Erkennungsmerkmale Tierkadaver bzgl. Geniessbarkeit

  • Hallo.
    Da ich nicht toete und deshalb nicht jage, muss ich draussen auf mitgebrachte Vorraete, Wildpflanzen und Tierkadaver zurueckgreifen. Ueber das vergangene Jahr haben wir in Kanada auf und neben den Strassen um die 6 Rehe gefunden, die meisten davon allerdings im Winter, deshalb recht sicher. Beim Ausnehmen der Tiere wurden mir auch schon einige Erkennungsmerkmale fuer Geniessbarkeit bzw. Warnsignale zugetragen. Reines (Muskel-)Fleisch z.B. ist auch bei Kadavern relativ lange haltbar, je duenner das Gewebe, desto laenger, da es schneller austrocknet. Das groesste Problem ist der Mageninhalt, vor allem bei Tieren, die keines natuerlichen Todes gestorben sind (bei denen platzt der Magen durch den Aufprall oft auf). Kommt der in die Bauchhoehle, wird durch den niedrigen PH Wert das Fleisch sehr schnell zu verwesen anfangen, auch im Winter, da die restliche Koerperwaerme des Tieres den Bakterien genug Energie liefert. Das Fleisch bekommt dann so einen gruenlichen Stich (fuer Hund/Katze ist es noch voellig OK). Im Winter hat man trotzdem noch ein gutes Zeitfenster, um sich das etwas weiter vom Magen entfernte Fleisch zu sichern.
    Da ich im Netz und in einschlaegiger Literatur nur sehr wenig ueber das Thema finde (so gut wie alle Survivalisten essen Insekten, jagen Kleingetier oder stellen Fallen und haben deshalb immer eine sichere Fleischquelle) wuerde ich gerne eure persoenlichen Erfahrungen zu dem Thema hoeren. Speziell interessieren mich eure Erfahrungen mit Tierkadavern in den waermeren Jahreszeiten. Waere natuerlich super, wenn sich ein Jaeger/Foerster zu Wort melden wuerde. Auch fuer Links zu weiterfuehrendem Material bin ich dankbar.
    Gruss

  • Hm


    Aus erster Hand kann ich da nicht viel dazu sagen.


    Jedoch finde ich via Gockel recht viele Einträge zu diesem Thema, was allerdings daran liegen könnte das ich den Englischsprachigen Begriff benutzt habe.
    Schau doch mal unter dem Begriff "Roadkill" bzw. "Eating Roadkill"



    Hier noch das Video von einem Engländer der Roadkill isst:


    Youtube - The Man who eats Roadkill


    Wir haben hier auch ein paar Jäger, die dir sicherlich noch etwas über die rechtliche Seite der Verwendung von "Roadkill" erzählen können.


    Liebe Grüße


    Galahad

  • Aus der jagdlichen Sicht gilt, dass du innerhalb von 3h das Tier ausnehmen musst, ansonsten darfst du das Fleisch nicht mehr verwenden.


    Zeitfenster wird sehr unterschiedlich sein - Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Beschaffenheit des Wildes, usw. Ich persönlich würde mich nicht von Tierkadavern ernähren und mich hier auf Geruchsprobe/Aussehen verlassen. Andererseits hab ich in Asien auch schon einem Koch gesehen, da war mir nicht klar, dass der gerade Fleisch gekocht hat, so eklig hat das ausgesehen.

  • Also zu Deiner Frage nach der wärmeren Jahreszeit: Da kann es gut sein dass die von Grübler genannten drei Stunden gar nicht einmal ausreichen. Du siehst und riechst aber (Schmeissfliegen, Maden, Geruch, aufgeblähte Bauchhöhle, Farbe des Fleisches, etc.) wie es um den Zustand des Stückes bestellt ist. Ein weiteres Merkmal ist die Temepratur des Stückes (ists noch warm?) und die Totenstarre. Wenn diese noch nicht eingetreten ist liegt der Tod noch nicht lange zurück.


    Wenn Du den Grund für den Tod des Tieres nicht kennst (bei der Jagd kennst Du ihn allermeist ...) musst Du davon ausgehen dass das Tier entweder bei einem Unfall, aufgrund einer Krankheit, an Altersschwäche oder an einer Verletzung gestorben ist. Besonders problematisch sind m.E. Krankheit und Verletzung. Wer möchte schon das Fleisch eines kranken Tieres essen? Und bei einer Verletzung kann der ganze Wildkörper Bakterien enthalten die Du gar nicht erkennst. Und: Evtl. war schon ein anderer Räuber vor Dir da und hat nur mal dran geschnuppert weil er schon satt war? Stichwort Fuchsbandwurm & Co.?


