Leute meiner Art

  • Ich verfolge das Tagesgeschehen schon sehr lange und bin seit einer Weile hier im Forum angemeldet und lese mir spontan Artikel der Community durch. Die aktuellen Geschehnisse, politischer, ökonomischer und sozialer Art waren ein Haupttreiber, mich hier anzumelden. Der durchschnittliche Wohlstandsbürger der ich bin, konsumierte die Nachrichten über Elend, Hunger und Krieg aus sicherer Entfernung aus meiner geschützten Blase heraus.

    Doch, nicht erst seit der letzten grossen Finanzkrise, habe ich den Eindruck eines generellen langsamen doch stetigen Niedergangs gewonnen – die Einschläge kommen näher: ein unsicherer Arbeitsmarkt, eine Finanzindustrie ausser Rand und Band, viele Politiker, die schon lange keine Volksvertreter mehr sind, der „Political Correctness“ Kult, der nur den Zustand zunehmender Zensur umschreibt, eine, , irritierende Immigrationspolitik, haben mich dazu motiviert, konkreter über „was wäre wenn“ Szenarien nachzudenken und mich und die meinen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu wappnen.

    „Ich“ bin viele. Einige betreiben Vorsorge bereits seit Jahren, sei es punktuell (Altersvorsorge) oder umfassend (Notvorrat, körperliche Fitness, knüpfen von Kontakten etc.). „Ich“ haben aber auch viele Gründe, solche Vorbereitungen aufzuschieben: es gibt immer was zu tun im Job, da immer mehr von immer weniger erledigt werden muss, zum Wohle des Shareholder Values. Kommen natürlich noch Weiterbildungen hinzu, denn wer rastet der rostet. Aber auch im familiären Umfeld gibt’s immer wieder was: Beziehungspflege, Feste, Events. Und dann sind da noch die Hobbies. Oder das neue Auto. Oder, oder, oder…. Aber morgen, ja morgen, fange ich mit dem preppen an….

    Andere „Ichs“ wissen gar nicht, wo anfangen. Oder wie. Oder auf was konkret. Nahrung für zwei Monate bunkern? Ok. Aber was dann? Mit Nachbarn „darüber“ reden? Schon bald könnte man als verschrobener und potentiell gefährlicher Spinner im Quartier gelten…. Oder als Selbstbedienungsladen im Falle eines Ereignisses….

    Was also tun Leute meiner Art? Viele werden sich überfordert ablenken und die neueste Staffel von <hier Deine Lieblingssendung eingeben> gucken. Oder sich im Ausgang amüsieren. Andere „Ichs“ könnten sich in etwas reinsteigern und sich einigeln/isolieren und vielleicht, mehr oder weniger planlos, etwas Vorsorge betreiben.

    Dann wird es noch die „Ichs“ geben, die den Schuss gehört haben. Diese „Ichs“ werden sich idealerweise an’s Reissbrett begeben und für sich erst mal bestimmen, auf was und für wen sie sich denn vorbereiten wollen. Zu Szenarien und Vorbereitungen siehe auch meinen separaten Artikel „Was ich erwarte – mein Katastrophenszenario“, welcher noch in Erstellung ist.

    Bis die Tage,
    zapp

  • Zitat von zapp;281568

    Was also tun Leute meiner Art?


    Anfangen. :)


    Oder philosophischer:


    Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. (Konfuzius)




    ... wäre zumindest eine gute Vorgehensweise... :face_with_rolling_eyes:


    Legend, sagt Danke für deinen Beitrag

  • Ja, bei kleinen Dingen anfangen, der Rest kommt von allein.


    Einfach mal überlegen wovon man abhängig ist und dann Alternativen, Redundanzen oder unabhängige Lösungen schaffen. Das fängt mit der Taschenlampe und einer Kiste Wasser an. Stück für stück erkennt man dann auch andere Anhängigkeiten, wie z.B. Verkehrsmittel. (ich kann zwischen Fuß, Auto Straßenbahn und Fahrrad wählen) oder medizinische Versorgung (wo ist der nächste Arzt, gibt es Alternativen, wobei sollte ich mir selbst helfen können).


    Monetäre Vorsorge ist sicher ein komplettes Thema für sich.


