CPR, einmal Anders als Normal – Nein, sogar zweimal Anders als Normal

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  • Das Szenario spielte sich auf unserem Pflege-Workshop ab.
    Also ggf. den Vorspann dort lesen.

    Ein Szenario hat mal wieder eine Eigendynamik erhalten obwohl wir uns geschworen hatten nach dem Szenario mit der Unterkühlung (Cold-Medi) besser aufzupassen.
    Das geplante Szenario:
    Messen der Vitalwerte bei einem Patienten im 2-Mann-Zelt (also eigentlich eine Routine-Tätigkeit, wenn da Sammy nicht den Pfleger spielt).
    Plötzlich rief Sammy ganz aufgeregt:
    „Übung – Herzstillstand - Übung!“
    Habe ich gerade richtig gehört? – dachte sich jeder.
    Plötzlich war es im Camp mucks mäus chen still.
    Jeder schaute den Anderen an.
    Jeder hat es gehört – aber es nicht geglaubt.
    „Übung – Herzstillstand - Übung!“
    Verdammt, auch das noch, das war wirklich nicht abgesprochen.
    „Sammy, wir kommen!“
    Verdammt, wo ist Lucky?
    Mist, Lucky ist oben bei Sammy.
    „Schnell, ich brauche eure Hilfe. Hier ist es sehr eng.“
    „Eng?“
    „Verdammt, welches Zelt hat sie sich ausgesucht. Eng = Klein, ich fürchte sie hat ihr kleines Zelt dafür ausgesucht.“
    Ihr Dummy war ein aufgeblasener grosser Packsack (Rumpfersatz) für die Herzdruckmassage und ein kleinerer Packsack den man etwas aufblasen musste und dann die „überschüssige“ Luft wieder ablassen musste, als Mund- und Lungenersatz.
    Sammy hat sich das gut ausgedacht und uns voll auf dem falschen Fuss erwischt.
    Wir waren Alle gerade beim Spülen, Küche aufräumen, Wasser holen sowie Holz spalten. Jeder von uns war ca. 30 Meter von den Zelten entfernt und die Zelte standen auf einem kleinen Hügel.
    Zwischen den Zelten und uns war der verwilderte Garten mit einem matschigen Weg zu den Zelten.
    Sammy hatte sich natürlich das kleinste und am weitesten entfernte Zelt ausgesucht
    (Natürlich, leichte Sachen kann ja jeder. Grrr).
    Für 3 Personen, nein für 2 Personen (Dummy und Sammy als Retter) war das Zelt viel zu klein, insbesondere zu niedrig für eine wirkungsvolle .
    „Das Zelt aufschneiden?“
    Sammy: „Nein, (nicht mein Zelt aufschneiden)!!!“
    „Hmm.“
    „Schnell, ich brauche eure Hilfe. Nun macht schon. Hier ist es zu eng. Man kann hier nicht richtig arbeiten.“
    „Sollen wir den ´Dummy´ aus dem Zelt ziehen?“
    „Wo ist eigentlich Lucky?“
    „Nein, der Dummy bleibt im Zelt. Das Zelt muss weg.“ (Grr, Sammy macht also Probleme.)
    „Das Zeltgestänge raus und den Reissverschluss am Eingang komplett öffnen.“
    „OK, Reissverschluss komplett öffnen und dann das Innenzelt über Sammy und den Dummy wegziehen, dann haben wir Platz.“
    „Reicht das?“
    „Ausprobieren. Sonst wissen wir es nie.“
    Somit hatten wir Platz für die ohne das Zelt zu beschädigen (Sammy braucht es ja noch - oder doch noch mal kuscheln im Notbiwak?).
    Beim nächsten Mal wird es etwas schneller gehen.

