Gasmangel: Auswirkungen & Vorsorge

  • Was die WELT weiß, aber ihren Lesern nicht verrät: ganze 0,9% der Haushalte in Deutschland heizen regulär mit Kohle. Sonst wäre das "Hilfe-wir-werden-alle-sterben"-Lied nicht so dramatisch. Natürlich sind 0,9% gut 300.000 Haushalte, die nun für die Kohle doppelt soviel bezahlen müssen, wie bisher, oder sich etwas umschauen müssen, wo sie das Zeugs herbekommen.


    Aber die WELT könnte ja mal was über die gut 1 Mio. Wohnungsloser in D schreiben, die haben nämlich gar keine Heizung. Jeden Winter. Und in offiziellen Unterkünften sind von denen gerade mal 178.000 erfasst.

  • Kleinfeuerungsanlagen
    Kleinfeuerungsanlagen erzeugen durch das Verbrennen von Gas, Öl, Holz oder Kohle Wärme. Überwiegend handelt es sich um Heizkessel, die ganze Wohnungen oder…
    www.umweltbundesamt.de


    Zitat:“In Deutschland gab es 2018 etwa 13 Millionen Gasheizkessel, 5,4 Millionen Ölheizkessel und 0,9 Millionen Heizkessel für feste Brennstoffe. Darüber hinaus gab es etwa 11,2 Millionen so genannter Einzelraumfeuerungsanlagen. Das sind beispielsweise Kaminöfen oder Kachelöfen,“


    Natürlich sind nicht alle nur auf die Einzelfeuerungsanlagen angewiesen, jedoch gibt es genug Nutzer an Einkommensschwellen wo ein Einsatz jetzt zur Kompensation Sinn macht um nicht in die Armut abzurutschen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Naja, ist wie mit dem Klopapier. Wenn alle sich auf einmal damit eindecken wollen, wirds halt knapp.

    Wobei ich niemanden kenne, der aus Geldmangel den Ofen anschmeisst. Die wenigsten die an der Armutsgrenze leben,

    haben einen zusätzlichen Ofen im Haus.

    Das ist doch eher ein mittelschichtsding (bei uns im Ort hat etwa jeder zweite einen). Werden eher genutzt nach dem Motto, da kann ich noch was sparen, als das es wirklich existenziell notwendig wäre

  • Was die WELT weiß, aber ihren Lesern nicht verrät: ganze 0,9% der Haushalte in Deutschland heizen regulär mit Kohle. Sonst wäre das "Hilfe-wir-werden-alle-sterben"-Lied nicht so dramatisch.


    Gerade ältere Leute haben beim Einbau der Gas/Ölheizung die Öfen "für den Notfall" drinn gelassen, wie meine Nachbarn.

    Dazu noch die ganzen "Spaßöfen", die sich teilweise auch mit Brikett betreiben lassen (und anderen versuchen es trotzdem).

    Die wollen nun alle plötzliche Brikets haben.

  • Bei mir beim SO in McPom hat nahezu jeder Nachbar noch einen Ofen/Kachelofen. Einige heizen seit Jahren nur damit.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Währenddessen in Spanien:


    Keine freien Slots zum Entladen: Flüssiggas-Tanker stauen sich vor Spaniens Häfen - n-tv.de


    Zitat: "Dutzende LNG-Frachter treiben vor der spanischen Küste, weil sie keinen Slot zum Entladen finden. Der Gasnetzbetreiber Enagas spricht von Überkapazitäten. Auch nahe anderer europäischen Länder sollen Schiffe mit Flüssiggas vor Anker liegen.

    Dutzende Schiffe mit dem in Europa wegen ausbleibender russischer Energielieferungen heiß begehrten verflüssigtem Erdgas (LNG) stauen sich vor der spanischen Küste. Der Grund: Sie finden keine Stelle zum Entladen. Wenn der Rückstau nicht bald beseitigt wird, könnten sich diese Schiffe nach alternativen Häfen außerhalb Europas umsehen, um ihre Ladung loszuwerden, warnen Experten.

    Mehr als 35 mit LNG beladene Schiffe treiben vor Spanien und im Mittelmeer, wie Händler, Analysten und mit der Situation vertraute Mitarbeiter von LNG-Terminals der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Spanien bietet in dieser Woche aber nur sechs der begehrten Slots an seinen Terminals an, sagte ein Insider. Das Land verfügt über insgesamt sechs Terminals.

    In einer am späten Montagabend veröffentlichten Erklärung mit dem Titel "Erklärung einer außergewöhnlichen Betriebssituation" betonte der spanische Gasnetzbetreiber Enagas, dass er aufgrund von Überkapazitäten möglicherweise LNG-Ladungen zurückweisen müsse. Die starke Auslastung werde voraussichtlich mindestens bis zur ersten Novemberwoche anhalten. An den Anlagen kann das flüssige Gas aus den Transportschiffen abgepumpt, durch Erwärmung wieder gasförmig gemacht und anschließend in das Gasnetz eingespeist werden."


    Da Frankreich ja nicht gerade erpicht darauf ist die Pipeline über die Pyrenäen für die Anbindung des spanischen Gasnetzes zu genehmigen/realisieren ist das für uns weniger tragisch, Problem ist aber die verlorene Zeit wenn die Schiffe blöd rumdümpeln müssen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Natürlich sind nicht alle nur auf die Einzelfeuerungsanlagen angewiesen, jedoch gibt es genug Nutzer an Einkommensschwellen wo ein Einsatz jetzt zur Kompensation Sinn macht um nicht in die Armut abzurutschen.