    Wenn man ab und zu innehält, etwas über seine eigene Situation nachdenkt kommt man aber auch dort zu einem Standpunkt von dem man aus seine Strategie bestimmen kann. Man muss sowas auch nicht überstürzen. Ich habe gelernt, dass wenn ich mich intensiv mit einem Thema beschäftige ich hinterher sehr gut mit dem Ergebnis leben kann. Selbst wenn man mal eine weinger optimale Entscheidung trifft hilft es zu wissen, warum man sie getroffen hat und dass sie bewusst getoffen wurde. Viel schlimmer ist es etwas zu unterschreiben, mit dem man sich nicht auseinandergesetzt hat und sich einigen Jahren darüber zu ärgern...oder etwas spontan zu kaufen und sich dann jahrelang damit rumzuärgern.


    Man merkt dabei auch, dass man nicht auf jedem Fachgebiet unterwegs sein kann, aber auch dass man mit sehr wenigen Dingen zurecht kommt und nicht "alles haben muss".


    ..und dabei weiterleben...soziale Kontakte sind auch wichtig! :winking_face:

  • Klein anfangen und dann so weit ausbauen, wie es für dich persönlich richtig ist: Das wäre auch mein Rat. Schon ein paar Kerzen, ein Kasten Wasser zusätzlich und drei Konservendosen erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegenüber zusammenbrechender Versorgung. Schon eine ausgedehnte Wandertour pro Monat verbessert die Fähigkeiten im Kartenlesen und die persönliche Kondition.


    Insofern hat man selbst mit diesen einfachen Dingen schon mal das gute Gefühl, etwas besser auf alles mögliche vorbereitet zu sein als die meisten anderen Menschen. Auf dieser Grundlage lässt sich aufbauen und die Ausrüstung, vor allem aber Fähigkeiten und Wissen weiter ausbauen. Wie intensiv du das betreibst, musst du selbst anhand des Aufwands an Zeit, Geld und Lagerraum entscheiden. Aber selbst wenn man sich nur für absolute Minimalvorsorge entscheidet, steht man im Ernstfall schon mal besser da als viele andere.

  • Danke für Euer Feedback und den Zuspruch! In der Tat: "Eine Reise von tausend Meilen beginnt unter deinem Fuss". Mein erster Schritt war wohl das bewusste Wahrnehmen meiner Situation und meiner Abhängigkeiten. Der zweite Schritt war wohl in der Sensibilisierung meiner Partnerin für diese Dinge. Der darauffolgende Schritt gewisse Gewohnheiten zu ändern: anstelle eines oder zweier Sixpacks Wasser à 9 Liter, sind nun im Minimum 4, idealerweise bis zu 12 Sixpacks vorrätig. Unsere Lebensmittel, ausgelegt für 2 Wochen im Schlemmermodus, sollen sukzessive auf 2 Monate ausgebaut werden. Seit den paar Stromausfällen in den vergangenen 2 Jahren haben wir immer Leuchtmittel (LED, Kerzen) sowie Holz (Grill, Kombi Herd) vorrätig - mit raschem Zugriff auf weitere Holzreserven. Die nächsten Schritte köännten sein: Wassergewinnung und -aufbereitung sowie das sich schlau machen über das Ergänzen des Speisezettels aus der Natur, pflanzlicher (Löwnezahn, Huflattich, Buchecker) und wenn's drinliegt, tierischer ("Fallwild") Art. Bin aber Lichtjahre von der Möglichkeit entfernt, mich exklusiv aus der Natur ernähren zu können.
    Was mir auch bewusst ist: wenn man keine Kreuzung zwischen MacGyver und Mad Max ist, hat man alleine auf sich gestellt, keine Aussicht auf langfristigen Erfolg. Der Aufbau von verlässlichen Beziehungsnetzen ist ein kritischer Erfolgsfaktor. Hierbei darf man sich aber nicht auf die Rolle des Rosinenpickers / Trittbrettfahrers zurückziehen. Andere Leute werden sich dieselben Fragen wie ich mir selber stellen: was bringt diese Person mit? Was kann sie? Wie vertrauenswürdig/verlässlich ist sie?
    Das geht nicht über Nacht, sondern ist ein langwieriger Prozess, der nach persönlichem, konstantem und anhaltendem Commitment verlangt.
    Ich bin nun also die ersten Schritte auf meinem Weg gegangen - wohl wissend, dass noch sehr viele vor mir liegen - Hindernisse inklusive.

