Lebensmittelversorgung in Deutschland

  • Wobei anzumerken wäre, dass das Handeslbilanzdefizit auch dann ansteigen würde, wenn mehr von der inländischen Produktion auch im Inland verzehrt werden würde. Das wird aber vermutlich nicht wesentlich der Fall sein.


    Weiterer Aspekt: Angesichts der besonders bei Lebensmittel hohen Inflation steigt das Defizit im (nicht inflationsbereinigten) Geldbetrag automatisch, auch wenn die Gewichtsmengen gleich bleiben: Nehmen wir an, dass wir in einem Jahr 20 Mrd. Euro Außenhandelsdefizit hatten, dann wären es bei 10% Inflation im Folgejahr 22 Mrd. Euro bzw. eine Steigerung um 10%, auch wenn sich an der Warenmenge nicht verändert hätte.


    Und schließlich wird in dem Artikel auch klar, dass die Agrardunktionäre daraus den Schluss ziehen, politische Förderung für den Lebensmittelexport zu verlangen. Die gesellschaftliche Resilienz bringt das sicher nicht weiter.

  • dann wären es bei 10% Inflation im Folgejahr 22 Mrd. Euro bzw. eine Steigerung um 10%, auch wenn sich an der Warenmenge nicht verändert hätte

    mal lese :

    Das Außenhandelsdefizit bei Agrar- und Ernährungserzeugnissen verschlechterte sich dadurch innerhalb eines Jahres im Wert um rund 18 Prozent. Mengenmäßig war der Rückschritt noch größer, nämlich 34,3 Prozent.





  • Naja, die Frage ist halt, ob man Mango, Kiwi, Wein, Schweinefleisch und Weizen alles auf eine einzige Waage werfen will und 1 Euro Kaviar mit 1 Euro Kartoffeln gleich setzt und was das über den Selbstversorgungsgrad wirklich aussagt.


    Für mich ist der Artikel nur ein Aufhänger der Agrarlobby, die damit wie stets üblich mehr Steuergeld und weniger Regularien fordert.


    Mal als Beispiel, wie es beim Getreide aussieht:


    Getreide: Futtermittelverwendung gesunken, Selbstversorgung gestiegen
    Der Inlandsverbrauch von Getreide sank um fast vier Millionen Tonnen, 54 % wurden als Futtermittel verwendet.
    www.landundforst.de


    Zitate daraus:


    "...

    dass der Inlandsverbrauch von Getreide bei rund 39 Millionen Tonnen lag. Davon wurden knapp 23 Prozent für die Nahrungsmittelproduktion verwendet, 18 % flossen in die industrielle und energetische Nutzung. Saatgut und Verluste lagen zusammen bei knapp sechs Prozent. Fast 54 % wurden als Futtermittel eingesetzt...."


    "...

    In der Summe über alle Getreidearten deckte die Ernte den inländischen Bedarf zu 109 Prozent (Vorjahr: 101 Prozent). Für Nahrungszwecke wurden 8,9 Millionen Tonnen Getreide verwendet..."


    Deutschlands Agrarindustrie könnte völlig problemlos auch 200 Millionen Leute ernähren, aber halt nicht, wenn diese überwiegend Schweinefleisch, Mango und Kiwi essen wollen. Ich brauch nur auf meinen eigenen Teller schauen, da muss ein signifikanter Teil schon Klimabedingt importiert werden und andere Sachen werden es halt aus Kostengründen.
    In der EU stehen pro Person und Tag durchschnittlich 3.500kcal "zur Verfügung", was auch immer die Formulierung sagen will (ist es das was die Leute kaufen, oder das was sie tatsächlich essen?)


    Tägliche Kalorienzufuhr pro Kopf weltweit bis 2020 | Statista
    Im globalen Durchschnitt standen im Jahr 2020 für die Ernährung der Weltbevölkerung pro Tag und Kopf 2.982 Kilokalorien zur Verfügung.
    de.statista.com

    Aus gegebenem Anlass: ich distanziere mich hiermit ausdrücklich gegen jeden Form von Gewaltphantasien gegen andere, den Staat oder staatliche Organe. Ich betreibe prepping als Krisenvorsorge und als Hobby und tausche mich hier mit Gleichgesinnten aus.

  • In der EU stehen pro Person und Tag durchschnittlich 3.500kcal "zur Verfügung"

    Wieviel wäre das wohl in Cola oder anderen Softdrinks? :grinning_squinting_face:


    Was ich damit sagen möchte ist, dass die reine kcal-Zahl nichts darüber aussagt wie gesund das ist.

    Es gibt lediglich einen Indiz wie nah der Hungertod wegen Kalorienmangel ist.

    Und das Individuum ist nicht der Durchschnitt.

  • Auch der Selbstversorgergrad gibt nicht an, wie gesund das ist :)


    Deutschland kann mehr als genug Lebensmittel produzieren, um sich selbst zu versorgen. Wenn man sich überwiegend aus heimischer pflanzlicher Nahrung ernähren würde so wie vor 100 Jahren (was unterm Strich vermutlich sogar gesünder wäre als die aktuelle durchschnittliche Ernährung) reicht das sicherlich auch für mehr als 200 Millionen Leute.


    Ich verlinke in letzter Zeit gerne diesen Vortrag zur produktivität deutscher Agrarflächen (in Energie und Protein):


    https://www.dafa.de/wp-content/uploads/DAFA_SF22_Isermeyer.pdf


    Bei den vereinfachten Berechnungen geht der Autor vom doppleten(!) empfohlenen Pro-Kopf-Proteinbedarf aus.


    MfG

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