    Das ist mir bewusst. Ich sehe aber auch vielerorts eine "Klopapier-Mentalität" speziell bei denen, die zusätzlich zur normalen Öl-/Gas-/Elektro-Heizung noch den einen oder anderen Einzelofen für Holz/Kohle haben und sich den Schuppen/Keller mit Holz/Kohle vollmachen, nach dem Motto "Haben ist besser als brauchen". D.h. diese Kunden verknappen das Brennstoffangebot zusätzlich, weil sie Brennstoffe allokieren, die ansonsten in den Baumärkten liegen, bis sie platt sind. Und am Ende haben wir volle Erdgasspeicher, die die Heizwärmeerzeugung der Gaskunden sicherstellen und ein relevanter Teil dieser Kunden hat zusätzlich noch Kohlen im Keller liegen, die ebenfalls einen kompletten Winter ausreichen würden.

  • Joh, das freut die Reedereien. Kassieren zur Zeit die vollen Tagessätze aber die Pötte liegen auf Reede vor den Terminals. Heisst das zuzüglich zur kalkulierten und zur Zeit üppigen Gewinnmarge aus der Frachtrate nun auch noch ein Zusatz-Obulus rein kommt, da nun keine Kosten für das Schweröl des Antriebs anfallen und die eingesparte Abnutzung.


    Ein großes Tank- oder Containerschiff verbraucht in Marschfahrt ungefähr 180-200 Tonnen Schweröl am Tag.


    HSFO liegt bei bummelig 400 USD pro Tonne in Rotterdam (heute). 400 x 180 = 72.000 USD was quasi (nicht ganz aber in großen Teilen) jeden Tag "zusätzlich" von der Reederei verdient wird. Bezahlt ja aber gerne der Energieverbraucher in Europa.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Und an dieser Stelle noch mal die Einordnung der Größenordnungen was eine Tankerladung LNG bringt. Wir erinnern uns an die Reise von Scholz und Harbeck nach Katar, wo am Ende eine Schiffsladung LNG bei rumgekommen ist. Lieferung 2023 nach Brunsbüttel sofern das Terminal fertig wird:


    Gas: Deutschland sichert sich nur einen einzigen Tanker nach Scholz Katar-Reise
    Klägliches Ergebnis: Mit viel Tamtam war die Reise von Bundeskanzler Scholz und nach Katar angekündigt worden - nur ein Gas-Tanker!
    finanzmarktwelt.de


    Was hat das gebracht? Jubelmeldungen sind wohl fehl am Platz wenn man das in Relation setzt. Insgesamt 137.000 Kubikmeter Flüssiggas (LNG) wird RWE durch den verkündeten Deal beim emiratischen Ölunternehmen Adnoc ankaufen. Für ein energiehungriges Land wie die Bundesrepublik sind 137.000 Kubikmeter nicht besonders viel.vor dem Ukrainekrieg flossen bummeli circa 1,76 Milliarden Kilowattstunden durch die Pipeline Nord Stream 1. Die jetzt vereinbarte erste Lieferung von 137.000 Kubikmetern Flüssiggas für RWE per Schiff aus den Emiraten entspricht etwa 0,95 Milliarden Kilowattstunden.


    Die Tanker-Lieferung deckt also etwas mehr als die Hälfte des Tagesvolumens, das früher durch Nord Stream 1 geflossen war. Berechnungen zufolge bräuchte es 144 LNG-Schiffe mit einer Kapazität von 145.000 Kubikmetern, um Deutschland in einem durchschnittlichen Wintermonat komplett mit Gas zu versorgen.


    Die jetzt vor Spanien auf Reede liegenden 35 Pötte entsprechen also ungefähr der benötigten Menge von 7 Tagen nur für den Gasverbrauch von Deutschland in einem Wintermonat. Und selbst jetzt gibt es schon Entladestaus. Das europäische Bottleneck sind die Anzahl derTerminals und die Entladegeschwindigkeit (mal abgesehen von der Chloreinleitung ins Wasser (warum wohl hat Australien den Pott zur Entladung in Brunsbüttel wohl nicht zugelassen, hüstel, aber wir nehmen ihn gerne). Ich persönlich sehe da für den Winter schwarz wenn er kalt wird. Ist mir total unklar wie man das rechnerisch schaffen will.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Bei mir beim SO in McPom hat nahezu jeder Nachbar noch einen Ofen/Kachelofen. Einige heizen seit Jahren nur damit.

    Dann wird es langsam Zeit, dass das Verfeuern von Braunkohlebriketts zu einem Ende kommt.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Ich persönlich sehe da für den Winter schwarz wenn er kalt wird. Ist mir total unklar wie man das rechnerisch schaffen will.

    Ich nicht.


    Deutschland bekommt über den Winter 2 LNG Terminals und noch etwas Gas aus Frankreich.


    Wenn sich die Leute beim Heizen zurück halten wird es reichen.


    Wenn nicht haben wir es einfach auch verdient, dass dann die Lichter ausgehen.

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • Die Leute bei mir im SO-Dorf würden dir was Husten, sei dir sicher.

    Sie fahren mittlerweile auch Autos mit Katalysatoren, benutzen Spraydosen ohne FCKW und leiten ihre ungeklärte Scheiße nicht mehr in den nächsten Bach ein und für den "totalen" Insektenmord im eigenen Garten muss man jetzt auch schon nach Polen fahren, um sich die Gifte dort zu holen.


    Bin mir sicher, da haben die bei Dir im Dorf stets alle auch reichlich "gehustet", gekommen ist es trotzdem, und das ist auch gut so.


    Wenn die Braunkohlebriketts nicht freiwillig verschwinden lässt sich das auch über den Preis oder Verbote regeln. Du glaubst doch nicht, dass wir in 15 Jahren industriell unseren Stahl mit Wasserstoff herstellen und Ronny Müller verheizt jährlich 5 Tonnen Braunkohle dann daheim im Ofen?

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.