  • So gesehen ist preppen nicht anders als alles Andere im Leben. Egal ob Du einen neuen Job beginnst, heiratest, ein Haus oder ein Auto kaufst.


    Alles beginnt mit deiner Entscheidung. Für mich persönlich ist das immer eine Mischung aus rationaler Überlegung, Analysen, meinen Wünschen, Budget und Bauchgefühl. Klappt nicht immer, aber aus Fehlern lernt man.


    Auch bei Vorbereitungen auf einen Notfall sind die Punkte zur Entscheidung die Selben. Und im Ernstfall wird dies nicht anders sein. Wie bei allem kann auch der ausgefeilteste Plan danebengehen, eine unkalkulierbare Variable beinhalten. Gear kann man testen. Fähigkeiten erlernen.


    Deshalb - gilt nur für mich und hat keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit - gehören auch Flexibilität und Phantasie zum Leben und zum Preppen. Genauso wie eine positive Lebenseinstellung. Wenn es hoffentlich niemals für einen SHTF - Fall benötigt wird, es kann dein Leben mit mehr Gelassenheit bereichern. Für mich funktioniert es jedenfalls.


    Wie es schon Legend treffend gesagt hat: Beginne mit einem ersten Schritt. Ich ergänze es: Mache deine Schritte. Mache Fehler - aber lerne daraus. Es wird Dir auch im täglichen Leben helfen. Aber beachte: Auch Ruhe und Gelassenheit beruht auf Training.


    Und bevor noch jemand auf falsche Ideen kommt: Vor sehr vielen Jahren wurde mir dies von buddhistischen Mönchen geraten. Ich habe es versucht und bei mir hat es funktioniert.


    En Gruess


    Jaws (der mal wieder etwas zu philosophisch wurde)

  • Hallo zapp


    Da ich bis vor einer kurzen Weile zu den "ich`s" gehört habe kann ich nachempfinden was Dir da durch den Kopf geistert.


    Aber wie schon so treffend von Jaws geschrieben wurde - der erste Schritt ist der wichtigste.


    Nach einigen schlaflosen Nächten habe ich mich auf gewisse Szenarien festgelegt um überhaupt einen Anhaltspunkt zu haben.
    Für mich ist es leichter ein klares Ziel zu haben, eine Liste mit gewissen Punkten - bei mir nach verschiedenen Prioritäten eingeteilt, die kann ich abarbeiten und auf den aktuellen Stand halten.


    Vielleicht hilft Dir das.


    LG Wolfwoman

  • Hallo zapp!


    Ich gehöre auch immer noch zu dein Einsteigern im großen Komplex "Prepping" und kenne daher das Gefühl, gar nicht zu wissen wo man anfangen soll ganz genau. Vieles ist natürlich immer in der individuellen Situation (persönlich, gesundheitlich, finanziell, räumlich, beruflich o.Ä. zu sehen), aber ich habe zumindest für mich einen groben Fahrplan nach folgendem wichtigen Kriterium aufgestellt:


    Was halte ich in meiner jetzigen Situation für das wahrscheinlichste und drängenste Problem, das ich direkt an gehen kann?


    Nicht um in plumpen Aktionismus zu verfallen, sondern einfach um einen Anknüpfungspunkt zu haben und dann Schritt für Schritt im Rahmen meiner finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten anzufangen.


    Ich habe für mich entschieden dass ich einen länger andauernden Stromausfall (mehr als 48 h) als wahrscheinlichstes Szenario sehe. Dahingehend bevorrate ich mich langsam (Nahrung, Wasser, alternative Kochmöglichkeiten). Hinzu kommt noch ein EDC und etwas Werkzeug. Wirklich langfristige Resilienz kommt später, da ich beispielsweise noch in einem dualen Studium bin und erst in ungefähr 2 Jahren mit einem vollen Gehalt rechnen kann was dann weitere Spielräume (größere Anschaffungen, aber auch mehr Zeit die nicht mehr fürs Lernen draufgeht wie im Moment) ermöglicht. Dazu gehören dann definitiv der Umstieg auf Eigentum und damit auch weitergehende Möglichkeiten der Vorsorge (alternative Stromerzeugung/eigener Garten/Edelmetalle in "größerem" Maßstab etc).


