Nahrungsmittelkrise voraus?

  • Da ja beim Getreideexport die Ukraine und Russland zukünftig zu größeren Teilen ausfallen werden und Russland den Export von Düngemitteln reduzieren will haben wir schon eine Gemengelage, welche den Getreidepreis in immer neue Höhen katapultiert.


    FE1101C2-C27A-4E2A-BA6D-3D52BF818D2C.jpeg


    Nun kommt seit heute abend vermutlich hinzu, dass Ungarn Getreideexporte ebenfalls einstellt:


    https://index.hu/gazdasag/2022…gyar-kozlony-nagy-istvan/


    Deepl: "Alle Getreideexporte werden am heutigen Freitag aufgrund der Preissteigerungen durch den russischen Krieg gegen die Ukraine geschlossen, hat RTL Klub erfahren. Landwirtschaftsminister István Nagy erklärte gegenüber dem Nachrichtensender, dass die Regierung mit dieser Maßnahme auf die kriegsbedingten Preissteigerungen reagiere."


    Sollte das stimmen wird das für die ärmeren Länder fatale Konsequenzen haben was die Beschaffung zu tragbaren Konditionen anbelangt. Sollte hier noch mehr Unsicherheit in den Markt kommen, Hortungen einsetzen bzw. Exportverbote salonfähig werden dann wird es noch an ganz vielen anderen Stellen in der Welt anfangen zu brennen.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ja, das wird es.

    Kein Getreide, kein Dünger, keine Lieferketten.

    Es kann zu Hungersnot und damit zu einer neue Fluchtbewegung kommen.

    Hier sollte Geld hinfließen.

  • Ja, das wird es.

    Kein Getreide, kein Dünger, keine Lieferketten.

    Und wie immer wird es die ärmsten unter den Armen treffen. Die armen in Deutschland und vor allem dem übrigen Westeuropa werden sicherlich mehr Geld für Nahrung ausgeben müssen. Sie werden sicher auch zumindest zeitweise auf staatliche Unterstützung angewiesen sein. Aber ich vermute, die Armen in anderen Teilen dieser Welt, die wirtschaftlich nicht auf dem Niveau wie Westeuropa stehen, werden es schwer haben.

    Und das "dann sollen sie doch Kuchen essen" wird nur bedingt funktionieren. Wäre ungünstig, wenn es aufgrund der Verwerfungen auf dem Nahrungsmittelmarkt anderenorts zu Unruhen und Aufständen kommt und Staaten dadurch destabilisiert werden. Hungernde Menschen können ziemlich garstig sein. 🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Futtermittel wird nicht nur teuer sondern auch knapp. Futtermühlen haben zwar die letzte Ernte aufgekauft, allerdings lagert das Zeug in den jeweiligen Ländern und wird erst bei Bedarf dann geholt. Das jetzt viel nicht mehr geholt oder geliefert werden kann, ist auch klar. Nennt man Just in Time usw. Lagersilos sind halt bei uns teuer und werden nur für ein paar Wochen gefüllt.

  • Wenn man sich anschaut wo die Exporte aus Russland und der Ukraine hingingen, dann sieht man schön wen es hier beuteln wird:


    E47220BC-516B-4D19-806B-4FC1D4DB5AA4.jpeg


    Schaut man sich beim Weizen die Exportmengen an


    https://de.statista.com/statis…eizenexporteure-weltweit/


    kann einem Angst und Bange werden wenn man schaut wer im Augenblick direkt vom Ukraine-Krieg betroffen ist. Wenn das komplett ausfällt dann Hallelujah. im Worst Case noch verminderte Menge in der EU (Exportstop Ungarn) und ggf. Liefereinschränkungen aus Kasachstan als verlängerte Versorgungsstelle von Putin. Da hätten wir wieder ganz schnell Hungeraufstände in Nordafrika, Lebensmittelknappheit in der Sahel-Zone und auch Probleme im asiatischen Raum. Würde wiederum zu Preissteigerungen beim Reis führen da der ein Grundnahrungsmittel ist und als Kompensation stärker nachgefragt werden würde etc.


    Das kann sich zu einem Teufelskreis entwickeln der weltweite Auswirkungen hat.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Wenn man sich anschaut wo die Exporte aus Russland und der Ukraine hingingen, dann sieht man schön wen es hier beuteln wird:

    Kann das richtig sein, dass Westeuropa, bis auf Spanien, keine Getreidelieferungen aus der Ukraine oder Russland erhält?


    Um so interessanter, welche Staaten in Afrika und Asien mehr oder weniger von diesen Lieferungen abhängig sind.


    Deutschland und Co werden dieser Abbildung zufolge nicht unmittelbar betroffen sein, sondern nur mittelbar, denn unsere Lieferanten werden sich die erhöhte Nachfrage teurer bezahlen lassen. Markt nennt man das wohl.🤷

    aus Niedersachsen, DE gesendet...