    Durch Verkehrsunfälle getötete Tiere sind m.E. nur vordergründig unproblematisch. Da Du das Tier i.d.R. vor dem Unfalltod nicht gesehen hast kannst Du als Laie nur schwer erkennen ob es vor seinem Tod gesund war. Ich persönlich würde wahrscheinlich nicht einmal in der allergrössten Not das Fleisch von Tieren essen die ich nicht selbst erlegt habe. Roulette spielen ist nicht so meines.


    Blackforest

    Man muss für Alles bezahlen. Nichts ist umsonst, ausser Gottes Gnade

  • Blackforest hat recht!


    In guten Zeiten Finger weg von Kadavern. Viel zu risikoreich. Dazu kommt, dass es Diebstahl ist. Das Fallwild gehört dem Jagdpächter.
    Aber es ist keine Wilderei.


    Ein Tier kann sehr lange warm bleiben.
    Hab mal einen Keiler aufgebrochen (also Innereien herausgenommen), der hat eine ganze Nacht lang im tiefsten Winter in einem Wasserloch gelegen.
    Morgens um 8 wurde s langsam hell und er wurde auch gleich gefunden (der Hund hat ihn entdeckt, da der Rücken noch ein paar cm heruasguckte).
    Mir froren tierisch die Hände aber das Innere des Schweins war immer noch sehr warm und es dampfte auch noch sehr.
    Das Fleisch war übrigens noch in einem sehr guten Zustand - nichts verhitzt.


    Verhitzen nennt man das, wenn das Tier nicht sofort aufgebrochen wird und sich wegen des Hitzestaus schnell Bakterien bilden. Sollte das der Fall sein, muss es komplett weg.
    Das geht im Sommer innerhalb von 30 min beim Schein, wenn man Pech hat. Ich breche daher immer sofort an Ort und Stelle auf.


    Wenn man keine Ahnung hat von der Fleischbeschau, sollte man tunlichst di Finger vom Wild lassen.


    cu Tom

  • Also ich kenne ein Gasthaus die ihre ganze Wildgulaschgeschichte nur von überfahrenen Tieren bestücken, der Jäger macht die Beschau, bringt dann die überfahrenen Tiere zum Gasthaus und danach wandern sie in das Gulasch, dabei wird natürlich meistens die ganze Nacht geköchelt. Wildfleisch das noch Rosa serviert wird kommt auch da nicht von der Straße.
    Ich würde also eher in der Zubereitung schwanken wenn es um gefundene Kadaver geht die einen guten Eindruck machen, als ganz darauf zu verzichten.

  • Böse Falle.
    Das sollten die beiden nur keinem erzählen.
    Das ist nicht nur unwaidmännisch, sondern auch noch gefährlich.
    Ein Stück Wild wird vor dem Erlegen beobachtet und anhand der Bewegungen kann man erkennen, ob das Tier ungewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag legt.
    Ist dies der Fall, muss man davon ausgehen, dass evtl. irgendwelche Krankheiten vorliegen und diese auch in Betracht ziehen.
    Das Risiko wird nach einer Fleischbeschau nicht sehr groß sein aber es ist vorhanden.


    Zu den Krankheiten hatte ich hier schon mal was geschrieben: Jagd - Krankheiten erkennen


    cu Tom

  • Zitat von christopher;250553

    Also ich kenne ein Gasthaus die ihre ganze Wildgulaschgeschichte nur von überfahrenen Tieren bestücken, der Jäger macht die Beschau, bringt dann die überfahrenen Tiere zum Gasthaus und danach wandern sie in das Gulasch, dabei wird natürlich meistens die ganze Nacht geköchelt. Wildfleisch das noch Rosa serviert wird kommt auch da nicht von der Straße.
    Ich würde also eher in der Zubereitung schwanken wenn es um gefundene Kadaver geht die einen guten Eindruck machen, als ganz darauf zu verzichten.


    Und was steht dann in den Büchern? Roadkill? Fallwild?
    Ich behaupte mal in DACH ist der Laden ganz schnell zu und die Beteiligten stehen vor dem Kadi wenn das Gesundheitsamt dahinter kommt.