    Wichtig ist: Ein Fuß vor dem anderen, am Ball bleiben und sich nicht verrückt machen lassen. Ja gewisse Dinge schon jetzt mein Eigen nennen zu können wäre manchmal schön, aber alles zu seiner Zeit. Und ganz wichtig: HAB SPAß! Gelebte Zeit kann dir nichts und niemand wieder wegnehmen, sei es allein, mit Freunden oder Familie.


    Der erste Schritt, das Mindset, ist meines Erachtens nach der Wichtigste von allen. Frag dich, wo du in XX Jahren stehen möchtest und wie du dahin kommst.


    Viele Grüße!

  • Ich denke dass der grundlegendste Aspekt beim preppen gar nicht das preppen selbst ist. Man führt ein besseres und gesünderes Leben, wenn man gewisse Dinge tut und unterlässt, was sich dann auch positiv auf die persönliche Situation in der Krise auswirkt.
    Da wäre der Aspekt der Gesundheit, sprich Ernährung, Zahnpflege und Sport. Ein gesunder Mensch ist stressresistenter und kann eventuelle Mängel, wie zum Beispiel den an Vitaminen, besser verkraften. Es ist sowohl in Bezug auf die Lebensqualität als auch im Sinne der Krisenvorsorge extrem wichtig hier etwas für sich zu tun. Das Gleiche gilt für schlechte Gewohnheiten wie Fernsehen, Rauchen etc.
    Das wichtigste für den Preppereinsteiger sollte es zunächst sein bewusster zu leben, wozu im Endeffekt auch die Aufarbeitung psychischer Probleme gehört. Jeder Mensch hat aufgrund seiner Erfahrung schlechte "Programme" im Kopf, die einen mehr, die anderen wenigen. Dieses Thema ist sehr komplex und weitläufig, aber man kann sich einfach mal die Frage stellen, ob man mit seiner sozialen Situation zufrieden ist, und wenn nicht, warum das so ist und nicht anders.
    Überhaupt muss man als Prepper zunächst sehen, dass man die Ressourcen frei bekommt um aktiv zu preppen, seien es die zeitlichen, psychischen oder finanziellen. Wenn du der allerletzte looser bist, also ein Hartz 4 Alki, der den ganzen Tag nur RTL2 schaut, so wirst du in der Krise auch mit einem prall gefüllten Vorratskeller riesige Probleme haben. Da ist der erfolgreiche, durchtrainierte und selbstbewusste Mann mit vielen Sozialkontakten, aber ohne einen Schimmer vom preppen, einfach mal in der besseren Ausgangslage.

  • "Leute meiner Art" - das klingt ein bisschen wie "Begegnung der dritten Art".


    Ich meine das nicht ironisch oder abwertend!!


    Im Film "Unheimliche Begegnung der dritten Art" werden einzelne Menschen zu einem Ziel geleitet durch "unterschwellige" Wahrnehmungen.
    In diesem Film geht es um Ausserirdische.
    Ich will das hier aber gar nicht in diesen Kontext setzen (!), sondern darauf hinweisen, dass es Menschen gibt, die gesellschaftliche und/oder politische Veränderungen sozusagen feinfühliger wahrnehmen.


    Ich selbst bin in der DDR aufgewachsen, und da ich Spätgeborener war, haben meine Eltern sogar selbst als Erwachsene das Dritte Reich durchlebt.
    Ich kenne also aus eigener Erfahrung und aus den persönlichen Erzählungen, wie gesellschaftliche und politische "Umschwünge" stattfinden.
    Mittels Literatur und Dokumentationen habe ich mich aus privatem Interesse viel mit dem 1. bzw. 2. Weltkrieg auseinandergesetzt.


    Was ich daraus gelernt habe, ist, dass Änderungen in gesellschaftlichen bzw. politischen Systemen selten abrupt, plötzlich oder gar "unerwartet" eintreten.
    Der Unterschied zu dem, was gerade in Europa geschieht, ist der, dass wir die vergangene Geschichte bereits kennen.


    Aber zurück zu meiner eigentlichen These:
    Wie meine Eltern mir erzählt haben bzw. wie ich bei der DDR-Wende selbst erlebt habe, finden gesellschaftliche bzw. politische Änderungen nicht wirklich abrupt statt, sondern "verdichten" sich sozusagen.


    Ich fühle auch dieses diffuse "Bauchgefühl", dass "etwas im Busch ist".
    Ich "wittere Gefahr".


    Ironischerweise propagieren (zumindest die deutschen) Medien, dass alles in Ordnung ist.