    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit." Marie von Ebner-Eschenbach


    Dorfleben. Entweder du liebst es oder du liebst es nicht. Es gibt kein Versuchen!


    "Dein Rad kann viel mehr, als du ihm zutraust. Das findet schon seinen Weg. Einfach laufen lassen, wenig bremsen, den Flow finden." (ein Freund zu einem Silk Road Mountain Race Teilnehmer)

  • Ja, Tschechien war z.B. für Deutschland in 2021 der wichtigste Weizenlieferant mit 1,7 Mio Tonnen. Erst seit 2018/2019 (Dürre) ist die EU teilweise wieder zum Nettoimporteur geworden.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Schau dir mal bei der Liste der weltweit grössten Agrarproduzenten an wo jeweils Russland und Ukraine in den jeweiligen Segmenten stehen (Tabllen weiter unten für Getreide und Gemüse):


    https://de.wikipedia.org/wiki/…C3%9Ften_Agrarproduzenten


    Ein auch nur partieller Ausfalll hat zumindest eklatante Preisauswirkungen am Weltmarkt, garnicht zu reden von der Versorgungssicherheit.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Und zu letzt wie von Timmy erwähnt die Futtermittelpreise. Hierzu ein aktueller Artikel:


    https://www.agrarheute.com/mar…halter-grosser-not-590959


    Rapsschrot ist Mangelware, Futtergetreide 70% im Preis nach oben. Das treibt dann wiederum den Fleischpreis in neue Sphären und damit die weltweite Inflation. Und wir laufen in das Dilemma Fleisch vs. Grundnahrungsgetreide von der Anbaufläche her. Ich persönlich sehe in den Lebensmittelpreisen eine (weltweit gesehen) größere Gefahr als im Ukraine-Krieg. Fressen muss jeder und hier können ganz extreme Verwerfungen entstehen, wenn es blöd kommt. Hoffen wir das die Lieferketten und das Preisniveau halbwegs handlebar bleiben. Ich für mich persönlich werde in jedem Fall bei Dosenbrot nachlegen mit mindestens 100 Dosen. Das ZeugIst ja lange genug über MHD haltbar.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Ich denke man braucht keiner Angst vor einer Hungersnot zu haben. Speziell das Getreide nicht mehr angebaut oder der Dünger nicht mehr geliefert wird. Es gibt durchaus Getreidesorten, hier speziell Weizen der mit sehr viel weniger Dünger auskommt als bisher für Hybridsorten verwendet wurde. man muss nur auf gewisse Getreidesorten ausweichen. Ja und hier sind es meistens alte Sorten.

    Ich denke die Landwirtschaft muss sich gewaltig umstellen, ein so weitermachen wie bisher ist nicht drin.

    Sicher wird es teuerer, und auch das Fleisch wird teurer, bei kleineren Mengen, denn die Einfuhren von Kraftfutter (Soja) kann sich bald kein Mäster mehr leisten.

    Vielleicht hilft das dem Regenwald und uns auch in heimischen Gefilden, da weniger Gülle auf die Felder gebracht wird, zumindest nur das was eine Pflanze wirklich braucht. Dazu werden die Monokulturen von Mais sicher auch darunter leiden. Gott sei dank.

    Dosenbrot sehe ich hier als kleine Hilfe, aber das wird nicht den Mangel beseitigen, eher noch fördern. Dann schon lieber Getreide einlagern,das ist auch mindestens 10 Jahre haltbar, und man kann alles daraus machen, und hat nicht nur ein dröges Dosenbrot, das ich mir bald überessen habe. Eine kleine Mühle noch dazu und fertig.

  • Jein, die Sichtweise ist schön, reflektiert aber folgende Punkte nicht:


    1. Bevölkerungswachstum

    2. Pflanzenertrag

    3. Bezahlbarkeit der Produkte


    Generell gebe ich dir Recht, das ist aber nur möglich aus der "dekadenten" Sicht eines 1st-Welt-Land-Bewohners der in günstigen klimatischen Verhältnissen lebt und sich Preissteigerung (noch) leisten kann. Diverse Untersuchungen haben gezeigt, dass die Welternährung nur mit künstlichem Dünger bei dem zu erwartendem

    Bevölkerungswachstum möglich ist.


    https://www.iva.de/sites/defau…ehrung_mineralduenger.pdf


    Dazu noch die Problematik der schrumpfenden Mengen an Rohstoffen für Phosphatdünger und deren energieintensive Produktion. Ebenso wird man den Fleischkonsum nur begrenzt reduzieren können, es gibt genügend Menschen die ihn sich leisten können und somit in Konkurrenz (Agrarfläche) zu denen stehen die einfach nur Nahrung brauchen egal ob fleischlich oder pflanzlich.