    „Können wir euch Alleine lassen mit eurem Patienten?“
    „Ja, warum?“
    „Da unten wartet noch etwas Arbeit auf uns. Heinzelmännchen haben wir hier keine und der Stundenplan stimmt ja sowieso nicht mehr ... so ganz.“
    Die Anderen gingen wieder an ihre ursprüngliche Arbeit, Wasser holen, spülen, Küche aufräumen usw. .
    Die haben wir dann zu Zweit ca. 15 Minuten durchgeführt.
    Ging ganz gut von der Kondition her gesehen. Die „ruhende“ Person überwachte immer die (Arme gestreckt, Drucktiefe, usw.) bzw. die „Atemtiefe“.
    Gewechselt wurde nach 3 bis 5 Zyklen. (3 mal Herzdruckmassage von Sammy bzw. 5 mal Herzdruckmassage von mir)
    Sammy: „Siehst du die gefällte Tanne da drüben?“
    „Jaaaa!?!?“ (Die Frage gefällt mir nicht!!! – Da kommt jetzt etwas das mir nicht gefallen wird. Ich kenne Sammy und diesen Tonfall von ihr nur zu gut.)
    Sammy: „Da liegt Lucky darunter … auch mit Herzstillstand. Kommt ich will was ausprobieren.“
    Sammys Ideen sind manchmal (hmm, eher oft, wenn nicht sogar fast immer) etwas unkonventionell. Sie denkt ausserhalb der normalen Wege und „eckt“ daher auch oft bei anderen Personen an.
    Sie hat Lucky so unter die gefällte Tanne platziert, dass man nur vom Kopf bzw. von den Beinen (also unten bzw. oben) an Lucky herkommen konnte.
    „Wie sollen wir da eine durchführen?
    Lucky … rausziehen?“
    Sammy: „Nein, gerade das wollte ich nicht."
    „So wie Lucky liegt haben wir keinen Platz für die .“
    Sammy: „Erinnerst du dich noch an die letzte Höhlenwanderung?“
    „Ja, wieso?“ (Das gefällt mir nicht.)
    „Da hätten wir Lucky auch nicht so ohne weiteres aus dem Durchgang ziehen können.
    Es war ja auch eher ein langes Rohr.“
    „Das weiss ich nur zu gut.“
    Sammy neckte: „Höhlenangst?“
    „Das weißt du genau. Eher Höllenangst. Aber du sagt immer man muss sich seiner Angst stellen.“
    Sammy: „Genau.
    Und nun zurück zum Thema. Tja das ist hier nicht wie man die sonst immer lernt … von der Seite.
    Schauen wir mal ob es von oben bzw. unten geht.
    Welche Seite nimmt du … oben oder unten?“
    „Ähh, wechseln werden wir nicht können. Ich habe mehr Kraft als du also werden ich von unten her es versuchen.“
    Sammy: „Aber du bist grösser als ich und viel Platz gibt es da unten nicht.“
    „Leichte Sachen kann jeder … und gerade stirbt Lucky.“
    Sammy: „Wieder einmal. Wirklich ein Master of Desaster. Lucky sollte besser auf sich aufpassen.“
    „Lucky braucht wirklich keinen Schutzengel oder Babysitter, sondern eher einen Bodyguard.“
    Ich rutschte von den Beinen her bis knapp oberhalb der Hüfte von Lucky und habe von dort aus die durchgeführt.
    Es war zuerst etwas ungewohnt in Bezug auf die Position über Lucky und der Stellung meiner Handflächen (m.M.n.).
    Sammy führte die „Beatmung“ von „oben“ her durch.
    Sie hatte etwas grössere Probleme, da sie die Beatmung nur von oben-seitlich durchführen konnten - Luckys Nase war im Weg.
    Am Schluss meinte sie, dass ihr Rücken und Hals jetzt etwas verspannt sind.
    Die haben wir dann ca. 10 Minuten durchgeführt.
    Ging ganz gut von der Kondition her gesehen. Die „ruhende“ Person überwachte immer die (Arme gestreckt, Drucktiefe, usw.) bzw. die „Atemtiefe“. Gewechselt wurde aus Platzgründen diesmal aber nicht.
    Aber wir wollten eigentlich die Pflege üben und nicht !
    (Sammy, du Biest, immer für Überraschungen gut.
    Grrr.)
    OK, man kann jetzt denken, „Besser wäre es gewesen Lucky schnell unter der Tanne hervorzuziehen und dann die Wiederbelebung ´geordneter´ durchzuführen.“
    Kein Kommentar – von uns.
    Es ging darum – einmal eine Wiederbelebung auf eine andere Art zu versuchen - wenn kein Platz da ist.
    Ergebnis für uns: Es geht, aber bei der Beatmung gibt es (kleine) Probleme.

