Das Szenario spielte sich auf unserem Pflege-Workshop ab.
Also ggf. den Vorspann dort lesen.
Ein Szenario hat mal wieder eine Eigendynamik erhalten obwohl wir uns geschworen hatten nach dem Szenario mit der Unterkühlung (Cold-Medi) besser aufzupassen.
Das geplante Szenario:
Messen der Vitalwerte bei einem Patienten im 2-Mann-Zelt (also eigentlich eine Routine-Tätigkeit, wenn da Sammy nicht den Pfleger spielt).
Plötzlich rief Sammy ganz aufgeregt:
„Übung – Herzstillstand - Übung!“
Habe ich gerade richtig gehört? – dachte sich jeder.
Plötzlich war es im Camp mucks mäus chen still.
Jeder schaute den Anderen an.
Jeder hat es gehört – aber es nicht geglaubt.
„Übung – Herzstillstand - Übung!“
Verdammt, auch das noch, das war wirklich nicht abgesprochen.
„Sammy, wir kommen!“
Verdammt, wo ist Lucky?
Mist, Lucky ist oben bei Sammy.
„Schnell, ich brauche eure Hilfe. Hier ist es sehr eng.“
„Eng?“
„Verdammt, welches Zelt hat sie sich ausgesucht. Eng = Klein, ich fürchte sie hat ihr kleines Zelt dafür ausgesucht.“
Ihr Dummy war ein aufgeblasener grosser Packsack (Rumpfersatz) für die Herzdruckmassage und ein kleinerer Packsack den man etwas aufblasen musste und dann die „überschüssige“ Luft wieder ablassen musste, als Mund- und Lungenersatz.
Sammy hat sich das gut ausgedacht und uns voll auf dem falschen Fuss erwischt.
Wir waren Alle gerade beim Spülen, Küche aufräumen, Wasser holen sowie Holz spalten. Jeder von uns war ca. 30 Meter von den Zelten entfernt und die Zelte standen auf einem kleinen Hügel.
Zwischen den Zelten und uns war der verwilderte Garten mit einem matschigen Weg zu den Zelten.
Sammy hatte sich natürlich das kleinste und am weitesten entfernte Zelt ausgesucht
(Natürlich, leichte Sachen kann ja jeder. Grrr).
Für 3 Personen, nein für 2 Personen (Dummy und Sammy als Retter) war das Zelt viel zu klein, insbesondere zu niedrig für eine wirkungsvolle .
„Das Zelt aufschneiden?“
Sammy: „Nein, (nicht mein Zelt aufschneiden)!!!“
„Hmm.“
„Schnell, ich brauche eure Hilfe. Nun macht schon. Hier ist es zu eng. Man kann hier nicht richtig arbeiten.“
„Sollen wir den ´Dummy´ aus dem Zelt ziehen?“
„Wo ist eigentlich Lucky?“
„Nein, der Dummy bleibt im Zelt. Das Zelt muss weg.“ (Grr, Sammy macht also Probleme.)
„Das Zeltgestänge raus und den Reissverschluss am Eingang komplett öffnen.“
„OK, Reissverschluss komplett öffnen und dann das Innenzelt über Sammy und den Dummy wegziehen, dann haben wir Platz.“
„Reicht das?“
„Ausprobieren. Sonst wissen wir es nie.“
Somit hatten wir Platz für die ohne das Zelt zu beschädigen (Sammy braucht es ja noch - oder doch noch mal kuscheln im Notbiwak?).
Beim nächsten Mal wird es etwas schneller gehen.
„Können wir euch Alleine lassen mit eurem Patienten?“
„Ja, warum?“
„Da unten wartet noch etwas Arbeit auf uns. Heinzelmännchen haben wir hier keine und der Stundenplan stimmt ja sowieso nicht mehr ... so ganz.“
Die Anderen gingen wieder an ihre ursprüngliche Arbeit, Wasser holen, spülen, Küche aufräumen usw. .
Die haben wir dann zu Zweit ca. 15 Minuten durchgeführt.
Ging ganz gut von der Kondition her gesehen. Die „ruhende“ Person überwachte immer die (Arme gestreckt, Drucktiefe, usw.) bzw. die „Atemtiefe“.
Gewechselt wurde nach 3 bis 5 Zyklen. (3 mal Herzdruckmassage von Sammy bzw. 5 mal Herzdruckmassage von mir)
Sammy: „Siehst du die gefällte Tanne da drüben?“
„Jaaaa!?!?“ (Die Frage gefällt mir nicht!!! – Da kommt jetzt etwas das mir nicht gefallen wird. Ich kenne Sammy und diesen Tonfall von ihr nur zu gut.)
Sammy: „Da liegt Lucky darunter … auch mit Herzstillstand. Kommt ich will was ausprobieren.“
Sammys Ideen sind manchmal (hmm, eher oft, wenn nicht sogar fast immer) etwas unkonventionell. Sie denkt ausserhalb der normalen Wege und „eckt“ daher auch oft bei anderen Personen an.
Sie hat Lucky so unter die gefällte Tanne platziert, dass man nur vom Kopf bzw. von den Beinen (also unten bzw. oben) an Lucky herkommen konnte.
„Wie sollen wir da eine durchführen?
Lucky … rausziehen?“
Sammy: „Nein, gerade das wollte ich nicht."