    Hat man nun disruptive Ereignisse wie den Ukrainekrieg kann das auf der jetzigen Basis der Landwirtschaft extreme gesellschaftlich-politische Entwicklungen in Schwellen- und 3te-Welt-Ländern haben. Eine Umstellung der Landwirtschaft würde Dekaden in Anspruch nehmen. Teuerungsraten wie wir sie jetzt bei landwirtschaftlichen Produkten sehen bedrohen selbst Schwellenländer die bisher noch halbwegs wirtschaftlich existierten. Nimm nur die Türkei. Inflationsrate zur Zeit 54% auf Grund der Erdogan-Politik mit schleichender Verarmung der Bevölkerung in weiten Teilen. Nun kommen viel teurere Argrarprodukte. Die werden in USD an der Terminbörse gehandelt. Der Dollar steigt, die Lira fällt beides in unheilvoller gegensätzlicher Entwicklung. Da ist selbst in Ländern wie der Türkei Konfliktpotential vorhanden, wenn man sich den dortigen Mindestlohn anschaut. In den wirklich armen Ländern hat das noch viel eklatantere Auswirkungen. Mit allen daraus folgenden Sekundärproblematiken wie Fluchtbewegungen etc.


    Getreide hab ich übrigens auch eingelagert :winking_face: Dosenbrot find ich aber praktisch.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • Und wie immer wird es die ärmsten unter den Armen treffen. Die armen in Deutschland und vor allem dem übrigen Westeuropa werden sicherlich mehr Geld für Nahrung ausgeben müssen. Sie werden sicher auch zumindest zeitweise auf staatliche Unterstützung angewiesen sein. Aber ich vermute, die Armen in anderen Teilen dieser Welt, die wirtschaftlich nicht auf dem Niveau wie Westeuropa stehen, werden es schwer haben.

    Und das "dann sollen sie doch Kuchen essen" wird nur bedingt funktionieren. Wäre ungünstig, wenn es aufgrund der Verwerfungen auf dem Nahrungsmittelmarkt anderenorts zu Unruhen und Aufständen kommt und Staaten dadurch destabilisiert werden. Hungernde Menschen können ziemlich garstig sein. 🤷

    Um die armen in der EU und vor allem in D mache ich mir keine Sorgen. Durch staatliche Unterstützung wird geholfen.

    Aber in anderen Kontinenten wird es kritisch. Aber da helfen wir ja nicht mit Ausrüstungswellen.

  • Deutschland und Co werden dieser Abbildung zufolge nicht unmittelbar betroffen sein, sondern nur mittelbar, denn unsere Lieferanten werden sich die erhöhte Nachfrage teurer bezahlen lassen. Markt nennt man das wohl.🤷

    Ja. Um D mache ich mir keine Sorgen. Wir werden immer genüg haben. Und das auch noch für einen Preis, dass keiner verhungern wird.

    Dafür sorgt die Politik schon.

    Aber anderswo?

  • Mein Vater war letzte Woche beim Landhandel: In der Traktorschlange an der Düngemittelverladung einerseits großes Lamentieren über Diesel- und Düngerpreise, andererseits noch größere Vorfreude auf die Getreidepreise im Sommer.

  • Dazu noch diese News aus China, der Absatz für Russland scheint bezüglich Getreide auf diesem Weg gesichert zu sein:


    https://www.foxnews.com/live-n…ssia-ukraine-war-3-6-2022


    China’s agriculture minister reported over the weekend that the recent winter wheat harvest could be the “worst in history,” providing further justification to buy from Russia.

    Minister of Agriculture and Rural Affairs Tang Renjian said rare heavy rainfall last year delayed the planting of about one-third the normal wheat supply, leading to a roughly 20% shortage in crop yield.

    The war between Russia and Ukraine, which together produce roughly 29% of global wheat exports, had already pushed wheat prices to an incredible 14-year high.

    The shortage could create food security issues for China, driving it to buy wheat from Russia. The two countries worked out a deal on Feb. 24 that allowed China to import wheat from all regions of Russia, which could provide Russia with greater funds for its war and further relief from devastating sanctions on its economy.“


    Diese Achse scheint sich immer weiter zu verfestigen, für China das seine Bevölkerung nicht eigenständig ernähren kann vermutlich eing kostengünstiger Einkaufszeitpunkt.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd

  • China-Russland da macht sich Russland selber zum Vasallen.


    Der einzige Benefit den Russland hatte, war seine Große Armee.

    Die Armee und Ihr Nimbus bröckeln Grad.

  • China kann allerdings auch nur das aus Russland importieren, was dort produziert werden kann. Wenn dort z.B. klimabedingt die Ernte ebenfalls ein Reinfall wird wie in China oder Erntemaschinen mangels Ersatzteilen vermehrt ausfallen, dann brennt auch in China die Bude, siehe auch in dem zitierten Foxnews-Beitrag: "The shortage could create food security issues for China"

  • tomduly : sehe ich genauso, das wäre dann ein Horrorszenario wenn Grossmächte sich um Nahrungsmittel streiten würden/müssten. Die Verlierer wären alle Kleinstaaten und ärmeren Länder.

    Der Bote der Wahrheit braucht ein schnelles Pferd