    Eine Abhilfe haben wir aber auch schon.
    Wenn man eine Beatmungsmaske verwendet, geht das Beatmen leichter.
    Jetzt wird der eine oder andere denken: Beatmungsmaske? Habe ich aber keine dabei.
    Hast du / habt ihr eine PET-Flasche oder Faltflasche dabei? Wenn ja, dann hast du / habt ihr auch eine behelfsmässige Beatmungsmaske dabei.
    Zwar keine gekaufte bzw. originale Beatmungsmaske … sondern eine Beatmungsmaske aus dem Kopfteil einer PET-Flasche bzw. Faltflasche (mit etwas Panzerband) ist das Hilfsmittel.
    (Bemerkung: PET-Flaschen sind billiger als Faltflaschen, daher haben wir später eine PET-Flasche verwendet.)
    OK, Wiederbelebung gehört eigentlich nicht zur Pflege. Das stimmt, aber es kann theoretisch bei der Pflege passieren.

    Wieder unten bei den anderen Teilnehmern.
    „Und, genug gespielt?“
    Sammy erzählt was sie sich noch einfallen gelassen hat.
    „Du bist Verrückt … und dein Buddy auch.“
    Wir grinsten nur.
    Kein Kommentar von uns Beiden dazu.

    Bemerkung:
    Zuerst prüft man natürlich die Atmung des Verletzten - aber dies haben wir wissentlich übersprungen. Es ging um die Übung ansich und nicht um das "Vorspiel".
    Nach den beiden waren nicht nur die Arm lahm, auch der Rücken war krumm und wir waren ganz Schön ausser Atem.
    Bei einem Lehrgang haben wir einmal zu Dritt ca. 40 Minuten einen Dummy im Wald reanimiert, danach ging es mir Besser als nach den beiden kurzen Reanimationen (Ohh, Ahh, mein Rücken).
    Es ist mir schon klar, dass die Scharniere bei der in der Hüfte und den Schultern sind und nicht im Rücken. Aber trotzdem tat mir mein Rücken weh.

    Sammy und ich bekamen von einer anderen Teilnehmerin eine Massage und warm-heisse „Lehmpackungen“(Ersatz-Fango-Packung) am Hals, der Schulter und am Rücken.
    Danke nochmals an dieser Stelle dafür.
    Die Beatmungsmaske haben wir in einer Pause dann gemeinsam "entwickelt" (und getestet).



    Haben unsere „Experte“ Verbessungsvorschläge?
    Wir haben noch nie eine Wiederbelebung von „unten bzw. oben“ versucht.
    Daher haben wir wahrscheinlich das Eine oder Andere unbewusst Übersehen oder falsch gemacht.
    Nur was war es?


    PS:
    Danke für lesen bis zum Schluss.

    :waving_hand: bis dann - nutze die Zeit - Wissen schafft Zukunft - epwin - 6DPNC6RE - epwin02@web.de; :winking_face:

  • Sehr coole Übung.
    Kann schon Situationen geben, in denen der Patient schwer zu erreichen ist
    und trotzdem am Leben gehalten werden muß...allerdings ist natürlich es vorzuziehen,
    diesen in einen Bereich zu befördern, wo Wiederbelebung sinnvoll möglich ist.
    Im Feld wird auch zuerst der Soldat aus dem Beschuß geholt, weil sonst einfach gar nix geht.
    (Oder die Sanis selbst drauf gehen.)


