Konservieren von Tierfellen

  • Hallo Forum,


    wie konserviert man eigentlich ein Fell?
    Ich denke mal, soviel Gewebe wie möglich wegschaben und dann Salz drauf damit das Wasser raus kommt und die Micros den Appetit verlieren :face_with_rolling_eyes:
    Trocknen. Andererseits wird dann das Fell bretthart sein...


    Mir hat mal ein Fellexperte erzählt, dass Indianer Bregenmasse auf die Innenseite des Felles schmieren. Darin soll ein Enzym sein, welches die Gerbung quasi natürlich durchführt.
    Allerdings habe ich keine Oma, die das ganze noch tagelang weich kaut... :face_with_rolling_eyes:


    Weiß hier jemand, wie man ein Fell mit wenig Aufwand konserviert und geschmeidig bekommt?


    Gruß, frosch

  • meinst du jetzt fertige Felle aus dem Laden oder Felle die du gerade einem Tier über die Ohren gezogen hast :peinlich: ??

  • Fell kauen


    Moin!
    Ich habe vor etlichen Jahren mal eine Doku gesehen, in der die Eskimos (Inuit?!) Robben gefangen haben, und nachdem das Fleisch abgeschabt wurde haben sie die Felle im Mund durchgekaut - Angeblich würde durch den Speichel und das gekaue das Fell gegerbt....


    gruß Bastian

  • Zitat von Techniker;33272

    meinst du jetzt fertige Felle aus dem Laden oder Felle die du gerade einem Tier über die Ohren gezogen hast :peinlich: ??


    Frische Felle. Hier geht es doch um Survival und nicht um Dekadenzpflege. :face_with_rolling_eyes:


    Gruß, frosch

  • Hallo zusammen

    Da gibt es einige Verfahren .........., der Suchbegriff "Hirngerbung" bringt im Internet einige Treffer.

    Selber habe ich es noch nicht versucht!

    Viele Grüsse, Ernst

  • unechte Gerbung, eine sogenannte Fettgerbung


    Hallo froschkönig,

    Zitat

    Weiß hier jemand, wie man ein Fell mit wenig Aufwand konserviert und geschmeidig bekommt?

    darauf gibt es nur eine richtige Antwort, machen lassen.
    Alle Verfahren sind aufwändig.
    Das angesprochene Verfahren ist eine unechte Gerbung eine sogenannte Fettgerbung und erfordert einen starken Magen und bei einem Reh bei 20Grad Temperatur gute 5 Stunden um das Hirn einzuarbeiten und weitere 5Stunden um das Leder geschmeidig zu machen, es muß laufend bewegt, geknetet und gefaltet werden, während das Fettwasser trocknet.
    Wer morgens um 7Uhr beginnt, ist mit etwas Glück und trockener Luft bei kurzen Pausen abends fertig.
    Das Leder ist nicht wasserfest und nicht beständig, wenn es wieder feucht wird.
    Noch interessiert? Oder schon zuviel?
    Soll dieses Leder beständig werden, baue eine Hütte, stell Dein Zelt auf, Eisenschale rein, damit das Feuer nicht über den Boden kriecht, kleines Feuer anmachen und Kiefern, Fichten oder Tannenzweige kokeln lassen, niedrige Flamme, nur ins Zelt kriechen, Nase auf dem Boden, denn Du siehst nichts und vorsichtig nachlegen.
    Abends ist das Leder fertig oder Dein Zelt abgefackelt, wenn Du nicht vorsichtig genug warst..

    Zitat

    Weiß hier jemand, wie man ein Fell mit wenig Aufwand konserviert und geschmeidig bekommt?

    Na noch Lust?
    Die echte Ledergerbung ist noch aufwändiger und dauert 6-8Monate.
    Mach Dich erstmal schlau im Netz, gib mal Lederherstellung bei goggele ein, vielleicht findest Du meine Seite..., besorg Dir ein Buch und ein Fell, schabe das Fett runter 2Stunden und wenn Du nicht mehr Kotzen mußt, mach so weiter, wie oben beschrieben.


    Es empfiehlt sich keine Wurst vorher zu verspeisen, das Kotzen fällt leichter... und die Nachbarn vorher darauf aufmerksam zu machen, dass ein Experiment statt findet und diese die Fenster bitte geschlossen halten möchten...