    Was ich durch meine Eltern bzw. durch eigenes Erleben erfahren habe:
    Viele Veränderungen verlaufen so langsam, dass sie im normalen Alltagsleben nicht wahrgenommen werden.
    Es ist wie mit dem Gleichnis mit dem Frosch, der im Wasser sitzt, das langsam erhitzt wird, bis es kocht - und wenn es kocht, ist der Frosch längst bewusstlos.


    Wenn aber etwas sehr langsam abläuft, kann man viele Menschen nicht erreichen, weil sie es wegen der Langsamkeit nicht wahrnehmen.


    Wahrscheinlich könnte man eine Demokratie in eine Diktatur führen - wenn man es sehr langsam macht.

  • Hallo zapp


    Ich kann Deine Überlegungen gut nachvollziehen, auch die Zeitproblematik. Deine Eindrücke zur Entwicklung, Politik, Weltgeschehen etc. teile ich und das macht mir ebenfalls Sorge.
    So hat auch bei mir das Thema preppen angefangen, so bin ich hier im Forum gelandet und das ist noch nicht lange her.


    Man kann natürlich langsam starten, das ist ok und sicherlich besser als nichts. Will man, kann man auch in einem "Big-Bang" schnell einen guten Grundstock legen. Ich hatte den Punkt erreicht in dem ich es "durchziehen" wollte. Was ich damit meine?: Nicht mehr länger warten, sondern handeln und konkrete Massnahmen umsetzen.


    Meine Frau und ich geben jedes Jahr x-tausende für Versicherungen aus. Das Verrückte daran ist dass man so ein grosses Risiko wie ein Krisenszenario nicht abgesichert hat. Garantien gibt es natürlich nicht. Doch einfache Regeln die unsere Grosseltern noch kannten, einen Vorratskeller zu haben mit genügend Lebensmitteln, kennen die Meisten nicht mehr. Also habe ich das Ganze als Versicherung betrachtet, etwas Geld in die Hand genommen und losgelegt.


    Ich habe damit begonnen es als Projekt zu betrachten und als Informatiker bin ich das gewohnt: Mögliche Szenarien, Analyse der Bedürfnisse, Handlungsbedarf identifizieren, Massnahmen definieren, realisieren. Das Ganze geht natürlich einher mit der Informationsbeschaffung, ich habe hier im Forum vieles gefunden.


    Für mich waren/sind die wichtigsten Themen:
    - Wasser
    - Lebensmittel
    - Medizin
    - Ausrüstung
    - Selbstverteidigung
    - Einigeln (Gebäudesicherung)
    - Szenarien


    3-4 Wochen später nach Projektstart: Genügend Wasser und Lebensmittel für 2 Personen 33 Tage und die Möglichkeit inner 1-2 Tage deutlich mehr Lebensmittel + Medizinisches Equipment anzuhäufen und sicher zu stellen (Spezialsituation bei uns). Wasseraufbereitung und Gewinnung möglich, Energie (heizen, hochen, Wärme) ebenfalls realisiert.
    Aktuell (nochmal rund 2-3 Wochen später): Schiesstand aufgesucht, Waffenerwerbsschein beantragt, in Kürze Kauf einer Waffe mit genügend Munition.

    Worauf ich hinaus will:
    Es ist eine Frage der Prioritäten, natürlich benötigt es auch etwas Kleingeld. Das keine Zeit haben ist eine Ausrede, ich kenne das Problem sehr gut. Will man wirklich, macht man es. Informieren kann man sich in Randzeiten, online kann man mittlerweile alles kaufen.
    Fang doch einfach an Dich zu informieren. Bei mir startet jetzt der Feinschliff, es gibt noch viel zu lernen und fertig ist man nie. Ob ich vorbereite bin? Kaum, zumindest nicht so wie ich es mir vorstelle. Es fehlen auch noch Dinge, keine Frage und mit einigem bin ich unzufrieden. Doch ein solider Grundstock ist gelegt und mir ist wohler dabei, der Rest kann "langsam optimiert werden".


    Viele Grüsse
    Sperber

  • Vielen Dank für das Feedback sovieler Foris.
    Legend: in der Tat - eine Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt
    Jaws: danke für die Ergänzung von Legends Weisheit


    Ich bin nun etwas weitergewandert, Richtung Ziel, an dem ich gerne wäre.
    Mittlerweille haben wir nebst eisernen Rationen, die jahrelang haltbar sind, auch Grundnahrungsmittel zwecks Rotation gebunkert. Vor allem Kohlenhydrate, noch wenig Fett. Das reicht, uns für 2 Monate mit Essen zu versorgen. Keine Gourmetküche, aber was zu beissen.