    Pet- Flasche finde ich für eine gute Idee...nur muß man sowas wohl im voraus basteln,
    weil so mal schnell eben, wird das wohl nix, oder?
    :face_with_rolling_eyes:


    Ciao,
    Occam

    "Alle, außer mir, haben sich verirrt!"... Indiana Jones

  • Hallo,


    stimmt, coole Übung!
    Toll, sich mal Gedanken über besondere Lagen bei der CPR zu machen.
    Sicherlich eine Fragemöglichkeit bei einem Erste Hilfe Kurs. Wird den Durchführenden fordern.
    epwin - hast du Martin dazu mal gefragt? - auch 40 Minuten Reanimation überlebt nicht jeder :frowning_face:
    Die PET-Flaschen-Beatmungsbeutel- Version werde ich mal ausprobieren.


    Gruß
    Sobi

  • Grundsätzlich finde ich die Idee gut, so etwas unter erschwerten Bedingungen zu üben.


    Sich für eine Reanimation möglichst gute Bedingungen (ausreichend Platz, ebener und fester Untergrund) zu schaffen ist äußerst wichtig und wurde ja auch gemacht.
    Fakt ist, dass mit zunehmender Reanimationsdauer, die Qualität der Herzdruckmassage drastisch abnimmt. Dem kann man nur mit regelmäsiger Ablösung und gegenseitigem Feedback (Drück tiefer, schneller drücken!) begegnen. Nebenbei Küchenarbeit zu leisten ist hier kontraproduktiv.


    Wurde versucht, von irgendwoher Hilfe (Funk, Telefon, Zeichen) heranzuholen?
    Wann und nach welchen Kriterien hättet ihr die Rea beendet?
    Was hättet ihr bei wieder feststellbaren Lebenszeichen gemacht?
    Hättet ihr dann die Person über mehrere Kilometer transportieren können und wollen?


    Tsrohinas

  • Der Eigenbau-Beatmungsbeutel würde mich auch sehr interessieren. Kannst du den mal näher beschreiben?
    Bisher vermute ich, dass man aus dem oberen Kegel der Flasche eine Maske bastelt, aber der eigentliche Beatmungsbeutel fehlt dann ja immer noch. Da ich mir aber auch nicht vorstellen kann, dass nur die Verwendung einer improvisierten und selbstzubeatmenden Beatmungsmaske in der geschilderten Situation große Vorteile bringt, stehe ich gerade etwas auf dem Schlauch. :peinlich:

  • Hallo,


    Sorry hat ein bisschen länger gedauert als geplant.



    Antworten auf ein paar Kommentare.


    Der Eigenbau-Beatmungsbeutel würde mich auch sehr interessieren. Kannst du den mal näher beschreiben?

    Zuerst einmal:
    Ich habe nie etwas von einem Beatmungsbeutel geschrieben, soweit mir bekannt ist.

    Vielleicht habe ich mich auch etwas missverständlich ausgedrückt.
    Sorry, als Laie kann das unbewusst passieren.
    Eine Beatmungsmaske ist bei uns kein Beatmungsbeutel bzw. „Ambu-Beutel“.
    Wir gingen bei der Bezeichnung „Beatmungsmaske“ von einer Maske aus, die zusammengestülpt teilweise in grossen Erste Hilfe Set enthalten ist.
    Also nicht das Tuch, welches es als Schlüsselanhänger auch gibt.
    Nochmals Sorry wenn wir den Namen falsch gewählt haben.
    Aber wie heisst das Teil dann im Erste Hilfe Set richtig?
    Pocket Mask, Taschenmaske?

