenerator-Yeti-1250-customized
https://www.previval.org/forum/showthread.php/30641-LiFePO4-Akkus
https://www.previval.org/forum/showthread.php/30240-Strom-erzeugen-für-die-Ladung-von-AA-bzw-AAA-Akkus
https://www.previval.org/forum/showthread.php/31934-Solar-Module-LadeTechnik-Solar-Regler?highlight=solarmodule
https://www.previval.org/forum/showthread.php/30661-Mach-flott-den-Schrott-12V-Powerbox-mit-Sinuswechselrichter
Auch kann ich euch das Photovoltaikforum ans Herz legen, dort gibt es auch einen Bereich speziell für Inselsysteme!
Bevor ihr loslegt und selber was zusammenbaut: Ich übernehme keine Garantien für eure Handlungen! Strom kann immer gefährlich sein, egal ob Solarstrom oder was auch immer! Gerade beim Einsatz eines Wechselrichters besteht Lebensgefahr wenn man nicht aufpasst! Jeder muss wissen was er macht...informiert euch richtig, bevor etwas passiert!
So, nun zum Projekt!
Ich habe mir einige Vorgaben aufgelegt, hier mal die wichtigsten:
- Einsatz eines LiFePo4-Akkus (Ich wollte endlich mal anfangen damit zu experimentieren, auch Platz und Gewicht spielten natürlich eine Rolle)
- So kompakt wie möglich
- So leicht wie möglich
- So mobil wie möglich (ein Rucksack wäre natürlich die Krönung gewesen)
- So leistungsstark wie möglich
- Gute Überwachung/Regelung und Sicherheit
- Verwendung hochwertiger Komponenten/lange Lebensdauer
Die Hauptkomponenten:
- Akku: 4 Stück 40Ah Sinopoly LiFePo4-Einzelzellen. Dazu für jede Zelle einen Balancer.
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Auf den Bildern sieht man die Zellen und zwei Balancer. Wenn nötig kann man die Balancer auch trennen.
- Laderegler: Votronic MPP 420 Duo Digital Li mit Votronic Batteriecomputer 100-S inkl. 100A-Shunt (Messwiderstand) und Votronic Schaltrelais.
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Achtung! Der von mir verwendete Laderegler verfügt über ein Ladeprogramm für LiFePo-Akkus. Das von mir verlinkte Modell und die normal in Deutschland A, CH ?verkauften Geräte (MPP 420 DD) verfügen NICHT über dieses Ladeprogramm. Hier müsst ihr auf die kleineren Modelle (165 und 350) ausweichen.
(Ich sehe "TheAnti2007´s" feuchte Augen schon glänzen!:grosses Lachen: Info´s gerne per PN!)
- Wechselrichter: Studer AJ 500-12 Dauerleistung 400VA (ca. 400Watt), 500VA für 30 Minuten, 1000VA für 5 Sek.
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- Weitere Komponenten wären dann noch Kabel, Schutzschalter, Steckdosen usw.
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So, und nun zum eigentlichen Koffer!
Als Koffer habe ich mir einen gebrauchten und herumliegenden Werkzeugkoffer von Makita ausgesucht. Normalerweise beherbergte dieser Koffer einen Akkubohrer mit Zubehör, wird von mir aber dafür nicht mehr gebraucht. Nach einigem "hin und her Messen" habe ich mich für dieses Modell entschieden:
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Einige der Trennwände musste ich herausschneiden, ein paar andere konnten bleiben und dienen nun als Fach für Kleinkram z.B. Adapterkabel und stabilisieren die eingebauten Komponenten. Trennt man alles komplett heraus, dann wird der Koffer sehr instabil, das konnte ich hier zum Glück verhindern.