    Nichts gorsses, nur ein Schritt.


    Neben einem Wasser Standardvorrat (rotierend) von 18 Litern pro Familienmitglied und weiteren 18 Litern für "Gäste" kann ich nun auch etwas Wasser gewinnen mit Stoffkrawatte und einem Behältnis, bzw. mit einer Folie (Emergency Blankett) und Behältnissen.


    Nichts grosses, nur ein Schritt.


    Wenn ich noch dazu komme (Strom, sauberes Wasser), kann ich die Badewanne mit Trink- und Brauchwasser (waterBOB) füllen. Auch nenne ich einen MSR Guardian Water Purifier mein eigen - inkl. Ersatzmaterial. Zudem habe ich mich über mögliche Wasserbezugsorte für den Fall der Fälle kundig gemacht (hoch oben in den Bergen, abseits von Kuhweiden und menschlichen Siedlungen).


    Nichts grosses, nur ein Schritt.


    Ich habe einen bescheidenen Vorrat an "needful things" angelegt: Streichhölzer, Rasierklingen, portable Angelrute, transportables Essgeschirr und -besteck. Solchen Kram halt. Kann man zum Teil auch zum Tauschen brauchen, da weilweise redundant.


    Nichts grosses, nur ein Schritt.


    Ich ernähre mich ein wenig bewusster und bewege mich mehr.


    Nichts grosses, nur ein Schritt.


    Ich habe einen Plan, wie es mit den Vorbereitungen - nicht nur der materiellen - weitergehen soll.


    Nichts grosses, nur ein Schritt.


    Der geneigten Leserschaft wird aufgefallen sein, dass ich einen Schwerpunkt auf Wasser gelegt habe. Der Hintergrund: sollten wirklich mal die Lichter ausgehen (und damit die Möglichkeit, das nasse Gold rein- bzw. die Abwasser rauszupumpen) bin ich in der Lage Wasser - über den Familienbedarf hinaus zu gewinnen, bzw. know-how weiterzugeben. Diese Fähigkeit (unter anderen) könnte mich als nützlich als qualifizieren - in der Nachbarschaft für ad-hoc Hilfe, oder idealerweise in einer Gruppe, der man sich idealerweise schon vor einem Ereignisfall anschliesst und sich daher auch schon kennt.


    Ich bin noch lange nicht da, wo ich sein will. Aber ich bin doch schon einiges weiter als ich es vor kurzem noch war! Zeit, für den nächsten Schritt :)

  • Respekt! Hast es durchgezogen :face_with_rolling_eyes:
    So klein war der Schritt nicht, ein guter Anfang. Zwei Fragen hätte ich doch: Wie hat die Familie darauf reagiert? Wo/wie hast Du dich bezüglich Wasserquellen informiert?


    Viele Grüsse
    Sperber

  • Hallo Sperber!


    Ich habe mir schon etwas länger eine Liste der Dinge angelegt, die ich haben möchte. Dieses Forum hier hat mir sehr geholfen, meine eigenen Prioritäten zu setzen und Schwerpunkte zu setzen. Dann gibt's ja noch youtube mit nützlichen Hinweisen und Tipps. Ich versuche, langsam aber sicher meinen Vorbereitungsgrad zu verbessern.


    Zur ersten Frage: die Kinder lasse ich generell aussen vor, was Notvorrat und Befürchtungen die Zukunft betreffend angeht. Sind noch zu jung für sowas. Ausserdem können sie sich dann auch nicht verplappern, dass Vati Reis, Teigwaren, Zucker und Salz in ungewöhnlichen Mengen hortet. Wir sind des öfteren im Wald und dem Grossen gefällt es, wenn er mit dem Firesteel ein Feuer entfachen kann. Auch mal draussen zelten liegt drin. Nur auf unserem Rasen, aber es gibt doch schon mal eine Idee Outdoorfeeling.
    Bei meiner Frau habe ich eine offene Tür eingerannt. Wir reden immer mal wieder im Sinne einer Standortbeziehung über uns, die Familie, das Umfeld und die Welt an sich. Als ich auf das Thema Notvorrat kam, hat sie den Gedanken begrüsst: man weiss wirklich nie, was mal sein wird. Und wenn man lang haltbare Lebensmittel in der Aktion kauft und diese Lebensmittel eh' auf dem Speisezettel stehen (also regelmässig rotiert wird), lacht der Geldbeutel und man schläft etwas ruhiger. Das Anschaffen meiner diversen "Gadgets" hat sie stirnrunzelnd zur Kenntnis genommen - war doch etwas viel Material in kurzer Zeit. Kurz: sie lässt mich machen und in Sachen essen macht sie mit. Von Lebensmitteln versteht sie berufsbedingt viel mehr als ich.