    Solange der Begriff „Beatmungsmaske“ nicht ganz klar definiert ist nenne ich sie nur noch Beatmungshilfsmittel – kurz BAHM.
    OK?


    Sehr coole Übung.
    Kann schon Situationen geben, in denen der Patient schwer zu erreichen ist
    und trotzdem am Leben gehalten werden muß...allerdings ist natürlich es vorzuziehen,
    diesen in einen Bereich zu befördern, wo Wiederbelebung sinnvoll möglich ist.

    Sammys Wunsch war mir Befehl. :face_with_rolling_eyes:
    Sie wollte einmal eine CPR üben wenn man nicht seitlich an den zu Beatmenden herankommt und man den zu Beatmenden auch nicht von der Unfallstelle weg- bzw. herausziehen kann.
    Zum Beispiel, der zu Beatmende hat seine Füsse unter der Tanne eingeklemmt, liegt in einer Felsspalte usw. .
    Auf solche „ungewöhnliche“ Ideen kommt Sammy öfters.


    Im Feld wird auch zuerst der Soldat aus dem Beschuß geholt, weil sonst einfach gar nix geht.
    (Oder die Sanis selbst drauf gehen.)

    Militär bzw. Sicherheitskräfte:
    Die Erste Hilfe beginnt ggf. wohl mit dem Zurückschiessen bzw. Sperrfeuer.
    So war es glaube ich als ich beim Bund war (W15, Moleskin, olivgrün. Wobei manches bei uns Anders gelaufen ist als Normal. U.a. eine Art CSAR-Verwendung).
    Tarnen und Täuschen oder Zurückschiessen, wobei Zurückschiessen auch TT sein kann.

    Outdoor bzw. Urban:
    Dass die Eigensicherung Vorrang hat geht klar – denke bzw. hoffe ich.
    (Wahrheit: Wie ich reagiere, wenn z.B. Sammy verletzt in einer Danger-Zone liegt will ich erst gar nicht wissen.
    Bei einer „fremden“ Person einen kühlen Kopf zu behalte ist einfacher – fürchte ich)


    Pet- Flasche finde ich für eine gute Idee...nur muß man sowas wohl im voraus basteln
    bzw.
    Da ich mir aber auch nicht vorstellen kann, dass nur die Verwendung einer improvisierten und selbstzubeatmenden Beatmungsmaske in der geschilderten Situation große Vorteile bringt, stehe ich gerade etwas auf dem Schlauch.


    Das Ganze war zuerst nur eine Idee am „Biertisch“ (während des WS) weil Sammy das Problem mit der Atemspende geäussert hat. „Von oben bin ich einfach nicht so richtig an den Mund oder die Nase gekommen. Ich musste immer etwas seitlich den Kopf verdrehen.“
    Welchen Kopf hat Sammy wohl seitlich verdreht? (Den Kopf des zu Beatmenden, ihren eigenen Kopf, meinen Kopf?) Es war ihr eigener Kopf, ich kann dies bestätigen.
    Von Unten hätte es aber auch nicht so einfach geklappt.
    (Küsse einmal jemand direkt von unten auf den Mund. Da musst du auch den Kopf etwas verdrehen bzw. zur Seite neigen – die Nase ist im Weg.
    Wobei von unten ist das noch einfacher als von oben.)
    Die ursprüngliche Idee für das BAHM kam aber wo ganz Anders her.
    Aber das ist eine ganz andere Geschichte (und kommt evtl. auch noch [irgendwann]).