  • Also ich begreife einfach nicht, dass dieses Thema immer wieder angesprochen wird.


    Hier im Forum wurde schon mehrmals von Fachleuten davor gewarnt totes Tier von Laien beurteilen zu lassen.
    Leute, das kann tödlich enden!


    Ich bin "nur" Angler, aber auch ich habe schon mehrmals verdächtige Fische gefangen.
    Die gehen dann zum Wasserwart. Aber erkennen muss ich es.


    Und wozu soll ich gefundes Tier essen?
    Ich bin ja für eine gewisse Zeit vorbereitet:face_with_rolling_eyes:
    Wenn dann die Voräte verbraucht sind, wird es wahrscheinlich auch keine Wildtiere mehr geben....
    Woher soll das frische Roadkill kommen wenn es kein Benzin mehr gibt.....


    Also für mich gilt: Finger weg!!!


    Empfehle ich als Angler übrigens auch für Fische. Wenn da was schief geht.... Soviel Klopapier hat keiner eingelagert :unschuldig:


    meint
    der Boxer

    Das Leben ist das, was dazwischen kommt, wenn man alles geplant hat

  • Zitat von christopher;250553

    Also ich kenne ein Gasthaus die ihre ganze Wildgulaschgeschichte nur von überfahrenen Tieren bestücken, der Jäger macht die Beschau, bringt dann die überfahrenen Tiere zum Gasthaus und danach wandern sie in das Gulasch, dabei wird natürlich meistens die ganze Nacht geköchelt. Wildfleisch das noch Rosa serviert wird kommt auch da nicht von der Straße.
    Ich würde also eher in der Zubereitung schwanken wenn es um gefundene Kadaver geht die einen guten Eindruck machen, als ganz darauf zu verzichten.


    Dieses Gasthaus würde ich gerne genannt haben, damit ich einen großen Bogen darum machen kann...


    Ich hab nun schon so manches überfahrenes Wild gesehen und grundsätzlich Hundefutter daraus gemacht. Wenn man mal Panseninhalt (Magen) in den Muskelfasern des gesamten Wildkörpers findet (technisch eigentlich unmöglich...), dann ist die Verwertung klar: Hundefutter...


    Ich assistierte auch mal in einer Hotelküche beim Zerwirken, was dazu geführt hat, dass ich dort nie wieder etwas gegessen habe. Was dort ins Gulasch kam, war für mich teilweise Hundefutter, was in die Soße kam noch nicht einmal das... Widerlich...


    Ich empfehle jedem, der hierbei etwas großzügig denkt, beim Zerwirken eines schlecht geschossenes Stück Wildes (Waidwund, Versulzungen durch rasante Geschosse, spitz von hinten,...) dabei zu sein und dann genau so "großzügig" alles zu verwerten. Wem sich dabei nicht schon der Magen rumdreht (meiner ist recht robust...), dann spätestens, wenn das Wildpret in der Pfanne oder im Topf landet und die Nachbarn noch 1 km weiter sich über den Gestank beschweren. :face_with_rolling_eyes: Wer mal ein waidwund geschossenes Wild selber aufgebrochen hat, weiß genau, wieviel Tage danach der Gestank an den Händen noch wahrnehmbar ist...


    Tierkadaver zu verzehren ist russisch Roulette... Unter "idealen" Bedingungen (Winter, gefroren, verunglücktes Wild oder Riß von Raubtieren), wenn ich 1-2 Wochen nichts gegessen hätte, DANN würde ich augenscheinlich gute Stücke MUSKELFLEISCH KOCHEN! Und zwar seeeehr ausgiebig! Bei Wärme oder gar schon Verfärbungen des Fleisches, besonders der Bauchdecke, eindeutig Finger weg und lieber noch etwas hungern...Es ist extrem kontraproduktiv, sich in solch einer lebensbedrohlichen Situation (>2-3 Wochen ohne Nahrung...) auch nur einen leichten Durchfall zu holen.


    Wer übrigens schon mal eine Woche gefastet hat, der wird das Thema Essen etwas gelassener angehen. Gibt meistens wichtigeres als Essen... Die grobe 3er Regel ist sicher bekannt:


    3 Sekunden ohne Nachdenken
    3 Minuten ohne Luft
    3 Stunden ohne Wärme
    3 Tage ohne Wasser
    3 Wochen ohne Nahrung


    Wolfgang