    Zur Wasserquelle: ich konnte diesen Sommer etwas Pause vom Hamsterrad machen, bevor ich wieder einstieg. Diese Zeit habe ich nebst dem wohl besten Familienurlaub in Schottland auch zur Wanderung in meiner Gegend genutzt. So auf ca. 1200 Meter stiess ich auf eine Quelle, die dem Berg entsprang und ein Bächlein speiste. Offen gesagt nehme ich nur an, dass dieses Wasser als Trinkwasser taugt. Dies, weil ich weder Mensch noch Tier in der Nähe sah, und ich mir vorstelle, dass Wasser aus einem Berg auf dieser Höhe so schlecht nicht sein kann - zumal ich es vor dem Verzehr noch filtriere. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wasser Fäkalien, Chemikalien oder Gifte enthält, deucht mich vernachlässigbar. Validation dieser Quelle steht aber noch aus. Wird wohl auf einen Selbstversuch hinauslaufen.


    Ein weiterer Nachteil ist, dass man da idealerweise mit dem Auto bis zum Alpenrestaurant fährt und sich von da zu Fuss auf den Weg macht, um an das Wasser zu kommen. Zu zweit kann man dann vielleicht 40-60 Liter auf einmal schleppen.
    Projekt "Quelle" ist noch nicht abgeschlossen, aber zumindest hab ich da mal was ergiebigeres als Tau aufzufangen.


    Noch ein Wort zum Thema "Familie": meiner Meinung nach ist es essentiell und ein kritischer Erfolgsfaktor, den Partner auf gleicher Wellenlänge zu wissen, hierfür bedarf es der Kommunikation und Vertrauen. Wenn das nicht der Fall ist, hat man ein nicht zu unterschätzendes Problem.

  • Zitat von zapp;288771

    ...
    Noch ein Wort zum Thema "Familie": meiner Meinung nach ist es essentiell und ein kritischer Erfolgsfaktor, den Partner auf gleicher Wellenlänge zu wissen, hierfür bedarf es der Kommunikation und Vertrauen. Wenn das nicht der Fall ist, hat man ein nicht zu unterschätzendes Problem.


    Stimmt absolut. Da ich seit einem halben Jahr eine neue, mich unterstützende Partnerin aus einem ländlichen Gebiet habe, wo man Wert auf Krisenvorsorge legt, sehe ich den Unterschied zum Verhalten einer urbanen Tussi ohne Verständnis zum Preppen sehr deutlich.

  • Bei uns ähnlich.
    Wir bzw. damals noch ich fing mit ein paar Konserven und einer Dose micropur forte an.
    Dann ging das Gedankenspiel weiter: was brauchst du unbedingt (mehr), was wäre nett, aber Luxus (Strom gehört mMn. Immer noch zum Luxus)
    Meine Freundin kam dann vor ca. Einem Jahr mit neuen Ideen dazu.
    Nun sind wir langsam an einem Punkt angelangt, wo vieles bereits da ist und das was schön wäre, richtig ins Geld gehen würde (Tiefenerdwärme mit Brunnen, Photovoltaik und Windkraft mit entsprechendem Speicher + Dieselaggregat, Abwasser umleitbar auf Sickergrube, ordentlicher Zaun hinter der Hecke etc. pp.)
    Die kleineren Dinge die uns auffallen gehen immer irgendwie, aber der große Schritt in die nahezu "Unabhängigkeit" ist derzeit nicht finanzierbar.
    und dennoch stehen wir sicherlich zu 90% besser da, im Fall der nicht eintreffen möge, als alle anderen.


    was noch zu erwähnen ist und was uns auch antreibt:
    es kostet nicht nur Geld und Arbeit..... es macht unterm Strich auch Spaß