    So und nun zur BAHM selbst – benötigtes Material und ggf. Hilfsmittel, Herstellung, Anwendung und Zeitbedarf für die Herstellung:
    Material:
    Eine PET-Flache, 1,0 bis 1,5 Liter Fassungsvermögen mit normalem (ca. 2 cm) Deckeldurchmesser passt i.d.R. für erwachsene Personen.
    Ggf. Gewebeband, Panzerband, Tape, Leukoplast u.ä., bis. 30 cm.
    Hilfsmittel:
    Messer, Schere
    Mit einer (kleinen) Schere geht es schneller, leichter bzw. besser als mit einem Messer. Aber es geht auch mit einem (grossen) Messer.
    Herstellung der BAHM:
    1,0 oder 1,5 Liter-Flaschen haben i.d.R. eine gute Form bzw. einen entsprechenden Durchmesser.
    Je nach Flaschenform und –grösse ist dies aber verschieden.
    Man schneidet i.d.R. immer etwas unterhalt der Stelle - wo die Flasche ihren „Bauch“ bekommt - die Flasche auseinander.
    Als „schnelle Variante“ ist das BAHM dann schon fertig.
    Für die „Standardvariante“ wie wir sie nannten, muss die BAHM noch den anatomischen Gegebenheiten der Nase angepasst werden. Das heisst, für die Nase des zu Beatmenden wird extra eine Vertiefung bzw. Aussparung in die BAHM geschnitten, damit die BAHM besser anliegt.
    Am der Stelle wo die Nasenaussparung die grosse Schnittfläche trifft, diese Stelle etwas abrunden.
    Bei der „Komfortvariante“ der BAHM sind die Ränder mit Panzerband, Gewebeband, Tape, Leukoplast o.ä. abgeklebt - das etwas übersteht (Dichtungslippen) - damit die BAHM besser abdichtet und keine Verletzungen durch die zum Teil scharfkantigen PET-Flaschenränder auf der Gesichtshaut des zu Beatmenden verursachen.
    Wenn es schnell gehen muss kann man dies auch überspringen – leichte Verletzungen der Gesichtshaut sind aber u.U. vorprogrammiert (wenn der zu Beatmende überlebt wird dies aber sein kleinstes Problem sein) und die BAHM muss stärker auf das Gesicht des zu Beatmenden gedrückt werden.
    Sicherheitshinweis:
    Vorsicht beim scheiden mit einem scharfen Messer in einer hektischen Situation. Eine Schere ist sicherer zu Handhaben.

    weil so mal schnell eben, wird das wohl nix, oder?
    Zeitbedarf für die Herstellung:
    Die beste Zeit für das Ausschneiden der „Standart“-BAHM aus der PET-Flasche lag bei unter 40 Sekunden und bei der „schnelle Variante“-BAHM bei unter 20 Sekunden.
    Die Komfort-Variante mit „Panzerband-Dichtungslippen“ benötigte weniger als 2 Minuten.

    Anwendung:
    Die BAHM wird der zu beatmenden Person oberhalb des Kinn bis zur Nase übergestülpt.
    Bei der „Sparvariante“ presst man die BAHM auf das Gesicht und um die Nasenflügel mit etwas Druck damit die BAHM dicht anliegt.
    Bei der „Standartvariante“ bzw. „Komfortvariante“ presst man die BAHM auf das Gesicht mit etwas Druck damit die BAHM dicht anliegt. Dabei natürlich auf die Nasenaussparung achten, dass diese auch über der Nase liegt (da helfen u.a. die Tape-Streifen usw. zur Orientierung).
    Durch die normale PET-Flaschenöffnung (Klar, ohne Schraubdeckel) wird die Luft in die Lunge des zu Beatmenden geleitet bzw. geblasen vom „Medi“.
    Während der „Medi“ selbst wieder einatmet lockert er den Sitz der BAHM oder hebt die BAHM kurz an, damit die Ausatemluft des zu Beatmenden „abfliessen“ kann.
    Benötigt der „Medi“ alle Hände um den Kopf der zu beatmenden Person zu überstrecken und sich z.B. auf „Postition“ zu halten, kann der „Medi“ die Flaschenöffnung auch in den Mund nehmen und mit den Lippen bzw. Zähnen festhalten. Dann muss er nach jedem Beatmungsvorgang eben seinen Kopf und damit das BAHM vom Kopf des zu Beatmenden bewegen und wenn er eingeatmet hat wieder entsprechend platzieren. Wir haben eben nur zwei Hände aber auch einen Kopf (und der ist u.U. nicht nur zum Denken da).