    Mit freundlichen Grüßen
    der Gerber (3Rinder, 5 Hirsche, 2Rehe,...) äh
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
    Haltet Stand! Menschen des Westens!“

  • Hallo Froschkönig,
    der geschilderte Arbeitsaufwand bezog sich auf ein Reh... von Bison war nicht die Rede.
    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
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  • Zitat von Nikwalla;33315

    ...gib mal Lederherstellung bei goggele ein, vielleicht findest Du meine Seite...


    Welche Seite wäre das denn?

  • Gibts da keine Maschinen, die man selber mit einfachen Mitteln bauen kann?
    Gerade für das Walken der behandelten Häute, damit man nicht die Oma drauf kauen lassen muss...
    Was sagen die Praktiker in Lederverarbeitung dazu?
    Ev. mehrere zylindrische Rollen montieren, wo man die Haut durchkurbelt oder so...

    Das Hauptproblem dürfte wohl die chemische Sache mit den Gerbstoffen sein, die auch bei pflanzlicher Herkunft ziemliche Geruchs- und Abwasserprobleme macht.
    Gerben ist kein duftendes Gewerbe.
    Leder gehört langfristig auch zu den wertvollen Rohstoffen. Derzeit werden wir noch aus Billiglohnländern versorgt, wenn der internationale Warenverkehr eingeht, dann wird gutes Leder teuer werden.

  • Wie haben es denn eigentlich unsere Vorfahren in der Steinzeit gemacht ?

    PS : hat jemand Interesse an ein kurzes Review des Adidas GSG9.2 ? Könnte ich morgen abliefern...

  • Hallo Luftikus,

    Zitat

    Gibts da keine Maschinen, die man selber mit einfachen Mitteln bauen kann?

    Vergiss es. Ein Fass mit einem Durchmesser, dass sich die Haut darin drehen kann, min. 1,5m Durchmesser, gefüllt zu Hälfte mit dem Gerbstoffträger und Wasser, dann schön langsam drehen. Zum Walken innen ca. 10cm lange Besenstiele einbauen, damit die Haut sich auch wirklich entfaltet und bewegt wird, usw. Gewicht rechne mal - 150Kg plus Tonne nicht aus Metall sondern Holz, dass Ganze auf einer außen sitzenden Achse aufhängen, nicht durchbohren, denn innen soll sich ja die Haut frei bewegen.


    Einfach ist nicht. Jede Haut muß mind. 0,5h am Tag bewegt werden. Ohne Strom sehr schwer zu drehen.
    Gerber haben übrigens Fässer mit 3m Durchmesser nur zur Info.
    Viel Spaß wünscht
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
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  • Zitat von BadTrapper;33442

    Wie haben es denn eigentlich unsere Vorfahren in der Steinzeit gemacht ?

    PS : hat jemand Interesse an ein kurzes Review des Adidas GSG9.2 ? Könnte ich morgen abliefern...


    wie kommst du eigendlich von Felle auf Schuhe?? übers Leder?:staun:


    und sind es gute Schuhe??:peinlich:

  • Hallo Nikwalla,


    eine Frage habe ich noch. Ich stelle sie mal hier, weil die Antwort möglicherweise von allgemeinem Interesse ist:


    Kann man die Tiere (oder besser die Häute?) einfrieren, oder beschädigt dieser Vorgang die Felle? Es könnte ja ganz praktisch sein, wenn man wartet bis man drei Kaninchen zusammen hat. Dann hätte man nur einmal die Sauerei und den Gestank.


    Gruß, frosch

  • Hallo froschkönig,
    ja man kann die Felle einfrieren, doch ist der Geruch dann noch schlimmer.
    Es ist jedoch viel leichter als ersten Versuch etwas zu nehmen, was auch eine Haut hat. Kaninchen haben eine so dünne Haut, dass Du beim Abschaben der Fett und Fleischreste sowie der Unterhaut (diese muss runter) die Haut zerfetzen wirst. Bei einer dickeren Haut Reh (2-3mm) ist das auch leicht möglich, doch kann man das schon nähen, bei Kaninchen fällt das dem Unerfahrenen doch ungleich schwerer.


    Hol dir im Mai eine Rinderhaut und schabe fröhlich drauf los. Auf der einen Seite die Haare und auf der anderen Seite die Unterhaut runter. Da diese Haut zwischen 5 und 8mm dick ist, wirst Du das hinkriegen und was übrig behalten. Den Versuch ein Fell zu erzeugen, vergiß bist Du Erfahrung hast, die Haare gehen nach wenigen Wochen aus...