„So wie Lucky liegt haben wir keinen Platz für die .“
Sammy: „Erinnerst du dich noch an die letzte Höhlenwanderung?“
„Ja, wieso?“ (Das gefällt mir nicht.)
„Da hätten wir Lucky auch nicht so ohne weiteres aus dem Durchgang ziehen können.
Es war ja auch eher ein langes Rohr.“
„Das weiss ich nur zu gut.“
Sammy neckte: „Höhlenangst?“
„Das weißt du genau. Eher Höllenangst. Aber du sagt immer man muss sich seiner Angst stellen.“
Sammy: „Genau.
Und nun zurück zum Thema. Tja das ist hier nicht wie man die sonst immer lernt … von der Seite.
Schauen wir mal ob es von oben bzw. unten geht.
Welche Seite nimmt du … oben oder unten?“
„Ähh, wechseln werden wir nicht können. Ich habe mehr Kraft als du also werden ich von unten her es versuchen.“
Sammy: „Aber du bist grösser als ich und viel Platz gibt es da unten nicht.“
„Leichte Sachen kann jeder … und gerade stirbt Lucky.“
Sammy: „Wieder einmal. Wirklich ein Master of Desaster. Lucky sollte besser auf sich aufpassen.“
„Lucky braucht wirklich keinen Schutzengel oder Babysitter, sondern eher einen Bodyguard.“
Ich rutschte von den Beinen her bis knapp oberhalb der Hüfte von Lucky und habe von dort aus die durchgeführt.
Es war zuerst etwas ungewohnt in Bezug auf die Position über Lucky und der Stellung meiner Handflächen (m.M.n.).
Sammy führte die „Beatmung“ von „oben“ her durch.
Sie hatte etwas grössere Probleme, da sie die Beatmung nur von oben-seitlich durchführen konnten - Luckys Nase war im Weg.
Am Schluss meinte sie, dass ihr Rücken und Hals jetzt etwas verspannt sind.
Die haben wir dann ca. 10 Minuten durchgeführt.
Ging ganz gut von der Kondition her gesehen. Die „ruhende“ Person überwachte immer die (Arme gestreckt, Drucktiefe, usw.) bzw. die „Atemtiefe“. Gewechselt wurde aus Platzgründen diesmal aber nicht.
Aber wir wollten eigentlich die Pflege üben und nicht !
(Sammy, du Biest, immer für Überraschungen gut.
Grrr.)
OK, man kann jetzt denken, „Besser wäre es gewesen Lucky schnell unter der Tanne hervorzuziehen und dann die Wiederbelebung ´geordneter´ durchzuführen.“
Kein Kommentar – von uns.
Es ging darum – einmal eine Wiederbelebung auf eine andere Art zu versuchen - wenn kein Platz da ist.
Ergebnis für uns: Es geht, aber bei der Beatmung gibt es (kleine) Probleme.
Eine Abhilfe haben wir aber auch schon.
Wenn man eine Beatmungsmaske verwendet, geht das Beatmen leichter.
Jetzt wird der eine oder andere denken: Beatmungsmaske? Habe ich aber keine dabei.
Hast du / habt ihr eine PET-Flasche oder Faltflasche dabei? Wenn ja, dann hast du / habt ihr auch eine behelfsmässige Beatmungsmaske dabei.
Zwar keine gekaufte bzw. originale Beatmungsmaske … sondern eine Beatmungsmaske aus dem Kopfteil einer PET-Flasche bzw. Faltflasche (mit etwas Panzerband) ist das Hilfsmittel.
(Bemerkung: PET-Flaschen sind billiger als Faltflaschen, daher haben wir später eine PET-Flasche verwendet.)
OK, Wiederbelebung gehört eigentlich nicht zur Pflege. Das stimmt, aber es kann theoretisch bei der Pflege passieren.
Wieder unten bei den anderen Teilnehmern.
„Und, genug gespielt?“
Sammy erzählt was sie sich noch einfallen gelassen hat.
„Du bist Verrückt … und dein Buddy auch.“
Wir grinsten nur.
Kein Kommentar von uns Beiden dazu.
Bemerkung:
Zuerst prüft man natürlich die Atmung des Verletzten - aber dies haben wir wissentlich übersprungen. Es ging um die Übung ansich und nicht um das "Vorspiel".
Nach den beiden waren nicht nur die Arm lahm, auch der Rücken war krumm und wir waren ganz Schön ausser Atem.
Bei einem Lehrgang haben wir einmal zu Dritt ca. 40 Minuten einen Dummy im Wald reanimiert, danach ging es mir Besser als nach den beiden kurzen Reanimationen (Ohh, Ahh, mein Rücken).
Es ist mir schon klar, dass die Scharniere bei der in der Hüfte und den Schultern sind und nicht im Rücken. Aber trotzdem tat mir mein Rücken weh.
Sammy und ich bekamen von einer anderen Teilnehmerin eine Massage und warm-heisse „Lehmpackungen“(Ersatz-Fango-Packung) am Hals, der Schulter und am Rücken.
Danke nochmals an dieser Stelle dafür.
Die Beatmungsmaske haben wir in einer Pause dann gemeinsam "entwickelt" (und getestet).
Haben unsere „Experte“ Verbessungsvorschläge?
Wir haben noch nie eine Wiederbelebung von „unten bzw. oben“ versucht.
Daher haben wir wahrscheinlich das Eine oder Andere unbewusst Übersehen oder falsch gemacht.
Nur was war es?
PS:
Danke für lesen bis zum Schluss.