    Ich hoffe ich konnte den Aufbau und die Anwendung der BAHM einigermassen verständlich erklären.



    Wie bereits oben geschrieben - die Idee ist aus einer Not heraus bei einer Nachbesprechung entstanden
    (Sammy hatte nach der Beatmung der Person etwas Problem mit ihrem Hals).
    Wenn eine 3.Person den Notruf abgesetzt hat kann sie den BAHM herstellen
    oder die Herzdruckmassage wird eben 3 Zyklen lang durchgeführt ohne Beatmung.


    Ich gebe es ja unumwunden zu … wir sind Träumer (Laien) und keine „Täter“ (Praktiker) im Bezug auf manche Sachen.
    In einem Szenario (Traum) sieht alles etwas Anderes aus als in der Realität – obwohl wir unsere Szenarien versuchen so realitätsnah wie möglich zu gestalten (Uhhh, war das Kalt beim Unterkühlungs-Szenario beim Cold-WS. Einmal und freiwillig nie wieder. Versprochen, hoch und heilig, Pfadfinderehrenwort (Äh ich bin ja gar kein Pfadfinder) usw.).


    Wie wird das in der Praxis gemacht wenn man den zu Beatmenden nicht bewegen kann und nicht von der Seite an ihn herankommt.
    (Bitte jetzt keinen „Ambu-Beutel“ und Sauerstoffflasche nennen.)
    Wer hat Erfahrungswerte?




    Die Idee mit der Maske hatten wie oben geschrieben schon zwei andere Personen vorher.
    Die Beiden kennen wir und somit ist die Weitergabe der Idee kein Problem.
    Die Idee haben wir bei uns nur „wiederbelebt“.
    Die Beiden wurden damals auch für „verrückt“ erklärt.
    Aus einem Trichter eine Maske machen. So war damals bei den Beiden der Weg – aus einem Blödsinn heraus.
    Herumgealbert haben die Beiden um es genauer zu sagen bzw. zu schreiben.
    (Nur Blödsinn im Kopf hatten die Beiden damals – produktiven Blödsinn im nach hinein betrachtet.)
    (Die Story kommt vielleicht auch mal ins Forum – muss aber erst mal um Erlaubnis bitten.
    Interesse?)


  • "Überkopfreanimation" war früher eine durchaus legitime Möglichkeit.
    Erklärender link: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10049-003-0559-0


    Momentan wird diese Variante eigentlich nur angewandt, wenn der professionelle Retter zeitweise alleine ist oder aus Platzgründen.
    Das drücken funzt so ganz gut. Zum beatmen braucht man aber dann schon einen Beutel mit Maske.


    Alternativ könnte ich auch folgendes Produkt empfehlen:
    http://www.online-verdienste.d…nste.de/rettung/aweh3.htm


    Mit so einer Pocket-Maske würde die "Überkopfreanimation" auch funktionieren.



    Tsrohinas

  • Von meinem letzten Reakurs weiß ich noch, daß es wichtiger ist, den Kreislauf am Laufen zu halten - Herzdruckmassage.
    Die Beatmung steht dahinter an.
    Allein ist eine Herzdruckmassage über längere Zeit fast nicht machbar - zumindest nicht produktiv.
    Die Drucktiefe und Regelmäßigkeit verlieren nach Minuten enorm an Qualität.


    Selbst sehr durchtrainierte Menschen kommen da schnell an ihr Limit - wir waren erstaunt!


    Die Beatmung ist nur mit Reservoirbeutel effektiv.
    Deswegen würde ich mir da den wenigsten Kopf machen - natürlich ist es nicht falsch zu beatmen, aber der Kreislauf ist wichtiger, da dabei das Blut weiter gepumpt wird und die Organe versorgt.