    Zum Vergleich: Beim Kaninchen ist die Haut 1mm dick...


    Wenn Du Gerbmittel benötigst, ich habe 100Kg gekauft. Das Kilo für 5Euro incl Steuer (Lieferung nur an Firmenkunden im Großhandel oder in der großen E-Bucht 1Kg für 10Euro) - für ein Rind benötigst Du (um den Vorgang des Verrottens aufzuhalten und umzukehren erstmal 20Kg) - das Gewicht der reinen Haut.
    Bei Bedarf bitte melden via PN.


    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
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  • Hallo Luftikus,

    Zitat

    Das Hauptproblem dürfte wohl die chemische Sache mit den Gerbstoffen sein, die auch bei pflanzlicher Herkunft ziemliche Geruchs- und Abwasserprobleme macht.

    sorry, habe Deine zweite Frage überlesen.
    Nein, die Abwässer kannst Du ins Blumenbeet schütten, wenn Du es richtig anfängst.
    Bei einer Chromgerbung hast Du dagegen ein echtes Problem, auch mit dem Leder. Es ist zwar sehr gut - haltbar - aber heute reagieren immer mehr Menschen allergisch darauf.
    Kannst Du ausprobieren: Spar Dir eine Woche lang mal die Socken in Deinen Schuhen. Rote Pusteln am Spann oder juckende Füße? Chrom und andere nette Sachen...:Sagenichtsmehr:
    Mit freundlichen Grüßen
    Nikwalla

    „Der Tag mag kommen, da das Zeitalter der Menschen tosend untergeht.Doch heute kämpfen wir!
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  • Danke für Deine Schilderungen Nikwalla, ich würde sagen: der Laie kann Lederherstellung abhaken und vergessen.
    Vielleicht auch ein Rohstoff, den man statt Geld einlagern sollte. Wird eines Tages wertvolles Tauschgut sein.

    Fachfrage: Wie lagert man Leder ohne Verderbnis?
    (So 10 bis 20 Häute...)

  • Zitat von Luftikus;33939

    Danke für Deine Schilderungen Nikwalla, ich würde sagen: der Laie kann Lederherstellung abhaken und vergessen.
    Vielleicht auch ein Rohstoff, den man statt Geld einlagern sollte. Wird eines Tages wertvolles Tauschgut sein.

    Fachfrage: Wie lagert man Leder ohne Verderbnis?
    (So 10 bis 20 Häute...)



    Sagen wir mal so, vegetabile Gerbung im Kleinen kriegt man mit ein wenig Wissen schon hin. Ist eben nur eine riesen Sauerei mit gewaltigem Gestank. Das ruft in Krisenzeiten sicherlich viele neugierige Blicke hervor. Zumal der Gerbvorgang m.M.n. noch mit das kleinere Übel ist.


    Bei der Lagerung von Leder ist es vor allem wichtig, das es trocken ist. Dunkel wäre auch nicht schlecht. Weiterhin sollte man immer gutes Lederfett in einer entsprechenden Menge dazu haben, sonst ist das gesamte Leder nichts wert. Hier empfehle ich B&E Bienenwachs Leder Balsam für die Pflege. Der 500ml Eimer hält bei mir seit 2006 und ist demnächst alle. Gibt es in jedem guten Reiterbedarf.
    Um Leder wasserdicht zu kriegen, kann man eine Lösung aus Sojaöl und natürliches Bienenwachs herstellen und die Lederstücke damit bestreichen, mit Hilfe eines Föns wird das Leder erwärmt und die Poren geöffnet. Das Bienenwachs geht mit dem Öl eine Verbindung ein und zieht schnell und tief ins Leder. Gleichzeitig wird das Leder geschmeidig wie Butter. Hat bei meinen Lowas wunder gewirkt. Leider finde ich das Rezept derzeit nicht mehr, war aus einem Buch über norwegische oder schwedische Messerherstellung selbst gemacht. Das Rezept dürfte wie Sno-Seal sein, nur um einiges Billiger. Da wird ja auch empfohlen, mit einem Fön das Leder zu erwärmen.
    Für die Verarbeitung von Leder sollte man beachten, das man es vor dem Fetten verarbeitet. Sonst behält es keine Form. Aber dazu vielleicht mal was in einem eigenen thread.


    Merc