Die einzelnen Teile habe ich z.T. mit Montagekleber fixiert, einige andere auch geschraubt. Da der Koffer auch ein zusätzliches Fach auf der Oberseite hat, habe ich dieses genutzt, um die ganzen Anschlüsse und Steckdosen dort unterzubringen. Auch der Batteriemonitor hat dort seinen Platz gefunden. Das schöne dabei ist, dass der eigentliche Hauptteil der Anlage somit geschlossen bleiben kann und auch das Aussenfach mit einer Klappe zumindest vor Spritzwasser geschützt ist.
Kabelquerschnitte habe ich folgende verwendet:
- Batterie - Lasthauptschalter 10mm2- Lasthauptschalter - Laderegler 10mm2
- Lasthauptschalter - Wechselrichter 10mm2
- Laderegler - Moduleingang 5mm2 (wirklich)
- Lasthauptschalter - DC Verbraucher 5mm2 und 2,50mm2
- AC-Leitung 0,75mm2
- Balancer - Batterie 1,00mm2
- Steuerungsleitungen und Stromversorgung Shunt/Trennrelais 1,5mm2
Bei den von mir genannten "Lasthauptschaltern" handelt es sich um DC-Trennschalter, welche wie ein Leitungsschutzschalter funktionieren. Eine (leicht träge) Automatik löst diese Schalter bei Überlast aus. Wechselrichter und DC-Verbraucher laufen über einen Schalter mit 60A Bemessungsstrom, der Laderegler ist über einen 30A-Schalter mit der Batterie verbunden.
Um die LiFePo-Zellen zu schützen beinhaltet das System die folgenden Merkmale:
- Balancer mit 1,7A Leistung an jeder Zelle
- Trennrelais, gesteuert über den Batteriecomputer; trennt die Batterie vom Rest wenn Ladezustand unter 30% gefallen ist. (Tiefentladeschutz)
- Laderegler schützt die Batterie vor Überladung durch spezielles LiFePo-Programm
Ein komplettes BMS wäre hier sicherlich wünschenswert, ich denke aber mal, dass die Zellen damit erstmal geschützt sind. Solange der Laderegler keinen Mist baut sollte das klappen.
Kleine Info wie die Balancer funktionieren: Jede Zelle hat ihren eigenen Balancer. Dieser ist einfach an den Plus- und Minuspol der jeweiligen Zelle angeschlossen. Steigt die Spannung einer Zelle jetzt über einen bestimmten Wert (in diesem Fall 3,6V), fängt der Balancer an die überschüssige Energie in seinen Widerständen zu "verbraten". Das gibt dann den anderen Zellen, die evtl. noch "nicht so weit" sind, die Möglichkeit sich der "vollsten" Zelle anzupassen. Die schon volle Zelle wird also nicht mehr oder nicht so stark weiter geladen und damit vor Überladung geschützt.
Die von mir verwendeten Balancer können bis zu 1,7A "verbrennen", das sollte für die Akkugröße ausreichend sein sofern der Laderegler mitspielt.
Hier das fertige "Balancerpaket" mit angelöteten Verbindungskabeln:
[ATTACH=CONFIG]20169[/ATTACH]
Alles ist im Koffer ziemlich "knirsch" verbaut. Der Vorteil ist die wirklich satte Leistung auf engstem Raum, nachteilig ist aber die Lüftungsproblematik. Laderegler, Wechselrichter und auch die Balancer können sich bei entsprechender Last stark erwärmen. Zwar ist durch einige "Lufttunnel" eine gewisse Zirkulation im Koffer gewährleistet, die Abwärme kann aber praktisch nicht aus dem Gehäuse heraus.
Bei starker Belastung der Geräte sollte man also den Koffer leicht öffnen damit nichts überhitzt. Eine zusätzliche Belüftung, evtl. sogar Wasserkühlung, wäre natürlich das Non-Plus-Ultra.
Ich schicke das jetzt erstmal ab, da ich noch mehr Bilder hochladen möchte und ich nach dem 13.? Bild nun eine Meldung erhalte, dass nur 8 Anhänge pro Beitrag erlaubt sind!
Also wartet bitte noch auf den 2.Teil mit dem fertigen Koffer bevor ihr loslegt!
LG Buschmann