    Mir gefällt es, daß Ihr sowas übt - bezieht vielleicht aber mit ein, daß man manchmal nicht mehr helfen kann.
    Wenn der zu Reanimierende nicht recht schnell wieder "kommt", dann muß man in Extremsituationen den Tatsachen sicher deutlicher ins Auge sehen, als in Situationen, wo ich einen Notruf absetzten kann und professionelle Hilfe schnell da ist.



    LG von der Survival

    ~ Nunquam Non Paratus ~

  • Zitat

    Wie wird das in der Praxis gemacht wenn man den zu Beatmenden nicht bewegen kann und nicht von der Seite an ihn herankommt.
    (Bitte jetzt keinen „Ambu-Beutel“ und Sauerstoffflasche nennen.)


    Ne, der wird Intubiert und an das Beatmungsgerät angeschlossen. :grosses Lachen: *Duck*
    Im Ernst: In so einem Fall gibt es keine Möglichkeit ohne Hilfsmittel, da steht dann die schnelle Befreiung im Vordergrund.


    survival

    Zitat


    Deswegen würde ich mir da den wenigsten Kopf machen - natürlich ist es nicht falsch zu beatmen, aber der Kreislauf ist wichtiger, da dabei das Blut weiter gepumpt wird und die Organe versorgt.


    Das gilt aber nur für die ersten 3-5 Minuten, danach ist der Sauerstoffgehalt im Körper zu niedrig.
    Die Empfehlung auf die Beatmung zu verzichten gilt nur für Laienhelfer die keinerlei Ausbildung haben (also kein auch kein EH/LSM-Kurs).
    Die Methode ohne Beatmung ist für Werbespots oder z.B. die "Telefon-Reanimation"( http://www.feuerwehrleben.de/o…fonreanimation-in-berlin/ ) um komplett "ahnungslose" Helfer nicht zu überfordern.


    Zitat

    Die Beatmung ist nur mit Reservoirbeutel effektiv.


    Ein Reservoirbeutel ist das Ding, was an einem Beatmungsbeutel (den du vielleicht eigentlich meinst?) dran hängt, um die Sauerstoffkonzentration zu erhöhen.
    Mit der Effektivität des Beatmens ("Luft-Reinpusten") hat das nichts zu tun.


    Wenn du den Beatmungsbeutel meinst:
    Ein Laie hat am Anfang u.U. große Probleme die Maske dicht zu bekommen, da ist jede Mund-zu-Mund-Beatmung effektiver. Die 4% mehr Sauerstoff reißen es dann auch nicht mehr raus.

  • ...ja, nur bist Du nach drei bis 5 Minuten eh nicht mehr in der Lage effektiv (!) zu beatmen und zu drücken.
    Ohne zusätzliche Hilfsmittel oder Hilfe ist eine Reanimation die alleine durchgeführt wird, die nicht schnell erfolgreich ist, sehr schwierig.


    Kommt natürlich auch darauf an, was der Auslöser für das Versterben ist.


    Nur um dies nochmal klarzustellen:
    Unbedingt solche Sachen machen! Sich Situationen stellen!
    Gute Sache! :Gut:


    Ich habe im Reakurs mal nachgefragt, wie erfolgreich tatsächlich die Reanimationen sind.
    Betroffenes schauen...
    Ohne Defi und schnell eintreffende Hilfe...


    Aber!
    Da man nicht sicher sein kann, was der Auslöser ist - drücken, drücken, drücken!
    Solange man Kraft hat, und ja - man kann über sich herauswachsen! Unbedingt!
    Aber man muß auch die Kraft haben, sich irgendwann der Sache zu stellen.
    Ist leider so.


    Will ja hier nicht zu pessimistisch klingen, bin da aber eher der Realist.



    LG von der Survival, die hofft, daß man solche Situationen weitgehendst nie erleben muß...

    ~ Nunquam Non Paratus ~